Ungarn wird ja in unseren Medien als Paria vorgeführt, in dem Rechtsextreme die Regierung übernommen haben und europäische Werte mit Füßen treten. Gern macht man das an Ungarns Politik in Bezug auf die aus Südosteuropa, dem Nahen- und Mittleren Osten sowie Afrika strömenden Flüchtlinge fest. Was verlogen ist, denn hier wird der Bock zum Gärtner gemacht.


Was ist eine rechts gerichtete Regierung? Na zum Beispiel die Ungarische. Die kungelt mit den bösen Russen und schottet sich außerdem noch ab – vor Flüchtlingen! Im Rahmen der europäischen Wertegemeinschaft kann man das nur verurteilen, oder? Die deutsche Tagesschau tut es – seit Jahren. Sie überlässt die Wertung des Geschehenen aber nicht Ihnen und übernimmt das also gleich für Sie mit, damit Sie sich im Schwarz-Weiß-Bild rasch positionieren können [b1]:

Die deutsche Bundeskanzlerin hatte also damals, im Februar 2015, den ungarischen Premier belehrt. Und die Tagesschau dienerte ganz auf der ethisch reinen Seite ihrer Regierung zu – was für eine Selbstdarstellung als Hofberichterstatter der Mächtigen. Diesen Stil über andere Gesellschaften zu berichten, hat sich die ARD-Tagesschau bis heute bewahrt.

Ungarn sieht die gegenwärtige Politik der Europäischen Union gegenüber Russland als ausgesprochen kontraproduktiv für den Frieden in Europa und gedeihliche wirtschaftliche Partnerschaften. Sanktionen – eben auch gegen Russland – sieht die deutsche Führung dagegen offensichtlich als probates Mittel, um anderen Menschen oder Gesellschaften ihren Willen auf zu zwingen. Man redet von Demokratie und tritt sie dabei mit Füßen …

Der ungarische Außenminister Peter Szijjarto wies im Mai 2017 darauf hin, dass die Sanktionen gegen Russland ihre Ziele komplett verfehlt haben und dass die EU das hinterfragen müsse; und sagte:

„Wir wollen nicht mehr die Verlierer sein. Es ist in unserem ureigenen Interesse, Sicherheitsinteresse und pragmatischem Interesse und ebenso ökonomischem Interesse, dass die USA und Russland bessere Beziehungen pflegen als gegenwärtig. Und das nicht etwa weil wir für Russland oder für die USA sind oder für sonst wen. Wir sind Ungarn und wir wissen, wenn immer diese Staaten gute Beziehungen haben, ist das viel besser für Mitteleuropa.“ [1][Übers. PA]

Ist das rechtsextrem? Ich meine, dass dies Binsenweisheiten sind. Gutnachbarliche Beziehungen zu pflegen, sollte also ein Grundbedürfnis von Politik sein. Der Missbrauch und das Scheitern von Sanktionen als Gegenprobe können dieses Grundbedürfnis doch nur stärken! Deutsche Politik und Medien propagieren genau das Gegenteil. Sie reden von Kooperation, bieten den Menschen also Worthülsen, füllen diese aber mit Konfrontation.

Aber die ungarische Regierung ist doch ausländerfeindlich! Die schottet sich nämlich gegen Flüchtlinge ab. Die armen schutzlosen Flüchtlinge werden von der bösen ungarischen Regierung einfach ausgesperrt. Also das ist nun wirklich eine Missachtung unserer freiheitlich demokratischen Werteordnung, oder? [b2]

Mehr noch werden die doch so gut gemeinten Belehrungen aus der EU brüsk zurück gewiesen. [2] Ungarns Außenminister formulierte es so:

„Zu aller erst lassen wir [auch weiterhin] keinerlei Einmischung in unsere eigenen Angelegenheiten zu. Es gab diesbezüglich viele Versuche, die wir zurück wiesen und weiterhin zurück weisen werden.“ [3][Übers. PA]

Warum war und ist eigentlich die EU, respektive Deutschland so interessiert gewesen, dass die Balkanroute offen bleibt; reine Nächstenliebe? Achten Sie mal im verlinkten Wikipedia-Artikel auf die Inhalte zum Thema Drogenschmuggel. Man hat dort ganz elegant den europäischen Drogenumschlags-Platz Nummer eins – weg gelassen. Und das ist der Kosovo!

Ungarn widersetzt sich den EU-Forderungen und pocht auf seine Souveränität:

„Migrationspolitik ist Kernkompetenz der [EU-]Mitgliedsstaaten. Und wir machten sehr klar, dass für uns, Ungarns Sicherheit bzw. die Sicherheit der ungarischen Bürger an erster Stelle steht. Und wir lassen uns von niemandem die Sicherheit Ungarns und seiner Menschen gefährden.“ [4][Übers. PA]

Im Vergleich zu anderen europäischen Staaten versorgt Ungarn durchaus (prozentual) ebenso viele Geflüchtete. Und neben seiner Sicherheit verweist es auf die Kosten, welche das wirtschaftlich relativ schwache Ungarn zu tragen hat. Ungarn spricht sich auch nicht gegen einen generellen Aufnahme-Stopp aus; allerdings gegen eine von der EU festgelegte Quote. Dazu betonte Szijjarto, dass mit massenhafter illegaler Einwanderung auch Terroristen in die Staaten der europäischen Union strömten. [5]

Hierzu möchte ich KEINE Diskussion aufmachen, denn sie führt weg vom Kernproblem! Das sind Diskussionen die wir führen SOLLEN, damit wir die notwendigen Diskussionen nicht führen KÖNNEN.

Bei alldem rufen wir uns nämlich in Erinnerung, dass wir von Symptomen sprechen. Politik und Medien stellen offensichtlich ganz bewusst NICHT den vollständigen(!) Zusammenhang zwischen den Flüchtlingsströmen und den Kriegen im Nahen- und Mittleren Osten, wie auch in Afrika her. Vor allem entkoppeln sie die Ursachen der Kriege dort mit den Kriegen selbst und so gelingt es ihnen, in den Menschen hier ein Bild von „im Chaos versinkenden“ von „zerfallenden Staaten“ zu erzeugen, was so eben nicht stimmt.

Ungarn exportiert keine Rüstungsgüter in den Nahen – und Mittleren Osten. Und es mischt sich auch nicht in die Belange der Staaten dort ein. Aber es trägt die Folgen der Interventionspolitik westlicher Staaten; vor allem Deutschlands, Großbritanniens und Frankreichs.

Dass die deutsche – und EU-Politik Ungarn Ausländerfeindlichkeit unterstellt, ist ein Treppenwitz. [6] Denn sie selbst ist ausländerfeindlich. Sie zettelt Kriege in anderen Staaten an, beutet sie aus und ist hauptverantwortlich für die in Gang gesetzten Flüchtlingsströme.

Bis heute betreibt sie das aktiv. Ihre Wirtschaftsberater sind neoliberale Seelsorger, welche Staaten in Wirtschaftsverhältnisse zwingen, die dem Wohle deutschen Wirtschaftswachstums und seiner zweifelhaften Rolle des Exportweltmeisters zu dienen haben.  Sie zwingt den armen Staaten der Dritten Welt Wirtschaftsverträge auf, welche deren soziale Gemeinschaften einschl. der Lebensgrundlagen der Menschen zerstören. Sie sorgt für den Verkauf an Waffen in die feudal regierten, reaktionären Ölmonarchien des Nahen Ostens und arbeitet militärisch und politisch eng mit ihnen zusammen. Sie sorgt für Wirtschaftssanktionen, die andere Staaten ausbluten und deren Einwohner aus dem Land treiben. Sie destabilisiert ungeniert andere Staaten über politische Aktivitäten. Sie betreibt massive Desinformation und fördert Feindbilder hier in Europa und Deutschland. Deutsche Politik ist in hohem Maße mitverantwortlich, dass Ausländerfeindlichkeit in Deutschland grassieren kann.

Das was deutsche Politik-Eliten Andersdenkenden und nicht in ihrem gewünschten Sinne Handelnden gerne vorwerfen, sind sie selbst: ausländerfeindlich und populistisch, ja extrem, weil aggressiv.

Und das ist ohne weiteres belegbar. Die Präposition „rechts“ als propagandistisches Totschlagargument habe ich bewusst weggelassen. Es taugt nicht mehr, um politisches Handeln zu beschreiben. Die deutschen Politiker aber haben nicht den Mut, mit dieser Politik des Krieges und des Elends vor allem andernorts zu brechen, verlangen aber Gefolgschaft von der Wertegemeinschaft. Und das ist eben verlogen – und gleichzeitig ein Selbstbetrug.

Wer im Glashaus sitzt, sollte nicht mit Steinen werfen. Dass die UNO, welche sich bis in die Gegenwart zum Werkzeug westlicher Staaten machen ließ, um Kriege im Nahen Osten zu legitimieren und zu unterstützen(!), also selbst mit verantwortlich ist, für die Entwurzelung von Millionen Menschen, mit Empörung auf die Flüchtlingslager in Ungarn reagiert. [7] Das kann nur deshalb von den Menschen hier kritiklos geschluckt werden, weil ihnen die Zusammenhänge bewusst und systematisch verschwiegen wurden.

Und weil das so ist, gebe ich mal ein Bonbon hinzu: Die Alternative für Deutschland (AfD) ist keine wirkliche Alternative für Deutschland. Denn sie ist neoliberal, konservativ und unsozial. [8] Aber sie ist weniger rechts als die deutsche Regierungspolitik der Gegenwart, weil ihre Akteure (die der AfD) sichtbare Zeichen von Verständigung und Friedensbereitschaft nach außen senden. [9] Wenn wir schon in rechts-links-Schablonen denken wollen, dann sehe ich die AfD stramm rechts und die deutsche Regierung rechtsextrem, weil bei ihr noch die Kriegsleidenschaft, geboren aus der immanenten Gier des darunter liegenden Systems und einer kompletten Selbstüberhebung hinzu kommt, zu den neuen Weltenlenkern zu gehören. Es muss einem bange um Deutschland sein.

Und daher sehe ich die hierzulande betriebene ständige Verunglimpfung (u.a.) Ungarns und seiner Regierung als Rechtsextreme bzw. Rechtspopulisten schlicht als reines Ablenkungsmanöver, um von der Kriegspolitik Deutschlands und das dadurch verursachte millionenfache Leid von Menschen abzulenken. Dieses Empörungs-Management wird systematisch betrieben und beschränkt sich – unschwer erkennbar – beileibe nicht auf Ungarn (neben Venezuela und Syrien fällt mir da z.B. noch Griechenland ein). Und so etwas geht einher mit einer „Gut-Stellung“ der alternativlosen eigenen Politik und entsprechender Verurteilung abweichender Politik.

Und das zu unterstützen, dafür geben sich die Öffentlich-Rechtlichen Medien in Deutschland her. Wie im Falle von Venezuela (vor kurzem thematisiert) auch in Ungarn: eine einseitige, parteiische wertende Berichterstattung. Hier wie da demonstrieren nach deren Gustus zehntausende „gute Demokraten“ [10] gegen die wahlweise „rechtspopulistische Regierung und ihre (natürlich) korrupten Mitläufer“ oder „die Diktatur“. Und der Eindruck wird vermittelt, ein ganzes Land wäre gegen seine Regierung aufgestanden.

Einerseits sind gerade die Politik-Eliten in Deutschland zunehmend offen machtgierig und stellen ihre kleine Hegemonialrolle in Europa selbstbewusst zur Schau. Andererseits aber hängen sie in den Seilen eines über Jahrzehnte fest gezurrten transatlantischen Netzwerkes; erzogen, indoktriniert, gebrieft, unselbständig. Und fragen ihre Herren und Meister, die in Übersee gerade so richtig die Masken fallen lassen, was sie denn nun tun sollen. Schauen Sie mal, das z.B. ist eine Nachricht vom Meister, das erkennen Sie schlicht daran, dass es keine Befürworter des Rauswurfs von Soros aus seinem Heimatland zu geben scheint – scheint, so ist es aber nicht! Also hier; Propaganda der tagesschau für einen Hedgefonds-Milliardär, der sich auch seit Jahren in der Ukraine und Syrien „engagierte“ und die Politik Deutschlands beeinflusst [b3]:

Eine sonderbare Sorge um Demokratie ist das. Der in deutschen Medien gern zum „Philanthropen“ gekürte George Soros macht sich selbst nicht die Hände schmutzig, er finanziert einfach die Kriegstreiber über seine Netzwerke. Wie das aussieht? Willkommen bei den Freundinnen und Freunden von Avaaz [b4]:

Die Verfasser dieses Schreibens meint man, wünschten sich wahrscheinlich früher heute als morgen den wütenden Mob auf der Straße. Krieg in die Köpfe prügeln – hier haben Sie ein ausdrucksstarkes Beispiel, wie das gemacht wird. 

Die Suche zum Beispiel nach „Demonstrationen in Ungarn Tagesschau“ in einer Suchmaschine Ihrer Wahl zeigt Ihnen im Weiteren zudem sehr anschaulich das selektiv durch dieses Leitmedium ARD gezeichnete Bild.

Eine Frage habe ich sehr bewusst offen gelassen, nämlich die: Warum war die EU, respektive Deutschland so daran interessiert, dass die Balkanroute für Flüchtlinge offen bleibt?

Was denken Sie? Kleiner Tipp, wagen Sie den Versuch, nicht bei einer einzigen Sicht stehen zu bleiben.


Quellen

[1] 26.5.2017; http://tass.com/world/947937

[2] 14.9.2016; http://www.spiegel.de/politik/ausland/ungarn-viktor-orban-freut-sich-nach-asselborns-forderung-zu-eu-austritt-a-1112244.html

[3][4] 26.5.2017; http://tass.com/world/947929

[5][8] 19.7.2016; https://www.freitag.de/autoren/der-freitag/alternativlos-neoliberal

[6] 11.6.2015; http://www.swp.de/ulm/nachrichten/politik/kampagne-gegen-auslaender-9041818.html

[7] 7.3.2017; http://www.n-tv.de/politik/Ungarn-laesst-alle-Fluechtlinge-festsetzen-article19732979.html

[9] 28.5.2017; https://www.afd.de/aussenpolitik-sicherheit/

[10] 10.4.2017; https://www.tagesschau.de/ausland/ungarn-proteste-101.html

[b1] Screenshot vom 27.5.2017; Putin bei Orban in Ungarn; 17.2.2015; https://www.tagesschau.de/suche2.html?page_number=3&query=Ungarn&sort_by=score&dnav_type=story

[b2] Screenshot vom 27.5.2017; Migration: Ungarns zweiter Grenzzaun fertig; 28.4.2017; https://www.tagesschau.de/suche2.html?query=Ungarn&sort_by=score&results_per_page=10&dnav_type=story

[b3] Screenshot außenpolitischer Teil der Tagesschau vom 10.4.2017, 14:57 Uhr; http://www.tagesschau.de/ausland/

[b4] Rundmail von Avaaz am 6.4.2017; Alice Jay – Sie greifen Kinder mit Giftgas an; Screenshot

[Titelbild] Autor: Skeeze, https://pixabay.com/de/users/skeeze-272447/; Originaltext: Budaburg, Donau, Budapest, Ungarn, Architektur, Nacht; Dateiname/entnommen aus: https://cdn.pixabay.com/photo/2015/11/07/17/05/buda-castle-1032134_960_720.jpg; Lizenz: CC0 Public Domain; Bearb. d. PA

Von Ped

Ein Gedanke zu „Ungarische Sichten“
  1. Mit grossem Bedauern merke ich an, dass allen Ihren Ausführungen leider
    nichts entgegenzuhalten ist.
    Ich muss jedoch davon ausgehen, dass die „falschen“ Leute
    Ihre Artikel lesen, ARD- und ZDF-Journalisten oder die
    aktuellen „Politikamtsinhaber“ tun es offensichtlich nicht.
    Die Elite hinter der Politik hingegen weiss es und braucht es nicht zu lesen.

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