Im Jahre 2012 zog der damalige US-amerikanische Präsident Barack Obama eine „Red Line“ (Rote Linie), deren Überschreiten er mit einer erforderlichen US-amerikanischen Intervention in Syrien gleich setzte. Der investigative Journalist Seymour Hersh nahm das zum Anlass, eine weitere Linie sehr ähnlichen Namens offenzulegen, die „Rat Line“ (Rattenlinie). Doch was hat das mit der 2012 erfolgten Ermordung des US-Botschafters in Libyen zu tun?


Ein US-Konsulat als Angriffsziel

Am 11.September 2012 war es genau elf Jahre her, dass die Türme des World Trade Centers in New York in sich zusammen und zu Staub zerfielen. Und so stellt sich mir die Frage, ob es Zufall war, dass ausgerechnet und exakt elf Jahre später eine US-Vertretung im Ausland angegriffen wurde. Den Nachrichten der ersten Tage, den Überschriften und Reaktionen nach, wurde der Eindruck erweckt, dass die in ihrem Wesen radikal islamische Welt wieder einmal ihrem reaktionären Innern freien Lauf und die Demokratie angegriffen hatte (1).

Dieses Bild ließ sich — allerdings zuvor rasch und wirkmächtig beim Konsumenten eingebrannt — nicht lange aufrecht erhalten. Bald wurde klar, dass der Angriff auf das US-Konsulat in Bengasi mitnichten das Werk „empörter Muslime“ sondern eine sorgfältig geplante militärische Aktion war. Der Gebäudekomplex wurde eingekreist und nachfolgend kamen automatische Waffen, Granatwerfer, Panzerfäuste und Raketen zum Einsatz. Unter den Opfern befand sich auch der US-Botschafter in Libyen, Christopher Stevens (2,3).

Die weitere Untersuchung ergab, dass der Angriff zweigeteilt war, dabei Hilfe angefordert, diese jedoch abgewiesen wurde. Der zur damaligen Zeit stellvertretende Leiter der US-Botschaft in Tripolis, Gregory Hicks, sagte dazu:

[…] Man habe nach der ersten Attacke auf das Gelände um Erlaubnis gebeten, vier Spezialkräfte an Bord eines libyschen Militärflugzeugs nach Bengasi fliegen zu lassen. Aus Washington sei aber keine Genehmigung gekommen. […] Mehrere Stunden später wurde ein zweiter Gebäudekomplex angegriffen, wobei noch zwei Amerikaner ums Leben kamen. […]“ (4)

und erzählte weiter, dass sich ein Team aus vier Spezialkräften in Tripolis auf die Abreise nach Bengasi vorbereitet hatte. Vom libyschen Militär war die Zusage erfolgt, die Soldaten in einem Transportflugzeug zum Zielort zu fliegen. Doch die Erlaubnis von Seiten der US-Behörden blieb aus. Hicks wörtlich:

Sie durften nicht ins Flugzeug steigen und verpassten es dann. Sie hatten wohl nicht die richtige Genehmigung von der richtigen Ebene.“ [5]

Erst nach der Attacke hätte das Militär Kampfjets über das Gebiet fliegen lassen und damit den zweiten Angriff in den Morgenstunden vereiteln können. Als Gregory Hicks weitere Fragen stellte, in der Richtung, warum die US-Vertretung ob der dortigen — auch ausdrücklich durch die CIA anerkannten — kritischen Sicherheitslage nicht besser geschützt worden sei, erntete er hierfür Kritik (6).

Warum nun erscheint mir das alles so wichtig?

Weil die CIA kräftig half, eine andere Geschichte über dieses Ereignis zu basteln:

Dann veröffentlichte der TV-Sender ABC am Freitag zwölf Entwürfe jener Argumentationshilfen („Talking Points“), mit der die CIA kurz nach dem Anschlag auf die US-Vertretung ausgewählte Parlamentarier sowie Regierungsmitglieder versorgte. In der letzten Version dieses Papiers ist allerdings weder von Terrorattacken noch einer Verbindung zu al-Qaida die Rede. In den ersten Entwürfen aber schon. Dort wurden offenbar auch frühere Warnungen der CIA vor entsprechenden Attacken erwähnt.“ (7,8)

Ein US-Politiker als Teilnehmer eines „Volksaufstands“

Erinnert sich der Leser noch, wo der sogenannte „Volksaufstand“ in Libyen seinen Ausgang nahm? Das war in der ostlibyschen Küstenstadt Bengasi. Wer trieb dort damals nachweisbar die Gewalt voran? Die dort stark vertretene Muslimbruderschaft. Wer versorgte sie mit Waffen? Französiche, britische  und US-Geheimdienste. (9-11)

Mit Beginn des Systemsturzes in Libyen wurde, wie aus dem Nichts, der Nationale Übergangsrat geschaffen — der Vorgänger des Allgemeinen Nationalkongresses. Die westlichen Staaten anerkannten umgehend dieses Kunstprodukt und umgingen dabei jedes Votum des libyschen Volkes. Dieser Übergangsrat bestand aus zuvor viele Jahre lang „warm gehaltenen“ Exilpolitikern, Anhängern des mehr als vier Jahrzehnte zuvor entmachteten Königs Idris. Hinzu kamen „Abgeworbene“ aus der Ghaddafi-Regierung und — eine starke Vertretung aus Mitgliedern der Muslimbruderschaft.

Und zu Gast beim Übergangsrat war ein sogenannter „Special Representative“ der USA.

Sein Name wurde eingangs bereits genannt: Christopher Stevens.

Christopher Stevens war also eng mit der libyschen „Opposition“ des Jahres 2011 vernetzt. Das ist eine der Hauptaufgaben von Mitgliedern der US-Behörden im Ausland und Stevens hatte in den Jahren 2007 — 2009 als stellvertretender Missionsleiter genügend Zeit, Kontakte in Libyen zu knüpfen. Im Nationalen Übergangsrat traf er damit auch auf Abdelhakim Belhadj von der Libyan Islamic Fighting Group (LIFG); dem militärischen Arm des von den Muslimbrüdern entfachten Aufstands. Belhadj ist auch Teil des Netzwerkes von al-Qaida (12-14).

Und der so plötzlich mit ausgesuchten Vertretern erstandene Übergangsrat hatte sich solche Ziele auf die Fahnen geschrieben — wer mag wohl das Drehbuch dafür geschrieben haben?:

„Eines der wichtigsten Ziele des Rates bestand in der Einrichtung einer Flugverbotszone über Libyen.“ (15)

„Flugverbotszone“ bezeichnet per Neusprech die militärische Enthauptung des selbst ernannten Gegners, über dessen Territorium man auf diese Weise ab sofort ungehindert den Luftkrieg führen kann. So ist es in brutaler Weise in Libyen exerziert worden. Schon im April 2011 forderte Stevens ein erhöhtes militärisches Engagement der USA in Libyen; durch Lufteinsätze und Spezialkräfte am Boden. Der US-Diplomat handelte ganz nach dem Muster von Agenten fremder Mächte. Er war aktiver Teil einer Rebellion, die den Sturz einer legitimen Regierung betrieb (16).

Und 2012? Was suchte Stevens im September 2012 — nach dem erfolgreichen Umsetzen der Verschwörung — im Hochrisiko-Gebiet Bengasi?:

„Im Januar [2013] gab das Senate Intelligence Committee einen Bericht heraus, der sich mit dem Angriff einer örtlichen Miliz auf das [US-]amerikanische Konsulat und eine nahegelegene Undercover-CIA-Einrichtung in Bengasi [Libyen] im September 2012 beschäftigt, bei welchem der US-Botschafter, Christopher Stevens und drei weitere Mitarbeiter ums Leben gekommen waren. Der Bericht kritisierte das Außenministerium für die mangelhaften Sicherheitsvorkehrungen des Konsulats sowie die Nachrichtenagenturen, weil diese das US-Militär nicht über die Anwesenheit eines CIA-Außenpostens in der besagten Gegend informiert hatten.“ (17)

Stevens war Agent, bevor Ghaddafis Regierung gestürzt wurde und er blieb es auch danach. US-Außenministerium und der größte US-Auslandsgeheimdienst sind praktisch untrennbar miteinander verbunden. Jener CIA-Außenposten, dessen Aufgabe unter anderem — aber beileibe nicht nur, wie wir noch erfahren werden — in der Erfassung der konfiszierten Militärbestände der libyschen Armee bestand, lag 1,2 Meilen vom US-Konsulat entfernt. Und man nimmt an, dass Stevens eben dort getötet wurde. (18,a1)

Die Rattenlinie

Es ist bewährte Praxis der US-Außenpolitik, dass sie, wenn militärisches Engagement für die eigenen Bürger oder die Verbündeten nicht akzeptabel ist, diese Aufgabe an die CIA abgibt. Zu jener Zeit gab es keine offizielle Befürwortung militärischer Unterstützung für die „Rebellen“ in Syrien. Jene „Rebellen“ wurden in der Türkei formiert und über die Grenze nach Syrien geschleust. Sie stießen zu den Muslimbrüdern, die den „Aufstand“ vor Ort entfacht hatten.

In den beiden ersten Kriegsjahren war der Ausgangspunkt des massiven Flusses an Waffen und Munition das libysche Bengasi — eine Hochburg islamistischer Kämpfer, zu der ohne Einschränkung die der Muslimbruderschaft zu rechnen sind. Bengasi war voll von Waffen und Bengasi hat einen Hafen. In jener Zeit fanden sich in den Massenmedien — unter einem Meer von Lügen — auch solche Informationen:

Libyen sei ein großer Waffenlieferant für Konfliktherde wie Mali und das Bürgerkriegsland Syrien.“ (19)

oder solche:

Libysche Waffen sollen per Schiff über den Libanon nach Syrien gekommen sein. Sicher ist dies nicht. Gaddafis und Assads Arsenal ähneln sich, was einen möglichen Nachweis erschwert. Sicher ist, dass libysche Kämpfer in Syrien sind.“ (20)

Die Muslimbruderschaft war und ist international aufgestellt. Sie wurde und wird von diversen westlichen Mächten seit Jahr und Tag benutzt, um Gesellschaften mittels einer „Strategie der Spannung“ zu destabilisieren. Die Dinge waren im Grunde bekannt:

Die Lieferungen nach Syrien wurden dem Uno-Bericht zufolge von verschiedenen libyschen Städten aus organisiert.“ (21)

Und noch dieses:

„Der Westen konzentrierte sich schließlich auf die Sicherstellung der tragbaren Flugabwehrraketen (Manpads). Davon will man 5000 gefunden haben — von 20.000, die im Umlauf sind. Der Großteil der Gaddafi-Bestände blieb verschwunden.“ (22)

Welche Kräfte sind in der Lage, solch einen massiven Transfer an Waffen über viele Monate hinweg zu organisieren und umzusetzen, ohne dass ihnen die „internationale Gemeinschaft“ in den Arm fällt? Das können nur die selbsternannten Führer dieser „internationalen Gemeinschaft“ sein.

Weiter oben wies ich auf die Verbindung von Christopher Stevens zum al-Qaida-Mann Abdelhakim Belhadj — auch Abd al-Hakim Belhadsch genannt — hin. Und die Verbindung soll eng gewesen sein. Belhadj jedenfalls traf sich — gerade zum Führer des Militärrates in Tripolis ernannt — am 27. November 2011 mit den Führern der ebenfalls gerade gegründeten Freien Syrischen Armee (FSA). Ort der Begegnung war das türkische Istanbul und der Rahmen wohl das Treffen des sogenannten Syrischen Nationalkongresses. Von wem wurde zu jener Zeit die FSA dominiert? Eben von der Muslimbruderschaft und geduldet durch den türkischen (Schatten)-Staat (23-25).

Belhadj ist dabei DIE Schlüsselfigur gewesen. Er hatte Verbindungen zu Al-Qaida, war Mitglied der Muslimbruderschaft, Mitglied der Libyschen Islamischen Kampfgruppe (LIFG), die den Krieg gegen die Gaddafi-Regierung mitführte und zuvor in Ausbildungslagern in den USA und Großbritannien auf den Tag X vorbereitet wurde. Belhadj wurde nach dem Sturz der Gaddafi-Regierung umgehend Kommandant des Militärrates in Tripolis. Er war ein Mann der CIA und führte Jahrzehnte zuvor für sie gegen die Sowjetunion den Krieg in Afghanistan als Mudschahedin. Seine Verhaftung durch die CIA und Übergabe an die libyschen Behörden ist dubios.

Wochen vor dem sogenannten „Volksaufstand“ in Libyen wurde er im Zuge einer Amnestie freigelassen — um sofort nach Bengasi zu gehen. Belhadj war schon im Jahre 2011 auch der Verbindungsmann zur Freien Syrischen Armee (FSA). Damit ergibt sich die logische Konsequenz, dass die sogenannte „Volkswehr“ FSA von Anfang an Verbindungen zu Terroristen hielt. Und Christopher Stevens hielt in Bengasi den Kontakt zu Belhadj — das seit dem März 2011 (26,27).

Es gab also eine klare Verbindung zwischen den Muslimbrüdern in Libyen und Syrien. Die von ihnen dominierte libysche Übergangsregierung bot bereits kurz nach ihrer Inthronisierung den syrischen Rebellen Waffen und Kämpfer an. Die Muslimbruderschaft hatte Geldgeber, vor allem aus Katar und ideologischen wie logistischen Halt in der Türkei (28,29).

Dabei gab es keine irgendwie geartete Legitimation der Staatengemeinschaft, den Krieg in Syrien aktiv zu befeuern. Wenn aber der Wille der Beteiligten ungebrochen ist und eine Macht im Hintergrund die Fäden zu allen beteiligten Gruppen zieht, dann können zur Etablierung einer Rattenlinie, denn darum ging es, nur diese helfen: Geheimdienste.

Denn eine logistische und militärische Unterstützung solchen Ausmaßes bedarf vieler Kollaborateure und Werkzeuge: Geschäftsleute, Banken, Behörden, Grenzbeamte, Militärs, Transportmittel, gefälschte Frachtpapiere und Personaldokumente, Bargeldtransfers und so weiter. Erst dann ist möglich, wovon erstmalig die Times of London im Oktober 2012 berichtete. Danach legte ein Frachtschiff aus Libyen in einem südtürkischen Hafen an, gefüllt mit 400 Tonnen Waffen, unter anderem mit einer Menge Luftabwehr-Raketen vom Typ Strela-2 sowjetischer Bauart. Da ist sie in Betrieb — die „rat line“; zu deutsch die Rattenlinie  (30,31).

Nach Recherchen des investigativen Journalisten Seymour Hersh trat im unveröffentlichten Teil des Berichts vom Senate Intelligence Committee (siehe auch weiter oben) sehr Brisantes zu Tage:

Ein nicht öffentlich gemachter Anhang hoher Geheimhaltungsstufe zu diesem Bericht beschrieb ein geheimes Abkommen zwischen den Administrationen Obamas und Erdogans. Es betraf die „rat line“. Den Bedingungen der Vereinbarung gemäß kam die Finanzierung von der Türkei sowie Saudi Arabien und Katar; die CIA, mit der Unterstützung durch das MI6, war verantwortlich dafür, Waffen von Gaddafis Arsenalen nach Syrien zu transportieren. Eine Reihe von Scheingesellschaften wurde in Libyen angesiedelt, einige davon unter dem Deckmantel von australischen Organisationen. Aus der Armee ausgeschiedene amerikanische Soldaten, die nicht immer wussten, für wen sie in Wirklichkeit arbeiteten, wurden angeworben, um Beschaffung und Verschiffung zu regeln. Die Operation wurde von David Petraeus geleitet, dem CIA-Direktor […].“ (32)

Der Kontakt von Seymour Hersh ist ein ehemaliger Geheimdienst-Mitarbeiter, der zu seiner Aussage hinzufügte:

In besagtem Anhang wurde nicht die ganze Geschichte dessen erzählt, was in Bengasi vor dem Anschlag passiert war, noch wurde erklärt, weshalb das amerikanische Konsulat angegriffen worden war. „Die einzige Aufgabe des Konsulats war es, Deckung für die Lieferung von Waffen zu geben“, sagte der ehemalige Geheimdienstmitarbeiter, der den Anhang gelesen hat. „Es hatte keine wirkliche politische Rolle.“ Nach dem Angriff auf das Konsulat nahm die Rolle der CIA beim Waffentransfer aus Libyen ein abruptes Ende, doch die „rat line“ blieb bestehen. „Die Vereinigten Staaten hatten nicht mehr länger unter Kontrolle, was die Türken an die Jihaddisten weitergaben“, sagte der ehemlige Geheimdienstmitarbeiter. Innerhalb weniger Wochen waren sage und schreibe 40 tragbare Flugabwehrraketenwerfer, gemeinhin bekannt als „MANPADS [Man Portable Air Defence System, ein schultergestützter Raketenwerfer]“, in die Hände der syrischen Rebellen gelangt.“ (33)

Die Verteilung des unveröffentlichten Anhangs — des so genannten Bengasi-Berichts — war auf acht ranghohe US-Kongressmitglieder beschränkt: die demokratischen und republikanischen Führer von Repräsentantenhaus, Senat sowie die zugeordneten Führer der Geheimdienstausschüsse des Repräsentantenhauses und des Senats.

Ein Inside Job?

Wie sagte doch die Quelle Seymour Hershs?:

Nach dem Angriff auf das Konsulat nahm die Rolle der CIA beim Waffentransfer aus Libyen ein abruptes Ende, doch die „rat line“ blieb bestehen. „Die Vereinigten Staaten hatten nicht mehr länger unter Kontrolle, was die Türken an die Dschihadisten weitergaben.

Und hatten schlussfolgernd auch nicht mehr unter Kontrolle, was die Libyer in Richtung Türkei verfrachteten. War das ein „Betriebsunfall“? Ließ es sich nicht mehr korrigieren? Oder war es Teil einer Inszenierung; ein Inside Job? Was ist das überhaupt — ein Inside Job?

Inside Job bezieht sich umgangssprachlich auf ein Verbrechen, gewöhnlich Diebstahl, Raub oder Veruntreuung, die von einer Person mit einer Vertrauensstellung begangen ist, die bevollmächtigt wird, auf eine Position oder Verfahren mit wenig oder keiner Aufsicht, z.B, einem Schlüsselangestellten oder Betriebsleiter zuzugreifen. Der Täter kann auch ein ehemaliger Angestellter sein, der noch Kenntnisse spezialisiert hat, die notwendig sind, um das optimale Ergebnis zu sichern, das Verbrechen zu begehen.“ (34)

Die Rattenlinie war durch die CIA in Betrieb genommen und nach dem Tod des US-Botschafters zum Selbstläufer geworden. Nun wäre es naiv zu glauben, sie könnte durch die Kräfte die das in Gang gesetzt hatten, nicht auch wieder beseitigt werden. Aber das war nicht gewollt.

Wir kennen bisher zwei US-amerikanische Schlüsselspieler: Christopher Stevens und David Petraeus. Ersterer hielt als Botschafter die Fäden in der CIA-Außenstelle in Bengasi in der Hand und stellte die wichtigste Verbindung zu den libyschen „Rebellen“ vor Ort her. Denen sind die Muslimbrüder zuzurechnen. Petraeus war damals CIA-Direktor und rekrutierte Leute, um das Netzwerk aus Scheinfirmen und Logistikunternehmen, samt Aktivierung von Vernetzung in andere Staaten in Betrieb nehmen zu können.  Das ist die praktische Umsetzung der Pläne zur Schaffung eines Neuen Nahens Ostens (35)!

Petraeus nahm dafür eigene Leute, ehemalige Mitarbeiter und Soldaten in Lohn und Brot, die sich freuten, in einen neuen, gut bezahlten Job gekommen zu sein. Ansonsten aber nicht weiter fragten, für was und wen sie da tätig sein sollten. Hier entwickelte sich nämlich auch ein gigantisches Geschäft. In einem Land wie Libyen, welches mit der „Befreiung“ durch den Westen zu massenweiser Entsozialisierung, Verrohung und wirtschaftlichem Niedergang geführt hatte, war das Geschäft mit den Waffen der libyschen Armee eine attraktive Einnahmequelle.

Kehren wir noch einmal in das Libyen des Jahres 2012 und zum damaligen US-Botschafter zurück. Denn da war eben noch etwas: die Möglichkeit eines Inside Jobs. Wenige Wochen vor Christopher Stevens Tod verließ ein Frachtschiff den Hafen von Bengasi. Ziel war das syrische Borj Islam in Syrien. Im Bauch des Schiffes befanden sich Waffen aus libyschen Militärbeständen, zum Beispiel Scharfschützengewehre, RPGs und 125 — 155 mm Howitzer Raketen (für Haubitzen) (36-38).

Nach dem das Netzwerk der Rattenlinie seit 2012 in Betrieb gegangen war, störte die CIA dort eher. Einmal die Einheimischen, die keine externen Berater mehr benötigten, um Waffen zu entwenden und zu verkaufen. Es gab genug gescheiterte Existenzen und Radikalisierte, die bereit waren, ohne Skrupel das Geschäft der US-Amerikaner zu übernehmen. Diese Leute hatten inzwischen politische Ämter in einer durch die USA lancierten neuen libyschen Regierung eingenommen.

Viel interessanter ist jedoch, wie das sich abzeichnende Problem in der CIA und dem US-Außenministerium betrachtet wurde. Verbindungen, wie sie Stevens und Petraeus hergestellt hatten, bargen auch politischen Sprengstoff für deren Drahtzieher. Die direkte Vorgesetzte Christopher Stevens war in jener Zeit Hillary Clinton!

Die damalige US-Außenministerin war ein Jahr zuvor geradezu gefangen in der Idee, den libyschen Staatsführer Gaddafi sterben zu sehen.

Und in jener Zeit begann auch ihr illegaler Mailverkehr auf privaten Servern:

Die Präsidentschaftskandidatin der Demokraten war von 2009 bis 2013 US-Außenministerin. In dieser Zeit soll sie über ihren privaten E-Mail-Server rund 60.000 Nachrichten verschickt oder bekommen haben. Das FBI wirft Clinton vor, „extrem leichtsinnig“ mit „streng geheimen Informationen“ umgegangen zu sein.“ (39)

Hillary Clinton hat dies getan, weil sie leichtsinnig war?! Diese Frau ist nicht naiv, wie ihr damit unterstellt wird. Es ist davon auszugehen, dass sie ganz bewusst private Server nutzte, um heikle Informationen nicht in den Datenbeständen des US-Außenministeriums auftauchen zu lassen. Zum Beispiel Informationen, die eine direkte Verbindung ihrerseits (über Stevens) zu radikalen islamistischen Milizen in Libyen aufzeigten:

https://www.youtube.com/watch?v=LxsqjibMx6I

Hillary Clinton wurde von Barack Obama am 1. März des Folgejahres als US-Außenministerin abgesetzt. David Petraeus verlor seinen Posten als CIA-Direktor nach der Weitergabe geheimer Informationen an seine Biografin — und wechselte in die Privatwirtschaft, zur Heuschrecke KKR. Im Kontext seiner Verbindung zur Etablierung der Rattenlinie, kann auch das als eine Inszenierung angesehen werden, um ihn „aus der Schusslinie“ zu nehmen (40).

Und Christopher Stevens? Er war die entscheidende Schnittstelle zwischen dem US-Außenministerium, der CIA sowie dem Netzwerk von Al-Qaida und Muslimbruderschaft — sein Wissen war brisant. Ihn beseitigen zu lassen, dürfte für einige Beteiligte sehr vorteilhaft gewesen sein. Und wenn man sich die taktische und waffentechnische Ausprägung des Doppelüberfalls auf das US-Konsulat in Bengasi anschaut — einmal das Konsulat selbst und nachfolgend die CIA-Außenstelle — , ist der Verdacht sehr, sehr naheliegend, dass es sich hier um einen Inside Job gehandelt hat.

Am 11. Mai 2015 befragte der Fox News-Journalist Bret Baier den gerade zurückgetretenen CIA-Direktor Michael Morell zu den Waffenlieferungen aus Bengasi in Richtung Türkei:

Selbst wenn sie [die Außenministerin Hillary Clinton] die Waffen nicht selbst bewegt hat — sagen Sie kategorisch, dass die US-Regierung und die CIA keinerlei Rolle gespielt haben im Bewegen von Waffen von Libyen nach Syrien?

Michael Morells Antwort:

Ja — wir haben keine Rolle gespielt. Nun, ob wir andere Leute dabei beobachtet haben — darüber darf ich nicht reden.“ (41)

Verschwörung gegen Syrien

Wer hatte eigentlich sonst noch so „Verdienste“ um die Einrichtung und den Betrieb der „Rattenlinie“? Eine Aufzählung bringt etwas mehr Ordnung in das komplexe Geflecht der Mittäter:

  • die türkische Regierung
  • die Muslimbruderschaft mit ihrem Einfluss auf die türkische Regierung
  • die Muslimbruderschaft mit ihrem Einfluss auf die vom Westen installierte libysche Regierung
  • von außen wirkende Interessenvertreter (CIA, MI6, DGES, US-Außenministerium) und — nicht zu vergessen:
  • die Opportunisten

Letztere sind mitentscheidend! Ohne die Opportunisten, Menschen wie du und ich, die einfach nur ihr Alltagsleben meistern wollen und dafür Kompromisse aller Art eingehen, funktioniert das System der Rattenlinie(n) nicht. Und: Sind wir nicht alle irgendwann Opportunisten?

Die Rolle der Türkei, sowohl deren offizieller Politiker, wie auch einflussreicher Strippenzieher im Bunde mit Behörden, die im Hintergrund und im Dunstkreis des türkischen Geheimdienstes, verwoben mit denen der USA, Großbritanniens, Frankreichs und Deutschlands agier(t)en, wurde bislang weitestgehend ausgespart. Ohne dem Mittun aus dem offiziellen — und dem Tiefen Staat der Türkei jedoch hätte sie nicht in Betrieb gehen können. Schließlich endete die Rattenlinie in Syrien.

Radikale Milizen, die so gar nicht in das Bild des „friedlichen Volksaufstandes“ in Syrien passen, wurden schon sehr früh massiv von außen unterstützt, mehr noch wurden sie von außen zuerst aufgebaut. Nicht nur logistisch, nicht nur durch Rückzugsräume, Waffen und einen sie unterstützenden, unfassbar verlogenen, Hass erfüllten medialen Krieg der westlichen Meinungsführerschaft. (42) Und natürlich auch nicht nur durch Saudi-Arabien, Katar, die Türkei, Großbritannien, Frankreich und die USA. Deutschland war und ist viel mehr in diesen Krieg verwickelt, als viele ahnen mögen. Das System der Rattenlinie ist keinesfalls losgelöst von der deutschen Syrien-Politik. Diese Meldungen stammen aus dem Jahre 2012! [Zur Übung wurden propagandistische Begriffe durch Autor kenntlich gemacht und ersetzt]:

Ein Spionageschiff der Deutschen Marine kreuzt nach Zeitungsinformationen vor der syrischen Küste, um die dortigen Rebellen für ihren Kampf gegen Machthaber Baschar al-Assad [die syrische Regierung] gezielt mit Informationen zu versorgen. Dieses sogenannte Flottendienstboot habe modernste Spionagetechnik des Bundesnachrichtendienstes (BND) an Bord, berichtet die „Bild am Sonntag“. Damit ließen sich Truppenbewegungen bis zu 600 Kilometer tief in Syrien beobachten. Der BND war zunächst nicht für eine Stellungnahme zu erreichen. Laut „Bild am Sonntag“ gibt der BND die gewonnenen Erkenntnisse, etwa über militärische Einsätze der Assad-Armee [der syrischen Armee], an US- und britische Partnerdienste weiter. Von dort aus gelangten auch Informationen an die syrische Befreiungsarmee [Freie Syrische Armee], hieß es. Nach Informationen der „BamS“ sind zudem BND-Agenten im türkischen Nato-Stützpunkt in Adana stationiert. Von dort aus hörten sie Telefonate und Funkverkehr aus Syrien ab. Daneben werde der informelle Kontakt zu Quellen im direkten Umfeld des Assad-Regimes [der Assad-Regierung] gehalten.“ (43)

Das ist ohne jeden Zweifel ein Bruch des Völkerrechts. Die Tatsache, dass die Verletzung des Völkerrechts und der UNO-Charta durch ihre Regierung von der deutschen Bevölkerung in ihrer Gesamtheit bis zum heutigen Tage nicht wahrgenommen wird, macht deutlich, wie wirksam die Propaganda deren Hirne vernebelt hat. Deutsche Politik ist inzwischen schon so abgestumpft, dass sie auch noch stolz über ihre „Erfolge“ berichtet. Und die Medien klopfen ihnen auf die Schulter, bei ihrem Tun, „Deutschland zu neuer Größe zu führen“:

Kein westlicher Geheimdienst hat so gute Quellen in Syrien wie der BND“, sagte ein US-Geheimdienstler dem Blatt. Laut „BamS“ wird innerhalb des BND und der Bundesregierung die Rolle des Dienstes bei der internationalen Zusammenarbeit als große Auszeichnung wahrgenommen. „Wir können stolz darauf sein, welchen wichtigen Beitrag wir zum Sturz des Assad-Regimes leisten“, erklärte ein BND-Mitarbeiter der „Bild am Sonntag“. BND-Chef Gerhard Schindler hatte Mitte August ein baldiges Aus für die syrische Führung vorhergesagt. „Es gibt viele Anhaltspunkte dafür, dass die Endphase des Regimes begonnen hat“, hatte Schindler der „Welt“ gesagt. Die Strategie der Rebellen, „eine Art Guerillataktik“, zermürbe außerdem zunehmend die Armee.“ (44)

Wir lesen in einem deutschen Leitmedium von der ganz offiziellen Kriegführung gegen einen anderen Staat. Deutsche Politik ist machtbewusst, militant und aggressiv.

Nehmen wir auch gleich noch einmal Großbritannien in die Betrachtung auf; jene Briten die schon beim „Volksaufstand“ in Libyen kräftig nachgeholfen hatten:

Auch der britische Geheimdienst  unterstützt die syrischen Rebellen einem Oppositionsvertreter zufolge mit Informationen über Bewegungen der syrischen Truppen. „Der britische Geheimdienst beobachtet die Lage von Zypern aus genau“, sagte ein Vertreter der Aufständischen der Zeitung „The Sunday Times“. Gesammelte Informationen würden dann an  die USA und die Türkei weitergegeben. „Wir bekommen sie von den  Türken“, sagte der Oppositionsvertreter. Bereits bei der Verlegung von Regierungstruppen in Richtung der umkämpften nordwestsyrischen Wirtschaftsmetropole Aleppo habe Großbritannien Informationen geliefert. Daraufhin hätten die Rebellen die Armee Anfang August bei der südwestlich gelegenen Stadt Idlib und auf ihrem Weg nach Aleppo hinein „mit Erfolg“ angegriffen, sagte der Vertreter der Aufständischen der Zeitung.“ (45,46)

Kann es sein, dass es sich hier um ein großangelegte Verschwörung gegen Syrien handelt?

Ein Jahr nach Beginn der Rebellion wurde bekannt, dass ganz in der Nähe der NATO-Basis Incirlik, in der südtürkischen Stadt Adana, Rebellen ausgebildet und mit Waffen versorgt wurden; finanziert von der Türkei und Katar. Ehemalige Mitarbeiter der US-Sicherheitsdienste erklärten dazu, dass die Türkei „eine wachsende Rolle für [die] militärische Ausbildung der Aufständischen“ spiele. Ein Insider in der katarischen Hauptstadt Doha sagte dazu der Nachrichtenagentur Reuters: „Es sind die Türken, die in dem Stützpunkt das Sagen haben.“ (47)

Was fällt auf? In der südtürkischen Stadt Adana wurden Rebellen ausgebildet, und? Drei Zitate weiter oben fand sich — unter anderem — das:

„Nach Informationen der „BamS“ sind zudem BND-Agenten im türkischen Nato-Stützpunkt in Adana stationiert. Von dort aus hörten sie Telefonate und Funkverkehr aus Syrien ab. Daneben werde der informelle Kontakt zu Quellen im direkten Umfeld des Assad-Regimes [der Assad-Regierung] gehalten.“

BND-Agenten trieben sich also in der Nähe von Ausbildungslagern für Terroristen herum. Das ist das Gegenteil von dem so oft medienwirksam propagierten: „Deutschland schaut weg“.

Die New York Times berichtete, eine Gruppe von CIA-Offizieren operiere im Gebiet und über deren Kontakte erhielten die Rebellen — einschließlich der Muslimbrüder — automatische und schwere Waffen sowie MANPADs; bezahlt von der Türkei, Saudi-Arabien und Katar. Ein arabischer Geheimdienstmann, der regelmäßig Kontakte mit den „Kollegen“ der US-Seite hatte, sagt über deren Präsenz in der Südtürkei:

CIA-Offiziere sind hier und sie versuchen, neue Quellen zu erschließen und Leute zu rekrutieren.“ (48)

Wie passt das Märchen vom „friedlichen Volksaufstand“ zu dieser Information (Hervorhebung durch Autor)?

Die Versorgung […]  über die Türkei ist trotzdem sehr nützlich für die FSA, weil von hier aus in weit größerem Umfang der Nachschub der ausländischen Militär-Hilfe erfolgen kann. Die Lieferung von Waffen und anderem militärischen Material für die Opposition begann bereits im April/Mai 2011 über die US-Militärbasis Incirlik im Süden der Türkei. Berichten zufolge transportierten nicht gekennzeichnete NATO-Maschinen das Material für die FSA von dort weiter nach Iskenderum an der syrischen Grenze.“ (49)

Moment mal: Im April/Mai 2011 wurden schon Waffen in Richtung Syrien verfrachtet? Da hatten doch die friedlichen Proteste — die es unbestritten gab — gerade erst begonnen! Aber eine Freie Syrische Armee (FSA) gab es zu dieser Zeit noch gar nicht. An wen gingen dann eigentlich die Waffen? Denn, dass bei diesen friedlichen Protesten sehr schnell Menschen starben, ist ebenfalls unbestritten. Die Frage ist nur, von wem die Gewalt ausging und wer ein Interesse daran hatte.

Doch genau jenes Iskenderum wurde wenige Monate später Sitz der FSA in der Türkei. Französische und britische Spezialeinheiten trainierten deren Kämpfer, während die CIA und US-Spezialkräfte mit Kommunikationstechnik und Geheimdienst-Informationen — zum Beispiel über die Flugbewegungen der syrischen Luftwaffe — die neu geschaffene Rebellen-Armee unterstützten. Und Anfang Oktober 2012 schließlich autorisierte das türkische Parlament ganz offiziell Operationen auf syrischem Boden; vordergründig sich auf die Gefährdung der eigenen nationalen Sicherheit und den Schutz der Menschenrechte berufend. Doch ihre wahren Interessen, die sich in dieser Hinsicht mit denen des Tiefen Staates im Hintergrund deckten, waren andere. (50-53)

False Flags durch den Tiefen Staat der Türkei

Tiefer Staat und False Flags sind nur Spinnereien von „Verschwörungstheoretikern“? So möchte man es den Menschen weismachen.

Das Wall Street Journal hob den türkischen Geheimdienstchef auf die Empore:

Hakan Fidan ist das Gesicht des Neuen Nahen Ostens.“ (54)

Wenn solche Begriffe wie der des „Neuen Nahen Ostens“ immer wieder von hochrangigen Außenpolitikern der USA in den Mund genommen werden, dann ist das keineswegs Zufall. Der Neue Nahe Osten ist ein geostrategisches Konzept, das in Planungsstäben des Pentagon vorangetrieben wurde (b1):

In dieser Agenda spielt Hakan Fidan eine wichtige Rolle. Der Geheimdienstchef akzeptierte den Krieg gegen Syrien nicht nur, sondern trieb in mit aller Macht voran und ging ganz bewusst den Pakt mit dem Teufel ein. Er war es, der die radikalsten, sektiererischsten und brutalsten Rebellen aktiv unterstützte:

Syrische Oppositionelle, amerikanische Beamte und Diplomaten aus dem Nahen Osten, die mit Fidan zusammenarbeiteten, sagen, der MIT [d. türkische Geheimdienst] habe wie ein „Verkehrspolizist“ gehandelt, der Waffenabwürfe organisierte und Konvois über Kontrollposten entlang der rund 910 Kilometer lange[n] Grenze mit Syrien durchleitete. Einige führende Personen der moderaten syrischen Opposition geben an, dass die Waffen nicht ihnen zugute kamen, sondern nur an Gruppen wie die Muslimbruderschaft gingen. Erdogans Partei für Gerechtigkeit und Aufschwung hat islamistische Wurzeln und unterstützt die Bewegung der Muslimbruderschaft in der gesamten Region.“ (55)

Fidan wie auch der türkische Außenminister Davatoglu waren ohne jeden Skrupel, ihre Vision des Sturzes der Assad-Regierung durchsetzen zu müssen und bekannten sich unter den Ihrigen offen zu Operationen unter falscher Flagge. Ein Leak interner Besprechungen, an denen die Beiden teilnahmen, brachte folgendes zu Tage (Hervorhebung durch Autor):

So meint Davutoğlu beispielsweise, Ministerpräsident Erdoğan habe ihm gesagt, man müsse Angriffe auf eine türkische Grabmalenklave in Aleppo als „Gelegenheit“ sehen, und Fidan teilt mit, wenn nötig könne er einen Kriegsgrund herstellen, indem er vier seiner Männer von Syrien aus einen False-Flag-Raketenangriff auf türkisches Territorium durchführen lässt. Sinirlioğlu ergänzt, dass man einen Einmarsch in Syrien als Operation gegen die al-Qaida-Abspaltung ISIL darstellen sollte, um das „internationale Recht“ auf seiner Seite zu haben. Dass das eigentliche Ziel eher die syrische Regierung oder Kurdenmilizen sein dürften, geht aus einer Äußerung Gülers hervor, der als Sofortmaßnahme eine Ausweitung von Waffen- und Munitionslieferungen an die syrischen „Rebellen“ fordert.“ (56)

False Flags — Operationen unter falscher Flagge — ausgeführt durch die Türkei sind Unsinn? Nach Offenbarung des Folgenden immer noch?

Der Geheimdienstchef [Fidan][…] schlägt sofort vor: „Ich schicke vier Männer auf die andere Seite und lasse sie acht Stück [Granaten oder Raketen] auf ein leeres Feld [in der Türkei] schießen. Das ist kein Problem. Ein Vorwand lässt sich konstruieren..“ Der General ist konsterniert: „Das ist ein direkter Kriegsgrund“, sagt er. „Ich meine, was wir da tun würden, ist ein direkter Kriegsgrund!„“ (57,58)

Damit sollte klar ersichtlich sein, dass beim Betrieb der „Rattenlinie“ die Türkei und vor allem die mafiösen Strukturen des Schattenstaates innerhalb und unterhalb ihrer Regierung wie auch im Militär- und Geheimdienstapparat eine tragende Rolle spielten.

Medien in Not

Am 29.Mai 2015 berichtete das Wochenblatt Der Spiegel über ein Geheimpapier der DIA, zu welchem diese im Zuge eines gerichtlichen Verfahrens, welches die US-Organisation Judical Watch angestrengt hatte, verpflichtet wurde. Obwohl ein großer Teil der Papiere unkenntlich gemacht wurde, ist sein Inhalt brisant — und ordnet sich verblüffend gut in die Geschehnisse um die Rattenlinie ein (59,60).

Hiermit präsentiere ich dem Leser „die Geschichte vom „Freund“ — ist es nicht vielmehr ein geistiger Mittäter? — des Strolches, den man auf frischer Tat beim Klauen erwischt hat und für den nun der „Freund“ standhaft die Tat leugnet, obwohl der Tatort voll von eindeutigen Spuren ist, die zum Täter führen.“ Eine absurde Ausrede nach der Anderen ist ihm nicht blöd genug, solange er nur nicht Handlungs- und Denkmuster hinterfragen muss. Wie sieht das nun beim Spiegel aus? Schauen Sie selbst (b2):

2015-05-29_dia_bengasi_derspiegel

Bereits die Überschrift und erst recht der folgende Text will dem Leser weismachen, dass man das alles nicht so ernst nehmen sollte. Die Geheimdienste liefern so viele Daten — und außerdem ist das ja alles noch gar nicht bewertet. Wenn es um nicht belegte Anschuldigungen der Geheimdienste ging, dass „Assad Giftgas gegen sein eigenes Volk einsetzte“, da war man nicht ganz so kleinlich. Schon das Ergebnis der Internetsuche trifft auf die klare Ansage der Spiegel-Redaktion, dass das Offensichtliche nicht sein darf (b3):

2016-10-17_google_dia-bengasi_spiegel

Neeeiiiiin!   WIR sind die Guten!!!   Terrorplan?!    Niemals!!!

Besagten Spiegel-Artikel zweimal zu studieren — einmal vor den nun folgenden Einlassungen und einmal nach diesen — sei hiermit empfohlen. Beim zweiten Lesen können sie erkennen, wie der Autor sich windet, um die klaren Botschaften des Reports nicht als das kommentieren zu müssen, was sie sind — ein überzeugender Beweis dafür, dass die „bewaffnete Opposition“ in Syrien ein Märchen zur Legitimierung eines Angriffskrieges gegen das Land ist.

Die Verrenkungen der großen Medien sind teilweise geradezu grotesk. In ihrer episch aufbereiteten Berichterstattung über die Freiheitskämpfer gelingt es ihnen trotzdem nicht, den Betrug, einschließlich Selbstbetrug, durchgehend aufrecht zu erhalten. Hier ein schönes Beispiel der Frankfurter Rundschau vom Juli 2012 — findet der Leser den Widerspruch?

„Währenddessen überrennen Einheiten der FSA die letzte Bastion der Regierung in Azaz. Abu Anas verliert drei Männer. Ein paar Regierungssoldaten können fliehen, mehr als vierzig werden getötet. FSA-Kämpfer sprengen die Minarette, in denen sich die Scharfschützen versteckt hielten. Auf dem Dach der zerstörten Moschee weht nun die schwarze Flagge der Islamisten.“ (62)

Zurück zum DIA-Report, der vom 12.August 2012 stammt. Das war eine spannende Zeit. Im gleichen Monat lief eine Großoffensive der hochgerüsteten FSA in der syrischen Metropole Homs. Ebenfalls im August 2012 legten Frachtschiffe mit illegaler Fracht — Waffen und Munition der libyschen Armee — mit Ziel Syrien vom libyschen Hafen Bengasi ab, was ebenfalls ganz offiziell durch einen Report des DIA belegt ist. Und wenige Wochen später würde der in die Aktivitäten der Muslimbruderschaft und der CIA verwickelte Botschafter und Mitschöpfer der Rattenlinie, Christoper Stevens bei einem Anschlag auf das Konsulat in Bengasi ums Leben kommen (63).

Verflechtungen

Die DIA (Defense Intelligence Agency) ist nicht mit der CIA zu verwechseln. Sie  fasst die Geheimdienste der vier Waffengattungen der US-Armee zusammen. Passend zur selbst ernannten Rolle des Hegemons hat das Pentagon die Welt in sechs Operationsbereiche für seine Truppen aufgeteilt; dazu gehören das CENTCOM (US Central Command) und das AFRICOM (US Africa Command). Diese beiden Operationsbereiche „kümmern“ sich um die Gebiete im Nahen Osten und Afrika. Über alle Kommandos hinweg operieren die vier militärischen Geheimdienste unter der Hoheit der DIA.

Das AFRICOM hat seine Kommandozentrale übrigens seit 2008, rechtzeitig vor Beginn des Angriffskrieges gegen Libyen, im deutschen Stuttgart/Möhringen eingerichtet.  Und der Oberbefehlshaber des CENTCOM ist General Joseph Votel. Wissen Sie, dass sich US-Geheimdienstler „beschwerten“, weil ihre Agenten nach dem versuchten Militärputsch in der Türkei massenweise von der Erdogan-Administration ausgeschaltet wurden?:

US-General Joseph Votel, als Chef des „Central Command“ für alle US-Militäraktionen im Nahen Osten verantwortlich, beklagte, dass „alle unsere Ansprechpartner in der türkischen Armee verhaftet“ würden und „die Säuberung des gesamten türkischen Sicherheitsapparates ein schwerer Rückschlag für den Kampf gegen den IS ist“.“ (64)

Es ist also nicht nur die CIA, die Einfluss auf die türkische Politik und darüber hinaus nimmt. Die Geheimdienste unterhalb der DIA haben gleichfalls Netzwerke im Nahen Osten aufgebaut. Inwieweit sie miteinander kooperieren, ist dabei eine nicht klar zu beantwortende Frage. Was die Türkei betrifft, werden diese Dienste ihre Fühler über das NATO-Bündnis vorrangig in die türkische Armee ausgestreckt haben — und das seit Jahrzehnten. Dort greifen sie über ihre Kontakte Informationen ab und — was vielleicht fast noch wichtiger ist — lancieren Informationen, um die Machtpolitik des türkischen Militärs zu steuern. Was wir jedoch — zum Verständnis des Geschehens — immer im Auge behalten müssen, ist, dass der Krieg gegen Libyen unmittelbar mit dem Krieg gegen Syrien zusammenhängt.

Das Selbstverständnis der DIA-Geheimdienste ist auf jeden Fall von dem der CIA zu unterscheiden. Die DIA hat vorrangig die Aufgabe, die Angehörigen und Strukturen der US-Armee zu schützen und Infiltration und Ausspionierung vorzubeugen. Damit können wir verstehen, warum die DIA in einer Richtung forschte, die — wohl unbeabsichtigt — Aktivitäten der CIA aufdeckte. Versuchen wir, den Schleier etwas von dieser undurchsichtigen Gemengenlage zu heben.

Die CIA operierte nachgewiesenermaßen in Libyen, um den dortigen Systemsturz vorzubereiten und sie operierte aktiv, um den illegalen Transfer von Waffen, Munition und Kämpfern aus Libyen in Richtung Syrien — einschließlich des Transits über die syrischen Nachbarstaaten, mit der Türkei vorneweg — zu planen und umzusetzen. Dabei nutzte sie ihre geheime Vernetzung mit terroristischen Netzwerken wie der Muslimbruderschaft und Al-Qaida, aber sie musste natürlich auch die Dienste des Pentagon nutzen. Sprich: US-Soldaten wurden eingesetzt — und starben.

Wenn ein US-Konsulat angegriffen wird und US-Soldaten (a2) sterben, es sich danach herausstellt, dass dieses Konsulat (in Bengasi) in Wirklichkeit eine Außenstelle der CIA war und die Armee nicht darüber informiert wurde. Wenn erkennbar wird, dass der Angriff auf diese Außenstelle eine geplante und koordinierte Aktion war , dann beginnen die Leute von der DIA zu ermitteln. Darüber hinaus ist ja der grundsätzliche Auftrag für die US-Armee — und mit Sicherheit gibt es genug Menschen in ihr, die diesen Auftrag tatsächlich ernst nehmen — , den Kampf gegen Al-Qaida zu führen. Somit ist es nur logisch, dass man im Sinne einer erfolgreichen Bekämpfung versucht, deren Verbindungen aufzudecken. Man mag eine grundsätzliche Politik-Strategie erkennen, die Politik darunter ist deshalb noch lange nicht homogen. Sie ist widersprüchlich und dynamisch.

Das an dieser Stelle betrachtete DIA-Dokument wurde VOR den Ereignissen in Bengasi erstellt. Seine Veröffentlichung aber wurde NACH und auf Grund der Ereignisse in Bengasi erzwungen (b4):

2015-04-10_bengasi-report_dia_judwatch

Die im Dokument niedergeschriebenen Geheimdienst-Erkenntnisse sind unmissverständlich, im Teil 2 lesen wir (Übersetzung durch Autor):

  1. Die Ereignisse zeigen eine klar definierte Ausrichtung.
  2. Die Salafisten, die Muslimbruderschaft und Al-Qaida [AQI] sind die wichtigsten Triebkräfte des Aufstandes in Syrien.
  3. Der Westen, die Golf-Staaten und die Türkei unterstützen die Opposition [Rebellen] während Russland, China und der Iran die Regierung unterstützt.
  4. Die Prioritäten seitens des Regimes [der Regierung] liegen in der Konzentration seiner Kräfte in Gebieten entlang der Küste (Tartus und Latakia); ungeachtet dessen hat es [sie] Homes nicht aufgegeben, weil darüber die wichtigen Verkehrsadern in Syrien kontrolliert werden. Das Regime [die Regierung] zieht Kräfte aus den Gebieten in Richtung der irakischen Grenze (Al Hasaka und Der Zor [Deir ez-Zor]) ab. (66,a3)

Teil 3 beschreibt die Ergebnisse der Untersuchungen zur Rolle von Al-Qaida; unter anderem steht dort geschrieben:

  1. AQI [Al-Qaida] ist in Syrien aktiv. AQI wird in Syrien ausgebildet und dann in den Irak eingeschleust.
  2. AQI unterstützt die syrische Opposition [die syrischen „Rebellen“] von Beginn an, sowohl ideologisch als auch durch die Medien. AQI begründete seinen Kampf gegen die Assad-Regierung, weil es sie als ein sektiererisches, gegen Sunniten gerichtetes Regime betrachtete.
  3. AQI ist verantwortlich für eine Reihe von Anschlägen in verschiedenen syrischen Städten; unter dem Namen Jaish Al-Nusra (Armee der Sieger), die ein Teil von ihr [Al-Qaida] ist. (67)

Das sind keine Annahmen oder wilden Spekulationen. Es wird auch nichts im Konjunktiv formuliert. Es sind die ermittelten Tatsachen.

Die DIA hat ihre Ergebnisse im Jahre 2012 dem US-Außenministerium vorgelegt. Wenn wir das in Beziehung setzen zu dem, was wir bislang sichtbar gemacht haben, wirkt es natürlich überaus komisch, wenn die DIA mit ihren eigenen Neuigkeiten bei Leuten vorspricht, denen die „Neuigkeiten“ längst geläufig sind. Schließlich sind es ja Jene, welche die Realitäten geschaffen haben.

Die nun folgende Reaktion der US-Regierung spielte sich auf der gleichen Ebene ab, wie die des Spiegel-Journalisten Christoph Sydow (siehe weiter oben): Verleugnen, Verdrängen und weiter die Lügengeschichte vom „Volksaufstand“ in Syrien predigen. Weil nämlich die komplette Außenpolitik der USA auf dieser Lügengeschichte aufgebaut ist und dieses Konstrukt auf keinen Fall einstürzen darf. So stellt sich Macht- und Herrschaftspolitik eines Hegemons dar. Er ist und bleibt der Gute. Nichts und niemand wird das eigene glatt polierte Image stürzen, an das man selbst glaubt, wie an einen Götzen.

Aber halten wir dies noch einmal fest:

Es gab Unzufriedene in Syrien und es gab Proteste. Das alles hat aber nichts mit der sogenannten „moderaten Opposition“ zu tun. Diese „Moderaten“ waren das letzte Glied in der Versorgungskette der Rattenlinie. Die grundsätzliche Strategie der „Moderaten“ ging von der Muslimbruderschaft und Al-Qaida aus, mitgetragen von manipulierten Menschen, die sich von den Verbündeten der Terroristen einwickeln ließen und begannen gegen ihr eigenes Land zu kämpfen. Die Helfer der Terroristen waren die Staaten des sogenannten westlichen Verteidigungsbündnisses, einschließlich der Türkei und Israels sowie Unrechtsstaaten wie Katar, die Vereinigten Arabischen Emirate und Saudi-Arabien. Und die größten Kriegstreiber und Unterstützer dieser Terroristen sind bis heute — die westlichen Medien.  Und DIE vor allem legten den Schleier über die Rattenlinie.

Da frage ich mich: Haben wir wirklich eine funktionierende Demokratie?

Wie schon geschrieben, stammt diese DIA-Analyse aus dem Jahre 2012. Der Krieg gegen Syrien wurde jedoch NACH Erstellung der DIA-Papiere noch viel, viel schlimmer, mit Millionen vor allem syrischer Opfer, die durch eine Pathokratie einfach in Kauf genommen wurde, in dem sie, blind für das angerichtete Leid, den Einsatz wieder und wieder erhöhte. Bis heute ist den meisten Menschen in Deutschland, gehirngewaschen von einer kungelnden Propaganda, die Abartigkeit dieser Politik nicht bewusst.

Die Schlussfolgerungen, welche der DIA-Report zog, lagen der Regierung in Washington natürlich auch vor, sie sind es wert, hier wiedergegeben zu werden (Übersetzung durch Autor):

  1. Das Regime [Regierung] wird weiter bestehen und Kontrolle über syrisches Territorium behalten.
  2. Entwicklung der gegenwärtigen Ereignisse in Richtung eines Stellvertreterkrieges: Mit Unterstützung Russlands, China´s und des Iran wird das Regime [die Regierung] den Einflussbereich entlang der Küstengebiete (Tartus und Latakia) behalten und unter allen Umständen Homs verteidigen, welches die wichtigsten Verkehrsadern in Syrien verbindet. Andererseits werden die oppositionellen Kräfte [Terroristen] versuchen, die Kontrolle über die östlichen Gebiete (Hasaka und Deir ez-Zor), sowie die angrenzenden westlichen Gebiete des Irak (Mossul und Anbar), zusätzlich zu den grenznahen Gebieten zur Türkei, zu erringen. Die westlichen Staaten [sic!], die Golf-Staaten und die Türkei unterstützen diese Bestrebungen. Diese Hypothese korreliert am überzeugendsten mit den Informationen zu den vergangenen Ereignissen, was helfen wird, Sicherheitsmaßnahmen unter internationalem Schutz einzuleiten, ähnlich jenen in Libyen, als Bengasi zum Sitz einer Interims-Regierung auserwählt wurde. (68)

Man braucht nur die bewertenden Begriffe überführen und erkennt, dass sich eine legitime Regierung mit legitimer Unterstützung anderer Staaten gegen einen Einfall von Terroristen wehrt, die von der „Wertegemeinschaft des Westens“ in Zusammenarbeit mit arabischen Diktaturen unterstützt werden. Dafür wurde nicht nur eine Rattenlinie — die von Seymour Hersh aufgedeckte — installiert. Nichts ist da mehr chaotisch in Syrien. Das Herstellen von Chaos ist aber die Aufgabe für Terroristen und das Herbeireden von Chaos ist die Aufgabe der Propaganda. Das ist „Kreative Zerstörung“ eines bislang funktionierenden Gemeinwesens.

Über nach wie vor bestehende Verbindungen zu seinem ehemaligen Arbeitgeber erfuhr der frühere CIA-Mitarbeiter Philip Giraldi bereits Ende des Jahres 2011(!) (Übersetzung durch Autor):

CIA-Analysten sind skeptisch in Bezug auf die Kriegsursachen. Der oft zitierte Bericht der Vereinten Nationen, nachdem mehr als 3.500 Zivilisten durch Assads Soldaten ermordet worden seien, basiert großteils auf unbestätigten Quellen der Rebellen. […] Gleichzeitig scheinen Massenhinrichtungen durch die syrische Armee und ausgewachsene Kämpfe zwischen Deserteuren und Regierungstruppen Erfindungen zu sein. Die Vorwürfe der syrischen Regierung, dass sie durch Rebellen angegriffen wird, welche durch fremde Regierungen bewaffnet, trainiert und finanziert wurden, scheint eher zutreffend statt falsch zu sein. […] Die am besten organisierte und finanzierte politische Oppositionsbewegung in Syrien ist die Muslimbruderschaft.“ (69)

Fazit

Die Prozesse und die daran Beteiligten; das wiederkehrende Schema, die gleich geartete Reaktion der Medien, die Folgen: All das lässt direkte und indirekte Schlüsse zu. Im Falle der Rattenlinie und der Rolle der Türkei in diese, ergibt sich bereits ein komplexes Bild von Abhängigkeiten — ohne die Opportunisten, die in allen Rollen mit aufgehen, explizit aufzuführen. Dabei ist die Muslimbruderschaft die interne syrische Gruppierung, welche ganz praktisch die Destabilisierung des Landes einleitete und als Türöffner für die verschiedenen Spielarten von al-Qaida diente (b5):

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Bei vertikaler Drehung dieser Grafik kommt einem der Begriff „Strippenzieher“ in den Sinn. Das dargestellte System ist Eines, das den Willen der Strippenzieher wiedergibt, Gesellschaften anderswo „zu gestalten“. Es ist das operative Geschäft der Strategie von der Schaffung des Neuen Nahen Ostens, die von den pathologisch gestörten Geostrategen der Supermacht entwickelt wurden (70). Dieser Wille beruht auf dem Machtanspruch westlicher Eliten und wird er umgesetzt, sehen wir seine Erfüllung in Herrschaft. Wie wohl geplant die Zerstörung der staatlichen Strukturen des Iraks und Syriens sind, dafür gibt es unter anderem diesen aufschlussreichen Beleg:

2009 wurde dem früheren französischen Außenminister Roland Dumas ein äußerst delikates Angebot unterbreitet, worüber er dem französischen TV-Sender LCP in einem Interview berichtete:


Lassen sie mich etwas sagen. Ich war zwei Jahre bevor der Aufstand in Syrien ausbrach, geschäftlich in England. Dort traf ich mich mit hohen britischen Offiziellen, die mir anvertrauten, dass sie etwas in Syrien vorbereiteten. Das war in Großbritannien, nicht in Amerika [USA]. Die Briten waren dabei, eine Invasion von Rebellen in Syrien vorzubereiten. Sie fragten mich, da ich als Außenminister zurück getreten war, ob ich dabei mitmachen würde. Natürlich wies ich das zurück, ich sagte, dass ich Franzose sei, dass mich das nichts angehe.“ (71)

Keine False Flags, keine Rattenlinie(n), keine Inside-Jobs? Keine Verschwörungen?

Was denken Sie?

Bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Der Artikel wurde am 4. Juli 2017 vorab bei rubikon.news veröffentlicht. Die dortige Version weicht inzwischen deutlich vom hier vorliegenden, fortwährend erweiterten und redigierten Text ab. Letzte Bearbeitung: 8. März 2020.

(a1) Der tatsächlichen Aufenthaltsort von Christopher Stevens — ob direkt im Konsulat oder in der CIA-Außenstelle — zum Zeitpunkt des Angriffs lässt sich bis dato nicht zweifelsfrei nachweisen.

(a2) Beim Doppelangriff auf das US-Konsulat im libyschen Bengasi starben u.a. zwei US-Soldaten.

(a3) In den eckigen Klammern habe ich den Begriffen ihre euphemistischen bzw. dysphemistischen Wertungen entzogen. Dies möchte dem Leser auch als Hilfestellung dienen, die (von den Verfassern teilweise unbewusst) in der Analyse „unter gebrachte“ Propaganda zu enttarnen, über die sich in unseren Köpfen unbewusst gleichfalls eine Wertung von Menschen und Gesellschaften formt, die uns in ein Schwarz-Weiß-Denken abtauchen lässt.

(1) 18.9.2012; http://www.sueddeutsche.de/politik/tod-des-us-botschafters-stevens-in-libyen-der-mann-lebt-holt-ihn-raus-1.1471047

(2) Islamisten töten US-Botschafter in Bengasi; 12.9.2012; http://www.spiegel.de/politik/ausland/libyen-islamisten-toeten-offenbar-us-botschafter-in-bengasi-a-855357.html

(3) US-Regierung hält Anschlag in Bengasi jetzt für Terrorangriff; 29.9.2012; http://www.spiegel.de/politik/ausland/terrorismus-us-regierung-revidiert-einschaetzung-des-anschlags-in-bengasi-a-858683.html

(4,5) US-Spezialeinheit verpasste Flug nach Bengasi; 7.5.2013; http://www.spiegel.de/politik/ausland/diplomat-hicks-spricht-ueber-spezialeinheiten-bei-bengasi-attacke-a-898519.html

(6,7) Dreh von ganz oben; Nicolas Richter; 13.5.2013; http://www.sueddeutsche.de/politik/anschlag-auf-us-konsulat-dreh-von-ganz-oben-1.1670949

(8) Bengasi-Mails bringen Clinton in die Bredouille; Sebastian Fischer; 11.5.2013; http://www.spiegel.de/politik/ausland/clinton-erneut-wegen-attacke-in-bengasi-in-der-kritik-a-899209.html

(9) Libyen im August; Angelika Gutsche; 1.9.2015; https://www.freitag.de/autoren/gela/libyen-im-august

(10) Der Arabische Umbruch — Eine Zwischenbilanz; Said AlDailami, Martin Pabst; S.89, 98 ; Hans Seidel Stiftung; http://www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/Berichte_Studien_03.pdf

(11) http://peds-ansichten.de/2015/12/libyen-und-die-luege-vom-volksaufstand/

(12) 24.9.2016; US-Regierung; https://web.archive.org/web/20120912174846/http://www.state.gov/r/pa/ei/biog/193075.htm

(13) 24.9.2016;  https://de.wikipedia.org/wiki/Libysche_Nationale_Befreiungsarmee

(14,24) Libya’s anti-Kadhafi rebels no democrats, report claims; 14.6.2011; http://en.rfi.fr/africa/20110614-libyan-rebels-no-democrats-report-claims

(15) http://www.badische-zeitung.de/ausland-1/seit-sechs-monaten-kaempfen-rebellen-gegen-gaddafi–48760148.html

(16) http://www.thedailybeast.com/articles/2012/09/12/remembering-libyan-ambassador-christopher-stevens.html

(17,32,33) https://diewirklichewirklichkeit.com/2015/11/08/pulitzerpreistraeger-seymour-m-hersh-ueber-den-giftgas-anschlag-vom-21-august-2013-in-syrien/

(18,23,31) How US Ambassador Chris Stevens May Have Been Linked To Jihadist Rebels In Syria; Michael B. Kelley; 19.10.2012; http://www.businessinsider.com/us-syria-heavy-weapons-jihadists-2012-10?IR=T

(19,21) 10.4.2013; Spiegel-Online; http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-bericht-libyen-liefert-waffen-nach-syrien-und-mali-an-a-893507.html

(20,22) Waffenbasar Libyen; Raniah Salloum; 30.3.2013; http://www.spiegel.de/politik/ausland/waffen-in-libyen-terrorgruppen-bedienen-sich-am-arsenal-gaddafis-a-891310.html

(25,27-29) Ruth Sherlock; 27.11.2011; http://www.telegraph.co.uk/news/worldnews/africaandindianocean/libya/8919057/Leading-Libyan-Islamist-met-Free-Syrian-Army-opposition-group.html

(26) Terrorpaten und Fürstentümer in Syrien; Dominic H.; 25.5.2015; http://domiholblog.tumblr.com/post/119844980919/terror-paten-und-f%C3%BCrstent%C3%BCmer-in-syrien

(30) Der Arabische Umbruch — Eine Zwischenbilanz; Said AlDailami, Martin Pabst; S.95 ; Hans Seidel Stiftung; http://www.hss.de/uploads/tx_ddceventsbrowser/Berichte_Studien_03.pdf

(34) http://www.cosmiq.de/qa/show/2667954/was-ist-ein-inside-job/

(35,36) http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/150602_loecher-in-der-syrien-geschichte-der-neocons.pdf

(37) The Day after Damascus Fall; Robert Parry; 24.5.2015; https://consortiumnews.com/2015/04/29/the-day-after-damascus-falls/

(38) http://www.judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/05/Pgs.-1-3-2-3-from-JW-v-DOD-and-State-14-812-DOD-Release-2015-04-10-final-version1.pdf

(39) Hillarys Mails und Bills Stiftung; 23.8.2016; http://www.spiegel.de/politik/ausland/hillary-clinton-worum-geht-es-in-der-mail-affaere-a-1109010.html

(40) 26.9.2016; https://peds-ansichten.de/2016/06/stippvisiten-bei-den-bilderbergern-7-david-petraeus/

(41) 25.5.2015; http://domiholblog.tumblr.com/post/119844980919/terror-paten-und-f%C3%BCrstent%C3%BCmer-in-syrien

(42) Das Mafiakartell; 19.3.2012; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-84430212.html

(43-45) Deutsches Spionageschiff hilft syrischen Rebellen; 19.8.2012; https://www.welt.de/politik/ausland/article108682338/Deutsches-Spionageschiff-hilft-syrischen-Rebellen.html

(46) 18.3.2013; http://www.neopresse.com/politik/naherosten/nun-ist-es-offiziell-der-granatangriff-auf-die-turkei-war-inszeniert/

(47) http://www.handelsblatt.com/politik/international/syrien-rebellen-werden-heimlich-mit-waffen-versorgt/6931820.html

(48) http://www.nytimes.com/2012/06/21/world/middleeast/cia-said-to-aid-in-steering-arms-to-syrian-rebels.html?pagewanted=all&_r=0

(49-51) Der syrische Konflikt 2012; Angelika Bator; 9.4.2012; Verband für Internationale Politik und Völkerrecht e.V.; http://www.vip-ev.de/text739.htm; Originalquelle: NATO vs. yria; Philip Giraldi; 19.12.2011; The American Conservative; http://www.theamericanconservative.com/articles/nato-vs-syria/

(52) Muriel Asseburg, Heiko Wimmen; SWP 68; November 2012; https://www.swp-berlin.org/fileadmin/contents/products/aktuell/2012A68_ass_wmm.pdf

(53) James F. Jeffrey; NNDB; 24.9.2016; http://www.nndb.com/people/077/000128690/

(54-55) Hakan Fidan — Erdogans mächtigster Gefolgsmann; Adam Entous, Joe Parkinson; 12.10.2013; Wall Street Journal; http://www.wsj.de/nachrichten/SB10001424052702304066404579129442811094168

(56) Verbot der Berichterstattung über False-Flag Leaks; Peter Mühlbauer; 29.3.2014; http://www.heise.de/tp/artikel/41/41368/1.html

(57) Ein paar Quadratmeter Kriegsgrund; Lenz Jacobsen; 28.3.2014; Zeit-Online; http://www.zeit.de/politik/ausland/2014-03/tuerkei-aussenpolitik-syrien-grenzkonflikt/komplettansicht

(58) Einen Vorwand können wir liefern; 28.3.2014; http://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/im-wortlaut-einen-vorwand-koennen-wir-liefern-12868947.html

(59) http://www.judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/01/DSCC-Benghazi-Filed-Stamped-Complaint-4.pdf

(60) http://www.judicialwatch.org/press-room/press-releases/judicial-watch-new-obama-administration-intelligence-report-tied-benghazi-assault-to-terrorism-group/

(61) http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-us-geheimdienstpapier-ist-kein-terror-masterplan-a-1036118.html

(62) Die Schlacht um Azaz; Christian Stormer; 28.7.2012; http://www.fr-online.de/aegypten-syrien-revolution/syrien-die-schlacht-um-azaz,7151782,16734038.html

(63) http://www.judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/05/Pgs.-1-3-2-3-from-JW-v-DOD-and-State-14-812-DOD-Release-2015-04-10-final-version1.pdf

(64) http://www.webcitation.org/6jvVwBZDq?url=http://www.taz.de/Beziehungen-USA-und-Tuerkei/!5322859/

(65) 20.10.2016; https://peds-ansichten.de/2016/09/tuerkische-gratwanderungen-3/

(66-68) https://www.judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/05/Pg.-291-Pgs.-287-293-JW-v-DOD-and-State-14-812-DOD-Release-2015-04-10-final-version11.pdf

(69) NATO vs. Syria; Philip Giraldi; 19.12.2011; The American Conservative; http://www.theamericanconservative.com/articles/nato-vs-syria/

(70) 26.9.2016; https://peds-ansichten.de/2015/09/brzezinskis-welt-ein-psychogramm/

(71) Jürgen Meyer; 3.2.2014; http://internetz-zeitung.eu/index.php/1425-nato-au%C3%9Fenminister-frankreichs-gibt-zu,-dass-der-syrienkrieg-vom-westen-geplant-war; Originalquelle: Interview mit dem französischen TV-Sender LCP

(b1) Blood borders: How a better Middle East Would Look; Ralph Peters; 2006; Armed Forces Journal; http://www.armedforcesjournal.com/blood-borders

(b2) http://www.spiegel.de/politik/ausland/islamischer-staat-us-geheimdienstpapier-ist-kein-terror-masterplan-a-1036118.html; Screenshot; 20.6.2016

(b3) http://google.de; Screenshot; 20.6.2016

(b4) Nach Klage freigegebener Teil des Bengasi-Reports der DIA; 10.4.2015; https://www.judicialwatch.org/wp-content/uploads/2015/05/Pg.-291-Pgs.-287-293-JW-v-DOD-and-State-14-812-DOD-Release-2015-04-10-final-version11.pdf; Kopie freigegeben von Judical Watch; Screenshot v. Peds Ansichten, 18.10.2016

(b5) Vernetzung der Muslimbrüder; Datei: 2016-09-18_Verd.Einflussn.a.tuerk.Regierung_peds-ansichten.de; Quelle und Autor: http://peds-ansichten.de; Lizenz: Public Domain

(Titelbild] Original-Titel: ammunition; Autor: John Silver (https://pixabay.com/de/users/John-Silver-3202135/); Quelle: https://pixabay.com/de/munition-30-06-langwaffenmunition-1870751/; Lizenz: CC0 Public Domain; Nachbearb. d. Peds Ansichten

Von Ped

Ein Gedanke zu „Die Rattenlinie und ein Inside Job“
  1. Sehr gute analyse!

    Leider bin ich viel zu spät auf ihren Blog gestoßen, genieße es aber jedes mal, ihren Ausführungen zu folgen.

    Machen Sie bitte weiter so!

    Bg
    Fritt0e

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