Bei der Analyse der Bilderberg-Konferenzen seit 2013 trifft man immer wieder auf’s Neue bekannte Personen und Institutionen, die vielfältige Beziehungen untereinander eingehen. 2015 wurde bekannt, dass die Heuschrecke Kohlberg Kravis Roberts (KKR) in Serbien, einem der übrig gebliebenen Bundesstaaten des bis zum Jahre 2000 zerschlagenen Jugoslawiens, seit Oktober 2013 diverse Medienunternehmen aufkaufte. [1]. Zu jener Zeit stieg ein neuer prominenter Mitarbeiter bei KKR ein: David Petraeus. Was machte ihn für KKR so interessant? Gehen wir auf Spurensuche.
Menschen wie David Petraeus sehe ich in ihrem Profil als so charakteristisch wie unverzichtbar für das Funktionieren eines Eliten-geführten Systems. Weshalb ich den Versuch einer Zeichnung seiner Wesens-Merkmale wage; eben auch, weil Petraeus denkt und handelt wie ein Großteil der Gesellschaft. Viele scheuen den Blick auf die eigenen Unzulänglichkeiten, wenn sie Leute wie Petraeus als psychopathischen Kriegstreiber an den Pranger stellen. So wenig ich das glaube, so wenig ändert es an der Tatsache, wie fatal seine Denk- und Handlungsmuster für die Gesellschaft sind.
Petraeus ist ein Bilderberger. Auf ihm liegt zwar im Folgenden der Fokus, aber als Bilderberger bleibt er an dieser Stelle mitnichten allein. Alle mehr oder weniger im Zusammenhang mit Petraeus stehenden Teilnehmer der von mir untersuchten Bilderberg-Konferenzen (seit 2013) werden deshalb noch einmal aufgeführt (in Klammern Anzahl der Teilnahmen) – und es sind nicht wenige:
Politiker | Einladung in Funktion |
David H. Petraeus (2x) |
KKR, ehem. General der US-Army u. CIA-Direktor |
Anne-Marie Slaughter |
Professorin Princeton University |
Robert Zoellick (3x) |
Goldman Sachs Group |
Michael J. Evans | Goldman Sachs Group |
Peter D. Sutherland (3) |
Goldman Sachs Group |
Marie-Josée Kravis (3x) | Hudson Institute, Gattin von Henry Kravis |
Henry Kravis (3x) |
Vorsitzender von KKR |
Robert Rubin |
Council on Foreign Relations, früher Goldman Sachs |
James Johnson |
Johnson Capital Partners, früher Goldman Sachs |
Mario Monti |
früherer Premier-Minister, Berater von Goldman Sachs |
Victor Halberstadt |
Professor, Berater von Goldman Sachs |
Thomas E. Donilon |
Anwalt, früherer Berater von Goldman Sachs |
Henrik Ehrnrooth | Wirtschaftsberater, früher Goldman Sachs |
Robert Dudley | British Petroleum, früher Goldman Sachs u. FED-Direktor |
Simon Robertson | HSBC, früherer Präsident von Goldman Sachs Europe |
Warum dieser Personenkreis – neben KKR-Personalien – so viele aus dem Dunstkreis der Investmentbank Goldman Sachs umfasst, werden wir später erörtern. Auf jeden Fall ist das in der Tabelle Gezeigte ein mehr oder weniger fest gespanntes Netzwerk in und außerhalb des Teilnehmerkreises der Bilderberger-Konferenz.
Ein ganzer Bilderberg-Artikel zu einer einzigen Person, warum? Weil ich meine, dass sie unser Alltagsverhalten spiegelt! Was – aus meiner Sicht – viele Menschen zu tragischen Figuren macht, ist deren manipulierte Überzeugung, Gewalt gegen das Böse anwenden zu müssen, um das Gute zu retten. Eine solche vereinfachte Darstellung, einschließlich des (weil alternativlos) gewaltsamen Lösungsansatzes, begegnet mir in sehr vielen Diskussionen. Die indoktrinierte und beständig lebendig gehaltene Moralvorstellung, dass es besondere Situationen gibt, in denen man leider mit Gewalt den Frieden über die Welt bringen muss, befähigt sie, Menschen und Menschengruppen zu dämonisieren und auf entsprechende Trigger anderer umgehend zu reagieren. Ich erinnere an dieser Stelle an den im Teil 3 dieser Artikelreihe untersuchten Software-Konzern Palantir, der sein Ausspionieren der Gesellschaft mit eben solchen Überzeugungen rechtfertigt. Eine Propaganda die seit Jahrzehnten auf dieser Argumentation aufbaut, hat zu einer fatalen, den Menschen gar nicht bewussten, nicht desto trotz, latent vorhandenen inneren Kriegsbereitschaft geführt.
Treuer Diener im Kampf gegen das Böse
David Petraeus war aufgrund von Geheimnisverrat wenige Wochen vor der Bilderberg-Konferenz 2013 seinen hochdotierten Posten als CIA-Chef nach nur einem Jahr wieder los geworden. Welche „Erfolge“ es waren, für die er vorher in den von den USA militärisch angegriffenen und besetzten Ländern „gefeiert“ wurde? Petraeus gehörte mit zu den Hauptverantwortlichen der durch kein Völkerrecht gedeckten Interventionen in dieser Region. [2] Jedenfalls schrieb „Der Spiegel„:
„Petraeus einigte sich schließlich mit dem Justizministerium und vermied einen für ihn peinlichen Prozess. Dem früheren General, der für seine Erfolge [!] in Afghanistan und im Irak gefeiert worden war, hätte im schlimmsten Fall sogar Gefängnis gedroht. Der heute 62-Jährige hatte den Posten als CIA-Direktor wegen der Affäre nach nur gut einem Jahr verloren.“ [3]
Der Blick in Vergangenheit wie Gegenwart spricht allerdings eine andere deutliche Sprache. Der Terror wurde nicht wirklich bekämpft, sondern – wie schon in den Jahrzehnten zuvor – von den USA selbst gezüchtet. Die Deutung des Helden Petraeus verklärt in kompletter Verkehrung der Wahrheit einen brutalen Angriffskrieg mit tausenden zivilen Todesopfern zu einer Friedensmission:
„Als Generalmajor nahm er am Irakkrieg teil. 2003 übernahm Petraeus den Befehl über die 101. Luftlandedivision der Amerikaner, die im nordirakischen Mossul stationiert war. Dort setzte er die Lehren um, die er aus Vietnam gezogen hatte. Er schickte seine Soldaten unter das Volk. Sie sollten die Herzen und Köpfe der Menschen gewinnen. Und der General widmete sich dem Wiederaufbau: Tausende Projekte stieß seine Division an, Schulen wurden aufgebaut, die Universität wiedereröffnet und Polizeiwachen errichtet.“ [4]
Und Petraeus hinterfragte bereits damals schon lange nicht mehr. Für ihn wie für viele andere war die Lüge von den bewaffneten Friedensbringern zur neuen Wahrheit geworden. Man fragt sich, wann überhaupt eigentlich die Armeen westlicher Demokratien wahrhaftig im Auftrag des Volkes und der von der Politik gepredigten demokratischen Werte – also zum Schutz des Landes wirkten. Das Denken in Macht hat für Militärs, wenig überraschend, eine noch größere Bedeutung als für die Zivilgesellschaft. Das Streben nach oben auf der Leiter der Dienstgrade bestimmt das Handeln der Akteure. Und die andere Seite ist ein Gehorsam, der Befehle über die eigene Verantwortung stellt.
David Petraeus ist das Bild einer Welt von Gut und Böse beizeiten und nachhaltig eingeimpft worden. Und so diente er auch mit dieser Sicht und dem Sendungsbewusstsein als dem der einzigartigen US-amerikanischen Nation bereits 2001 als stellvertretender Kommandeur der US Joint Interagency Counter-Terrorism Task Force – Bosnia. [5] Zeitlich vor diesem Einsatz lag die systematische Zerstörung des jugoslawischen Staates und der völkerrechtswidrige Krieg gegen das Restjugoslawien.
Spezialist und Theoretiker der Aufstandsbekämpfung
Die regelrechte Heiligsprechung von Petraeus setzte sich 2007 fort, als er erneut in den Irak beordert wurde. Die geflügelte Propaganda-Floskel westlicher Leitmedien lautete – wie immer – dass, das Land im Chaos versänke. Ist übrigens Propaganda und wird bis zum Erbrechen über dem Volk ausgeschüttet. Das war schon so im Jahre 2006:
Status Quo: Der Irak versinkt im Chaos – SPIEGEL ONLINE www.spiegel.de › Politik › Ausland › Kongresswahlen in den USA 2006
11.11.2006 – Jeden Tag sterben 80 bis 100 Menschen durch Gewalt im Irak. Die neue Schätzung des irakischen Gesundheitsministeriums geht von … |
und knapp 10 Jahre später auch nicht anders:
Iraks Parlament berät über Notstand | Politik www.merkur.de › Politik
24.07.2015 – Irak versinkt im Chaos. Anzeige … Zwar ist deren Vormarsch vorerst gestoppt – aber nun nutzen kurdische Truppen das Chaos. Unter dem … |
Wann begann doch gleich das Chaos im Irak? 2003; mit der Intervention der USA. Wie verlogen ist doch das Beklagen tausender toter Zvilisten:
„2007 […] übernahm er [Petraeus] dann das Kommando über alle ausländischen Truppen im Irak. Der Irak-Krieg sei nicht zu gewinnen, lautete die gängige Meinung, als Petraeus in Bagdad antrat. Die US-Streitkräfte hatten die Truppen des Diktators Saddam Husseins 2003 dank überlegener Feuerkraft in wenigen Wochen vernichtend geschlagen. Doch lange freuen konnten sie sich an dem Sieg nicht. Terroristen und Aufständische attackierten die amerikanischen Soldaten mit Scharfschützengewehren, mit Sprengfallen und Selbstmordattentätern. Die Verluste waren furchtbar – nicht nur bei den Militärs. Tausende Zivilisten fielen den Extremisten zum Opfer. Schnell stellten Experten, Journalisten und Veteranen die Verbindung zum Vietnam-Krieg her.“ [6]
Niemand aus den Mainstream-Gazetten stellte die Frage: Was sucht Ihr eigentlich dort? Lieber argumentiert man verlogen, dass es nicht hinnehmbar wäre, Terroristen den „Failed State“ zu überlassen. Doch mit dem Verlust der „helfenden Hand“ des US-Hegemons würden die Selbstheilungskräfte der Völker auch den Terrorismus versiegen lassen. Das aber wiederum liefe dem Gestaltungswillen und wirtschaftlichen Ansprüchen westlicher Eliten entgegen. Und so gehen die Lügen weiter, damit die Kriege weiter gehen können, mit willigen Vollstreckern „des Guten“, wie David Petraeus. Dass es im Irak doch viel mehr um Machtwahn und schiere Gier ging, dazu hier ein kleiner übelriechender Einschub:
„Und wenn irgendein Unternehmen im Krieg gegen den Terror den Status erlangt hat, „zu groß zum Scheitern“ zu sein, so ist es KBR. KBR, eine in Houston ansässige Firma, ist der größte einzelne Dienstleister des US-Militärs in Kriegsgebieten und hat die Ära nach dem 11.September mit definiert. […] KBR ergatterte seine heißbegehrte Rolle im Irak als Tochterunternehmen von Halliburton, dem Unternehmen, das Vizepräsident Dick Cheney vor dem Präsidentenschafts-Wahlkampf 2000 führte. […] KBR wurde später aus Halliburton ausgegliedert. […] Auf der Höhe des Krieges arbeiteten im Irak über 50.000 Beschäftigte und Subunternehmer für KBR, das mehr Personal im Land unterhielt als die britische Armee. [7]
Balad [einer der größten US-Militärstützpunkte im Irak] besaß auch die größte offene Müllverbrennungsgrube [richtig: eine Grube!] im Irak, ein vier Hektar großes Areal, auf dem von 2003 bis 2009 jeden Tag bis zu 250 Tonnen Müll eingeäschert wurden. Hier verbrannte KBR alles Mögliche, von Plastikflaschen über Essenreste bis hin zu Computern, Munition, Öl, Farbe, medizinischen Abfällen, Lösungsmitteln, toten Tieren, Batterien, Geräten, sogar, wie berichtet wurde, amputierte menschliche Gliedmaßen – alles in Brand gesetzt mit Unmengen Kerosin. Dicke Rauchschwaden erhoben sich jeden Tag aus der Grube und überzogen den Stützpunkt mit einem Dunstschleier giftiger Partikel. Die Müllverbrennungsgrube von Balad war nur die größte von Hunderten solcher Anlagen, die in den beiden Kriegen von den Amerikanern in ganz Irak und Afghanistan betrieben wurden und die Hunderttausende von amerikanischen Soldaten in ihren Qualm hüllten. KBR unterhielt die Gruben jahrelang. [8] […] KBR wurde der mit Abstand größte einzelne Auftragnehmer des Pentagon während des gesamte Krieges und erhielt laut Berechnungen der Financial Times von 2013 Aufträge in einem Gesamtwert von 39,5 Milliarden Dollar. [9] |
Bevor aber Petraeus in den Irak zurück kehrte, hatte er an etwas ganz Besonderem gearbeitet [Hervorhebung durch Ped]:
„Nach seiner Rückkehr in die USA übernahm er am 20. Oktober 2005 das Kommando über das US Army Combined Arms Center (CAC) in Fort Leavenworth, Kansas. Das CAC ist das Oberkommando für das Command and General Staff College sowie für 17 weitere Schulen, Zentren und Ausbildungsprogramme der US Army. Während dieser Zeit war er u. a. – zusammen mit Lieutenant General James N. Mattis – für die Erstellung des Feldhandbuchs 3-24 (neue Einsatzdoktrin) zuständig. Dieses Handbuch stellte die neue Richtlinie der US Army für die „Aufstandsbekämpfung“ (counterinsurgency) dar.“ [10]
Das Feldhandbuch 3-24 muss hier etwas näher erläutert werden. Er bezieht sich auf einen sogenannten irregulären Krieg. Einen Krieg irregulär zu bezeichnen, ist übrigens absurd. Jeder Krieg bedeutet die letzte Konsequenz von Machtdurchsetzung und durchbricht letztlich alle Normen einer zivilen Gesellschaft. Beide Kriegsgegner führen den Krieg, weil in den Köpfen beider Seiten die Gerechtigkeit und Unvermeidlichkeit der Auseinandersetzung manifestiert ist. Der Krieg wurde zuvor auf geistiger Ebene vorbereitet und ist immer für die jeweils Krieg Führenden ethisch und moralisch legitimiert. Schon damit fehlt dem Dokument der Anspruch an Objektivität. Es ist wie ein Spiel, das man anderen aufzwingt, es ist ein Zeichen von Macht und Herrschaftsanspruch.
Nach dem Feldhandbuch 3-24 gestaltet sich Aufstandsbekämpfung in vier Phasen: Gestalten (Shape), Säubern (Clear), Halten (Hold), Aufbauen (Build). Warum überhaupt gestaltet werden soll, liegt im willkürlichen Ermessen der Gestalter. Man geht wie selbstverständlich davon aus, dass man jedes Recht in einem fremden Land hat, auf jedwede Art und Weise zu agieren. Wer das nicht respektiert, ist eine feindliche Kraft und wird vertrieben, getötet, eingesperrt, „streng vernommen“…
Säubern ist übrigens ein Begriff, den man benutzt, um etwas vom Schmutz zu befreien, dies nur zur Sensibilisierung für Gut-Böse-Denken und das subtile Entmenschlichen von selbst ernannten Feinden durch die Autoren. Die Aufstandsbekämpfung selektiert aus einem komplexen Zusammenhang, blendet Vorgeschichte und Verursacher aus und definiert nach Gutdünken Freunde und Feinde. Wie dann die Bekämpfung des Bösen und die Gaben der Guten organisiert werden, wird akribisch auf über 200 Seiten beschrieben [11] [12] [a2]
Die dem Feldhandbuch 3-24 zugrunde liegenden Annahmen sind willkürlich, unwissenschaftlich, unbewiesen, die Szenarien künstlich und damit realitätsfremd und so hatte auch die Anwendung des Feldhandbuchs niemals nachhaltigen Erfolg, weder im Irak, noch in Afghanistan. Und so redete man bspw. Erfolge in Afghanistan – einschließlich des „Wunderheilers“ David Petraeus – herbei, die man – mit dem Einsatz von zehntausenden zusätzlichen Soldaten erreicht habe. Eine Illusion, der die UN im Jahre 2011 umgehend widersprach [13]:
„Die NATO erklärt, viele Gebiete seien sicherer geworden. Dem widerspricht die Einschätzung der Vereinten Nationen, die in den ersten sechs Monaten des Jahres eine deutliche Zunahme von Gewalt und zivilen Opfern registrierten.“ [14]
Reflektieren wir das Wort „Aufstandsbekämpfung“ und berücksichtigen dabei, dass es hier um die Bekämpfung von Aufständen in einem fremden besetzten Land geht. Erinnern wir uns einerseits an die wüste Hetze gegen Russland nach der sogenannten „Annexion der Krim“ und vergegenwärtigen wir uns die Selbstverständlichkeit, mit der man im gleichen Atemzug Repression und Gewalt anwendet, um den Widerstand in einem besetzten Land zu brechen. Die Doppelmoral ist offensichtlich – nach der Reflexion; und für David Petraeus?
Ein Erfolg der keiner war
Dass die Petraeus-Strategie im Nahen – und Mittleren Osten mitnichten im Erfolg mündete, sondern der Erfolg ein herbei geschriebener aus der Feder von Spin-Doctors war, der von den Massenmedien dienernd breit gewalzt wurde, das hat Ulrich Ladurner – ein Blogger bei Zeit-Online – bemerkenswert gut zusammengefasst [Hervorhebungen von Ped]:
„Die USA sind aus dem Irak abgezogen, und nicht einmal die Befürworter dieses Krieges würden behaupten, dass er gewonnen wurde. Der Irak ist den USA verloren gegangen. Sie haben dort so gut wie keinen Einfluss mehr. Ein ähnliches Schicksal droht den USA und ihren Verbündeten in Afghanistan. Auch dort konnte der von Petraeus durchgesetzte surge den Krieg nicht entscheiden. Nach dem geplanten Abzug 2014 droht Afghanistan wieder ein schrecklicher Bürgerkrieg.
Todesschwadronen und schwache Partner Petraeus‘ Strategie hat nicht funktioniert. Man könnte nun behaupten, das sei nicht seine Schuld, er habe nur größeren Schaden abwenden können. Doch in Wahrheit gründet sein Ansatz clear, hold, build auf ein paar äußerst fragwürdigen Voraussetzungen. Clear hieß, die US-Soldaten sollten so viele Gegner töten, bis sie das Feld räumten. Sie mussten weiter immer bereit sein, den Feind zu töten, damit er nicht auf das geräumte Feld zurückkehren konnte. Darum war Petraeus auch der König der verdeckten Operationen. Die Killteams – nichts anderes als Todesschwadronen – schwärmten nachts aus. Sie verbreiteten Angst und Schrecken. Wie sollte man eine Zivilbevölkerung bei Tag gewinnen, wenn man bei Nacht seine Killer losschickte? Auf diese Frage konnte Petraeus keine Antwort geben. Auch als CIA-Chef hielt er bis zuletzt an dieser Strategie fest. Er sandte Drohnen nach Pakistan, nach Jemen und in andere Länder, um Feinde mit gezielten Schlägen zu eliminieren. Petraeus war bis zum Schluss ein Schattenkrieger par excellence. Hold, das bedeutet, dass man Partner vor Ort hatte, auf die man sich verlassen konnte. Denn die US-Truppen konnten nicht auf Dauer bleiben. Lokale Kräfte aber durchaus. Petraeus setzte dabei schlicht und einfach auf Geld. „Money is ammuniton“ wiederholte er immer wieder. Er ließ im Irak und in Afghanistan Unsummen an bewaffnete Gruppen auszahlen. Er tat dies wohl in der Illusion, dass man sich Loyalität kaufen kann. Doch die vielen Millionen Dollar, die Petraeus ohne größere Kontrolle verteilen ließ, förderten die Korruption. Dieses Geld untergrub alle Versuche, staatliche Autorität aufzubauen. Und Petraeus‘ Politik hatte noch eine weitere, für die USA besonders bittere Folge: In vielen Fällen kauften sich zum Schein gewendete Aufständische mit US-Dollar Waffen, mit denen sie später auf US-Soldaten schossen. Build stützt sich auf die Idee, dass es in dem betreffenden Land Kräfte gibt, die in der Lage sind, einen Staat für alle Bürger aufzubauen. Aber das ist weder in Afghanistan noch im Irak geschehen. Im einen wie im anderen Land ist der Staat, soweit er überhaupt existiert, von ethnischen (Tadschiken in Afghanistan) oder religiösen (Schiiten im Irak) Gruppen besetzt. Er wird nur dazu benutzt, um die Angehörigen der eigenen Gruppe zu fördern. Staatliche Autorität blieb auch schwach, weil sie von der allgegenwärtigen Korruption ausgehöhlt wurde. Wenn man all dies in Betracht zieht, muss man sich also fragen, worin eigentlich der Erfolg von Petraeus bestand? Was machte ihn zum besten Soldaten seiner Generation? Die Antwort: Petraeus war die mediale überhöhte Figur, die das Scheitern der Weltmacht auf dem Feld überdecken half.“ [15] |
Diese Aussagen kann man nur unterstreichen – mit einer Ausnahme [blau markierter Text]. Der Autor erkennt nicht, dass die zerfallenen Gesellschaften im Irak und Afghanistan Folge US-amerikanischer Weltmacht-Politik sind und unterliegt deshalb dem Fehlschluss, die Menschen wären nicht in der Lage, funktionierende friedliche soziale Gemeinschaften aufzubauen. Die massive Einmischung von außen, nicht nur die politisch-militärische sondern auch die durch Geldzuflüsse an auserkorene „Partner“ (was der Autor ja auch selbst w.o. richtig erkannt hat) führt zu einer dauerhaften Instabilität. Denn künstlich werden Ungleichheiten in Sozialsysteme eingebracht, die Neid, Missgunst und Gewalt fördern. Die ohne Zweifel in allen sozialen Gemeinschaften vorhandenen Selbstheilungskräfte werden auf diese Weise immer auf’s Neue ausgehebelt. Man darf, ja man sollte sogar sehr wohl diese Gesellschaften sich selbst überlassen.
Wie tief Petraeus das Weltbild von den Guten im Kampf gegen das Böse in sich trägt, zeigt auch dieses Zitat. Kaum hat man ein Land verheert, richtet sich der Blick schon auf den nächsten Feind:
„Iran ist die größte Gefahr für eine langfristige Entwicklung des Iraks.“ [16]
Ein Militär mit klar definierten Feindbildern als idealer Politiker? Für den Mainstream schon [Hervorhebung durch Ped]:
„Doch breite Übereinstimmung herrscht auch darüber: Petraeus ist mehr als ein exzellenter Soldat und Militärstratege. Er hat auch einen Hang zur Politik, besuchte die Princeton University, erwarb einen Doktortitel auf dem Gebiet «Internationale Angelegenheiten». Er gilt als nachdenklich, intellektuell und besitzt eine diplomatische Ader.“ [17]
Die Princeton-University im steten Wechsel mit Anderen bei Bilderbergs? Aber sicher! 2014 vertrat Anne-Marie Slaughter (als Professorin für?: „Politik und Internationale Angelegenheiten“, siehe da) diese weitere Schmiede für Elite-Nachwuchs, dessen Zöglinge blumig auch Alumnis genannt werden. Titel der Petraeus´schen Doktorarbeit war: The American Military and the Lessons of Vietnam ( Das amerikanische Militär und die Lektionen aus Vietnam ) [18]. Die Lehre bestand nicht etwa in der Erkenntnis von Ungerechtigkeit und der völkerrechtswidrigen Herbeiführung des Krieges in einem tausende Kilometer entfernten kleinem Land, also nicht im ob, sondern im wie. Was die Kriege der USA betrifft, hatte Petraeus nie Zweifel, dass sie gut und notwendig waren.
Der (selbsternannte) Krieg der USA gegen den Terror sollte auch zukünftig das Handeln von David Petraeus bestimmen. Sie sollte in der hauptamtlichen Leitung der Drohnenangriffe gegen Menschen in Pakistan und dem Jemen gipfeln. [19] Ein letztes Beispiel um zu zeigen, wessen Geistes Kind der ehemalige General bis heute geblieben ist [Hervorhebung durch Ped]:
„Wir sollten auf keinen Fall versuchen, die al-Nusra-Front, einen Zweig von al-Qaida in Syrien, als Organisation gegen Daesh zu benutzen. Aber bestimmte Kämpfer, einzelne, und vielleicht bestimmte Truppenteile von al-Nusra haben sich ihr gegenwärtig ohne Zweifel eher aus opportunistischen als aus ideologischen Gründen angeschlossen: Sie nahmen al-Nusra als starkes Pferd wahr und sahen keine überzeugende Alternative, denn die moderate Opposition hat noch nicht genug Mittel. Die Frage ist also, ob es möglich ist, die sogenannten Verträglichen herauszulösen, die bereit sind al-Nusra aufzugeben und sich mit der moderaten Opposition (unterstützt von den USA und der internationalen Koalition) zu verbünden, um gleichzeitig gegen al-Nusra, Daesh und Assad zu kämpfen.“ [20][21]
Diesen irrsinnigen Rat gab Petraeus dem US-Präsidenten Barack Obama in einem CNN- Interview. Offenbar nicht wissend, dass sein irrsinniger Rat in Syrien längst befolgt wird…
Auf in die Privatwirtschaft
Petraeus ist außerdem, wie schon so einige andere der im Laufe dieser Bilderberg-Betrachtung untersuchten Teilnehmer ein „Pendler“; geschmeidig wandelnd zwischen Militär, Politik und Wirtschaft. Seine Biographie, die seit seiner Jugend militärisch geprägt war, zeigt, wie die Grenzen verschwimmen zwischen gewählten Volksvertretern – im Sinne einer tatsächlich ihren Ansprüchen genügenden Demokratie – und Vertretern des Kapitals. Danach ist das Militär ja eine Armee des Volkes – die dem Auftrag einer vom Volk bestimmten Politik verpflichtet ist. Im Gegensatz zur Privatwirtschaft, die schlüssigerweise auch private (sprich mehr oder minder egoistische) Interessen vertritt. Wie weit klaffen hier doch propagierte Werte und Wirklichkeit auseinander. Petraeus Wechsel in die Wirtschaft klang so:
„2013 war er zu der milliardenschweren Investmentfirma Kohlberg Kravis Roberts (KKR) gewechselt. Dort ist er Vorsitzender des neu gegründeten KKR Global Institute, das sich wirtschaftlichen Prognosen, der Unternehmenskommunikation und neuen Märkten widmet.“ [22]
Ja, aber das klingt doch richtig seriös, oder?
Private Equity – Gesellschaften und die Banken
Was es mit der Private Equitiy – Gesellschaft KKR auf sich hat, wurde schon in verschiedenen Beiträgen angerissen; zuletzt hier. Im Bilderberg-Artikel mit Fokus auf das Finanzsystem wie auch später fiel außerdem eine zweite Institution durch Präsenz und Verbindungen immer wieder auf: die Investment-Bank Goldman Sachs. – und diese hat enge Verbindungen zu KKR! [23] Investment-Banken und Investment-Gesellschaften (egal ob klassische – , Hedge Fonds – oder Private Equity Gesellschaften) benötigen einander. Aus welchem Grund diese Symbiose besteht und wie das z.B. auch bei Unternehmen wie KKR und Goldman Sachs prinzipiell abläuft, möchte ich – zum Verständnis vereinfacht – kurz darstellen.
Private Equity – Gesellschaften kaufen Unternehmen und bewirtschaften diese in den folgenden zwei bis sieben Jahren maßgeblich mit, um sie dann wieder zu verkaufen. Das Engagement zielt dabei nicht auf eine langfristige und zukunftsorientierte Entwicklung des Kaufobjekts sondern vordergründig auf hohe Renditen in relativ kurzer Zeit. Die Renditen werden entweder in der Zeit der Beteiligung oder/und bei Abstoßen der Unternehmensanteile durch Verkauf oder Börsengang erzielt. Aus Sicht der übernommenen Firma ist es ein Finanzierungsmodell, alternativ zur Ausgabe von Aktien oder der Hinzunahme neuer Miteigentümer. [24]
Die Finanzierung des Kaufobjekts realisiert die Private Equity – Gesellschaft (PEG) mit prinzipiell zwei Methoden. Zum Einen legt sie Private Equity – Fonds auf und bietet potenziellen Anlegern Pakete (Bonds) an, über deren Erwerb Investoren den Fonds füllen. Investoren können Investment-Fonds (einschl. Pension-Fonds), Groß – wie auch Klein-Anleger aber auch Versicherungen sein. Die PEG finanziert den Erwerb demnach mit Fremdkapital – aber nicht nur, in der Regel nimmt sie zusätzlich Kredite bei Banken auf. [25] Ohne Bank kommt eh kein Unternehmen aus, doch PEG und Banken gehen sehr enge Verbindungen ein. Denn die Bank kann durch Vergabe zusätzlicher Kredite, die das übernommene Unternehmen durch die PEG genötigt wird, zu tätigen, neues Geld schöpfen und somit Zinseinnahmen generieren.
Die seit Jahren zu den weltweit größten PEG zählende KKR ist u.a. für diesen Zweck die Symbiose mit Goldman Sachs eingegangen. Die Zusammenarbeit geht bis in das Jahr 1999 zurück, als gemeinsam der Geldautomaten- und Kassenhersteller Wincor-Nixdorf – bis dahin Teil des Siemens-Konzerns – erworben wurde. [26] „Nebenbei“ hat KKR vom enormen politischen Einfluss der Goldman Sachs – Bank profitiert und selbst politisches Gewicht bekommen. Beides zusammen hat es ihnen erlaubt, Unmengen von Kapital zusammen zu raffen. Und das spiegelt sich auch in der Präsenz beider zur Bilderberg-Konferenz wieder. 24 von 400 Einladungen in drei Jahren, also sechs Prozent, waren direkt oder indirekt mit den Interessen von KKR und Goldman Sachs verbunden, eine eindrucksvolle Quote (siehe Tabelle g.o.).
Und Goldman Sachs – Leute finden bei KKR ein neues Betätigungsfeld. Nach dem ich in Minutenschnelle fünf Treffer dazu landete, brach ich die weitere Suche ab:
www.kkr.com/our-firm/leadership/robert-d-gottlieb
Prior to joining KKR, Mr. Gottlieb was a Managing Director at Goldman Sachs where he served in a variety of human resource management, operational and … www.kkr.com/our-firm/leadership/christen-chris-lee
Mr. Lee also worked at Goldman Sachs in the Merchant Banking Division’s Real Estate Principal Investment Area (REPIA) for over five years after spending two … www.kkr.com/our-firm/leadership/adam-elegant
Mr. Elegant spent 14 years in the Securities Division at Goldman Sachs in San Francisco and New York selling the firm’s equities products to family offices, … https://www.linkedin.com/in/william-beshears-0789111b
Menlo Park, California – Private Equity Associate at KKR – KKR Private Equity Associate at KKR. Location: Menlo Park … Current. KKR. Previous. Goldman Sachs,; Lazard Freres & Co.,; SIFMA. Education. University of … www.kkr.com/our-firm/leadership/peter-glaser
… held various positions in mergers & acquisitions and corporate finance at Goldman Sachs, Dillon Read, and James D. Wolfensohn Inc. Mr. Glaser received his … |
Wir sehen neben Goldman Sachs auch die Investment-Gesellschaft Lazard Freres, durch Kenneth Jacobs bei Bilderbergs im Lenkungsausschuss vertreten. Letztgenannter früherer Goldman Sachs – Mitarbeiter Peter Glaser arbeitete übrigens auch mal bei Wolfensohn Inc. und dessen Chef und Besitzer James D. Wolfensohn war zwischen 1995 und 2005 Weltbank-Präsident und ist seinerseits Bilderberg-Stammgast. Außerdem taucht da noch die Firma Linkedin auf, das weltweit größte Netzwerk für berufliche Kontakte, dessen Gründer und Chef Reid Hoffmann 2014 und 2015 geladener Vertreter bei Bilderbergs war. [27] Genauer betrachtet, ist das eine gigantische (polemisch ausgedrückt) Schnüffel-Software zur Erfassung von Personen–Daten. Und sofort denke ich an Palantir, SAP, Facebook, Peter Thiel, die NSA und CIA… Es ist doch faszinierend, über die schlichte Eingabe auf einer Suchmaschine (die ja auch noch zum System gehört), den Teil eines Bilderberg-Netzwerkes zu erkennen. Und wir reden hier nur vom untersuchten Zeitraum seit 2013 …
Was geschieht nun mit einem übernommenen Unternehmen? Nach dem Erwerb geht es an die Restrukturierung durch die neuen Eigentümer. Es wird umfinanziert (was oft mit der Aufnahme neuer Kredite einhergeht; s.o.), Controller werden durch das Unternehmen geschickt, um noch so kleine Reserven zur Senkung der Kosten aufzudecken. Dabei wird auf soziale und langfristige Belange des Renditeobjekts keinerlei Rücksicht genommen. Es wird ausgelagert und knallhart rationalisiert, lukrative Unternehmensanteile verkauft. All das füllt die Kassen der Investoren, das Unternehmen aber ist danach in vielen Fällen auf weitere Hilfen angewiesen und beginnt (von Ausnahmen abgesehen) eine Odyssee durch diverse Eigentümerhände bis es komplett auseinanderfällt und schließen muss.
„Ist das Ziel erreicht, scheidet die PE-Gesellschaft in der dritten Phase, dem Verkauf, wieder aus dem Zielunternehmen aus. Dies kann durch einen Börsengang geschehen oder auf dem Wege des außerbörslichen Weiterverkaufs an einen neuen Investor oder durch Rückverkauf an die Altgesellschafter. Zurück bleibt also ein vor allem durch die übernommenen Kredite und die ausgebliebenen langfristigen Investitionen in seiner Zukunftsfähigkeit deutlich geschwächtes, gleichsam ausgesogenes Unternehmen.“ [28]
Damit bekommt das Bild der Heuschrecke einen Sinn, wenn auch der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering das Gleichnis wohl eher aus wahltaktischen Gründen in die Welt setzte. [29]
Die politische Note von KKR
Im Eingangsteil dieses Artikels deutete ich ja bereits ein Geschäft an, welches KKR abwickelte; den Kauf von Medienunternehmen in Serbien. Dass es hierbei nicht nur um „Sanierung“ ging, sondern offenbar weitreichende politische Interessen – auch anderer Gruppen – vertreten wurden, lässt das Folgende schließen:
„Seit Oktober 2013 ist KKR Investment unter Führung Petraeus‘ auch in Serbien sehr aktiv. Zuerst wurde SBB aufgekauft, der größte Anbieter von Kabelfernsehen in Serbien. Anschließend kam „Grand Production“ an die Reihe, wodurch das Unternehmen die Kontrolle über „Prva TV“ erhielt. Darauf wurde der CNN-Ableger „TV N1“ gegründet und Anteile der Online-Version der serbischen Tageszeitung „Blic“ aufgekauft.“ [30]
Man könnte nun sagen, dass eine Heuschrecke nur einfach alles abgrast, was Rendite bringt, aber ist das wirklich die ganze Wahrheit? Wer Medien besitzt, kann massiv Meinung beeinflussen. Medien werden von Bilderbergs eingeladen – nicht umgekehrt. Und in Medien kann man, so diese in Privathand, als Privatier für ein sehr gutes Investitionsklima sorgen. Genau das Klima, das Konzerne wie KKR dringend benötigen. Kein halbes Jahr später wurde in Serbien das Mediengesetz geändert; Vertreter schrankenloser Öffnung von Märkten nennen das auch gern „Liberalisieren“:
„Zufälligerweise oder nicht, hat Serbien letztes Jahr das Informationsgesetz geändert und erlaubt Eigentümern den Besitz elektronischer und gedruckter Medien, was bislang verboten war, um die Medienvielfalt zu gewährleisten“ [31]
In jener Zeit lief die Hetze westlicher Medien und der kaum nachstehenden Politiker gegen Russland zu neuer Hochform auf – sogar im traditionell Russland-freundlichen Serbien:
„Tesha Teshanovic [serbischer Politiker] bemerkt zudem: „Die Medien, die Petraeus gehören, sind alle sehr anti-russisch.“ Und das im traditionell rußlandfreundlichen Serbien… Man könnte fast vermuten, die Übernahmen unter dem Ex-CIA-Boss erfolgten nicht aus rein geschäftlichem Interesse, sondern mindestens ebenso aus geopolitischen Erwägungen…“ [32]
Die grenzenlos operierenden Finanz- und Wirtschaftskolosse stehen nicht neben der Politik, sie machen sie! Der Verdacht erhärtet sich, wenn man einen weiteren KKR-Deal untersucht – und der hat mit Griechenland zu tun:
„Nach Angaben des Meinungsforschungsinstituts Singular Logic, das mit dem Innenministerium zusammenarbeitet, kommt Syriza nach Auszählung von knapp 95 Prozent der Stimmen auf 36,4 Prozent der Stimmen.“ [33]
Warum ist das so interessant? Sieben Monate später, am Abend des 3.Juli 2015 meldete eine griechische Nachrichten-Plattform dieses:
„Singular Logic: […] Erste verlässliche Prognosen des sonntäglichen Referendums (5.Juli) in Bezug auf [die Auflagen] der Kreditgeber werden zwei Stunden nach Schließung der Wahllokale gegen 21 Uhr Griechischer Zeit bekannt gegeben, sagte das für die Ermittlung und Übermittlung der Resultate verantwortliche Unternehmen am Freitag“ [34]
Die Firma Singular Logic ist seit 1981 für das Innenministerium Griechenlands tätig, um Wahlen und Referenden zu organisieren und auszuwerten. [35] So weit nichts Neues. Die Mehrheit der Firmenanteile ist allerdings in Besitz der Marfin Investment Group (MIG). Dieser griechische Investment-Konzern benötigt wie alle seiner Zunft – siehe oben – eine Bank. Das ist die Piraeus Bank [a2], gleichzeitig die Muttergesellschaft von MIG – bis zum Dezember 2014. Da nämlich verkaufte sie ihre Investment-Sparte MIG an wen? Genau, an KKR. [36] Das geschah zu jener Zeit, als ein Erfolg für die Syriza bei den griechischen Parlamentswahlen im Januar 2015 absehbar wurde.
Natürlich bewegt sich Singular Logic (als Software-Unternehmen) noch auf anderen Geschäftsfeldern und ihre Funktion im Dienste eines Logistik- und Transport-Unternehmens ist naheliegend. Doch MIG ist nun US-amerikanisch und Singular Logic auch. Und hinter KKR steht ja – wie wir nun wissen: Goldman Sachs, ein Finanzkrake sondersgleichen, für den seit vielen Jahren Finanzgeschäfte und politische Beeinflussung Hand in Hand gehen. Nicht zuletzt mit Mario Draghi’s Beratungsleistungen in Griechenland zur Jahrtausendwende. Bei der Abstimmung über die Weiterführung des griechischen Schuldendienstes nach Vorgabe der sogenannten Troika im Juli 2015 ging es um nichts weniger als zukünftige Gewinne für (u.a.) KKR und Goldman Sachs. Ist der Gedanke tatsächlich so weit hergeholt, dass sie bei den Auszählungen durch nun ihre Firma Singular Logic vielleicht ein wenig mitgeholfen haben? [37]
Und wie gleich begründete KKR das Engagement von David Petraeus?:
„Petraeus wird KKR’s Investment-Teams beim Auswahlprozess, unter besonderer Berücksichtigung von Investitionen in neuen Gebieten, unterstützen.“ [38]
Begonnen hatte das Petraeus-Auslands-Engagement im ehemaligen Jugoslawien …
Fazit
Die Vernetzung des David Petraeus ist mit diesem Artikel natürlich nicht vollständig beschrieben. Bei gezielter Suche im Bereich der Militärs und Geheimdienste dürften hier ganz sicher weitere Verbindungen – auch bei Bilderbergs – offenkundig werden. Der Ex-General lässt in seinem Wirken nicht den Verdacht aufkommen, gierig nach materiellem Reichtum zu sein. Dafür spricht u.a. seine asketische Lebensweise. Eher ist es Macht, die ihn fasziniert aber mehr noch scheint es eine ausgeprägte Sehnsucht nach Anerkennung zu sein. Dafür sind Menschen bereit, vorbehaltlos zu dienen und andere Menschen zu benutzen, um den Gönnern zu gefallen und so in den Kreis von Eliten aufzusteigen. Für seine Auftraggeber war und ist Petraeus offenkundig zur bedingungslosen Ausführung von Aufträgen bereit, dabei reinen Gewissens, weil aus seiner Sicht unzweifelhaft auf der Seite der Guten stehend, was alle Mittel – seien sie auch ethisch noch so fragwürdig – rechtfertigt. Wie weit er zu gehen bereit war, ist noch nicht vollständig aufgeklärt. WikiLeaks hat Dokumente veröffentlicht, nach denen Petraeus aktiver Mitwisser von Folter an irakischen Gefangenen war. [39]
„Bisher hatten die USA stets behauptet, dass die Folterfälle, beispielsweise im Militärgefängnis Abu Ghraib, auf das Fehlverhalten einzelner Sicherheitskräfte zurückzuführen sei. Die Guardian-/BBC-Dokumentation zeichnet ein völlig anderes Bild: Das Pentagon schickte demnach zwei hochrangige Kriegsveteranen in den Irak. Ihr Auftrag: den Aufbau von Foltergefängnissen durch die irakische Militärpolizei (Special Police Commandos, SPC) zu überwachen. Colonel James H. Coffman und Colonel James Steele erstatteten David Petraeus beziehungsweise Donald Rumsfeld direkt Bericht.“ [40]
So wird Petraeus vielleicht weniger Mitglied im hochelitären Lenkungsausschuss werden können, aber als geladener Teilnehmer auch in Zukunft bei Bilderbergs erscheinen. Doch sein Wesen, unreflektiert und vereinfacht die Welt in Gut und Böse aufzuteilen und damit die eigene Empathie unterdrückend sich Machtbewussten als willkommenes benutztes Objekt anzubieten, ist ganz und gar nicht einzigartig und zieht sich durch alle Schichten der Gesellschaft; auch der deutschen. Es ist an der Zeit, dass sich in den Köpfen der Menschen grundsätzlich eine Hinwendung zu wahrer Kooperation einstellt. Dann können auch systemische Veränderungen erfolgreich in Richtung dauerhaft friedlicher Gesellschaften sein.
Teil 6 <<< Stippvisiten bei den Bilderbergern >>> Teil 8 folgt in Kürze
Anmerkungen
[a1] Die aktuelle Version des Feldhandbuchs 3-24 ist 2014 überarbeitet worden. Die wesentlichen von Petraeus mit erarbeiteten Inhalte gelten dabei unverändert.
[a2] Zufall oder nicht, wie dem auch sei. Die Namensähnlichkeit der Piraeus-Bank zu David Petraeus ist die auffällige Nebenerscheinung eines Prozesses, bei dem die Bank und der KKR-Direktor Spieler am gleichen Tisch sind.
Quellen
[1][30][31][32] http://www.colportage.de/politik/ex-cia-chef-david-petraeus-kauft-serbische-massenmedien.html
[2][5][10] 17.6.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/David_Petraeus
[3][22] Ex-CIA-Chef wegen Geheimnisverrats verurteilt; 24.4.2015; brk/dpa; http://www.spiegel.de/politik/ausland/geheimnisverrat-ex-cia-chef-david-petraeus-verurteilt-a-1030337.html
[4][6][18] Erfolgsverwöhnter General mit schwierigem Job; Hauke Friederichs; 23.11.2010; Zeit-Online; http://www.zeit.de/politik/ausland/2010-11/petraeus-coin/komplettansicht
[7] Krieg um jenden Preis; James Risen; 2015; Westend Verlag GmbH Frankfurt/Main; ISBN 978-3-86489-107-6; S.167, 168
[8] ebda; S.169
[9] ebda; S.186
[11][13] 17.6.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/FM_3-24_Counterinsurgency
[12] Feldhandbuch 3-24 der US-Army; http://fas.org/irp/doddir/army/fm3-24.pdf
[14] Neuer starker Mann am Hindukusch; 18.7.2011; http://www.taz.de/Nato-Chef-Petraeus-verlaesst-Afghanistan/!5116073/
[15] Die Lichtgestalt Petraeus überdeckte das Scheitern der Weltmacht USA; Ulrich Ladurner; 14.11.2012; http://blog.zeit.de/ladurnerulrich/2012/11/14/die-lichtgestalt-petraeus-uberdeckte-das-scheitern-der-weltmacht-usa/
[16] General Petraeus will mehr Zeit für Einsatz; 17.5.2010; http://www.sueddeutsche.de/politik/anhoerung-im-us-senat-general-petraeus-will-mehr-zeit-fuer-einsatz-1.209780
[17][19] Porträt: David Petraeus; Zeit-Online; http://www.zeit.de/news/2012-11/13/geheimdienste-portraet-david-petraeus-13215018
[20] Petraeus explains how jihadists could be peeled away to fight ISIS — and Assad; Jake Tappner; 1.9.2015; CNN; http://edition.cnn.com/2015/09/01/politics/david-petraeus-al-qaeda-isis-nusra/
[21] Petraeus schlägt vor, Al-Qaida gegen Syrien zu verwenden; 4.9.2015; http://www.voltairenet.org/article188593.html
[23] Chinesen bei Europas größtem Gabelstapler-Konzern nun allein zu Haus; 30.3.2015; http://www.manager-magazin.de/unternehmen/industrie/europas-groesster-gabelstapler-konzern-kkr-und-goldman-steigen-aus-a-1026224.html
[24][28] 17.6.2016; http://www.attac.de/kampagnen/carlyle-stoppen/startseite/private-equity/
[25] 17.6.2015; https://de.wikipedia.org/wiki/Private_Equity
[26] 18.6.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/Kohlberg_Kravis_Roberts_%26_Co.
[27] 19.6.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/LinkedIn
[29] 17.6.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/Heuschreckendebatte
[33] 17.6.2015; Parlamentswahlen in Griechenland 2015; https://www.lpb-bw.de/parlamentswahl_griechenland_2015.html
[34] 3.7.2015; http://www.gazzetta.gr/plus/article/768199/singular-logic-first-safe-estimation-referendum-results-expected-2100
[35] 17.6.2016; http://portal.singularlogic.eu/en/solution/2151/election-results-collection-processing-presentation
[36] Attica’s owner sold with its two ferry lines; Angelo Scorza; 7.1.2015; http://www.ship2shore.it/en/shipping/attica-s-owner-sold-with-its-two-ferry-lines_56441.htm
[37] Griechenreferendum – Ein abgekartetes Spiel?; https://denkbonus.wordpress.com/2015/07/05/griechenreferendum-ein-abgekartetes-spiel/
[38] 30.5.2013; http://www.reuters.com/article/us-kkr-petraeus-idUSBRE94T0D820130530
[39][40] Was wusste Petraeus von der Folter?; 7.3.2013; http://www.sueddeutsche.de/politik/enthuellungen-zum-irak-einsatz-was-wusste-petraeus-von-der-folter-1.1618035
[Allgemein]
Teilnehmerliste – Bilderberg-Treffen 2013; http://www.bilderbergmeetings.org/participants2013.html
Teilnehmerliste – Bilderberg-Treffen 2014; http://www.bilderbergmeetings.org/participants2014.html
Teilnehmerliste – Bilderberg-Treffen 2015; http://www.bilderbergmeetings.org/participants2015.html
Die Mission des Liberalismus; http://www.zeit.de/2008/33/A-Neoliberalismus/komplettansicht
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