Jürgen hat mal wieder geschrieben und gern veröffentliche ich auch diesen Text. Zum Verständnis auch mit seinen Zeilen an mich (denn eigentlich sind sie doch an alle Leser gerichtet). Seine Ansichten lassen mich oft an Dagmar Henn denken, die viele sehr gute und immer interessante Artikel beim deutschen Saker schreibt. Was mich mit Jürgen verbindet, ist seine Wachheit und das Nicht-Akzeptieren des Faktischen, seine unermüdliche Suche nach Lösungen und auch das Hinterfragen des eigenen Weltbildes. Und natürlich gibt es da eine Fülle von Übereinstimmungen mit meinen Vorstellungen, aber eben auch Differenzen. Gut so! Denn Vielfalt –  akzeptierte Vielfalt braucht dieses Land.


Hallo Ped

[…]

Meine Vorstellungen, an unserer Lage im neoliberalen Kapitalismus noch etwas zu ändern, verfolgen den Weg einer jahrelangen Vorbereitung im Untergrund, eine Koalition Veränderungswilliger unterschiedlicher Parteien und Organisationen, die sich auf ein gemeinsames Programm geeinigt haben und ihre Unterschiedlichkeiten zurückstellen.

Ohne Gewalt, durch Nutzung demokratischer Möglichkeiten bei einer Bundestagswahl kommt aus dem Nichts eine Allianz Starker Staat mit einem außergewöhnlichen Wahlkampfaufgebot und gewinnt auch durch den Überraschungseffekt die Mehrheiten im Parlament. Es folgen die fast verzweifelten Entscheidungen zu grundlegenden Reformen, gegen die Dagegenhaltenden bisher das politische Geschehen Lenkenden.

In einem Roman kann man so ein politisches Programm und die folgenden Ereignisse nur antippen und mit einigen Beispielen hintersetzen. So etwas eignet sich nicht zu qualitativen Diskussionen. Für mich wäre wichtig zu wissen, ob ich mit meinem Anliegen, gesellschaftspolitische Themen und Zusammenhänge in einen unterhaltsamen Mantel zu wickeln, verständlich bleibe. Oder verwirrt es mehr, als es nützt? Denn wenn der Kern der Absichten nicht erkennbar ist, wäre der kolossale Romanumfang aus meiner Sicht nutzlos. Wir müssen die Bevölkerung – in dem Fall, jene die noch lesen – zur Nachdenklichkeit bringen und ihnen eine andere, als in den Medien verabreichte politische Standpunktbildung emotional und aufklärerisch ermöglichen.

Wenn man nur solche zusammenhanglose Ausschnitte liest, ist eine Antwort auf meine Frage natürlich schwer.

So phantastisch sich im Roman auch die Handlung entwickelt, ich sehe darin eine der wenigen Möglichkeiten, die uns heute noch verbleiben, die Verhältnisse Krieg und Frieden sowie andere Ver- und Gebrechen des neoliberalen Kapitalismus unter Kontrolle zu bekommen.


Folge 4: Fortsetzung von Ausschnitten aus dem Roman ‚Die Gläubigen‘

Anm.: Der folgende Textausschnitt wurde aus 300 Seiten Text zusammengestellt.

Das Neue Deutschland

Die Wandergruppe Franz Stahl und die Allianz Starker Staat

Eine als Wandergruppe getarnte Gruppe von Veränderungswilligen tagt in ihrem Wanderheim in Hohnstein und beginnt mit einer auf etwa zwanzig Jahre ausgerichteten Vorbereitung-Phase grundlegender Reformen am neoliberalen Kapitalismus.

Szene 138

2000 / 15. und 16.02

Hohnstein, Sächsische Schweiz / Wanderquartier am Bärengarten

Dieter drängte darauf, die Gespräche zu unterbrechen. „Wir sind zum Arbeiten hierher gekommen und ich bitte euch jetzt, mit mir in unser Allerheiligstes, den Nachdenkraum zu gehen.“

Auf dem Weg dahin erläuterte Dieter seinem Freund (Pfarrer Roth) den Zustand und das Besondere des Raumes. „Er ist nach allen heute denkbaren Möglichkeiten abhörsicher errichtet. Wir haben eine Art Käfig aus Folie und Drähten in den Beton und eine besondere Elektronik eingelegt, welche einen unhörbaren, leichten Störton verursachen, der alle hier entstehenden Töne in eine Mischsequenz umwandelt, die nicht mehr zu entzerren geht. Auch sind wir mit Holzverkleidung ausgeschlagen und dazwischen sind schallschluckende Elemente. Im Vorraum hier sind unsere Überwachungsmonitore, welche auch den Blick nach draußen im Griff haben. Du siehst, wir sind hier mitten im Sandsteinfelsen. Diese drei Räume – unsere Technik, unser Nachdenkraum und unser Überwachungsraum – sind durch ein wohl kaum auffindbares Felsentor gesichert. Im davorliegendem Hauptgebäude sind oben unsere Schlafräume, im Erdgeschoß der große Aufenthaltsraum – auch abhörgesichert – und eine Küche, sowie die Toiletten untergebracht. Der erste und zweite Eindruck soll der eines einfachen Wanderquartiers sein.“

…………

Der Nachdenkraum war nur 4 mal 4 Meter groß und 2,2 Meter hoch. Durch die Holzauskleidung wirkte er gemütlich. Ein Kamin diente vor allem zur Frischluftzuvor, die sich von hier aus wie eine Klimaanlage steuern ließ. An der einen Wand ein großer Bildschirm und ein niedriges Regal mit jeder Menge Technik. Neben dem Monitor eine Wandtafel, zum Beschreiben oder als Projektionsfläche verwendbar.

Dieter hatte sich auf zwei Diskussionsgrundlagen vorbereitet, die er mit Bildunterstützung am großen Wandmonitor vortragen wollte. Auf dem Bildmaterial standen die Leitsätze seiner Gedanken im Vordergrund.

„Liebe Freunde. Ich möchte zur Einleitung einen kleinen Vortrag halten, um eine Diskussionsgrundlage und vielleicht auch eine gemeinsame Ausgangsposition zu schaffen. Inhaltlich ist das Folgende nicht nur auf meinem Mist gewachsen. Ich verdanke viel unserem Franz und neuerdings auch Kurti‘s Nachdenkstunden und zahllosen Informationen und Gesprächen aus dem Internet.

Auch wir Sozialisten – Kommunisten waren und sind weiter nichts als Gläubige. Wir glauben an etwas weit Fernes, Ideales, was wir und die nächsten Generationen nicht erleben werden.

Der Christ glaubt, am Ende seiner Zeit in ein Elysium zu kommen. Für ihn scheint dies relativ greifbar nah zu sein.Wir jedoch müssen erkennen, daß unser Glaube an eine bessere, eine optimalere Welt in absehbaren Lebenszeiten keinerlei Chance mehr hat, verwirklicht zu werden.Der Christ glaubt, sein Paradies gibt es schon, es wartet auf ihn, wenn er sich dessen würdig erweist. Ein Sozialist weiß, daß der Mensch sein Elysium hier auf Erden erst schaffen muß.

Für unsere Überzeugungen sind bisher sechs Generationen tätig gewesen und haben erstaunliche Erfolge aber auch furchtbare Opfer und schließlich eine komplexe Niederlage erleben müssen. Im Ergebnis stehen wir heute schlechter, ja regelrecht aussichtsloser da, als vor 150 Jahren.

Denn die Gesellschaftsordnung, die wir ablösen wollten, hat dazugelernt und den allseitigen gewaltigen Fortschritt, der unsere Welt fundamental veränderte und weiter unabsehbar verändern wird, zu ihren Gunsten, also gegen unsere Veränderungsabsichten entwickelt und eingesetzt.

Eine Vorstellung, die Lage noch einmal in Richtung unserer Ideale zu verändern, ist so platonisch, so träumerisch, so religiös geworden, daß ich uns auch Gläubige nenne. Gläubige – keine Wissende. Gläubige, ohne ein Handbuch, ohne eine Strategie, etwas zu verändern. Diese Unfähigkeit führt zu andauernden Streitereien untereinander, zu Machtkämpfen und anderen Lächerlichkeiten, zur Zersplitterung unserer Kräfte.

Obwohl ich bisher kaum etwas Neues, höchstens das Gefühlte vielleicht etwas deutlicher herausgearbeitet habe, möchte ich die Feststellungen und Behauptungen an einigen wesentlichen Fakten begründen. Es kann für unsere weitere Strategie und Taktik wichtig sein:

Worin unterscheidet sich der Sozialismus hauptsächlich vom Kapitalismus? In den Eigentumsrechten an Produktionsmitteln, in der Verteilung des Mehrwertes und so weiter.

Können wir daran in absehbarer Zeit etwas ändern?

Nicht nur ich sage: Nein. Keine Chance.

Wollen wir wirklich für etwas jetzt Utopisches kämpfen und die heutigen Hauptprobleme der Menschheit ansehen, als seien sie unabänderlich mit diesem Imperialismus verbunden und könnten erst und nur durch eine Revolution abgestellt werden? Also durch eine Enteignung beispielsweise?

Die Linken verhalten sich jedenfalls so und warten. Einige davon glauben, wenn sie an der Regierung mit teilnehmen dürften, könnten sie einiges an der gegenwärtigen Lage verändern. Für mich sind es keine Linken mehr, sondern Sozialdemokraten. Solche Leute denken, wenn sie ganz, ganz lieb sind, können sie erreichen, daß das Kindergeld um 2 Euro im Monat erhöht wird. Und das bekommen die tatsächlich hin. Aber was ist dies für ein erbärmlicher Erfolg gegenüber dem, was wirklich getan werden müßte?

Was belastet die Menschheit gegenwärtig wohl am meisten?

Die Aggression der Lobbyisten und ihres Kapitals, denke ich. Die Aggression im Kampf um Weltmacht, um Absatzmärkte, um Ressourcen. Dazu ist ihnen keine Lüge, keine Verleumdung, keine Erpressung, keine Gewaltanwendung leid. Sie manipulieren die Menschheit in einen neuen heißen und kalten Weltkrieg, ohne das geringste Schamgefühl. Ziemlich klar und eindeutig erklären sie ihre Absichten und setzen sie schrittweise um – ohne irgend eine wirksame Gegenwehr der Öffentlichkeit. Im Gegenteil, man wählt und hofiert sie und freut sich darüber, wie gut wir doch heute im Vergleich vor hundert Jahren leben.

Das sind einige der Hauptprobleme der Menschheit und damit der notwendigen Hauptkampfrichtungen!

lt. adolfkurt

  1. Auseinandertriften zwischen gewaltauslösenden Machtansprüchen und der Fähigkeit einer Gewaltlosigkeit im Zusammenleben der Machtbereiche der Völker, Ideologien und Religionen

  2. Auseinandertriften zwischen Wertentwicklung und den finanziellen Äquivalenten / Finanzmanipulationen

  3. Unbeherrschte durch den Menschen und den Kosmos verursachte ökologische Auswirkungen und Veränderungen

  4. Auseinandertriften zwischen Schwacher Staat und der Herrschaft ohne demokratische Legitimation

  5. Auseinandertriften zwischen Problemzuwachs und Perspektivlosigkeit

  6. Auseinandertriften zwischen Aufnahme- und Verarbeitungsfähigkeit menschlicher Gehirne und der Überforderung durch wissenschaftlich-Technische Entwicklung / Informationsexplosion, .

  7. Auseinandertriften zwischen Arm und Reich

  8. Auseinandertriften zwischen Bevölkerungsentwicklung und Ressourcen

  9. Unbeherrschte und unkontrollierte Ethik und Moralveränderungen

  10. Auseinandertriften zwischen wirkungsloser UNO und dem Aggressor USA mit seinen Verbündeten

  11. Allseitige Unfähigkeit der Linken, als Partei sowie als parteienübergreifende Kraft der Veränderer, etwas Wesentliches gegen diese Situationen und Trends zu bewirken.

Wenn wir schon nicht mehr in der Lage sind, diese Exzesse des Kapitalismus durch eine neue Gesellschaftsordnung zu beseitigen, müssen wir wenigstens die genannten menschenfeindlichen Entwicklungen bremsen und auf ein verträgliches Maß zurückführen.

Warum passiert nichts gegen diese verbrecherischen Trends der Lobbyisten, ihrer Politiker, der Medien und bestimmter Arbeitgeber? Da gibt es für unsere sogenannte entwickelte Wohlstandswelt eine Vielzahl überzeugender Gründe:

  • Vielleicht der erste und einfachste Grund: Der Masse der Bevölkerung ist der Ernst der Lage und die Perspektivlosigkeit unseres Lebens nicht einmal bewußt. Die herrschende Klasse ist längst nicht mehr die gewählte Regierung, sondern eine unsichtbare Masse an Machtpotential, Lobbyisten und ihrer Verbündeten. Das heißt: der Klassenfeind ist nicht mehr ohne weiteres sichtbar und ausmachbar.

  • Es gibt keine marx‘sche Arbeiterklasse mehr, keine Klasse, die nichts zu verlieren hat, als ihre Ketten und die sich als revolutionäre Kraft einsetzen ließe.

  • Es gibt keine Theorie, keine Strategie und keine Taktik zu deren Umsetzung, welche unsere globale Situation wesentlich entflechten, entmachten, verändern könnte.

  • Es gibt keine revolutionäre Situation, die gewährleistet, daß die Mehrheiten sich für grundlegende Veränderungen einsetzen würden.

  • Es gibt keine Möglichkeiten, bleibende Veränderungen durch Gewalt zu erzwingen. Aber es gibt auch keine Strategie, bleibende Veränderungen ohne Gewaltanwendung herbeizuführen. Denn die Demokratie, zumindest zum erzwingen wichtiger Veränderungen, ist tot.

  • Wir haben kein oppositionelles Gegengewicht zur Manipulierung und Bildung der Bevölkerung durch die Lobby-Medien und Universitäten.

  • Die Bevölkerung ist in viele, viele Einzelinteressen zerstückelt worden. Die zerstrittene unglückliche Parteienlandschaft, die 5%-Hürde, … lassen keine wirksame parlamentarische Demokratie mehr zu. Und zwischen den Parlamentswahlen gibt es keine demokratische Möglichkeit, etwas Grundsätzliches an der politischen Lage zu ändern.

  • Die Gewerkschaften wurden durch Maßnahmen der Zersplitterung, der Manipulierung, der Erpressung, für den Klassenkampf unbrauchbar gemacht. Das Grundgesetz verbietet den Gewerkschaften, außerhalb der betrieblichen Tarifautonomie tätig zu sein. Politische Streiks oder gar Generalstreiks sind gesetzlich verboten. Die Gewerkschaften sind keine Kampfreserve mehr für uns Veränderer.

  • Die Meinungsmanipulation, die Wissens- und Informationsvermittlung sind monopolisiert und verfolgen die Absicht der Informationsüberflutung, der gezielten Fehlinformation, der beabsichtigten Mangelinformation, wo es notwendig erscheint, der Widerspruchsinformationen, so daß der Bürger nicht mehr weiß, was er glauben soll. Es werden zu allen fadenscheinigen Ereignissen Verschwörungstheorien in die Welt gesetzt, welche Verwirrung und Unglaubhaftigkeit erzeugen.

  • Das Internet ist inzwischen nicht nur gläsern, sondern auch als Quelle eines Ventils der Volksmeinung und als Trichter für jede Art von Verwirrinformationen ausgebaut.

  • Die geheimdienstliche Informationsbeschaffung hat alle Grenzen dessen überschritten, was sich der normale Bürger noch vorstellen kann. Damit ist es Organisationen nicht oder kaum noch möglich, unerkannt, im Untergrund zu arbeiten und etwas Grundsätzliches für einen Machtwechsel vorzubereiten.

  • Globale Märkte und globale Produzenten erpressen die Arbeitnehmer und Politiker sowie Regierungen z.B. damit, daß sie ihre Produktionsstätten in andere Länder verlagern, falls man nicht gewillt ist, hier z.B. weiterhin Waffen zu produzieren und frei damit handeln zu lassen.

  • Eine eigene Welt hat sich in Nutzung der gewachsenen Möglichkeiten der Computertechnik entwickelt, um Finanzgeschäfte in unvorstellbaren Größenordnungen zu betreiben und mit ihrer Kapitalstärke die Welt in zwei Richtungen zu erpressen: Entweder es läuft so, wie wir es wollen oder die Seifenblase einer fiktiven, durch keinerlei Werte gedeckten Finanzwelt platzt.

  • Die UNO ist praktisch außer Dienst gesetzt. Ausgerechnet die USA maßen sich an, eine internationale Polizei und Rechtsprechung zu sein, ohne Mandat und ohne, daß ihr tauglich widersprochen wird.

  • An den wirksamen, demokratisch in der Regel nicht legitimierten Schaltstellen dieser Welt haben sich Menschen eingenistet, die wir als nicht mehr voll zurechnungsfähig, als psychisch schwer krank bezeichnen müssen und die es gilt, unter Kontrolle zu bekommen.

  • Massendemonstrationen, angenommen man bekäme sie in Anzahl und Ausdauer zusammen, bewirken grundsätzlich nichts mehr. Die Polizeikräfte sind wie eine Armee ausgerüstet und zerschlagen alles, was für die Herrschenden irgendwie unangenehm werden könnte.

  • Wahlen bewirken keine Veränderungen mehr. Es spült stets die Gleichen oder Ähnlichen in die Stellwerke. Und wo sich Revoluzzer hervorwagen, werden sie bestochen oder verunglimpft, bis sie wirkungslos sind.

Ich hoffe, daß ich das Wesentliche zur politischen Situation aus der Sicht Veränderungswilliger gesagt habe. Und ich frage euch, ob wir als Linksgläubige noch eine Chance für Veränderungen haben. Habe ich die Lage falsch, übertrieben, zu schwarz dargestellt? Oder könnt ihr mir im Prinzip zustimmen?

Eure Antwort ist für die Strategie sehr wichtig, die ich mit euch diskutieren will. Wir müssen als Linke endlich wieder eine nützliche, zufriedenstellende politische Arbeit leisten. Gegenwärtig sind wir eine konzeptlose, miese, den Ereignissen hinterherhinkende Opposition. Chancenlos, das Geringste am bestehenden System zu verändern. “

Der Professor Rudolf Huska fragte:

„Und warum sagst du uns das jetzt? Ich sehe es zwar etwas anders, aber stimme mit dir überein, daß man es auch so darstellen kann. Deine Betrachtung der gegenwärtigen Situation ist, mit Verlaub gesagt, hoffnungslos. Warum nimmst du es da den Linken übel, wenn sie sich wenigstens um die Erhöhung des Kindergeldes kümmern? Sie tun wenigstens etwas.“

„Ja Rudi, es ist scheint hoffnungslos, aber nicht aussichtslos. Entschuldige diese Wortklauberei. Wir können und wir müssen etwas tun. Wir, die nicht in den Tag hineinleben und warten, wie das alles noch enden wird.

Ich will euch heute dafür gewinnen, daß wir einige große Veränderungen einleiten, was eigentlich die Aufgabe der linken Kräfte im Lande wäre, zu den sie sich jedoch nicht entschließen können. Aber das sollten wir erst nach dem Abendessen besprechen. Für mich wäre es erst einmal wichtig, wenn ihr die gesellschafts-politische Lage auch so seht oder euch dieser Betrachtung anschließen könntet.“

Die vier Herren hatten zwischendurch wiederholt mit den Köpfen genickt, sich einige Notizen gemacht und saßen nun einige lange Minuten in tiefer Nachdenklichkeit da. Ein Applaus wäre unter den Verbündeten lächerlich gewesen. Sie dachten ähnlich. Niemand wollte sich sogleich äußern. Man klopfte gedankenverloren, eine totale Zustimmung andeutend, auf die Tischplatte.

„Ich erkenne eure Zustimmung. Ihr seid nachdenklich geworden. Das war meine Absicht. Eine Diskussion würde vielleicht das Gesagte verwässern. Darum laßt uns ein paar Schritte in den Bärengarten gehen, solange es noch nicht dunkel ist. Und dann essen wir Abendbrot.“

Dieter hatte die Rolle eines Hausherrn übernommen.

Dann hatten sie wieder im Nachdenkraum Platz genommen, hatten Getränke und kleine Näschereien vor sich stehen und Dieter begann mit dem zweiten Teil seines Vortrages:

„Was ich heute mit euch vorhabe, hätten Die Linken schon längst in Angriff nehmen müssen. Denn es gibt mehrere fundamentale Erkenntnisse:

Die Linke macht sich zunehmend lächerlich, wenn sie sich bewirbt, an der Machtausübung teilzunehmen. Teilerfolge hin und her: Es ist mit diesem Sozialismus- Programm sinnlos. Sozialismus wird es demnächst nicht geben. Warum, haben wir heute nachmittag durchdacht. Es gilt etwas in zweierlei Richtung zu unternehmen:

Ein Teil der Linken muß in der Öffentlichkeit präsent bleiben, damit die Lobby uns sieht und ein Ziel für ihren kalten Krieg gegen uns hat. Der wichtigste Teil muß sich den Gegebenheiten anpassen und unsichtbar, unauffällig werden. Wir müssen unter anderen Namen und Inhalten sowie im Untergrund etwas für die Zukunft tun.

Wir brauchen dringend wissenschaftliche Erkenntnisse und Programme, auf deren Grundlage man wirksame Veränderungen vorantreiben kann. Vorläufig wird sich dies auf eine Unterwanderung und Täuschung unseres Gegners konzentrieren.Wir brauchen eine eigene politische Kultur, mit der wir die Menschen aufrütteln, vereinen, begeistern können. Wir brauchen Techniken und Methoden, mit denen wir jahrelang in der gläsernen Welt unerkannt agieren können.

Wir brauchen eine eigene Medienwelt, mit der wir zu einer Stunde Null, wenn wir aus dem Untergrund in die Öffentlichkeit treten, unseren Gegner überraschen, verblüffen und tagelang handlungsunfähig machen. Wir brauchen dringend speziell für die Öffentlichkeitsarbeit und Repräsentation sehr gut ausgebildete, charismatische Leute und Führerpersönlichkeiten für die verschiedensten Funktionen. Ganz besonders brauchen wir Psychologen und Pädagogen, die sich speziell auf die Manipulation der Bevölkerung für unsere Ziele konzentrieren.

Wir brauchen Verbündete und Sponsoren. Später am besten ein Bündnis der Veränderer aller Schichten der Bevölkerung. Aber jetzt schon eine Vielzahl von Neugründungen von Vereinen, Organisationen und wegen mir auch von Parteien, mit denen man sich später einmal zu einer Einheitsfront verbünden kann.

Unsere Arbeitsmethoden müssen denen des Gegners Rechnung tragen. Wir müssen für ihn unberechenbar sein, weil wir in der Regel anders reagieren, als es der Gegner wollte und dachte. Wir müssen neue Wege der Untergrundarbeit finden und der Täuschung. Während wir im Untergrund sind, sollten sich unsere in der Öffentlichkeit wirkenden Genossen eher unbeholfen und unbrauchbar anstellen, damit man die zerstrittenen Linken, auch vom Verfassungsschutz u.a. nicht mehr ernst nimmt. Unsere Arbeit ist nicht ausschließlich buchstäblich im Untergrund, sondern ist getarnt als Firma, als Institut, als religiöse Gemeinschaft oder als Neonazi zu sehen.

Bis hierher erst einmal

Oder nein, ich möchte noch etwas zu einer neuen politischen Kultur sagen. Nicht eine proletarische, sondern eine Kultur derjenigen, die etwas in unserem Sinne verändern wollen. Wir müssen bestimmte Worte mit unserem Sinn belegen. Viele gute Worte sind geschichtlich mißbraucht, lächerlich gemacht oder abgenutzt. Nehmen wir Freiheit, Vaterland, Demokratie, Ausbeuter, Lobby, Kapitalist, Klassenkampf, Brüder, Genossen, u.a.

Wir brauchen neue Kampflieder, welche unsere Leute begeistern können und eine Hymne, die in der Lage ist, wie ein Fanal zu wirken. Unsere rhetorische Arbeitsmethode in dieser neuen politischen Kultur gegenüber unserem Feind sollte sein, diesen lächerlich zu machen. Das Paradoxe ihres Denkens und Handelns durch eine leichte Übertreibung und Verallgemeinerung lächerlich machen.Unsre Lieder könnten aus dem Bauernkrieg, dem napoleonischen Befreiungskrieg und den Klassenkampftraditionen entnommen werden. Wir müßten sie mit neuen Texten hintersetzen.

Unsere Reformen und Eingriffe in das Räderwerk des Kapitals brauchen dringend eine eigene Sprache und Kultur. Da mit der amerikanischen Welle unsere eigene Kultur überschwemmt und fast schon vernichtet wurde, haben wir eine bestimmte Chance, eine neue Welle, die vielleicht 10 Jahre halten könnte, zu erarbeiten und zu organisieren.

Wir brauchen für heute solche Urworte (wie in einem hier nicht enthaltenen Beispiellied ‚Die Glocken stürmen vom Bernwardsturm) einen gegenwartsbezogenen Text. Und wir brauchen sie mit einer Pfiffigkeit, mit einem Mutterwitz, mit einem Verständnis für den Gegner und seine verräterischen Unterstützer aus unseren Reihen. Mit einem Ziel: Ohne physische Gewalt. Aber schonungslos mit Wort, Argument und Emotion.

Wir müssen eine Gruppe Veränderer finden, die sich dieser neuen Kultur annehmen und uns mit einer Masse ihrer Produkte überraschen. Jede Zeit hat ihre Lieder. Unsere Zeit braucht am Beginn unserer Aktionen etwas, was das Volk mit summt, aufgreift, was es prägt und begeistert, was es besinnlich und zugleich kampfbereit werden läßt, was die kulturellen Unterschiede zu der gegenwärtigen Melodiearmut und den Texten im vergrabenen privaten Alltag spürt.“

Die Diskussion lief heftig an. Generell fand man Dieters Ausführungen in beiden Vorträgen überzeugend und richtig. Im Kern kristallisierten sich natürlich die Fragen ‚Warum wir‘ und ‚Wer soll das bezahlen‘, heraus.

Dieter ging sofort darauf ein:

„Warum nicht wir? Einer muß den Anfang machen. Und wir haben das Geld. Es ist ein Geheimnis, was uns Franz hinterlassen hat. In einem Versteck lagern 20 Millionen Dollar im Goldwert des Jahres 1988. Und wir können annehmen, daß fast jeder Bezirk der DDR so einen ähnlichen Goldschatz irgendwo lagern hat. Bisher wußten wir nicht, was man damit Gescheites anfangen könnte. Jetzt gäbe es eine Möglichkeit, in einem bescheidenen Umfang unseren Beitrag zu leisten. Wichtig ist es, daß wir die anderen ehemaligen DDR-Bezirke aktivieren, es uns gleichzutun und in eine Arbeitsteilung untereinander zu treten. Damit wird natürlich unsere Arbeit echt gefährlich. Findet der Staat mit seinen Organen unser breit angelegtes Netzwerk heraus, wären die Goldvorräte und unsere Ideen erst einmal verloren. Von unserem persönlichen Schicksal möchte ich gar nicht sprechen. Wir müssen also Wege finden, wie eine relativ große Menge an Menschen daran arbeitet, ohne daß sie die Zusammenhänge und Absichten kennt. Wir bilden kleine Büros und Studios, kleine Vereine und Gesellschaften, die nicht wissen, daß sie gegen ein kleines Entgelt für uns arbeiten.“

Eine große Nachdenklichkeit brach über die Gründungsgruppe einer scheinbar neuen Art der Opposition, einer vereinigten Linken mit allen Veränderungswilligen, herein. Sie spürten, es wäre machbar. Aber stehen wir das durch? ‚Es bedeutet, daß wir unser weiteres Leben den notwendigen Veränderungen widmen, daß wir uns zu Schauspielern entwickeln müssen…‘ Das alles war heute nicht zu Ende zu denken. Das mußte auch mit den Familien und Freunden in gebührender Weise besprochen und abgestimmt werden. ‚Wen kann man als nächstes einbeziehen und wie sichern wir uns gegen Verrat, Verräter, Heuchler, Dilettanten?‘

Gegen 7 Uhr des Morgens ging man abgespannt in die Betten. Die Burg Hohnstein über ihnen bekam die erste Dämmerung ab und leuchtete rötlich über dem noch dunklen Bärengarten, aus dem die Nebel quollen.

Nach dem Mittagessen ging es mit den Themen Sicherheit und Aufgabenverteilung weiter.

Dieter hielt seinen dritten Vortrag, zu dem er sich erst aus der erkannten Notwendigkeit heraus entschlossen hatte.

Er beschwor diese fünf Mann-Führungsgruppe, sich auf folgende Maßnahmen zu einigen:

„Der Name unserer Wandergruppe könnte Franz Stahl sein.

Jeder legt sich einen extra Laptop zu, der nicht an das Internet und an ein Heimnetzwerk angebunden wird.

Gleichermaßen gibt es Regeln im Umgang mit Handys. Mit vielen Geräten und mit dem Internet ist durch bestimmte Kräfte eine Standortortung und ein Abhören, aber auch eine Übermittlung falscher Nachrichten möglich. Wir müssen uns im eigenen Labor Geräte schaffen, welche diese für uns unerwünschten Eigenschaften nicht haben. Bis dahin gilt: Wir nutzen wieder die uralten Mittel der Kommunikation, harmlose Postkarten und Nachrichten, mit Boten übergeben.

Wir müssen unterscheiden, was eine öffentlich-zulässige und was eine verdeckte Information oder Handlung ist.

Also merkt euch: In der verdeckten Arbeit benutzen wir also nur interne Computer ohne Internetzugriff, speichern das Ergebnis täglich auf einen externen Speicher (CD, DVD). Diesen verstecken wir täglich an sicheren Orten.

Wir verwenden keine Handys oder andere Geräte, mit denen man uns orten und abhören kann.

In der Öffentlichkeit und in Dingen, die nicht vertraulich sind, spielen wir ein Schauspiel vor, was uns entweder in eine bestimmte, falsche Ecke (beispielsweise weibertoll) steckt oder uns als total harmlos zeigt.“

Dann gab er Hinweise für sichere Verstecke.

Es wurde eine Geheimschrift und Verschlüsselung besprochen. Jeder erhielt für bestimmte Zwecke bestimmte Kenn- und Schlüsselworte.

Da die Fünf und ihre Familien in einem Wanderverein registriert sind, geht man miteinander in aller Freundschaft und Normalität um. Weitere einbezogene Personen bleiben in der Öffentlichkeit unbekannt.

Wir sollten viele Möglichkeiten nutzen, um legal an unserem Programm zu arbeiten. Beispielsweise könnten wir die Schulung und Bildung über einen Verein zur politischen Bildung der Opposition in der gesamten Republik vornehmen. Der Bildungsabschluß ist ein (vorläufig erst einmal interner) Befähigungsnachweis für bestimmte politische Tätigkeiten. Nach einigen Jahren kann man öffentlich kritisieren, wenn es in der Politik Leute ohne diesen Befähigungsnachweis gibt. So käme nach und nach ein Anliegen unserer Reformen ins Gespräch und in die Köpfe der Menschen.“

Wir überspringen jetzt 22 Jahre, in denen abenteuerlich das versteckte DDR-Gold für die Wandergruppe Franz Stahl sichergestellt wurde, fünf vom Führungspersonal des Familienunternehmens SIMEKK wegen staatsfeindlicher Unterwanderung der BRD verhaftet und nach einem Gerichtsprozeß, freigesprochen wurden. Die Wandergruppe Franz Stahl hatte ein deutschlandweites Netzwerk aufgebaut, wie die Gründung einer Allianz ‚Starker Staat‘, einen siegreichen Wahlkampf und eine neue Bundesregierung vorbereitet. Die Verhaftung der fünf SIMEKK-Leute, darunter das Führungsmitglied der Wandergruppe Franz Stahl, Pfarrer Kurt Roth, war von der Allianz geplant. Dies wirkte sich hinsichtlich der vom Staat veröffentlichten falschen Anschuldigungen und der Aufdeckung eines politischen Streichs, den Pfarrer Roth zu Lasten der Kirche und ewig Gestrigen in der Politik, linksorientiert bzw. systemkritisch auf den Wahlkampf zum Bundestag aus. So kurzfristig, wie nach der Wahlordnung möglich, tauchte die Allianz ‚Starker Staat‘ plötzlich praktisch aus dem Untergrund auf und überflutete Deutschland mit einem Fernsehsender, mehreren Tageszeitungen, Aufklärungsbüchern sowie einer eigenständigen, reformunterstützenden Kultur. In allen Wahlbezirken zeigten sich interessante, bisher unbekannte, charismatische Persönlichkeiten, die sich als Kandidaten oder für andere Führungsaufgaben zur Verfügung stellten. Durch die Überraschung und nur noch sehr beschränkt möglichen Reaktionszeit der rechten Kräfte wuchs das Wahlpotential für die linke Allianz unaufhörlich an.

2022 / Freitag, 16. September

Der neue Bundestag wurde am Sonntag, 11. September 2022 gewählt

Das war ein sehr bewegter und eigentlich verwirrender Wahlkampf gewesen. Die Notstrategie der Mächtigen war dieses Mal nicht nur nicht aufgegangen, sondern ging völlig daneben. Das hatten die Politsoziologen und –Psychologen, die Meinungsmacher und die Experten vom Politbarometer weder in ihren Lehrbüchern stehen noch je erlebt. Der politische Gegner hatte sie alle überrumpelt. In allen Medien der Mächtigen kamen mit großen Nachdruck und giftigen Kommentaren untersetzt, immer die gleichen Fragen: Wo kam der ‚Gegner‘ (so nannte man die Allianz) eigentlich so schnell, so stark, so qualifiziert daher? Warum haben die bundesdeutschen Geheimdienste nicht vor einem politischen Putsch gewarnt? Denn das war doch einer,

Erst am 5. Tag nach der Wahl lagen die offizielle Wahlergebnisse und die Auswertung der Bundestagswahl vor. Die Wahlkontrolleure aus der Bevölkerung hatten 37 Wahlfälschungen aufgedeckt, mit dem man die Katastrophe für die konservativen und rechten Parteien abwenden wollte. Die CDU/CSU registrierten erstmalig massive Stimmenverluste von über 35%. Die Gewinner waren eindeutig die Allianz ‚Starker Staat‘ mit 55%, darin enthalten Die Linke und die SPD.

Von den Medien wurde es als Desaster gewertet.

Die Linken wußten, wem sie dies einmalig zu verdanken hatten. Leider war ihnen von den Veränderern um die Gruppe Franz Stahl die Aktion mit dem Plan V aus geheimhaltungsgründen nicht rechtzeitig bekanntgegeben worden. Die Partei Die Linken traf der Linksruck in Richtung Regierungsbeteiligung völlig unvorbereitet. Ihnen fehlten bekannter Maßen die starken Leute, welche eine Regierungsverantwortung übernehmen könnten. Und ihnen fehlten die Konzeptionen, Strategien und Taktiken, die jetzt unverzichtbar waren. So mußten sie die von der Gruppe Franz Stahl erarbeiteten Dokumente und vorbereiteten Persönlichkeiten mittragen.

Eine Koalition mit den Grünen, die nicht ins Bündnis der Allianz aufgenommen wurden, da sie durch ihre Konzeptionslosigkeiten und den Verrat vieler ihrer Ideale in die Bedeutungslosigkeit hinabgerutscht waren, wollte man nicht wagen.

Die Allianz Starker Staat nahm dagegen mit den Liberalen Koalitionsverhandlungen auf, weil sie das mittlere Bürgertum, die Handwerker und Kleinindustriellen, die Dienstleistungen und all die Unternehmen, die für die Werteschaffung im Inland so wichtig waren, mit im Boot haben wollten. Damit kamen 15% hinzu. Somit hatte die Koalition einen Anteil von 70%.

Die Koalition beschloß auch aus den Erkenntnissen des sozialistischen Experiments der Gläubigen, ein recht reformfreudiges Koalitionspapier, was natürlich sofort eine harte Kritik und grundsätzliche Bedenken der herrschenden Lobby und ihrer Medien heraufbeschwor. Aber man besaß erstmalig die absolute Mehrheit und konnte damit auch das Grundgesetz, wenn nötig, ändern.

Neu im Koalitionsvertrag waren solche Ziele (Auszug) aufgenommen, wie:

  • Die Bundesrepublik tritt aus der NATO aus und erklärt ihre Neutralität. Gleichzeitig werden alle Truppen aus anderen Ländern abgezogen. Sie beteiligt sich nur noch an Polizeieinsätzen der UNO

  • Es wird schrittweise die treuhänderische Verwaltung von Grund und Boden einschl. der Ressourcen dieser Erde und anderer Himmelskörper eingeführt. Dies wird in Verbindung mit freiwilliger Spende, mit Enteignung bei Mißbrauch des Eigentums sowie bei Konkurs und Erbschaft ermöglicht. In letzteren beiden Fällen kommt es zwangsweise zu einer Enteignung.

Durch diese Maßnahme wird gewährleistet, daß die bisherigen Eigentümer zwar den Grund und Boden auf der Grundlage eines Pachtvertrages weiter nutzen können, aber im Laufe von Jahrhunderten der Grund und Boden einschl. seiner Ressourcen unverkäuflich bleiben. Eine Treuhand verwaltet die Nutzung durch die Gäste dieser Erde nach zeitgemäßen Bedingungen und Preisen.

  • Jede im Bundestag vertretene Partei erhält die Möglichkeit einen regulären Fernsehkanal und andere geeignete Medien betreiben zu können. Die dazu notwendigen Mittel und Lizenzen werden vom Staat bereitgestellt. Damit wird auch durchgesetzt, daß bei jeder Organisation und bei jedem Medium erkennbar sein muß, für welche Interessen und zu welchem Preis die Leistungen erbracht werden.

  • Jede im Bundestag vertretene Partei erhält entsprechend ihrer erreichten Mandate monatlich eine staatliche Zuwendung. Gleiches gilt für die Parteien der Land- und Kreistage. Eine darüber hinaus gehende Parteienförderung durch Spenden und andere Zuwendungen ist nicht mehr zulässig und steht unter Strafe.

  • In die Bundes-, Landes- und Kreistage können auch Mitglieder aus Organisationen, wie die Gewerkschaften, gewählt werden. Die im Grundgesetz untersagte politische Betätigung der Gewerkschaften wird ersatzlos gestrichen.

  • In Deutschland wird das Recht und die Pflicht auf Arbeit im Grundgesetz aufgenommen. Den Lebensunterhalt einer arbeitsfähigen Person durch eine nicht wertschaffende oder nicht werterhaltende Tätigkeit zu bestreiten, ist u.U. strafbar.

  • Rationalisierungsmaßnahmen in Unternehmen und Dienststellen dürfen nur im Falle eines gesellschaftlichen Erfordernisses zu Arbeitskräftefreisetzungen führen. Wenn dies nicht besteht, sind in dem Unternehmen die Arbeitszeiten ohne Lohneinbuse so zu reduzieren, daß eine Vollbeschäftigung gewährleistet bleibt.

  • Für Leitungs- und Führungskräfte sowie für Abgeordnete sind Befähigungsnachweise einzuführen. Die jeweilige erforderliche Befähigung ist im Gesetz festzulegen und muß in entsprechenden Abständen erneut nachgewiesen werden.

  • Die direkte (ungewünschte, aufgedrängte) Werbung für Produkte und Leistungen wird untersagt. Die Unternehmen und Organisationen können weiterhin indirekt (über entsprechende Auskunfts- und Nachschlag-Portale und -Medien) über ihre Produkte und Leistungen informieren, aufklären und werben, wenn eine diesbezügliche Entscheidungshilfe durch den Kunden gewünscht wird oder zur Gefahrenabwehr notwendig erscheint.

  • Das Gesundheitswesen (ausgenommen die Forschung und Entwicklung) wird aus der Marktwirtschaft herausgenommen und erbringt seine Leistungen ohne Limitvorgabe und ähnliche Restriktionen. Der Staat garantiert eine unentgeltliche Grundsicherung der Gesundheit jedes Bürgers.

  • Die Bundesrepublik Deutschland wird zu einem Mehrvölkerstaat erklärt. Eine Trennung zwischen Staat und Religion wird durchgesetzt

 

Die Neue Republik Deutschland

2022 / September / Oktober

Eine Situationsübersicht

War bereits das Wahlergebnis ein Volksfest (11.9.22), so erst recht, als die Neue Republik Deutschland ausgerufen wurde. Von der neuen Bundesregierung gab es einige Anweisungen, die Feierlichkeiten unbedingt in bescheidenem Maße zu halten. Von der öffentlichen Hand finanzierte Feuerwerke und andere aufwendige Veranstaltungen waren unzulässig.

Trotzdem feierten die Deutschen wie bei einer Fußballweltmeisterschaft. Die neue linke Kultur, die mit dem Plan V in die Öffentlichkeit kam, gab den Feierlichkeiten eine besondere Note. Man hörte die alten Lieder aus dem Bauernkrieg, der französischen Revolution, der 1848er in Deutschland sowie die Arbeiter- und Kampflieder der Sozialisten und Kommunisten des 20. Jahrhunderts. Fast alles in zeitgemäßen Texten. Auch zu den Burschenschaftsliedern waren neue Verse entstanden. Die Mehrzahl der Bevölkerung kannte dieses Kulturgut nicht mehr. Zumindest im Unterbewußtsein der US-Kultur überdrüssig, nahm die Volksseele das neue Kulturangebot schnell auf. Es erwärmte ihre Herzen und verlieh eine große Verbundenheit, eine Bereitschaft, füreinander einzustehen, etwas für eine bessere Zukunft zu wagen.

Infolge der jahrelangen Vorbereitung der neuen Reformen, kamen fast täglich neue Vorschläge und Entwürfe sowie im Gefolge erste Entscheidungen an die Öffentlichkeit. Die Medien berichteten in dieser Zeit – hier nur als Auswahl angeführt – in folgenden Schlagzeilen:

Der DDR- Sozialismus hilft der BRD letztmalig aus der Krise. Ein erster Einblick in die zwanzigjährige Vorbereitung der Allianz Starker Staat und die dabei verwendeten Gelder aus dem Gold der DDR.

Es gibt zu einer Reform des Kapitalismus keine Alternative. Ablösung der Anarchie der neoliberalen Wirtschafts- und Finanzführung durch die Einflußnahme eines Starken Staates auf die Einhaltung volkswirtschaftlicher- gesellschaftlicher – sozialer – rechtlicher Proportionen im Sinne einer Sozialen Marktwirtschaft.

Austritt aus der NATO / Abschaffung der Bundeswehr. Die Sicherheit eines neutralen Deutschlands liegt in den Händen der UNO im Falle eines Angriffes von außen und der Polizeikräfte zur Durchsetzung der gesetzlichen Ordnung im Land.

Starker Staat erfordert mehr Bürokratie und zuverlässige Führungs- und Kontrollpersömlichkeiten. Staat stellt 200.000 Angestellte für den öffentlichen Dienst ein. Über die Zukunft des Beamtenwesens wird verhandelt

Neues Ministerium für Finanz- und Wirtschaftskoordinierung gegründet. Staat will so etwas wie eine umstrittene zentral und dezentral tätige Kontroll- und Koordinierungsgruppe für ausgewählte Schwerpunkte einführen. Ziele: Vermeidung von Überproduktion, Strukturveränderungen durch Reduzierung des militärischen Komplexes, einschließlich Einstellung der Waffenproduktion für den Export, gezielte Ressourceneinsparungen Zulassungsbehörde für neue oder veränderte Erzeugnisse und Verfahren, Veränderungen bei der industriellen Tierproduktion u.a.

Neues Ministerium für Eignung und Führungskontrolle gegründet. Eine Nomenklatur von Führungs- und Leitungspositionen in Politik, Wirtschaft und Gesellschaft soll nur von dazu durch Wissen und Können, physischer und psychischer Gesundheit Persönlichkeiten unter demokratischer Kontrolle besetzt werden.

Erste Spezialklinik für psychisch kranke Persönlichkeiten aus den Führungs- und Leitungsetagen des Staates und der Politik, der Unternehmen und anderer Nomenklatura eröffnet. Behandlung von Personen der Nomenklaturamit vorwiegend gesellschaftschädigenden, psychischen Veränderungen(Gier, Machtrausch, Depressionen u.a.)

Die EU sieht die Entwicklung in Deutschland mit Sorge. Produktivitätsrückgang – Unternehmensabwanderungen – Intelligenz verläßt Deutschland

Wir wollen nicht immer ‚Mehr‘ sondern immer ‚Sinnvoller‘. Gegen den Wachstumswahn – für eine optimal verträgliche Grundversorgung

Die Regierung bildete Kommissionen, um das Staatswesen zu reformieren. Dabei ging es zum Beispiel um folgende markante Inhalte einer grundsätzlichen Veränderung:

  • Vorlage eines neuen Verfassungsentwurfes

  • Vorlage einer Reform des Rechtswesens, einschl. einer Neufassung aller Gesetze, durch eine Kürzung und Vereinfachung der 200 Jahre alten Reichsgesetze, bürgerlichen Gesetze usw

  • Vorlage einer Reform des Beamtentums, der Polizei, der Justiz, des Medienwesens (Garantie einer Loyalität und Unabhängigkeit gegenüber der herrschenden Legislative)

  • Vorlage einer Konzeption zum Aufbau einer Nationalgarde (Garantie der Treue und Zuverlässigkeit gegenüber der Staatsmacht)

  • Vorlage einer neuen Form der materiellen Stimulierung der Unternehmen (anstatt Gewinn-Maximierung Gewinn-Optimierung)

In den ersten Stunden der neuen Regierung berichteten die Medien relativ objektiv. Man konnte es als Anzeichen werten, daß die Mächtigen in Deutschland, die ja von keiner Revolution oder irgendeiner anderen Macht beeinträchtigt wurden, abwarteten, wie sich die Reformen auf ihre Geschäftsfelder, ihre Machtverhältnisse, ihr Kapital auswirken könnte. Können sie mit bestimmten Einschränkungen klarkommen, weil sie im Gegensatz dazu, neue Geschäftsfelder und Einflußmöglichkeiten entdecken? Auch stand die Frage, wie man die ‚guten‘ Absichten der neuen Regierung noch durch geeignete Maßnahmen mindern oder abwenden kann.

Langsam wurde von den Medien eine neue Einflußnahme spürbar. Was der Allianz nicht gefiel, daß man die DDR-Hymne auch mit einem neuen wunderbaren Text versehen hatte und nun diese Weise fast zu einem Volkslied, zur Hymne der neuen Republik aufzusteigen drohte. Das war sehr unklug. Ein Großteil der Bevölkerung, auch der in der Allianz vereinten Kräfte, hatte gefühlsmäßig etwas dagegen. Durch den Kalten Krieg und die vielen sportlichen Niederlagen der Altbundesdeutschen war ihnen diese Hymne nicht suspekt. Und man soll keine schlafenden Hunde wecken. Die Regierung bemerkte den Fehler mit der neuen Nationalhymne der ehemaligen DDR schon daran, daß die kommerziellen Medien und Schmuddelsender gerade diesen wunden Punkt durch zig-fache Wiederholungen so aufheizten, daß sie allein schon dadurch einen ersten Keil zwischen das fast einige Vaterland trieben.

Mit solchen Nichtigkeiten begann es noch im September 2022 und steigerte sich innerhalb eines Monats mit Gehässigkeiten, Lächerlichkeiten, Verunglimpfung der neuen Macht. Gleichzeitig stieg der äußere Druck auf Deutschland. Dieser Politikwechsel am 11.September 2022 löste eine nationale komplexe Krise aus. Jetzt zeigte sich, wer in der Republik das Sagen hat.

Die Finanzlobby reagierte mit einer Art Finanzterror. Die Kreditvergabe wurde radikal bürokratisch (Dienst nach Vorschrift) eingeschränkt und die Rückzahlung der 3 Billionen Staatskredite unter großem Druck beschleunigt gefordert. Plötzlich war durch eine künstlich herbeiorganisierte Krise der Euro kurz vor der Abwertung. Es überschlug sich alles in wenigen Tagen, mit dem Ziel, die Regierung konfus zu machen und dabei Fehler entstehen zu lassen.

‚Die Unfähigkeit der Regierung steht fest‘, hieß es bereits nach einer Woche Regierungstätigkeit.

Die Medien der großen Konzerne hatten eine Hektik und Katastrophenstimmung organisiert. Das Trommelfeuer kam von allen Seiten. Die Lebensläufe der Abgeordneten mußten genauso herhalten wie eine angebliche Flut von Schwerverbrechen, Bestechungen, Unterschlagungen und all dem Übel, an was die Menschen gewöhnt waren, was sie jedoch nie in so einem geballten Umfang gekannt hatten. Plötzlich fiel für einige Stunden der Strom aus. Einige Gewerkschaften riefen teilweise sogar zu Streiks auf, um wichtige Dienstleistungen, Produktionen und ihren Nachschub zu verzögern. Da wurde sichtbar, in welchem Fahrwasser sich die Interessenvertreter der Arbeitnehmer eigentlich bewegen. Es kam zu Angstkäufen und Mangelerscheinungen. Die Halodriasender RTL und Co. bauschten in den Hauptsendezeiten Einzelerscheinungen und Einzelmeinungen zu politischen Stimmungsbildern auf. Ihre Nachrichten und Kommentare lieferten eine Art Kriegsberichterstattung. Ganz schnell wurde die Lage wirklich bedenklich. Von der neuen Regierung kamen erst einmal nur beruhigende und aufklärende Informationen. Das reichte jedoch nicht im geringsten, um gegen den rechten Terror der Mächtigen anzukommen.

2022 / 26.Oktober

Berlin; Bundeskanzleramt

Bundeskanzler;

Vorsitzender der Allianz Starker Staat,

Parteivorsitzende Der Linken und der SPD;

Verteidigungsminister; Innenminister; Finanzminister;

4 beratende Beamten

Interne Krisen-Stabsitzung der Bundestags-Koalition

Bundeskanzler:

„Kollegen! Das ist der Wind vor dem Sturm. So wird es in Chile damals dem Allende(*) in der Moneda ergangen sein. Aber bei uns fliegen noch nicht die vom CIA gelenkten Bomberflugzeuge über den Bundestag. Wir sind also noch reaktionsfähig.

Die Jahrzehnte geübte Praktik unseres Gegners wird es wieder sein, bei uns eine bezahlte und später auch bewaffnete ‚Opposition‘ auf die Straße zu bringen, die uns zu ‚unangemessenen’ Gewaltmaßnahmen zwingen und damit den allgemeinen Zorn bis zur Ablösung der Regierung hochtreiben wird.

Unser Problem ist die Zeitnot und der fehlende Zusammenhalt in einer neugebildeten Regierung. Auf wen und auf was können wir uns verlassen? Uns bleiben womöglich nur noch Stunden und unser eigener Geheimdienst hat mit der USA zusammen einen Putsch der Bevölkerung organisiert nach dem Motto ‚Wir sind das Volk‘, in dem zum rechten Zeitpunkt die zu Hilfe gerufenen und darauf spezialisierten Verbände der NATO eingreifen. Auf die deutsche Bundeswehr könnte bei einem eventuellen Bürgerkrieg kein Verlaß sein.

Die Grundfrage scheint mir als erstes zu sein, wie wir das verhindern, wie wir den rechten Kräften zuvorkommen. Und als zweite Frage, wie stabilisieren wir recht schnell die Wirtschaft und Gesellschaft.

Zu 1.

Ich habe die Absicht, daß wir unsere Wähler auf die Straße schicken, zusammen mit unseren Sympathisanten, um gegen diesen rechten Terror zu protestieren und um Hilfe durch Polizei und Armee zu bitten. Als nächstes besetzen wir die wichtigsten Medien, die als Sprachrohr der rechten Mafia dienen und sichern unsere wichtigsten Ver- und Entsorgungsanlagen, unsere Datenspeicher und regierungswichtigen Schaltstellen.

Dazu muß unverzüglich, also heute noch durch die hier Anwesenden und einigen Experten, die sich in solchen Dingen auskennen, eine geheimgehaltene Vorbereitung beginnen. Bis zum Wirksamwerden verordne ich für den hier Einbezogenen Hausarrest. Bitte geben sie sofort ihre Handys bei mir ab. Sie werden unkontrolliert in meinen Safe unter Zeugen eingeschlossen und versiegelt. Die zu beschließenden Maßnahmen werden ohne Vorankündigung, wie bei einem Staatsstreich, mit der ersten erfolgreichen Protestdemonstration umgesetzt. Sollten ernstzunehmende Gegendemonstrationen stattfinden, verordnen wir eine nächtliche Ausgangssperre.

(Die Handys, Smart-Phons, Tablet-Rechner wurden eingesammelt.)

Zu 2.

Wir müssen uns, wenn wir die Lage wenigstens militärisch unter Kontrolle haben, auf die einfachen Leute verlassen. Jeder, der etwas Größeres zu verlieren hat, wird uns nicht trauen. Der kleine Mann auf der Straße wird unser einziger Verbündeter sein.

Wir bilden einen Bürgerrat in jeder Landes- und Kreisstadt, holen die linksorientierten Gewerkschaften an unsere Tische und verpflichten diese, ihre wichtigsten Unternehmen zu besetzen und für einen ordnungsgemäßen Produktionsablauf zu sorgen. Wo es Widerstand gibt, schicken wir die Polizei oder Armee hin. Unternehmer, welche sich als Saboteure erweisen, werden in Haft genommen. Wir verpflichten alle im Einsatz befindlichen Kräfte um Höflichkeit, Fairness, Gewaltlosigkeit, soweit es möglich ist. Bei auftretender Gewalt ist mit aller Härte durchzugreifen. Wenn wir jetzt nicht einig und stark sind, war die Wahl und unser Bemühen, einige wenige wirkliche Reformen durchzuführen, umsonst.

3. noch. Wir können bestenfalls erwarten, daß sich die überraschten Gegner, so muß ich sie doch bezeichnen, geordnet zurückziehen und sich auf eine neue Strategie und Taktik vorbereiten. Wir werden keine lange Verschnaufpause bekommen, das ist gewiß. In dieser Zeit ist es lebenswichtig, daß unser Außenminister nach etwaigen Verbündeten Ausschau und die USA bei guter Laune hält.

So, das wäre es von meiner Seite. Wer sieht es völlig anders, wer zieht nicht mit? Bitte keine langen Diskussionen. Wir müssen ganz schnell einen Kompromiß finden, um die Initiative wieder in die Hand zu bekommen. Das Ganze muß blitzartig ablaufen, denn wir können damit rechnen, daß wir hier abgehört wurden. Ich will es nicht hoffen.“

Im Wesentlichen äußerten alle ihre uneingeschränkte Zustimmung, da man in der kurzen Zeit keine bessere Strategie entwickeln kann.

Es wurde ein Krisenstab gebildet, dem neben den hier Anwesenden noch der Außen- und der Verteidigungsminister sowie zwei weitere Spezialisten angehören. Der Krisenstab tagt täglich ganztags in einem abhörsicheren Raum. Es besteht Handy- und Ausgangsverbot, bis vom BND zu jeder Person hier ein Sicherheits-Überprüfungsdokument vorliegt. Sollte eine Fälschung darunter sein, verliert der Verräter, wie beim Geheimdienst üblich, ohne Gerichtsverhandlung durch ein Militärgericht unter Umständen sein Leben.

2022 / 28.Oktober

Das Volk ist sich einig

und die Opposition kuscht

Die eingeleiteten Maßnahmen erbrachten innerhalb einer Woche den gewünschten Erfolg. Es war nicht notwendig, die vorgesehenen Medien stillzulegen oder mit einer Zensur zu belegen. Sie waren wie umgewandelt, biederten sich förmlich an und man wußte, daß hier zum kompletten Rückzug geblasen wurde.

Der Hauptkampf fand nun in den Geheimdiensten und im Außenministerium mit seinen Botschaften statt. Durch den Krisenstab, der nur noch wöchentlich einige Stunden tagte, wurde festgelegt, Verbindung mit noch lebenden Mitarbeitern des ehemaligen DDR-Ministeriums für Staatssicherheit zwecks kurzfristiger Mitarbeit aufzunehmen, um deren Erfahrung zu nutzen. Auch wurden aus den Betrieben und Universitäten Computerfachleute für Datenschutz und Informationsverarbeitung, für Abhör- und Computersabotage zusammengestellt.

Innerhalb von 6 Monaten verfügte die BRD über ein modernes System, was sich mit der USA und mit China messen kann. Nicht ganz so perfekt, aber fürs Erste überraschungssicher.

Es hatte sich gezeigt, daß die Bevölkerung im Zusammenhang mit der angeblichen Aufdeckung einer kommunistischen Verschwörung in der Gemeinschaft der Gläubigen und dem Unternehmen SIMEKK eine neue Sicht auf die linken Kräfte bekommen hatte und den rechten Parteien und Machtinteressen viel skeptischer und zurückhaltender gegenüberstand als bisher.

Psychologisch war auch interessant, daß die Mehrzahl der deutschen Bürger das entschlossene Handeln, wie es die neue Regierung an den Tag legte, verstand und unterstützte. Sie fühlten sich dadurch nicht bevormundet, bedrängt, wie in einer Diktatur, sondern in ihren Interessen vertreten und so etwas wie behütet. Die Masse will geführt und nicht lange gefragt werden. Und die Masse ließ sich auch nicht von dem Geschwätz bestimmter Medien, die keine Ruhe gaben, aufhetzen. Die alte Leier von der Unfreiheit, vom undemokratischen Verhalten und von Diktatur prallte weitgehend ab, obwohl man damit Jahrzehnte lang so viel Erfolg hatte.

Historischer Hintergrund:

Der Ring um Rußland ist geschlossen. Unter der Hoheit der NATO hat die USA ihre Militärstützpunkte auf alle Länder rings um Rußland erweitert. Es gibt exakte Blitzkriegspläne, wie man Rußland innerhalb von 6 Tagen bis zum Ural militärisch unter Kontrolle bringen und sämtliche nukleare Abwehr außer Kraft setzen kann. Jedoch konnte man bisher noch keinen Anlaß finden, der vor den Völkern dieser Erde als Kriegsgrund berechtigt erscheint.

In Moskau und Leningrad gab es, von Geheimdiensten der US-Allianz und sogenannten NGO’s organisiert und finanziert fast vierteljährlich Massenkundgebungen und Aufstände mit hunderten Toten und Verletzten. Die Regierungen haben bereits zweimal gewechselt, jedoch gelang es bisher nicht, eine nach dem Westen offene Macht zu errichten. Rußland kämpft um seine Unabhängigkeit. Der Wohlstand ist durch Jahrzehnte lange Sanktionen herabgesunken, trotzdem bleibt die Mehrheit dem Vaterland auch unter Opfern verbunden.

Eine Wendung brachten zwei bedeutsame Maßnahmen:

Rußland hat mit China und der Mongolei einen wirtschaftlichen und politischen Verbund Europa-Asien gegründet und eine neue Weltwährung eingeführt. Damit sind sie die bevölkerungs-, flächen- und wirtschaftlich stärksten Mächte dieser Erde und damit weitgehend unabhängig von den USA.

Bei den ehemaligen Staaten der Sowjetunion, die gegenwärtig zur EU und zur NATO gehören, gibt es bereits Absichten, sich der Europäisch-Asiatischen Union anzuschließen.

adolfkurt

Bei den über 3 Millionen Flüchtlingen und zum Teil bereits eingebürgerten 8 Millionen Ausländern war die Meinung skeptischer bis ablehnend. Sie mißtrauten jeglicher Veränderung, welche die Gründe für ihren Aufenthalt in die Bundesrepublik Deutschland in irgendeiner Weise erschüttern oder in Frage stellen würde. Sie dachten nicht national, sondern persönlich-pragmatisch. Ein neutrales Deutschland, herausgelöst aus der Nato und EU war für sie eher eine Gefahr wieder aufkeimenden deutschen Nationalstolzes und eine Benachteiligung der Zugewanderten. Diese 11 Millionen, würden sie mit wählen dürfen, wären ein gewisses Zünglein auf der Waage.

2022 / Oktober bis Juni 2024

Internationale Isolierung

Trotz aller Widersacher war die neue Regierung dabei, mit unglaublichen Winkelzügen, Zugeständnissen und Kraftanstrengungen ihr Programm durchzusetzen. Am problematischsten zeigten sich der Austritt aus der Nato und die Neutralitätserklärung.Schwierig war schon einmal die rechtliche und praktische Seite. Nach monatelangem Ringen konnte Deutschland seine Forderungen durchdrücken. Doch mit welchen Konsequenzen.

Es wurde verlangt, daß Deutschland damit automatisch auch die Europäische Union (EU) verläßt, obwohl dies rechtlich nicht festgelegt ist. Deutschland berief sich auf Österreich. Dieser neutrale Staat ist nicht in der Nato, aber Mitglied der EU und hat den Euro. Die EU und auch die NATO fanden irgendwelche frühere Abmachungen und Zusatzvereinbarungen mit der Bundesrepublik, welche solche Klauseln enthielten, auf die man sich nun berief. Um überhaupt zum Ziel zu kommen, entschied sich die neue Bundesregierung, all die Hindernisse anzuerkennen und damit verbundene Nachteile in Kauf zu nehmen.

Solche Nachteile waren der Ausstieg aus dem Euro sowie die Abkopplung von den günstigen Handelsbedingungen im EU-Raum. Das Schengener Abkommen der offenen Grenzen ließ man weiterhin gelten, wahrscheinlich um unkontrolliert eine 5. Kolonne in Deutschland zu unterhalten.

Von vielen Menschen begrüßt, mußte die D-Mark wieder eingeführt werden. In der ersten Zeit war es ein großer Vorteil für die BRD und eine arge Belastung für die EU. Der Euro wurde stark abgewertet. Denn die führende Rolle, die Deutschland in der EU bisher zunehmend spielte, entfiel und damit mußten die Partnerschaften und Kräfteverhältnisse in der EU neu aufgeteilt werden. Die Querelen, Grabenkämpfe, Ungereimtheiten in dieser Zeit der Neuorientierung der EU verschafften den Deutschen etwas Luft, sich der neuen Situation so anzupassen, daß sich nach und nach ein weitgehendes autarkes und ökonomisches Funktionieren von Staat und Wirtschaft einspielte.

Mit der Neutralität kam es zu einem unterschätzten Problem: Die Landesverteidigung abzubauen und die Waffenproduktion einzustellen, setzte mehr Arbeitskräfte frei, als man erwartete. Am Ende war ein Drittel der Wirtschaft irgendwie mit dem militärischen Komplex verschachtelt (*).

Der USA kündigte man ihre Stützpunkte in Deutschland auf. Der Start von Drohnen sei sofort zu unterlassen und die ABC-Waffen müßten unverzüglich außer Landes gebracht werden.

Das Echo dieses Schrittes war depremierend. Denn erstens dachten die US-Administration und die US-Kontingente in der Nato überhaupt nicht daran, Deutschland zu verlassen. Man fand zig Vereinbarungen und Verträge, nach denen die USA ein unbeschränktes Recht auf den Stützpunkt Deutschland besaß. Unter anderem verwies man darauf, daß es zwischen Deutschland und den USA noch keinen Friedensvertrag, statt dessen Besatzungsmachtrechte gibt Und zweitens legte die USA sofort – wie immer bei Streitigkeiten mit anderen Ländern – Sanktionen fest. So wurden Vermögen eingefroren, Handelsbeschränkungen, Zollerhöhungen und anderes durchgesetzt.

Das war ein harter Brocken, den die linke Bundesregierung da zu meistern hatte. Man verpaßte praktisch über Nacht Deutschland den Status eines Feindes. Offiziell gab man den Anschein, als anerkenne man das demokratische Recht des Volkes. Da aber die internationalen Verflechtungen, besonders innerhalb der EU und mit den USA so umfangreich, tiefgreifend waren und es sich für den Westen um einen unkalkulierbaren Linksruck handelte, ging man sofort zu einem neuen Kalten Krieg gegen das ehemalig Bundesmitglied über.

Nach sechs Monaten Euphorie bei den Wählern in Deutschland zeigten sich die ersten Auswirkungen.

Die Arbeitslosigkeit stieg kurzfristig, bis die Gegenmaßnahmen der Regierung Wirkung zeigten: Durch einen Gesetzeserlaß mußten die Arbeitgeber die Arbeitszeit bei gleichem Lohn nach einem vom Staat festgelegten differenzierten Schlüssel senken. Damit wurde im Landesdurchschnitt gewährleistet, daß jeder Arbeitswillige einen Arbeitsplatz sicher hatte. Dies setzte die Regierung unnachgiebig, gegen den Protest der Unternehmen durch und wurde mit einem Grundsicherungsbetrag für jeden Bürger der BRD durch den Staat in eine machbare Größenordnung gebracht. Das neue Prinzip verfolgte das Ziel, daß es bei Rationalisierungen im Unternehmen keine Entlassungen von Beschäftigen geben darf, sondern die Arbeitszeit bei gleichem Lohn entsprechend reduziert werden muß. Dazu gab es ein Bündel von Ausnahmen und Ersatzmaßnahmen (zum Beispiel eine Rationalisierungseffektabgabe an den Staat, mit dem für die entlassenen Arbeitnehmer neue Arbeitsplätze geschaffen werden können), wo sich technologisch dieser Arbeitszeitausgleich im Unternehmen nicht machen läßt.

Natürlich gab es auf Anhieb hunderttausendfache Ungerechtigkeiten, die nur mit großem Zeitverlust nach und nach beseitigt oder gemildert werden konnten, bis sich das neue System langsam einspielte.Bis dahin stand die Mehrheit der Deutschen noch hinter der Regierung. Ihnen war klar, daß die bisher durchgesetzten Entscheidungen prinzipielle Reformen, ja kleinere Revolutionen in ihrem Sinne waren und Geduld und persönliche Opfer verlangten.

Doch dann wertete sich durch entsprechende Maßnahmen des internationalen Finanzkapitalismus die DM ab und die Sanktionen, denen sich auch die EU angeschlossen hatte, wirkten sich auf das Warenangebot und den allgemeinen Wohlstand aus. Wo irgend möglich, organisierte man von außen auf vielen Gebieten Mangel. Das Stromverbundnetz konnte plötzlich zeitweise keinen Strom, Norwegen kein Gas, einige Länder kein Öl mehr liefern. Das war zwar stets nur für kurze Zeit, denn die bestehenden Verträge mußten ja insgesamt eingehalten werden. Es bewirkte aber trotzdem Unsicherheiten und eine unangenehme Veränderung des Wohlstands – und Sicherheitsgefühls der Bevölkerung. Während die Regierungsunterstützer, bisher die absolute Mehrzahl, zeitweilige Nachteile sanktionierten, wenn man in absehbarer Zeit den großen Vorteil von Neutralität erfahren würde, begannen die oppositionellen Kräfte (CDU / CSU und andere) im eigenen Land mit der Mobilmachung gegen den Staat. So entstand im ersten Halbjahr 2024 eine ähnliche Situation wie im Oktober 2022.


Ein störendes Flugzeuggeräusch war das letzte, was sie wahrnahmen. Dann gab es eine das Gehör zerstörende Explosion mit einem so starken Überdruck, daß sie zugleich das Bewußtsein verloren.

2024 / 9. September -Nachmittag

Klein Partwitz / SIMEKK

Die Katastrophe

Zwei Feuerwehren trafen ein, beräumten die ersten Trümmer und wunderten sich, daß kein Brand ausgebrochen war. Das Dach im Mittelbau, in dem die Technik und der TV-Sender untergebracht waren, hatte der Luftdruck abgedeckt. Eine Rakete muß durch die Außenwand im Obergeschoß eingedrungen und dort explodiert sein. Die Sprengkraft war nicht sehr groß, jedoch mußte eine Strahlung ausgetreten sein, welche die Elektronik auch in den zwei umliegenden Gebäuden zerstört hat.

Es gab den glücklichen Umstand, daß durch die Geburtstags- und Hochzeitsfeierlichkeiten die Menschen entweder an der Seerundfahrt teilgenommen hatten oder an der Hafenpromenade der Blasmusik lauschten, die dort ihr Nachmittagskonzert gab. Jetzt standen alle in dem U-förmigen Hof mit den wunderschönen Parkanlagen und Springbrunnen und verfolgten mit größter Anspannung die Feuerwehrleute bei ihrer Arbeit.

„Hier sind zwei Schwerverletzte“, rief ein Feuerwehrmann aus einem Fenster, in dem der TV-Sender untergebracht war. Sofort rannte der Arzt, den die Feuerwehr bereits mitgebracht hatte, nach oben. Ein Dokumentarist der Feuerwehr folgte mit der Kamera, um die Lage der Verletzten für Ermittlungen festzuhalten.

Es entstand eine organisierte Hektik. Jeder der eingesetzten Männer wußte, was nun zu tun ist. Man holte Werkzeuge und legte eine elektrische Leitung nach oben. Dann hörte man Kettensägen und Kommandos. Schließlich war es mit einem Schlag vollkommen still. Atemlose Stille. Nach einigen Minuten erschien der Arzt und wollte den Betriebsleiter sprechen. Der war nicht auffindbar, aber der Produktionsleiter Klaus Hoferichter stand schon neben ihm und erfuhr die traurige Nachricht als Erster:

„Eine junge Frau und ein junger Mann konnten nur noch tot geborgen werden. Sie sind beide während einer Intimität von einem Balken erschlagen worden. Waren offenbar sofort tot. Keine Rettung mehr möglich.“

Inzwischen trugen zwei Feuerwehrleute die Toten in Decken gehüllt auf ihren Händen nach unten und legten sie Klaus Hoferichter vor die Füße. Er sollte sie identifizieren. Doch statt einer Antwort sackte er benommen in sich zusammen. Seine Beine konnten ihn nicht mehr tragen, sein Mund konnte nicht sprechen, sein Kopf schien keinen Gedanken mehr fassen zu können. Man ließ ihn vorsichtig zu Boden gehen.

„Gustav und Laura, meine Kinder…“ stöhnte er nach einer Minute und richtet sich langsam, zittrig und mit Unterstützung der Feuerwehrleute wieder auf.

„Es sind die heute Neuvermählten. Mein Sohn Gustav Hoferichter und seine Ehefrau Laura, geborene Forster. Die Enkeltochter von unserem Pfarrer Roth.“ Er stierte auf die beiden am Boden Liegenden und ein Entsetzensschrei ging durch die Menge.

Inzwischen lief auch das Ausflugsschiff im Hafen ein. Man hatte vom Schiff aus eine Drohne auf ein Gebäude von SIMEKK fliegen, ein Geschoß abfeuern und die Explosion sehen können und ahnte bereits das Schlimmste. Jeder wollte zuerst aussteigen, aber man ließ ehrfürchtig Pfarrer Roth und seiner Charlotte, gefolgt von Anne und ihrem Max den Vortritt. Klaus kam den beiden tief gebeugt auf wackligen Füßen entgegen, umarmte beide zugleich und schluchzte unter Tränen

„Es sind Laura und Gustav!“. „ Was ist mit Laura?“, schrie Anne, vor Kummer fast hysterisch. Der Pfarrer ahnte es bereits, als er den großen Schmerz seines Freundes wahrnahm. „Laura und Gustav sind tot.“ „Wie tot? Richtig tot? Oder leben sie noch? Wo sind sie.“

Klaus zeigte zum mittleren Gebäude und Anne wollte sogleich losrennen. Aber auch sie stand so unter Schock, daß Kurt sie stützend unter den Arm faßte, um sie zu der furchtbaren Realität zu begleiteten. Dort angekommen riß sie die über den Toten liegenden Decken hinweg und schrie und schrie ihren Schmerz heraus. Die Gäste und Freunde, Familien und Angehörige der Gläubigen ergriff das Elend plötzlich noch einmal und heftiger als zuvor. Die Tränen flossen und die Klagelaute erklangen zum Gotterbarmen.

Bald schlug die Stimmung in Haß und Aufruhr um. Die Menge wollte wissen, WARUM …WARUM … Wer war das? … Es gibt keinen Gott mehr … WARUM nur.

Da keine Antwort kam verstummte die Masse und gab sich einer stillen Trauer und einer Angst hin. Was ist hier los. War es Zufall oder Absicht. Was geschieht nun? Wer ist jetzt als nächstes dran?

Währenddessen waren alle notwendigen Behörden und Rettungsdienste eingetroffen. Die Kriminalpolizei begann mit der Spurensicherung und ersten Ermittlungen. Zwei Beamte gingen ringsum und befragten Anwesende, die nicht so unter Schock standen und zum Hergang etwas sagen konnten.

Die Beobachtung aller Befragten war übereinstimmend. Es sei etwas über das Grundstück in cirka 30 bis 50 Meter mit großem Getöse hinweggeflogen, hatte etwa am Hafen etwas auf das Gebäude abgeschossen, was genau in der Mitte des Mittelbaus in das Obergeschoß eindrang. Das Flugobjekt, aus dem das Geschoß abgefeuert wurde, zog hinter dem getroffenen Gebäude einen großen Bogen und flog über den Partwitzer See, aus dem es kam, zurück. Da einige Zeugen das Flugobjekt auch beim Rückflug sehen konnten, glaubte man eine Drohne erkannt zu haben. Denn es gab keine Bordfenster und keine Pilotenkanzel. Eine kleine Rakete hing noch unter der Drohne und eine bewegliche Kamera schien sie zu filmen, denn sie verfolgte auch beim Wenden das getroffene Objekt.

Pfarrer Roth fühlte sich von Amt‘s wegen als erster in der Lage und verpflichtet, das Wort an die Teilnehmer der heutigen Feierlichkeiten zu richten.

„Freunde: Die zwei Bibelsprüche zum heutigen Tag lauten: Der HERR ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten?
Psalm 27,1
Jesus spricht: Euer Herz erschrecke nicht! Glaubt an Gott und glaubt an mich!
Johannes 14,1

Wem das hilft!!! Mir gibt dieses kirchliche Geseire nichts!!!“

Er fügt eine Pause ein, um vom amtlichen auf den persönlichen Kurt Roth überzugehen.

„Freunde! Ich kann eure Fragen nicht beantworten. Ich teile euren Zorn.

Es handelte sich zweifellos um eine Drohne, die gezielt hier zum Einsatz kam.

Drohnen werden aus Deutschland seit 30 Jahren in alle Welt verschossen. Die Rechte dazu nimmt sich der US-Imperialismus heraus, assistiert auch von der deutschen Lobby. Die US-Militärs arbeiten die Listen ab, wer auf unserer Erde als nächstes ausgeschaltet werden soll. Unterschrieben und bestätigt vom Präsidenten der USA.

Dieses Mal haben sie unseren Fernsehsender ausgewählt, damit die Stimme der Aufklärung und unserer Wahrheit nicht mehr gesendet werden kann.

Zwei überglückliche, völlig Unschuldige haben zufällig da gestanden, wo man ohne Gewissensbisse, ohne Skrupel etwas auslöschte, ganz gleich, ob dabei auch Kollateralschäden entstehen. Kollateralschäden; welch ein schamloses, furchtbares Wort! Der beste Freund unserer Politik und Wirtschaft, die US-Militaristen, haben es erfunden und die Welt benutzt es seitdem entschuldigend. Es kann ja schließlich auch einmal etwas schief laufen. Hier ist etwas schief gelaufen. Und ich werde es niemals entschuldigen und verzeihen. Auch wenn ich damit ein ungezogener Christ bin, der seine Feinde nicht lieben kann. Auch wenn man mich als Pfarrer suspendiert. Ich verzeihe es nicht!

Den Schmerz über den Verlust, der uns heute getroffen hat, kann ich nicht in Worte fassen!“

Er machte eine Pause und dachte nach. Es blieb so still, daß man glaubte, die Herzschläge der Menschen zu hören.

„Ich bitte um Verständnis, wenn wir euch, unsere lieben Gäste, herzlich bitten, die Stätte der Trauer zu verlassen.

Wir danken euch für euer Dasein, für die lieben Worte und Wünsche und für die vielen Geschenke, Aufmerksamkeiten und Erinnerungsstücke, die ihr hier hinterlassen habt. Wir danken euch für die Beiträge, mit denen ihr zum Gelingen unserer Feier beigetragen habt. Und ganz besonders danke ich für die innige Teilnahme an unserer Trauer und für den versuchten Trost, den ihr geben wolltet.

Ich bin aber zur Zeit für Trost nicht ansprechbar. Laßt uns bitte allein, damit wir uns unserem Kummer so hingeben können, wie es unsere zwei Lieblinge erfordern und verdienen und wir es brauchen. Ein Trost ist es aber sicherlich, daß sie nicht leiden mußten. Es war ein kurzer Schlag und sie sind aus ihrer Glückseligkeit in das Universum zurückgekehrt, aus dem sie kamen und in das wir ihnen irgendwann auch folgen werden.

Amen.

Bitte noch einen Gedanken:

Ich danke euch, liebe Freunde und ich verfluche die Täter und ihre willfährigen Hintermänner sowie all die Feiglinge, die dabei mitmachen.

Ich weiß: Sie werden sich nicht im geringsten schuldig fühlen, weil sie glauben, im Recht zu sein. Sie sind auch Gläubige. Denn sie glauben an den Gott in sich sowie nur an sich selbst und ihresgleichen. Aber der Gott in ihnen ist der Teufel. Und sie haben ein krankes Gehirn … und wissen nicht, was sie tun.

Verzeihen kann ich es trotzdem nicht.“ Jetzt hebt er die Stimme erneut und er schreit seinen Haß heraus:

„Wir müssen ihnen ihre Grenzen zeigen!

Und wer ein krankes Hirn hat, darf nicht länger Macht ausüben!

Und nochmals Amen! Was da heißt, es soll also geschehen.“

Die Masse hat mehrfach das Amen nachgesprochen. Man raunte sich Zustimmung zu Roths Rede zu, verabschiedete sich gegenseitig, tauschte Beileidsbekundungen aus und zerstreute sich innerhalb einer halben Stunde.


2024 / 9. September; 19 Uhr

Klein Partwitz / Dienstzimmer des Geschäftsführers von SIMEKK

Pfarrer Roth, Andreas Tannert und Klaus Hoferichter, Dieter

Pinochet läßt grüßen

Wer steckte hinter dem Sabotageakt? Die Gruppe analysiert einen Teil des Geschehens völlig richtig. Die vereinigten Geheimdienste Deutschlands und der USA müssen die entsprechende Daten über das SIMEKK-Unternehmen beschafft haben, mit denen sie das Geschoß programmiert und gelenkt haben. Daß es eine Drohne war, haben mehrere Zeugen zu Protokoll gegeben. Drohnen werden immer noch, obwohl der US-Administration ihre Stützpunkte aufgekündigt wurden und die Steuerung von Drohnen von ihrem Flugplatz in Ramstein aus untersagt ist, von der US-Armee über das neutrale Deutschland in alle Welt ferngesteuert. Der Anschlag auf den TV-Sender ‚Findling‘ war sicher lange vorbereitet und Bestandteil der Rückholaktion Deutschlands in die NATO und EU. Die NATO wird der Meinung sein, daß zu dem ersten Schlag gegen den neutralen Staat Deutschlands das Außerkraftsetzen auch des kommunistischen Senders ‚Findling‘ gehören muß. Die entsprechende US-Division in Ramstein übernahm die Aktion mit einer Drohne. Daß es dabei Tote und Verletzte geben würde, nahm man in Kauf.

Die Zusammenhänge wurden sofort klar, als man sich die Entwicklung der letzten Monate vergegenwärtigte:

Die konservative, rechtsgerichtete Opposition im Bundestag hatte parlamentarisch keine große Chance, weil die Vereinigung der Linken mit der SPD über die absolute Mehrheit verfügen. Doch das hat in einer Scheindemokratie nicht viel zu sagen. In der Opposition befanden sich die eigentlich Mächtigen. Sie hielten als Lobby des Landes seit jeher und in den letzten Jahrzehnten immer wirksamer die Fäden im Staate in der Hand. Ihre Macht war das Kapital und die Abhängigkeiten, die dies für alle Besitz- und Machtlosen mit sich bringt. Und diese Macht ließen sie nun schrittweise spüren. Es war eigentlich wie in Chile 1972. Es gab auch bald einen deutschen Pinochet und eine Einflußnahme und Unterstützung durch die CIA.

Über die Mehrzahl der Medien nahm man auf die Gehirne der Bevölkerung Einfluß. Man organisierte Demonstrationen gegen die Regierung und verlangte die Rücknahme aller bisherigen Maßnahmen und Neuwahlen. Gleichzeitig provozierte man die Polizeikräfte so, daß es zu Verletzten und Toten kam. Schließlich griff am 6.6. die USA mit entsprechendem Potential direkt und unmittelbar ein, weil, wie sie behaupteten, ihre Stützpunkte und die dort lagernden Atomwaffen bedroht seien. Mit Spezialeinheiten besetzten sie in Berlin die Regierungs- und Parteigebäude der Allianz Starker Staat und aller integrierten Parteizentralen. Nach einigen Stunden hatten sie Deutschland wieder in die Nato und EU zurückgeholt. Es gab keine Gegenwehr, die Brutalität der Einsatzkräfte ließ keinen Widerstand zu und hinterließ über tausend Verletzte.

Vergessen war, daß soeben eine demokratisch gewählte Regierung mit Gewalt eliminiert wurde.

Plötzlich war nach Regierungsmitteilung und Medienrummel die abgesetzte Regierung von Terroristen organisiert und untersetzt gewesen. Die ökumenische Unterwanderung wurde als eine verdeckte Aktion des Islam dargestellt und alle wesentlich in die Regierung integrierten Kräfte wurden als Verfassungsfeinde deklariert, von allen Ämtern enthoben und durch Staatsanwälte verfolgt und angeklagt, später von willfährigen Gerichten verurteilt.

Soweit die offiziellen Informationen. Dann stellten Roth und seine Freunde fest, daß es noch regierungstreue Sender gab, welche ein anderes Bild zur Lage verbreiteten.

 

Im Exil

2024 / Dienstag, 10. bis 12 September

Die Flucht

Die kleine Kolonne von zwei Wohnmobilen und vier PKW war erst gegen drei Uhr in der Nacht fortgekommen.

Den Nachrichten nach kippte die politische Situation zugunsten der Opposition und ihrer eingedrungenen Kampfverbände. Bis jetzt waren verhältnismäßig wenig Schüsse gefallen. Es gab einige Tote, aber tausende Verhaftungen. Die rechtmäßige Regierung hatte die Bevölkerung zur absoluten Passivität aufgerufen. Widerstand ja, aber keine Gewalt. Irgend etwas schien die Staatsmacht in der Rückhand zu haben. Oder waren sie wirklich so dumm, alle erzielten Erfolge preiszugeben?

Es war 22 Uhr. Der kleine, strategisch unbedeutende Grenzübergang in Wernstein am Inn war tatsächlich noch offen. Die Sechser-Gruppe erreichte Österreich ohne irgendeine Kontrolle. Glück gehabt. Nach Mitternacht wurden alle deutschen Grenzstationen geschlossen. Der deutsche Regierungssender sprach inzwischen von mehreren tausend Verhaftungen, von ganzen Gebieten ohne Strom, weil man im Widerstand die Elektroversorgung lahm legte, von einem Ausnahmezustand von 22 bis 6 Uhr. Die Bevölkerung verhielt sich gegenwärtig noch relativ ruhig. Einige Überfälle auf Tankstellen und Lebensmittelläden wurden von der Polizei abgewehrt. Hierbei gab es eine Zusammenarbeit auch mit den Aufständigen. Dieselben bestehen aus irregeleiteten und oppositionellen, konservativen Deutschen sowie besonders aus eingeschleustem söldnerartigem, gut bewaffnetem Gesindel. Für die ist das deutsche Schicksal ohne Bedeutung. Solche Staatenlose sind jederzeit bereit, auf Einheimische zu schießen. Und sie haben es mehrfach getan. Es sollen inzwischen schon an die hunderte Tote sein.

In Österreich herrschte der alte, gewohnte tägliche Frieden. Zwar verfolgte man über die Medien die deutschen Ereignisse. Aber auch hier kamen nur wirre Meldungen an. Keiner hätte gedacht, daß in unserer so hoch technisierten Welt so schnell ein Chaos herbeigeführt werden kann, wenn man die Elektrizität abschaltet und keine verständlichen Informationen mehr erhält.

Ohne größere Unterbrechungen gelang es bereits am folgenden Tag gegen acht Uhr die Schweizer Grenze bei Lichtenstein hinter sich zu lassen und einige Ruhetage einzulegen.


2024 / 10.September und Folgemonate

Situation in Deutschland

Ein umstrittener Schachzug

Ja, die 2022 gewählte Regierung der Allianz Starker Staat hatte tatsächlich einen Joker im Ärmel. Darauf legte man bei den jahrzehntelangen Vorbereitungen der Allianz Starker Staat größten Wert. Es war ein gewaltiges, ein tolles, ein gewagtes Manöver.

Am 4. Tag der Konterrevolution tauchten Russische Kriegsschiffe an den Nord- und Ostseeküsten auf, ohne daß es vorher eine Information darüber gab. Wenige Stunden später berichteten der immer noch funktionsfähige Staatssender und hunderte Interneteinträge, daß Deutschland mit Wirkung vom heutigen Tag dem Europa-Asienpakt beigetreten ist. Die konterrevolutionären Kräfte werden aufgefordert, in den bekanntgegebenen Sammelstellen ihre Waffen abzugeben. Die US-Streitkräfte haben das Hoheitsgebiet Europa-Asien innerhalb eines Monats zu verlassen und sich ab sofort aus allen feindlichen Handlungen gegen die deutsche Staatsmacht und das deutsche Volke herauszuhalten.

Während diese Informationen halbstündlich auf allen verfügbaren Kanälen wiederholt wurden, landeten aus den russischen Kriegsschiffen und aus zwanzig schweren Militärtransportflugzeugen auf den wichtigsten Flughäfen der Republik Einsatzkräfte der UNO, welche der deutschen Polizei bei der Durchsetzung der befohlenen Maßnahmen Autorität, Hilfe und Unterstützung gaben.

Nach zwei Tagen beherrschte die Regierung wieder vollständig die Lage. Nur das US-Kontingent war nicht bereit, Deutschland zu verlassen. UNO-Truppen umstellten die Militärstützpunkte. Außerdem wurden sie von der deutschen Bevölkerung, die sie seit rund 70 Jahren umsorgte, sowie von jeglicher Ver- und Entsorgung, abgeriegelt. Es gab keine Lande- und Starterlaubnis für die Militärbasen, es sei denn, durch entsprechendes UNO-Personal wurden die Flüge freigegeben. Durchgesetzt wurden die Flugverbote mit einer eigens für solche Zwecke entwickelten russischen Stör- und Verzerrungsanlage, welche jegliche Steuerung von Flugkörpern nach dem Stand der Technik ausschaltete oder verwirrte.

Die USA und ihre Nato-Verbündeten standen einem Feind gegenüber, der ihnen hinsichtlich der Ressourcen an Menschen und Material, an Territorium und Ideologie überlegen war. Es gab also in der UNO Kräfte, welche hinter dem Rücken der USA und der Nato so eine UNO-Mission vorbereitet und durchgeführt haben. UNO-Beschluß? Wird nachgereicht. Veto der USA? Wird nicht anerkannt, da selbige als Aggressorstaat keine Stimme mehr hat. Frankreich und Großbritannien? Stimmten der Entschließung nachträglich zu. Durch diesen Handstreich der deutschen Regierung in Verbund mit der UNO und nach monatelang vorherigen Absprachen besonders mit Rußland und China war die Vorherrschaft und Weltmacht USA hier in Europa nun scheinbar endgültig gebrochen. Eine sofortige aggressive Reaktion, wie man sie in früheren Zeiten hätte in Betracht ziehen müssen, blieb aus.

Wenige Wochen später traten Frankreich und Italien, Jahre danach fast alle europäischen Länder dem Pakt bei. Dadurch waren die internationalen Kräfte- und Machtverhältnisse wesentlich verändert und die Gefahr eines Weltkrieges ging merklich zurück. Diese Kursveränderung ergab sich aus pragmatischen Gründen und Überlegungen der Mächtigen und ihrer Lobby:

Der globale Handel und die allseitige wirtschaftliche und fiskale Zusammenarbeit auf einem Territorium vom Atlantik bis zum Pazifik, besonders von Rußland bis China, waren nun fast grenzenlos möglich. Ein Geschäftsfeld für viele Jahrzehnte öffnete sich für die Gierigen, Unersättlichen. Bei so einem Angebot pfeift man auf alte ‚Freundschaften‘ und Bündnisse. Man kann sich endlich von der Abhängigkeit der USA lösen, auch wenn man in neue Abhängigkeiten geriet. Doch gegenwärtig fühlte sich die zum ‚Feind‘ übergewechselte westeuropäische Lobby in ihrem Herrenmenschendenken den russischen und asiatischen Partnern überlegen.

Man muß ein Gespür dafür haben, wenn sich eine neue Weltmacht bildet. Als Erster dabeisein und davon profitieren. Dann wird man weitersehen.

Offenbar werden sich nun auch Indien, Brasilien und andere entwickelte amerikanischen und afrikanische Staaten in Pakten zusammenschließen und sich miteinander gegen die Weltmachtideologie der USA und ihrer noch verbündeten oder paktierenden Staaten wehren.

Der 2022 gewählte Bundestag hatte also die Lage wieder in der Hand und könnte seine Reformpolitik fortsetzen. Wenn da nicht zwei neue Komponenten dagegen sprechen:

Der Verbund hinsichtlich Politik und Wirtschaft mit dem russisch-chinesischen Raum mußte mit sehr viel Aufwand und Problemen vollzogen werden. Es schien, als hätte Deutschland ein Fieber befallen, schlimmer als zur Einheit Deutschlands. Jeder der Großen und Kleinen wollte etwas von den neuen Möglichkeiten absahnen und den Gewinn- und Machtbereich ausbauen.

Und zweitens hatten die ehemaligen Verbündeten in der EU die Sanktionen und Aggressionen gegen Deutschland noch einmal ungewöhnlich komplex angezogen. Da sich Deutschland seit 8 Jahren von den östlichen Partner frei machen mußte, also die Sanktionen der USA und EU durch Abkopplung von einen endlich umfangreich angelaufenen Geschäftsbereich, gelang es nicht sofort, für ein Land mit 85 Millionen Einwohnern die Energie-, Rohstoff und Lebensmittelversorgung neu mit zuverlässige Partnerschaften abzusichern.

Das deutsche Volk, sosehr es auch für das Neue Deutschland eingetreten war, verlor zunehmend die Geduld. Der Lebensstandard hatte sich wesentlich abgesenkt, die zusätzlichen Sozialleistungen überforderten den Staatshaushalt, Deutschland hatte den tiefsten Punkt seit dem Ende des zweiten Weltkrieges erreicht.

Nach dem Beitritt Deutschland zur europäischen-asiatischen Union hätten eigentlich die Gläubigen aus dem Exil zurückkommen können.

Aber sie wußten: Der Kapitalismus ist damit nicht besiegt. Er hat nur eine neue Variante gefunden, mit der er ungestörter an Macht und Kapital herankommen kann. Es wird nicht lange dauern, da wird es bitter ernst für die Besitzlosen in der Welt. Denn es werden neue Mehrheiten manipuliert und die alten Kräfteverhältnisse konservativ und rechtslastig wiederhergestellt. So wird man in Deutschland die nach der Wahl 2022 erzielten Errungenschaften Schritt für Schritt beseitigen.

Man beschloß, vorerst in der Schweiz zu bleiben und Verbindung mit international arbeitenden Gruppen aufzunehmen, die sich auf ein ähnliches Programm, wie die Deutschen es 2022 meisterten, in ihren Ländern konzentriert hatten.

Ende Ausschnitt 4 aus den Gläubigen

 

Von adolfkurt