Der Mainstream spricht von einem Unrechtsstaat Saudi-Arabien – wieso plötzlich das?


Unerhörtes ist passiert. In der Türkei ist ein saudischer Journalist ermordet worden. Das hat das Rechtsempfinden der demokratischen Öffentlichkeit des Westens, Politiker und Medien, tief getroffen. Wirklich? Oder sollen Sie und ich ein weiteres Mal vorgeführt werden? Ich tippe auf Letzteres. Vor allem, weil – wieder einmal – ein und dasselbe Thema über Wochen hoch- und runtergebetet wird. Also was läuft da wirklich?


Grundsätzlich gilt für mich: Wenn die Qualtität der Themen sinkt, dafür aber die Quantität der Beiträge über die wenigen verbliebenen Themen ansteigt, ist das für mich ein untrügliches Zeichen armseliger Berichterstattung. Armselig schlicht deshalb, weil arm an Themen. Wenn diese wenigen Themen dann auch noch immer und immer wiedergekäut werden, dann erkenne ich, dass etwas in Köpfe gehämmert werden soll. Nichts Rationales, sondern Emotionen. Wenn diese Emotionen auch noch Feindbilder stärken sollen, sehe ich nichts weiter als Propaganda. Dann stelle ich mir die Frage, warum gerade diese ganz bestimmte Propaganda zum gegebenen Zeitpunkt betrieben wird.

Die Armseligkeit an Themen und die Intensität, wie diese Armseligkeit vermittelt wird, hat ein weiteres Beispiel erfahren.

Jamal Khashoggi, Elliott Abrams und Jeffrey Feltman

Am Dienstag, den 4. Oktober 2018 verschwand der saudische Journalist Jamal Khashoggi, nachdem er das saudische Konsulat in Istanbul betreten hatte.

Stand 26. Oktober hatte es dieses Verschwinden geschafft, beim Marktführer im Nachrichtenwesen, der ARD-Tagesschau, in 67 Beiträgen innerhalb von 18 Tagen thematisiert zu werden. Dabei reden wir noch gar nicht von der „Erwähnung“ in den TV-Sendungen (a1) sondern allein von Zählungen auf deren Online-Plattform (1). 

Das ungeteilte Interesse (nicht nur) der ARD brach am 8. Oktober 2018 aus. Aber gehen wir noch zwei weitere Tage zurück.

Es dauerte keine 48 Stunden, bis Jamal Khashoggi es schaffte, im Blog des Council on Foreign Relation (im weiteren kurz Council genannt) von Elliott Abrams thematisiert zu werden (2). Dort wurde er als bedächtiger, Gewalt ablehnender Reformer gelobt. Wenig später würde die Tagesschau exakt das von Abrams postulierte Bild weitergeben – Tag für Tag, ohne jede Abweichung (3).

Elliott Abrams ist nicht irgendwer. Er ist ein „Gestalter“. In der Reagan – und Bush Jr. – Administration diente er als außenpolitischer Berater und war einer der maßgeblichen Drahtzieher der verdeckten Kriege, die die USA in den 1980ger Jahren in Nikaragua und El Salvador führten (4). Und er wurde rechtskräftig verurteilt (a2), für seine Verwicklung in die Iran-Contra-Affäre, mittels der diese Kriege für die CIA finanziert wurden. (5).

Der Harvard-Absolvent Abrams ist seit Jahrzehnten einer der Aktivposten des tiefen Staates der USA gewesen und war in dieser Rolle jederzeit ohne Skrupel bereit, „die Interessen der Vereinigten Staaten“ zu vertreten (6). Er war Mitbegründer des Project for a New American Century (PNAC) (7). Der Neocon und schlimmste Scharfmacher für den Irak-Krieg 2003, Dick Cheney (8), hält Elliot Abrams für einen der wichtigsten Architekten zur „Gestaltung“ eines neuen Mittleren Ostens (9).

Seine Sicht und Aktivitäten in Hinblick auf „zu befriedende Staaten“ ähneln sehr denen Jeffrey Feltmans, der seit Jahrzehnten eine adäquate Rolle im Nahen Osten spielte. Rechtsstaatlichkeit und Völkerrecht spielten für Elliott Abrams nie eine andere Rolle, als die, die Öffentlichkeit zu manipulieren.

Was ihre Stellung im Machtsystem betrifft, kann man Abrams und Feltman auf eine Stufe stellen. Ja, wir dürfen davon ausgehen, dass sich ihre Wege bei der Umsetzung des Greater Middle East mehrfach kreuzten, sie beide gleichermaßen an der versuchten Zerschlagung des Staates Syrien beteiligt sind (10). Während Feltman mittels seiner herausragenden Rolle als UN-Untersekretär die Fäden in der Weltorganisation zog, forderte Abrams im Jahre 2014 – unter dem Motto „Lieber spät als nie“ – Syrien zu bombardieren (11). Dabei wissend, dass saudisches Geld, saudische Söldner, saudische Richter die stärkste Kraft waren, um Syrien in ein Gebilde von Kalifaten zu transformieren.

Bis heute geben Leute wie Feltman und Abrams die Richtung vor, wie sich die politisch Herrschenden, nicht nur in den westlichen Staaten – grundsätzlich zu positionieren haben. Dazu gehört auch die unbedingte Aufrechterhaltung des Narrativs vom Arabischen Frühling (Arab Spring). So wie in Abrams 2017 veröffentlichtem Buch – selbstredend mit Widmung von einem der schlimmsten Kriegstreiber jüngerer Geschichte, dem 2018 verstorbenen John McCain (b1):



Nun ist ja Saudi-Arabien – könnte man meinen – nicht unbedingt ein Staat, der in der Liste umzugestaltender Völkerrechtssubjekte der USA ganz oben stehen dürfte. Oder vielleicht doch?

Bisher jedenfalls stellten sich die Beziehungen westlicher Regierungen zu diesem Unrechtsstaat als außerordentlich prächtig dar. Weder hunderte geköpfte Delinquenten noch ein mörderischer Krieg gegen den Jemen konnten die Stimmung wesentlich trüben. Die Saudis, die ihre extremistische Ideologie in diverse Staaten exportierten und wahre Terroristenmacher sind, wurden gar geachtetes Mitglied einer „Internationalen Koalition gegen den Terrorismus„. Sprach man von Saudi-Arabien, dann vom Königreich. Die Saudis waren immer „gute Diktatoren“, mit denen man reden konnte.

Wen interessierte es, dass im syrischen Raqqa, bevor es vom Islamischen Staat „befreit“ wurde, 14 Richter aus Saudi-Arabien die Scharia durchsetzten? Und dass Journalisten dieses Landes jemals sicher waren, wenn sie die Grundfesten des saudischen Staatswesens, nämlich seinen Wahhabismus kritisierten, dürfte ja wohl ein Witz sein.

Das hat auch deutsche Journalisten und Politiker, so sie Teil der Meinungsführerschaft sind, wenig umgetrieben. Aus bestimmten Gründen, leistete man sich das Beurteilen, ja Verurteilen nach Doppelstandards. Doch der moralische Niedergang der Apologeten des einzigartigen Wertewestens soll an dieser Stelle nicht das Hauptthema sein.

Elliott Abrams, Heiko Maas und Donald Trump

Denn kommen wir zurück zu Elliott Abrams und seinem Blog-Artikel für den Council, der wohl weltweit mächtigsten Denkfabrik und seit vielen Jahrzehnten mitbeauftragendes Netzwerk umzusetzender US-Politik. Für seine Verdienste wurde Abrams nach der Bush Junior – Ära mit der Mitgliedschaft in diesem elitären – nur US-Staatsbürgern vorbehaltenen Club – geadelt (12).

Abrams spielte – vergessen wir das nicht – auch seit jeher eine wichtige politische Rolle in der mächtigen zionistischen Lobby-Organisation AIPAC. AIPAC vertritt die Interessen der israelischen Zionistenführer, wie auch die der Neokonservativen (Neocons, siehe PNAC) in der US-amerikanischen Politik. Diese weitgespannten und im Council stark vertretenen Netzwerke versuchten im Jahre 2017 Elliott Abrams im Außenministerium der Trump-Regierung zu platzieren. Was misslang, denn Trump überstimmte seinen damaligen Außenminister Rex Tillerson (13).

Weder Tillerson noch Elliott waren jemals Verbündete Trumps. Ganz im Gegenteil gehören sie eben zu jener ziokonservativen Fraktion in den USA, die lieber heute als morgen den aktuellen US-Präsidenten aus seinem Amt kegeln möchten (14). Bei der Wahl der Mittel ziert sich diese Fraktion nicht und die Medien spielen im Machtkampf eine enorme Rolle (15).

Was derzeit mit Saudi-Arabien geschieht, ist ein ziemlich geschickter Schachzug.

Noch wenige Tage zuvor hatten auch saudische Repräsentanten die ganz große Bühne beim Council bekommen (16). Doch plötzlich wurde durch die Meinungsführer eine Kampagne angefahren, die Saudi-Arabien wegen seines politischen Systems kritisiert. Wieder einmal erkennen Sie an dieser Stelle die Gleichschaltung in Politik und Medien, die sich zuvor einen Teufel darum geschert hatten. Da war doch das „böse Assad-Regime“ ein viel lohnenderes Ziel. Doch nun?


Drei Dinge erscheinen mir klar und das wollen wir im weiteren näher untersuchen: Khashoggi und Abrams gehör(t)en (a3) dem gleichen Netzwerk an und Khashoggi war über Jahrzehnte eine der wichtigsten Schnittstellen der US-Politik in Saudi-Arabien. Schließlich gibt es in Saudi-Arabien einen Machtkampf zwischen Kräften, die eng an die USA gebunden sind einerseits und Opponenten, die für eine souveränere Politik ihres Landes streiten, auf der anderen Seite.


Gehen wir bei dieser Untersuchung raus aus der manipulativen Sprachwahl, die beim Machtkampf in Saudi-Arabien von Hardlinern und Reformern spricht. Diese Kategorisierung dient der Manipulation der Medienkonsumenten. In keiner Weise geht es hier um Demokratie, allerdings umso mehr um Emanzipationsbemühungen Saudi-Arabiens. Etwas das in jedem Staat geschieht, wenn er wirtschaftlich, militärisch, finanziell und politisch eine gewisse Stärke erreicht hat. Dann versucht er, seine Abhängigkeiten aufzulösen.

Erdogan kritisiert, Trump kritisiert, die Leitmedien kritisieren und allesamt haben sie dafür plausible Gründe, über die wir – aufgrund ebenso plausibler Gründe – allerdings nicht von den Protagonisten informiert werden.

Und in Deutschland? Der deutsche Außenminister Heiko Maas, der noch vor wenigen Wochen einen Bückling bei den Saudis zelebrierte, um sich für die „Verfehlung“ (sprich Kritik an Saudi-Arabien) seines Amtsvorgängers Sigmar Gabriel (17) zu entschuldigen (18). Er hat urplötzlich neuen Mut geschöpft und stellt Rüstungsgeschäfte mit der Monarchie in Frage (19). Woher plötzlich dieser emanzipatorische Sinneswandel? Glauben Sie, Maas hat nochmal in Ruhe überlegt und jetzt erkannt, dass da unten ein archaisches, gewalttätiges Feudalsystem regiert?

Glauben wir nicht an den Weihnachtsmann, Maas wusste das auch schon zuvor. Was also ist plötzlich so anders, im größten Staat auf der arabischen Halbinsel? Genauer gesagt, was hat Saudi-Arabien „falsch“ gemacht?

Jamal Khashoggi, Elliott Abrams und die Washington Post

Eines der größten Sprachrohre des US-Establishments – zu dem die Trump-Fraktion selbstredend nicht gehört – ist die Washington Post. Über sie wird in hohem Maße die öffentliche Meinung gesteuert. Leute wie Elliott Abrams dürfen dort exakt dafür regelmäßig publizieren (20,b2).



Elliott hatte so auch die Möglichkeit – vor Ausbruch des „Aufstandes“ in Syrien, in der Washington Post seine Anti-Assad-Kampagne anzufahren (21).

Übrigens: So wie Elliott Abrams publizierte auch regelmäßig der saudische Journalist Jamal Khashoggi in der Washington Post.

Der erzkonservative Zionist Abrams vertritt die Interessen der aktuellen israelischen Politik. Israel arbeitet wiederum eng mit Saudi-Arabien zusammen. Irgend etwas passt hier nicht.

Unpassend für die Paten Saudi-Arabiens war vielleicht dessen aggressives Verhalten gegenüber dem kaum minder freiheitlichen Katar. Man mag staunen, dass sich die Saudis das überhaupt trauten, befindet sich doch direkt vor der Küste des Zwergstaates Katar einer der größten ausländischen Militärstützpunkte der USA, mitsamt der „vorgeschobenen Kommandobasis“ des CENTCOM für den gesamten Nahen und Mittleren Osten (22). Wie wir weiter unten aber noch sehen werden, ist die Aggressivität Riads gegenüber den Kataris – aus ihrer Sicht – sehr wohl begründet. Mehr noch findet sich dort sogar eine Beziehung zum Journalisten Khashoggi!

Oder ist es das nachlassende Engagement bei der Unterstützung der „moderaten Opposition“ in Syrien, besonders in Idlib? Dort ist es seit Wochen – ungeachtet diverser Provokationen militanter Gruppen – ungewöhnlich ruhig.

Die Stimmung die derzeit in westlichen Medien und Politik gegen die saudische Führung in Gang gebracht wird, ist für Jene nicht ungefährlich. Schon manch anderer treue Bündnispartner des „freien Westens“ fand sich unverhofft auf dem harten Boden der Tatsachen wieder, wenn er begann, eigenständige, „nicht abgestimmte“ Politik zu betreiben. Dabei war es völlig egal, wie demokratisch oder auch diktatorisch sich das entsprechende Staatsgebilde darstellte. Diese Frage war lediglich von Relevanz, um die Bevölkerungen nach Wunsch zu manipulieren, aber auch nur dann, wenn die „Gestalter“ auf Ungehorsam seitens der betroffenen Gesellschaft trafen.

Khashoggi, der Prinz und der IWF

Auffallend oft wird in den Medien „der Prinz“ erwähnt, wenn es um die Feststellung von Verantwortlichkeiten für den angeblichen Mord an Khashoggi geht. Gemeint ist der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman. In den Medien wird bin Salman beständig als besonders reaktionär und antidemokratisch dargestellt. Beides sind rein emotionale Begrifflichkeiten und als solche sind sie auch beim Medienkonsumenten wirkmächtig.

Es ist wie immer: Wir müssen raus aus der emotionalen Befangenheit einer Gut-Böse-Diktion und haben dann die Möglichkeit, wirklich handfeste Gründe für die Kampagne gegen bin Salman zu erfahren.

Saudi-Arabien ist sich völlig im Klaren, dass seine Öl-Ressourcen irgendwann signifikant schrumpfen werden (23,24). Bin Salman ist einer der Antreiber zur grundlegenden Umstrukturierung der saudischen Wirtschaft:

„Saudi-Arabien will sich in den nächsten Jahrzehnten zunehmend unabhängig von seinen Öleinnahmen machen und dazu den größten Staatsfonds der Welt gründen. Das saudische Kabinett stimmte am Montag der „Vision 2030″ zu, die Eckpfeiler für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes festlegt, wie die staatliche Nachrichtenagentur SPA berichtete. Als Teil des Plans würden weniger als fünf Prozent der staatlichen Ölgesellschaft Aramco an die Börse gebracht, sagte Vize-Kronprinz Mohammed bin Salman am Montag im Fernsehsender Al-Arabija. Das so eingenommene Geld solle in einen insgesamt zwei Billionen Dollar (1,78 Billionen Euro) ausgestatteten Staatsfonds fließen.“ (25)

Die strategischen Pläne der Saudis sind ambitioniert und würden es ihnen später erlauben, die Förderung von Öl signifikant zu senken und so den Rohstoff als strategische Reserve vorzuhalten:

„Binnen 20 Jahren werden wir eine Volkswirtschaft oder ein Staat sein, der nicht mehr vor allem vom Öl abhängig ist“, kündigte Muhammad Bin Salman Al Saud, der zweite Kronzprinz des autokratisch geführten Königreichs, in einem Interview mit der Nachrichtenagentur Bloomberg an.“ (26)

Ich kann mir gut vorstellen, dass ob dieser Pläne so einige Strategen im Westen arg beunruhigt sind; nach dem Motto: „Was wird mit unserem Öl?“ Doch das ist es nicht allein. Die Geldmaschine des US-Dollars ist eng an das Öl der Saudis gebunden, nicht umsonst spricht man seit der Aufhebung des Goldstandards vom Petro-Dollar. Noch wird Öl vorrangig in US-Dollar gehandelt und so auch wieder Investitionen in US-Dollar bezahlt.

Darum war zum Beispiel auch eine gewisse Christine Lagarde besorgt, nicht über den Jemen-Krieg der Saudis, sondern über deren Wirtschaftsstrategie:

„Der IWF warnt, Saudi-Arabien werde binnen fünf Jahren seine Reserven aufzehren, sollte es nicht radikal umsteuern. Die Chefin des Fonds, Christine Lagarde, war Anfang November sogar persönlich nach Riad gereist, um den Scheichs ins Gewissen zu reden. „Der Ölpreisrutsch macht Reformen unausweichlich“, sagte sie. „Das Wachstum muss jetzt stärker aus der Privatwirtschaft kommen und weniger aus dem Staatssektor.“ (27)

Es kommt nämlich hinzu, dass Saudi-Arabien über einen überproportional großen, staatlich kontrollierten Wirtschaftssektor verfügt und sich groß dimensionierten Privatisierungen, wie vom IWF gefordert, entgegenstellt. Wie es auch eine Öffnung des saudischen Binnenmarktes für ausländisches Kapitel ablehnt.

Kurz gesagt: Saudi-Arabien verschließt sich der Neoliberalisierung seiner Wirtschaft.

Jamal Khashoggi und Osama bin Laden

Was Saudi-Arabien betrifft, richtet sich der Schwerpunkt der Kritik fortwährend auf den verschwundenen Journalisten. Das hat ein gewisses Geschmäckle. Auch bei der Skripal-Affäre, die von westlicher Politik und Medien im Frühjahr losgetreten wurde, fehlt von den Opfern jede Spur. Was die Journaille ganz und gar nicht umtreibt, obwohl doch genau so etwas ein gefundenes Fressen für jeden investigativen Journalismus sein sollte.

Würde die schreibende Zunft der Massenmedien die Nachrichten, welche sie von den Nachrichten-Agenturen erhält, nicht nur einfach unreflektiert und mit dem einzig wahren, gültigen Narrativ versehen, weitergeben, sondern aufmerksamer unter die Lupe nehmen, könnte sie selbst aus jenen interessante Dinge erfahren, aufbereiten und Schlussfolgerungen ziehen. Allein sie tut es nicht.

Den aufrechten Reformer, als der Khashoggi in den Medien dargestellt wurde, hat es nie gegeben. Im folgenden einige Zitate aus einem Beitrag der ARD-Tagesschau, den ich für sehr informativ halte, bei allen sprachlich-manipulativen Verirrungen, mit denen er durchsetzt ist:

„Zum Studieren ging er [Khashoggi] als junger Mann in die Vereinigten Staaten, schätzte aber nicht nur demokratische Werte, sondern auch islamistische.“ (28)

Aufrechte Journalisten haben schon mal grundsätzlich ihre demokratischen Werte bei einem Studium in den USA aufgesogen. Das Absurde im Zitat aber ist, dass Khashoggi sowohl demokratische als auch islamistische Werte schätzte. Beachten wir: Islamistische, nicht islamische Werte. Genauso stellen wir uns doch Reformer vor, oder?

„Er soll den Muslimbrüdern zumindest nahe gestanden und bis in die Gegenwart Kontakte mit Mitgliedern gepflegt haben.“ (29)

Betrachten wir das nicht als Vermutung sondern als feststellbare Tatsache. Khashoggi hatte Verbindungen zu den Muslimbrüdern (30,31) und schon kann uns auch klar werden, warum der türkische Präsident Erdogan zu erzürnt über den angeblichen Mord ist. Seine Empörung ist – im Gegensatz zu der unserer Massenmedien – tatsächlich echt! Denn er und die türkische Regierungspartei stehen den Muslimbrüdern sehr nahe. Diesen wichtigen Kontext aber liefert die ARD-Tagesschau bei der Khashoggi-Berichterstattung nicht.

Das System des staatlich verankerten Wahhabismus in Saudi-Arabien ist ausschließlich. Nicht nur anderen Konfessionen wird die Daseinsberechtigung abgesprochen, sondern auch anderen Strömungen des Islam. Das lässt sich sehr gut an der Politik Riads gegenüber dem schiitisch geprägten Iran erkennen. Doch die Muslimbrüder stellen sich für das saudische Königshaus als eine ausgesprochen reale Gefahr dar.

Die Repräsentanten der saudischen Führung sind – obwohl gefangen in ihrer Ideologie – nicht dumm. Sie wissen, dass die Muslimbrüder in einer Reihe von Staaten als fünfte Kolonne agierten und in der Lage waren, ganze Gesellschaften zu zerreißen. Sie wissen außerdem, dass die Muslimbrüder, obwohl sie in ihrer Ideologie die „westlichen Werte“ vehement ablehnen, nach dem Motto „Der Zweck heiligt die Mittel“, bereit waren, sich von den westlichen Staaten seit Jahrzehnten für deren eigene Zwecke missbrauchen zu lassen.

Mehr noch: Die Muslimbrüder wurden genau deshalb in den vergangenen Jahren in mindestens zwei Staaten, Libyen und Syrien, parallel zu einer großangelegten Kampagne des Westens für Demokratie und Menschenrechte in den betroffen Ländern scharf geschalten und waren faktisch die fremd gesteuerten Brandstifter bei der Entfachung von „Volksaufständen“.

Katar ist die von den westlichen Mächten getätschelte (32) Bastion der Muslimbrüder im Nahen Osten und damit ein Sicherheitsrisiko für die Saudis. Khashoggi ist ein Muslimbruder im Geiste (gewesen) und mahnte gleichzeitig Demokratie in Saudi-Arabien an. 

„Als Reporter erlangte Khashoggi erstmals Aufmerksamkeit als früher Wegbegleiter Osama bin Ladens. Er interviewte den späteren Al-Kaida-Führer mehrfach in Afghanistan und im Sudan.“ (33)

Das nenne ich eine vorzüglich dokumentierte Vernetzung. Der in den USA in Netzwerke integrierte Khashoggi hatte gleicheitig Verbindungen zu den Muslimbrüdern und schließlich auch noch zu den Mudschahedin in Afghanistan. Diese, oft ausländischen, islamistischen Kämpfer erhielten für ihren Krieg Waffen und Geld über den US-Auslandsgeheimdienst CIA und über – ahnen Sie es schon? – richtig, Saudi-Arabien (34). Die gerade genannten Institutionen standen allesamt auf die eine oder andere Weise Pate bei der Gründung von al-Qaida.

Im weiteren vermittelt uns der Tagesschau-Artikel eine Läuterung des nun angeblich Ermordeten. Das ist auch notwendig, um die vermittelten Fakten in das Narrativ des „kritischen Reformers“ zu pressen und andererseits seine Position in den Zirkeln der Macht erklären zu können. Danach erfahren wir:

„Zeitweilig diente er [Khasheggi] als Berater des mächtigen Prinzen Turki al-Faisal, der lange Botschafter in Washington war und die Geheimdienste leitete. Zwischenzeitlich arbeitete Khashoggi sogar als Berater und inoffizieller Sprecher des Königshauses. In seiner langen Karriere arbeitete er für zahlreiche Medien.“ (35)

Wir werden Zeugen eines Drehtüreffekts erster Güte. Betrachten wir das Ganze noch einmal im Zeitraffer: Studium in den USA, Verbindungen zu den Muslimbrüdern, Weggefährte von bin Laden, Berater des Botschafters in den USA mit Verbindung zum saudischen Geheimdienst, inoffizieller Sprecher der saudischen Regierung. Eine große Familie, deren Mitglieder sich in regem Orts- und Amtswechsel betätigen.

Es bleibt auch weiterhin hoch interessant:

„Doch bedrohlich wurde Saudi-Arabien für den groß gewachsenen Mann erst ab 2015, als Mohammed bin Salman zum Thronfolger und mächtigsten Mann im Staat aufstieg. Kronprinz Mohammed zerschlug die auf Ausgleich bedachten Strukturen in den höchsten saudischen Machtzirkeln und riss mehr und mehr Macht an sich. Widerspruch duldet er nicht.“ (36)

Das ist Propaganda – aber warum?

Erinnern Sie sich an die Sorge westlicher Experten, dass die Saudis einen fatalen Weg gehen würden? Nicht politisch, nicht wegen des Jemen-Krieges, nicht in Bezug auf das Niedertreten demokratischer Ansätze, nein, nein – tatsächlich waren sie besorgt über eine Änderung der wirtschaftlichen Strukturen! Die Personifizierung dieser Strategie stellt bin Salman dar. Das „Kritisieren“ dieses Konzepts zeigte, dass hier die „berechtigten Interessen“ des Westens in Frage gestellt, aber auch der Einfluss – insbesondere der US-Regierung – auf die saudische Regierung durch Salman geschwächt wurde.

Es ist also genau umgekehrt: Leute wie Khashoggi wurden für den neuen saudischen Führer zur Bedrohung. Zumal Erstgenannter ja ganz offensichtlich von äußerst einflussreichen Kräften, vor allem in den USA, weiter gefördert wurde. Man schreibt nicht einfach mal so in der Washington Post – dort wo auch Elliott Abrams schreibt. Nein, das muss man sich schon verdient haben und das hat Khashoggi ganz sicher.

Und nun erscheint der Mord an Khashoggi – so es ihn gegeben hat – in einem anderen Licht. Khashoggi war keine Gefahr als Demokrat sondern als Agent einer fremden Macht. Geheimdienste – das mögen wir verurteilen – töten weltweit in verdeckten Operationen Menschen, über die sie annehmen, dass sie das eigene System in den Grundfesten gefährden. Staaten wie Israel feiern ihre Geheimdienste sogar für die weltweit verübten Morde im Namen des Guten. Das aber hat noch nie die Demokratien des Westens in Wallung gebracht. Khashoggi war nicht nur Journalist, er war auch ein Akteur im saudischen Geheimdienstapparat. Die ARD-Tagesschau ist da deutlich genug (Hervorh. PA):

„Zeitweilig diente er als Berater des mächtigen Prinzen Turki al-Faisal, der lange Botschafter in Washington war und die Geheimdienste leitete.“ (37)

Khashoggi nun also zum Reformer zu stilisieren, ist Teil der Gehirnwäsche, der wir – so wir es zulassen – ständig unterworfen werden, um an das Märchen der edlen Ritter von Demokratie und Menschenrechten zu glauben und schön untätig, ja gebannt, ihren Kreuzzügen gegen das Böse unseren, durch Sedierung manifestierten, Segen zu geben.

Zum Abschluss gibt es eine – den Stammlesern gut bekannte – Karte (b3):



Diese Karte wurde erstellt, als Elliott Abrams in der Bush Junior – Administration an den Strategien für den Greater Middle East (38) mitarbeitete und der saudische Journalist Jamal Khashoggi als Berater des höchsten saudischen Geheimdienstmannes in Washington wandelte (39,a4). Alles nur Zufall, ich weiß …

Nach der Regel „Wem nützt es“ zu forschen, kann gelegentlich auch ins Leere führen. Doch schließen wir diese Variante nicht aus: Kashoggi ganz gezielt als Bauernopfer zu benutzen, das heißt, ihn durch die „eigenen Leute“ – durch Leute mit Verbindungen zum Tiefen Staat der USA – umzubringen, sollten wir nicht gänzlich ausschließen. Aus meiner Sicht wird das durch die unmittelbar nach dem angeblichen Mordanschlag auf Kashoggi einsetzende, gleichgeschaltete Berichterstattung der Massenmedien gestützt. Weist sie doch – wie so oft – auf ein konstruiertes Ereignis und die nachfolgende konzertierte Bekanntmachung hin.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen

(a1) Der versuchten Gehirnerweichung durch das TV-Format der ARD-Tagesschau entziehe ich mich seit Jahren konsequent. Erfreuliche Erkenntnis aus solch einem Vorgehen: Sie verpassen nichts und es geht ihnen emotional besser.

(a2) Kaum war Elliott Abrams Verurteilung wegen seiner kriminellen Praktiken in der Iran-Contra-Affäre rechtskräftig geworden, wurde er auch schon wieder amnestiert – vom damaligen US-Präsidenten George Herbert Walker Bush.

(a3) Noch ist nicht definitiv erwiesen, dass Kashoggi tatsächlich tot ist.

(a4) Kashoggis journalistische Tätigkeit, die Bewertung seiner politischen Einstellung, war nicht Thema des Artikels. Entscheidend ist für mich, dass er tief in die Tätigkeit von Geheimdiensten und das Netzwerk der Muslimbruderschaft verstrickt war. Durchaus möglich in diesem Zusammenhang ist, dass seine tiefergehende, kritische und öffentlich gemachte Bewertung der saudischen Politik von den Strippenziehern um Abrams ausgenutzt wurden, was den saudischen Geheimdienst zum Handeln veranlasste. Weitergehend schließe ich nicht aus, dass Khashoggi im saudischen Konsulat in Istanbul einen geplanten geheimdienstlichen Termin hatte und dabei in eine Falle gelaufen ist.

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Letzte Bearbeitung: 08.12.2018.

Quellen

(1) 26.10.2018; 23:59 Uhr; https://www.tagesschau.de/suche2.html?query=Jamal+Khashoggi

(2) Elliot Abrams; 4.10.2018; https://www.cfr.org/blog/where-jamal-khashoggi

(3) 20.10.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/khashoggi-portraet-101.html

(4) 25.10.2018, 19:05 Uhr; https://en.wikipedia.org/wiki/Elliott_Abrams

(5) 25.10.2018; 19:15 Uhr; https://en.wikipedia.org/wiki/Iran%E2%80%93Contra_affair

(6) 19.2.2005; https://www.wsws.org/de/articles/2005/02/abra-f19.html

(7) 15.2.2017; https://rightweb.irc-online.org/profile/Abrams_Elliott/

(8) 22.4.2004; https://www.stern.de/politik/ausland/dick-cheney-der-strippenzieher-3079410.html

(9,13) 2.2.2013; https://www.salon.com/2013/02/02/can_elliott_abrams_be_stopped/

(10) 3.8.2011; https://nocheinparteibuch.wordpress.com/2011/08/03/us-zionistenboss-elliott-abrams-ruft-offentlich-zur-psychologischen-kriegsfuhrung-gegen-syrien-auf/

(11) Tony Cartalucci; 31.3.2011; https://www.infowars.com/elliott-abrams-plan-for-syria/

(12) Elliot Abrams, “Bombing Syria: Better Late Than Never, or Too Little Too Late?”; 23.9.2014; http://blogs.cfr.org/abrams/2014/09/23/bombing-syria-better-late-than-never-or-too-little-too-late/.

(14) Maggy Haberman; 10.2.2017; https://www.nytimes.com/2017/02/10/us/politics/trump-wall-21-billion-dollars.html

(15) 11.2.2017; https://nocheinparteibuch.wordpress.com/2017/02/11/aipac-misslingt-installation-von-elliott-abrams-als-stellvertretenden-us-aussenminister/

(16) 15.11.2017; https://www.huffingtonpost.de/klaus-juergen-gadamer/medien-hetze-gegen-trump_b_12962626.html

(17) 26.9.2018; https://www.cfr.org/event/conversation-adel-al-jubeir

(18) 18.11.2017; https://www.tagesschau.de/ausland/saudi-arabien-botschafter-101.html

(19) Karl Doemens; 26.9.2018; http://www.fr.de/politik/saudi-arabien-heiko-maas-tritt-zum-bussgang-an-a-1590310

(20) 20.10.2018; https://mobil.n-tv.de/politik/Maas-kritisiert-Ruestungsexporte-an-Riad-article20680383.html

(21) 4.11.2015; https://mondoweiss.net/2015/11/washington-publishes-palestinians/

(22) 27.10.2018, 23:55 Uhr; https://de.wikipedia.org/wiki/United_States_Central_Command#Auftrag_und_Zust%C3%A4ndigkeit

(23) 25.3.2011; http://www.washingtonpost.com/opinions/ridding-syria-of-a-despot/2011/03/25/AFSRRVYB_story.html

(24) 14.6.2007; http://www.peak-oil-forum.de/phpbb3/viewtopic.php?t=688&start=15

(25) 7.6.2008; http://www.spiegel.de/wissenschaft/mensch/oelreserven-der-alptraum-der-saudis-a-554860.html

(26) Saudi-Arabien beschließt Öl-Ausstiegsplan; 25.4.2016; http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/oelfoerderung-saudi-arabien-beschliesst-ausstiegsplan-a-1089229.html

(27,28) 19.11.2015; https://www.welt.de/wirtschaft/article148836257/Die-Wahrheit-hinter-dem-Glanz-der-Oel-Supermacht.html

(29,30,34,36,37) 20.10.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/khashoggi-portraet-101.html

(31) 23.10.2018; http://www.spiegel.de/politik/ausland/fall-khashoggi-nervenkrieg-zwischen-erdogan-und-dem-prinzen-a-1234704.html

(32) 20.1.2017; https://www.heise.de/tp/features/Syrien-Die-unbedraengte-Terror-Unterstuetzung-aus-Katar-3603363.html

(33) 25.10.2018; https://www.welt.de/politik/ausland/plus182669948/Muslimbrueder-Der-Krieg-hinter-dem-Fall-Khashoggi.html

(35) 27.10.2018; https://de.wikipedia.org/wiki/Mudschahed#Mudschahedin_in_Afghanistan

(38) 25.6.2006; Rice calls for a new Middle East; Jeremy Branstan; https://www.rferl.org/a/1070088.html

(39) 27.10.2018, 16:10 Uhr; https://de.wikipedia.org/wiki/Jamal_Khashoggi#Journalistische_Karriere

(b1) Bildschirmausschnitt; Buchcover Realism and Democracy von Elliott Abrams; 2017; https://www.netgalley.com/catalog/book/114726

(b2) Bildschirmausschnitt; Suche in DuckDuckGo nach „Elliott Abrams und die Washington Post“; 25.10.2018

(b3) Der Neue Nahe Osten; Blood borders: How a better Middle East Would Look; Ralph Peters; 2006; Armed Forces Journal; http://www.armedforcesjournal.com/blood-borders

(Titelbild) Karte von Saudi-Arabien; Autor: Michael Gaida (Pixabay); Datum: Juni 2018; Quelle: https://pixabay.com/de/landkarte-saudi-arabien-karte-3473163/; Lizenz: CC0 Creative Commons

Von Ped

12 Gedanken zu „Kritik am Prinzen“
  1. Kritik am PED

    Hallo Ped, vielen Dank für deine wie üblich ausführliche Analyse, meines Erachtens fehlen dort noch ein paar Kernpunkte :

    Zuerst der Tatort (und vielleicht auch die Tatzeit), warum die Saudische Botschaft in der Türkei, und warum waren das Botschaftspersonal und die saudische Regierung so extrem hilfsbereit, ich hätte erwartet das die Botschaft von den Saudis erstmal komplett abgeriegelt werden würde.

    Dann fehlt mir noch mehr zur Rolle Erdogans und damit der Rolle der Türkei, in dem Zusammenhang natürlich auch wichtig das Thema die Türkei und die Nato.

    Angesprochen hast du zu Recht natürlich auch ob der werte Herr nicht etwa doch noch lebt, das Totgesagte plötzlich wieder lebend auftauchen hatten wir ja gerade erst.

    Sonntägliche Grüsse

    1. @Peter Pan_ik

      zu Ihrer Kritik:
      Die Einzelheiten um den vermeintlichen Tathergang selbst waren ganz bewusst nicht in den Mittelpunkt der Analyse gestellt worden. Es ist ja genau das, womit die Leute bei Laune gehalten und von den eigentlich wichtigen Dingen abgehalten werden sollen. Wer sich für diese Details trotzdem interessiert, darf sich auch fragen, was das eigentlich für eine Informationskette ist, welche Politik und Medien ständig mit „Informationen“ speist, zu 99 Prozent aus Gerüchten und Wiederkäuen bestehend.
      Erdogans Rolle habe ich kurz angerissen (siehe Muslimbrüder). Gern stimme ich Ihnen zu, dass man auch das Wirken des Tiefen Staates in der Türkei ( https://peds-ansichten.de/2016/09/tuerkische-gratwanderungen-1/ ) noch vertiefen könnte.
      Mein Bestreben – mit begrenztem Erfolg – geht allerdings dahin, die Artikel etwas kompakter zu gestalten und auf vertiefende Aspekte zu verlinken.

      Sonntägliche Grüße zurück, Ped

      1. Vielen Dank für die Antwort. Da stimme ich dir zu das es etwas arg umfangreich werden kann wenn man alles berücksichtigt, es ging mir auch weniger um den Ablauf der vermeintlichen Tat als um die „Symbolik“ des Tatortes und des Verhaltens der Botschaftsmitglieder, die wie auch die saudische Regierung ja sehr zuvorkommend ist. Deshalb fällt ja auch so deutlich auf das es eigentlich nicht um die saudische Regierung geht, sondern „nur“ um den einen Prinzen, wenn man weiss das die arabischen Länder weitestgehend von Familienclans regiert werden erscheint das umso absonderlicher.
        Ansonsten ist es wie du zurecht sagst wichtig eine plausiblere und umfangreichere Geschichte zu den allgemeinen kurzen und einseitigen Nachrichten über das Thema zu bringen. Mittlerweile ist es ja schon ein Reflex bei solchen Ereignissen zu fragen „Was haben die Amis davon bzw damit zu tuen ?“

  2. Lieber Ped,
    mal wieder herzlichen Dank für einen guten und wie üblich umfassend recherchierten Artikel, der losgelöst vom mainstream wirklich erhellende Zusammenhänge darlegt.
    Ich bin wirklich sehr dankbar dafür, dieses Blog gefunden zu haben und in den Genuss Ihres Engagements zu kommen. Eine so nüchterne und sachliche Zusammenfassung von Fakten und die komplette Ideologiefreiheit, die großzügig Raum zum Selberdenken lässt, ist kostbar und selten.

    Habe ich eingentlich den „Unterstützen“- Button übersehen oder gibt es ihn tatsächlich nicht?

    1. Danke, Paleene!
      Die Zeit für den „Unterstützen“-Button ist noch nicht gekommen, die Dinge müssen noch reifen.

      Herzliche Grüße, Ped

  3. Sehr geehrter Ped
    Herzlichen Dank für Ihre Analyse. Das ist große journalistische Feinarbeit. Mir ist beim Durchlesen aufgefallen, vielleicht liege ich da aber auch falsch, wirtschaftliche Unabhängigkeit und eine nicht nach dem Vorbild der USA und der EU neoliberale Unterwürfigkeit, kann sehr gefährlich werden, siehe Gaddafi Libyen…….

  4. Dank für die geballte Ladung brain power !

    Die Karte, ja, ich kenne sie von Voltairenet, es gab sie schon vor 9/11, sie wurde aber erst danach öffentlich und erklärt manches, vor allem, wenn man weiß, wo Öl und Gas liegen, z.B das Pars- Feld.

    Lagarde will also REIN in die Saudische Ökonomie, während Salman das Gegenteil will, RAUS in Lagarde’s Ökonomie. Saud’s keimender eigener Wille war solange willkommen, solange man das Pferdchen vor den eigenen Karren spannen konnte: Sy. Jetzt geht’s da nicht mehr voran und das Pferdchen wird an die Kandare genommen.

    Washington Post ist das Blatt, dessen Journalisten Trump zum Streik auffordert, wegen der schlechten Bezahlung, außerdem gäbe es dann weniger Fake- News. Die WP ist Amazon- Bezos Blatt, den Trump garnicht liebt.

    Ja und die Türkei. Das Chaos im ‚Nahen Osten‘ ist das, was die Briten aus dem Orient gemacht haben, die ‚Befreiung‘ der Araber vom Osmanischen Joch. Lawrence von Arabien, oder ‚Scheich Dynamit‘, wie die locals ihn nannten, als Vorläufer Baghdadis. Und jetzt kehren die Arabischen Kücken (Katar, Kuwait) zurück unter Türkische Fittiche ?!

  5. Guten Tag Ped,
    danke für Ihren Artikel BRAVO!!!

    Da ich gelesen habe, dass MBS wahrscheinlich im April d. J.
    im Palast getötet wurde, habe ich ein wenig recherchiert.

    Die Wahhabiten
    Monarchie und Religion in Saudi-Arabien

    Der Aufruf zu einem moderaten Islam, die Erlaubnis für Frauen, Auto zu fahren, die Veranstaltung von Konzerten und die bevorstehende Wiedereröffnung von Kinos werden weithin als Symptome eines geradezu revolu­tio­nären Projekts angesehen: der „Ent­wahhabisierung“ der saudischen Gesellschaft und des Regimes. Es gibt jedoch eine Reihe historischer und soziologischer Faktoren, die einer Verwirklichung von bin Salmans Projekt im Wege stehen könnten.
    Mehr hier…. https://monde-diplomatique.de/artikel/!5469107

    2017
    Machtpoker in Saudi-Arabien
    Kronprinz „MbS“ hat eine riskante Strategie

    Der saudische Kronprinz baut seine Macht unbeirrt aus. Dabei setzt er auf eine wilde Mischung aus Machtdemonstration und Machthäufung. Der junge Thronfolger bringt ein empfindliches Gleichgewicht durcheinander. Die Folgen sind ungewiss.
    Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman scheint sich seiner Sache ziemlich sicher zu sein. Sonst hätte er nicht gemeinsam mit seinem Vater, König Salman, in der Nacht von Samstag auf Sonntag eine beispiellose Säuberungswelle veranlasst, die alle seine bisherigen Schritte zur Machtkonzentration noch in den Schatten stellte. Elf Prinzen und 38 Minister wurden auf Anordnung des Königs festgesetzt. Gleichzeitig berief er seinen Sohn, Kronprinz Mohammed bin Salman, kurz „MbS“, zum Chef eines neu gegründeten Anti-Korruptionskomitees.
    Weiter…… https://www.n-tv.de/politik/Kronprinz-MbS-hat-eine-riskante-Strategie-article20119335.html

    2017
    „Extremismus sehr bald beenden“
    Saudischer Kronprinz will „moderaten Islam“

    Weg vom ultrakonservativen Establishment, hin zu einem Land, das offen für alle Religionen ist: Der saudische Kronprinz Mohammed bin Salman plant die Liberalisierung seines Landes. Mehrere Verbote sollen ebenfalls gekippt werden – Kinos könnten bald eröffnen.Der neue saudi-arabische Kronprinz Mohammed bin Salman hat eine Abkehr seines Landes von ultrakonservativen Religionsprinzipien angekündigt. Er sehe Saudi-Arabien als „Land eines gemäßigten Islam“. „Wir gehen zu dem zurück, wie wir waren: dem moderaten Islam, der offen gegenüber der Welt und allen Religionen ist“, sagte der reformorientierte Kronprinz auf einem Wirtschaftsforum in Riad.
    In einer Anspielung auf religiöse Extremisten sprach Mohammed von „destruktiven Ideen“, die er „zerstören“ wolle. „Wir werden den Extremismus sehr bald beenden“, sagte er. Mohammeds Äußerungen wurden als bislang direktester Angriff eines Spitzenpolitikers auf die einflussreichen konservativen Religionsgelehrten des Landes gewertet. Er wurde während seiner Äußerungen immer wieder von Applaus unterbrochen.
    Weiter…. https://www.n-tv.de/politik/Saudischer-Kronprinz-will-moderaten-Islam-article20100325.html
    https://www.n-tv.de/politik/Saudischer-Kronprinz-will-moderaten-Islam-article20100325.html

    2018
    Der Quincy-Pakt schützt nur den saudischen König, nicht seinen Erben

    Die Panamaer, die sich an Washingtons Verhaftung von General Noriega, eines US-Angestellten, erinnern, sind über das von Washington dem Saudischen Kronprinzen vorbehaltene Schicksal nicht überrascht. Die Dschamal Khashoggi-Affäre gehört zu den kleineren Verbrechen von MBS, aber sie sollte sein letztes sein. Die Saud Familie ist nicht durch den Quincy-Pakt geschützt, der nur für den König gilt. Die Vereinigten Staaten werden voraussichtlich mehrere Milliarden Dollar zurückholen.
    Die Khashoggi Affäre ist eines von vielen Beispielen einer den jeweiligen Umständen angepassten Ethik des Westens.
    Mehr…. http://www.voltairenet.org/article203606.html

    Wenn es tatsächlich stimmt, dass MBS nicht mehr lebt
    und uns ein Doppelgänger vorgeführt wird, geht es
    höchst wahrscheinlich auf das Konto des extremen
    Wahhabiten-Klerus. ???

  6. Guten Tag,
    schon wieder eine neue Erzählung.

    Three Events That Could Change The Face Of America

    ….Why did Khashoggi willingly and stupidly enter a Saudi consulate, considered sovereign Saudi soil, when he knew he was a potential target for the government? Why would Saudi agents murder the journalist in such an obvious way and in such an obvious place? If he was such a threat, why not kill him away from a Saudi facility? Why not make it look like a robbery or an accident?…..
    While the mainstream misrepresents Salman’s economic plan as a means to make Saudi Arabia less dependent on oil, the Vision for 2030 was primarily about distancing Saudi Arabian oil from dependency on U.S. and Western markets…..
    As I have been pointing out for quite some time, Mohammad bin Salman’s Vision for 2030 is not his vision; it is part of a larger globalist dynamic for a completely centralized world monetary system and economy. Salman’s Vision for 2030 is bankrolled through his Public Investment Fund (PIF) by well know n globalist institutions like the Carlyle Group, Goldman Sachs, Blackstone and Blackrock….

    Hier der vollständige Artikel
    https://www.zerohedge.com/news/2018-11-02/three-events-could-change-face-america

    Und…. wer hätte Vorteile, den für mehrere Geheimdienste
    arbeitenden J.K. aus dem Weg zu schaffen?

    Grüße und allen ein schönes Wochenende.

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