„Spontane Proteste“ in Georgien richteten sich gegen ein „Agentengesetz“ — tatsächlich?


Außerdem repräsentiere diese Protestbewegung die georgische Zivilgesellschaft, wie wir in den Massenmedien erfahren. Dagegen lässt sich vorbringen, dass es sich hier in Wirklichkeit um eine Manipulation der Massen handeln könnte und die Proteste wie auch deren mediale Verbreitung gesteuert sind. Seit einigen Jahren scheinen sogenannte TechCamps in diesen Szenarien eine gewichtige Rolle zu spielen.


Die Erzählung „fürs Volk“ – Proteste gegen Agentengesetz

Ist es nicht märchenhaft? Ein Gesetz — ein böses Gesetz natürlich, böse, weil ja „Vorlage aus Moskau“ — und ein Volk steht auf, ganz spontan, die Guten, „die Zivilgesellschaft“. Wie oft hat man uns diesen Saft schon kredenzt und wie oft wollen wir uns den noch einflößen lassen?

„Kritiker fürchten, als Blaupause habe das russische Gesetz gegen ausländische Agenten gedient, das seit 2012 in Kraft ist. Seither wurde es mehrfach verschärft und dient dort zur Unterdrückung oppositioneller Politiker, Aktivisten und Organisationen.“ (1)

Die erste Frage, die sich dem Autor ganz spontan stellt, lautet: Welche „Kritiker“ sind es, die „fürchten“?

Genau diesen Sermon hat man über uns abgelassen, als in Syrien „die Zivilgesellschaft spontan auf die Straße ging“, oder in Libyen, vielleicht auch im Iran oder in Venezuela oder in Jugoslawien. Immer realisierte man das gleiche Drehbuch und immer nahm die sogenannte westliche Wertegemeinschaft Haltung an, nahm Partei, mischte sich in nationale Belange von Staaten ein.

Vielleicht haben sie auch alle und sämtlich abgeschrieben? Oder trinken sie alle aus der gleichen Quelle?


https://www.n-tv.de › politik › Der-Georgische-Traum-gibt-vorerst-nach-article23973269.html
Proteste gegen Agentengesetz Der „Georgische Traum“ gibt vorerst nach
Mar 9, 2023 Rauch vor dem Parlament in Tiflis: Am Abend des 8. März protestierten Tausende gegen das sogenannte Agentengesetz. (Foto: dpa) Erst zieht die georgische Regierung das sogenannte Agentengesetz…

https://www.tagesschau.de › ausland › europa › georgien-proteste-gesetz-101.html
Proteste in Georgien Kritik am geplanten „Agentengesetz“
Mar 8, 2023 Das „Agentengesetz“ sorgt in Georgien für schwere Proteste. Es soll ausländischen Einfluss auf Medien und Organisationen beschränken. Tritt es in Kraft, könnte es den EU-Beitritt Georgiens …

https://www.tagesschau.de › ausland › europa › georgien-agentengesetz-ruecknahme-101.html
Nach Protesten in Georgien Regierung nimmt „Agentengesetz“ zurück
Mar 9, 2023 Stand: 09.03.2023 09:27 Uhr Die Massenproteste in Georgien gegen das geplante „Agentengesetz „zeigen Wirkung: Die Regierung kündigte an, das Gesetz wieder zurückzuziehen. Gegner sahen in dem…

https://www.tagesschau.de › ausland › europa › georgien-proteste-agentengesetz-101.html
Georgien: Wieder Proteste gegen „Agentengesetz“ | tagesschau.de
Mar 8, 2023 Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas ein. Erneut haben in Georgiens Hauptstadt Tiflis Tausende Menschen gegen die Regierung und deren Pläne für ein Gesetz gegen „ausländische Agenten“…

https://www.tagesschau.de › ausland › europa › georgien-proteste-mediengesetz-101.html
Georgier protestieren gegen „Agentengesetz“ – tagesschau.de
Mar 8, 2023 In Georgien haben Tausende Menschen gegen ein Gesetzesvorhaben gegen „ausländische Agenten“ demonstriert, das aus ihrer Sicht Medien und Nichtregierungsorganisationen einschüchtern soll.

https://www.sueddeutsche.de › politik › georgien-proteste-russland-1.5764610
Georgien: In Tiflis protestieren Tausende gegen „Agentengesetz“
Mar 7, 2023 Unter heftigem Protest hat das georgische Parlament eine umstrittene Regelung über „ausländische Agenten“ auf den Weg gebracht. Am Montag war es im Parlament deswegen zu Handgreiflichkeiten…

https://www.welt.de › politik › ausland › article244164331 › Georgien-Tausende-protestieren-gegen-Agentengesetz-Dutzende-Festnahmen-und-Verletzte.html
Georgien: Tausende protestieren gegen „Agentengesetz“ – Dutzende …
Mar 7, 2023 Der in erster Lesung vom Parlament verabschiedete Gesetzentwurf sieht vor, dass Organisationen, die mehr als 20 Prozent ihrer finanziellen Mittel aus dem Ausland erhalten, sich als sogenannte…

https://www.zdf.de › nachrichten › politik › georgien-proteste-agenten-gesetz-parlament-100.html
Nach Protest in Georgien: Parlament lehnt „Agentengesetz“ ab
Mar 10, 2023 In der georgischen Hauptstadt Tiflis haben Zehntausende Menschen gegen einen Gesetzesentwurf protestiert. Sie sehen in ihm eine Einschränkung der Meinungsfreiheit. 1 min 10.03.2023 In zweiter…

https://www.sueddeutsche.de › projekte › artikel › politik › georgien-agentengesetz-proteste-e733174
Georgien zieht nach Protesten umstrittenes Agentengesetz zurück – SZ.de
Mar 9, 2023 Georgien zieht das Agentengesetz zurück Nach heftigen Protesten gibt die Regierung in Tiflis einen Plan auf, mit dem Georgien seinen Europakurs stark gefährdet hätte. Die EU ist erleichtert,…

und so weiter und so fort (2).


„Verlässliche Quellen“

„Wie auf Bildern des unabhängigen Fernsehsenders Pireli TV zu sehen war, versammelten sich die Demonstranten vor dem Parlament in Tiflis, nachdem dieses dem umstrittenen Gesetz in erster Lesung zugestimmt hatte. Die Polizei setzte Tränengas und Wasserwerfer gegen die Menge ein.“ (3)

Alle Medien bezogen sich in ihrer Berichterstattung Anfang März 2023 auf den „unabhängigen Fernsehsender Pireli TV“. Suchen Sie mal nach dem Sender, liebe Leser. Warum ich Sie dazu motiviere? Weil Sie rasch erfassen werden, dass alle Qualitätsmedien sich auf eine Quelle beziehen, die nicht nachprüfbar ist. Und eine nicht nachprüfbare Quelle erzählt uns eine Geschichte, die jener auf dem Maidan 2013/2014 verdammt stark ähnelt. Sämtliche „Qualitätsmedien“ beziehen sich auf einen Fernsehsender, den es offenbar überhaupt nicht gibt.

Oder aber sämtliche „Qualitätsmedien“ sind dermaßen inkompetent und opportunistisch, dass sie einfach der Sekundärquelle vertrauen und nicht eine Sekunde lang die Prüfung der Quelle für notwendig erachten. Vielleicht meinten sie ja allesamt Pirveli TV, zu finden unter https://www.televizia.org/tvpirveli/.

Zumindest konnte man dort auch andere Bilder sehen — solche, wie sie 2014 auch vom Kiewer Maidan gemacht worden, freilich ohne dies damals an die Medienkonsumenten weiterzugeben. Es ist im Grunde alles gleich geblieben.

Unter televizia.org gibt es jedenfalls eine Sparte TV Pirveli und in deren Nachrichtenblöcken war immer wieder zu sehen, wie sich „friedliche Demonstranten“ gewaltsam Zugang zu Regierungsbehörden zu verschaffen suchten. Dabei bedienten sie sich Wurfgeschossen, Knüppeln, Molotow-Cocktails und Schilden — ganz so, wie wir es auf dem Maidan erleben durften, wenn wir bereit waren, das damals wahrzunehmen (4, b1).

Straßenszene in Tbilisi bei „Protesten“ gegen „Agentengesetz“ (März 2023, Pirveli TV)

Pirveli TV zeigte wiederholt Sequenzen, in denen man sehen konnte, dass sich die Sicherheitskräfte IN den öffentlichen Gebäuden verbarrikadierten und diese Einrichtungen defensiv verteidigten. Genau so etwas geschah im Januar und Februar 2014 in verschiedenen Städten der Ukraine (5).

Wie auf dem Kiewer Maidan, so drehte man nun auch die Rolle der Polizei im georgischen Tbilisi um. Täter wurden zu Opfern stilisiert und umgekehrt. Gewaltbereite Gruppen versuchten, das Gebäude des georgischen Parlaments zu stürmen (6). „Friedliche Demonstranten“ übten sich im Steine werfen (die Frau schwenkt übrigens eine EU-Flagge):

Die Steine galten den „aggressiven Polizisten“:

Wer darüber informiert ist, was zum Beispiel 1989 auf dem Tiananmen-Platz in Peking wirklich geschah, sowie 2005 und 2014 in der Ukraine, 2017 in Hongkong und Venezuela, 2018 im Iran, 2011 in Libyen und Syrien (die Liste ist unvollständig), dem kann man nicht die abgedroschene Geschichte verkaufen, dass es sich hier um einen spontanen Protest wegen eines „umstrittenen Gesetzes“ handeln würde.

Vielleicht erinnert sich ja der geneigte Leser noch an die geheuchelte Empörung über den „Sturm auf den Reichstag“ in Berlin, im Sommer 2020? Oder die gleich geartete beim „Sturm auf das Kapitol“ Anfang Januar 2021 in Washington? Die Ereignisse wurden mit einem Sturm auf die Demokratie gleichgesetzt, aufgebauscht und in eine niederträchtige Hetze gegen Andersdenkende kanalisiert (7). Als 2014 öffentliche Gebäude in Kiew und der Westukraine belagert und gestürmt wurden, hatte man dagegen keine Probleme; genau so wenig wie nun in Tbilisi.

Das außerhalb der betroffenen Staaten entwickelte Skript zur Disziplinierung oder auch Entmachtung unliebsamer politischer Akteure scheint das Gleiche zu sein. Die friedlichen Demonstranten des Maidan, „die Zivilgesellschaft“, besetzten damals „friedlich“ öffentliche Gebäude. Was natürlich nicht friedlich ist.

Was also findet da in Georgien statt?

Erleben wir hier einen Maidan-ähnlichen Aufruhr, bei dem gewalttätige Demonstranten organisiert, sprich nach einem Drehbuch, staatliche Behörden und ihre Angestellten, also zum Beispiel Sicherheitskräfte herausfordern, überfordern?

Russische Vorlage?

Der ARD-Journalist Frank Aischmann (siehe ganz oben) sprach von einer „Vorlage aus Moskau“. Das ist typischer Mainstream: Weglassen, Fokussieren, Werten, Vorwegnehmen, Haltungsjournalismus eben, der mit echtem Journalismus wenig zu tun hat. Hier noch weitere Kostproben:

  • Heinrich Böll Stiftung (der olivgrünen Partei): „Autokraten mögen keine starke Zivilgesellschaft. Mit sogenannten Agentengesetzen schikanieren sie deren Arbeit“. Und weiter (eine glatte Lüge): „Zuerst in Russland verabschiedet, kopierten es Regime in vielen Teilen der Welt.“ (8)
  • ZDF: „Geheimdienst: Russisches »Agenten-Gesetz« gegen Widerstand“ (9)
  • Konrad Adenauer Stiftung (der CDU): „Proteste in Georgien gegen russisches Agentengesetz eskalieren“ (10)
  • Frankfurter Rundschau: „Agentengesetz: Georgiens Mächtige eifern Moskau nach“ (11)

Das ist keine Berichterstattung, sondern Gehirnwäsche (Brain Washing). Den Rezipienten wird gnadenlos eine russische Verbindung des „Agentengesetzes“ in die Köpfe geprügelt. Dass diese Schlagzeilen eine im Grunde leicht zu erkennende Mischung aus Lügen und Halbwahrheiten sind, ist ohne Belang. Die Ebene unseres Gehirns, die das zu erfassen vermag, wird bei psychologischen Operationen dieser Art nicht bedient. Dabei sind die Medienverantwortlichen der Sender zum großen Teil bereits selbst gehirngewaschen, wie immer das im Einzelfall auch vorgegangen sein mag.

Und die Vorlage des „Agentengesetzes“ ist nun einmal kein russisches, sondern ein US-amerikanisches Gesetz!

Die Heuchelei und Doppelbödigkeit der „Einzigartigen“ in Washington kennt offenbar keine Grenzen:

„In die massive Kritik am aktuellen Gesetzesvorhaben reihte sich aber auch die US-Botschaft in Georgien ein. Ein düsterer Tag für die georgische Demokratie sei der Tag der ersten Lesung gewesen. Halte die georgische Regierung am Vorhaben fest, werde das ihren Beziehungen zu ihren strategischen Partnern schaden.“ (1i)

Die Vorlage war keine russische. Sie war das weder gedanklich noch formal. Sie lag handfest auf dem Tisch der georgischen Abgeordneten und war US-amerikanisch:

„Im Februar registrierte das georgische Parlament zwei Versionen des Gesetzes über ausländische Agenten, nämlich eine georgische und eine [US-]amerikanische Version, wobei letztere eine Übersetzung des US-Gesetzes über die Registrierung ausländischer Agenten ist. In der georgischen Fassung wird ein ausländischer Agent als eine juristische Person, einschließlich eines Medienunternehmens, definiert, die mehr als 20 % ihrer Finanzmittel aus ausländischen Quellen erhält. Das Gesetz würde nicht für natürliche Personen gelten, während die US-Version sowohl für juristische als auch für natürliche Personen gilt und eine strafrechtliche Haftung vorsieht.“ (12)

So etwas erfahren Sie freilich nur beim „russischen Feindsender“ TaSS, nicht aber bei ARD und Co. Das Gesetz bleibt also in seinen Vorgaben sowohl hinter der US-amerikanischen als auch der russischen Fassung zurück. Die russische Fassung ist inzwischen übrigens fast eine exakte Kopie derjenigen aus den USA.

„Anfang November 2017 wurde der russische Fernsehsender Russia Today auf Grundlage dieses Gesetzes [in den USA] gezwungen, sich als foreign agent („ausländischer Vertreter“) registrieren zu lassen.“ (13)

So also erging es dem „Weißen-Haus-kritischen Russia Today“ in den USA, als das dort seit 1938 gültige „Agentengesetz“ (14) auf sie angewendet wurde. Aber ach war das Geheule groß, als der „kremlkritischen Nowaja Gaseta“ in Russland das Gleiche widerfuhr:

„Demnach soll es das Blatt versäumt haben, bei einem Artikel den Zusatz „ausländischer Agent“ [„ausländischer Vertreter“] zu erwähnen. Wer etwa als Nichtregierungsorganisation oder als Medium Geld aus dem Ausland erhält, muss sich auf Anweisung der Behörden als „ausländischer Agent“ [„ausländischer Vertreter“] bezeichnen. Viele Betroffene kritisieren die Bezeichnung als stigmatisierend.“ (15)

Ja, das treibt sie beim ZDF um. Ideologisiert wie sie sind, treibt es sie andererseits in keiner Weise um, ob die Verantwortlichen von Russia Today so etwas ebenfalls als „stigmatisierend“ empfinden könnten. Dabei ist die Nowaja Gaseta eben auch nicht unabhängig. Sie erhielt beispielsweise Zuwendungen aus dem Soros-Netzwerk Open Society und von niederländischen Institutionen. Der Hauptgründer war ein niederländisches Unternehmen (16). Auch liegen 14 Prozent der Anteile in den Händen eines russischen Oligarchen, Alexander Lebedew, der dauerhaft in Großbritannien lebt und dessen Sohn inzwischen im britischen Oberhaus sitzt (17, 18).

Wenn zwei das Gleiche tun… und Doppelstandards zur Anwendung kommen, dann ist Heuchelei im Spiel:

„Die Äußerungen des Chefs der europäischen Diplomatie, Josep Borrell, dass die Verabschiedung eines Gesetzes über ausländische Agenten den europäischen Werten widerspreche, seien reine Heuchelei, so Lawrow. Schließlich, so der russische Minister [Sergej Lawrow], hätten viele EU-Länder in dieser Hinsicht viel strengere Standards.“ (19, 20)

Eingangs wurden sogenannte TechCamps erwähnt. Diese TechCamps scheinen aus Sicht des Autors in einer faszinierenden Dreiecksbeziehung zu stehen: Zum einen in Bezug auf das „umstrittene“ Gesetz (das gerade endende dritte Kapitel) und zum anderen in Bezug auf die Proteste gegen das „umstrittene“ Gesetz (die beiden Kapitel zuvor). Stellen Sie sich nun vor, diese TechCamps müssten sich bei öffentlichen Auftritten oder Publikationen jedweder Art als „ausländischer Agent“ offenbaren. Erahnen Sie, dass dies auch ziemlich nah an der Wahrheit läge?

TechCamps und der Maidan

Werfen wir einen Blick zurück in die Ukraine des Herbstes 2012:

„Vom 12. bis 13. September 2012 wird das US-Außenministerium das TechCamp Kyiv im Master Klass Cultural Center in Kiew, Ukraine, ausrichten. […] Das TechCamp ist ein Markenzeichen der Initiative Civil Society 2.0. Es handelt sich um eine zweitägige Schulungsveranstaltung, bei der führende Persönlichkeiten aus der Technologiebranche mit zivilgesellschaftlichen Organisationen zusammengebracht werden, um Schulungen, Ressourcen und Unterstützung anzubieten, die es zivilgesellschaftlichen Organisationen ermöglichen, die neuesten Verbindungstechnologien zu nutzen, um Kapazitäten aufzubauen und Missionen voranzubringen. Mehr als 80 führende Vertreter der Zivilgesellschaft aus der Ukraine und den umliegenden Ländern werden zusammenkommen, um praktische Schulungen in den Bereichen Nutzung sozialer Medien, Online-Organisation, digitale Sicherheit, Website-Entwicklung, digitaler Bürgerjournalismus und mehr zu erhalten. […]“ (21)

Wenn sich das US-Außenministerium um „zivilgesellschaftliche Organisationen“, nun ja, „kümmert“, meint es damit die auf dem Boden eines fremden Landes finanzierten Organisationen, sogenannte Nichtregierungsorganisationen. Die Mittel, logistische, technische und finanzielle Mittel, sind natürlich zweckgebunden und verfolgen die Interessen der Vereinigten Staaten von Amerika.

Die TechCamps entstanden auf Initiative der damaligen US-Außenministerin Hillary Clinton als „Markenzeichen der Zivilgesellschaft 2.0“ (19i). Damals, in den Jahren 2013/2014, wurden sie noch unter der Hoheit des Office of eDiplomacy im Außenministerium geführt. Dieses Office of eDiplomacy hatte recht „spannende“ Ressorts: eine Abteilung für „diplomatische Innovation“, eine weitere für „Wissensführerschaft“ und schließlich noch eine für Verbindungen. Die TechCamps wurden praktisch als Methode zur Umsetzung der Inhalte gegründet und sollten die neuen Möglichkeiten der Informationstechnologie einbringen. Das gilt vor allem für die „sozialen Netzwerke“ (22).

In der Ukraine erlebte das Projekt sozusagen seine Feuertaufe zur Umsetzung von US-Interessen und es blieb auch nicht bei der einmaligen Veranstaltung, denn bereits Anfang März des Folgejahres gab es die Fortsetzung (23). Es gibt eine von der US-Regierung betriebene Webseite, auf der man die TechCamps jener Tage allerdings nicht findet, weil das Projekt behördenintern vom Office of eDiplomacy weggezogen wurde (24). Doch von besonderer Tragweite scheint ein nicht behördlich dokumentiertes TechCamp zu sein, dass praktisch mit heißer Nadel gestrickt wurde, wohl „aus der Not geboren“. Denn etwas „Schlimmes“ war geschehen: Der damalige ukrainische Präsident Janukowitsch hatte sich im November 2013 gegen die Ratifizierung des Assoziierungsabkommens mit der Europäischen Union (EU) ausgesprochen.

Die damit nicht verwirklichte Freihandelszone in Richtung Westen „verletzte“ die strategischen, politischen und wirtschaftlichen Interessen der USA. Was es für das US-Außenministerium dringend erforderlich machte, „spontane Proteste“ zu organisieren, sprich die „Zivilgesellschaft 2.0“ über die Netzwerke der im Land agierenden Nichtregierungsorganisationen in den Alarmmodus zu versetzen.

Der ukrainische Abgeordnete Oleg Tsarew erklärte am 20. November 2013 vor dem Ukrainischen Parlament (Werchowno Rada):

„Durch Gespräche mit Aktivisten der Organisation Wolja erfuhr ich, dass es einigen von ihnen gelungen war, unter dem Deckmantel von IT-Spezialisten in TechCamp-Veranstaltungen zu gelangen. Zu ihrer Überraschung erzählten die amerikanischen Dozenten unter dem Deckmantel einer Schulung über die Nutzung moderner Medien von der Nutzung sozialer Netzwerke und Internettechnologien zur gezielten Beeinflussung der öffentlichen Meinung, zur Aktivierung des Protestpotenzials, um gewalttätige Aktionen zu organisieren und den Kampf um die Macht zu radikalisieren. Als Beispiele nannten die amerikanischen Dozenten den Einsatz sozialer Medien zur Organisation und Steuerung von Straßenunruhen in Ägypten, Tunesien und Libyen.“ (25)

und weiter:

„TechCamp-Absolventen führen nun aktiv subversive Aktivitäten in der Ukraine durch und rekrutieren offen Gleichgesinnte, um Massenunruhen, Provokationen und Protestaktionen zu organisieren, wobei sie sich auf die Unterstützung der US-Botschaft berufen. Die jüngste TechCamp-Konferenz fand am 14. und 15. November 2013 direkt auf dem Gelände der US-Botschaft in der Ukraine statt. Dabei wurden von der US-Botschaft ausgewählte ukrainische Bürger in Internettechnologien geschult, um das Protestpotenzial zu mobilisieren und dann energische Aktionen zur Destabilisierung der Gesellschaft zu organisieren. Die Ausbilder waren US-Bürger und Regierungsbeamte: Matt Berg, Kara Andrade und andere.“ (25i, 26)

Wohin das führte, wissen wir heute. Die Ukraine versank vollends in Gewalt, extremen Nationalismus, Russenhass und Korruption. Der rechtmäßige Präsident des Landes wurde weggeputscht, Pogrome wurden entfacht, die Krimbewohner sagten sich von der Ukraine los, die ukrainisch-russischen Beziehungen wurden zerrüttet und ein Bürgerkrieg im Osten des Landes entfesselt.

Eine Vertreterin ausländischer Interessen

Die handfesten Ziele beim sogenannten Euro-Maidan lagen in der Einbindung der Ukraine in den westlichen Wirtschafts- und Militärblock, unter Führung und Kontrolle der Vereinigten Staaten von Amerika. Eingeschlossen war eine Änderung der Außenpolitik der Ukraine gegenüber Russland. Die Ukraine sollte zu einem Rammbock, einem Stoßkeil gegen Russland aufgebaut werden. Das ist geschehen. Aus Sicht des elitären Filzes von Wirtschaft, Politik und Ideologen, welcher für sich beansprucht, die Geschicke der Welt steuern zu dürfen, ja gar zu müssen, waren die Farbrevolutionen in der Ukraine erfolgreich und die TechCamps spielten dabei eine gewichtige Rolle.

Schaut man sich westliche Verlautbarungen zu Georgien an, sind deren Vorstellungen über die Zukunft dieses Landes im Prinzip deckungsgleich zu denen in der Ukraine. Das Land soll in die Europäische Union, ja die NATO, ja in die „Neue Weltordnung“ (Stichwort Davos) integriert werden. Kann es da überraschen, dass auch ähnliche oder gleiche Methoden zur Umsetzung angewandt werden?

Seitens der EU wird seit Jahren kräftig daran gearbeitet und in Georgien wurden gar Gesetze erschaffen, dass eine für Frankreich jahrelang im hohen diplomatischen Dienst tätige Politikerin mit ihrer zweiten (georgischen) Staatsbürgerschaft zur Präsidentin Georgiens gekürt werden konnte. Salome Surabischwili hat georgische Wurzeln. Aber erst im Alter von 36 Jahren besuchte sie zum ersten Male das Land (27).

Und erst im Jahre 2004, als 52-jährige, erhielt sie überhaupt die georgische Staatsbürgerschaft. Diese Politikerin, nun Präsidentin, pflegt auch ausgezeichnete Beziehungen zum Führer des Weltwirtschaftsforums Davos (World Economic Forum = WEF), Klaus Schwab (28). Als nicht ganz nebensächliches Detail sei außerdem erwähnt, dass während ihres Studiums an der Columbia University in den 1970-er Jahren der damalige US-Sicherheitsberater Zbigniew Brzezinski einer ihrer Mentoren war (29). Es handelt sich um die schulbuchmäßige Karriere einer Diplomatin, die für Größeres berufen schien. Nicht zufällig titelt ihre Vita auf der Webseite der Columbia University New York unter der Überschrift World Leaders Forum (30).

Über Jahrzehnte haben die Gleichstrommedien jede Äußerung über eine drohende, selbstredend globale Neue Weltordnung (NWO) systematisch ins Lächerliche gezogen. Inzwischen hat der Prozess, Kompetenzen von Staaten auf supranationale Institutionen zu übertragen, an Fahrt aufgenommen. Beispiele dafür sind die „Weltgesundheitsorganisation“ und der „Weltklimarat“. Aber die Gleichstrommedien wollen, dürfen und können dem Offensichtlichen nicht ins Gesicht schauen — bis heute…

Kaum dass Salome Surabischwili in der georgischen Politik Einzug gehalten hatte, warb sie vehement für den Beitritt Georgiens zur Europäischen Union und damit, fast zwangsläufig, auch in den Nordatlantik-Pakt (NATO). Der Blick auf eine geografische Weltkarte zeigt uns schnell, dass Georgien, weit, sehr weit weg vom Atlantik liegt…

Die Frau vollzog eine bemerkenswerte Rochade. War sie bis dahin Botschafterin Frankreichs in Georgien, wurde sie nun zur Außenministerin Georgiens gekürt. Die politische Biografie von Salome Surabischwili ist erhellend.

  • 1993-1996: Stellvertretende ständige Vertreterin Frankreichs bei der WEU (Westeuropäische Union)
  • 1996-1997: Beraterin des französischen Außenministers
  • 1997-1998: Generalinspektion des französischen Außenministeriums
  • 1998-2001: Leiterin der Abteilung für strategische Angelegenheiten Frankreichs
  • 2001-2003: Direktorin für internationale und strategische Angelegenheiten im Generalsekretariat für nationale Verteidigung Frankreichs, Büro des Premierministers
  • 2003-2004: Außerordentliche und bevollmächtigte Botschafterin Frankreichs in Georgien
  • März 2004: Ernennung zum Außenminister Georgiens durch einen Sonderbeschluss von Präsident Saakaschwili, der die georgische Staatsbürgerschaft verleiht und vom französischen Präsidenten Jacques Chirac mitgetragen wird (31, a1)

Worum ging es doch gleich bei den „Protesten“, Anfang März 2023, in Tbilisi? Es ging darum, ein sogenanntes Agentengesetz auf den Weg zu bringen, welches ausländische Einflussnahme auf die georgische Politik transparent machen sollte. Wenn wir nun gerade die Vita der aktuellen georgischen Präsidentin halbwegs aufmerksam studiert haben — was können wir daraus schließen?

Selbst wenn sie es gar nicht wollte, oder es für sich nicht so sieht, können wir ohne wenn und aber feststellen: Salome Surabischwili ist eine ausländische Agentin. Sie vertritt unmissverständlich die Interessen westlicher Eliten.

Man verstehe mich bitte nicht falsch. Dies ist keine Anklage gegen Surabischwili. Ausländische Interessen zu vertreten, ist per se nicht zu verurteilen. Es ändert jedoch nichts daran, dass Georgiens Präsidentin als ausländische Agentin in das Amt gewählt, sagen wir besser lanciert, wurde. Es kann nicht verwundern, dass sie deshalb ihre politische Macht zur Verwerfung des „Agentengesetzes“ in die Arena wirft. Surabischwili ist schlicht und einfach geborene Französin, weshalb auch ihr georgisch nicht so perfekt ist (27i).

TechCamps in Georgien

Es gab und gibt sie. Im Jahre 2016 fand ein TechCamp in der georgischen Hauptstadt, direkt unter der Ägide der US-Botschaft in Georgien, statt. Die Teilnehmer kamen (neben Georgien) aus Armenien, Aserbaidschan, Serbien und Bosnien-Herzegowina. Die Agenda lautete:

„Die US-Botschaft in Tiflis, das Büro für internationale Informationsprogramme des US-Außenministeriums und der lokale Partner American Councils waren Gastgeber für Journalisten und andere Medienschaffende beim TechCamp Georgia: 21st Century Media Strategies. Die Teilnehmer arbeiteten gemeinsam mit lokalen und internationalen Experten an der Lösung von Herausforderungen, mit denen sie in der Region konfrontiert sind, und lernten innovative Tools und Strategien zur Verbesserung ihrer Recherche- und digitalen Medienproduktionsfähigkeiten kennen.“ (32)

Interessant ist der „lokale Partner“ namens American Councils — warum? Weil diese lokale, also formell georgische Organisation unter die Rubrik „ausländische Agenten“ fallen würde. Bei jedweder Aktivität in Georgien wäre sie dazu verpflichtet, transparent zu machen, dass sie sich unter anderem über das US-Außenministerium und die USAID (womit es sich im Grunde um die gleiche Finanzierungsquelle handelt) sowie Stiftungen mit Verbindungen zum anglo-amerikanischen militärisch-industriellen Komplex finanzieren:

„Wir sind ein vertrauenswürdiger Empfänger von Mitteln aus Quellen wie dem US-Außenministerium, dem US-Bildungsministerium, der Library of Congress, dem National Endowment for the Humanities, der Carnegie Corporation of New York, USAID, dem Defense Language and National Security Education Office und vielen ausländischen Regierungen und deren Bildungsministerien.“ (33)

Russland war und ist gut darüber informiert, was in Georgien vor sich geht. Anfang Februar des Jahres warnte sein Außenminister, Sergej Lawrow:

„Die Tatsache, dass sie Georgien in ein weiteres Ärgernis verwandeln und die Situation in den aggressiven Zustand der Saakaschwili-Ära zurückverwandeln wollen, steht außer Zweifel.“ (34)

Wir müssen außerdem wissen, dass der georgische Ministerpräsident Anfang Dezember 2022 eine aktive Teilnahme am Ukraine-Konflikt vehement ablehnte. Georgien hat sich auch nicht den von westlicher Seite verhängten Sanktionen gegen Russland angeschlossen. Auch die Lieferung von Waffen an Kiew wurde abschlägig beschieden (35). Georgien möchte nicht in diesen Krieg hineingezogen werden, was in Washington zu Stirnrunzeln führt. Denn dort lautet die Devise: „Wer nicht mit uns ist, ist gegen uns“. Also machen „zivilgesellschaftliche Organisationen“ — übersetzt: mit westlichen Geldern finanzierte „Nichtregierungsorganisationen“ — nun verstärkt mobil.

Da wäre es doch ideal, mal wieder ein TechCamp zu organisieren, bei dem man die Möglichkeiten „gewaltlosen Widerstandes“, kombiniert mit denen „sozialer Netzwerke“ und den neuesten Errungenschaften der Informationstechnologie, erörtern und in praktisches Handeln umsetzen könnte. Nun, genau das hat man im Februar des Jahres getan — aber nicht nur das. Man hat auch unverblümt die Ziele benannt (Hervorhebungen durch Autor):

„Das TechCamp Tbilisi wird etwa 60 Akteure (Journalisten, politische Entscheidungsträger, Pädagogen, Multiplikatoren usw., die auf Desinformation und Medienkompetenz spezialisiert sind) aus der Region und 10 Ausbilder aus der ganzen Welt zusammenbringen, um Werkzeuge und Konzepte zu entwickeln, die die Teilnehmer in die Lage versetzen, Desinformation zu bekämpfen und Medienkompetenz im gesamten Kaukasus zu fördern. Das TechCamp Tiflis zielt insbesondere darauf ab, die Integration Georgiens in den Westen voranzutreiben, das regionale Engagement und die Aussöhnung zu fördern, eine engagierte und gut informierte Bürgerschaft zu unterstützen und die Widerstandsfähigkeit gegenüber bösartigen Einflüssen von außen zu stärken.“ (36)

Wenige Tage später begannen die „spontanen Proteste“ gegen das „Agentengesetz“. Gegen das „Agentengesetz“? Das ist zu kurz gesprungen. Die „spontanen Proteste“ zielten auf die Disziplinierung der georgischen Politik im Sinne der Interessen ihres allgegenwärtigen, selbsternannten „Schutzherrn“, und der sitzt in Washington.

Übrigens greift das US-Außenministerium für seine TechCamps gern auch auf deutsche Unterstützung zurück. Eine der „Trainerinnen“, Mitte Februar in Tbilisi, war die Deutsche Barbara Weidmann-Lainer (36i). Die Spezialgebiete der Journalistin und studierten Politologin lauten „Medientraining (Professionelles Sprechen vor Kamera und Mikrofon), Kameratraining (Statements und Interviews bürgernah und authentisch selbst gefilmt“, sowie das Produzieren von Videos per Smartphone (37). Das sind wichtige Dinge, um die von „zivilgesellschaftlichen Organisationen“ im Gastgeberland angestoßenen „spontanen Proteste“ auch wirksam zur Geltung bringen zu können.

Die gewaltsame Besetzung des georgischen Parlaments misslang. Die Tausenden jener Tage auf den Straßen Tbilisis sind auch nicht repräsentativ für die Stimmung im Land. Doch weisen sie auf eine tiefgreifende, voranschreitende Spaltung der Gesellschaft hin:

„Es mangelt nicht an »nützlichen Idioten«, die aufgrund ihrer liberal-globalistischen Ideologie leicht dazu verleitet werden können, ihr Land zu destabilisieren, was den objektiven nationalen Interessen zuwiderläuft. Dies bedeutet, dass Georgien zur neuesten Front im Neuen Kalten Krieg werden dürfte, da es unwahrscheinlich ist, dass die jüngste Krise in absehbarer Zeit gelöst werden kann. Die Lage ist äußerst ernst, und der Ausgang des nicht erklärten Hybridkriegs der USA gegen Georgien könnte sich direkt auf die Entwicklungen im Donbass auswirken.“ (38)

Neue Methoden — Erprobte Strategien

Die TechCamps sind nun seit einem reichlichen Jahrzehnt in Gebrauch, und damit eine neue „Errungenschaft“ des US-Außenministeriums, um politisch im Ausland Einfluss nehmen zu können. Man nutzt die neuen technischen Möglichkeiten des Informationszeitalters, die Strukturen „sozialer Netzwerke“, ausgefeiltere Organisations- und Handlungsmuster. Aber die dahinter liegenden Strategien sind grundsätzlich die gleichen geblieben.

Es ist das Konzept der „Farbrevolutionen“, bei dem über psycho-soziale Methoden in den Opferländern künstlich eine „revolutionäre Stimmung“ heraufbeschworen wird. Dabei wird in der Anfangsphase des Prozesses durch die Methodik und entsprechende Informationsverbreitung der Eindruck einer „friedlichen Revolution“ und „gewaltfreien Widerstandes“ erzeugt. Das ganze geht auf Ideen des Gene Sharp zurück, die er in seinem dreibändigen Werk „Die Politik gewaltfreier Aktion“ niederschrieb (39, 40).

Werfen wir einen Blick auf die Methoden, die, unter ausländischer Einflussnahme, im zu revolutionierenden Land anzuwenden sind:

  • THE METHODS OF NONVIOLENT PROTEST AND PERSUASION (gewaltfreier Protest und Überzeugungsarbeit )
  • THE METHODS OF SOCIAL NONCOOPERATION (soziale Nicht-Zusammenarbeit)
  • THE METHODS OF ECONOMIC NONCOOPERATION: ECONOMIC BOYCOTTS (wirtschaftlicher Boykott)
  • THE METHODS OF ECONOMIC NONCOOPERATION: THE STRIKE (Streik)
  • THE METHODS OF POLITICAL NONCOOPERATION (politische Nicht-Zusammenarbeit)
  • THE METHODS OF NONVIOLENT INTERVENTION (gewaltfreie Intervention) (40i)

Genau diese Methoden hat man in China, Jugoslawien, Syrien, Tunesien, Libyen, Venezuela, im Iran, aber auch in Ägypten eingesetzt, oft mit Erfolg (41, 42).

Die von Gene Sharp 1983 gegründete Albert Einstein Institution (AEI) verschrieb sich der praktischen Umsetzung von Sharps Ideen. Unabhängig war die AEI freilich nie, ja sie ist ein Geschöpf des US-Auslandsgeheimdienstes.  Mitbegründer war Peter Ackermann, welcher später den ehemaligen CIA-Direktor James Woolsey an der Spitze der ebenfalls von der US-Regierung mitfinanzierten Denkfabrik Freedom House ablöste und heute Mitglied des Council on Foreign Relations ist (43, 44).

Das AEI und Freedom House sollten auch später, zum Beispiel in Jugoslawien, eng bei der Umsetzung von „Demokratieprojekten“ zusammenarbeiten (45). Der ebenfalls zur damaligen Zeit im AEI-Direktorat sitzende Harvard-Professor Thomas Schelling — der früher für RAND und die Ford Foundation gearbeitet hatte — war sogar gleichzeitig und ganz offiziell Berater für das US-Kriegsministerium und die CIA (46, 47).

Fortan erhielt die AEI Mittel von der Denkfabrik RAND, der Ford Foundation sowie dem NED-Ableger IRI und der Regierungsbehörde United States Institute of Peace (USIP) (48) . Wobei noch zu sagen ist, dass die Ford Foundation seit Jahrzehnten enge Beziehungen zur CIA unterhielt. All diese Abhängigkeiten wurden von den „Linken“ hierzulande gern ausgeblendet, wenn sie „Farbrevolutionen“ in anderen Staaten feierten  (49, 50).

Jahrzehnte später führten unter anderem die von Gene Sharp entwickelten und der AEI umgesetzten Konzepte zum zuvor sorgfältig geplanten Sturz der Regierung Mubarak in Ägypten (51, 52). Die FAZ schrieb vor Jahren:

Die Aktivisten [in Kairo] hatten auf gewaltfreien Protest gesetzt und waren dabei auf die serbische Jugendbewegung Otpor gestoßen, die in Serbien am Sturz des Diktators [die FAZ meint den Präsidenten] Milosevic beteiligt war und sich vom amerikanischen Politologen Gene Sharp hatte inspirieren lassen. Der hatte den gewaltfreien Widerstand als Mittel entwickelt, um Polizeistaaten zu untergraben.“ (53)

Was die FAZ dabei freilich unterschlug, beruht auf der Tatsache, dass mit diesen Werkzeugen JEDE staatliche Struktur untergraben werden kann.

Gene Sharp glaubte, seine 198 Methoden gewaltfreien Widerstandes könnten zukünftig kriegerische Konflikte vermeiden. Es ist hier schlicht nicht der Platz, dies argumentativ zu widerlegen, obwohl diese Argumente sehr wohl gegeben sind. Aber ein „Argument“ steht sonnenklar: die Praxis. Jedes Land, welches von „Farbrevolutionen“ getroffen wurde, erlebte ein Übermaß an Gewalt und nachfolgend eine traumatisierte, gespaltene Gesellschaft (54).

Und wehe denen, die versuchen, die 198 Methoden Sharps im Hort der Demokratie konsequent einzusetzen. Sie werden rasch und schmerzhaft erfahren, dass der Einsatz der Methoden durch Macht geregelt wird. Denn Sharps Handbuch impliziert, dass nur „die Guten“ es benutzen dürfen, um „die Bösen“ „friedlich“ zu schlagen — ein Widersinn, aber nur als solcher erkennbar, wenn man das Glashaus verlässt.

Ausblick

Fassen wir den Ausblick kurz und prägnant zusammen unter: Sie werden nicht aufhören!

Das Bestreben, um für eigene Interessen zu spalten, zu zerstören, mit dem Wahn, danach einen „guten“ Neuaufbau gesellschaftlicher Strukturen steuern zu können, ist manisch. Ohne Aufmerksamkeit und Achtsamkeit wird es nicht gelingen, sich des destruktiven Einflusses dieser Wahnhaften entziehen zu können.

Mitte April des Jahres ist das nächste TechCamp geplant. Es wird in der kasachischen Hauptstadt Astana stattfinden und die Teilnehmer werden aus dem Gastgeberland, aus Kirgisien, Tadshikistan, Turkmenien und Usbekistan kommen. Eine „Nichtregierungsorganisation“ namens „Media Sabak Foundation“, deren Partner unter anderem die Deutsche Welle und das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) sind, wird das Ganze vor Ort ausrichten (55, 56).

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er — einschließlich der Primärquelle — gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 4. April 2023.

(a1) Die Übersetzungen erfolgten unter Zuhilfenahme von www.DeepL.com/Translator (kostenlose Version).

(1, 1i) 08.03.2023; ARD-Tagesschau; Frank Aischmann; Kritik am geplanten „Agentengesetz“; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/georgien-proteste-gesetz-101.html

(2) 21.03.2023; DuckDuckGo, Suchergebnis nach: „Proteste gegen Agentengesetz“; https://duckduckgo.com/?q=Proteste+gegen+Agentengesetz&ia=web

(3) 08.03.2023; ARD-Tagesschau; Georgier protestieren gegen „Agentengesetz“; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/georgien-proteste-mediengesetz-101.html; Die Überschrift des ARD-Berichts manipuliert, in dem sie auf der unterbewussten Ebene mitteilt, dass DIE Georgier protestiert hätten. Das also das Volk, „die Zivilgesellschaft“ aufbegehrt hätten.

(4) 25.11.2017; Blauer Bote; Stefan Korinth; Kiewer Maidan-Massaker: Explosive Geständnisse; http://blauerbote.com/2017/11/25/kiewer-maidan-massaker-explosive-gestaendnisse/

(5) Sturm auf die Regionalverwaltung von Czernowitz (Westukraine); 24.01.2014; https://www.youtube.com/watch?v=43q3m1ekVwY

(6) 09.03.2023; tkp; Thomas Oysmüller; Maidan-Stimmung in Georgien – Sturm auf Parlament gescheitert; https://tkp.at/2023/03/09/maidan-stimmung-in-georgien-sturm-auf-parlament-gescheitert/

(7) 31.08.2020; ARD-Tagesschau, Faktenfinder; Patrick Gensing; Die Gefahr unterschätzt?; https://www.tagesschau.de/faktenfinder/sturmaufberlin-verfassungsschutz-rechtsextreme-101.html

(8) 13.06.2022; Heinrich Böll Stiftung; Ingrid Wehr; Agentengesetze – ein perfides Instrument zur Stummschaltung der Zivilgesellschaft; https://www.boell.de/de/2022/06/13/agentengesetze-ein-perfides-instrument-zur-kriminalisierung-und-stummschaltung-der

(9) 30.11.2022; ZDF; Kreml will Widerstand gegen Krieg verhindern; https://www.zdf.de/nachrichten/politik/agentengesetz-russland-verschaerfung-ukraine-krieg-russland-100.html

(10) 10.03.2023; Konrad Adenauer Stiftung; Stephan Malerius, Matthias Hespe; Proteste in Georgien gegen russisches Agentengesetz eskalieren; https://www.kas.de/de/laenderberichte/detail/-/content/proteste-in-georgien-gegen-russisches-agentengesetz-eskalieren

(11) 08.03.2023; Frankfurter Rundschau; Stefan Scholl; Georgiens Mächtige eifern Moskau nach; https://www.fr.de/politik/georgiens-maechtige-eifern-moskau-nach-agenten-gesetz-eu-92132687.html

(12) 07.03.2023; TaSS; Georgian parliament passes foreign agents bill in first reading; https://tass.com/world/1586011

(13) 05.12.2017; Frankfurter Allgemeine Zeitung; Neues Gesetz erklärt neun amerikanische Medien zu „ausländischen Agenten“; https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/russland-erklaert-neun-us-medien-zu-auslaendischen-agenten-15325219.html

(14) US-Justizministerium; Foreign Agents Registration Act (FARA); https://www.justice.gov/nsd-fara; https://www.justice.gov/nsd-fara/frequently-asked-questions; abgerufen: 21.03.2023

(15) 28.03.2022; ZDF; „Nowaja Gaseta“ setzt Arbeit vorläufig aus; https://www.zdf.de/nachrichten/politik/nowaja-gaseta-eingestellt-russland-krieg-100.html

(16) 02.09.2013; RusLetter; Novaya Gazeta was funded by the Netherlands; http://rusletter.com/articles/novaya_gazeta_was_funded_by_the_netherlands; Primärquelle: https://iz.ru/news/590724#ixzz3kTnw9q24

(17) https://en.wikipedia.org/wiki/Novaya_Gazeta; abgerufen: 22.03.2023

(18) 15.03.2022; ntv; Klaus Wedekind; Wie ein Oligarchen-Sohn britischer Baron wurde; https://www.n-tv.de/politik/Wie-ein-Oligarchen-Sohn-britischer-Baron-wurde-article23196693.html

(19) 07.03.2023; Deutsche Welle; Massenproteste in Georgien gegen „Agenten-Gesetz“; https://p.dw.com/p/4ONA9

(20) 10.03.2023; Top War; Russischer Außenminister: Die Ereignisse in Georgien erinnern in vielerlei Hinsicht an den Kiewer „Maidan“; https://en.topwar.ru/212580-glava-mid-rf-sobytija-v-gruzii-ochen-napominajut-kievskij-majdan.html

(21) 11.09.2012; eNewsChannels; Tabitha Berg; U.S. Department of State Hosts TechCamp Kyiv to Build Digital Literacy of Civil Society; https://enewschannels.com/u-s-department-of-state-hosts-techcamp-kyiv-to-build-digital-literacy-of-civil-society/

(22) 15.05.2014; englischsprachige Wikipedia; Office of eDiplomacy; https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Office_of_eDiplomacy&oldid=608694104

(23) 01.03.2013; Embassy of the United States, Kyiv – Ukraine; U.S. Embassy Hosted TechCamp Kyiv 2.0 to Build Technological Capacity of Civil Society; http://ukraine.usembassy.gov/events/techcamp-2013-kyiv.html; Seite gelöscht aber abrufbar bei WaybackMachine: https://web.archive.org/web/20151016200323/http://ukraine.usembassy.gov/events/techcamp-2013-kyiv.html

(24) TechCamp; https://techcamp.america.gov/about/; abgerufen: 27.03.2023

(25, 25i) 20.11.2013; Ukraine Deputy has proof of USA staging civil war in Ukraine“; https://www.youtube.com/watch?v=y9hOl8TuBUM&t=8s;Verskriptet: 20.11.2013; Regnum; Соратник Януковича: США ведут подготовку к разжиганию гражданской войны на Украине; http://www.regnum.ru/news/polit/1735011.html

(26) American University Washington; Kara Andrade; https://www.american.edu/soc/faculty/ka0623a.cfm; abgerufen: 27.03.2023

(27, 27i) 29.11.2018; Neue Züricher Zeitung, dpa; Das neue Staatsoberhaupt von Georgien, Salome Surabischwili; https://www.nzz.ch/international/georgien-salome-surabischwili-wird-neues-staatsoberhaupt-ld.1440550

(28) Januar 2022; Neue Schweizer Zeitung; Meta Thomas; Präsident Zurabishvili lud zum Weltwirtschaftsforum in Davos ein; https://www.neueschweizerzeitung.ch/praesident-zurabishvili-lud-zum-weltwirtschaftsforum-in-davos-ein/

(29) Europe Diplomatique; Jim Gibbons; SALOMÉ ZOURABICHVILI A Portrait and Exclusive Interview; https://europe-diplomatic.eu/politics/democraty/salome-zourabichvili-a-portrait-and-exclusive-interview/; abgerufen: 01.04.2023

(30) 01.08.2019; Columbia University, World Leaders Forum; https://worldleaders.columbia.edu/directory/salome-zourabichvili-

(31) Academia; salome zourabichvili; https://sciences-po.academia.edu/salomezourabichvili/CurriculumVitae; abgerufen: 01.04.2023

(32) 26./27.06.2016; US-Regierung; TechCamp Georgia, Tbilissi; https://techcamp.america.gov/techcamps/techcamp-georgia/

(33) American Council for International Education; Our Partners, Partnerships; https://www.americancouncils.org/about/partnerships; abgerufen: 02.04.2023

(34) 02.02.2023; TaSS; West determined to turn Georgia into irritant for Russia – Lavrov; https://tass.com/politics/1570425?utm_source=korybko.substack.com&utm_medium=referral&utm_campaign=korybko.substack.com&utm_referrer=korybko.substack.com

(35) 24.02.2023; taz; Barbara Oertel; Böses Erwachen; https://taz.de/Georgien-und-Ukrainekrieg/!5916839/

(36) 16.-18.02.2023; US-Regierung; TechCamp Tbilissi; https://techcamp.america.gov/techcamps/techcamp-tbilisi/

(37) Kommunales Bildungswerk e.V.; Barbara Weidmann-Lainer; https://www.kbw.de/dozent/barbara-weidmann-lainer_388373; abgerufen: 02.04.2023

(38) 08.03.2023; Andrew Korybko’s Newsletter; Georgia Is Targeted For Regime Change Over Its Refusal To Open A „Second Front“ Against Russia; https://korybko.substack.com/p/georgia-is-targeted-for-regime-change; deutsche Übersetzung: https://cooptv.wordpress.com/2023/03/12/in-georgien-soll-die-regierung-gesturzt-werden-weil-sie-sich-weigert-eine-zweite-front-gegen-russland-zu-eroffnen-von-andrew-korybko/

(39) https://en.wikipedia.org/wiki/The_Politics_of_Nonviolent_Action#Topics_covered; entnommen: 2.2.2019, 16:50 Uhr

(40, 40i) Gene Sharp; 198 Methods of Nonviolant Action; https://www.aeinstein.org/nonviolentaction/198-methods-of-nonviolent-action/; entnommen: 2.2.2019

(41) 03.12.2014; Center for Syncretic Studies (CSS); Joaquin Flores; The Color Revolution Model: An Exposé of the Core Mechanics; https://syncreticstudies.com/2014/12/03/the-color-revolution-model-an-expose-of-the-core-mechanics/

(42) 03.12.2014; Center for Syncretic Studies (CSS); Joaquin Flores; Gene Sharp: From Berlin Wall to Arab Spring or The Politics of Counter-Revolution; https://syncreticstudies.com/2013/03/03/gene-sharp-from-berlin-wall-to-arab-spring-or-the-politics-of-counter-revolution/

(43) 03.01.2007; Diana Barahona; The Freedom House Files; http://mrzine.monthlyreview.org/2007/barahona030107.html

(44) 8.9.2005; Freedom House; Dr. Peter Ackerman Becomes New Chairman of Freedom House; https://freedomhouse.org/article/dr-peter-ackerman-becomes-new-chairman-freedom-house?page=70&release=295; Originalquelle nicht mehr verfügbar, aber im WebArchive: https://web.archive.org/web/20160321042355/https://freedomhouse.org/article/dr-peter-ackerman-becomes-new-chairman-freedom-house?page=70&release=295

(45) 03.03.2011; Die Zeit; Johannes Thumfart; Gene Sharp; https://www.zeit.de/2011/10/Gene-Sharp

(46) 13.03.2012; Robert George Garbutt; The living library: some theoretical approaches to a strategy for activating human rights and peace; https://epubs.scu.edu.au/sass_pubs/526/; S. 26; direkt verlinkt aus: https://dissidentvoice.org/2012/03/why-the-cia-funds-nonviolence-training/

(47) AEI — Zweijahresbericht; 1990; https://www.aeinstein.org/wp-content/uploads/2014/04/1988-90.pdf; S. 24

(48) 05.02.2018; Maria J. Stephan; Tribute to Gene Sharp; https://www.usip.org/blog/2018/02/tribute-gene-sharp

(49) 21.03.2012; Stuart Bramhall; The CIA and nonviolent resistance; http://www.dailycensored.com/the-cia-and-nonviolent-resistance-3/; Webseite nicht mehr verfügbar, Sicherung im WebArchive: https://web.archive.org/web/20220313021409/http://www.dailycensored.com/files/the-cia-and-nonviolent-resistance-3/

(50) Michael Barker; 2008; http://www.swans.com/library/art14/barker01.html; gesichert in https://web.archive.org/web/20130310042532/http://www.swans.com/library/art14/barker01.htm

(51) 15.04.2011; New York Times; Ron Nixon; U.S. Groups Helped Nurture Arab Uprisings; https://www.nytimes.com/2011/04/15/world/15aid.html?_r=1&pagewanted=all

(52) 21.02.2011; BBC; Ruaridh Arrow; Gene Sharp: Author of the nonviolent revolution rulebook; http://www.bbc.co.uk/news/world-middle-east-12522848

(53) 15.02.2011; FAZ; Rainer Hermann; Protestbewegung in Ägypten – Revolution nach Plan; https://www.faz.net/aktuell/politik/ausland/naher-osten/protestbewegung-in-aegypten-revolution-nach-plan-1589885.html?printPagedArticle=true#pageIndex_0

(54) Das politische Äquivalent des Krieges; Gene Sharp; 1965; Original herausgegeben bei Carnegie Endowment for International Peace; https://www.aeinstein.org/wp-content/uploads/2013/10/The-Political-Equivalent-of-War-Civilian-Defense-German.pdf

(55) 14-16.04.2023; TechCamp Kazakhstan; Countering Disinformation in Central Asia; https://techcamp.america.gov/techcamps/techcamp-kazakhstan/

(56) Media Sabak; About us; https://mediasabak.ngo/en/about-us; abgerufen: 02.04.2023

(b1) PirveliTV; von „Protestierenden“ in Brand gesetztes Auto; Tbilissi, Georgien; Bildschirmschnappschuss; https://www.televizia.org/tvpirveli/

(b2, b3) Tbilisi, Georgien, Unruhen; 08.03.2023; VK; https://vk.com/wall667730998_5560?z=video667730998_456240230%2F335b6150a880486981%2Fpl_post_667730998_5560

(Titelbild) Tbilisi, Georgien, Nacht; Autor: Uwe Schröder (Pixabay); 23.02.2015; https://pixabay.com/de/photos/tbilisi-hauptstadt-stadt-nacht-641954/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

4 Gedanken zu „TechCamps — Eine Konstante bei Farbrevolutionen?“
  1. Wieder einmal ein Aufsatz, bei dem einem bei gründlichem Lesen die Spucke wegbleibt und wo es fast nichts zu ergänzen gibt.
    Nur auf eines würde ich hinweisen: Die erwähnte RAND Corporation hatte genau zwei der erwähnten Items in ihrem 2019er Playbook (Extending Russia | Competing from Advantageous Ground): Kapitel 4; „Exploit Tensions in the South Caucasus“ (S. 115); „Reduce Russian Influence in Central Asia“ (121).
    Wo ich allerdings nicht pauschal beipflichten kann, ist dieser Satz: „Ausländische Interessen zu vertreten, ist per se nicht zu verurteilen.“ Zwar kenne ich nicht georgische Gepflogenheiten (schemenhaft tauchen da noch Eindrücke um den damaligen Präsidenten Saakaschwili auf), für D halte ich das (auch wenn es ständig passiert) für unannehmbar.
    Ausländische Interessen, um nur mal ein Beispiel zu nennen, waren bei der von der Bundesregierung wohlwollend tolerierten Außerbetriebnahme der Nord Stream Pipelines im Spiel, die im Sollbereich meines Etats einen fetten Klecks hinterlassen hat (und sicher weiter tun wird).
    Tolerierbar wären höchstens, sofern transparent und überprüfbar, grenzüberschreitende Kooptationen mit eindeutig progressiver Ausrichtung, also beispielsweise eine Wirtschafts- und Sicherheitspartnerschaft (Betonung auf Partnerschaft) von Wladiwostok bis Lissabon.
    .
    .
    .
    Genau. Um noch mal „ausländische Interessen“ aufzugreifen: Im besten Fall wirbt der Vertreter des Landes im Gastgeberland mit Initiativen, welche gemeinsame Schnittmengen abbilden (könnten). Das alles unter Respektierung der Souveränität des Anderen.
    Herzlich, Ped

  2. Danke, als Erstes. Wie viel Naivität braucht es aber, den „Informationen“ des MSM noch zu glauben. Farbenrevolutionen – nu ja. Jeder Informierte – wie auf dieser Seite – sollte sie doch mittlerweise als gesponserte Aktionen der CIA…. und entsprechende Organisationen einordnen können. Aber die Welt entwickelt sich weiter, viele Länder wollen nicht mehr neokolonial behandelt werden, vor allem in Afrika. In Anbetracht der WHO Initiative zum „Durchregieren“ ist das „spannend.“

  3. Da sich die Kommentare etwas rar machen, bitte ich, bescheiden und unauffällig meine Bewunderung einflechten zu dürfen, dass leise aber doch offensichtlich auftretende Koininzidenten zu bösartiger Wirksamkeit aufzuspüren und zu deuten zu verstehen sind. Sehe mich motiviert, allffällige Vorkommnisse von Techcamps hernach etwas genauer zu hinterfragen – so etwas versteckt sich leicht hinter Sommertourismus usw. wie ich auf Anhieb dann gleich fand.

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