Ursachenforschung zur Ukraine-Krise und der dadurch ausgelösten Abspaltung der Krim


Was hat im Jahre 2014 zur dramatischen Eskalation der politischen Spannungen in der Ukraine geführt? Welche Rolle spielte dabei die EU, welche Interessen verfolgte sie insbesondere mit ihrem Assoziierungsabkommen? In welcher Weise wurden grundlegende und legitime wirtschaftliche, politische und kulturelle Interessen Russlands verletzt? Welchen Anteil hatte die Europäische Union, neben den Akteuren aus den USA, am umgesetzten Szenario auf dem Maidan und dem daraus resultierenden Putsch gegen eine legitime Regierung?


Was taten in jenen Wochen russische Militärangehörige auf der Krim und warum kann von einer Annexion der Krim durch Russland nicht gesprochen werden? Das soll im folgenden Artikel erläutert werden. Dargestellt wird sowohl die Rechtmäßigkeit des Referendums als auch der eindeutige politische Wille der Krim-Bewohner für den Beitritt zur Russischen Förderation. Weiterhin wird die Präsenz russischer Truppen auf der Krim erläutert, die vertraglichen Grundlagen mit der Ukraine, wie auch deren Aktivitäten im zeitlichen Umfeld des Referendums.

Der Krim-Status vor der Sezession

Die Krim wurde im Jahre 1954 — auf Weisung Chrustschows und per Dekret des Obersten Sowjets der UdSSR — der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik (USSR) angeschlossen. Bereits zu diesem Zeitpunkt war Sewastopol mit seinem Militärhafen eine eigenständige administrative Einheit und wurde nun direkt der UdSSR unterstellt. Per Volksabstimmung vom 20. Januar 1991 erhielt die Krim den Autonomiestatus. Als sich die Sowjetunion auflöste und die Ukraine zu einem selbständigen Staat wurde, ging auch die Krim (mit Autonomiestatus) in das ukrainische Staatsgebilde über. Vorangegangen war ein (zweites) Referendum über die Loslösung (Sezession) der Ukraine aus dem ehemals sowjetischen Staatsverbund, der auch die Krim-Bewohner mit knapper Mehrheit zustimmten (1).

Fast zwei Drittel der etwa zwei Millionen Krim-Bewohner sind Russen, nur jeder Vierte ist Ukrainer. Die Krim-Tataren sind, nachdem sich in den vergangenen zwei Jahrzehnten durch Zuwanderung ihr Anteil mehr als verfünffacht hat, mit etwa 12 Prozent in der Bevölkerung vertreten. Insgesamt ist die Bindung an Russland seit jeher — über die verschiedenen Ethnien hinweg — sehr groß. Knapp vier Fünftel geben Russisch aber nur jeder Zehnte Ukrainisch als ihre Muttersprache an (2). Der Autonomiestatus der Krim verband sich mit einem eigenen Parlament und eigener Verwaltung, einschließlich Polizei. Schon in den Neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts gab es immer wieder starke Bestrebungen der Krim, sich von der Ukraine zu lösen.

Der Begriff Annexion

Zur Begriffserklärung nach dem Völkerrecht erfahren wir im Duden:

Annexion: gewaltsame und widerrechtliche Aneignung fremden Gebiets“ (3)

Auch wenn von Völkerrechtlern Debatten zum Annexionsbegriff im Detail geführt werden, ist der grundsätzlichen Aussage damit genüge getan, wie eine weitere Definition, diesmal aus dem Wörterbuch des Völkerrechts, aufzeigt:

„Unter Annexion versteht man den gewaltsamen Gebietserwerb eines Staates auf Kosten eines anderen.“ (4)

Können wir, diesen Definitionen folgend, tatsächlich von einer Annexion der Krim durch Russland sprechen (5)?

Liegt eine Annexion vor, hat das weitreichende, schwer wiegende Konsequenzen. Allein deshalb sollten politisch Verantwortliche äußerst sorgsam mit dem Begriff umgehen, denn nach Artikel 51 der UN-Charta erlaubt es nämlich Folgendes:

  • dem Angegriffenen Befugnisse zur militärischen Notwehr
  • weiterhin die Nothilfe dritter Staaten
  • was wiederum Krieg einschließt — und zwar auch ohne Billigung durch den Weltsicherheitsrat. (6)

Das zeigt auf, wie brisant der Annexions-Vorwurf gegen Russland ist. Er hatte immer das Potenzial, einen Krieg gegen Russland zu rechtfertigen. Wenn man, was im Folgenden herausgearbeitet wird, sieht, wie dünn die Beweiskette für diesen Vorwurf aussieht, muss man Politikern hierzulande den Vorwurf machen, bewusst das Risiko in Kauf genommen zu haben, geradezu selbstmörderisch in Richtung eines militärischen Konflikts zu agieren, mit all den damit verbundenen, bitteren Konsequenzen.

Die Referenden

Es handelte sich um zwei Referenden; eines über die Abspaltung von der Ukraine und ein zweites über den Beitritt zur Russischen Förderation. War das verfassungsgemäß? Nein, das war es nicht, aber:

Das erste Referendum verstieß zwar gegen die ukrainische Verfassung, nicht aber gegen das Völkerrecht. Mit dem Mehrheitsvotum durch die Krim-Bevölkerung erklärte die Krim ihre staatliche Souveränität und spaltete sich damit von der Ukraine ab.

Warum das so ist, kommt noch zur Sprache. Jedenfalls wurde somit eine Sezession wirksam. Auch für diesen Völkerrechtsbegriff schauen wir uns eine Definition an:

„Sezession bezeichnet im Politischen die Loslösung einzelner Landesteile aus einem bestehenden Staat mit dem Ziel, einen neuen souveränen Staat zu bilden. Im Zuge einer Sezession entstehen in der Regel ein oder mehrere staatliche Subjekte, und gleichzeitig existiert weiterhin der verkleinerte Altstaat.“ (7)

Sezessionbestrebungen haben selbstredend unterschiedliche Ursachen und eine meist lange Vorgeschichte. Oft betten sie sich in geopolitische Interessenlagen ein, können dementsprechend politisch gefördert und ausgenutzt werden. Das gilt auch für den vorliegenden Fall. Für die Bewohner der Krim war die Zugehörigkeit zur Ukraine seit deren Staatsgründung ein nie versiegtes Diskussionsthema. Nicht zuletzt dies berücksichtigend war der weitreichende autonome Status der Krim innerhalb des ukrainischen Staatsgebildes einzigartig.

Während die Krim von der Zentralregierung wirtschaftlich stiefmütterlich behandelt wurde, war der Trend zur Abwertung und Diffamierung ethnischer Minderheiten in der ukrainischen Gesellschaft unverkennbar und schritt seit der sogenannten Orangenen Revolution immer weiter voran. Die Ereignisse ab 2004 waren eine Zäsur. Es handelte sich um eine Farbrevolution, moderiert vom US-Außenministerium und den Netzwerken des George Soros (8, 9).

Ab jener Zeit begann der Nationalismus in der Ukraine bedenkliche Formen anzunehmen.

Und die größte ethnische Minderheit war und ist die russische. Dieser für die Krim-Bewohner doppelt negativ spürbare Prozess ging über die Jahre schleichend voran. Die Ereignisse auf und um den Maidan herum und nicht zuletzt der Putsch in Kiew, der die extrem nationalistischen Kräfte der Ukraine an die Spitze der Macht spülte, wirkten nun als Brandbeschleuniger.

Man kann sich nun über tatsächliche und angebliche Verletzungen rechtsstaatlicher Prinzipien seitens Russland, betreffend des Anschlusses der Krim, gern vehement echauffieren. Dann aber sollte schon die gleiche ethisch-moralische Elle angelegt werden, wenn es um Präzedenzfälle, also um vergleichbare Ereignisse vor der Krim-Krise geht. Das Gleiche gilt für die Legitimität der neuen Machthaber an der Spitze eines angeblich demokratischen Staates namens Ukraine.

Immer, wenn von der Annexion der Krim durch Russland die Rede ist, wird ausgeblendet, wer nach dem Völkerrecht eigentlich der Souverän bei der Entscheidung über solche grundlegenden Fragen wie der Teilnahme an einem Staatswesen zu sein hat. Es ist nicht die Zentralregierung!

Die Zustimmung der Bevölkerung zur Abspaltung von der Ukraine war überwältigend. Bei einer Wahlbeteiligung von über 80 Prozent stimmten 95 Prozent von ihnen für die Sezession; ein klares Signal des politischen Willens der Menschen dort. Die Abstimmungsergebnisse anzuzweifeln, wie das in den großen deutschen Medienanstalten immer wieder gemacht wird, ist — gelinde gesagt — unredlich (a1). Das Parlament der Krim hatte ausdrücklich (aber vergeblich) Beobachter der Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) eingeladen, um die ordnungsgemäße Durchführung des Plebiszits zu überprüfen. Es sei an dieser Stelle der Grund zitiert, aus dem die OSZE die Einladungen ausschlug:

„Das Krimparlament lud die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE) ein, das Referendum zu beobachten. […] Die OSZE lehnte die Beobachtung ab, weil das Referendum verfassungswidrig sei und keine Einladung des ukrainischen Staates vorliege.“ (10)

Übrigens hatte man auch Mitglieder des Deutschen Bundestages persönlich eingeladen (11).

Der Vorwurf, gegen die ukrainische Verfassung verstoßen zu haben, steht auf tönernen Füßen. Bei Sezessionsbestrebungen wird zwar im Völkerrecht empfohlen, mit der Zentralregierung im Vorfeld über diesen Schritt zu verhandeln.

Eine legitime Zentralregierung gab es zu diesem Zeitpunkt aber nicht mehr, denn die rechtmäßige Regierung der Ukraine unter Viktor Janukowitsch war durch einen Putsch (mit der einhergehenden massiven Verletzung der ukrainischen Verfassung) gestürzt worden.

Mehr noch war ja dieser Putsch und die zuvor über viele Jahre kontinuierlich geschürte hasserfüllte Atmosphäre gegen den russischen Bevölkerungsteil (12, 13) der Auslöser für die Sezessionsbestrebungen. Während sich also die westlichen Meinungsführer beim Krim-Referendum auf deren Ungültigkeit wegen des Bruches der ukrainischen Verfassung beriefen, verschwiegen sie, dass die neue Regierung in Kiew ihrerseits in mehrfacher Hinsicht unlegitimiert ins Amt gekommen war (a2).

Abgesehen davon ist eine Verfassung nach dem Völkerrecht nicht wirksam, wenn sie das Selbstbestimmungsrecht der Völker einschränkt, und so sagt der Völkerrechtler und Politikwissenschaftler Karl Albrecht Schachtschneider:

„Nicht einmal ein Verfassungsgesetz, wie das der Ukraine, das einen Einheitsstaat verfasst und eine Sezession nicht ordnet oder auch nur vorsieht, vermag eine Sezession eines Teiles des Volkes zu untersagen. Die Staatsgründung ist ein Akt der Freiheit und damit der Souveränität der Menschen, die zusammenleben. Nicht Staaten sind souverän, sondern Menschen.“ (14)

Und aus diesem Grunde könnten, wenn es das Votum einer großen Mehrheit so wollte, auch Bayern und Sachsen oder jedes andere Bundesland die Sezession gegenüber der Bundesrepublik betreiben.

Der Vorwurf des Völkerrechtsverstoßes erscheint auch deshalb scheinheilig, weil die westlichen Staaten, allen voran die USA, sechs Jahre zuvor mit dem Kosovo einen Präzedenzfall geschaffen hatten. Das geschah unter Missachtung der 1999 verabschiedeten UNO-Resolution, die ausdrücklich auf den Kosovo als regulären Teil des serbischen Staatsgebietes hinwies. Zudem unterblieb — im Gegensatz zur Sezession auf der Krim — jedwede Befragung der Bürger des Kosovo und es wurden keinerlei Verhandlungen mit der serbischen Regierung geführt.

Allein durch einen Beschluss des von der Thaci-Regierung dominierten Parlaments wurde einseitig die Souveränität erklärt. Nur einen Tag später anerkannten die USA, Großbritannien und Frankreich dieses neue Staatsgebilde, zwei Tage später auch Deutschland. Einen Aufschrei deutscher Medien über diese Abspaltung hat es nie gegeben (15).

Der Völkerrechtler Reinhard Merkel (a1) sagte nach dem Krim-Referendum:

„Schon auf den ersten Blick ungereimt ist die von der amerikanischen Regierung ausgegebene Behauptung, bereits das Referendum habe gegen das Völkerrecht verstoßen. Veranstaltet ein Teil der Bevölkerung eines Landes unter seinen Mitgliedern ein Plebiszit, so macht ihn das nicht zum Völkerrechtssubjekt. Normen des allgemeinen Völkerrechts, etwa das Verbot, die territoriale Integrität von Staaten anzutasten, betreffen ihn nicht und können von ihm nicht verletzt werden.“ (6i)

und weiter:

„Die Feststellung reicht über das Referendum auf der Krim hinaus. Auch die Sezessionserklärung selbst verletzt keine völkerrechtliche Norm und könnte dies gar nicht. Sezessionskonflikte sind eine Angelegenheit innerstaatlichen, nicht internationalen Rechts. Diesen Status quo des Völkerrechts hat der Internationale Gerichtshof vor vier Jahren in seinem Rechtsgutachten für die UN-Generalversammlung zur Sezession des Kosovo bestätigt.“ (6ii)

Um es also deutlich zu sagen:

Der Sachverhalt von Sezessionen wird im Völkerrecht überhaupt nicht behandelt. Weder werden sie gestattet noch werden sie verboten, sie sind einfach kein Völkerrechtssubjekt! Warum auch, handelt es sich doch dabei um einen demokratischen, selbstbestimmten Willensakt der Bürger eines Landesteils.

Und so ist auch die damit verbundene Argumentation, nämlich dass die Sezession nach dem Völkerrecht nicht zulässig und damit völkerrechtswidrig sei, nichts weiter als Propaganda.

Artikel 1, Absatz 2 der UNO-Charta legt Wert auf das Recht der Selbstbestimmung – NICHT der Staaten – SONDERN DER VÖLKER!

Ein weiteres Argument westlicher Politiker und Medien war, dass mit der Abspaltung der Krim eine Verletzung des Budapester Memorandums verbunden gewesen wäre. Hierzu führte der bereits weiter oben zitierte Völkerrechtler Karl Albrecht Schachtschneider aus:

„Das Budapester Memorandum von 1994, in dem die USA, Rußland und Großbritannien sich unter anderem verpflichten, der Ukraine als Gegenleistung für den Nuklearwaffenverzicht die Souveränität und die bestehenden Grenzen sowie deren politische und wirtschaftliche Unabhängigkeit zu achten und im Falle eines nuklearen Angriffs auf das Land unmittelbar Maßnahmen des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen zu veranlassen zugesagt haben, ist durch die Sezession der Krim und deren Aufnahme in die Russische Föderation nicht berührt, geschweige denn verletzt.“

und weiter:

„Das Selbstbestimmungsrecht der Bürger der Krim ist durch dieses Memorandum nicht aufgehoben. Es kann auch durch völkerrechtliche Verträge nicht aufgehoben werden, weil es die Freiheit der Bürger ist. Diese steht nicht zur Disposition der Politik. Sie ist mit dem Menschen geboren.“ (14i, 16)

Ergo: Die Freiheit der Menschen ist das höchste Gut, nicht die der Staaten!

Die Gläsernen Wahlurnen

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Eine Gläserne Wahlurne in Frankreich (Quelle: Wikipedia)

Immer wieder wurde in jenen Wochen von den Protagonisten der Meinungsbildung, einschließlich der öffentlich-rechtlichen Sender, die Verwendung von durchsichtigen Wahlurnen moniert und das als ein Symptom illegitimer Wahldurchführung abqualifiziert. Das war bei den Referenden auf der Krim ebenso der Fall wie bei denen in der Ostukraine. Es ist vielleicht ganz interessant zu wissen, dass die OSZE die Verwendung transparenter Wahlurnen ausdrücklich befürwortet, um Wahlmanipulationen vorzubeugen.

Hierzu ein weiteres Zitat:

„Transparente Wahlurnen sind beispielsweise in Frankreich vorgeschrieben und sollen verhindern, dass Wahlen dadurch manipuliert werden können, dass vor Beginn des eigentlichen Wahlgangs bereits Stimmzettel in die Urne gelegt wurden.“ (17)

Manipulierte Wahlurne in den USA des 19.Jahrhunderts
Manipulierte Wahlurne in den USA des 19.Jahrhunderts (Quelle: Wikipedia)

So sehr die Wikipedia mit Vorsicht zu genießen ist, sagt sie uns in diesem Fall den plausiblen Grund, warum das sogar gut ist. Weil nämlich mit geschlossenen Wahlurnen bereits Missbrauch betrieben wurde, wie oben stehendes Betrugsmodell aus den USA des 19. Jahrhunderts zeigt.

Ein im Grunde positiver Sachverhalt wird in einen negativen Kontext umgedreht. Berichterstatter, welche aus der Ukraine berichteten, wussten ganz genau, dass auch die Kiewer Administration seit Jahr und Tag gläserne Wahlurnen für Wahlen verwendete. Dieser Sachverhalt wird allerdings dem Medienkonsumenten vorenthalten.

Was bei den Einen kritiklos bis lobend vermittelt wird, gereicht bei den Anderen als Kritikpunkt, als „Beweis“ für angebliche Demokratiemängel.

Dazu auch die Klarstellung zur Verwendung von Wahlzetteln (statt geschlossener Briefumschläge) beim Krim-Referendum: Die Verwendung von Wahlzetteln war schon immer seit Neugründung der Ukraine DER STANDARD bei Wahlen und Referenden, weshalb die organisatorisch Verantwortlichen verständlicherweise keinen Grund sahen, ausgerechnet hier eine Änderung vorzunehmen.

Aber nochmal kurz zurück zu den „skandalösen“ angeprangerten gläsernen Wahlurnen bei den Referenden auf der Krim. Wenige Monate später wurde der „Schokoladenkönig“ Poroschenko zum neuen Präsidenten der Ukraine gewählt. Schwant dem Leser, was das für Urnen waren, in welchen die Wähler ihren Wahlzettel versenkten? Exakt, es waren gläserne Wahlurnen. Warum nur war das für die Massenmedien nun aber wieder ganz und gar demokratisch? Wird so deutlicher, wie Propaganda funktioniert?

Unermüdlich wurde im Schlamm gewühlt, um kleinste Unregelmäßigkeiten als Zeichen einer undemokratischen Wahl zu entlarven. Die Zöglinge, die man in Kiew an die Macht lancierte, wurden diesbezüglich nicht so kritisch beobachtet. So wurden mit großer Selbstverständlichkeit Abstimmungen in der ukrainischen Rada manipuliert (18). Und die Pflege von Demokratie im ukrainischen Parlament, bezogen auf die Akzeptanz Andersenkender, ließ eh schon damals um es milde auszudrücken zu wünschen übrig. Und schließlich machte die Gewalt auch vor der Rada nicht halt  (19, 20).

Sewastopol und Camp Bondsteel

Russland hatte in der Vergangenheit immer wieder darauf hingewiesen, dass mit der jugoslawischen Provinz Kosovo, ihrer Abtrennung von Jugoslawien und Ausrufung eines „souveränen“ Staates ein Präzedenzfall geschaffen worden war. Und das begann lange vor dem Jahre 2008. Immanente, aber eben auch kräftig von außen geschürte Konflikte des Kosovo mit der Zentralregierung führten zu einer völkerrechtswidrigen Aggression, einem „brutalen Angriffskrieg“ gegen Jugoslawien und der Stationierung von NATO-Truppen im Land. Der angeblich notwendige Schutz einer Ethnie war der Vorwand für diese Aggression (21).

Das Eine macht das andere nicht unbedingt besser. Man könnte aber auch sagen, das, was dem einen recht ist, kann dem anderen nur billig sein. Was bitte hat Russland im Falle der Krim denn falsch gemacht, wenn ein westliches Militärbündnis ohne völkerrechtliches Mandat ein Land bombardiert, um mit Gewalt die Loslösung einer Region aus dem bisherigen Staatsgebiet zu erwirken?

Die Referenden auf der Krim kamen den geostrategischen Interessen, den Sicherheitsinteressen Russlands entgegen und wurden auch deshalb von Moskau gefördert und abgesichert. Der Flottenstützpunkt Sewastopol gehört(e) — erst recht in Zeiten wachsender Spannungen mit der „westlichen Wertegemeinschaft“ — russischerseits niemals zur Verhandlungsmasse. Um Sewastopol abzusichern, kam Russland deshalb vor der Krim-Krise, insbesondere finanziell, der Ukraine großzügig entgegen. Wenn man nun argumentiert, dass Russland die Bevölkerung der Krim für seine geostrategischen Interessen benutzt hätte, möge man im Moralisieren kurz innehalten und seinen Blick ein weiteres Mal in Richtung Jugoslawien, in den Kosovo wenden.

Kaum hatte das Bombardement der NATO auf Jugoslawien ein Ende gefunden und der Kosovo war militärisch von Truppen des Bündnisses besetzt worden, begann im Süden der Region eine rege Bautätigkeit. Der Bau von Camp Bondsteel, einem der größten US-Stützpunkte in Europa, war bereits vor der Aggression gegen Jugoslawien geplant worden und wurde als waffenstarrende Festung „nebenbei“ als geheimes, illegales Vernehmungslager und Gefängnis betrieben (22).

Wurde Camp Bondsteel gebaut, um den Balkan zu befrieden, oder wurde die Kriegsfackel im Balkan entzündet, um Camp Bondsteel errichten zu können? Die Antwort hatte der damalige US-Präsident George W. Bush parat, als er 2008 den Stützpunkt besuchte und unter anderem erläuterte, dass es darum ging:

„[…] eine Fehlentscheidung von General Eisenhower aus dem 2. Weltkrieg zu revidieren. Eine Stationierung von US-Soldaten habe aus strategischen Gründen dort [auf dem Balkan] nachgeholt werden müssen.“ (23)

Die Sezession und die Rolle russischer Truppen

Das Online-Portal des Fernsehsenders Euronews berichtete am 17. April 2014 von einem live im russischen Fernsehen übertragenen Interview mit dem russischen Präsidenten Putin:

„Zu der TV-Show gehörte auch eine Schalte auf die von Moskau annektierte Krim. Während des Referendums war das russische Militär aus Sicherheitsgründen auf der Halbinsel, so Putin: »Natürlich haben unsere Soldaten die Selbstverteidigungskräfte auf der Krim unterstützt. Sie haben sich sehr korrekt verhalten, aber resolut und professionell.«” (24)

Das russische Militär kam aber nicht auf die Krim. Es war längst dort. Putin redete daher auch nicht von einem Einmarsch russischer Truppen, weil diese Soldaten ja eh per Vertrag auf der Krim (schwerpunktmäßig im und um den Marinehafen Sewastopol) stationiert waren.

Die allgemein bekannte Tatsache ist die, dass sich laut einem im Jahre 1997 abgeschlossenen Militärabkommen mit der Ukraine bis zu 25.000 russische Soldaten auf der Krim aufhalten durften. Meldungen der Massenmedien, wie die folgende, beinhalteten also nicht Neues:

„Washington – Die Lage auf der Krim spitzt sich zu: Russland hat 20.000 Soldaten auf der ukrainischen Halbinsel stationiert — das jedenfalls wusste US-Außenminister John Kerry zu berichten. Die Kräfte seien jedoch nicht an den Orten, wo sie gebraucht würden, falls die gesamte Ukraine eingenommen werde[n] sollte.“ (25)

Der US-Außenminister berichtete Bekanntes. Zum Zeitpunkt des Referendums waren 16.000 Militärangehörige auf der Krim, weniger als per Abkommen zugelassen. Das ist ein wichtiger Fakt, denn selbst wenn jetzt zusätzlich russische Soldaten auf die Krim geschickt wurden (unsichere Quellen sprechen von 2.000), ist das erst einmal kein Vertragsbruch und auch nicht mit einer Annexion gleichzusetzen.

Trotzdem ist die Tatsache, dass durch russische Militärangehörige ukrainische Kasernen blockiert wurden, um eine ungehinderte Durchführung des Referendums sicherzustellen, ein Bruch rechtsstaatlicher Normen. Allein schon, deshalb weil Armeen demokratischer Staaten der Landesverteidigung und nicht der Aufrechterhaltung der inneren Ordnung und Sicherheit dienen, schon gar nicht in einem Land, in dem diese Truppen ein Gastrecht eingeräumt bekamen.

Zumindest Teile des russischen Militärs bewegten sich also klar außerhalb ihres durch den Stationierungsvertrag definierten Mandats. Zu hinterfragen sind auch die bis heute nicht transparenten Begleitumstände der Amtsenthebung des früheren Ministerpräsidenten der Republik Krim, Anatolij Mochiljow, bei der (nicht klar zu identifizierende) Bewaffnete das Parlamentsgebäude abriegelten (26, 27).

Andererseits sah sich das Innenministerium der Ukraine außerstande — ob gewollt oder ungewollt sei dahingestellt —, die Bevölkerung vor den Gewaltausbrüchen von nationalistischen und neofaschistischen Extremisten zu schützen. Das darf in diesem Zusammenhang nicht ausgeklammert werden. Die Vorgänge auf dem Maidan, später in Odessa und anderen Landesteilen sprechen eine deutliche Sprache (28, 29). Die politischen Absichtserklärungen der Kiewer Junta, die Ausgrenzung der russischen Parteien aus dem ukrainischen Parlament, die immer weiter geschürte hasserfüllte Atmosphäre — man beachte die geleakten Telefonate von Timoschenko (30) — ließen Schlimmes befürchten.

Die russischen Streitkräfte gingen auf der Krim mehr als zurückhaltend vor — in jeder Form deeskalierend. Ihre Präsenz war eher unauffällig und im Prinzip auf das Blockieren der ukrainischen Kasernen beschränkt. Dass die Verantwortlichen in den ukrainischen Garnisionen, mit einer Gesamtstärke von 18.000 Mann, dies als deeskalierende Maßnahme bewerteten und deshalb kaum aktiv wurden, kann im Nachhinein nicht hoch genug bewertet werden. Mindestens 13.700 (russische Quellen sprechen von 16.500) Soldaten sind nach dem Beitritt der Krim zu Russland auch auf der Insel geblieben und also aus den ukrainischen Streitkräften ausgeschieden. (31)

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Die Bewohner von Sewastopol feiern den Beitritt zu Russland (Quelle: AFP)

Die russischen Militärs auf der Krim haben mit ihrer Strategie ein mögliches Blutvergießen abgewendet. Es ist nicht so absurd anzunehmen, dass auch die ukrainischen Soldaten Einsatzbefehle bekommen haben. Darauf lassen die kurz danach folgenden Ereignisse in der Ostukraine schließen. Durch die Blockierung ihrer Kasernen aber wurden sie (möglicherweise sogar willkommen) daran gehindert, militärisch gegen die Bevölkerung vorzugehen. Bei allen dramatischen Geschehnissen rund um den Ukraine-Konflikt ist das als ein wahrer Glücksfall zu bewerten.

Zunehmende Gewalt

Jahre später meinte die deutsche Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen in einer TV-Talkshow, dass ja Krim-Bewohner im Gegensatz zu den Kosovaren niemals irgendeiner Gefahr ausgesetzt wurden und deshalb der Einsatz der NATO gegen Serbien (1999) nicht mit den Aktivitäten der russischen Truppen gleichgesetzt werden könne. Log sie, oder ist sie wirklich so dumm?

Bei allen Konflikten zwischen der Zentralregierung in Belgrad und dem Kosovo: Es gab eben keine ethnischen Säuberungen der serbischen Armee im Kosovo, der verleumderische Vorwurf musste als Vorwand herhalten, um eine wochenlange Bombardierung Serbiens zu rechtfertigen, um den Kosovo zu einem riesigen US-Stützpunkt umzugestalten und einen wichtigen russischen Verbündeten, eben Serbien, entscheidend zu schwächen. Krim-Bewohner dagegen waren sehr wohl gefährdet und im Februar 2014 begann die Saat des Hasses gegen alles Russische, beginnend in der Westukraine, so richtig aufzugehen.

Der Maidan war schließlich auch nicht nur ein auf Kiew zu reduzierendes Ereignis. Vor allem in der Westukraine kam es in mehreren Städten zu progromartigen Ausschreitungen, bei denen auch gewählte Politiker misshandelt und schikaniert wurden. Am 1. Januar 2014 waren außerdem mindestens 15.000 Anhänger des ukrainischen Faschistenführers und Kollaborateurs Hitlerdeutschlands, Stepan Bandera mit Fackeln und faschistischen Symbolen wie Parolen durch die Kiewer Innenstadt marschiert (32, 33).

Beim Pogrom bei Korsun am 20. Februar 2014 wurden wahrscheinlich 27 Menschen von faschistischen Schlägertrupps ermordet. „Wahrscheinlich“, weil einige der Opfer bis heute als vermisst gelten. Hunderte Menschen erlitten Verletzungen. Es handelte sich um russischstämmige Krim-Bewohner, denen auf der Rückfahrt vom Anti-Maidan zurück nach Simferopol und Sewastopol logistisch gut durchorganisiert aufgelauert wurde. Die Busse wurden teilweise angezündet, die Menschen stundenlang gequält, schikaniert, geprügelt (34, 35). Und die Täter drohten unmissverständlich:

„Wartet nur, wir kommen auch zu Euch auf die Krim, um Euch zu erschlagen und zu erschießen, die von Euch, die wir noch nicht erschlagen haben, schlagen wir zu Brei.“ (36)

Die hier gemachten Aufnahmen von den Ereignissen bei Korsun sind teilweise nur schwer zu ertragen:


Korsun war das wohl entscheidende Ereignis, welches die Stimmung auf der Krim in Richtung eines Anschlusses an Russland kippen ließ. Zumal am gleichen Tag auch mindestens 84 Menschen auf dem Maidan starben (37). Wer kann das Fühlen der Menschen nicht verstehen, das Sehnen nach Sicherheit, die Angst vor einer Ausbreitung der Gewalt auch auf der Krim?

Ein so einschneidendes, dramatisches Ereignis, das praktisch jeder Krim-Bewohner emotional in sich aufgenommen hat, das ganz entscheidend den Willen zur Loslösung von der Ukraine bestimmt hat, in der es für die russisch verwurzelten Menschen der Krim offenbar kein Recht, kein Gesetz, keinen Schutz mehr unter Hoheit der Ukraine gab. Ein solches Ereignis wurde, ähnlich dem Massaker von Odessa Anfang Mai 2014, niemals in den deutschen Leitmedien thematisiert, allenfalls bagatellisiert.

Tage später erschienen die Kampfgruppen des „Rechten Sektors“ auch auf der Krim und begannen Terror zu verbreiten. Leute wie diese waren zwar auf dem Maidan eine Minderheit, dominierten aber mit ihrer Radikalität und Gewalt die Proteste. Die von den westlichen Medien gefeierten Verfechter einer freiheitlich-demokratischen Ordnung rüsteten sich für ihren Protest in etwa so aus (b1):

Sie verübten Anschläge auf ukrainische Armeeangehörige, wobei drei ukrainische Soldaten starben. In bekannter Weise wurde Russland für diese Morde verantwortlich gemacht. Und keiner im deutschen Mainstream fragte, welchen Sinn das für Russland ergeben sollte. Stattdessen lief das psychopathische Spiel der Täter-Opfer-Umkehrung als Teil einer ungezügelten Hetze gegen alles Russische. Und im Hintergrund liefen Operationen unter falscher Flagge, um das Narrativ der russischen Aggression kräftig zu nähren.

Der Hass zwischen Russen und Tartaren wurde geschürt, in dem der „Rechte Sektor“ die Häuser der Tataren mit weißen Kreuzen beschmierte. Gleichzeitig vermeldeten die Propagandakanäle in trauter Eintracht, dass Russland plane, die Tataren umzusiedeln. Und die Tataren benutzte man im Gegenzug, um die Verhältnisse auf der Krim zu destabilisieren. Spielten sie doch eine wichtige Rolle bei den Ereignissen um die Besetzung des Krim-Parlaments (38).

Das Szenario, vor dem sich die Menschen auf der Krim fürchteten, hatte genug Vorbilder, die sich während der „Revolution der Würde“, wie sich die Maidan-Bewegung auch nannte, in anderen Landesteilen abspielten. Das folgende Bild zeigt, wie in jenen Tagen ukrainische Sicherheitskräfte in der westukrainischen Stadt Czernowitz brutal gegen Demonstranten vorgingen (b2):

Dass der obige Kommentar ironisch gemeint ist, sollte nach dem Betrachten dieses Bildes klar geworden sein. Ein aufgebrachter Mob versuchte an jenem 24. Januar den Sitz der Regionalverwaltung zu erstürmen. Was das mit Demokratie zu tun hatte, kann jeder für sich selbst abklären. Das waren keine Einzelfälle. Dahinter steckte System (39, 40). Die als Volksbewegung verbrämte Maidan-Bewegung kanalisierte die Unzufriedenheit der Menschen über das korrupte Regierungssystem in ein Klima der Gewalt und die Komponente Gewalt war von Beginn an ein wohl organisiertes Merkmal des Maidan (41, 42). Worauf das hinauslaufen sollte, durfte im November 2013 im ukrainischen Parlament noch frei ausgesprochen werden: auf einen Bürgerkrieg (43).

Damals trug der Abgeordnete Oleg Tsarov vor, wie unter der Ägide der US-Botschaft in Kiew ein „TechCamp„-Projekt umgesetzt wurde. Hunderte Teilnehmer wurden innerhalb dessen darin unterwiesen, wie man über „soziale Netzwerke“ und Internet-Technologien die öffentliche Meinung manipulieren und Protestpotenziale abrufen konnte. Das stellte eine direkte Einmischung von US-Behörden in die Angelegenheiten eines anderen Staates dar (44).

Das Projekt wurde sehr offen über die Webseite der US-Botschaft in der Ukraine kommuniziert, verschwand aber später von dort. Im Internet-Archiv (Wayback Machine) lässt es sich jedoch wieder sichtbar machen und wir erfahren unter Anderem, dass das Ganze in enger Zusammenarbeit mit dem Microsoft-Konzern gestaltet wurde (45, 46).

All das bleibt Otto Normalverbraucher im Westen verborgen und wenn er es erfährt, glaubt er in seiner Indoktrination, dass es sich wohl eher um russische Propaganda handelt. Und so verschließt er auch die Augen davor, dass es der mehrheitliche Wille der Krim-Bewohner war, unter den Schutz Russlands zu kommen, weil er es gar nicht verstehen will.

Wenn man erfahren hat, wie nach 2014 der Unrechtsstaat (47 bis 50) und im Gleichschritt sein Nationalismus in der Ukraine ausgeufert ist, wobei er zunehmend faschistoide Züge angenommen hat (51 bis 54), kann man sich gut vorstellen, dass die Menschen auf der Krim ihre Entscheidung aus dem März 2014 bis heute nicht bereuen.

Erlebnisse eines EU-Abgeordneten

Es gibt keinerlei Belege für ein Eingreifen russischen Militärs in den Ablauf des Referendums. Es sei der österreichische EU-Abgeordnete Ewald Stadler zitiert, der mit weiteren Kollegen den Wahlablauf an verschiedenen Orten der Krim beobachtete:

„… Erstens, Ich hab[e] keinerlei Militärkolonnen gesehen, ich hab[e] überhaupt kein Militärfahrzeug gesehen. Das was hier berichtet wird, dass quasi Absperrungen stattgefunden haben, sind Fotos — das habe ich überprüfen lassen, die aus der Ukraine stammen, aber nicht aus [von] der Krim, diese Fotos sollten die Leute daran hindern in die Ukraine zu fahren! Es ist also die ukrainische Putschistenregierung die derzeit kein Interesse hat, dass jemand in [auf] die Krim fährt, um sich dort ein objektives Bild zu machen. Deswegen haben sie auch alle Verbindungen, insbesondere die Flugverbindungen gekappt… , das ist auch einer der Gründe warum wir über Moskau anreisen mussten.“ (55)

Weiter:

„Keinerlei Militärfahrzeuge, ich habe keinerlei Repression dort gesehen, ich hab[e] auch keinerlei Polizeikräfte gesehen, die irgendwelche Straßen-Checkpoints aufgebaut hätten. Die einzigen Polizeibeamten, die ich gesehen habe, sind jene, die üblicherweise auch in anderen Ländern vor den Wahllokalen sorgen, dass Ruhe ist.“ (55i)

Fortführend:

Die Ordnungskräfte der Bürgerwehr, die am Eingang der Wahllokale für Ordnung gesorgt haben, waren in keinem einzigen Fall bewaffnet, ich habe das extra nachgeschaut und mir [also] auch zeigen lassen, ob sie Waffen tragen oder nicht. Und diese Ordnungskräfte waren notwendig, um die Ordnung im Wahllokal aufrecht zu erhalten… , aufgrund des riesigen Andrangs der vor allem am Vormittag stattgefunden hat, für geordnete Verhältnisse bei der Abwicklung zu sorgen.“ (55ii)

Und:

„Man konnte auch Stimmzettel einwerfen, mit dem Verbleib in der Ukraine, mit einem neuen Autonomiestatus…, keiner ist deshalb angepöbelt worden…“ (55iv)

Abschließend:

„Die Bevölkerung der Krim war nahezu geschlossen für den Beitritt [zu] Russland, bereits seit zehn Jahren zeichnet sich diese Entwicklung ab, die Bevölkerung dort murrt dort schon seit zehn Jahren über die Misswirtschaft der Regierung in Kiew… auch der [früheren] Regierung Timoschenko. Die Stimmung dort in der Bevölkerung war ganz eindeutig! […] In fast allen Wahllokalen hat der Frauenanteil bei den Wahlbehörden deutlich überwogen … also keine Schlägertrupps.“ (55v)

Der russische Staatspräsident äußerte Wochen später auch ganz offen, dass russische Militärs eine gewichtige Rolle zur Sicherstellung eines ungehinderten Referendums gespielt haben:

„Der Präsident Russlands gab erstmals zu, dass die sogenannten «grünen Männer», oder die «höfliche Armee», die auf Videoaufnahmen von der Krim aufgetaucht waren, russische Militärangehörige gewesen seien. Doch er sagte, unsere Aufgabe habe nicht darin bestanden, dort im vollen Sinne wie Streitkräfte zu handeln. Unsere Aufgabe habe darin bestanden, die Sicherheit der Bürger und gute Bedingungen für ihre Willensäußerung zu gewährleisten.“ (56)

Wie anders auch ist zu erklären, dass sich die gewalttätigen, Angst verbreitenden Aktivitäten des „Rechten Sektors“ in den Tagen vor dem Referendum plötzlich im Nichts auflösten?

In westlichen Medien wurde immer wieder davon gesprochen, dass Berichte über einen faschistisch geprägten Putsch, der hinter dem Maidan steckte, überzogen und nichts weiter als russische Propaganda seien. Mit welcher Präsenz wie Vehemenz faschistisch geprägte, paramilitärisch operierende Banden Monate vor wie auch nach dem Maidan auftraten, will einfach nicht wahr genommen werden (57).

Um den geopolitischen Kontext besser verstehen zu können, ermutige ich Sie, dieses Interview zu lesen, welches der russische Historiker Andrej Fursow am 1. März 2014 gab; also unmittelbar nach dem Staatsstreich in Kiew und vor der Loslösung der Krim aus dem ukrainischen Staatsverbund. Nicht nur nebenbei finden Sie in dieser ausführlichen Abhandlung auch eine Thematisierung der innerrussischen Probleme, die es ohne Zweifel gibt; die aber wenig mit den in unseren Massenmedien verbreiteten Narrativen zu tun haben:

Stationierungsabkommen

Man sollte natürlich bei all dem nicht ausblenden, dass Russlands Eingreifen in den Ukraine-Konflikt auf der Krim auch auf handfesten, strategischen und militärischen Interessen beruhte. Die Führung in Moskau sah mit der Machtübernahme durch eine extrem antirussische, US-hörige Regierung in Kiew die Präsenz ihrer Truppen auf der Halbinsel, einschließlich des Flottenstützpunktes der Schwarzmeer-Flotte in Sewastopol, gefährdet.

Die Ukraine profitierte von den mit Russland abgeschlossenen Militärabkommen. Das 1997 für 20 Jahre abgeschlossene Stationierungsabkommen brachte der immer klammen ukrainischen Staatskasse jährlich 98 Millionen US-Dollar an Einnahmen. Die Nutzung der drei Häfen Sewastopol, Feodosia und Nikolajew sowie zweier Flugplätze auf der Krim (als Hauptinhalte des Vertrages) wäre allerdings für Russland ab 2018 sehr viel teurer geworden. Von 500 Millionen Dollar pro Jahr wird berichtet (59), wobei dieses Geld nicht direkt bezahlt, sondern mit einem um 30 Prozent unter dem Weltmarkt liegendem Öl- und Gaspreis für die Ukraine verrechnet worden wäre.

Russland war trotzdem an der Fortführung des Vertrages interessiert, weil die Präsenz der russischen Truppen auf der Krim einen sehr gewichtigen Effekt hatte. Die NATO-Statuten verbieten nämlich die Aufnahme eines Staates in ihr Bündnis, wenn auf dem Territorium dieses Staates fremde Truppen stationiert sind, und deshalb war Russland im Prinzip bis zuletzt aus ganz zweckmäßigen Gründen für die Fortführung des Autonomiestatus der Krim und dessen Verbleib im ukrainischen Staatsgebiet. Der ukrainische Präsident Janukowitsch aber wurde ob dieses Vertrages massiv angegriffen, zuvorderst von der ehemaligen Ministerspräsidentin Julia Timoschenko.

Durch den Putsch in der Ukraine gibt es demnach eigentlich auch nur Verlierer — bis auf die vorrangig von den USA aus steuernden Kriegstreiber. Erstens verlor die Ukraine viel Geld, denn beträchtliche Einnahmen durch die Stationierungsverträge fielen ersatzlos weg, mehr noch. Jährlich drei bis vier Milliarden Dollar hätte die Ukraine für den Erwerb von Öl und Gas pro Jahr weniger gezahlt, der positive finanzielle Effekt wäre also noch deutlich höher ausgefallen.

Es war zu erwarten, dass das Krim-Votum von den politisch Verantwortlichen des Westens und ihren medialen Beisitzern gegen Russland ausgeschlachtet werden würde. Das ist dann auch passiert — mit einer kaum fassbaren permanenten Hetze gegen den großen östlichen Nachbarn. Und die Ukraine hat nun keine russischen Truppen mehr auf ihrem Territorium — ein politisches Korrektiv zur Verhinderung einer noch aggressiveren NATO-Osterweiterung ist im Jahre 2014 weggefallen. Die Folgen wurden rasch sichtbar. Nicht nur die Ukraine, auch Russland begann, massiv aufzurüsten, die Spirale der Eskalation sich weiterzudrehen.

Die angebliche Sorge um die Krim-Bewohner

Narrativ des „Wertewestens“: Russland hat die Krim annektiert und dessen Bewohner faktisch als Geiseln genommen. Die Krim-Bewohner wurden zu Opfern, zu Geiseln des Autokraten im Kreml. Das wären Menschen, denen unsere Solidarität gehörte und die selbstredend so gern wieder unter die Obhut des ukrainischen Staates zurückkehren würden.

Wie gesagt handelt es ich dabei um ein Narrativ, eines voller Heuchelei.

Kaum war die Sezession der Krim vollzogen, sperrte die Kiewer Regierung den Bewohnern der Halbinsel solch grundlegende, existenzielle Ressourcen wie Wasser und Energie (60). Es „bestrafte“ also die angeblichen Opfer, erpresste diese. Die Folgen für die Bewohner der Krim waren dramatisch, als man ihnen die wichtigste Quelle für Wasser, den Dnepr, mit der Krim verbunden über den Dnepr-Krim-Kanal, versperrte (61). Diese Niedertracht wurde übrigens von der Europäischen Union über ihr Sanktionsregime gegen Russland tatkräftig unterstützt (62). 

Wir kennen ja das Prinizip auch von anderswo: zum Beispiel in Bezug auf die Bestrafung der Bevölkerungen in Syrien, im Iran, in Venezuela und Nordkorea.

Während dem Medienkonsumenten suggeriert wird, dass die Krim-Bewohner von der „russischen Besatzung befreit“ werden wollten und man schon deshalb solidarisch auch mit der Kiewer Regierung sein sollte, erpresste man die „zu Befreienden“ und sorgte gezielt für eine Verschlechterung derer Lebensverhältnisse. Das Letztere ist die unbestreitbare Realität und weil das so ist, kann das Erstere kaum der Wahrheit entsprechen.

Was ist das überhaupt für ein Verständnis von Menschen, wenn man sie einerseits in Sippenhaft nimmt, um sie zu zwingen, gegen ein politisches System aufzubegehren, und andererseits als beliebig verwendbare Verfügungsmasse missbraucht. So man das weiß, erhält dieses Zitat des ukrainischen Präsidenten Selenskyj eine andere, nicht so edelmütige Bedeutung:

„Das ist unser Land. Das sind unsere Leute.“ (63)

Falsch: Das ist das Land der Menschen, die dort leben, die ihre Wurzeln, ihre Heimat dort sehen, sich mit dieser ihrer Heimat über Generationen hinweg verbunden fühlen. Macht maßt sich an, ihnen dieses Recht abzusprechen.

„Ihren Leuten“ nahm Kiew das Wasser und die Energie. Um „ihre Leute“ auf der Krim hatte sich die ukrainische Regierung bereits vor dem Maidan kaum gekümmert, nach dem Maidan wurden es sogar Feinde.

Die Menschen auf der Krim wurden also von der Kiewer Regierung terrorisiert, alle Menschen auf der Krim, egal ob Russen, Tataren, Ukrainer oder andere. Russland regelte das Problem dieses Terrors gegen die Krim-Bevölkerung im Februar 2022 dann rustikal und erreichte damit eines seiner Kriegsziele in der Ukraine (64). Man kann das befürworten oder verurteilen. Zuerst aber sollte der Wille zum Verstehen gegeben sein.

Die wahren Ursachen der Krim-Krise

Die wirklichen Ursachen der Krim-Krise sind mehrschichtig. Zum Einen wird die Ukraine seit einem Jahrzehnt von einem immer mehr nationalistischen und antirussischen Kurs mit zunehmend faschistischen Tendenzen geprägt. Eine große Rolle spielen hier sogenannte NGOs (Non Government Organisations) insbesondere aus den USA und Westeuropa, die massiv „Strukturen der Zivilgesellschaft“ aufbauten und diese — wie auch Wirtschaftseliten der Ukraine — finanzierten und darüber deren Handeln beeinflussten. In die Tätigkeiten solcher NGOs sind seit den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts etwa fünf Milliarden US-Dollar geflossen.

Desweiteren gab es eine ebenso massive Beeinflussung aus EU-Kreisen, welche die Ukraine zu einem Assoziierungsabkommen drängten. Dabei wurde sträflich missachtet, dass die Ukraine bis dato über eine Zollunion mit Russland verbunden war. Russland wurde arrogant aus den Verhandlungen ausgegrenzt, wohl wissend, dass hier auch ganz klar russische (vor allem wirtschaftliche) Interessen tangiert wurden. Dass die westliche Politik das wusste (und natürlich auch heute weiß), lässt sich sehr anschaulich darstellen, in dem man einfach mal diese Seite der Bundeszentrale für Politische Bildung aufruft, die gleich im Vortext angibt:

„Durch die Unterzeichnung des Assoziierungsabkommens mit der EU bekommt die Ukraine ohne Zweifel die einzigartige Chance, einer der Schlüsselspieler auf den internationalen landwirtschaftlichen Märkten zu werden. Russland befürchtet, dass Waren aus der EU über die Ukraine zollfrei nach Russland eingeführt werden könnten und damit hohe Einnahmeverluste für die russische Wirtschaft verursachen würden.“ (65)

Was außerdem bis heute in den meinungsbildenden Leitmedien verschwiegen wird, ist die bislang einmalige Tatsache, dass das Assoziierungsabkommen einen bindenden Passus zur militärischen Zusammenarbeit mit der EU enthielt. Die EU-Gewaltigen setzten der Ukraine quasi das Messer auf die Brust, deren Kommissionschef José Manuel Barroso:

„Ein Land kann nicht zugleich Mitglied einer Zollunion sein und in einer weitreichenden Freihandelszone mit der EU. Das ist nicht möglich.“ (66)

Der dann gestürzte ukrainische Präsident Viktor Janukowitsch war sich der Brisanz des geplanten Abkommens sehr bewusst und zögerte mit der Annahme. Als im Jahr 2013 die russische Regierung weitere weitreichende wirtschaftliche Zugeständnisse machte (Stundung von Schulden, Preisnachlässe bei Öl und Gas), brach er schließlich die Verhandlungen zur Ratifizierung ab. Unmittelbar darauf begannen die Proteste auf dem Maidan, von Beginn an mit einer Komponente der Gewalt, die dann stetig anwuchs.

Von westlicher Seite und der ukrainischen Opposition wurde Janukowitsch vor allem vorgeworfen, die Demokratie auszuhöhlen und die Korruption zu befördern. Dass der Janukowitsch-Clan korrupt bis auf die Knochen war, ist kein Geheimnis. Nur ist es schon bemerkenswert, dass eine Julia Timoschenko, die sich in nicht minder schamloser Weise am ukrainischen Volk bereichert hatte, bei dieser Kampagne an vorderster Front stand und von der deutschen Regierung als Vorzeigedemokratin hofiert wurde (67, 68).

Womit sich Janukowitsch wirklich Feinde machte, waren prinzipiell fünf Dinge:

Erstens

Janukowitsch verlängerte das Stationierungsabkommen auf der Krim mit Russland um weitere 25 Jahre. Die Präsenz russischer Truppen auf ukrainischem Staatsgebiet war ein ernsthaftes Hindernis zur Ausbreitung der militärischen Präsenz der USA und der NATO in der Ukraine und ihrer Geostrategie der Einkreisung Russlands. Diese Einkreisung (Sanitaire Cordon) ist das erklärte Ziel US-Amerikanischer Chefideologen und Think Tanks (69, 70).

Zweitens

Janukowitsch kam der russischen Minderheit entgegen und förderte die Reform von Gesetzen, welche Russisch als zweite Amtssprache etablierten. Die russische Minderheit ist eine sehr große Minderheit und als solche eine relevante Größe, auch um Wahlen zu gewinnen. Das stand diametral der laufenden, antirussischen Kampagne entgegen, welche besonders von extremen Nationalisten, Oligarchen und Neofaschisten betrieben und auch am Aufleben um den Bandera-Kult sichtbar wurde.

Drittens

Janukowitsch kippte das im Prinzip unterschriftsreife EU-Assoziierungsabkommen und stellte sich damit gegen eine Allianz von Gewinnern dieses Vertrages. EZB und IWF standen bereits in den Startlöchern, um weitreichende Kredite zu vergeben. In westlichen Medien wurde dieser Sachverhalt völlig entstellt widergegeben, Zitat des Senders Deutsche Welle:

„Nach langen Verhandlungen über eine Annäherung der Ukraine an die EU wendet sich die ukrainische Regierung um Präsident Viktor Janukowitsch plötzlich ab: Die Vorbereitungen für ein Assoziierungsabkommen werden gestoppt — offenbar auf Druck des russischen Präsidenten Wladimir Putin.“ (71)

Die Manipulation beginnt beim Wörtchen „offenbar“, ohne dafür handfeste Quellen zu benennen. Dort kann der kritische Leser erahnen, dass es keinerlei Nachweis für einen russischen Erpressungsversuch gibt. Selbstverständlich hat Russland die Ukraine darauf hingewiesen, dass mit dem EU-Assozierungsabkommen die Zollunion mit Russland auf keinen Fall weitergeführt werden kann, würden doch ansonsten fortan auch EU-Produkte unverzollt über die Ukraine nach Russland eingeführt werden können (72). Das zum einen und zum anderen würden sich russische Produkte auch auf dem ukrainischen Markt plötzlich einem Preiskampf mit EU-Produkten in der Ukraine liefern müssen. Russland hatte also ein starkes Motiv, seine Wirtschaft vor Preisdumping aus dem Ausland zu schützen. Warum wohl wurde das nicht fair von den Medien vermittelt?

Das Assoziierungsabkommen strotzt nur so vor schwülstigen, inhaltsleeren Begriffen wie „Achtung der Menschenrechte“, „Grundfreiheiten und Rechtsstaatlichkeit“, „politischer Dialog und Reform“ sowie „Recht, Freiheit und Sicherheit“. Praktisch ging und geht es bei diesem allerdings um nichts anderes als die Öffnung des ukrainischen Marktes und seiner Ressourcen für westliche Investoren und den Absatz westlicher Produkte (73).

Nach dem Maidan waren sich die EU-Bürokraten auch nicht mehr so sicher, ob Ihr Assoziierungsabkommen ein Erfolg wird, denn die Ukraine könnte ein „Fass ohne Boden“ werden und so bemerkte die Bundeszentrale für Politische Bildung, Zitat:

„Im März 2014 wurde der politische Teil des Assoziierungsabkommens in Brüssel unterzeichnet. Der wirtschaftliche Teil, der das Freihandelsabkommen beinhaltet, sollte im November vergangenen Jahres unterzeichnet werden, das Vorhaben wurde jedoch gestoppt bzw. verschoben. Grund dafür waren Bedenken, dass Russland als Reaktion darauf den zollfreien Import aus der Ukraine stoppen könnte, was die Krise in der Ukraine verschärfen würde. Bisher können Waren aus der Ukraine zollfrei nach Russland exportiert werden. Als Konsequenzen eines Importstopps wurden Betriebsschließungen und Arbeitslosigkeit befürchtet. Dieses Ereignis kann man als Wendepunkt betrachten, da es eine bis zum heutigen Tag anhaltende politische Krise in der Ukraine ausgelöst hat.“ (74)

Viertens

Janukowitschs Bekenntnis, weiterhin enge wirtschaftliche Verbindungen mit Russland zu pflegen, war ein massiver Schlag gegen die Interessen US-amerikanischer Konzerne und „Investoren„. Monsanto als damals weltgrößter Agrar-Konzern strebte eine weitere Öffnung der Ukraine für sein Landgrabbing zur profitablen Verwertung genmanipulierten Saatguts an (75). Insbesondere im Rohstoffsektor erhofften man sich außerdem lukrative Aufträge bei der Ausbeutung von Ölschiefervorkommen in der Ostukraine sowie erst kurz zuvor entdeckter Öl- und Gasvorkommen unmittelbar vor den Küsten der Krim. Das betraf hier speziell den Öl-Giganten Exxon. Die 230 Millionen US-Dollar, die allein der Hegdefonds-Milliardär George Soros über sein Netzwerk der Open Society – Stiftungen in die Ukraine gepumpt hatte, verlangten ebenfalls Renditen (76). Weitere Profiteure fanden und finden sich in der Spitze der US-Regierung, wobei als Beispiel an dieser Stelle Hunter Biden, der Sohn des US-Präsidenten, genügen möge (77).

Fünftens

Und schließlich gab es seit Zugehörigkeit der Krim zum ukrainischen Staatsverbund immer Bestrebungen der Bevölkerung, sich wieder Russland anzuschließen. Diese Bestrebungen erhielten durch den Putsch in Kiew mit Stärkung der ukrainischen Nationalisten und Neofaschisten einen sehr verständlichen Schub und initiierten ganz konkret die Sezession der Krim im März 2014. Eine große Rolle spielte hierbei das Pogrom von Korsun am 20. Februar 2014, das viele Tote und Verletzte forderte, und welches von den Medien komplett totgeschwiegen wurde (34i, 36i).

Auch wirtschaftlich lag die Krim — wie große Teile der Ukraine — darnieder, in Russland gehörte die Krim bis vor kurzem zu den wirtschaftlich schwächsten Regionen, vergleichbar etwa mit Tschetschenien. Deshalb wurden von der russische Regierung umfangreiche Investitionen angeschoben, bis zum Jahr 2020 umgerechnet in Höhe von 20 Milliarden US-Dollar, gedacht zum Ausbau von Infrastruktur, Produktion und Tourismus auf der Krim (78).

Der Kampf um das Öl und die Krim

Warum die westliche Welt so allergisch auf die Abspaltung der Krim reagierte, könnte auch damit zusammenhängen, dass multinationale Konzerne beim Streben um die Kontrolle der weltweiten Ölvorkommen einen herben Rückschlag einstecken mussten. Im Jahre 2012 wurde im Schwarzen Meer, direkt vor der Küste der Krim, das Foroska- und das Skifska-Feld entdeckt, in dem geschätzte 250 Milliarden Kubikmeter Gas auf ihre Förderung warten.

ExxonMobil, einer der vier weltgrößten Ölmultis, war kurz vor Abschluss einer Förderlizenz mit der ukrainischen Regierung und wollte zehn Milliarden US-Dollar investieren, um fünf Milliarden Kubikmeter Gas jährlich zu fördern. Und auch der weltgrößte Konzern Shell hatte gute Aussichten auf Förderverträge. Dafür hätte die Ukraine 325 Millionen US-Dollar pro Jahr erhalten und wäre an den Gewinnen beteiligt worden, wobei die Art und Höhe der Ausschüttungen nicht bekannt ist.

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Gasfelder vor der Krim (Quelle: Kiew Post)

All diese Pläne sind mit dem gewaltsamen Sturz der Janukowitsch-Regierung und der darauf folgenden Sezession der Krim nun Makulatur. Weil die Krim jetzt russisches Territorium ist und außerdem keine früheren mit der Ukraine abgeschlossenen Verträge vorliegen (welche unter Umständen hätten berücksichtigt werden müssen), sind die westlichen Ölmultis bis auf Weiteres raus aus dem Spiel und wohl oder übel musste Exxon seine Ölförderpläne im Krim-Schelf vorerst begraben.

Auf der Krim war bis dahin der ukrainische Gas-Konzern Chornomorneflegaz aktiv, welcher nun von der Krim-Regierung nationalisiert wurde. Damit gingen der ukrainischen Regierung weitere zwei Milliarden Kubikmeter Gas, welche in unterirdischen Speichern lagern, verloren. Das Gas selbst gehörte zuvor dem ukrainischen Gasversorgungsunternehmen Naftogaz Ukrainy (79).

Chronologie der Ereignisse

  • 21.11.2013: Janukowitsch kündigt an, das EU-Assoziierungsabkommen nicht zu unterzeichnen. Unmittelbar darauf beginnen die Proteste auf dem Maidan.
  • 29.11.2013: Das Parlament beschließt das Absetzen der Ratifizierung zum EU-Assoziierungsabkommen.
  • 09.12.2013: Eskalation, als Polizei versucht, Barrikaden vor dem Regierungssitz zu beseitigen.
  • 21.01.2014: Zunehmende Gewalt von Demonstranten, Angriffe auf Polizei unter Einsatz von Knüppeln und Brandmitteln.
  • 29.01.2014: Weitreichende Zugeständnisse der Regierung gegenüber Forderungen der Opposition, Regierungschef Asarow tritt mit seinem gesamten Kabinett zurück, umstrittene Gesetze werden zurückgenommen, inhaftierte Demonstranten amnestiert. Die daran geknüpfte Forderung, besetzte Straßen und Verwaltungseinrichtungen zu räumen, wird von der Opposition abgelehnt.
  • 02.02.2014: Die EU und USA sagen der ukrainischen Opposition finanzielle Unterstützung für den Fall zu, dass dieser es gelingt, Janukowitsch abzusetzen und die Regierung zu übernehmen.
  • 18.02.2014: Erste Tote liegen auf dem Maidan.
  • 20.02.2014: Bei Korsun sterben Dutzende Krim-Bewohner auf der Rückfahrt vom Anti-Maidan aus Kiew infolge eines durch faschistische Schlägertrupps verübten Pogroms.
  • 20.02.2014: Über 80 Menschen (Demonstranten und Polizisten) werden auf dem Maidan erschossen.
  • 21.02.2014: Abschluss von Verhandlungen zur Regulierung der politischen Krise im Land unter Teilnahme des ukrainischen Präsidenten Viktor Janukowitsch, den Oppositionsführern sowie Vertretern der EU und Russlands. Janukowitsch stimmt vorgezogenen Parlaments- und Präsidentenschaftswahlen zu. Radikale Demonstranten drohen, das Regierungsgebäude zu besetzen, wenn Janukowitsch nicht bis zum nächsten Morgen (9 Uhr) zurücktritt.
  • 21.02.2014: Janukowitsch flieht in der Nacht aus Kiew.
  • 22.02.2014: Illegaler Staatsstreich in Kiew: Unter Bruch der Verfassung Absetzung von Janukowitsch durch das Parlament.
  • 23.02.2014: Das Parlament beschließt die Aufhebung von Russisch als zweiter Amtssprache.
  • 26.02.2014: Bildung einer Über­gangs­re­gie­rung unter Arsenij Jazenjuk.
  • 27.02.2014: Regionalparlament der Krim beschließt Referendum über staatliche Zugehörigkeit der Krim.
  • 28.02.2014: Übergangspräsident Jazenjuk widerruft die am 23.2. vom Parlament beschlossene Aufhebung des Sprachengesetzes.
  • 06.03.2014: Der Stadtrat von Sewastopol beschließt seine Teilnahme am Krim-Referendum.
  • 11.03.2014: Das Krim-Parlament stimmt für die Löslösung der Krim von der Ukraine.
  • 16.03.2014: Über 80 Prozent der Krim-Bevölkerung stimmen dem Beitritt zu Russland zu.
  • 17.03.2014: Russland erkennt die Krim als unabhängigen Staat an.
  • 18.03.2014: Die Krim und Russland unterzeichnen das Beitrittsabkommen zu Russland.
  • 20.03.2014: Die Duma (russisches Parlament) stimmt der Aufnahme der Krim und der Stadt Sewastopol in die Russische Föderation zu.
  • 23.03.2014: Vollständige militärische Kontrolle der Krim durch Russland.
    (80)

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 30. November 2023.

(In eigener Sache) Der vorliegende Artikel hat für den Autor einen besonderen Wert. In seiner ersten Version erschien der Text am 3. April 2015 und war damit die überhaupt erste Veröffentlichung bei Peds Ansichten. Die Ereignisse in der Ukraine seit 2013 und die massenmediale Berichterstattung darüber waren schließlich der letzte, entscheidende Impuls, die hiesige Plattform ins Leben zu rufen. Inzwischen sind acht Jahre ins Land gegangen, ohne dass das Thema Krim-Krise an Aktualität verloren hätte. Das veranlasste mich zu einer umfangreichen Überarbeitung und Neuveröffentlichung.

(a1) Ein ARD-Journalist „verplapperte“ sich 2014 bei seinem Bericht aus Donezk, in dem er indirekt bestätigte, dass die Bevölkerungsmehrheit der Krim die Referenden zum Anschluss der Halbinsel an Russland unterstützte; 08.04.2014; ARD-Tagesschau; Interview mit Norbert Hahn; Kleine Gruppe schürt große Ängste; https://www.tagesschau.de/ausland/bericht-hahn-donezk100.html

(a2) Um zu beweisen, dass die Krim-Referenden in jedem Falle illegitim und die Putsch-Regierung zwar auch illegitim, aber trotzdem legitim ist, schlugen bestellte Experten zum Völkerrecht in den Massenmedien wilde Kapriolen: „Für die Staatengemeinschaft ist die Führung in Kiew die Regierung der Ukraine,  weil sie sich im revolutionären Prozess durchgesetzt hat und handlungsfähig ist. Sie ist nach der Flucht von Janukowitsch Ansprechpartner für die internationale Gemeinschaft. Wir haben es also mit der etwas skurrilen Situation zu tun, dass eine nach nationalem Recht rechtswidrige Regierung nach Völkerrecht eine rechtmäßige Regierung ist.“ ; 07.03.2014; ARD-Tagesschau; „Krim hat allein nichts zu entscheiden“; https://www.tagesschau.de/ausland/krim218.html

(a3) Ulrich Heyden hat mit Reinhard Merkel zum Thema Sezession der Krim ein höchst aufschlussreiches Interview beim Rubikon geführt, was hiermit zur Lektüre empfohlen sei: https://www.rubikon.news/artikel/die-krim-und-das-volkerrecht

Quellen

(q1) Sorgfältig geführte und regelmäßig aktualisierte Dokumentation von Holger Niederhausen zum Thema Ukraine und Krim; http://www.holger-niederhausen.de/index.php?id=922

(q2) Ausführlich begründete Programmbeschwerde vom 19. März 2022 zu Falschberichterstattung öffentlich-rechtlicher Medien beim Thema Ukraine: http://www.programmbeschwerden.de/?Beschwerden_ARD___19.3.22_WDR_beluegt_Kinder_ueber_die_Ukraine

(1) http://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_…eit_der_Ukraine

(2) http://de.wikipedia.org/wiki/Autonome_Republik_Krim

(3) Der Duden; http://www.duden.de/rechtschreibung/Annexion

(4) Wörterbuch des Völkerrechts; Hans-Jürgen Schlochauer/Herbert Krüger/Hermann Mosler/Ulrich Scheuner; Bd. 1, 2. Auflage 1960, ISBN 978-3-11-001030-5, Stichwort „Annexion“, S. 68 ff.

(5) https://de.wikipedia.org/wiki/Annexion_der_Krim_2014; abgerufen: 05.03.2023; https://de.wikipedia.org/wiki/Referendum_%C3%BCber_den_Status_der_Krim; abgerufen: 05.03.2023

(6, 6i) Die Krim und das Völkerrecht Kühle Ironie der Geschichte; Reinhard Merkel; 7.4.2014; FAZ Online; http://www.faz.net/aktuell/feuilleton/de…e-12884464.html

(7) Wörterbuch deutsch; Online-Ausgabe; http://worterbuchdeutsch.com/de/sezession

(8) 22.11.2020; Atlantic Council; Peter Dickinson; How Ukraine’s Orange Revolution shaped twenty-first century geopolitics; https://www.atlanticcouncil.org/blogs/ukrainealert/how-ukraines-orange-revolution-shaped-twenty-first-century-geopolitics/; zur Denkfabrik Atlantic Council: Der dieser vorstehende Stephen J. Hadley ist seit dem Jahr 2009 einer der Direktoren beim Rüstungskonzern Raytheon. Gleichzeitig ist er eine Schlüsselfigur innerhalb eines weitgespannten Netzwerkes, in dem er vielfältige Interessen vertritt und verbindet. Er ist einer der Direktoren und Teilnehmer des Lenkungsausschusses im Atlantic Council, einer einflussreichen Denkfabrik mit Sitz in Washington D.C., die sich seit ihrer Gründung der Förderung des Freihandels und Vernetzung mit Politikern verschrieben hat; siehe auch: https://en.wikipedia.org/wiki/Atlantic_Council#Leadership; abgerufen: 01.03.2022

(9) 21.12.2004; Washington Post; Michael McFaul; ‚Medding‘ in Ukraine: Democracy is not an American plot; entnommen bei: Carnegie Endowment for International Peace; https://carnegieendowment.org/2004/12/21/meddling-in-ukraine-democracy-is-not-american-plot-pub-16292

(10) http://de.wikipedia.org/wiki/Krimkrise#B…_des_Parlaments

(11) 22.03.2014; Peter van Dorren; Wahlbeobachter Ewald Stadler: Die Wahrheit über das Referendum auf der Krim; https://medien-luegen.blogspot.com/2014/03/wahlbeobachter-ewald-stadler-die.html

(12) 09.12.2004; http://www.zeit.de/2004/51/Erinnerungen_an_Malorossia/komplettansicht

(13) 08.03.2023; Overton; Ulrich Heyden; Der längste Krieg in Europa; https://overton-magazin.de/buchempfehlungen/der-laengste-krieg-in-europa-seit-1945/

(14, 14i) Der Kampf um die Krim als Problem des Staats- und Völkerrechts; April 1994; Karl Albrecht Schachtschneider; http://www.aktivist4you.at/wordpress/2014/06/19/prof-dr-karl-schachtschneider-ueber-die-krim-der-kampf-um-die-krim-als-problem-des-staats-und-voelkerrechts/

(15) 18.02.2008; ARD-Tagesschau; Die EU braucht ein diplomatisches Kunststück; https://www.tagesschau.de/ausland/kosovo158.html

(16) http://wahrheitfuerdeutschland.de/russland/wirtschaft/

(17) http://de.wikipedia.org/wiki/Wahlurne

(18) 2014; Bei YT inzwischen gelöschtes Video, welches den Wahlbetrug von Abgeordneten der ukrainischen Rada dokumentierte; https://www.youtube.com/watch?v=ktlO8cWe0wg

(19) 8.4.2014; https://www.tagesspiegel.de/politik/ukraine-krise-pruegelei-im-parlament-in-kiew/9731714.html

(20) 4.3.2015; https://www.welt.de/videos/video138048319/Wilde-Schlaegerei-im-ukrainischen-Parlament.html

(21) 12.04.2012; Luftpost; F. William Engdahl; Der Mafia-Staat Kosovo und das Camp Bondsteel: Die USA streben eine permanente Militärpräsenz in Südost-Europa an; https://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_12/LP08512_270412.pdf; Originalartikel: http://www.globalresearch.ca/index.php?context=va&aid=30262

(22) 05.12.2005; Spiegel; Geheimlager in Europa: „Jeder wusste, wie es in Bondsteel zugeht“; https://www.spiegel.de/politik/ausland/geheimlager-in-europa-jeder-wusste-wie-es-in-bondsteel-zugeht-a-387762.html;

(23) 23.07.2008; US-Regierung; US-Präsident George W. Bush am 24. Juli 2001 im Camp Bondsteel; http://www.whitehouse.gov/news/releases/2001/07/20010724-1.html2008

(24) http://de.euronews.com/2014/04/17/putin-…rim-referendum/

(25) http://www.spiegel.de/politik/ausland/kr…n-a-958526.html

(26) 18.3.2017; https://deutsch.rt.com/europa/47879-krim-russland-wiedervereinigung-keine-annexion/

(27) 16.03.2019; Thomas Röper; https://www.anti-spiegel.ru/2019/fuenf-jahre-danach-wie-es-2014-nach-dem-maidan-zum-referendum-auf-der-krim-kam/#_ftn12

(28) 2014; Klaus Hart; http://www.hart-brasilientexte.de/2015/01/14/indirekter-waffenstillstand-ukrainische-armee-reklamiert-miserablen-zustand-von-neuen-panzern/#more-20496

(29) 09.05.2014; Hinter der Fichte; Odessa: Acht Achtungszeichen: Agent Provocateurs und Täter kennen Parubij; https://hinter-der-fichte.blogspot.com/search?q=Wolkow

(30) 25.03.2014; Benjamin Bidder; http://www.spiegel.de/politik/ausland/timoschenko-telefonat-putin-in-die-stirn-schiessen-a-960554.html

(31) http://www.n-tv.de/politik/Tausende-ukra…le12535596.html

(32) 01.01.204; Марш Бандеры в Киеве; https://www.youtube.com/watch?v=JZL01jWwEmU&t=4s

(33) 21.11.2018; Rubikon; Stefan Korinth; Der Maidan-Fake (1); https://www.rubikon.news/artikel/der-maidan-fake

(34, 34i) 14.12.2014; Ulf Gerka; Das Progrom von Korsun; https://groups.google.com/forum/#!topic/…isc/siurLv-e3BA

(35) 12.08.2014;  UkraineHR; Die Verbrechen der ukrainischen Nazis vom Euromaidan: Das Pogrom von Korsun am 20.2.2014; https://www.youtube.com/watch?v=BnTrhPubIDE

(36, 36i) White Book On Violations Of Human Rights And The Rule Of Law In Ukraine; 05/2014; http://www.globalsecurity.org/military/l…-mofa201405.pdf

(37) 04.04.2014; Hinter der Fichte; Ukraine-Sniper: Räuberpistolen, britische Ermittler und ein gelöstes Rätsel; https://hinter-der-fichte.blogspot.com/2014/04/ukraine-sniper-rauberpistolen-britische.html

(38) http://www.chartophylakeion.de/blog/2014/02/26/krim-die-fuenfte-kolonne/#.WMrr855WX1J; im Artikel verlinktes Video inzwischen bei Youtube gelöscht

(39) 25.01.2014; Stürmung der regionalen Staatsverwaltung von Winnyzja; https://www.youtube.com/watch?v=qMherqJO5d0

(40) 24.01.2014; Kyiv Post; Mark Raczkiewycz; Yanukovych foes take over buildings; https://www.kyivpost.com/post/10174

(41) 09.01.2014; Jungle Word; Ute Weinmann; Die Linke ist nicht vertreten; https://jungle.world/artikel/2014/02/die-linke-ist-nicht-vertreten

(42) 24.11.2018; Rubikon; Stefan Korinth; Der Maidan-Fake (2); https://www.rubikon.news/artikel/der-maidan-fake-2

(43) 20.11.2013; Nov 2013 (pre-Maidan!): Ukraine Deputy has proof of USA staging civil war in Ukraine“; https://www.youtube.com/watch?v=y9hOl8TuBUM&t=8s

(44) 23.07.2019; Juliet Bonnay; ‚TechCamp‘ Used To Ignite Civil War in Ukraine; https://by-julietbonnay.com/2019/07/techcamp-used-to-ignite-civil-war-in-ukraine/

(45) 09.04.2015; Global Research; Brandon Turbeville; US-Backed „TechCamp“ Color Revolution Revealed by Ukraine Official; https://www.globalresearch.ca/us-backed-techcamp-color-revolution-revealed-by-ukraine-official/5441928

(46) 01.03.2013; Embassy of the United States, Kyiv – Ukraine; U.S. Embassy Hosted TechCamp Kyiv 2.0 to Build Technological Capacity of Civil Society; http://ukraine.usembassy.gov/events/techcamp-2013-kyiv.html; Seite gelöscht aber abrufbar bei WaybackMachine: https://web.archive.org/web/20151016200323/http://ukraine.usembassy.gov/events/techcamp-2013-kyiv.html

(47) 19.03.2022; Ukrainische Regierung; DEKRET №153/2022 DES PRÄSIDENTEN DER UKRAINE; https://www.president.gov.ua/documents/1532022-41765

(48) 13.04.2017; Daily Beast; Anna Nemzowa; Ukraine Tries to Terrify Journalists Who Cover the War; https://www.thedailybeast.com/ukraine-tries-to-terrify-journalists-who-cover-the-war

(49) 09.09.2022; Anti-Spiegel; Thomas Röper; Viele Journalisten und über 300 Minderjährige auf Todesliste der ukrainischen Regierung; https://www.anti-spiegel.ru/2022/viele-journalisten-und-ueber-300-minderjaehrige-auf-todesliste-der-ukrainischen-regierung/?doing_wp_cron=1663062518.5466899871826171875000

(50) 10.10.2022; Evelyn Hecht-Galinski; Olga Sucharewskaja; https://sicht-vom-hochblauen.de/feinde-der-ukraine-wie-eine-webseite-ungehindert-todeslisten-und-mordaufrufe-veroeffentlicht-von-olga-sucharewskaja/

(51) 23.05.2014; WSWS.org; Konrad Kreft, Clara Weiss; Die faschistische Tradition des ukrainischen Nationalismus (1); https://www.wsws.org/de/articles/2014/05/23/swo1-m23.html

(52) 15.09.2022; The Grayzone; Alexander Rubinstein; Zelensky quietly deletes photo of his bodyguard’s pro-Hitler patch;  https://thegrayzone.com/2022/09/15/zelensky-bodyguards-hitler-patch/

(53) 12.12.2018; Anti-Spiegel; Thomas Röper; Bilder die wir in den Medien nicht gezeigt bekommen: Poroschenko und die SS-Symbole in seiner Armee; https://www.anti-spiegel.ru/2018/bilder-die-wir-in-den-medien-nicht-gezeigt-bekommen-poroschenko-und-die-ss-symbole-in-seiner-armee/

(54) 30.07.2022; The Grayzone; „These are animals, not people“: Zelensky frees convicted child rapists, tortures to reinforce depleted military; https://thegrayzone.com/2022/07/30/zelensky-militants-convicted-child-rape-torture-military/; deutsche Übersetzung entnommen bei: https://www.barth-engelbart.de/?p=238390

(55 bis 55iv) 19.03.2014; Ewald Stadler spricht über Erfahrungen als Wahlbeobachter auf der Krim; https://www.youtube.com/watch?v=AoouMLNZfxA

(56) http://de.sputniknews.com/german.ruvr.ru…chtigkeit-6741/

(57) 11.9.2014; http://www.tagesspiegel.de/medien/ukraine-konflikt-im-zdf-hakenkreuz-und-ss-rune-protest-von-zuschauern/10685462.html

(58) 01.03.2014; Взгляд; Interview mit Andrej Fursow; «Украина нужна для удара по России»; http://www.vz.ru/politics/2014/3/1/674907.html

(59) http://www.aktuell.ru/russland/politik/b…deals_3946.html

(60) 03.12.2015; ntv; Putin schaltet neue Stromversorgung ein; https://www.n-tv.de/politik/Putin-schaltet-neue-Stromversorgung-ein-article16488261.html

(61) 14.02.2020; Ukraine Crisis; Wie Wasser zum politischen Druckmittel geworden ist;  https://uacrisis.org/de/74909-crimea-water-supply

(62) 07.05.2021; DW; Eugen Theise, Elena Gunkel; Trotz EU-Sanktionen: Dänische Wasserpumpen für die Krim; https://www.dw.com/de/trotz-eu-sanktionen-d%C3%A4nische-wasserpumpen-f%C3%BCr-die-krim/a-57433448

(63) 26.02.2023; MSN; Malte Göbel; Russland-Ukraine-News heute: Selenskyj über die Krim: »Das ist unser Land. Das sind unsere Leute«; https://www.msn.com/de-de/nachrichten/news/article/ar-AA17Wu4g

(64) 26.02.2022; Swissinfo; Russische Truppen sprengen Damm; https://www.swissinfo.ch/ger/alle-news-in-kuerze/russische-truppen-sprengen-damm—wasserversorgung-fuer-krim/47384000

(65) 11.02.2015; bpb; Analyse: Agrarwirtschaft der Ukraine; http://www.bpb.de/internationales/europa…ngsperspektiven

(66) http://www.derwesten.de/politik/ukraine-…-id7657836.html

(66) 22.4.2013; http://www.dw.com/de/die-gescheiterte-revolution-der-ukraine/a-16718658

(67) 06.03.2014; http://www.juergen-roth.com/blog/marchenerzahlerin-julia-timoschenko-und-kriegstreiberin/

(68) Die Einzige Weltmacht; Zbigniew Brzezinski; 1997; http://www.attac-leipzig.de/allg/materia…20Weltmacht.pdf

(70) 16.03.2015; Nachdenkseiten; Friedmann und Stratfor auf Nachdenkseiten; http://www.nachdenkseiten.de/?p=25405

(71) 09.03.2014; Deutsche Welle; Von den Maidan-Protesten zum Kampf um die Krim; http://www.dw.de/von-den-maidan-proteste…krim/a-17472964

(72) 19.03.2014; ARD-Tagesschau; Das Assoziierungsabkommen mit der EU; https://www.tagesschau.de/ausland/assoziierungsabkommen106.html

(73) 27.07.2022; EurLex; Beschluss (EU) 2017/1247 und Beschluss (EU) 2017/1248 über den Abschluss, im Namen der EU, des Assoziierungsabkommens mit der Ukraine; ttps://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/HTML/?uri=LEGISSUM:280101_1

(74) http://blog-politik.de/chronologie-der-krim-krise/

(75) 18.02.2015; DieLinke; Niema Movassat; Agrarkonzerne kaufen die Ukraine auf; https://www.linksfraktion.de/themen/nachrichten/detail/agrarkonzerne-kaufen-die-ukraine-auf/

(76) 18.05.2020; Open Society Foundations; The Open Society Foundations in Ukraine; https://www.opensocietyfoundations.org/newsroom/the-open-society-foundations-in-ukraine

(77) 16.05.2014; Deutsche Welle; Roman Goncharenko; Wer steckt hinter „Bursima“?; https://www.dw.com/de/wer-steckt-hinter-burisma/a-17641368

(78) 13.11.2014; bpb; Analyse: Russische Infrastrukturprojekte für die Krim; http://www.bpb.de/internationales/europa…e-fuer-die-krim

(79) 21.03.2014; Telepolis; Und auch bei der Krim geht es um Öl; 2014-03-21; http://www.heise.de/tp/artikel/41/41298/1.html

(80) http://neuland.mustermann.org/europa/ukr…chronologie.php

(b1) Maidan, Kiew; Extremist; 19.01.2014; Bildautor: Mstyslav Chernov; https://en.wikipedia.org/wiki/File:Radically_oriented_masked_protesters_armed_with_shovels,_Dynamivska_str.,_Euromaidan_protests,_events_of_Jan_19,_2014.jpg; Lizenz: Creative Commons 3.0

(b2) Sturm auf die Regionalverwaltung von Czernowitz; 24.01.2014; https://www.youtube.com/watch?v=43q3m1ekVwY

(Titelbild) Krim, Sewastopol, Denkmal, Bucht; Autor: DimitroSevastopol (Pixabay); 07.06.2020; https://pixabay.com/de/photos/krim-sewastopol-russland-meer-5268092/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

8 Gedanken zu „Die Krim-Krise — Ursachen und Hintergründe“
  1. Warum werden meine kritischen Kommentare nicht angezeigt?


    Ja, warum wohl? Hierzu hatten Sie ein klare Antwort von mir bekommen:
    https://peds-ansichten.de/peds-ansichten/#comment-12952

    Sie und ich verstehen offensichtlich unter „kritischen Kommentaren“ verschiedene Dinge.
    Und ich versichere Ihnen, dass all Ihre Posts veröffentlicht werden, im Rahmen des bereits in Arbeit befindlichen Artikels. Haben Sie etwas Geduld.
    Freundliche Grüße, Ped

    Nachtrag – Link zur Replik auf die Kritik von Leser Ulf: https://peds-ansichten.de/2018/12/uebungen-in-achtung-und-respekt/

    1. Na Ulf,
      wenn Ihr gesamter Kommentar auch nur halb so gut ist, wie die beiden kurzen Auszüge, die Ped hier gespoilert hat, dann entkork ich mir doch gleich mal einen schönen ´92-iger Cabernet Sauvignon schneide mir 2-3 dünne Scheibchen Parmesan und schau mal zu, wie wir das Schäfchen wieder ins Gatter bekommen.


      Himbeertoni, Himbeertoni, manchmal haut es mich regelrecht weg, wenn ich mir Ihre Prosa reinziehe 🙂 , LG Ped

  2. Weil ich in der Liste der empfohlenen Blogs „Hinter der Fichte“ finde (wo leider lange Zeit Sendepause war), möchte ich – mit einem kleinen Ausschnitt – auf die dort verfügbare umfangreiche Materialsammlung zum Thema Maidan hinweisen (Suchfunktion benutzen):
    „Bürger! Die EU und die NATO bringen uns in allumfassende Gefahr. Auch Dich, ja Dich. Jetzt wollen sie an die Banditen Waffen liefern. Die Parallelen zu Libyen und Syrien sind eindeutig. Amerika ist weit, aber wir und unsere Kinder haben den Kalten und Heißen Krieg hier zu erleiden. Wenn wir jetzt nicht aktiv werden, werden wir erleben, wie in der Ukraine Massaker geschehen und die friedlichen Demonstranten [im Original durchgestrichen, d. A.] Irren gegen Russland marschieren.
    Gauck, Merkel und Steinmeier haben vor wenigen Wochen den militaristischen Kurs vorgegeben. Auf die Grünen ist als zuverlässiger Kriegshetzer Verlass. Schon jetzt wird versucht, die deutsche Armee im Ausland einzusetzen ohne das Parlament zu fragen. Auch die Ukraine ist Ausland! Es sollte zu denken geben, wenn erfahrene alte Hasen aus verschiedenen politischen Lagern, wie Kohl und Bahr, die Politik der NATO kritisieren und bei erwachsenen Politikern Vernunft anmahnen.“
    Diese hellsichtige Warnung vom 14. März 2014 war mehr als berechtigt, wie wir heute wissen.
    Die Bewohner der Krim kann man zu ihrer Entscheidung, sich Russland anzuschließen, nur beglückwünschen. Dem anhaltenden Geschrei des Westens, der seine „Werte“ endlich ungeschminkt ins Schaufernster stellt, wird im Lauf der Geschichte eine Bedeutung ähnlich dem Sack Reis, der in China umfällt, zukommen.
    KVP-Anregung (Abschnitt „Zunehmende Gewalt“): Pogrom: Gewalttätigkeiten gegen Minderheiten
    .
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    .
    „Hinter der Fichte“ ist auch von mir empfohlen, war 2014 einer meiner ersten „Anlaufpunkte“ und ist in der Blogrolle von Peds Ansichten verlinkt: https://hinter-der-fichte.blogspot.com/
    Herzlich, Ped

  3. Großartiger Artikel Ped, der in allen seinen Aussagen sehr schlüssig begründet wird.
    .
    Besonders gut gefällt mir Ihre Argumentation gegen die Behauptung des Westens, die Sezession bzw. das Referendum, in dem über die Sezession abgestimmt wurde, wäre rechtswidrig, weil es der ukrainischen Verfassung widerspricht und die ukrainische Regierung dieses ablehne.
    Tatsächlich hatte die Ukraine zu diesem Zeitpunkt keine rechtmäßig gewählte Regierung, weil eben diese durch den US-Orchestrierten Putsch von 2014 beseitigt worden war.
    Auch die später gewählte Poroschenko-Regierung kan kaum als legitim bezeichnet werden, weil die Wahl Poroschenkos so erfolgte, wie man es den Referenden auf der Krim und im Donbass zu Unrecht vorgeworfen hatte. Poroschenko wurde sozusagen „mit vorgehaltener Waffe“ gewählt.
    .
    Genau genommen war die Ukraine zum Zeitpunkt der Sezession nicht mal mehr ein legitimer Staat, womit auch die Verfassung der Ukraine faktisch ungültig geworden war. Der Definition zufolge muss ein Staat folgende drei Merkmale erfüllen:
    (1 – Staatsgebiet
    (2 – Staatsvolk
    (3 – Staatsgewalt
    .
    Zu Punkt 3 heißt es: „Staatsgewalt meint eine rechtmäßig gewählte, stabile Regierung, die effektiv ihre hoheitliche Gewalt ausübt.

  4. Ich bin Pazifistin, jeder Tag Krieg ist einer zu viel – egal wo auf der Welt. Dir russische militärische Operation sehe ich sehr wohl kritisch. Aber – wie im Artikel und auch z.B. leo genaustens beschrieben, danke dazu, – muss man eben die Hintergründe sehen. Jetzt gilt es doch, einen „Burgfrieden“ herzustellen. Die „Ukraine“ in der Art der letzten Jahren / Jahrzehnte wird es wohl nicht mehr geben. Das ist auch nicht erstrebenswert.

  5. Tiefgreifende Verschiebungen der tektonischen Platten in der Geopolitik
    *** China tritt vor, eine neue Ära der Weltpolitik ist angebrochen ***
    .
    Unter chinesischer Vermittlung haben Saudi-Arabien und der Iran eine Vereinbarung zur Wiederaufnahme diplomatischer Beziehungen erzielt, Peking, 10. März 2023
    .
    Die am Freitag in Peking verkündete Einigung über die Normalisierung der diplomatischen Beziehungen zwischen Saudi-Arabien und dem Iran und die Wiedereröffnung ihrer Botschaften ist ein historisches Ereignis. Es geht weit über eine Frage der saudisch-iranischen Beziehungen hinaus. Chinas Vermittlung bedeutet, dass wir Zeugen einer tiefgreifenden Verschiebung der tektonischen Platten in der Geopolitik des 21. Jahrhunderts werden.
    .
    (…)
    .
    Unter dem Strich ist die Aussöhnung zwischen Saudi-Arabien und dem Iran auch ein Vorbote für ihre Aufnahme als BRICS-Mitglieder in naher Zukunft. Allerdings gibt es in dieser Hinsicht bereits eine russisch-chinesische Verständigung. Die BRICS-Mitgliedschaft für Saudi-Arabien und den Iran wird die Machtdynamik im internationalen System radikal neu ausrichten.
    .
    Originalartikel…
    https://www.indianpunchline.com/china-steps-up-a-new-era-has-dawned-in-world-politics/
    .
    deutsche Übersetzung…
    https://www-indianpunchline-com.translate.goog/china-steps-up-a-new-era-has-dawned-in-world-politics/?_x_tr_sl=auto&_x_tr_tl=de&_x_tr_hl=de

  6. „— auf Weisung Chrustschows (der auf der Krim geboren wurde) “
    Hallo Herr Ped,
    gibt es Belege hierfür? Ich dachte bisher immer, Chrustschows wäre im Gouvernement Kurks geboren.
    Dankeschön
    .
    .
    .
    Danke für Ihr aufmerksames Lesen und den Hinweis, Christian. Chrustschow wurde tatsächlich in Kalinowka (Kursker Gebiet) geboren. Aus welchen Quellen ich damals (2015) die Info von einem Geburtsort auf der Krim entnahm, kann ich heute beim besten Willen nicht mehr sagen. Den Text habe ich entsprechend korrigiert.
    Herzlich, Ped

  7. Sehr gern.
    Ich meinte natürlich Kursk, nicht Kurks.
    Es wäre außerdem noch der Link des Budapester Moratoriums zu korrigieren, der zwar richtig verweist, aber falsch benannt ist.
    .
    .
    .
    Wie wahr, so ein Blick von außen ist schon sehr hilfreich. Insbesondere dann, wenn man Autor und Lektor in Personalunion ist.
    Danke nochmals!

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