Ein weiterer Versuch, die wirklichen Opfer des Syrien-Krieges in das Bewusstsein der Öffentlichkeit zu holen.


Die Umdeutung des Krieges in und gegen Syrien durch die Meinungsführerschaft des selbsternannten Wertewestens beinhaltete immer ein unsichtbar machen der wirklichen Opfer. Gewalttätige Extremisten wurden zu Oppositionellen, Aufständischen und Rebellen gekürt, die syrische Armee dagegen zu einer Horde von Schlächtern, die ihr eigenes Volk hinmetzelt. Die Wirklichkeit sah und sieht grundlegend anders aus.


Im Jahre 2018 wurde Ost-Ghouta befreit. Es waren alternative Medien und unabhängige Journalisten, die davon berichteten – wie auch über die vorherige brutale Schreckensherrschaft islamistischer Extremisten in dieser Gegend (1).

In unseren Massenmedien las sich das anders. Kaum ein Journalist von ihnen wagte sich nach Damaskus und Ost-Ghouta. Kaum jemand sprach mit den Menschen vor Ort. Deren Stimmen, die Stimmen der hier verschwiegenen Opfer möchte ich hörbar und sichtbar machen und stelle sie deshalb nachfolgend gegen das mediale, verlogene Rauschen der Berichterstattung der ARD-Tagesschau im Jahre 2018 – ganz speziell auf Ost-Ghouta bezogen. Die für die Propaganda immer und immer wieder verwendeten emotionalen Reizwörter – von mir im folgenden hervorgehoben – „bereichern“ auf die immer gleiche Weise, das „Anliegen“ derer Nachrichten. Nachrichten, die nicht der Wahrheit sondern Interessen verpflichtet sind.


ARD-Tagesschau-Meldung vom 20.02.2018 01:03:54

Ost-Ghouta: Mehr als 90 Tote bei Luftangriffen

Die syrische Armee verstärkt ihre Angriffe auf die Rebellenhochburg Ost-Ghouta. Nach Angaben von Aktivisten sind bei der letzten Offensive aus der Luft mehr als 90 Zivilisten getötet worden.“ (2)


Beachten wir, dass die ARD-Tagesschau uns immer nur von zivilen Opfern berichtete, wenn eine „Rebellenhochburg“ angegriffen wurde. Die Angaben stammten in der Regel von „Aktivisten“. Kaum bis gar nicht berichteten die von der ARD-Tagesschau verwursteten „Aktivisten“ über die Opfer einer ganz anderen Sorte.

Die „Rebellen“ kontrollierten den Zugang zu lebensnotwendigen Gütern, auch jenen, die von internationalen Hilfsorganisationen – auch mit Steuergeldern westlicher Staaten finanziert – in die „Rebellen“- Gebiete geliefert wurden, um die größte Not zu lindern. Aus den Hilfslieferungen generierten die islamistischen Besatzer ein Geschäft für sich selbst. Eine Mutter aus Ost-Ghouta zur Verfahrensweise der „Rebellen“ von Jaish al-Islam:

Ich lebte in Zamalka, meine Kinder waren fast verhungert, die Haut meiner Tochter war gelb geworden, sie war unterernährt. Ich brachte sie zu einer Krankenstation, sie sagten, es gäbe keine Medizin. Ich sagte: «Meine Tochter liegt im Sterben, was soll ich tun?»“ (3)


In Horjilleh spricht Sabah al Mushref über den Hunger ihrer Kinder (Quelle: Eva Bartlett (b1))

Aufgrund der Hilfslieferungen und eines auch von der syrischen Regierung ermöglichten Handels solcher Güter über die Grenzen der von den Islamisten besetzten Territorien hinweg, gab es „eigentlich“ keine Gründe für eine Hungerkatastrophe. Doch wie in Ost-Aleppo bis Ende 2016 wurden auch in Ost-Ghouta Medizin und Nahrungsmittel gehortet, um sie selbst zu verbrauchen oder mit Maximalgewinn zu verkaufen. Saba al-Mushref berichtete weiter:

Sie sagten mir, die Krankenstation sei nur für Bürger aus Douma. Ich ging zum Vertreter von Zamalka, ich flehte ihn an: «Bitte gib mir alles für meine Kinder, sie hungern, sie haben seit zwei Tagen nichts gegessen. Er sagte: «Was hier ist, ist nur für die Bürger von Zamalka, Sie sind aus Marj al-Sultan, gehen Sie zu Ihrem Vertreter. Hier gibt es keine Hilfe für Sie.»“ (4)

Die ARD-Tagesschau hatte prinzipiell anderes zu „berichten“, als von menschlichen Schicksalen wie denen Saba al-Mushrefs und ihrer Kinder. Ihre Kinder waren für das gewünschte Empörungs-Management ungeeignet. Etwas wie das hier war da viel Griffiger:


Meldung vom 20.03.2018 14:25:42

Ost-Ghouta: 22 Tote bei Angriff auf Schule

Im syrischen Rebellengebiet Ost-Ghouta sind Aktivisten zufolge bei einem Angriff auf eine Schule mindestens 22 Menschen getötet worden, darunter 16 Kinder. Sie hätten im Keller der Schule Schutz gesucht.“ (5)


Die „Rebellen“, die „Aufständischen“, als vom Westen stilisierte Symbole eines neuen demokratischen Syriens hatten mit Demokratie nie etwas am Hut. Uninteressant für die ARD-Tagesschau, denn schließlich galt es ja das Narrativ von den guten Aufständischen gegen den bösen Assad aufrecht zu erhalten. Der (2018) 28-jährige Mahmoud Souliman Khaled aus Douma, sprach über seine Gefangenschaft bei und die Folterung durch Jaish al-Islam:

Sie griffen mich in der Nacht auf. […] Sie vermuteten, dass ich für das Regime arbeite und der Armee helfe. Sie brachten mich ins Gefängnis von al-Taoubah, wo sie mich folterten. Sie fesselten mich an einen Stuhl und quälten meine Hände und Zehenspitzen mit Elektroschocks. Sie sagten, sie würden das so lange tun, bis man etwas gesteht. Ich habe nicht gestanden, weil ich nichts zu gestehen hatte. Sie haben mich zwei Tage lang gefoltert. Was sie taten, führte dazu, dass ich stark kurzzsichtig wurde, es fühlte sich an, als ob mir Strom aus den Augen kam.“ (6)


Mahmoud Souliman Khaled spricht über seine Gefangenschaft und die erlittene Folter (Foto: Eva Bartlett (b2))

Khaled zeigte der Journalistin Eva Bartlett ein verstörendes Handy-Foto. Dort sah man einen kopflosen Mann auf einem Stuhl – einen von den Islamisten in Douma hingerichteten Menschen:

Sie kamen in einem Lastwagen mit einem 23-mm-Maschinengewehr (Flak) und schossen ihm den Kopf weg. Dann beschuldigten sie die syrische Armee, ihn getötet zu haben.“ (7)

Warum der Mann hingerichtet wurde?

Jaish al-Islam blies ihm den Kopf weg, weil er Lebensmittel billig verkauft hatte, sie aber [Jaish al-Islam] die Preise hoch halten wollten, so dass die Menschen weiter in ihrer Not gezwungen wurden für sie im Tunnelbau zu arbeiten oder sich ihnen im Kampf anzuschließen.“ (8,b3)

Die Tunnel in Douma sind monströs und wurden faktisch in Sklavenarbeit von den Bewohnern Doumas in die Erde getrieben. Wenn das nicht den Duft des Faschismus ausstrahlt, was dann? Warum nur haben die in den Medien vielzitierten „Aktivisten“ und „Mitglieder der Zivilgesellschaft“ die uns von dort ständig mit dem abgestandenen Senf von Fassbomben und Giftgas versorgten, nichts davon berichtet?



Was Khaled erzählte, darf man als Alltag in den Islamistengebieten bezeichnen, den Alltag einer Schreckensherrschaft. Das dürfen westliche Medienkonsumenten aber nicht erfahren. Bekämen sie doch so ein ganz anderes Bild von den militärischen Auseinandersetzungen in Syrien, vor allem eines, dass statt einer „bombardierten Zivilbevölkerung“ die wahren unerbittlichen und teils fanatischen Kämpfer sichtbar macht, mit denen die Syrische Arabische Armee und ihre Verbündeten zu tun haben. Das geheuchelte Mitleid mit Syriens Menschen äußerte sich bei der ARD-Tagesschau auch so:


Meldung vom 26.02.2018 08:14:13

Kein Ende des Leidens in Syrien

Trotz der UN-Forderung nach einer Waffenruhe ist ein Ende der Kämpfe in Syrien nicht in Sicht. In Brüssel tagen die EU-Außenminister zur Lage im Land. Unterdessen gibt es Berichte über einen erneuten Giftgasangriff.“ (9)


Die Heuchelei über die „Sorge um die Zivilbevölkerung“ ist ein bewährtes Mittel, um Menschen emotional zu verstricken. Ihr Mitgefühl für die Opfer wird umgehend – auch im gerade zitierten Text – instrumentalisiert, um sie auf eine Seite zu ziehen. Die Lügen und Verleumdungen der ARD-Tagesschau beim Thema Giftgas sind längst Legion. „Giftgas“ wurde nach „Fassbomben“ zum beliebtesten Mittel um den „brutalen Diktator Assad“ zu verteufeln und den von Eigeninteressen getriebenen Krieg gegen Syrien zu bemänteln. Wer den Einsatz von Giftgas – angeordnet durch den syrischen Präsidenten – in Zweifel zieht, weil einfach keine belastbaren Indizien oder gar Beweise vorliegen, hat bei den Meinungsführern einen schweren Stand. Das erfuhr auch ein so renommierter Journalist wie Robert Fisk, der im April 2018 zur Spurensuche in Douma weilte (10). Ungeachtet dessen gibt es von Brutalität in Syrien natürlich sehr wohl zu berichten.

Die Brutalität der Islamisten von Jaish al-Islam in Ost-Ghouta war systematisch. Immer wieder erfuhr die im späten Frühjahr 2018 nach Ost-Ghouta und speziell Douma gereiste Journalistin Eva Bartlett von Gewalt gegen Menschen, die das von den Islamisten gehaltene Monopol auf den dortigen Lebensmittelmarkt „untergruben“. Moutaz Al-Aghdar wurde von Jaish al-Islam für 15 Tage wegen des Verkaufs von Reis inhaftiert.

Sie beschlagnahmten unsere Waren und nahmen uns gefangen. Niemand durfte arbeiten, es sei denn, unter ihrer Kontrolle.“ (11)


Moutaz Al Aghdar in Kafr Batna (Autor: Eva Bartlett (b4))

Die „Aufständischen“ exekutierten willkürlich und ganz nach saudischem Vorbild Menschen auch mit dem Schwert. Die ARD-Tagesschau achtete sorgfältig darauf, so etwas nicht versehentlich in die Berichterstattung einfließen zu lassen. Die Menschen hätten ja ein völlig „falsches“ Bild von den „Rebellen“ bekommen.


Moutaz Al-Aghdar zeigt auf den Platz, auf dem die Islamisten öffentliche Hinrichtungen vornahmen (Foto: Eva Bartlett (b5))

Sie brachten Leute hierher und richteten sie hin, manchmal mit einem Schwert und manchmal mit einer Schusswaffe. Es war ganz normal für sie. Jetzt, da die syrische Armee hier ist, können die Menschen wieder herumlaufen und sich frei bewegen. Aber vorher hat man niemanden auf der Straße gesehen.“ (12)

Die existenzielle Unterdrückung eines Volkes beginnt für mich dort, wo ein normales Leben unmöglich wird. Ein Leben, dass da heißt: Essen, trinken, sich auf der Straße bewegen, soziale Kontakte pflegen. Der brutale Charakter jener Unterdrückung, der die syrische Zivilbevölkerung jahrelang in den Islamisten-Gebieten ausgesetzt war, spielt keinerlei Rolle bei der Syrien-Berichterstattung im Mainstream. Abdallah Darbou erzählte:

Viele Male haben wir gegen die Terroristen protestiert, weil wir hungerten […]. Manchmal haben sie während der Proteste auf uns geschossen. Sie haben uns zerstört, sie haben uns wirklich zerstört. Das syrische Regime hat uns das nicht angetan, als die Armee hier eintrat, verteilten sie Brot an uns, vorher sahen wir Brot nur auf Fotos.“ (13)

Wo käme die ARD-Tagesschau hin, den Konsumenten in Deutschland zu berichten, dass hungernde Syrer durch die syrische Armee mit Brot versorgt werden – von „Assads Truppen“! Oder, dass regelmäßig Menschen – trotz der Gefahr getötet, verletzt oder inhaftiert zu werden – regelmäßig in den „befreiten Gebieten“ protestierend auf die Straße gehen (14)? Die Kriegspropaganda hat für so etwas keine Verwendung. Mit dem Schreckgespenst Giftgas und internationalen Organisationen, deren Wirken von der Ideologie der Kriegstreiber verseucht ist, vertreibt man jede aufkommende Differenzierung. Die Vereinten Nationen (UNO) und die Europäische Union (EU) als gemeinsame Friedenstreiber sind ein schlechter Witz – leider. Die ARD-Tagesschau als Propaganda-Schleuder der Mächtigen:


Meldung vom 08.04.2018 22:18:33

Extreme Sorge“ über Giftgas-Einsatz in Ghouta

Die EU hält Berichte über einen Giftgas-Einsatz in Ost-Ghouta für glaubwürdig. Frankreichs Regierung zeigte sich in «extremer Sorge» und forderte eine baldige Sitzung des UN-Sicherheitsrats.“ (15)


Glaube ist alles, Beweise sind nichts. Der bloße Verdacht, begründet aus dem manifestierten Feindbild – er allein genügt, um „einzugreifen“. Damit ist allerdings auch der Rechtsstaat, wenn es darauf ankommt, wenn es also um Krieg und Frieden geht, nur noch Makulatur. „Extreme Sorge“ ist hässliches Mittel zum Zweck.

Ein kleiner Obsthändler, Yahya Mohammed Hamo, verkauft Orangen auf einem Schiebewagen. Auf die Frage, wie das Leben unter Jaish al-Islam gewesen sei, antwortete er:

Hunger, Hunger und Hunger. Wenn sie [die Islamisten] eine Religion haben, verflucht sei diese Religion. Religion lässt dich nicht verhungern„. (16)


Yahya Mohammed Hamo in Douma: „Die Terroristen ließen uns hungern.“ (Quelle: Eva Bartlett (b6))

Der Mangel an Lebensmitteln wurde unter der Herrschaft der Islamisten in Douma und Ost-Ghouta durch diese also künstlich erzeugt. Es gab genug Nahrungsmittel für die Bewohner! Doch durch den Hunger wurden Menschen mit Gewalt in das System der Sektierer gepresst. Die „Aufständischen“ nutzten den Hunger als Waffe zur Disziplinierung und Ausbeutung. Davon erfahren Sie kaum etwas in den Leitmedien. Doch würde allein das, großflächig in das Bewusstsein der Menschen gebracht, das Narrativ vom „syrischen Bürgerkrieg“ binnen Kurzem wie ein Kartenhaus zusammenfallen lassen.

Für den Medienkonsumenten ist es nicht möglich, sich der verfälschenden Sprache von Propaganda zu entziehen – selbst dann nicht, wenn er sich dessen bewusst ist. Im speziellen Fall ist die permanente Umdeutung von islamistischen Terroristen zu Rebellen und Aufständischen eines der hochwirksamen Mittel, um selbst jetzt – acht Jahre nach Ausbruch des Syrien-Krieges – das große Narrativ vom Volksaufstand, respektive Bürgerkrieg in Syrien noch immer erfolgreich zu verkaufen.

Dabei wurden während der islamistischen Besetzung offenbar noch ganz andere „Geschäftsfelder“ ausgerollt (a1):

Wir leben in einer kleinen Stadt, die Leute begannen zu reden: Ein Kind wurde hier entführt, ein anderes dort…. Einige Leute wurden entführt und ihre Organe wurden entnommen. Ein Kind wurde begraben, es wurde tot in einer mit Stroh bedeckten Scheune gefunden.  Wir erkannten, dass es, als es gefesselt und mit Stroh bedeckt wurde, noch am Leben gewesen war. Wir wussten nicht, wer es war.“ (17)

Weitere Einwohner aus Ghouta sprachen von Organdiebstahl.

Aber dort – in Ost-Ghouta und in Idlib gab es doch die „Hilfsorganisation“ der Weißhelme und dann gab es dort zusätzlich „Bürgerjournalisten“, die über alle Zweifel erhaben sein sollten – zumindest wenn man „Adopt a Revolution“ glauben möchte (18). Diese „Graßwurzelbewegung“ ist mit das Niederträchtigste, was ich im Dschungel der sogenannten Nicht-Regierungsorganisationen kennenlernen durfte. Deren „Bürgerjournalisten“ waren in Douma auch nicht mit Scheuklappen ausgestattet. Genauer gesagt, kann von Bürgerjournalisten auch überhaupt keine Rede sein. Wie denn sollen solche Rollen in einem Kalifats-ähnlichen Gebilde, wie Douma und Ost-Ghouta es damals darstellten, auch möglich sein!?

Neun „zivilgesellschaftliche Projekte“ musste „Adopt a Revolution“ in Ost-Ghouta und Douma leider, leider, leider beenden, weil der böse Assad die zarten Anfänge von Demokratie, die sich unter der Herrschaft der Dschihadisten von Jaish al-Islam und Co. herauszubilden begannen, einfach weggebombt hat – und das natürlich, in dem er, der leibhaftige Assad, vorrangig strategisch wichtige Schulen bombardierte. Denn nur so lässt sich ein militärisch hochgerüsteter und fanatisch aufgestellter Gegner niederringen, das ist völlig klar. Um der Verwirrung vorzubeugen: Das ist die Lesart von „Adopt a Revolution“. Es interessiert mich schon, wer im Einzelnen die großen Brocken an finanziellen Zuwendungen für diese Kriegshetzer leistet (19).

Während „Adopt a Revolution“ unter Vermittlung dunkelster Feindbilder den Leuten hierzulande das Märchen von einer Zivilgesellschaft in den „befreiten Gebieten“ verkuppelte, hungerten die Menschen dort und mussten sich einer gewalttätigen Führung islamistischer Fanatiker unterwerfen.

Zu den Weißhelmen sagte der Gemüsehänder Toufik Zahra:

Der Zivilschutz war nur für die Terroristengruppen, nur für sie, für Jaish al-Islam.“ (20)

Mahmoud al-Hammouri (siehe weiter oben) bekräftigt das:

Die weißen Helme werden Zivilschutz genannt. Sie waren angeblich für die Zivilisten, aber sie waren das Gegenteil, sie waren für Jaish al-Islam.“ (21)

Genau deshalb und somit folgerichtig verschwanden mit Jaish al-Islam auch die – ganz nach Bedarf – mit Kameras oder anderem bewaffneten weißhelmigen „Helfer“.

Eva Bartlett erfuhr in Douma, dass es Zivilisten im Allgemeinen nicht gestattet war, sich in Nähe der Weißhelme aufzuhalten. Die Weißhelm-Zentrale in Saqba war nur 200 Meter von einem Gebäude entfernt, in dem die islamistische al-Rahman Legion große Mengen an Raketen und Mörsern herstellte (22,23).

Als glaubwürdige Quelle – da ja „Hilfsorganisation“ – wurden die Weißhelme jedoch von der ARD-Tagesschau immer gern und rege bemüht. Als den Islamisten in Ost-Ghouta das Wasser bis zum Halse stand, waren ihre Fußtruppen in den westlichen Politik- und Redaktionsstuben gern bereit, zu unterstützen:


Meldung vom 08.04.2018 03:55:37

Berichte über Giftgasangriff in syrischer Stadt Duma

Syrische Kampfjets fliegen seit Tagen Angriffe auf die von Aufständischen gehaltene Stadt Duma. Dabei sei auch Giftgas eingesetzt worden, berichten Hilfsorganisationen. Die Regierung bestreitet das.“ (24)


Marwan Qreisheh aus dem Stadteil Horjilleh erzählte zu den Weißhelmen:

Die ersten Zivilschutzmitglieder, die vor drei oder vier Jahren nach Ghouta kamen, kamen aus dem Ausland, sie waren keine Araber, sprachen kein Arabisch. […] Sie hatten viel Geld und nutzten es, um Menschen für den Zivilschutz zu gewinnen. Wenn die Weißhelme irgendwohin wollten, gingen Terroristen mit ihnen und öffneten für sie die Straßensperren. Am Ort an dem sie einen Angriff vortäuschen wollten angekommen, warfen sie 10 Rauchbomben, die starken Rauch verursachten, man konnte nichts sehen. Früher haben sie Menschen erschossen und nachdem der Rauch abgeklungen war, begannen sie zu filmen. Es war unmöglich, ein Wort zu sagen, weil sie dich töten würden, sie würden ihre Magazine sofort auf dich entleeren.“ (25)


Marwan Qreisheh in Horjilleh erzählt von seinen Erfahrungen zu den Weißhelmen (Quelle: Eva Bartlett (b7))

Marwan Qreisheh weiter – wir können ihm glauben oder nicht:

Wurde jemandem die Armvenen durchtrennt, wurde sofort amputiert, die Wunde nähen – und dabei gefilmt. Wurde das Bein eines Menschen durch eine Kugel, ein Glasstück oder ähnliches verletzt, war die erste Behandlung eine Amputation.“ (26)

Es klingt unglaublich, doch Qreisheh wiederholt nachdrücklich:

Jedes Mal, wenn es einen etwas schweren Fall gab, sagten sie, dass Sie bei dieser Person amputieren müssten. Man sagte, dass es an medizinischer Versorgung mangelt und daher die Amputation die beste Wahl ist. Sie haben nicht, wie früher, Menschen behandelt. Selbst bei Menschen, wo nur ein kleiner Eingriff notwendig war, haben sie einfach amputiert.“ (27)

An fehlender medizinischer Ausrüstung konnte es nicht gelegen haben, denn von den mörderischen Sanktionen des Westens gegen Syrien sind die „befreiten Gebiete“ nicht betroffen. Eva Bartlett berichtete:

Behauptungen über mangelnde medizinische Versorgung erwiesen sich – wie schon im Falle Ost-Aleppos – als falsch. Allein in einem unterirdischen Krankenhaus in Saqba sah ich Räume voller Medikamente und gestohlener medizinischer Geräte. Syrische Journalisten dokumentierten solche Lager [auch] anderswo im Osten Ghoutas.“ (28)

In Ost-Aleppo hatte man große Mengen medizinischer Güter, sowie Ausrüstungsgegenstände der Weißhelme direkt in der al-Nusra-Zentrale aufgefunden. Al-Nusra – heute Hayat Thahir al-Sham (HTS) – ist eine extremistische Organisation, die direkt aus al-Qaida hervorging. Hanadi Shakr sagte:

Die gesamte Hilfe an Medizin und Nahrungsmitteln die hereinkam, verschwand einfach, sie wurde verkauft und das Geld einbehalten. Alles ging an die Führer der Terroristenfraktionen.“ (29)

Als Ost-Ghouta befreit wurde, waren die Konzernmedien vorrangig damit beschäftigt, Berichte über angebliche Massaker zu verfassen, nicht anders wie es schon im Falle Ost-Aleppos demonstriert wurde. Die Geschichten übernahmen sie von „Aktivisten“, in Wirklichkeit Leuten aus dem Dunstkreis der islamistischen Extremisten, die die Bevölkerung terrorisierten und es waren genau die Geschichten, die sie auch haben wollten. Für einfach alles – so absurd man es auch begründen musste – wurde die syrische Regierung verantwortlich gemacht; auch für den Hunger. Die vom Albtraum islamistischer Herrschaft befreiten Menschen hatten jedoch anderes zu berichten.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(a1) Vergleichbares – was den illegalen Organhandel betrifft – ist in und um die Zeit des Kosovo-Krieges geschehen. Die Parallelen sind möglicherweise nicht ganz zufällig.

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.

Allgemeiner Hinweis zu den Quellen: Die ARD-Tagesschau „bereinigt“ regelmäßig ihr Archiv und damit auch ebenso regelmäßig die Zeugnisse ihrer Propaganda. Daher ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass nach einer gewissen Zeit die unten aufgeführten Links ins Leere zeigen.

(1) Karin Leukefeld; 2.3.2018; https://www.nachdenkseiten.de/?p=42716

(2) 20.2.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/angriff-ost-ghouta-101.html

(3,4,6-8,11-13,16,17,20-22,25-29) Eva Bartlett; 11.6.2018; https://www.veteranstoday.com/2018/06/11/torture-starvation-executions-eastern-ghouta-civilians-talk-of-life-under-terrorist-rule/

(5) 20.3.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/ost-ghouta-luftangriff-schule-101.html

(9) 26.2.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/eu-aussenminister-syrien-103.html

(10) Robert Fisk; 18.4.2018; https://www.counterpunch.org/2018/04/17/the-search-for-the-truth-in-douma/

(14) Karin Leukefeld; 9.4.2018; https://www.rubikon.news/artikel/das-ende-des-krieges

(15) 8.4.2019; https://www.tagesschau.de/ausland/syrien-giftgas-145.html

(18) 12.4.2019; https://adoptrevolution.org/pm-giftgaseinsatz-in-syrien-bestaetigt-durch-partner-deutscher-hilfsorganisation/

(19) Jahresbericht von „Adopt a Revolution“ 2018; https://adoptrevolution.org/wp-content/uploads/2019/07/AAR-JB2018-v5-screen.pdf

(23) 7.12.2017; https://www.thefirearmblog.com/blog/2017/12/07/arms-production-among-syrian-al-rahman-corps-east-ghouta/

(24) 8.4.2018; https://www.tagesschau.de/ausland/moeglicher-giftgasangriff-in-syrien-101.html

(b1,b2,b4-b7) Eva Bartlett; https://www.veteranstoday.com/2018/06/11/torture-starvation-executions-eastern-ghouta-civilians-talk-of-life-under-terrorist-rule/

(b3) Tunnel der Islamisten in Douma bei Damaskus; Snapshot; Mai 2018; Eva Bartlett; https://www.rt.com/op-ed/428514-douma-civilians-chemical-hoax/

(Titelbild) Flüchtlinge verlassen über einen Korridor das noch von Islamisten besetzte Douma in Ost-Ghouta; März 2018; https://www.sana.sy/tr/?p=143323

Von Ped

6 Gedanken zu „Fiktion und Realität in Syrien – Eine Gegenüberstellung“
  1. Nichts Neues von der….
    https://www.youtube.com/watch?v=hF8puVAwSsE

    LG an alle!


    Lieber Boban (ist das der Vorname?), zukünftig bitte wenigstens einen Kurztext dazu, so dass sich ein Kontext herstellen lässt. Und so gut auch der Text ist: Youtube als Link – na ja – ist für mich nicht gerade ein Freudenspender.
    Herzlich, Ped

    1. Kein Problem Ped, wird in Zukunft beachtet sollten wir noch eine haben) 😉
      und ja, mein Vorname ist immer noch Boban und, nicht Youtube ist der Inhalt den ich weitergeben wollte, sondern nur der Überbringer uns solange wir „noch“ nix besseres haben? 🙁 sorry, tschuldigung….
      So, dont kill the messenger 😉
      LG an alle!

  2. Wir sollten dafür sorgen das diese hochbezahlten Journalisten / Propagandisten entlassen
    werden. Jede Diskussion ist überflüssig denn sie wissen ganz genau was sie tun..

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