In Washington wird hart daran gearbeitet, den Irak nicht zu „verlieren“.


Was den USA da zu verlieren droht, das ist ihre Beute – ein Land, tausende Kilometer von den eigenen Grenzen entfernt. Ein Land, das man seit Jahrzehnten verheert hat und an dem sich US-Konzerne bis heute eine goldene Nase verdienen. Beides bedingt einander. Doch, wie so oft in der Politik, ist damit die Gemengelage nicht vollständig beschrieben.


Die USA haben in der Nähe des internationalen Flughafens von Bagdad zwei hochrangige Militärs ermordet – einen aus dem Iran und einen weiteren des Irak. Diese Gangstermanieren werden von unseren Massenmedien mit großem Verständnis begleitet – dazu gleich mehr. Zuvor wagen wir einen kurzen geostrategischen Blick:

Was derzeit im Irak geschieht, hat viel mit Syrien zu tun. Erkennt man das, wird auch recht schnell klar, wer im Irak derzeit eskaliert. Der Krieg der USA in Syrien ist verloren. Das ist ein herber Verlust für die USA, um in der Region „kreativ gestalten“ zu können. In Syrien sind keine libyschen Verhältnisse durchgesetzt worden. Man darf aber auch nicht vergessen:

Auch irakische Verhältnisse ließen sich in Syrien nicht durchsetzen.

Mehr noch ist der offensichtlich erfolgreiche Widerstand Syriens gegen die verdeckte Intervention der westlichen Staaten und ihrer arabisch-diktatorischen Ziehkinder auch für die irakische Einheit und Souveränität von enormer Bedeutung. Dies vor Augen wird der US-amerikanische Präsident Donald Trump zunehmend von den Hardlinern in Washington vor sich her- und damit in hoch riskante Entscheidungen getrieben.

Der Kampf gegen den Islamischen Staat, der im Irak und in Syrien tobte, wurde nicht von irgendeiner selbsternannten westlich-demokratischen Allianz gegen den Terror geführt. Daher findet man die größten Opfer dieses Kampfes auch wo?

  • bei den Soldaten der syrischen Armee und den mit ihnen verbündeten Milizen,
  • sowie dem Pendant in Irak, vor allem den Kämpfern der Volksmobilisierungseinheiten (Popular Mobilization Units = PMU).

Organisator der „Achse des Widerstandes“ im Irak, welche zum Aufbau der PMU führten – deren Mitglieder übrigens im Wesentlichen schiitische Iraker sind (!) – war der nun umgebrachte iranische General Qassem Soleimani (a1).

Wenn es darum geht, Ereignisse in Zeit und Komplexität „geeignet“ zu verkürzen, dann sind unsere Massenmedien immer wieder in vorderster Reihe zu finden.

Schauen Sie sich zum Thema Irak gründlich im Mainstream um und achten Sie einmal darauf, was da NIEMALS thematisiert wird. Niemals wird darauf hingewiesen – und das ist evident, wenn ein Beobachter ordnen und richtige Schlüsse ziehen möchte -, dass die USA völlig illegal im Irak sind. Der Irak wurde, an jedem Völkerrecht vorbei, überfallen, besetzt, dort nach Gutdünken Milizen bewaffnet, Strukturen zerstört und beliebig neu erschaffen. Man bestrafte, tötete und inhaftierte ganz nach Lust und Laune arroganter Potentaten – so wie das einer Kolonialmacht in ihrem Selbstverständnis zusteht.

Ganz und gar nicht nebenbei wurde an der Spaltung des Landes gearbeitet und sich schamlos seiner Ressourcen bedient. Auf Kosten der Iraker bediente der Krieg den Krieg und nährte die Kriegswirtschaft der USA. Fassen wir zusammen:

Die USA haben im Irak reinweg gar nichts zu suchen und militärischer Widerstand gegen die Besatzer ist nach dem Völkerrecht sogar absolut legitim!

Was die USA derzeit im Irak betreiben, ist nichts anderes als Aufstandsbekämpfung. Der Aufstand ist aber in erster Linie nicht einer der Iraker gegen „ihre“ von den USA installierte Regierung. Er richtet sich ganz eindeutig gegen die wertewestlichen Eroberer selbst und trifft damit natürlich auch deren korrupte Vasallen in Bagdad (1).

Das ist ja auch kein Wunder. Man muss sich nur einmal anschauen, was die Heilsbringer im Land zwischen Euphrat und Tigris in den vergangenen 17 Jahren zuwege gebracht haben. Sie – die Iraker – wissen längst, dass sie den fremden Mächten völlig schnuppe sind. Wie immer geht es um Interessen, aber doch nicht um die der irakischen Bevölkerung. Also:

Die die Meinungshoheit vertretenden Medien verschweigen, dass die USA mit ihren Truppen ohne jede Deckung durch das Völkerrecht im Irak einfielen und diese deshalb nichts weiter als Interventionisten, ja Aggressoren sind. Allein dadurch ist es den Menschen kaum möglich zu erfassen, dass jeder Widerstand gegen solch eine gewaltsam eingefallene fremde Macht absolut legitim ist. Doch ist das nicht alles.

Nachdem man dem Medienkonsumenten die beiden obigen, so eminent wichtigen Tatsachen vorenthalten hat, kann man ihm – darin ist man ja bestens geübt – aufs neue den ganzen moralischen Brei unseres einzigartigen Wertewestens auslöffeln lassen. Fühlt sich gut an, weil man ja selbst gern bei den Guten sein möchte und so futtert man das giftige Zeug in seinen Schädel, zum Beispiel so etwas:

Aber wir werden nicht dastehen und zusehen, wie das Leben von US-Bürgern in Gefahr ist.“ (Mike Pompeo, US-Außenminister) (2)

Natürlich ist das Gegenteil der Fall und Pompeo weiß das auch. Eben WEIL die USA nicht „dastehen und zusehen“, ist das Leben von US-Bürgern – auch im Irak – in Gefahr. Man schafft den Vorwand und stellt ihn dann als Begründung dar. Das ist gewollt! Die Eskalation, die Destabilisierung ist beabsichtigt, weil nur so die Kontrolle für die „Gestalter“ wiederherstellbar ist.

Zum Standard-Repertoire der Propaganda gehört seit jeher, dass man ja die eigenen Bürger in dem fremden Land schützen müsste, dass man dazu moralisch in der Pflicht sei. Auf diese Art und Weise legalisiert man die eigene „Reaktion“ und kriminalisiert das Aufbegehren der Einheimischen.

Graben Sie einmal in der Geschichte, liebe Leser. Die Kolonialkriege in Afrika wurden so legitimiert, die gegen das chinesische Kaiserreich und diverse Interventionen in der jüngeren Vergangenheit, zum Beispiel im Kongo und auf Grenada. Ach so und dann gab es da auch noch den „Polen-Feldzug“.

Man nannte dann die „angemessene“ Reaktion darauf „Strafexpedition“. Nichts anderes tun die US-Amerikaner derzeit im Irak. Sie versuchen das Land zu disziplinieren und verbreiten nach außen ein Bild, in dem Begriffe wie „Schutz“ und „Verteidigung“ dominieren. Das ist sie, die Orwellsche Welt, denn die USA sind in dieser plötzlich der Angegriffene, nicht der Angreifer. Wie immer, wenn man Gewalt anzuwenden droht, werden zuvor die Medien eingespannt, um „vorbereitendes Verständnis“ beim Konsumenten zu wecken (b1):

Das konnten wir in den zwei Tagen vor der Mordtat in Bagdad „bestaunen“. Was sie bei Betrachtung des Bildschirmfotos oben leicht erfassen können: Sofort wird mit dem intensiv gepflegten Feindbild Iran gekoppelt – wie nicht anders gewohnt, mit Deutungen und Annahmen. Dabei spielen sich Politik und Medien die Bälle zu.

Das amerikanische Vorgehen ist eine Reaktion auf eine ganze Reihe von militärischen Provokationen, für die der Iran Verantwortung trägt.“ (3)

So wird Unrecht in sein Gegenteil gekehrt. Die Ermordeten sind selbst schuld, Strafe muss sein. Mord darf – im Sinne der „guten Sache“ – auch mal erlaubt sein. Das ist die Logik in der Aussage der stellvertretenden Regierungssprecherin Ulrike Demmer – eine Verhöhnung der Opfer durch deutsche Politiker.

Über Jahrzehnte hat man sein Publikum im Westen dermaßen stark mit dem Feindbild von „unberechenbaren Mullahs in Teheran“ bearbeitet, dass die Menschen überhaupt nicht mehr auf die Idee kommen zu fragen, wie es eigentlich begründet wird. Wir reden von aufzuzeigenden, rationalen Argumenten, die eine iranische Gefahr belegen, nicht von den emotional aufgeblasenen Horrorgeschichten über das Land und seine Gesellschaft. Doch wird damit eine – wiederum emotionale – Daseinsberechtigung westlicher Truppen in jedem Land, auf jedem Territorium dieser Erde herbeigeredet.

Mit so einer Diktion kann man natürlich auch übertünchen, was die USA da im Irak getan haben (Hervorhebung durch Autor):

03.01.2020 03:00 Uhr

Raketenangriff in Bagdad

USA töten hochrangigen iranischen General

Der Konflikt zwischen den USA und dem Iran hat sich dramatisch zugespitzt: Der einflussreiche Kommandant der Al-Kuds-Brigade, Soleimanii, ist bei einem US-Luftangriff im Irak getötet worden. Präsident Trump soll die Attacke angeordnet haben. (4)

„Töten“ ist nun nicht sachlich falsch, aber die Zurückhaltung ist unangebracht.

Denn es handelt sich um Mord. General Qassem Soleimani wie auch die von dem ebenfalls umgebrachten Abu Mahdi al-Muhandis – einem Iraker – geführten Milizen der PMU arbeiteten gemeinsam mit der irakischen Armee. Soleimani war völlig legal in diesem Land, ja ausdrücklich eingeladen und respektiert. Durch US-Streitkräfte wurde ganz gezielt der Organisator und zusätzlich ein hochrangiger Kommandierender einer regulären Militärorganisation, die in die irakische Armee eingebunden ist, umgebracht. Die USA haben also nicht nur den Iran sondern auch den Irak angegriffen!

Kleiner Einschub: Erinnert sich noch jemand an den Aufschrei, als ein islamistischer Terrorist im August 2019 in der deutschen – nicht der irakischen – Hauptstadt ERMORDET, nicht etwa nur „getötet“ wurde? Die Welt der Doppelmoral begegnet uns auf Schritt und Tritt.

Gehen wir weiter im Skript, dass auch die öffentlich-rechtlichen Sender ohne Abstriche befolgen. Noch am gleichen Tag spurte die ARD-Tagesschau mit einem Bericht aus der Sparte „Hintergrund“ (man beachte) ihre Leser und Zuschauer ein:

03.01.2020 09:15 Uhr

Al-Kuds-Brigaden

Irans bewaffneter Arm im Ausland

Der von den USA getötete iranische General war Chef einer der gefährlichsten Spezialeinheiten der Welt: Die iranischen Kuds-Brigaden sind Irans Militäreinheit im Ausland und agieren im Geheimen. (5)

Gern möchte ich von der ARD-Tagesschau wissen, woher sie die Kenntnis hat, dass es sich bei den Kuds-Brigaden um eine der „gefährlichsten Spezialeinheiten“ handelt und auf welchen Kategorien sie das aufbaut. Das ist als Nachricht ohne jeden Wert, aber emotional hat es uns getriggert. Wir wissen jetzt: Die sind gefährlich … Angst …

Im weiteren erklärt uns der „Hintergrund“-Bericht, dass die al-Kuds-Brigaden „Drahtzieher in vielen Konflikten“ gewesen seien (a2) – das Wording spricht Bände, danke für die Feindbildpflege – und führt dann unter anderem aus:

Ihre offizielle Aufgabe [der al-Kuds] ist es, die dem Iran nahestehenden politische Gruppen im Ausland zu unterstützen – hauptsächlich gegen islamistischen Terrorismus etwa des „Islamischen Staats“ (IS) in Syrien und im Irak.“ (6)

Um dieses Neusprech etwas aufzulösen: „Politische Gruppen“ meint zum Beispiel auch Staaten. Das bedeutet im vorliegenden Fall, dass der Iran einen Nachbarstaat – unter Wahrung der Regeln internationalen Rechts und unter Achtung der irakischen Souveränität – in einer existenziellen Notsituation unterstützt hat. Das natürlich auch im Eigeninteresse, denn ein zersplittertes, im Krieg versinkendes Nachbarland ist nachvollziehbar auch eine permanente Bedrohung der eigenen Gesellschaft.

Der Iran hält internationales Recht also ein. Mit seiner Hilfe konnte eine Stabilisierung des Irak erreicht werden. Die USA halten internationales Recht nachweisbar und wiederholt dagegen nicht ein und sie stabilisieren im Nahen und Mittleren Osten auch rein gar nichts. Aber gerade ihre Vertreter stellen sich ständig hin, als wären sie die Opfer. Das ist Opfer-Täter-Umkehr erster Güte.

Was man hier praktiziert, ist um so perfider, als sich der Iran im Irak als ein echter Verbündeter erweist. Ohne die iranische Unterstützung im Kampf gegen die Milizen des Islamischen Staates gäbe es den Irak als Staat heute wahrscheinlich – zumindest in dieser Größe – nicht mehr. Die iranisch unterstützten und ausgerüsteten Volksmobilisierungseinheiten sind – wie schon gesagt und das ganz im Gegensatz zu den US-Truppen – völlig legal im Irak aktiv. Noch einmal: Sie sind offiziell in die Strukturen der irakischen Armee eingebunden.

Anlass für die Gründung der PMUs war auch nicht eine expansive Strategie des Iran, sondern die Tatsache, dass unter den Augen der US-amerikanischen Besatzer islamistische Terroristen weitgehend ungehindert dabei waren, den Irak als Staatsgebilde zu zerschlagen. Die „Berater“ aus den NATO-Staaten waren komischerweise nicht in der Lage, eine entsprechende Gegenwehr zu den terroristischen Milizen zu etablieren. In dieser Not wandten sich die Iraker an den Iran, der in kurzer Zeit eine kampfkräftige Miliz aus dem Boden stampfte, deren Erfolge auch der Motivation ihrer irakischen (!) Kämpfer entsprang, die gewillt waren, ihr Land vor dem Zerfall und einem radikalen, feudal geprägten, sunnitisch-wahhabitischen Kalifatsgebilde zu erretten (7).

Mehr noch, ist ersichtlich, dass das „Inherent Resolve“ genannte und unter Führung der USA operierende Militärbündnis zur angeblichen Bekämpfung des Islamischen Staates erst dann militärisch tatsächlich auffällig wurde, als sich abzeichnete, dass der Irak – im Bunde mit dem Iran – auch ohne fremde Hilfe in der Lage sein würde, die islamistische Gefahr abzuwenden (8).

Mit dem Mord an, unter anderen, General Soleimani wurde außerdem eine Integrationsfigur für die Gesellschaft des Iran beseitigt. Daher ist bereits das eine unerhörte Provokation. Aber US-Militärs nehmen derzeit auch ungeniert weitere Mitglieder des irakischen Militärapparates fest (9). Die scheinbar erhoffte und perfekt in die Feindbildpflege passende Reaktion ist die, dass es den radikalen Kräften in der IRGC – der geistigen, politischen Führung des Iran – in absolut nachvollziehbarer Weise Auftrieb geben wird. Daher trifft es an dieser Stelle ins Schwarze, wenn die ARD-Tagesschau schreibt:

Soleimanii war nicht nur bei der iranischen Führung geschätzt und geachtet, sondern auch bei den Reformern und sogar bei Oppositionskräften im Land, die nicht immer mit den Entscheidungen der IRGC einverstanden waren.“ (10)

Die USA sind mit gezielten militärischen Schlägen gegen die Armee des von ihnen besetzten Landes vorgegangen, was einer Kriegserklärung gleichkommt (11). Zwar haben die USA und ihre Verbündeten diese irakische Armee in den vergangenen Jahren aufgebaut. Doch in ihrer Funktion als militärische Hilfstruppe für die Besatzungsmacht, sind sie in der jüngeren Vergangenheit zunehmend aus dem Ruder gelaufen. Wofür sie seit Jahren „abgestraft“ werden (12,13).

Es ist tatsächlich so, dass die USA den Irak zwingen möchten, von gutnachbarlichen Beziehungen zu seinem östlichen Nachbarn abzusehen! Wie das mit dem Völkerrecht vereinbar ist: Nun, gar nicht. Aber das Völkerrecht wurde ja auch nicht für den Hegemon geschaffen, sondern – bei Bedarf – für dessen Zöglinge, und das sind wir in seinen Augen alle.

Zudem hat die US-Rüstungsindustrie seit vielen Jahren ein Vermögen auch damit verdient, dass sie die irakische Armee mit militärischen Gütern ausrüstete (14). Das zerstörte Land hat also seine – eh schon beschnittenen Öleinnahmen dafür verwendet, in Massen Kriegsgüter zu kaufen und zwar für sechs bis zehn Milliarden US-Dollar pro Jahr (15). Das bei einem Staatshaushalt, der sich in einem Bereich zwischen 60 und 70 Milliarden US-Dollar bewegt (16,17).

Den großen Reibach mit dem irakischen Öl machen westliche Konzerne wie Exxon Mobil, Shell, Petronas und ENI (18). Den größten Anteil am irakischen Kuchen aber holten sich – kaum dass der Irak „befreit“ worden war – die großen US-Technologiekonzerne wie Carlyle Group, Bechtel oder Halliburton; letzterer mit seiner Tochter KBR (Kellog, Brown, Root) (19,20).

Dieses System, bei dem die Privatwirtschaft der Interventionisten vom Krieg profitiert, fällt ebenfalls völlig unter den Tisch der Massenmedien, wenn es um die Präsenz der US-Truppen im Irak geht. Dass dabei große Mengen an Kriegstechnik, einschließlich Tausender gepanzerter Fahrzeuge einen wundersamen Weg von den irakischen Truppen hin zu islamistischen Milizen nahmen, kommt diesem Geschäftsmodell nur entgegen (21,22).

Was war nun eigentlich mit den kurz vorherigen Ereignissen um die US-Botschaft in Bagdad? Groß wurden sie in den Medien aufgebauscht (siehe Bildschirmausschnitt weiter oben). Waren das nur „irantreue Amerikafeinde“ – die im Mainstream favorisierte Variante? Oder ging es vielleicht um die Schaffung eines Ereignisses für die Galerie, für die Öffentlichkeit? Das Ereignis, so wie es berichtet wurde, vermittelt uns eine Botschaft von Bedrohung, auf die reagiert werden muss. Die entsprechend weltweit ausgestrahlten Bilder unterstützen die emotionale (!) Legitimität einer „entschlossenen Reaktion“. Ja und deshalb (Hervorhebung durch Autor):

würden die USA reagieren, um [US-]amerikanische Kräfte und Menschenleben zu schützen – womöglich auch „vorbeugend„, falls man von konkreten Angriffsplänen erfahren sollte.“ (23)

„Vorbeugend“ hat man kurz darauf einen iranischen Militär im Irak umgebracht.

Allerdings ist diese US-Botschaft dort im Irak auch ein Symbol. Es ist ein Monstrum; von der Fläche her die Größe des Vatikan-Staates einnehmend. Es ist überhaupt die größte Botschaft weltweit und damit eine Machtdemonstration. Genau so wird sie denn auch von den Irakern wahrgenommen. Damit ist es auch ein leichtes, ein paar Dutzend Unzufriedene für einen mit US-Dollars bezahlten Stundenjob zu gewinnen, um ein medienwirksames Spektakel an dieser Botschaft zu veranstalten (a3). Denn diese Botschaft, gelegen im eh schon besonders gesicherten Areal der „Grünen Zone“, ist auch eine Festung (24).

Aber gab es da nicht noch etwas? Die USA bekämpfen zunehmend offen die irakischen PMU (25,26,a4). So richteten sie Tage vor den Botschaftsprotesten ein Blutbad mit Dutzenden Toten unter den Einheiten der Volksmobilisierungsmilizen an (27,a5). Diesen Angriffen galt nämlich die Empörung der Demonstranten vor der US-Botschaft in Bagdad und das gab Alexander Stenzel in seinem Bericht bei der ARD-Tagesschau korrekt wieder. Auch das die USA einen Raketenangriff auf eine Ölförderanlage bei Kirkuk als Grund angaben, allerdings:

Niemand bekannte sich zu den Angriffen, die USA machen aber pro-iranische Milizen dafür verantwortlich.“ (28)

Nochmals: Die USA bewegen sich in einem fremden Land und konstruieren nach Belieben Vorwände, um politische Ziele durchsetzen zu können. Wer nicht gehirngewaschen ist, kann das ohne Weiteres und immer wieder aufs Neue erkennen.

Erneut darf die Frage „Wem nützt es?“ gestellt werden. Die banale Standardbegründung für ein „Eingreifen“ westlicher Mächte in anderen Staaten lautete in den vergangenen Jahren entweder „blutige Diktatur, wir müssen die Menschen retten“ oder „das Land versinkt im Chaos“ oder auch – siehe weiter oben – „wir müssen unsere Bürger im Ausland schützen“.  Nach Bedarf wird inszeniert und ich befürchte, dass derzeit tatkräftig an der Inszenierung einer Kombination aus Möglichkeit zwei und drei gewerkelt wird. Die USA versuchen also derzeit, sich eine weitere, in der westlichen Öffentlichkeit emotional erschwindelte Daseinsberechtigung für ihre militärische Präsenz im Nahen Osten zu verschaffen.

Jedoch bewirken sie damit unter Umständen das Gegenteil. Die Rufe im irakischen Parlament nach einer Neuverhandlung für die Präsenz der US-Truppen im Land werden schon seit längerem immer lauter und die von Washingtons Gnaden abhängige Regierung ist nach massiven Protesten nur noch übergangsweise im Amt (29). Iraks politische Führung steht unter dem wachsenden Druck ihrer eigenen Bevölkerung und wohl auch deshalb hat sie nun über einen Sprecher der irakischen Streitkräfte verkünden lassen, dass ab sofort jedwede Operationen der US-Armee im Land einer vorherigen ausdrücklichen Genehmigung irakischer Offizieller bedarf (30).

Die Polarisierung – als Grundlage jeden Krieges – hatten die USA ab 2003 geschaffen, als sie die sunnitisch geprägten Strukturen des Staates einfach einstampften und viele Mitglieder des irakischen Bürokratie- und Sicherheitsapparates verfolgten und einsperrten. Ganz wesentlich rekrutierten sich daraus später die Anhänger des Islamischen Staates (IS) (31). Es sollte nun Niemanden verwundern, wenn die Aktivitäten des IS im Irak „plötzlich und unerwartet“ rapide ansteigen.

Dafür installierten die Interventionisten bereits in der eigens gegründeten Übergangs-Verwaltung ihre handverlesenen, „guten“ irakischen Politiker, die zuvor über Jahrzehnte im Westen gepflegt und eingenordet worden waren (32). Exemplarisch dafür steht der frühere Ministerpräsident (derzeit Vizepräsident) Nuri al-Maliki und sein Amtsnachfolger Haider al-Abadi (33).

Die muslimischen Glaubensrichtungen des Sunnismus und Schiismus werden von fast 95 Prozent der Gläubigen im Irak getragen (34) und die von den Völkerrechtsbrechern aus den USA betriebene, gewaltsame Polarisierung zwischen diesen Richtungen war auch ein wichtiger Grundpfeiler für die Etablierung der Strukturen von al-Qaida und Islamischer Staat im Irak. Vor dem Einmarsch der USA in den Irak konnte weder von al-Qaida, noch von einer konfessionellen Spaltung des Landes in diesem Ausmaß die Rede sein – jetzt dafür um so mehr (35).

Es gibt eine natürliche Verbundenheit zwischen dem Iran und dem Irak, welche die US-Politik versucht zu sprengen, sogar um den Preis eines Bürgerkrieges im Irak, bei dem sich Sunniten und Schiiten gegenseitig zerfleischen. Das hat es nach der „Befreiung“ des Irak durch die Exzeptionalisten bereits einmal gegeben – unter den Augen zehntausender Besatzungssoldaten – was zehntausende Iraker das Leben kostete.

Die Volksmobilisierungseinheiten des Generals Soleimani waren die entscheidenden militärischen Akteure bei der Bekämpfung des Terrorismus im Irak und ihre Präsenz machte eine Aufbrechung der derzeit gegen Syrien verhängten Blockade erst möglich. Daher ist es sehr aufschlussreich, dass diese Milizen ausgerechnet in der Nähe des einzigen, inzwischen wieder voll funktionsfähigen Grenzübergangs zwischen Syrien und dem Irak – bei al-Bukamal im Südosten Syriens – wiederholt angegriffen werden. Ohne die PMU wird es keinen funktionierenden Grenzverkehr geben, und schon gar nicht einen für Syrien dringend notwendigen Transitverkehr aus und in Richtung Iran. Das ist es außerdem, was die USA derzeit ganz konkret torpedieren.

Was die USA derzeit im Irak versuchen, ist in seinen Ergebnissen keinesfalls vorbestimmt. Die von den unbelehrbaren Neokonservativen initiierten Muskelspiele des US-Militärs könnten auch in einem Desaster für die schwächelnde Weltmacht enden. Eine Niederlage, die den Verlust des Geschäftsfeldes Irak mit einschließt. Die weiter laufende Eskalation können die Hardliner in Washington nicht einfach auf den Iran projizieren, denn sie laufen Gefahr ihre landgestützte Basis Irak zu verlieren.

Die Auseinandersetzung auf die sich die USA einzustellen haben, wird asymmetrisch sein und große Verluste ihrer Truppen einschließen. Sie werden deshalb versuchen, ihre Gotteskrieger am Boden, die sie nach außen hin vorgeben zu bekämpfen, aufs Neue zu aktivieren. Sie halten noch immer unzählige Milizen in Syrien und dem Irak unter Waffen.

Fast wie zu erwarten, wurde nun die schwer befestigte US-Botschaft und außerdem einer ihrer Stützpunkte nahe der irakischen Hauptstadt mit Raketen beschossen (36). Dies geschah ganz offenbar als Reaktion auf wiederholte Angriffe, welche Einheiten der PMU galten und unter diesen weitere Tote und Verletzte forderten (37).

Bleibt noch eine Frage: Was suchen Militärs der Bundeswehr im Irak? Die Begründung seitens der Deutschen Regierung möchte ich Ihnen nicht vorenthalten (Hervorhebung durch Autor):

Das deutsche Engagement fortzuführen, ist weiterhin erforderlich, um das Erreichte abzusichern, die Fortschritte auszubauen und Rückschritte zu verhindern. Dabei flankiert der deutsche Beitrag das Engagement der internationalen und regionalen Partner im Kampf gegen den IS. Der Einsatz beruht auf Bitten und dem Einverständnis der irakischen Regierung.“ (38)

Warum nun die vier hervorgehobenen Abschnitte?

1. „um das Erreichte abzusichern„: Was bitteschön wurde im Irak erreicht, seit er gewaltsam von fremden Truppen besetzt wurde? Meint man die glänzenden Geschäfte internationaler Konzerne, die grassierende Gewalt, die unzähligen Toten und Verwundeten, die Armut, die ethnischen Spannungen und die permanente Gratwanderung am Rande eines ganz großen Krieges im Nahen Osten?

2. „die Fortschritte auszubauen„: Das ist hohles Neusprech, mehr nicht. Welche Fortschritte denn? Warum nickt ein Parlament so einen nichtssagenden Kauderwelsch ab und genehmigt den Einsatz von deutschen Soldaten in einem absoluten Krisengebiet? Um das Nichts an „Fortschritte[n] auszubauen“, weil die militärischen Kontrollstrukturen der NATO-Staaten – um diese handelt es sich nämlich in Wahrheit – schlicht nichts in dieser Richtung vorzuweisen haben?

3. „im Kampf gegen den IS„: Der Kampf gegen den IS ist eine der großen Lügen des vergangenen Jahrzehnts und der aufmerksame Leser kann allein aus dem Studium des vorliegenden Beitrags heraus zumindest erahnen, warum das so ist (39-43). Kleine Quizfrage: Was gab es eher im Irak – die US-Interventionisten und ihre „Partner“ oder den Islamischen Staat?

4. „auf Bitten und dem Einverständnis der irakischen Regierung„: Genau, wir installieren uns in einem fremden Land, das wir zuvor ursupierten, Politiker unserer Wahl und fragen dann genau die, ob wir dürfen. Es sei satirisch nach George Orwell kommentiert: „Danke für Ihre Kooperation, liebe irakische Spitzenpolitiker, importiert aus den wertewestlichen Politikerschmieden, für die Einführung von Good Governance im zu transformierenden Heimatland“.

Aber wir, als Bürger des deutschen Staates, dürfen uns nicht beschweren, wenn wir uns so an der Nase herumführen lassen.

Das sind Erklärungen einer von uns gewählten Regierung, um Kriegseinsätze der Bundeswehr im Ausland zu begründen, einen bitter-herzlichen Glückwunsch an uns alle. Schauen wir doch mal, wo das Kreuzchen bei der nächsten Bundestagswahl gesetzt ist. Was die meisten Menschen nicht wahrhaben wollen, ist, dass sie aus Bequemlichkeit und Angst genau den Krieg wählen – und irgendwann wird er sie auch wieder erreichen.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 6. Januar 2020, 22:40 Uhr.

(a1,a2) Qassem Soleimani als Führer der PMU zu bezeichnen, ist nicht korrekt. Er ist Führer der al-Kuds-Brigaden, war aber – in einer operativ-strategischen Rolle – maßgeblich am Aufbau der PMU beteiligt. Auch sind die al-Kuds-Brigaden, welche von General Soleimani kommandiert wurden, nicht mit den Volksmobilisierungseinheiten im Irak zu verwechseln. Nach Prüfung der Hinweise eines Lesers – herzlichen Dank dafür – habe ich die entsprechenden Passagen korrigiert.

(a3) Es ist eine Spekulation meinerseits, wenn ich ein Szenario gekaufter Unruhen vor der US-Botschaft in Bagdad anbiete. Dass sich hier Frust und Empörung auf „natürliche“ Art und Weise entfalteten, ist ebenso gut möglich. Am wahrscheinlichsten ist wohl eine Kombination beider Szenarien, weil so etwas auch über sogenannte Agents Provocateurs mit geringem Aufwand zu bewerkstelligen ist.

(a4) Mehrere Luftangriffe auf irakische und syrische Stellungen, welche in den vergangenen Monaten gemeldet wurden, haben keine offiziell bestätigte Urheberschaft. Das stützt die Annahme, dass hinter einigen dieser Attacken auch die israelische Luftwaffe zu orten ist. Das israelische Militär gibt in der Regel keine Bestätigung für durchgeführte Militäroperationen in den genannten Staaten.

(a5) Die Volksmobilisierungseinheiten im Irak (PMU) werden seit mehreren Monaten mittels Luftangriffen attackiert. Da in derem Operationsgebiet „Inherent Resolve“ über die Lufthoheit, wenn nicht sogar Luftherrschaft verfügt, muss man nicht groß raten, wer die Angreifer sind. Die Opferzahlen bei den Milizen sind inzwischen im hohen dreistelligen Bereich einzuordnen.

(1) 08.11.2019; Birgit Svensson; https://www.welt.de/politik/ausland/article203180338/Irak-Massenprotest-vereint-Religionen-Schichten-und-Geschlechter.html

(2) 03.01.2020; https://www.dw.com/de/live-ticker-eskalation-am-golf/a-51875258-0

(3) 03.01.2020; https://deutsch.rt.com/inland/96399-bundesregierung-rechtfertigt-ermordung-von-Soleimanii-durch-usa/

(4,23) 03.01.2020; https://www.tagesschau.de/ausland/angriff-flughafen-bagdad-101.html

(5,6,10) 03.01.2020; https://www.tagesschau.de/ausland/hintergrund-al-kuds-101.html

(7) 04.01.2020; Arkadi Staev; https://deutsch.rt.com/meinung/96414-trumps-mordbefehl-gegen-qassem-soleimani/

(8) 27.11.2018; Elijah J. Magnier; https://ejmagnier.com/2018/11/27/who-boosted-qassem-soleimanis-image-and-spread-irans-influence-throughout-the-middle-east/

(9) 03.01.2020; Philip Klaus; https://flutterbareer.wordpress.com/2020/01/03/die-usa-provoziert-gerade-im-irak-einen-neuen-krieg/

(11) 03.01.2020; Michael Thumann; https://www.zeit.de/politik/ausland/2020-01/raketenangriff-usa-irak-iranischer-general-kassem-Soleimanii-toetung-folgen?utm_source=pocket-newtab

(12) 18.12.2015; http://www.shortnews.de/id/1182650/us-air-force-bombardiert-irakische-armee#

(13) 27.01.2018; https://flutterbareer.wordpress.com/2018/01/27/us-helikopter-toetet-mehrere-polizisten-im-irak/

(14) 27.12.2013; http://www.allgov.com/news/us-and-the-world/forgotten-by%20most-americans-iraq-is-still-a-source-of-profits-for-us-weapons-makers-131227?news=852018

(15) https://de.statista.com/statistik/daten/studie/352265/umfrage/entwicklung-der-militaerausgaben-vom-irak/; abgerufen: 03.01.2020

(16) https://de.tradingeconomics.com/iraq/fiscal-expenditure; abgerufen: 04.01.2020

(17) https://de.wikipedia.org/wiki/Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Staatshaushalt#Liste_der_L%C3%A4nder_nach_Staatshaushalt; abgerufen: 04.01.2020

(18) 11.12.2009; https://www.zeit.de/wirtschaft/2009-12/shell-irak-oelfelder

(19) 10.12.2014; Sylvia Weiss; https://irakseite.wordpress.com/; Kap. „Die lukrative Melkkuh“

(20) 28.12.2015; Tommy Hansen; http://www.free21.org/pdf-die-firma-des-praesidenten-die-groesste-kriegsindustrie-der-welt/

(21) 02.06.2015; https://www.welt.de/politik/ausland/article141758764/IS-erbeutete-in-Mossul-2300-Panzerfahrzeuge.html

(22) 20.05.2015; https://www.handelsblatt.com/politik/international/irak-is-erbeutet-us-waffen-in-ramadi/11800026.html?ticket=ST-44365415-lQshJUDfy6L7fHaSJZmk-ap2

(24) 05.01.2009; https://www.spiegel.de/politik/ausland/gruene-zone-usa-eroeffnen-weltgroesste-botschaft-in-bagdad-a-599540.html

(25) 26.07.2019; https://www.mena-watch.com/schiitische-milizen-im-irak-bombardiert/

(26) 26.08.2019; https://www.businessinsider.de/politik/geheimangriff-aufgeflogen-hype-um-g7-und-trump-schauernachricht-israel-irak-2019-8/

(27) 29.12.2019; https://southfront.org/u-s-announces-strikes-against-iranian-backed-forces-in-iraq-syria/

(28) 29.12.2019; https://www.tagesschau.de/ausland/hisbollah-syrien-iran-101.html

(29) 30.12.2019; https://www.dw.com/de/irak-%C3%BCberdenkt-beziehungen-zu-usa/a-51841524

(30) 05.01.2020; https://parstoday.com/de/news/middle_east-i50389-irak_ordnet_beschr%C3%A4nkungen_f%C3%BCr_us_milit%C3%A4roperationen_im_land_an

(31) 26.06.2014; Stefan Buchen; https://de.qantara.de/inhalt/der-westen-und-die-irakkrise-die-haessliche-neue-ordnung-des-fruchtbaren-halbmondes

(32) https://www.thefamouspeople.com/profiles/haider-al-abadi-6889.php; abgerufen: 04.01.2020

(33) Nuri al-Maliki; Biografie; http://www.whoswho.de/bio/nuri-al-maliki.html; abgerufen: 04.01.2020

(34) https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/irak-node/irak/203976; abgerufen: 03.01.2020

(35) 11.03.2015; Stefan Buchen; https://de.qantara.de/inhalt/sunnitisch-schiitischer-konflikt-der-feind-meines-feindes

(36) 04.01.2020; https://southfront.org/rocket-attacks-target-u-s-embassy-military-base-in-iraqi-capital/

(37) 04.01.2020; Philip Klaus; https://flutterbareer.wordpress.com/2020/01/04/usa-sucht-im-irak-die-eskalation/

(38) 24.10.2019;  https://www.bundesregierung.de/breg-de/aktuelles/bundeswehr-irak-syrien-1672184

(39) 02.08.2015; Marco Giannangeli, Josh Taylor; http://www.express.co.uk/news/uk/595439/SAS-ISIS-fighter-Jihadis

(40) 26.03.2016; http://noch.info/2016/03/perverses-doppelspiel-nato-spezialkraefte-kaempfen-als-is-terroristen-verkleidet-in-syrien/

(41) 09.06.2015; Tony Cartalucci; https://journal-neo.org/2015/06/09/logistics-101-where-does-isis-get-its-guns/

(42) 08.05.2017; https://www.nbcnews.com/storyline/isis-uncovered/isis-infiltrates-rukban-refugee-camp-jordan-syria-border-n750206

(43) Ben Norton; 16.06.2017; https://www.alternet.org/grayzone-project/us-and-gulf-allies-supported-islamist-extremists-syria-qatars-ex-prime-minister

(b1) Suche nach „US-Botschaft im Irak“ bei ixquick.com; 4.1.2020; https://www.startpage.com/sp/search

(Titelbild) US-Botschaft im Irak, Bagdad; 20.1.2014; Quelle: US-Regierung; https://de.wikipedia.org/wiki/Datei:U.S._Embassy_in_Baghdad,_Iraq.png; Lizenz: Gemeinfrei

Von Ped

8 Gedanken zu „US-Besatzer im Irak mit den immer gleichen Konzepten“
  1. Grandios recherchiert, mit einer nötigen Mahnung an uns alle, am Ende des Artikels.
    Die Spirale der Eskalation wird wieder vorangetrieben, doch könnte Trump und seine Think Tanks evt. nicht die Falken mit diesem, klar völkerrechtswidrigem Mord, ausgetrickst haben? Dank der grandiosen Entscheidung des Iraks, möglichst alle fremden Truppen rauszuwerfen, ist die USA evt. gezwungen alle Abenteuerspielchen im mittleren Osten einzustellen. Was Trump ja 2016 auch versprochen hatte…
    Ich glaub auch nicht mehr an das Gute bei diesen ganzen Psychopaten an der Macht, hier wie drüben, aber vllt ist das der Anstoß zum Abzug der Besatzer aus der Region.
    Man darf ja hoffen. Danke Ped und
    RIP General Qassem Soleimani.

  2. Lieber Ped,
    kleine Korrektur „Anführer der PMU […] war der nun umgebrachte iranische General Qassem Soleimani“ – nein, er war im Irak nicht als Anführer tätig, als Berater und Vermittler der iranischen Hilfe – ja, vielleicht sogar als Chef iranischer Spezialkräfte vor Ort, wozu ich aber keine verlässlichen Aussagen kenne. Es gab ja auch 2014 eine Fatwa von al Sistani, die zum Kampf gegen ISIS aufrief (https://en.wikipedia.org/wiki/Ali_al-Sistani#Role_in_contemporary_Iraq). Der gleichzeitig ermordete Al Muhandes war hingegen Anführer einer irakischen PMU. Vermutlich war das ja auch gemeint?
    Und die Formulierung des „radikalen, steinzeitlichen, sunnitisch-wahhabitischen Kalifatsgebilde“ könnte auch einer PR-Abteilung entsprungen sein. Nein, da ist nichts steinzeitlich, auch wenn die Korrelation „Islam + Steinzeit“ zum kleinen 1*1 der Presse gehört. Der Islam ist als Religion des 7. Jh. die jüngste (!) aller großen Religionen und als frühmittelalterlich einzustufen. Die ausgiebige Nutzung von Technik des 21. Jh. – Drohnen, GPS, ATGM … – passt auch so gar nicht zur Steinzeit. „radikal, wahabitisch“ sollte eigentlich reichen.
    LG, Bernd

    1. Danke BG!

      Bitte machen Sie mal einen Textvorschlag, wie man die von Ihnen näher beleuchteten Führungsstrukturen der PMUs im Irak, wie auch die Rolle von General Soleimani im Text besser darstellen kann. Gern pflege ich das dann mit Fußnote im Artikel ein.

      „Und die Formulierung des “radikalen, steinzeitlichen, sunnitisch-wahhabitischen Kalifatsgebilde” könnte auch einer PR-Abteilung entsprungen sein. Nein, da ist nichts steinzeitlich, auch wenn die Korrelation “Islam + Steinzeit” zum kleinen 1*1 der Presse gehört.“

      Hier interpretieren Sie etwas hinein, was da so nicht steht. Der Wahhabismus ist doch in keiner Weise mit dem Islam gleichzusetzen, sondern er interpretiert den sunnitischen Islam in extremer Weise. Seine Inhalte – wohlgemerkt die des Wahhabismus – sind dermaßen reaktionär, anmaßend und gewalttätig, dass dies aus meiner Sicht heraus auch mit einer gewissen Rethorik ausgedrückt werden darf.

      Herzlich, Ped

      1. Lieber Ped, es würde genügen, in der betreffenden Zeile „Qassem Soleimani“ durch „Abu Mahdi Al Muhandis“ zu ersetzen, letzterer war zweifellos ein Führer einer PMU. Die Unbeständigkeit und Vielzahl der PMU, die jeweils auch noch unterschiedlich in ihrer Ausrichtung nach Religion, ethnischer Zugehörigkeit und Führungsfiguren sind, macht es schwer, diese zu beschreiben – das übersteigt bei Weitem meine derzeitigen Kenntnisse. Auf US-Druck wurden die PMU erst 2019 in das irakische Militär integriert, in der Hoffnung diese dadurch in ihrer Selbständigkeit zu beschneiden und sie besser kontrollieren zu können, Deswegen war Muhandis ja auch ein offizieller Angehöriger der irakischen Armee.
        Zu Soleimani geistert in den Medien vielfach die Behauptung herum, er wäre der zweitwichtigste Mann im Iran gewesen. Zweifellos war er im Iran sehr populär, was aber noch auf seiner Rolle im Irak-Iran Golfkrieg beruht, wo er nicht nur Divisionskommandeur war, sondern auch die Kontakte zu den Kurden im Irak hielt. Wie bekannt ist, waren eigentlich alle Länder gegen den Iran und haben den Irak unterstützt – seltene Einigkeit der USA und UdSSR, wenn auch aus unterschiedlichen Beweggründen. Einzig die irakischen Kurden waren Verbündete des Irans. Diese ersten internationalen Verbindungen qualifizierten ihn für die Position als „Militärattache“ der Revolutionsgarde und zugleich Chef der „Green Berets“. Sein Bekanntheitsgrad im Westen sagt nicht viel aus über seine Stellung im Iran selbst. 2011 wurde er befördert zum 2-Sterne-General, der aus irgendwelchen Gründen immer mit „Generalmajor“ übersetzt wird, aber eigentlich eins höher ist (https://de.wikipedia.org/wiki/Dienstgrade_der_Streitkr%C3%A4fte_des_Iran) – die Beförderung zum 3-Sterne-General erfolgte posthum. Es gab also im rein militärischen Bereich noch zwei Ebenen, 3-Sterne und 4-Sterne, oberhalb von Soleimani. Und den Verteidigungsminister, wobei die Revolutionsgarden direkt dem Revolutionsführer unterstellt sind. Armee und Revolutionsgarden stehen nebeneinander etwa wie in den USA Nationalgarde und Armee, auch mit vielfacher Dopplung der Bewaffnung.
        Nur weil man die anderen Personen nicht kennt, heißt es nicht, dass sie nicht wichtig sind. Etwa bei den Ministern, von anderen Ländern kennt man ehesten die Außenminister.

        Was hat der Wahhabatismus mit der Steinzeit zu tun? Genau, nichts. Auch nicht von den vermuteten sozialen Strukturen her. Feudalismus trifft die Sache doch viel genauer. Und da in einer Ausprägung mit einer Dominanz der Religion über die weltliche Macht. Also so, wie einst ein Papst den Gang nach Canossa erzwingen konnte. Nur ist das in Saudi Arabien lediglich Theorie, oder sollte man sagen Maske? Die weltliche Macht des Königs und seines Clans wird eher wenig durch Religion eingeschränkt, das typische Wasser predigen und Wein saufen. Ich gehe auch nicht davon aus, dass Sie den „moderaten Rebellen“ wahhabitischer Prägung tiefergehende Religiosität unterstellen. Zumeist handelt es sich um Söldner auf der Suche nach Geld und Macht, und sei es nur um als Kapo andere schikanieren und morodieren zu können. Nennen wir sie einfach „Söldner mit einem wahhabitischen Deckmäntelchen“ denen ein Kalifat versprochen wurde. Auch stilistisch sehe ich keinen Sinn in der Verwendung von „steinzeitlich“ in dem Kontext. Natürlich, Stil ist Ansichtssache. Aber wie wäre es mit: radikal, expansionistisch, militaristisch, missionierend, menschenverachtend, aber halt, das trifft ja alles auf unsere westlichen „Werte“ und deren Export zu …
        LG, Bernd


        Danke nochmals, ich habe Ihre Hinweise, dort wo ich diese nachvollziehen kann, in den Artikel eingepflegt (siehe auch Fußnote a1,a2).
        Herzlich, Ped

  3. Lieber Peds,
    Dank für die Recherche, nur 2 Anmerkungen:
    1. solange Sie von der sog. ARD Auskünfte, Fakten wollen, wie Sie oben schreiben, stehen Sie af verlorenem Posten. Propaganda hat nichts mit Fakten zu tun.
    2. Der Polenfeldzug – da sollten Sie ggf.mal vorsichtig anfangen, die Fakten zu recherchieren. Oder besser, dieses Einsprengsel der Selbstbeschmutzung einfach auslassen. Es besteht kein Grund dazu.

    P.S. und noch ein kleiner Hinweis, weil es aufstößt, studieren Sie doch mal den Gebrauch von „dass und das“, wir lernten das damals in der Grundschule,
    Mit freundlichen Grüßen

    1. Danke, lieber Texmex,
      nur drei Anmerkungen:
      1. Ihre Meinung zu den offenen Briefen sei Ihnen unbenommen. Allein es bleibt die Ihre und ich finde sie greift viel zu kurz. Weil sich mein Ansinnen in Ihren Augen auf „Auskünfte und Fakten“ reduziert. Das aber ist das Geringste, was ich mit den offenen Briefen bezwecke und das kann der aufmerksame Leser auch durchaus erfassen.
      2. Den „Polenfeldzug“ habe ich ganz bewusst hier eingearbeitet und mich kann das nicht „beschmutzen“, denn ich habe zu jener Zeit gar nicht gelebt. Bitte kommen Sie mir nicht mit der absoluten Wahrheit, dass Deutschland ganz unschuldig in WK2 geschlittert ist. GSR (Sie kennen ihn mit Sicherheit) hat seine hochinteressante, differenzierende Abhandlung nicht umsonst genannt: „Der Krieg der viele Väter hatte“. Sie meinen, einzig Deutschland wäre bei diesem der unschuldige Knabe gewesen? Womit wir zur dritten Anmerkung kommen.
      3. Wenn sie ein wenig Ihre überhebende Art abschleifen, können Sie mir eine große Unterstützung sein. Denn ich betreibe in meinen Blog auch das eigene Lektorat. Das hat Folgen und so bin ich daher jedem Leser sehr dankbar, wenn er mich auch auf formale Fehler im Text hinweist, statt mir – verzeihen Sie mir den Ausdruck – mit dümmlichen Hinweisen zu Grundschulwissen zu kommen.

      In diesem Sinne,
      Freundliche Grüße, Ped

      1. Naja, @peds, jeder wie er will und kann, der eine suhlt sich im Dreck und der andere lässt es eben nicht zu, dass das Andenken an seine Großväter besudelt wird.
        Schulze- R. ist nur eine Quelle, wenn das Ihre ist, bitte schon. Ich lese das zwar auch, aber nur u.a.
        Wenn Ihre Lektoratskünste so sind, wie Sie sind, dann hilft evtl. ein zweiter oder dritter Lesender, man muss dann eben mal „Bitte“ sagen. Und danach „Danke“.
        So macht das ein “ überhebender“, was immer das auch sein soll.
        Hübschen Tag noch, genießen Sie die Propagandaschau 1+2.

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