In Idlib wird ein Projekt des Westens still und leise beerdigt.
Die deutsche Kanzlerin Angela Merkel hat Russlands Präsidenten Wladimir Putin zu einem dreistündigen Gespräch empfangen. Über die Inhalte im Detail wurde Stillschweigen vereinbart. Die Berichterstattung der deutschen Leitmedien dazu verströmte den Hauch deutscher Weltgeltung als Mediator und Schlichter von Konflikten und ein großer Schleier wurde darüber gelegt, warum Syrien ein großes Thema dieses Gespräches war.
Die ARD berichtete:
„Deutschland und Russland wollen gemeinsam mit Frankreich und der Türkei eine Kontaktgruppe bilden, um das vom Bürgerkrieg zerstörte Syrien wieder zu stabilisieren.“ (1)
Beachten Sie die Wortwahl, welche von der entmündigenden Sprache des Wertewestens kündet: Vier Subjekte stabilisieren ein Objekt. Oder anders ausgedrückt: Vier Mächte kümmern sich um ein „im Chaos versunkenes Land“. Und zerstört wurde dieses Land in einem „Bürgerkrieg“. Allein dieser kurze Satz verkörpert Desinformation allererster Güte. Bürgerkrieg bedeutet doch im Übrigen dem Wortsinn nach, dass Bürger ein und desselben Landes gegeneinander Krieg führen. Wenn jedoch Libyer, Tschetschenen und Kaukasier, Ujguren, Usbeken, Afghanen und Pakistani, Sudanesen und Saudis, Deutsche, Briten, Franzosen und Türken Krieg gegen das Land Syrien führen (2), was hat das bitteschön mit einem Bürgerkrieg zu tun?
Natürlich nichts!
Diese Nachrichten sind zum nach richten, gedacht sich danach zu richten (b1):
Was macht die westlichen Mächte so geeignet, eine Friedenslösung für Syrien herbeizuführen?
Auch nichts, ihre Aktivitäten selbst sind ja zum Krieg treibend. Vergessen wir nicht, dass vor wenigen Monaten unter anderem Großbritannien und Frankreich mit Marschflugkörpern einen souveränen UNO-Mitgliedsstaat angriffen, begründet mit durch nichts belegten Anschuldigungen. Nein, das sind keine Garantiemächte für einen stabilen Frieden in Syrien, weil dieser Frieden nicht ihren Interessen dienen würde.
Bei der Türkei sieht das schon ein wenig anders aus. Für sie sind die aus dem Krieg erwachsenen machtpolitischen Konstellationen gefährlich geworden. Dazu später mehr.
Warum also lud die deutsche Bundeskanzlerin den russischen Präsidenten dann nach Deutschland ein?
Neben wirtschaftlichen Themen wie North Stream 2, in die auch das Thema Iran und die Einhaltung des JCPoA seitens der EU-Staaten einzuordnen ist, ging es um die Ukraine und natürlich um Syrien.
Schauen wir kurz auf das Jahr 2015 zurück und staunen, wie man Geschichten erfand, verbreitete und festigte, bis sie irgendwann offiziell wurden:
„Ökonomische Gründe spielen nur für 13 Prozent [der syrischen Flüchtlinge] eine Rolle bei der Entscheidung zur Flucht. Der Einsatz von Fassbomben, die Kämpfe und die Angst davor, entführt oder verhaftet zu werden, sind momentan die drängendsten Gründe. 73 Prozent sahen ihr Leben ausschließlich durch die von Assad eingesetzten Fassbomben bedroht.“ (3)
Diese „Analyse“ stammte von Adopt a Revolution (der Name ist Programm; denken Sie an Otpor! und andere „Graswurzelbewegungen“! (4,a1)). Wieviel tatsächlich aussagekräftiges Bildmaterial über Fassbombenangriffe hat der geneigte Leser jemals gesehen? Doch gern wurden diese „Analysen“ in Medien mit liberalem Anstrich wie es die damalige Partnerzeitung des englischen Guardian, nämlich der Freitag vorgibt, zu sein, verbreitet.
Wir sind es gewohnt, markige Worte zu hören, wenn es darum geht, im Falle Syriens mit dem Finger auf die Assad-Regierung und ihre Verbündeten Russland und den Iran zu zeigen. Vor drei Jahren klang dann Angela Merkel noch so:
„Vergessen wir nicht, dass die Mehrzahl der Flüchtlinge, die zu uns gekommen sind, vor Assad geflohen ist. Er wirft nach wie vor Fassbomben auf sein eigenes Volk – eine Zukunft an der Spitze des Staates kann es für ihn nicht geben.“ (5)
Eine kolportierte Lüge war in den Köpfen der Politiker zur Wahrheit mutiert und erreichte nun wieder aus deren Mündern die gläubige Bevölkerung, womit das Narrativ und die damit beabsichtigten Emotionen gefestigt wurden. Im Jahre 2015 gab es auch noch reale Chancen, die Assad-Regierung tatsächlich zu stürzen. Deutschland hatte dazu seinen Beitrag geleistet und Deutschlands Hilfen konzentrierten sich dabei vor allem auf Eines: die Schaffung einer Parallelgesellschaft.
Die bestand zum einen darin, eine passende Exilregierung zu basteln und parallel dazu im Bunde mit den „Freunden Syriens“ den Krieg nach Syrien zu tragen, um den „Schlächter von Damaskus“ zu entmachten. Nichtregierungsorganisationen und „Graswurzelbewegungen“ arbeiteten dabei auch in Deutschland Hand in Hand mit Denkfabriken. So wie mit der regierungsnahen Stiftung Wissenschaft und Politik (SWP), die schon mal für die Syrer „den Tag danach“ vorbereitete (6).
Folgerichtig wurde der Chef dieser „Lenkungsgesellschaft“, Volker Perthes, von einem weiteren „Lenker“, nämlich dem US-Amerikaner und UN-Untersekretär Jeffrey Feltman, in die höchsten Syrien-Gremien der UNO berufen, um den Prozess der, wie die Strategen es immer gerne nennen, sogenannten Transformation Syriens weiter voranzutreiben.
Jener Volker Perthes, der es noch zwei Jahre später in Interviews mit öffentlich-rechtlichen Medien hinbekam, so zu tun, als gäbe es nicht zehntausende – vor allem ausländische – Terroristen in Syrien (7). Was aber im Jahr 2015 geschah, war, dass eben solche Terroristen, die aus al-Qaida hervorgegangenen terroristischen Milizen von Jabhat al-Nusra, der Islam-Armee, Ahrar al-Sham und andere die an der Grenze zur Türkei gelegene Provinz Idlib überrannt hatten (8) und umgehend ihr sektiererisches brutales Rechtssystem einführten, was aber die westlichen Mächte bei weitem nicht so in Wallung brachte, wie „das Assad-Regime“ (9). Sogenannte moderate Rebellen – was realistischerweise allenfalls lokale Milizen, die Zweckbündnisse eingehen (müssen), meinen kann – haben es schwer in Idlib (b2).
Und was hat es nun auf sich mit dem Viererformat, bestehend aus Russland, der Türkei, Frankreich und Deutschland? Es hat genau mit jenem Idlib zu tun, in das bis heute Millionengelder aus den drei letztgenannten Staaten geflossen sind. Wobei ihre Verwendung völlig intransparent ist, jedoch ohne weiteres erraten werden kann, bei wem diese Gelder landen. Schon vor einem Jahr konnte man es selbst in den Mainstream-Medien lesen:
„Bis vor wenigen Wochen teilten sich mehrere Rebellengruppen die Macht. Doch Ende Juli übernahm der Al-Kaida-Ableger Haiat Tahrir al-Scham (HTS) nach kurzen Kämpfen mit seinem radikal-islamischen Kontrahenten Ahrar al-Scham die komplette Provinz – ein Erfolg der Extremisten mit weitreichenden Folgen. Moderatere Gruppen spielen damit im Bürgerkrieg kaum eine Rolle mehr.“ (10)
Das gleiche Medium schrieb:
„Durch die Extremisten ist das Leben in Idlib wie unter den Taliban in Afghanistan.“ (11)
Das war der Stand im Sommer 2017 (12), an dem sich auch ein Jahr später nichts geändert hat. Ist das jetzt die syrische Opposition?
„Die Dokumentarfilmer konnten auch bestätigen, dass im südwestlichen Zipfel der Provinz [Idlib] in und um die großenteils zerstörte Kleinstadt Dschisr al-Schughur jetzt ausländische Dschihadisten das Sagen haben – muslimische Uiguren aus der chinesischen Unruheprovinz Xinjiang, die die Region im April 2015 vom IS eroberten. Moussas Mitarbeiter schätzen ihre Zahl mit Frauen und Kindern auf bis zu 20 000.“ (13)
Es ist, was die Staaten Türkei, Frankreich und Deutschland betrifft, ihre bisherige Teilnahme an einem völkerrechtswidrigen Angriffskrieg – vor Ort wunschgemäß ausgeführt durch Jihadisten, islamistische Extremisten, letztlich alle mehr oder weniger mit al-Qaida vernetzt.
Nur noch einmal zur Erinnerung:
Der Anschlag vom 11. September 2001 auf die Twin-Towers in New York wurde und wird al-Qaida zugeschrieben. Seitdem sind hunderttausende Menschen in einem sogenannten Kampf gegen al-Qaida gestorben und demokratische Grundrechte in den westlichen Staaten wurden Stück für Stück mit der Begründung zurückgefahren, al-Qaida – als Inkarnation des Terrors – zu bekämpfen. Wie kann irgendeine Organisation, sei sie militärisch oder zivil aufgestellt, einen einzigen Cent zum „Aufbau einer Zivilgesellschaft“ erhalten, wenn sie auch nur den Hauch einer Verbindung zu al-Qaida aufweist?
Es klingt komisch ist aber so und wir sollten uns nichts vormachen. Westliche Staaten, mittendrin Deutschland sind Unterstützer von al-Qaida, bewusst oder unbewusst, mittelbar oder unmittelbar – aber sie tun es, zum Beispiel in der syrischen Provinz Idlib.
Allein durch die Beendigung dieser Teilnahme (14) machen die genannten Staaten – ob sie das nun gern tun, sei dahingestellt – einen Weg zum dauerhaften Frieden im gesamten westlichen und nordwestlichen Teil Syriens frei.
Russland hilft dabei den großen westlichen Demokratien, ihr Gesicht zu wahren.
Denn während man in den Medien eine Rolle dieser Staaten als wichtige Garantiemächte für Friedensprozesse im Nahen Osten verkauft, werden im Hintergrund Strukturen abgewickelt. Und das sind die einer seit sieben Jahren mit Unmengen an Geldern kreierten und am Leben erhaltenen Parallelgesellschaft.
Erinnern wir uns, welche Aufgabe Parallelgesellschaften haben und wer die Ideen ihrer Etablierung entwarf dann stoßen wir auf die Gesellschaftskonzepte aus dem Häusern RAND und Soros (15,16).
Zu einer Parallelgesellschaft gehören zum Beispiel ein paralleler syrischer Zivilschutz, eine parallele Polizei, eine parallele Verwaltungsstruktur, eine parallele Zoll- und Steuerbehörde; alles illegal installierte Institutionen, welche die Souveränität des Staates eben über seine legalen Behörden aushebeln. Und das hat man in Idlib am Weitesten vorangetrieben.
Nur haben die Gestalter dieser Parallelgesellschaft nicht berücksichtigt, dass die Träger dieser Parallelgesellschaft einen äußerst fragwürdigen Sozialisierungsprozess hinter sich haben und damit keinesfalls gewillt sind, brav die Handlungsanweisungen ihrer westlich-demokratischen Gönner umzusetzen. So schrieb zum Beispiel der britische Guardian:
„Das Panorama-Programm „Dschihadisten, für die Sie bezahlen“ behauptet, dass Polizei-Mitglieder in Idlib von Jabhat al-Nusra genehmigt werden mussten und dass Polizei-Mitglieder in der Provinz Aleppo Geld an die Miliz Nur ad-Din al-Zinki, eine andere extremistische Gruppe, bezahlen mussten.“ (17)
Vor dem Gespräch mit Wladimir Putin sagte Angela Merkel in einer Presseerklärung das Folgende:
„Wir müssen hier vor allen Dingen als Erstes vermeiden, dass es in und um Idlib zu einer humanitären Katastrophe kommt. Wir beobachten, dass die Kampfhandlungen ja ansonsten zurückgehen. Aber damit ist natürlich noch keine Friedensordnung geschaffen. Deshalb legt Deutschland auch als Mitglied der sogenannten „Small Group“ Wert darauf, dass wir einen politischen Prozess in Gang bringen. Wir haben darüber schon in Sotschi gesprochen. Hier geht es vor allen Dingen auch um eine Verfassungsreform und mögliche Wahlen. Wir unterstützen die Arbeit des UN-Beauftragten Herrn de Mistura in diesem Zusammenhang.“ (18)
Natürlich sind das Worte für die Galerie. Das von Merkel gezeichnete Syrien-Bild entspricht zwar nicht der Realität, entspricht jedoch dem öffentlich eingetrichterten und inzwischen fest verankerten Bewusstsein und muss daher von der deutschen Kanzlerin auch weiter so gelebt werden. Doch auf der emotionalen Ebene lässt sich erkennen, dass in der Polemik, im Empören gegenüber „dem Diktator“ und seiner Schutzmacht, mehrere Gänge herunter geschaltet wurde.
Inhaltlich sind zwei Aspekte sehr interessant. Der erste ist die „kleine Syrien-Gruppe“ („Small Group“), deren Existenz als Solche im Februar und März des Jahres noch angezweifelt, nun aber explizit durch Angela Merkel selbst erwähnt wurde. (19) Obiges Zitat deckt sich daher auch sehr gut mit Zielen, welche innerhalb der „kleinen Syrien-Gruppe“ vereinbart wurden und in die Deutschland nachfolgend gezielt einbezogen wurde:
„Satterfield sprach in aller Deutlichkeit über die Pläne der USA und ihre Entschlossenheit, diese auch umzusetzen. Syrien soll aufgeteilt werden, der Osten und Nordosten soll vom Rest des Landes getrennt werden. Satterfield führte aus, dass für die Umsetzung fünf Punkte ausgearbeitet wurden:
- Syrien soll geteilt werden.
- Die Gespräche in Sotschi sollen zum Scheitern gebracht werden.
- Die Türkei soll umworben werden.
- De Mistura (UN-Sonderbotschafter für Syrien) soll angewiesen werden, die Genfer Gespräche zu reaktivieren.
- Das Acht-Punkte-Papier als Grundlage für eine politische Lösung für Syrien soll umgesetzt werden.“ (20)
Wieder auf Merkels Zitat zurückkommend, sehen Sie, dass sie von dieser Agenda auch beim Treffen mit Putin keinesfalls abwich. Nachdem Idlib befreit worden ist, kommt nämlich auf die syrische Regierung die Herausforderung zu, die vollständige Einheit des Landes durch die Übernahme der Souveränität über die Gebiete östlich des Euphrat wiederherzustellen, was das Konzept der „kleinen Syrien-Gruppe“ zu verhindern sucht.
Einzig Idlib wurde abgeschrieben und darum ging es eben auch. Die deutsche Regierungschefin versuchte, und zwar rechtzeitig vor dem Beginn der Idlib-Offensive durch die SAA, mit dem russischen Präsidenten geeignete Bedingungen für einen geordneten Rückzug oder auch Verbleib (a2) der eigenen Kräfte aus der Provinz festzumachen.
Solchen Gesprächen steht die russische Führung sehr offen gegenüber. Zumal auch Frankreich ähnlich gelagerte Wünsche hegt und Großbritannien schon ganz offen Eines tut (21), was für Deutschland und Frankreich problematischer erscheint: das Projekt der Parallelgesellschaft in Idlib fallen zu lassen. Am 21. August 2018 meldete der Independent, dass die britische Regierung ab sofort ihre Hilfsprogramme für Idlib beendet, wozu unter anderem die Finanzierung einer sogenannten Freien Syrischen Polizei gehörte (22) – an der sich auch Dänemark, die Niederlande und Deutschland beteiligte (23).
Eine Polizei die eng mit den von den gleichen Quellen gesponsorten Edelhelfern der Weißhelme zusammenarbeitete, wie ihr Chef der BBC vor Jahresfrist zu berichten wusste:
„The police work closely with the civil defence, known as the White Helmets, to deal with the aftermath of air-raids – fighting fires, providing medical assistance and securing damaged areas.“ (24)
Eines ist doch völlig klar:
Je stärker den terroristischen Milizen in Idlib die logistische und finanzielle Basis unter den Füßen weggezogen wird, desto unblutiger wird die Übernahme durch die syrische Regierung verlaufen, desto weniger Menschen werden zu Flüchtlingen und desto schneller wird Frieden in dieser Region einziehen. Davor sind aber noch ein paar weitere Fallen zu umgehen.
Denn was macht man mit 30.000 islamistischen Kämpfern in der syrischen Provinz Idlib, die allesamt keine Syrer sind? Was macht man mit tausenden von Kämpfern einer al-Qaida-Filiale (25), die sich nach mehreren Umfirmierungen derzeit HTS (Hayat Tahrir al-Sham) nennt und neuerdings unter dem Deckmantel einer Nationalen Befreiungsfront (FNL) agiert (b3).
Sehr bewusst hat die syrisch-russisch-iranische Allianz immer einen Rückzugskorridor für die ausländischen Terroristen offen gelassen, damit die Syrien auch wieder auf dem Weg verlassen können, über den sie in das Land kamen, den über die Türkei. Deswegen fuhren die sogenannten Grünen Busse mit evakuierten Militanten in der Regel nach Idlib. Somit dürfte klar sein, warum die Türkei Teil dieser Vierergruppe ist. Welchen Sprengstoff sie sich da ins Land holt, wenn zehntausende militante Islamisten tatsächlich dazu gebracht werden sollten, Syrien zu verlassen, bedarf wohl keiner großen Erläuterung.
Das ist nämlich die große Frage: Was macht man mit diesen Extremisten, wenn man ein humanes Vorgehen dem ihrer physischen Vernichtung vorzieht? Das Problem hat die Türkei in den vergangenen anderthalb Jahren durch eine Art von Domestizierung, durch Umflaggen und Einbinden der Kämpfer in eine wiederbelebte sogenannte Freie Syrische Armee versucht, in den Griff zu bekommen – mit wenig Erfolg. Im eigenen Land stören sie jedoch den inneren Frieden, also ist die Türkei sehr daran interessiert, diese ungeliebten Ausländer los zu werden.
Die Terroristen in Idlib geraten nun an mehreren Fronten unter Druck. Die von ihnen „regierte Zivilgesellschaft“ war nur durch den massiven Geldfluss westlicher und arabischer Staaten lebensfähig und nun versiegt zusätzlich der Nachschub an Waffen, Munition und Informationen durch Nachrichtendienste. So, wie die schützende, politische Hand aus dem Wertewesten verschwindet. Selbst eine weitere Operation unter falscher Flagge – wie das erneute Vortäuschen eines Chemiewaffenangriffs, den man danach der syrischen Armee anlastet (26,27) – wird ihren Abgang aus oder Untergang in Idlib nicht mehr verhindern.
Umso erbärmlicher ist das erneute Anlaufen staatlich finanzierter Hetze in der Syrien-Berichterstattung, so wie es die Deutsche Welle tut (28). Sendeverantwortliche, die es augenscheinlich einen Dreck gekümmert hat, wie Menschen im Nordwesten Syriens jahrelang unter der Knute von sektiererischen Islamisten leben mussten, entdecken nun – nach erlerntem Rezept ganz den erteilten Befehlen gehorchend – ihr Herz für die Menschen in Idlib. Es ist einfach abstoßend …
Wie dem auch sei, steht das Konzept von Schwarmtheorien und Parallelgesellschaften aus dem Hause Politik gestaltender westlicher Denkfabriken auch in der syrischen Provinz Idlib vor seinem endgültigen Aus.
Bleiben Sie bitte schön aufmerksam.
Anmerkungen
(a1) Der australische Professor Tim Anderson hat die Praktiken von Adopt a Revolution, „passende“ Umfrageergebnisse zu präsentieren, anschaulich in diesem Artikel erklärt. Wiederholt haben Sprecher von Adopt a Revolution eine militärische Intervention in Syrien befürwortet, ebenso die Etablierung sogenannter Flugverbotszonen, wobei das SPD-Mitglied Elias Parebo von Beginn an eine besonders aktive Rolle spielt.
(a2) Es hängt eben auch vom Willen der deutschen Regierung ab, ob Hilfsorganisationen, die auch jetzt in Idlib wertvolle Hilfe leisten, nach der Niederlage der Islamisten im Gebiet bleiben und ihre Hilfe für die Zivilbevölkerung fortsetzen.
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Letzte Aktualisierung: 12.9.2018.
Quellen
(1) 19.8.2018; https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/merkel-putin-stabilisierung-syrien-100.html
(2) 10.7.2018; https://www.longwarjournal.org/archives/2018/07/analysis-the-turkistan-islamic-partys-jihad-in-syria.php
(3) 7.10.2015; https://www.freitag.de/autoren/pia-rauschenberger/angst-vor-assads-fassbomben
(4) 14.12.2012; https://www.hintergrund.de/feuilleton/zeitfragen/syrien-debatte-konstantin-wecker-entzieht-adopt-a-revolution-seine-unterstuetzung/
(5) 13.12.2015; https://deutsche-wirtschafts-nachrichten.de/2015/12/13/angela-merkel-verlangt-den-sturz-von-syriens-praesident-assad/
(6) 28.8.2012; https://www.swp-berlin.org/en/publication/the-day-after-democratic-transition-in-syria/
(7) 5.5.2017; https://www.deutschlandfunk.de/deeskalationszonen-in-syrien-ein-schritt-in-die-richtige.694.de.html?dram:article_id=385429
(8) 28.3.2015; http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-islamistische-kaempfer-von-al-nusra-nehmen-idlib-ein-a-1026105.html
(9) 23.4.2015; https://www.welt-sichten.org/artikel/28038/streit-um-das-islamische-recht
(10,11) 26.8.2017; https://www.n-tv.de/politik/Al-Kaida-uebernimmt-syrische-Provinz-Idlib-article20001038.html
(12) 28.5.2017; https://www.berliner-zeitung.de/kultur/film/dokumentarfilm-unter-den-augen-von-al-nusra-26978572
(13) 22.5.2017; http://www.fr.de/politik/syrien-die-wahren-herrscher-von-idlib-a-1283003
(14) 12.9.2018; https://www.heise.de/tp/features/Syrien-Niederlande-beendet-Unterstuetzung-der-Weisshelme-und-der-bewaffneten-Opposition-4161995.html
(15) 1997; http://www.rand.org/pubs/monograph_reports/MR880.html
(16) http://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/monograph_reports/MR880/MR880.ch18.pdf
(17,21) 21.8.2018; https://www.heise.de/tp/features/Syrien-Britische-Regierung-kuerzt-Unterstuetzung-fuer-oppositionelle-Polizisten-4142798.html
(18) 18.8.2018; https://www.bundesregierung.de/Content/DE/Mitschrift/Pressekonferenzen/2018/08/2018-08-18-statements-merkel-putin.html
(19,20) 3.3.2018; https://www.rubikon.news/artikel/lasst-uns-syrien-aufteilen
(22) 21.8.2018; https://www.independent.co.uk/news/world/middle-east/syria-uk-aid-cut-rebels-assad-regime-civil-war-a8499731.html
(23) 20.8.2018; https://www.telegraph.co.uk/news/2018/08/20/britain-stops-aid-funding-syrian-opposition-areas/
(24) 3.4.2017; https://www.bbc.com/news/world-middle-east-39458062
(25) 14.2.2017; https://stopterrorfinance.org/stories/511082466-al-qaeda-s-grand-plan-for-syria-passes-through-hayat-tahrir-al-sham
(26) 23.7.2018; http://www.preussische-allgemeine.de/nachrichten/artikel/plaene-in-syrien-gescheitert.html
(27) 26.8.2018; https://deutsch.rt.com/newsticker/75064-russlands-militarbehorde-vermutet-c-waffen-provokation-in-syrien-innerhalb-von-zwei-tagen/
(28) 22.8.2018; https://www.dw.com/de/warnung-an-syrien-vor-chemiewaffeneinsatz/a-45170917
(b1) Bildschirmausschnitt; MDR; 19.8.2018; https://www.mdr.de/nachrichten/politik/ausland/merkel-putin-stabilisierung-syrien-100.html
(b2) Machtverteilung extremistischer Islamisten in der syrischen Provinz Idlib; 28.6.2018; Quelle: http://www.francesoir.fr/en-coop-matteo-puxton/syrie-comment-al-qaida-reprend-pied-en-zone-djihadiste; Lizenz: k.A.
(b3) HTS (Jabhat al-Nusra) – Kämpfer; aus Video von HTS „The Battle to Liberate al-Mushirfa and Abu Dali Villages,“; Dezember 2017; entnommen aus: https://ctc.usma.edu/al-qaida-lost-control-syrian-affiliate-inside-story/; Lizenz: k.A.
(Titelbild) Karte, Syrien; Autor: MichaelGaida (Pixabay); Erstellt: Juni 2018; Quelle: https://pixabay.com/de/landkarte-syrien-aleppo-fl%C3%BCchtlinge-3473138/; Lizenz: CC0 Creative Commons
Vielen Dank, lieber PED,
für Ihre wiederum exakte Rekapitulation der Vorgänge in und um Syrien, also Dank für den nachvollziehbaren, wie quellengesicherten ‚Blick hinter die Kulissen‘.
Schon wieder werden Kanonenboote der USA – gut sichtbar – in Stellung gebracht, diesmal aber auch ‚großzügig‘ flankiert von entsprechenden Spezialkräften der RF, über- wie unterwasser, usw…
Gut das es gleich mehrere russländisch entwickelte/ entfaltete, Wunderwaffen gibt, mittlerweile… Da kann dann die gelenkte ‚Öffentliche Meinung‘ vortäuschen was sie will, die Realität der friedensstiftenden Gewaltmittel ist nicht kleinzureden/ abzuweisen.
Grüße in‘s spätsommerliche Elbflorenz