Das Fortschrittstrauma in der Menschheitsgeschichte und dessen Lösungsversuche


Wenn Fortschritt beim Menschen traumatisch wirkt, wieso lässt man diesen dann nicht einfach sein? Wie groß muss sein Gewinn sein, wenn man dafür bereit ist, den Preis eines andauernden Traumas der gesamten Spezies zu zahlen? Können wir auf Erlösung hoffen, da wir offensichtlich vor jeder Neuerung nicht wissen, was wir tun, und danach, wenn wir es wissen, es bereits geschehen ist, es zu spät ist, Fehlentwicklungen und Opfer inbegriffen?


Als Lösungsversuche der Gegenwart seien drei genannt: Gottspieler im Größenwahn, Gendern im Grünen und Gestaltung durch Umgestaltung (nach Goethe).

Man könnte geneigt sein, das Fortschrittstrauma auf Opfer und Fehlentwicklungen des Fortschritts beschränkt zu betrachten, die hingenommen werden müssen, damit es dem Rest der Menschheit besser gehen kann. Aktuelle Beispiele dazu bieten die derzeitigen gesellschaftlichen Umstände leider in gigantischem Ausmaß.

Nach Till R. Kuhnle (1) betrifft dieses Trauma jeden von uns, und es besteht in der wachsenden Unbeherrschbarkeit wie Undurchschaubarkeit technologischer und gesellschaftlicher Entwicklungen und Prozesse. Die notwendig gewordene Arbeitsteilung bewirkt die Entfremdung des Menschen von dem durch ihn hergestellten Produkt, dessen Herstellungsprozess und Nutzung.

Der Eintritt des Menschen in eine von ihm selbst gestaltete Geschichte bewirkt das zunehmende Auseinanderklaffen von Weltzeit und eigener Lebenszeit. Erst dadurch gewinnt Zeit überhaupt an Bedeutung — indem die Zyklen der Wiederkehr des Immergleichen ausgelöscht werden. Hierbei von Fortschrittsoptimismus zu reden und damit zu meinen, mit dem Eintritt des Menschen in die lineare Entwicklung der Geschichte sei ausgeschlossen, dass sie sich wiederhole, ist wahrscheinlich nicht mehr als ein Euphemismus. Ereignisse werden sich tatsächlich kaum genau so wiederholen, wie sie gewesen sind, es ist aber zu keinem Zeitpunkt ausgeschlossen, dass es ja noch viel schlimmer kommen könne …

Welche Lösungen zur Bewältigung des Fortschrittstraumas findet Kuhnle in der Literatur? Jules Vernes Kapitän Nemo bleibt auf seinem U-Boot „Nautilus“ stets Herr über alle Vorgänge und Technologien seines Schiffes, welches im übrigen bei Jules Verne ein Unikat bleibt. Damit kann sich Nemo der Unbeherrschbarkeit und Undurchschaubarkeit von gesellschaftlichen Entwicklungen und Technologien in seiner autarken Welt vollständig entziehen, mit einer Mannschaft, die ihm vollständig ergeben ist. Konsequenterweise aber muß Nemo zuletzt zusammen mit seinem Schiff untergehen, ohne daß die restliche Welt die Chance erhält, seine Erfindungen zu nutzen.

Nemos Tun bleibt für den Fortschritt in der Welt weitgehend ohne Folgen, so als hätte es ihn nie gegeben. Der Linearität der technologischen Entwicklung wird somit das zyklische Element aufgedrückt. Alles zurück auf Anfang. Gleiches geschieht übrigens im Mythos von Atlantis. In anderen Romanen Vernes, so konstatiert Kuhnle, ersetzt die Beschreibung der Inventarisierung als Gestaltung des Raumes die fortschreitende Zeit, zumal sich bei Vernes Robinsonaden der Prozess der Zivilisation als stets wiederholbar darstellt. Auch hier finden sich mithin die Zyklen wieder, die doch durch die Linearität der Menschheitsgeschichte, wenn nicht verschwunden, so doch an Bedeutung verloren haben sollen.

Der damit einhergehenden Beleidigung des Individuums durch die Erfahrung des Auseinanderklaffens von Weltzeit und eigener Lebenszeit versuchten Diktatoren wie Hitler und Pol Pot mit der Auslöschung aller anderen Menschen in Verbindung mit dem eigenen Ende zu entgehen. Ähnliches könnte auch derzeit passieren!

Der Autor Rolf Dobelli geht sogar so weit, zu empfehlen, man solle zwecks Erlangung persönlicher Zufriedenheit darauf verzichten, „Neanderthaler zu sein“, der nach seiner Auffassung noch alle Prozesse bis ins letzte Detail beherrschen musste, um zu überleben. Statt dessen solle man sich den Segnungen der menschlichen Arbeitsteilung überlassen (2). Er übersieht allerdings dabei, dass die Atomisierung von Arbeitsabläufen ein starker Faktor für Unzufriedenheit ist (3).

Nur die Verrichtung nichtentfremdeter Arbeit, die Beherrschung des gesamten Arbeitsprozesses, gebe dem Menschen das Gefühl seiner Ganzheit und Selbstwirksamkeit. Dies führt bereits zu einem ersten Teilaspekt, wie das Fortschrittstrauma zu lösen wäre — ohne den nichtexistierenden Schleichweg zurück ins Paradies: Die Gestaltung und Arbeitsorganisation als Gesamtprozess für jeden einzelnen Beschäftigten, ohne dass dieser tatsächlich jedes Detail in jeder verwendeten Apparatur kennen müsste, denn darauf kommt es nicht wirklich an. Kompensationsmöglichkeiten, Fehlerfreundlichkeit und Fehlerredundanz bei Ausfall von Teilsystemen (Plan B) würden dazugehören wie die Förderung der Nutzung menschlicher Kreativität zur Bewältigung unerwarteter Probleme, anstatt planmäßig zu scheitern. Unternehmen, die an hoher Produktivität ihrer zufriedenen Mitarbeiter interessiert sind, versuchen dies zu realisieren, wenngleich nicht in erster Linie aus Menschenfreundlichkeit sondern eher aus dem Streben nach  Gewinnmaximierung.

Zu einer Zeit, als Fortschrittsoptimismus noch zur Kompensation des Fortschrittstraumas tauglich, als die Begeisterung für Raumfahrt und moderne Technologien trotz des Traumas des Zweiten Weltkrieges und des Einsatzes von Atomwaffen gegen die Zivilbevölkerung erneut Fuß gefasst zu haben schien, hatte die Science Fiction – Literatur ihren festen Platz in den Industriegesellschaften. Ein Beispiel dafür ist „Peter und der Sternenkater“:

Natürlich handelt es sich hierbei um ein Märchen, aber eines, welches ohne jede Furcht zu lesen ist. Von der ersten Zeile an lassen die Autoren keinen Zweifel daran, dass Peter und sein Vater und Freund (wo gibt es das sonst, dass der Vater auch Freund ist?) in der besten der möglichen Welten leben (a1).

Nicht der Hauch einer dunklen Ahnung, daß unter der Oberfläche dieser freundlichen Welt ein böses Geheimnis sein könnte, streift je den Leser — kein Stalinismus und seine Übermenschen oder Ideologie, keine „Ohnmacht der Allmächtigen“, kein Schlaraffenland, in dem man zur Untätigkeit verdammt ist, kein „Krieg der Sterne“, kein Wildwest im Weltall. Im Gegenteil, diese Welt ist fehlerredundant und fehlerverzeihend — selbst eine moderne „Kittox-Hexe“ ist nicht wirklich böse, sondern wird zum wunderschönen Mädchen Kitty. Der Sternenkater — alles andere als ein „Overlord“ (Arthur C. Clark- „Childhoods end“) — ist wahrscheinlich nur für eine kleine Weile der Katzenmutter entwischt, am Ende bleibt nur ein Quentchen Glitzerfarbe, und man kann sich als Leser selbst seinen Phantasien und Träumen hingeben, einem unbestimmten Sehnen nach jener freundlichen Welt, die zweifelsohne aber eine ferne Fortsetzung der aktuellen Welt sein musste — „Der Tag zieht den Jahrhundertweg“ (Tschingis Aitmatow) für ostdeutsche Kinder, zum Beispiel EKAPUFF-Plastschaum (a2).

Unausgesprochen wird deutlich, dass Peter keine Mutter mehr hat, was ihn zwar ernst, aber nicht verzweifelt erscheinen lässt, auf keinen Fall aber einsam und verlassen, denn er kann sich auf seinen Vater und diese freundliche Welt stets verlassen. Dieses Urvertrauen — wie vielen Kindern fehlte es damals und auch heute — man kann es in dieser Geschichte jedoch als Leser erfahren. Einmal dieses Buch gelesen und man entwickelt rasch eine Abneigung gegen jegliche Ballerei im Weltraum — der im übrigen nach Stanislaw Lem absolut zivil ist („Die Falle des Gargancjan“).

Am Ende erhebt sich die Frage: Kann es eine solche Welt tatsächlich geben? Und wäre in einer solchen das Fortschrittstrauma tatsächlich vollständig gelöst?

Der Kommunismus wollte mit der Rückkehr zum Gemeineigentum und damit der linearen Gesellschaftsentwicklung seinen spezifischen Zyklus aufzwingen. Sogar im DDR-Song „Hammer und Zirkel im Ährenkranz“ lautet eine Zeile im Liedtext: „… und wir ziehen unsere Kreise (!) in das Morgen unserer Zeit.“ Religionen, wie Buddhismus und Hinduismus haben bekanntermaßen ihre spezifischen Zyklen der Wiederkehr zum Inhalt des Glaubens gemacht. Der scheinbare Widerspruch, dass das Ziel im Buddhismus letztlich die Überwindung der Zyklen des Leids durch den Eintritt ins Nirwana sein soll, klärt sich dadurch auf, daß dies nur äußerst schwer erreicht werden kann (und realistischerweise soll).

Der Mensch hängt an seinen Zyklen. Sie begegnen uns im Alltag, in Religion, Philosophie und Literatur auf Schritt und Tritt. Ob Comics mit Donald Duck in Entenhausen den ewigen Neubeginn mit jeder neuen Geschichte aufzeigen, ob die Astrophysik von einem pulsierenden Weltall spricht, oder von Parallelwelten (meint wahrscheinlich Variationen zum Thema), ob die Mode, bei der alles ja schon einmal dagewesen sein soll, ob wiederkehrende Feste, Geburtstage, Jubiläen: Zyklen haben immer etwas Tröstliches an sich, sie entheben den Menschen der Last der Verantwortung für den Augenblick, die wohl die wenigsten tragen können, sie bieten die zweite, dritte, vierte Chance, es beim nächsten Mal aber wirklich ganz bestimmt besser zu machen. Zyklen versöhnen den Menschen mit der Natur und mit sich selbst.

Das von Voltaire in „Candide oder die beste der Welten“ empfohlene Bestellen des eigenen Gartens ist, wie könnte es anders sein, nur in den natürlichen Zyklen zu denken. Es schützt den Menschen vor der Hybris wie vor der Trägheit. Gartenarbeit im wörtlichen wie allegorischen Sinn erlaubt das Eingreifen in laufende Prozesse, der einzigen Handlungsmöglichkeit für den Menschen überhaupt, da ja physikalisch betrachtet der Mensch in der absoluten Gegenwart gar nichts ausrichten kann, weil er sie mit seinen Sinnesorganen einfach nicht erfassen kann. So braucht das Licht vom Objekt zum Auge stets eine gewisse Zeit, die Verarbeitung des Sinneseindrucks im Gehirn noch viel länger. Umgekehrt lässt sich leicht feststellen, dass der Gedanke, dass jedem Augenblick etwas Einmaliges anhaftet, selbst im Alltag kaum erträglich ist.

Um das Fortschrittstrauma zu bezwingen, finden sich bei Kuhnle (1i) Zitate von Autoren, die zu eben diesem Zweck eine archaische, mithin zyklische Ontologie empfehlen, eine „Ontologie ohne den Terror der Zeit“.

Das Christentum als Antwort auf die Unerträglichkeiten der Menschheitsgeschichte leugnet deren linearen Verlauf nicht ab, wie es andere Religionen tun. Es ermöglicht dem Menschen aber die Betrachtung und Einordnung seines eigenen Lebens in einen großen Zyklus, spendet somit Trost und verzichtet zu guter Letzt doch nicht auf zyklische Elemente, wie an der Auferstehung Christi, der Geschichte des Hiob und der Johannesapokalypse deutlich wird. Diese spezifische Sichtweise hat möglicherweise die moderne Welt mit ihren Zumutungen erst möglich und dem Menschen annehmbar gemacht.

Stanislaw Lem beschreibt in seinem Roman „Solaris“ die Unerträglichkeit der Zyklen einer fortwährenden Wiederkehr der gestorbenen Freundin des Haupthelden Kelvin in einer Endlosschleife und die Erlösung aus dieser Endlosschleife als Rückkehr zur linearen Entwicklung; doch selbst Lem läßt seinen Roman mit den Worten enden, dass Kelvin nur die Hoffnung bliebe, dass die Zeit der grausamen Wunder noch nicht vorbei sein möge.

In Kuhnles Abhandlung (1ii) findet sich ein Bericht über ein Naturvolk, welches sich anschickte, den Weg in die Zivilisation zu suchen im wörtlichen Sinne: Sie hatten ihren angestammten Platz im Urwald verlassen. Mitgenommen hatten sie das, was ihnen zuvor wertvoll erschienen war, nämlich Adlerfedern. Kurz darauf aber hatten sie sich der Federn entledigt, was heißen will, dass mit dem Übertritt in die neue Gesellschaftsordnung alle Werte der alten verlorengehen müssen, ob nun die Adlerfedern des Naturvolkes oder der Trabant des Ossis.

Hierbei wird deutlich, dass eine derartige abrupte Anpassung dem Menschen fast unmöglich ist und daher oft tödlich enden muss. Halt bieten dann nur noch Rituale, sprich Zyklen — die sich herausbildenden Gewohnheiten der Emigranten in ihrem Hotelzimmer oder in der Notunterkunft, (N)ostalgie, Kunst… .

Der Laplacesche Dämon (heute würde man Supercomputer sagen) funktioniert durchaus beim Vorhersagen der Zukunft, solange es sich um zyklische Phänomene handelt. Er ist der perfekte Prophet für die archaische Gesellschaft, die nur in Zyklen lebt und denkt und für die die Zeit bedeutungslos ist, die bestenfalls nicht einmal einen Zeitbegriff hat. Fragt man den Dämon nach den Ergebnissen der Lottoziehung der kommenden Woche, so wird er antworten, dass 6 Kugeln von insgesamt 49 auf einer Schiene zu liegen kommen werden. Die Frage jedoch, welche Zahlen auf den Kugeln stehen werden, wird er als irrelevant abtun (4).

Das Dilemma von Laplace bestand darin, dass er mit den Mitteln der Gesellschaft, die vorwiegend noch in Zyklen dachte, die Linearität für die Zukunft der Geschichte zu extrapolieren gedachte, woran man natürlich nur scheitern kann. Gleichwohl wird der Versuch aber immer wieder unternommen, zuletzt mit Hilfe eines Supercomputers in den USA, der aufgrund der Auswertung sämtlicher Nachrichtenmeldungen der Welt angeblich Kriege und Revolutionen vorhersagen kann (Retrospektiv jedenfalls hat er immer richtig gelegen!).

Es ist nicht verwunderlich, daß in der modernen westlichen Gesellschaft Depressionen vor allem die Mittelschicht befallen. Die Oberschicht lebt fröhlich im zyklischen Auf und Ab der Börsenkurse, die Unterschicht weiß, dass ihre Fußball- oder Baseballmannschaft (kommt auf die Seite des Atlantiks an), die abgestiegen ist, auch wieder aufsteigen wird. Nur die Mittelschicht, die um die Unwiederholbarkeit ihres mühsamen Aufstieges zu Wohlstand und Prosperität weiß, die erfahren hat, dass dieser Aufstieg an spezifische Lebens- und gesellschaftliche Umstände geknüpft war und die um die Irreversibilität ihres fortwährend befürchteten Abstiegs weiß, für diese Mittelschicht ist immer Weltuntergang oder zumindest steht er kurz bevor.

Diese Mittelschicht, die Trägerin des gesellschaftlichen, wissenschaftlichen und technologischen Fortschritts der westlichen Gesellschaft ist, vermutlich längstens gewesen ist, muß die Linearität und Irreversibilität der Geschichte am brutalsten erfahren, wird diese doch durch sie hervorgebracht.

In seiner Rede zur Lage der Nation, am 29. Januar 2001 sagte der damalige Präsident der USA, George W. Bush (jun.) unter anderem: „Time is not on our side!“ (5). Spiegelbildlich lautet ein bekannter Spruch der Taliban: „Ihr habt die Uhren, wir haben die Zeit“ (6).

Wie richtig die Taliban damit gelegen haben, erweist sich in diesen Tagen. Warum also ist man nicht von Anfang an nach dem Prinzip verfahren „Leben und leben lassen“? Dabei meint „von Anfang an“ neben dem jüngsten 20-jährigen Afghanistankrieg auch alle anderen Anfänge von etwas – bis hin zur Neolithischen Revolution!)

Warum hat man die Chance vertan, den Afghanistankrieg zu vermeiden und hat nicht das Angebot der Loja Dschirga im Jahre 2001 angenommen, Osama bin Laden auszuliefern, wenn damit ein Krieg hätte verhindert werden können, den die Taliban keinesfalls gewollt hatten?

Warum bereitet es offenbar der Menschheit größtes Unbehagen, anzuerkennen, dass unsere Entwicklung nicht auf ein bestimmtes Ziel hin ausgerichtet, also nicht teleologisch ist? Warum kann der einzelne Mensch unter dieser Prämisse nicht trotzdem nach Viktor Emil Frankl den Sinn finden? (7)

Warum überhaupt haben wir einen Begriff von „Freiheit“? Ist überhaupt denkbar, dass der Neanderthaler solche Begrifflichkeiten kannte, da er doch frei in jeglicher Hinsicht lebte? Warum ist die Hybris, die Anmaßung, die Selbstüberhebung des Menschen, sich die Natur und sämtliche Prozesse untertan machen zu wollen, seit Jahrtausenden ein Thema, welches offensichtlich keiner Lösung zugeführt werden kann? Warum scheint es unmöglich zu sein, anzuerkennen, dass die Natur unsere Lebensgrundlage ist und bleibt (a3)?

Wenn in einer Anarchie die Intelligenz der einzelnen Menschen additiv ist, in einer Hierarchie jedoch subtraktiv (8), was sofort einleuchtet, wenn man gleichberechtigt arbeitende Menschen mit den Strukturen irgendeiner Armee dieser Welt vergleicht, warum gibt es dann so viele Hierarchien und so wenig menschenfreundliche Anarchien?

Der Ökonom, Journalist und Freiheitsfreund Roland Baader gibt in seinem Buch „Geld, Gold und Gottspieler“ allen Politikern dieser Welt den einzigen Rat: „Nicht Gott spielen wollen!“ (9) Warum beherzigt das kein einziger Politiker?

Gibt es überhaupt die eine Antwort auf all die Fragen, die mehr oder weniger unter der Überschrift „Fortschrittstrauma“ subsumiert werden können?

Eindeutige Antwort auf die zuletzt gestellte Frage: Nein!

Deshalb wagen wir jetzt einen Sprung.

Wie so oft kann man sich den aktuellen Problemen nur schrittweise nähern: Wo also sind die Querverbindungen zwischen Genderwahn, Cancel culture und Hygienewahn zu suchen? Denn: „Dreieinig sind sie, nicht zu trennen!“ (10)

Und gemeinsam ist ihnen, dass sie als Lösungsversuche des Fortschrittstraumas nicht nur untauglich sind, sondern mehr noch die Sicht versperren sollen auf praktikable Lösungsansätze!

Gender ist viel mehr als nur das den Lesefluss von Texten störende Binnen-I und die idiotische Umbenennung von feststehenden, eindeutigen und schönen Begriffen und Redewendungen, von „Studierenden“ anstatt Studenten bis hin zum Ersatz des Wortes „Frau“ zu „Menstruierende Menschen“ (wie bezeichnet man dann Frauen in der Menopause?).

Im Mittelalter war die heute abwertende Bezeichnung „Weib“ üblich, bis schließlich die Ritter voller Inbrunst unter dem Fenster ihrer Angebeteten diese als „vrouwe“ — Gebieterin — besangen (11). Die Übernahme des schönen Wortes „Frau“ in den Sprachgebrauch assoziiert bis heute — nun, da bedarf es kaum weiterer Erklärungen …, jedenfalls ist es ein riesiger gedanklicher und sprachlicher Komplex.

Daß Gender nicht bei sprachlichen Regelungen stehenbleibt, sondern in kürzester Zeit handfeste gesellschaftliche Veränderungen nach sich zieht, zeigt z. B. die Forderung der SPD in Sachsen nach Mülleimern für „menstruierende Männer“ auf Herrentoiletten (10). Wickeltische wären wahrscheinlich wichtiger, aber das hätte ja praktischen Nutzen!

Die Mechanismen und Vorgehensweisen der Obrigkeit sind wörtlich nachzulesen in Orwells Roman „1984“. Über die Sprache und „Sprachregelungen“ wird Einfluss auf das Denken der Menschen in der Gesellschaft genommen, was diese dann entsprechend verändert. Natürlich gibt es in jedem Menschen männliche und weibliche Anteile, das zeigt sich ja schon in der Konzentration von Sexualhormonen, aber die entsprechenden Konzentrationsverhältnisse sind entscheidend.

Lange bevor dies bekannt war, gab es in Asien bereits das Prinzip Yin und Yang, wobei im jeweiligen Gegensatz auch immer ein kleiner Teil des Pendants enthalten ist. Wenn solches allerdings missbraucht wird, um Gesellschafts- und Familienstrukturen zu zerstören, so ist es nur logisch, wenn man da in erster Linie bei den noch formbaren Kindern ansetzt und nicht so sehr bei den bereits gefestigten Erwachsenen. Aber auch bei letzteren erzeugen Veränderungen des gesellschaftlichen Umfeldes entsprechende Veränderungen.

Vor einigen Jahren gab es im TV einen Beitrag, wie sich ein Journalist namens Christian als Experiment weiblich kleidete und sich Silikonbrüste anklebte (keine Operation!). Zunächst wurde er als Christiane von anderen Frauen völlig anders wahrgenommen und in Gespräche einbezogen, welche diese mit ihm als Mann so wohl kaum so geführt hätten, wie selbstverständlich gehörte er auf einmal bei allen Damenkränzchen dazu. Abends in der Szene — eine völlig andere Ansprache, obwohl jedermann nach wie vor sehen konnte, dass es sich bei ihm um einen Mann handelte.

Schließlich aber musste er das Experiment abbrechen, weil ihm sein Hausarzt mitteilte, seine Testosteronwerte seien viel zu niedrig, und es bestehe die Gefahr, dass sie sich nicht wieder erholen würden (13).

Wie weit die Genderideologie in der Gesellschaft bereits verankert ist, kann der geneigte Leser des Beitrages leicht selbst recherchieren (14, 15). Dem Autor dieses Textes ist der Fall einer Jugendlichen bekannt, die aufgrund schwieriger Familienverhältnisse zunächst mit dem Abusus von Schmerzmitteln begann, teilweise unterstützt von Ärzten, das ganze wurde dann fortgeführt mit männlichen Hormonen noch zu Zeiten ihrer Minderjährigkeit, und das im Grunde nur, weil sie in einer schwierigen Phase der Selbstfindung mehrfach von sich sagte, sie wäre ein Junge. Speziell letzteres hatte begonnen, indem sie sich einen anderen, männlichen Namen zulegte — also mittels Sprache (a4)!

Natürlich bewirken die extern zugeführten Hormone Veränderungen im Denken und in den Verhaltensweisen – und das ist besonders fatal bei jugendlichen Gehirnen in ihrer Plastizität. Dass dieses Mädchen keine Kinder im Leben wird bekommen, ist sehr wahrscheinlich! Die beschriebenen Phänomene sind aber so neu nun auch nicht, wie ein Blick in die Geschichte zeigt: Im Laufe der Jahrtausende gab es ein stetes Auf und Ab bei der Sexualmoral. Den antiken Griechen galt die Knabenliebe als höchstes Ideal und reinste Liebe, da sie nicht auf die Zeugung von Kindern abzielte. Nach Aristoteles sollte sie propagiert worden sein, um die Geburtenrate zu senken. (16) Die antiken Griechen sind ausgestorben, die heutigen Bewohner Griechenlands sind später aus dem Gebiet der heutigen Türkei eingewandert (17).

Zur Zeit der spätrömischen Dekadenz war es sogar usus, sexuelle Handlungen an Säuglingen vorzunehmen. Das Verbot der Kastration von Säuglingen, um sie länger im Stadium der Kindlichkeit zu halten, belegt, dass dergleichen überhaupt praktiziert wurde. Allen Verboten und Gesetzen zum Trotz war die Sexualmoral auf einem Tiefpunkt, praktisch gab es keine Tabus mehr (18 bis 22).

Wenig später standen die Germanen am Aventin-Hügel und winkten mit dem Geschichtsbuch — Zeit zum Umblättern!

Der Untergang des Weströmischen Reiches war ein historisch komplexer Vorgang, zu welchem die Sexualmoral ihren Teil beitrug. Auffällig ist der extreme Gegensatz zwischen einem einerseits komplizierten Regularium der Sexualbeziehungen und den tatsächlich praktizierten Handlungen, vornehmlich der Oberschicht. Im Unterschied zu den Römern hatten die Germanen weit liberalere Auffassungen zur Sexualmoral; insbesondere die Frauen besaßen mehr Rechte. So zum Beispiel war die Ehescheidung durchaus erlaubt, sogar, wenn sie von der Frau ausging. Wiederheirat, Freie Liebe, in geringem Umfang auch Polygamie, alles war möglich (23).

Zudem besaßen die Germanen recht stabile familiäre Strukturen. Kern ihrer Gesellschaft war die Sippe. Ihr war man zu absoluter Loyalität verpflichtet (24, 25). Man würde allerdings grandios irren, führte man die „Frauenrechte“ und Familienstrukturen auf die „edle Gesinnung“ unserer Vorfahren zurück. Den Frauen in der Sippe oblag neben der Kinderbetreuung die gesamte Feldarbeit und ebenso das, was man heutzutage Arbeit im Haushalt nennt. Ohne sie wäre die Sippe in jeglicher Hinsicht nicht existenzfähig gewesen, und wohl nur deshalb hatten sie einige persönliche Rechte. „Schandkerle“ wurden nach Tacitus ohne viele Umstände erwürgt und im Moor versenkt (26).

Ob darunter auch Homosexuelle subsumiert wurden, wird nicht ganz klar. Andere Quellen sprechen von Männerbünden der Krieger, in welchen es vermutlich auch zu homosexuellen Handlungen gekommen ist (27). Man kann beim Studium der historischen Quellen und unter allen nur denkbaren Vorbehalten beim Vergleich mit der aktuellen Situation zu folgendem Schluss kommen:

Das Prinzip Yin und Yang lehrt, dass Gegensätze eine Einheit bilden, wobei in jedem Teil auch immer ein Körnchen des Pendants enthalten ist. Werden die Teile extrem, so werden gleichsam die Gegensätze extrem, jedoch auch die sich im jeweils gegensätzlichen Teil befindlichen Körnchen werden extrem.

Extremen Regularien der Römer stehen extreme Ausschweifungen gegenüber. Liberalere Verhältnisse bei den Germanen begünstigen hingegen den familiären Zusammenhalt und verhindern extreme Ausschweifungen weitgehend. Aktuelle Beispiele für diese These sind derzeit einige zu finden:

  • Rigorose Ablehnung gentechnisch veränderter Organismen – massiver Druck auf die
    Bevölkerung, sich Genspritzen verabreichen zu lassen
  • Abschaltung von Kohlekraftwerken – Abwürgen des Ausbaues der Photovoltaik auf
    Dächern, der einzigen Vorgehensweise ohne zusätzlichen Flächenverbrauch
  • Datenschutzgrundverordnung der EU mit Androhung horrender Bußgelder bei Verstößen –
    absichtlicher und von Spahn gesetzlich verordneter Verstoß gegen die DSGVO durch die
    Gesetzlichen Krankenkassen; Etablierung allumfassender Überwachung aller Lebensbereiche
  • Zunehmende Prüderie bei der Darstellung von Sexualität in den Medien (nackte weibliche
    Brüste sind kaum noch zu sehen) – Frühsexualisierung von Kindern und sexuelle Aufklärung,
    die weit über das hinausgeht, was zur Findung der eigenen Sexualität und Rolle in der
    Gesellschaft beiträgt (14i).

Um hier konkret zu werden: Es ist schlichtweg nicht logisch nachvollziehbar, dass einerseits die Darstellung liebevoller sexueller Aktivität zwischen Mann und Frau für kleine Kinder als jugendgefährdend eingestuft wird, während andererseits bereits im Grundschulalter, zum Teil schon im Vorschulalter über sexuelle Aberationen „aufgeklärt“ wird, Kinder dazu angehalten werden, „ihr Geschlecht zu hinterfragen“, einen „Puff für alle“ konstruieren oder nachspielen sollen, wie Sex gegen Geld erlangt wird (14ii). Der Zweck dessen drängt sich hier förmlich auf: Die „Knabenliebe“ im antiken Griechenland sollte nach Aristoteles die Geburtenrate senken; in der Gender-Agenda (Dale O ́Leary, Vitual Issues Press, USA 1997) wird gleiches offengelegt. (14iii).

Beispielhaft für die oben ausgeführte These, dass extreme Gegensätze jeweils ihr extrem gewordenes Pendant enthalten, weniger extreme Gegensätze ihr weniger extremes Pendant, ist der Umgang mit Homosexualität in der DDR: Im Gegensatz zur BRD wurde § 175 desStGB bereits 1968 gestrichen, in der BRD erst 1994. Rechtlich gesehen waren damit Homosexuelle in der DDR deutlich besser gestellt, als in der BRD, wo sie darauf hoffen mussten, dass die Justiz § 175 nicht mehr zur Anwendung bringen würde.

Zugleich wurden fragende Jugendliche explizit darauf hingewiesen, daß der Staat zwar nichts gegen Homosexualität habe, diese aber auch nicht fördern wolle (28). Dieser an sich vernünftig klingenden Aussage stand natürlich der jeweilige Zeitgeist entgegen, der sich allein mit einer Liberalisierung im Strafrecht nicht schlagartig ändern ließ (29). Geschlechtsumwandelnde Operationen wurden auch in der DDR durchgeführt, allerdings nicht an Minderjährigen, und die Hürden dafür waren hoch, beginnend mit notwendigen Begutachtungen durch Psychologen (30).

Es erhebt sich wieder die Frage: Wäre ein freundlicher, gelassener Umgang mit nichtheterosexuellen Menschen nach dem Prinzip „Leben und leben lassen!“ nicht das Ziel in einer liberalen Gesellschaft gewesen? Ist es wirklich notwendig, dass Homosexuelle heiraten dürfen, vermutlich zur Erlangung von Steuervorteilen im Ehegattensplitting, die ursprünglich dazu gedacht waren, Familien mit Kindern zu unterstützen?

Eine erste Antwort könnte lauten: Man kann die Frage so gar nicht stellen, denn wie eingangs dargelegt, spielt sich in der Natur wie in der Gesellschaft nahezu alles in Zyklen ab. Schwingt das Pendel in die eine Richtung, so erreicht es schließlich seinen extremen Endpunkt, bevor es schließlich die Richtung wechselt. Es ist zu hoffen, daß es dann nicht erneut zu massiven Ungerechtigkeiten und Diskriminierungen nichtheterosexueller Menschen kommen wird!

Ein Verharren am „Nullpunkt“ hingegen ist kaum denkbar, denn das führt zu einer grundsätzlichen Frage: Warum gibt es etwas und nicht nichts?

Eine kurzgefasste Erklärung, warum das Universum und alles darinnen überhaupt existiert, liefert die Heisenbergsche Unschärferelation: Ort und Energie können an einem beliebigen Punkt nicht zugleich dauerhaft den Wert Null haben, da in diesem Falle beide eindeutig bestimmbar wären, was aber gerade nach der Heisenbergschen Unschärferelation ausgeschlossen ist. Oszillation ist also nicht die Ausnahme, sondern der physikalische Normalfall, bei dem der Wert Null sich durch keinerlei Besonderheit auszeichnet (31).

Also ist zu schlussfolgern, daß bei jeglichen Prozessen, seien sie elementar oder komplex, Oszillationen die Regel sind, ob uns das für bestimmte biologische oder gesellschaftliche Vorgänge gefällt oder nicht. Das Gesetz der Oszillationen, der natürlichen Zyklen hat, wie schon eingangs dargelegt, zugleich etwas tröstliches: Nichts dauert ewig! – bekannt schon den Stoikern im antiken Griechenland und im alten Rom.

Zu klären wäre noch die Frage, weshalb derzeit ausgerechnet die Partei „Bündnis 90 Die Grünen“ dabei ist, mit der Zerstörung der Familie mittels Genderwahn die Keimzelle der Gesellschaft zu zerstören? Warum, wenn sie doch als Partei für Ökologie, für die Bewahrung der natürlichen Umwelt und als Antikriegspartei gestartet waren?

Die Antwort ist recht rasch gefunden: Noch jede Bewegung oder Sekte zur Weltverbesserung war mit hehren Absichten gestartet, um schließlich alles zu verraten, wofür sie einst eingetreten war, da machen die Grünen im Vergleich zu Sozialdemokraten, Kommunisten aber auch der Katholischen Kirche keine Ausnahme.

Dabei ist Sozialismus keineswegs eine Erfindung der Neuzeit, vergleichbare Systeme finden sich bereits in Südamerika vor der Conquista und auch danach, eingerichtet durch dann katholische Priester mit dem Ergebnis, dass in solchen Gemeinschaften die Eigeninitiative der Mitglieder auf Null sank, verbunden mit einer gleich hohen Geburtenrate, nämlich Null. Schafarewitsch hat dies in seinem Werk „Der Todestrieb in der Geschichte“ bereits im Jahre 1970 eindrucksvoll gezeigt (32).

Die scheinbare Wehrlosigkeit von hunderttausenden Inka und Maya gegen eine Handvoll spanischer Raufbolde um Pizarro im Süden und Cortez in Mittelamerika lässt sich nicht in erster Linie auf die überlegene Waffentechnik der Spanier zurückführen, sondern vielmehr auf das völlige Fehlen jeglicher Eigeninitiative im Volk der Inka und Maya, deren Untertanen es lediglich gewohnt waren, den Befehlen der Obrigkeit Folge zu leisten. Vietnamesen und Taliban hingegen vermochten es letztendlich, die am höchsten gerüstete Supermacht dieser Welt zu bezwingen, einfach, weil sie sich nicht unterwerfen wollten.

Gemäß der These der Oszillation gesellschaftlicher Verhältnisse führt jede Weltverbesserersekte die Gesellschaft in die Hölle, nachdem sie zuvor das Paradies versprochen hatte (33). Nach dem Zusammenbruch der alten Ordnung wird sich schließlich eine neue etablieren. Dazwischen aber, in einer Phase der freundlichen Anarchie, wird es möglicherweise etwas menschlicher zugehen. Historische Beispiele dafür sind der Abzug der Römer von den Britischen Inseln, die Zeit zwischen Februarrevolution 1917 und Oktoberrevolution 1917, als Lenin feststellte, Russland sei derzeit das freieste Land der Welt. Auch die Monate zwischen November 1989 und Oktober 1990 in der DDR mögen dazuzählen (die Älteren werden sich erinnern).
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Unter dem nachfolgenden Link kann sich jede(r) beteiligen, der mit dem Genderwahn der Grünen und ihrer Ableger in anderen Parteien nicht einverstanden ist. Auch wenn Petitionen vordergründig nichts bringen, indirekt werden sie doch helfen, und wenn es die Selbstvergewisserung des Unterzeichnenden ist, wo er steht: https://www.patriotpetition.org

Vielen Dank, Steffen, für diesen Text. Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen – insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors – kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei (internen) Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Die umfänglichen Rechte des Autors Steffen Duck bleiben davon unbenommen.

(a1) Man schreibt die Idee der Theodizee zwar Leibnitz zu, sie ist aber in Wirklichkeit natürlich viel älter.

(a2) EKAPUFF-Plastschaum ist in dieser Erzählung ein Material zur Dämpfung von Schwingungen; die Erzählung „Peter und der Sternenkater“ stammt aus dem Jahre 1970, aus einer Zeit, als der Fortschrittsoptimismus wohl noch ungebrochen schien und auch neue Materialien ein Beleg dafür sein sollten; wie so oft in der utopischen Literatur, war die Zukunft die Fortschreibung der Gegenwart

(a3) In den 1980er Jahren gab es in ARD und ZDF mehrfach einen Werbespot, der zu sparsamem Ressourcenverbrauch aufrief mit der Aussage „Die Natur braucht uns nicht. Aber wir brauchen die Natur!“ Dieser Werbespot führte tatsächlich in der DDR zu einer philosophischen Abhandlung in der Zeitung „Junge Welt“, in welcher die Aussage getroffen wurde, die Natur würde, dialektisch gesehen, uns tatsächlich brauchen, denn ohne uns wäre sie nicht das, was sie jetzt sei. Das ist zweifellos richtig, wenn auch in anderem Sinne, als in der Abhandlung gemeint!

(a4) Michael Ende hat in seinem bekanntesten Buch „Die Unendliche Geschichte“ eindrucksvoll gezeigt, wie wirkmächtig und nachhaltig die Namensgebung ist. „Nomen est omen!“ war  schon im antiken Rom bekannt.

(1 bis 1ii) Das Fortschrittstrauma: Vier Studien zur Pathogenese literarischer Diskurse (Stauffenburg
Colloquium) Taschenbuch – 29. Juli 2005 von Till R. Kuhnle

(2) Die Kunst des guten Lebens: 52 überraschende Wege zum Glück
von Rolf Dobelli und El Bocho, Pieper 2017

(3) https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/entfremdung-35938

(4) B. Zeller „Das Phantom des Netzes“ Uraufführung im Theater Jena, 1996

(5) https://www.ruhr-uni-bochum.de/gna/Quellensammlung/13/13_stateoftheunion_2002.htm

(5) Der Mensch vor der Frage nach dem Sinn: Eine Auswahl aus dem Gesamtwerk
von Viktor E. Frankl und Konrad Lorenz, Piper 1985

(6) https://www.ipg-journal.de/kolumne/artikel/spiel-auf-zeit-1107/

(7) Societies that Collapse Englische Ausgabe | von Dmitry Orlov | 8. August 2014

(8) Geld, Gold und Gottspieler: Am Vorabend der nächsten Weltwirtschaftskrise (Politik,
Recht, Wirtschaft und Gesellschaft: Aktuell, sachlich, kritisch, christlich) von Roland Baader, Resch, 2005

(9) Goethe, Faust II

(10) Kluge, Etymologisches Wörterbuch der Deutschen Sprache, 24. Auflage, de Gruyter 2002

(11) https://www.nordbayern.de/politik/menstruierende-manner-sachsens-spd-fordert-
mulleimer-auf-herrentoiletten-1.11202533

(12) https://www.bauernblatt.com/nachrichten/landfrauen/details/news/bonusmaterial-
vielleicht-komme-ich-als-christiane.html

(13) https://jungefreiheit.de/gender/

(14, 14i) https://www.facebook.com/NullGender

(15) https://dokumente-online.com/knabenliebe-im-alten-griechenland-
geschlechterrollen_1.html(15) https://www.geschichtsforum.de/thema/ethnogenese-der-heutigen-griechen.13972/

(16) https://www.grin.com/document/7155

(17) https://www.donnerhaus.eu/blog/sexcrimes-sex-und-staat-im-alten-rom-
geschichtskruemel-76/

(18) https://www.welt.de/geschichte/article147403800/So-wild-trieben-es-die-Roemer-
wirklich.html

(19) https://www.focus.de/wissen/mensch/geschichte/geschichte-des-sexuellen-missbrauchs-
paedophilie_id_1975328.html

(20) https://www.spiegel.de/kultur/schmuddelsex-im-lampenruss-a-ab9c6f99-0002-0001-
0000-000007894376

(21) https://www.mittelalter-entdecken.de/sexualitaet-christentum/

(22) https://www.planet-wissen.de/gesellschaft/familie/familie_im_wandel/index.html

(23) https://www.waldorf-ideen-
pool.de/Schule/faecher/geschichte/Antike/voelkerwanderung/germanen/das-familienleben

(24) https://www.chbeck.de/todd-traurige-moderne/product/24045857

(25) https://www.spiegel.de/politik/stoerenfriede-im-nebelland-a-cb135c67-0002-0001-0000-
000009109674

(26) Tacitus: „Die Germania“
Germania

(27) https://www.neo-eso.de/homosexualitaet-germanen-maennerbuende-unter-kriegern/

(28) Peter und der Sternenkater, Ursula und Jochen Wilke, Der Kinderbuchverlag Berlin,
1969

(29) Denkst du schon an Liebe? Heinrich Brückner, Der Kinderbuchverlag Berlin, 1977

(30) https://www.spiegel.de/geschichte/schwulenparagraf-175-homosexuelle-in-der-ddr-a-
972887.html

(31) Gibt es alles oder nichts?: Eine philosophische Detektivgeschichte von Jim Holt und Hainer Kober, rororo 2015

(32) Igor R. Schafarewitsch „Der Todestrieb in der Geschichte. Erscheinungsformen des
Sozialismus.“ Ullstein Verlag, Frankfurt/M, 1980

(33) Roland Baader „Kreide für den Wolf. Die tödliche Illusion vom besiegten Sozialismus“,
Anita Tykve Verlag, 1991

(Titelbild) Spaltung, Geist, Reflexion; Autor: Gerd Altmann (Pixabay); 07.03.2019; https://pixabay.com/de/illustrations/wahrnehmung-psychologie-gesicht-4039508/; Lizenz: Pixabay License

2 Gedanken zu „Das Fortschrittstrauma“
  1. Autsch. Mit dem Einzug der Postmoderne ist die Disziplin zur angemessenen kritischen Betrachtung irgendwie abgekippt, und Ingenieure werden durch Finanzjongleure ersetzt. Bis das Kapital voll gegen die Wand fährt (und das ist jetzt), aber das muss uns nicht interessieren, weil die Zahlen ja weiterhin stimmen. Bei den Jongleuren. Sollen sie doch Kuchen essen, die, die dann hungern.

    Nein, das ist Unfug, damit zu beginnen, der Mensch gestalte seine Geschichte. Und dann in einem Mosaik von Assoziationen immer wieder nur die eigens aufgeworfenen Leitbegriffe zu wiederholen, So geht Wissenschaft nicht, auch nicht bei den Gegeistgten. Da war Marcuse schon weiter: Probleme festkopfen. operationalisieren. Letztlich ein Spiel der Vertuschung, wenn man sich in Sphären erheben will, die jenseits davon spielen.

    Auf dem gegeistgten Plafond ist es immer gar lustig, die Farbgebungen von Sackgassen auszuleuchten. Durchaus ein Zeitvertreib, wenn auch etwas arg müßig … und immer schön kompliziert und abgehoben

    Dabei sind die hier aufgeworfenen Fragen durch wesentlich rudimentärere Fundamente gekennzeichnet. Eigentlich langweilig für ein Jonglieren. Aber das sind dann die Sackgassen, wenn man sie nicht aufgreift.

    Versuch zur Klärung (ohne weitere Ausarbeitung): Die Zerissenheit zwischen Empirie und Idealismus ist, besonders für das per Korruption der Gedankenwelten verseuchten abgendländischen Geistesgeschichte, ein böses Kreuz – papal dekretierter Katechismus als Ordnungsprinzip der weltlichen Macht, vor dem alle Welt zu Kreuze zu kriechen hat (vergesse man hier auch nicht den Blick auf die Macht der Evangelikalen in Yankee-Land).

    Umso rigider also die Anforderungen an eine Emanzipation, sich davon zu befreien, die Betrachtung der nackten Empirie entsprechend streng zu gestalten. Willkommen in der Welt der neuzeitlichen Wissenschaft.

    Die einfache Empirie sagt uns zum Fortschrittseifer solch korrumpierter Hirnwindungen zweierlei (wie es sich mir unmittelbar darbietet): einmal entsprechende Verheißung, Freiheit im Geiste erringen zu können, wenn zugleich Korruptino das Maß aller Dinge ist. Zum anderen aber eine kulturspezifische Besonderheit von allumfassend auf Zucht und Kontrolle ausgerichtete Denkstrukturen. Das ist kein Universalprinzip, das ist historische Zufälligkeit (von wegen der Mensch gestelte seine Geschichte. Ach!)

    Dem, was sich dergestalt elementar als eine auf Zucht fundierte Ausrichtung präsentiert, dem ist dann eben ein Gedanke von Fortschritt ebenso elementar eingeschrieben. Das ist kein Produkt von hirnigen Kapriolen. Strenges Befragen der einfachen Empirie bringt uns hier weiter, als der Blick von Gedanken-Jongleuren reicht.

    Es läuft auf den ewigen Streit des Träumers mit seinen Idealisierungn gegen die nackte Wirklichkeit hinaus, Und da verdankt die Menschheit der Blüte der europäischen bürgerlichen Aufklärung einige Klarstellungen, etwa mit Kant, der die beiden Ströme gegeneinander konstruktiv abgewogen hat. Ein Gegenstück lastet hingegen mit Descartes auf der Menschheit, idealisierenderweise die Welt vor sich hingestellen zu wollen, da schau ich nur auf den Bildschirm vor mir, als eine der Inkarnationen. Und weiter bleibt dennoch rein empirisch der Mensch Teil der nackten Tatsachen, und merkt dann mit solchem Vor-Sich-Hinstellen nicht mehr, wenn er sich in seinem Wolkenkuckucksheim verrannt hat, wie die Jongleure seiner Spezies allem Fortbestand nun schon ein Ende des Biologischen bereiten können.

    Hurra! Problem definiert … Operationen eingefädelt … Welt gerettet … Von wegen!

    Man darf sich durchaus fürchten vor diesen Früchten der Postmoderne, die eigenlich ziemlich laqngweilige Vernunft der Aufklärung weggekippt zu haben – sonderlich, wenn dieses Vermächtnis mit seiner Disziplin den Boden für die Methoden bereitet hat, alles Lebende ausrotten zu können.

    Die Gier von idealisierenden Idioten, die sich jonglierenderweise Milliarden zusammengerafft haben, tut ein übriges zur schlagkräftigen Wirksamkeit, um die eigene Wirksamkeit als endgültige Dummheit zu erproben. Für mehr reicht es dem Menschen prinzipiell nicht an Verstand (auch mit seinen mimetischen Maschinen nicht) – auch das ist einfache Empirie, das sehen zu können.

    Aber Fragen zur Herrschaftskontrolle zu stellen, ziemt sich im Wolkenkuckucksheim nicht wirklich, bei Jongleuren schon garnicht. Lieber dann Sackgassen mit illustren Farbschattierungen ausleuchten .. ist ja irgendwie lustiger.

    Nebenbei: Den Zusammenhang, in dem Orwell sein 1984 geschrieben hat, findet sich bei Cynthia Chung hervorragend analysiert (bitte bei Strategic Culture schauen, zuletzt auch bei The Saker) – ausdrücklich als Warnung, einerseits als Spezialist bei der Hirnwäsche-MK-Ultra (!), andererseits in den Fußstapfen eines Vorgängers, der Anfang der 1940er einen einschlägigen Fortgang der Geschichte im Sinne von Faschisten halluziniert hatte (und auch für danach wirkungsvoll weiterhin die Gedankenwelt der Mächtigen des Planeten beflügelt).

  2. Sehr geehrte(r) do rengba,
    wenn Sie mit Ihrem Kommentar zu meinem Beitrag das folgende meinen:
    „… so mag der Philosoph beginnen,
    er ist der würdigste in unserm Kreis.
    Wenn wir dabei auch nichts für uns gewinnen,
    uns ehrt die Geduld und ihn der Fleiß!“
    (J. Außerhofer, „Der unsterbliche Narr, Komödie der Menschheit“, Innsbruck 1960),
    so haben Sie sicherlich recht.
    Ich mag es immer etwas greifbarer, das geht dann zu Lasten einer streng wissenschaftlichen Betrachtungsweise – und ich habe natürlich finanzielle Aspekte unerwähnt gelassen, welche in der modernen Geschichte wohl immer so etwas wie das Unbewußte, aber Wesentliche waren, zur Französischen Revolution 1789, als der König pleite war, über den Holocaust, der nach dem Historiker Götz Aly im wesentlichen ein Raubmord an den Juden war (was auch erklärt, warum dabei so viele Durchschnittsdeutsche mitgemacht haben, da es von Fanatikern zahlenmäßig immer nur wenige gibt), vom Mauerfall 1989 und dem Untergang der DDR bis in die Krisen dieser Tage.
    Aber daß der Mensch seine Geschichte selbst gestaltet, davon gehe ich nicht ab, denn wer sonst sollte es tun?
    Meiner Meinung nach ist das vergleichbar mit der Frage nach dem freien Willen des einzelnen – ich bin dezidiert der Auffassung, daß dieser existiert und wohl so ziemlich jeder Mensch auch davon Gebrauch machen kann, denn der freie Wille ist die Grundlage der Existenz der menschlichen Gesellschaft, egal, wie sehr das einzelne Individuum geknechtet sein mag.
    Herzlich, Steffen Duck!

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