Ein treuer Forist dieses Blogs hat sich so einige Gedanken gemacht, als er den Artikel „Aleppo und Dresden – Zerrbilder zweier Städte“ las. Als alter Dresdner kann er die Bus-Installation auf dem Dresdner Neumarkt als vorgebliche Geste der Solidarität für die Menschen in Aleppo nicht so einfach hinnehmen. Und die Aufarbeitung der Dresdner Bomben-Nächte und -Tage ist von einer Propaganda geprägt, die mit wirklichen Friedensbotschaften wenig zu tun hat. Hier also sein – adolfkurts – Beitrag.
Angeregt durch Ped’s Beitrag „Aleppo und Dresden – Zerrbilder zweier Städte“ äußere ich mich im Folgenden zu diesen Streitpunkten:
- Terrorangriff auf Dresden?
- Die Manipulierung der Toten?
- Ein Versöhnungskult?
- Eine Beurteilung des sogenannten Bus-Monuments auf dem Dresdner Neumarkt im Februar/März 2017
Vorbemerkungen
Seit 1946 gedenken die Dresdner der Folgen von vier Luftangriffen anglo-amerikanischer Bomberverbände vom 13. bis 15.Februar 1945 auf Dresden. Der vierte Angriff, am 15.2., 12 Uhr wird selten erwähnt, wahrscheinlich weil dort tatsächlich doch noch einige militär-strategische Objekte getroffen wurden. Damit gab man [die britische- und US-Führung] dem Terror am Ende den Anschein einer militärischen Bedeutung.
Es folgten 45 Jahre Betroffenheit und Trauerstimmung mit Kranzniederlegungen und kleineren Veranstaltungen sowie am Abend, zur Erinnerung an den Beginn des ersten Angriffs, kurz nach 22 Uhr, das Glocken läuten aller Dresdner Kirchen. In der ersten Zeit erinnere ich mich auch an das Ertönen der Sirenen zu jener Abendzeit. Sicher war es für alle, die den Angriff erlebt haben, eine zu große psychische Belastung. Ich glaube, die Sireneneinlage gibt es schon lange nicht mehr. Kurzum: Dieser 13.Februar war ein echter Trauertag und ich hörte damals nie irgend welche Streitgespräche zu Einzelheiten der Bombenangriffe.
Nun lese ich am Schluss einer Expertenschilderung zum Angriff auf Dresden am 13.2.1945 [1] eine aus meiner Sicht völlig wirre Darstellung der Trauer und Totenehrung von 1945 bis 1990. Ich bin gespannt, ob jeder, der dies liest, die gleichen Wortspiele des Kalten Krieges heraus hört:
„[Dresden … ] war bereits zum Symbol geronnen und wurde schon wenige Monate nach Kriegsende neuerlich propagandistisch benutzt, nunmehr von den neuen Machthabern in Ostdeutschland. Das sollte typisch für die folgenden Jahrzehnte werden. Im An- und Abschwellen der politischen Konfrontation des Kalten Krieges, in den Richtungswechseln der aktuellen Tagespropaganda war das öffentliche Erinnern an den Dresdner 13.Februar 1945 strikt auf die vorgegebenen Deutungen der DDR-Staatspartei ausgerichtet. Gedenken wurde erlaubt, ja gefordert, solange es den propagandistischen Absichten hilfreich schien, oder verweigert und unterdrückt, wenn es zu Haltungen führt, die der Staatsführung missliebig waren. Die persönliche Trauer und das abweichende Nachdenken über das Erlebte wichen so in den privaten Raum der Familien und in die geschützte Nebenöffentlichkeit der Kirchen und Künste aus. Folgerichtig war das öffentliche Erinnern im letzten Jahrzehnt der DDR zum Gegenstand der innenpolitischen Auseinandersetzungen zwischen einer wachsenden Opposition und dem Staat. Auch außerhalb der DDR und der Ost-West-Konfrontation blieb das Symbol der Zerstörung Dresdens geläufig. Es diente weltweit als Argument in allen möglichen Diskursen, wurde vielfach künstlerisch reflektiert […]“ [2]
Das ist ein Text des heutigen Dresdner 13.Februar-Experten Mathias Neutzner [a1]; in einer Passage über den Umgang der DDR mit den damaligen Ereignissen. Zu diesem Text nun einige Bemerkungen:
Wie will man die Zerstörung Dresdens anders „propagandistisch“ nutzen, als dieses Kriegsverbrechen beim Namen zu nennen? Die „neuen Machthaber“ waren die Regierung eines völkerrechtlich und später auch von der BRD anerkannten Staates. Ein Historiker ist für mich bereits durch solche demagogischen Formulierungen befangen. Wir [Dresdner in der DDR] haben nicht laufend einen Richtungswechsel des Erinnerns vor genommen. Wie sollte man sich auch laufend anders erinnern? Natürlich haben wir nie von Versöhnung gesprochen. In meiner Erinnerung sind wir uns in unseren Meinungen treu geblieben. Weitere Kalte-Krieg-Formulierungen sind bspw. dass „Gedenken (also Trauern) erlaubt, ja gefordert“ wurde; welche unsinnige Wortkombination.
Man kann einer Bevölkerung von 500.000 Einwohnern, welche 35.000 Angehörige, Bekannte oder Freunde verloren hat, weder das Trauern verbieten, noch kann man es fordern. Ich kenne auch keine Auseinandersetzungen in den letzten DDR-Jahren mit der Opposition hinsichtlich der Art und des Inhalts des Trauerns. Das würde mich schon interessieren, was ich da alles nicht mit bekommen habe.
Sarkastisch gesagt: Wahrscheinlich hat man in den Kirchen von Versöhnung gesprochen und die so Denkenden sind damit nicht in die Öffentlichkeit gekommen. Und? Da hat ja die Diktatur des SED-Regimes wieder eine furchtbare Gemeinheit begangen. Man hat die Versöhnung nur in den Kirchen zugelassen und sie nicht zur Staatsdoktrin erhoben!
Es gibt sehr gut recherchierte Bücher über die Luftangriffe auf Dresden. Sie entstanden mehrheitlich nicht hier, am Ort des Geschehens und der wichtigsten Originaldokumente, sondern in den alten Bundesländern Deutschlands; auch in Österreich, England usw.
Geschrieben haben diese Bücher frei schaffende Journalisten und selbst ernannte Historiker, die damit ihren Lebensunterhalt bestritten. Sie sind entweder in der Ideologie des Westens auf gewachsen oder nach dort ausgewandert. Ich betone dies, weil ich relativ viel Subjektives heraus lese, obwohl ihre Schriften einen Anspruch an Wahrhaftigkeit vermitteln.
Trotzdem anerkenne ich die Leistung der zusammen getragenen Informationen und Dokumente. Das Grundmaterial stammt von den Arbeitsergebnissen und Unterlagen Dresdner Arbeitsgruppen und Ermittler. Was neu hinzu kam, ist eine Fülle von weiteren Dokumenten aus den Arsenalen der Militärs, sind zusammen getragene Augenzeugenberichte, Fotos und einige wenige neue Erkenntnisse. Die teilweise Subjektivität der Texte ist menschlich verständlich. Ich kann mit solch unterschiedlichen Betrachtungsweisen leben.
Schlimmer finde ich die Bemühungen, eine verordnete Wahrheit zu kredenzen. Ganz gleich ob die Autoren dies aus Feigheit, der dienenden persönlichen Anerkennung zu liebe oder auf Grund ihrer Überzeugungen behaupten. Angesichts der Unterschiedlichkeit bestimmter Aussagen und Behauptungen, fragt man sich, wem man glauben darf und was die Autoren bewegt, solche Entstellungen zu kreieren.
Da haben wir den Franz Kurowski (Autor von: „Dresden Februar 1945“ u.a.); laut Wikipedia stigmatisiert als Bestseller-Autor u.a. für so genannte rechtspopulistische Dokumentationen und Literatur über den Zweiten Weltkrieg. Er führt einige Zeugen so glaubhaft an, dass der Leser keinen Zweifel hat, dass es während der Luftangriffe auf Dresden Tieffliegerangriffe mit entsprechenden Toten gab. Für mich liest sich sein Detail reiches Werk überzeugend. Doch es wird in Wikipedia und von der Dresdner Historiker-Kommission der Jahre 2003 bis 2010 in mancher Hinsicht nicht anerkannt.
Strittig in der Aufarbeitungs-Literatur des 13.Februar 1945 sind mindestens folgende wesentlichen Komplexe:
Waren die Luftangriffe auf Dresden am 13./14.Februar vom militärischen Standpunkt aus relevant? Wer hat sie in Auftrag gegeben? Oder handelte es sich schlicht um Terrorangriffe? Wieviel Tote sind durch die Angriffe zu beklagen; 16.500 oder 350.000? Wer hat warum die Zahlen derart nach oben und unten manipuliert? Sind die durch ziehenden Flüchtlinge und die in Gefangenenlagern Festgehaltenen ausreichend mit erfasst? Gab es Tieffliegerangriffe auf die Bevölkerung?
Terrorangriff auf Dresden
Die Rechten haben nach 1990 ein Problem auf gegriffen und demonstrierten gegen die Terroranschläge der britischen und US-Luftstreitkräfte. Zu DDR-Zeiten hießen diese Anschläge auch so. Da brauchte man nicht extra demonstrieren. Denn auch wir wussten, dass Dresden keine unschuldige Stadt war, weil auch von den Menschen dieser Stadt der Zweite Weltkrieg und die Hitlerdiktatur ideologisch und durch die tägliche Arbeit unterstützt wurde. Bis dahin waren wir Dresdner uns 46 Jahre lang einig gewesen.
Unsere Ansichten waren aber nicht im Interesse der altbundesdeutschen Ideologie, welche uns durch die CDU und den am Rockzipfel hängenden anderen Parteien – die PDS / Die Linken leider oft ein begriffen, über gestülpt wurde. Da die NATO, als Verteidigungsbündnis gegründet, rechtswidrig nach deutschem und nach UNO-Recht, wieder Terroranschläge in anderen Ländern der Welt flog und wir mehr oder weniger daran beteiligt waren und sind, mussten wir von dem anklagenden Begriff des „Terroranschlages“ auf Dresden weg kommen.
Man organisierte eine neue öffentliche Meinung, welche die Zerstörung Dresdens nicht mehr als Terrormaßnahme der westlichen Allierten benannte.
Dazu gibt es heute von den Meinungsmachern folgende wesentliche Begründungen:
Stalin hätte beim Treffen der Anti-Hitler-Koalition auf Jalta die Verbündeten gebeten, den Gegner Deutschland mit Bombenangriffen zu schwächen, so dass es endlich eine bestimmte Entlastung für die sowjetischen Fronten geben würde. Die westlichen Verbündeten hatten bewusst die Sowjetunion viel zu lange allein gegen den deutschen Faschismus kämpfen lassen und mit einer zweiten Front im Westen gezögert. Stalin hätte im Gespräch auch (sinngemäß) geäußert, dass unter Umständen bei Kriegshandlungen der westlichen Allierten auch zivile Wohngebiete mit betroffen sein können.
Das bezweifelten zwar die DDR-Historiker, weil es im Widerspruch zur sowjetischen Kriegstaktik lag. Denn die sowjetischen Truppen haben die großen Städte – im Zuge von Kampfhandlungen zwar mit Artilleriebeschuss – aber ohne Bombenteppiche befreit. Trotzdem steht erst einmal Standpunkt gegen Standpunkt. [a2]
Die verantwortlichen britisch-amerikanischen Generäle waren ohnehin damals der Meinung, wenn man die Bevölkerung terrorisiert, wird sie sich gegen den eigenen Staat auflehnen, dem sie ja den Krieg zu verdanken hat und sie wird durch den erlittenen Schmerz alles dazu beitragen, den Krieg zu beenden.
Klingt logisch; hat aber damals nicht geklappt – und vorher und hinterher auch nicht. Nordkorea wie Vietnam hat nicht aufgegeben und Syrien sechs Jahre lang auch nicht. Mit Terror erreicht man keinen Frieden! Und deshalb muss Terror auch immer wieder Terror genannt werden. [Zusatz PA: Auch Staatsterrorismus ist Terror]
Und deshalb gebe ich den Rechten recht und ich frage mich, warum wir sofort kuschen, wenn man uns mit Rechts- und Verschwörungs-Theoretikern in Verbindung bringt.
Denn Dresden wurde eben nicht aus militärischen Gründen angegriffen. Die Sowjetarmee war auf gutem Weg und hätte gern eine unzerstörte Stadt befreit. Unsere Propaganda in der DDR behauptete, es ginge den West-Allierten damals darum, in ihrer Ostzone / sowjetisch besetzten Zone nur eine Trümmerwüste zu überlassen. Und deshalb habe man die einzige bisher verschonte Großstadt zerstören müssen. Ganz offensichtlich ging es ausschließlich um die Demoralisierung der Zivilbevölkerung. Denn kriegswichtige Unternehmen und die Dresdner Kasernen blieben unzerstört. Und das war kein Zufall und kein Versehen. [a3]
Die schon von Walter Weidauer veröffentlichte und allgemein bekannte Karte für die ersten zwei Angriffe zeigt den Sektor, der mit Leuchtkörpern [bekannt geworden als Christbäume] vor dem Abwurf der Bomben markiert wurde [3]:
Es ist eindeutig das alte, linksseitige [elbabwärts gesehen] Stadtzentrum, in dem sich keine kriegswichtigen Objekte, sondern nur Wohn- und Geschäftsviertel, öffentliche Gebäude und denkmalgeschützte Kunst- und Kultureinrichtungen befanden. Beim zweiten Angriff kam das rechtsseitige Zentrum hinzu. Aber auch da sparte man die Kasernen, in denen sich zeitweise bis zu 20.000 Wehrmachtsangehörige befanden, aus.
Es handelte sich also um eine echte Terrormaßnahme gegen die Einwohner Dresdens und die tausenden von Flüchtlingen, die zwischenzeitlich in der Stadt unter gebracht waren.
Die Manipulierung der Toten
In dem Buch des Oberbürgermeisters Dresdens, Walter Weidauer „Inferno Dresden“ aus dem Jahr 1965 wurden 35.000 Tote durch eine Kommission nach gewiesen. Es gab in der DDR keine andere Zahl. Gerüchteweise sprach man unter unserer Bevölkerung, weil man sich nicht sehr damit beschäftigte und die Nazi-Infos noch im Hinterkopf fest saßen oder man von Ermittlungen in der BRD erfuhr, von einigen 100.000 Toten. Es war für uns, die wir den Angriff mit erlebt hatten, ziemlich unbedeutend. Jeder Tote ist ein Toter zu viel. Uns kam es auf die Schlussfolgerungen und Lehren aus diesen Terrorangriffen der Allierten an.
Nun waren also ab 1991 die Altbundesdeutschen im Rahmen der deutschen Einheit wie eine Art Besatzungsmacht für Dresden zuständig. Und plötzlich kamen auch die einstigen Streitpunkte über die Toten wieder auf.
Im westdeutschen und angelsächsischen Raum beschäftigte man sich damals auch mit der Zerstörung Dresdens und berief sich auf ein von der SS nach Berlin gemeldeten Bericht, wonach es intern 60.000, als Geheim von Goebbels deklariert aber 250.000 Tote gab. Und dieses hinterhältig als Geheim benannte Papier war angedacht, verbreitet zu werden. Das ist genau die Lesart, die den Altnazis im Westen und den an einem neuen Krieg interessierten Kriegsgewinnlern gefiel, zeigte es doch, durch welche Unmenschlichkeit der „unbesiegbare“ Deutsche in die Knie gezwungen wurde und das eine Atombombe auch nicht viel gefährlicher ist.
Walter Weidauer lud daher die Herren, welche solch falsche Zahlen in die Welt setzten, nach Dresden ein, um die echten Zahlen zu überprüfen. Aber sie kamen nicht; nicht zu einem kommunistischen Bürgermeister. Also schickte Weidauer den Dresdner Abschlussbericht an die Adressaten. Und trotzdem blieb im Westen die Zahl der Todesopfer in Dresden weiterhin „offen“.
Es ging die Bundesrepublik eigentlich gar nichts an, wie viel Tote in Dresden gezählt wurden. Es war einfach nur eine der üblichen Stänkereien und Einmischungen in die Belange eines anderen Staates. Größenwahn im Kalten Krieg – Stichwort Alleinvertretungsanspruch der BRD. Die Regierung Pankow, wie sie die DDR-Regierung über zehn Jahre lang nannten, war ja von der BRD in dieser Zeit nicht anerkannt.
Nach 1991 unternahm man den Versuch, die Toten des Angriffes auf Dresden als gar nicht so schlimm dar zu stellen, in dem man sie herunter rechnete. Man sah die Unterlagen von Walter Weidauer ein und prüfte sie nach. Aha, 35.000 Tote statt bis zu 300.000. Doch scheinen diese Angaben unglaubwürdig zu sein; warum?
Eine Begründung habe ich jedenfalls nicht finden können, warum der Dresdner Stadtrat statt dessen eine Historiker-Kommission beauftragte, um für anfangs angeblich 170.000 € die Toten – 60 Jahre nach dem Krieg – noch einmal nach zu zählen. Als gäbe es nichts Wichtigeres in dieser Zeit zu tun.
Und das Ergebnis nach sieben Jahren harter Historiker-Arbeit?
Ganz klar; die US-Luftwaffe flog am 14.Februar 1945 keinen Tiefflugangriff und jagte und tötete die von der Katastrophe betroffenen Dresdner weder auf den Elbwiesen noch im und am Großen Garten. Die noch lebenden und zu diesem Sachverhalt aussagenden über hundert Zeugen haben sich dieses Ereignis mit den Jahren selbst eingeredet, entnehme ich den umschriebenen Worthülsen. Im Rahmen der neuerlichen Untersuchungen habe man mit entsprechenden Munitionsspürgeräten die Elbwiesen und den Großen Garten abgesucht und – nach 60 Jahren! – keine Munition aus Bordwaffen mehr gefunden.
Außerdem wissen die anglo-amerikanischen Militärs, also die damaligen und heutigen Terroristen, danach befragt, nichts davon. In deren Archiven gibt es keinerlei Hinweise darauf und miltärtechnisch sei es gar nicht sinnvoll bzw. möglich gewesen, solche Tiefflugangriffe durch zu führen. Also erklärte man die Zeugen als nicht mehr glaubhaft.
Die DDR hätte ja keine andere Meinung zu gelassen und die bedauernswerten Opfer und Augenzeugen können angesichts der damals verordneten Trauer unbewusst in eine Hysterie über die bösen Amerikaner getrieben worden sein. So lese ich das zwischen den Zeilen. Eine andere Deutung gibt es wohl nicht.
Das Ergebnis der Historiker-Kommission kann man ja verstehen. Die US-Streitkräfte, die dafür am 14.2.1945 verantwortlich gewesen wären, sind doch unsere Freunde und Helfer in der Not. Die tun so was nicht!
Und 35.000 Tote waren es auch nicht. Man hat mit Computer-Berechnungen die alten Datenbanken, die als Hauslisten vorlagen, überprüft und kommt nun auf höchstens 25.000 Tote. Und wer dagegen demonstriert, ist ein Rechter. Denn der Computer lügt nicht. Allerdings gibt es eine alte Computer-Weisheit: Mist rein – Mist raus.
Der Versöhnungskult
Die CDU-geführte Regierung des Freistaates Sachsen und die CDU-dominierten Stadtverordneten der Landeshauptstadt Dresden mit ihrem CDU-Oberbürgermeister gehen auf Versöhnung aus. Der Bau der Dresdner Frauenkirche mit dem von dem Vereinigten Königreich Großbritannien und Irland gespendeten Kreuz soll so ein Mahnmal der Versöhnung sein.
Versöhnung —> Vergessen —-> Verbrechen als menschliche Normalität empfinden, denn der Mensch ist schlecht und ein Sünder. Das steckt, vielleicht auch unbewusst, dahinter. Für mich ist die Handhabung der Versöhnung in diesem Zusammenhang diskussionswürdig. Wir DDR-Bürger sind nie zum Hass gegen andere Völker erzogen oder manipuliert worden. Selbst Stalin mahnte seine Truppen, einen Unterschied zwischen Hitler und dem deutschen Volk zu machen, obwohl ein unversiegbarer Hass verständlich gewesen wäre.
Also; mit den Engländern und US-Bürgern müssen wir uns nicht versöhnen, weil wohl die Mehrzahl der Dresdner keinen Hass (mehr?) empfinden. Es gibt eine Ausnahme, bei der jegliche Versöhnung unangebracht ist: Die für Kriegsverbrechen damals und heute Verantwortlichen damit zu entlasten. Leider kennt man diese Kriegsgewinnler und Kriegsverbrecher nicht umfassend. Sie haben den Mantel der Kriegsgeheimnisse umgehängt und agieren seit Jahrhunderten im Hintergrund. Der Durchschnittsbürger kennt einige wenige Namen, aber die Welt, die hinter jenen steht, sieht er nicht.
Wir gedenken nun seit Jahren der Opfer, indem wir uns mit den Mördern versöhnen.
Auf so eine Logik muss man erst einmal kommen. Zu DDR-Zeiten war die Losung: Nie wieder Krieg! Dresden mahnt! Dabei konnte sich jeder seine Gedanken machen, ohne dass man in Streit geriet.
Was gewesen ist, ist gewesen. Wieso werden wir genötigt, uns heute noch mit Leuten zu versöhnen, die schon lange tot sind oder so alt, dass von ihnen keine Gefahr mehr ausgeht? Und mit diesen Unbelehrbaren, psychisch kranken Menschen möchte ich mich nicht versöhnen. Ich nehme zur Kenntnis, dass es solche Menschen gibt und ich verurteile ihre Handlungen. Ich kann mich auch in sie hinein denken, sie sogar bedauern und ihre Ideologie, gepaart mit Hass und Gier und einem Unsterblichkeitswillen, etwas Großes zu schaffen, was historisch gesehen die Opfer rechtfertigt, ansatzweise begreifen. Aber versöhnen, das kann ich nicht.
Die Busse „für Aleppo“
Ich komme nun doch noch auf die Busse zurück. Anstatt etwas zu tun, was die Wogen glättet, zwischen denen, die als CDU-Treue sich in einer Menschenkette die Hände halten und denen, die etwas gegen Rechthaberei um die Wertung der Zerstörung Dresdens durch anglo-amerikanische Bomberverbände haben, schafft man einen neuen Streit- und Protestpunkt.
Die offizielle Auffassung:
Die Busse sind ein Symbol für die Verteidigung der syrischen Stadt gegen die Todesschützen der eigenen Regierung. Das sagen diejenigen, die das Monument unterstützt und bezahlt haben.
Die entegegen gesetzte Auffassung:
Nein, es ist ein Symbol für die Verteidigung der Einwohner Aleppo’s vor den ausländischen Horden, die auch von den Deutschen unterstützt werden. Die NATO will, natürlich wieder einmal ohne UNO-Beschluss und unter Verletzung der UN-Charta, die vom Volk gewählte Assad-Regierung stürzen.
Mit anderen Worten:
Die Busse sind ein Mahnmal dafür, dass die ehemalige Anti-Hitler-Koalition unter Führung der USA immer wieder und immer noch Terroranschläge durchführt oder durch Bezahlte durchführen lässt.
Ein umstrittenes Denkmal eignet sich nicht zum Gedenken! (Übrigens kommen zu den angeblichen 57.000 € Kosten noch Sturmsicherungskosten von 5.000 € hinzu.)
Wer hat Recht?
Diejenigen, die begriffen haben, dass wir uns seit einigen Jahren am Beginn eines Dritten Weltkrieges befinden, werden der Wahrheit am nächsten kommen. Denn sie wissen, dass in jedem Kalten und Heißen Krieg als erstes die Wahrheit auf der Strecke bleibt. Wir sehen es an den Lügen und Verdrehungen, Halbwahrheiten und Feindbild erschaffenden Meinungsäußerungen in unseren Medien, die bereits sprichwörtlich sind. Die Tageszeitung „Junge Welt“ hat einen neuen Slogan für ihre Zeitung:
„Sie lügen wie gedruckt. Wir drucken, wie sie lügen.“
Wer nun so naiv ist und der Kriegspropaganda unserer Regierung und der Medien der Mächtigen vertraut, kann von sich nicht behaupten, im Besitz irgend einer Wahrheit zu sein. Entweder man schweigt besser oder man informiert sich auch über andere Kanäle sowie Blogs und Plattformen im Internet. Dann kommt man der Wahrheit sicher etwas näher.
Ich kann es im Grunde verstehen, wenn der Oberbürgermeister [der Stadt Dresden] Hilbert solches Zeug redet und solche umstrittenen Monumente auf dem Neumarkt gestattet, denn er lebt in einer abgeschirmten eigenen Welt der Regierungstreuen. Abgeschirmt ist er durch Zeitmangel. Er hat objektiv kaum eine Gelegenheit, eine andere Wahrheit kennen zu lernen, als seine ihm durch Bildung, Partei und Umwelt anerzogene und von den Medien indoktrinierte.
Ich denke an die alte Weisheit:
„Nur wer weiß, dass er nichts weiß, weiß viel.“
Davon sind Herr Hilbert und seine Gesinnungsfreunde leider noch weit entfernt. Und dabei braucht er nur einmal Ped’s Ansichten studieren!
Gruß von adolfkurt
Anmerkungen
[a1] Mathias Neutzner war zudem Mitglied der Historiker-Kommission, welche 60 Jahre nach den Bombenangriffen die Anzahl der Opfer prüfte und auf maximal 25.000 revidierte. [4] Die Art und Weise, wie selektiv aus Sicht bürgerlicher Historiker Einstellung und Trauer von Menschen in das gewohnte alternativlose Muster eines „stalinistischen Systems“ gepresst wurde, kann man sehr gut aus dieser Dissertation [5] erlesen, in der Neutzner reichlich zitiert wird.
[a2] Die DDR-Historiker dürften recht haben, denn die Luftkriegsdoktrin der sowjetischen Militärführung unterschied sich grundlegend von jener der westlicher Staaten, die schon in den 1920er und 1930er Jahren in Abessinien und dem Iran den Widerstand der dortigen Bevölkerung gegen die Kolonialherrschaft mit Bombenterror zu brechen suchten. Sichtbar wird das auch an der Struktur der jeweiligen Luftstreitkräfte. Die Rote Armee legte den Fokus vor allem auf Jagdfliegerkräfte und hatte eine vergleichsweise winzige Flotte von Bombern. [6]
[a3] Diejenigen welche davon ausgehen, dass die westlichen Alliierten noch im großen Heißen Krieg den Kalten Krieg vorbereiteten, liegen richtig. In Jalta war nur wenige Tage vor dem Inferno von Dresden die Demarkationslinie zwischen den Armeen der westlichen Allierten und der Sowjetunion vereinbart wurden. Danach wurden alle sächsischen Großstädte (neben Dresden u.a. Leipzig, Chemnitz und Plauen) mit Flächenbombardements überzogen. (s.a. Paranoia, Wahn und der Dritte Weltkrieg)
Quellen
[1][2] Gravuren des Krieges / Verlag DZA /1.Auflage 2006 / Beitrag von Matthias Neutzner ‚Dresden 1945
[3] Inferno Dresden / Walter Weidauer/ Dietzverlag Berlin 1966 (sowie in den meisten anderen Büchern über den 13.2.45.)
[4] Erklärung der Dresdner Historiker-Kommission zur Ermittlung der Opferzahlen; 1.8.2208; http://www.stadtwikidd.de/wiki/Datei:Deutsche_Fotothek_df_roe-neg_0002588_003.jpg
[5] http://www.qucosa.de/fileadmin/data/qucosa/documents/6440/Thomas_Fache_Magisterarbeit.pdf
[6] Geschichte des Luftkriegs; Olaf Gröhler; 1981; Militärverlag der DDR; https://de.wikipedia.org/wiki/Olaf_Groehler (18.2.2017)
Bilder
[b1] Blick auf das zerstörte Stadtviertel Dresden – Johanstadt: Aufnahme: 1950; Quelle: Deutsche Fotothek; http://www.stadtwikidd.de/wiki/Datei:Deutsche_Fotothek_df_roe-neg_0002588_003.jpg; Lizenz: CC BY-SA 3.0 DE
[b2] Inferno Dresden / Walter Weidauer/ Dietzverlag Berlin 1966 (sowie in den meisten anderen Büchern über den 13.2.45.)
[Titelbild] 2017-03-03_DD-Businstallation-Aleppo_3q_PedsAnsichten.jpg