Die Gefahr des Terrorismus und der notwendige Kampf gegen den Terror ist eine wiederkehrende Parole aus dem Munde von Politik und Medien. Was aber Terrorismus tatsächlich ist, wer ihn wie betreibt und wo seine Wurzeln zu suchen sind, darüber herrscht doch eher Unwissenheit. Gehen wir also dem Terrorismus in diesem Artikel auf den Grund.
Das lateinische Wort Terror übersetzt sich in’s Deutsche mit der Begrifflichkeit Schrecken oder Furcht. |
Anliegen des folgenden Artikels ist es, nicht nur eine allgemeine Erläuterung des Terrorismus [a1] zu vermitteln, sondern auch kritisch die verwendeten Definitionen und vor allem die möglichen Nutznießer von Terrorismus zu hinterfragen. Beginnen wir mit dem Versuch einer Definition.
Laut Resolution 1556 des UN-Sicherheitsrates sind:
„terroristische Handlungen solche, die mit Tötungs- und oder schwerer Körperverletzungsabsicht oder zur Geiselnahme und mit dem Zweck begangen werden, einen Zustand des Schreckens hervor zu rufen, eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen und dabei von dem relevanten Terrorismus erfasst werden“. [1]
Schon der Inhalt dieser Resolution fordert erste Fragen heraus:
„Tötungs- und oder schwerer Körperverletzungsabsicht … mit dem Zweck … Schrecken hervor zu rufen, … eine Bevölkerung einzuschüchtern oder etwa eine Regierung zu nötigen„
Denn nach dieser Definition ist die zielgerichtete Bombardierung ziviler Objekte, Krankenhäuser, Infrastruktur, ja ganzer Städte gleichfalls als terroristischer Akt zu betrachten, oder? War das Ziel der atomaren Zerstörung von Hiroshima und Nagasaki nicht auch die Erzeugung von Terror, um einen Gegner einzuschüchtern bzw. zu nötigen? So besehen, ist es erstaunlich oder auch aufschlussreich, dass die Einäscherung der japanischen Städte bis heute nicht als terroristischer Akt verurteilt wurde. Die Definition scheint schon schlüssig, problematischer aber deren Auslegung.
Jürgen Todenhöfer stellt deshalb pragmatisch fest und definiert das Ganze neu:
„Für mich ist Terrorismus der inakzeptable öffentliche Versuch, politische Ziele durch Tötung und Misshandlung unschuldiger Zivilisten durchzusetzen. Wer unschuldige Zivilisten vorsätzlich tötet oder verletzt, um seine Sicht der Welt durchzusetzen, ist für mich Terrorist. Selbst wenn er an der Spitze eines Staates steht. Wir haben nicht das Recht, Unrecht mit zweierlei Maß zu messen.“ [2]
Diese Essenz seiner Aussage ist insofern plausibel, dass Gewalt gegen die Zivilbevölkerung zur Durchsetzung politischer Ziele Terror ist. Darüber hinaus ist jedoch auch seine Definition mit Widersprüchen behaftet. Denn danach sind Angriffe auf Sicherheitskräfte und ihre Einrichtungen (wie z.B. die Sprengung eines Militärkonvois) kein terroristischer Anschlag, schließlich gibt es dabei (meistens) keine zivilen Opfer zu beklagen und das ist bei dieser (gezielten) Ausübung von Gewalt auch nicht beabsichtigt. Vertreter staatlicher Ordnung werden deshalb dieser Definition wohl nicht zustimmen. Aber hätten sie damit recht?
Die deutsche Wikipedia (mit Stand 29.3.2016) überrascht positiv, mit deutlich erkennbarem Bemühen, den Begriff unvoreingenommen zu betrachten. Schon einführend schreibt sie:
„Der Terror dient als Druckmittel und soll vor allem Unsicherheit und Schrecken verbreiten oder Sympathie und Unterstützungsbereitschaft erzeugen. Terrorismus ist keine „militärische Strategie, sondern primär eine Kommunikationsstrategie. Terroristen streben zunächst nach Anerkennung, doch greifen sie nicht militärisch nach Raum (wie z. B. der Guerillero), sondern wollen das Denken besetzen und dadurch Veränderungsprozesse erzwingen.“ [3]
Die Kommunikationsstrategie ist der Schwerpunkt der Aussage, die wahren Ziele sind also nicht die physischen Opfer sondern die Überlebenden. Außerdem berücksichtigt die Betrachtung (vielleicht sogar eher ungewollt) beide Seiten und deren gelebte Emotionen im Szenario wieder. Während die Anerkennung durch die (überlebenden) Opfer verständlicherweise negativ geprägt ist, ist ihre Wirkung auf die hinter diesem Terrorismus Stehenden positiv und motivierend. Dass die Bewertung von Widerstand, als einer Form von Gewalt, heikel ist und abhängt von der subjektiven Betrachtung wie auch den jeweiligen Vertretern der Meinungs- und Deutungshoheit unterstreicht Wikipedia außerdem, weil sie sagt:
„Schwierigkeiten bereitet insbesondere die Abgrenzung von Terrorismus und politischem Widerstand. Typischerweise werden Personen und Bewegungen, die von einer Seite als gewalttätige, aber legitime Untergrund- oder Widerstandskämpfer angesehen werden, aus einem anderen Blickwinkel als Terroristen bezeichnet, und umgekehrt. Die verschiedenen juristischen Definitionen des Begriffs, ob im nationalen Strafrecht von Staaten oder im internationalen Recht, sind häufig aus ähnlichen Gründen umstritten.“ [4]
Während die willkürliche und in ihrem Ausmaß fast grenzenlose Gewalt einer vermeintlichen „moderaten syrischen Opposition“ aus der Terrorismus-Betrachtung der Leitmedien praktisch ausgeblendet wird, findet ein solches Vorgehen in Westeuropa in hohem Maße Abscheu und moralische Verurteilung.
Nach den bisherigen Feststellungen kann man jedoch ebenfalls ohne weiteres schlussfolgern: Auch ein konventioneller Krieg kann mit Mitteln des Terrorismus geführt werden – und man tat es und tut es bis zum heutigen Tag. Besonders drastisch kann einem das am Beispiel des Korea-Krieges (1950 – 1953) vor Augen geführt werden. In diesem Krieg starben drei Millionen Zivilisten, der überwältigende Anteil davon in Nordkorea; durch Flächenbombardements bewohnter Gebiete, wovon wiederum geschätzt eine Million den Feuertod durch Napalm fanden. [5] Das lässt sich sehr klar als staatlicher Terrorismus bezeichnen.
Staatliche Institutionen, die bei entsprechender Machtfülle einen Hang zur Gewalt nach außen entwickeln, diesen aber suchen gegenüber der eigenen – und internationalen Öffentlichkeit völkerrechtlich zu legitimieren, kommen logischerweise in Schwierigkeiten eine „passende“ Definition für Terrorismus zu entwickeln. Unter der Regierung des US-Präsidenten Ronald Reagan wurde 1985 eine Terrorismus-Arbeitsgruppe gegründet und Edward Peck zum Vorsitzenden gewählt. Dieser beklagte später:
„Wir haben sechs Terrorismus-Definitionen vorgelegt. Sie wurden alle abgeschmettert. Bei sorgfältigem Lesen stellte sich heraus, dass unsere eigene Regierung [die USA] selbst in derartige Aktivitäten verwickelt waren.“ [6]
Als gemeinsames Merkmal aller Terrorismus-Definitionen kristallisiert sich letztlich heraus:
Terrorismus dient in erster Linie nicht dem direkten Erreichen eines politischen Zieles sondern der Erzeugung von Angst und Schrecken und der Benutzung dieser erzeugten Gefühle um über diese weitergehende Ziele umzusetzen. Und: Auch der Krieg mit konventionellen Armeen kann als Terrorismus ausgeführt werden, was sich mit folgendem Spruch gut umschreiben lässt: Krieg ist Terror mit einem größeren Budget. |
Soweit die nun abgehandelte Theorie, wie sieht es aber in der Praxis aus? Zumindest in das öffentliche Bewusstsein – besser Unterbewusstsein – werden ganz andere Informationen kolportiert. Beim sogenannten asymmetrischen Krieg implizieren die Meinungsführer auf der starken Seite des Krieges zunehmend die Kriegführung der schwachen Seite als moralisch nicht legitimiert – als Terrorismus. Sprengt die schwache Seite mittels einer Autobombe militärische Einrichtungen, dann ist das Terrorismus, bombardiert dagegen die starke Seite militärische Ziele des Gegners durch die eigene überlegene Luftwaffe, dann ist das Krieg gegen den Terror – übrigens ein Begriff der einen Anachronismus beschreibt [a2].
Stützt man andererseits einen vergleichsweise schwachen militärischen Verbündeten im Kampf gegen einen (nach eigenem Selbstverständnis definierten!) Gegner, der relativ stark ist, dann mutieren diese Verbündeten zu Widerstandskämpfern bzw. Oppositionellen. Es ist auffällig, dass, wann immer der Westen Krieg führt und die regulären Armeen des Gegners zerschlagen wurden, Menschen die den Kampf weiterführen, nun als Terroristen (früher als Guerilla’s oder Partisanen) geführt werden. Damit wird die eigene Bevölkerung hinter der Politik der Krieg führenden Regierung gescharrt, denn die vom Terrorismus ausgehende Gefahr ist in ihr dauerhaft abgespeichert und wirksam. Terrorismus als angewandter Begriff wirkt dabei emotional und unmittelbar.
Was das (sprachlich unsinnige [a2]) Motto vom „Krieg gegen den Terror“ so ungemein gefährlich macht, ist die versteckte (und sehr beabsichtigte) Botschaft, dass dieser Krieg niemals aufhören kann, weil die Bedrohung an immer anderen Orten der Welt, wie von Geisterhand geschaffen und unberechenbar, neu erwächst. Im „Krieg gegen den Terror“ steckt die Botschaft vom ewigen Kampf Gut gegen Böse. Er stützt die Ideologie der Ausgrenzung, Polarisierung und Radikalisierung und fungiert damit als wirkungsvolles Werkzeug des Prinzips Teile und Herrsche.
Das erste Kapitel zusammenfassend erscheint uns die folgende Definition des Begriffs Terror ausreichend schlüssig:
Der Terror ist die systematische und oftmals willkürlich erscheinende(!) Verbreitung von Angst und Schrecken durch ausgeübte oder angedrohte Gewalt, um Menschen gefügig zu machen. |
Es sei hinzugefügt, dass schlussfolgernd für diese Beschreibung eines strukturellen, systemischen Phänomens, Terrorismus auch eine Erscheinung in kleineren sozialen Strukturen und zwischenmenschlichen Beziehungen ist. So lässt sich das sogenannte Stalking oder auch Erpressung und Drohungen durchaus in der Kategorie Terrorismus (halt auf der unteren sozialen Ebene) einordnen.
Wie funktioniert Terrorismus?
Nach Meinung des Thüringer Terrorismus-Experten, Juristen und Soziologen Peter Waldmann setzt sich Terrorismus aus drei Komponenten von Verhaltensmustern zusammen, die sich in der gleichen Anzahl von Phasen abbilden [7]:
- Einem Gewaltakt oder dessen öffentlicher Androhung
- Damit intendiert eine starke emotionale Reaktion, bestehend aus
- Gefühlen der Angst und des Schreckens, zumindest aber starker Verunsicherung bei den Feinden
- Positiver Emotionen wie Schadenfreude, Erleichterung und innerer Beifall bei Anhängern und Sympathisanten
- Als Konsequenz dieser Emotionen wird abgezielt auf bestimmte (unterbewusst initiierte) Reaktionen, die sind:
- einerseits von einer gewissen Panik diktierte Schutz- und Vergeltungsmaßnahmen
- andererseits eine moralisch motivierte Unterstützung und aktive Mithilfe beim seinerseits angestrebten Kampf
Das stützt die These, dass es sich bei Terrorismus weniger um eine Kampf- als vielmehr um eine Kommunikationsstrategie handelt. Nach Erfahrungen die Jürgen Todenhöfer vor Ort mit dem IS machte, schrieb er in seinem Buch „Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“, dass der islamische Terrorismus es sich in Europa zum Funktionsprinzip gemacht hat, westliche Gesellschaften zur Diskriminierung von und zu Angriffen auf Muslime zu nötigen. [8] Das große Problem ist: Es funktioniert! Und man fragt sich: Sind westliche Regierungen zu dumm, das zu erkennen?
Betrachtet man die Interessenlage der beiden Parteien („Krieger gegen den Terror“ und Terroristen) findet man erstaunlich viele Motive (außerhalb der propagandistischen Floskeln), diesen Krieg zu führen. Der islamistische Terrorismus führt einen ideologisch geprägten Kampf gegen den Westen, der vor allem aus der über Jahrhunderte geführten gewalttätigen Umsetzung eigener wirtschaftlicher – und politischer Interessen des Westens in den vom Islam geprägten Gebieten herrührt. Die westlichen imperialistischen Staaten blenden in Politik und Medien diese Logik völlig aus und berechtigen sich über den Kampf gegen islamistischen Terror, auch weiterhin nach Belieben auf den betroffenen Staatsgebieten zu intervenieren.
Damit konnte eine Gut-Böse-Diktion und Verteidigungsnotwendigkeit für die westlichen Demokratien herbei gezaubert werden. Und – keinesfalls nur nebenbei – werden zusätzlich politisch unpopuläre Maßnahmen in den westlichen Staaten über diese betrügerische Verdrehung doch noch salonfähig gemacht. Dazu gehören der Ausbau staatlicher Kontrolle, Überwachung, Vorratsdatenspeicherung, ja sogar die Abschaffung des Bargeldes.
Diese Betrachtung führt uns zu einer beunruhigenden Schlussfolgerung, dass nämlich beide Teilnehmer im „Kampf gegen den Terror“ sehr profunde Gründe haben, diesen Krieg lang und andauernd zu führen, auf Kosten der Menschen. Das bedeutet auch, dass der Schutz der Menschen gar nicht im Vordergrund dieser Auseinandersetzung steht und wir fragen uns: Wer schützt uns vor Terrorismus? Wir versuchen im Verlaufe dieses Artikels noch eine Antwort darauf zu finden.
Wer übt Terrorismus aus?
Wir haben uns in der Abhandlung ja bereits an der Beantwortung dieser Frage versucht und bezugnehmend auf die zuletzt erkannten Interessenlagen der involvierten Teilnehmer muss sich zwangsläufig der Verdacht aufdrängen, dass auch Staaten selbst Terrorismus praktizieren – sie ihn aber von anderen ausgeführt deklarieren. Dass es Staatsterrorismus gibt, wird öffentlich nicht angezweifelt, die Probleme liegen in der Interpretation und damit verbunden in dessen juristischer Bewertung. Als Tatbestand im Völkerrecht ist der Staatsterrorismus bis heute nicht verankert – ungeachtet der Forderung durch eine große Anzahl von Staaten. Es entbehrte nicht einer gewissen Komik, als Kofi Annan (ehemals UN-Generalsekretär) dazu meinte, im internationalen Recht sei der Strafbestand bereits ausreichend definiert und sanktioniert. [9]
Die Vergangenheit zeigt leider, dass die Sanktionierung von Terrorismus eine reine Machtfrage und mehr oder weniger willkürlich ist. Diese Willkür spiegelt sich in der Tatsache wieder, dass Oppositionelle einer gesellschaftlichen Ordnung durch die Mächte nach Gutdünken zu Terroristen gewählt oder auch wieder aus diesem Status abgewählt werden, je nach Interessenlage. Dass Staatsterrorismus auch Teil des westlichen Wertesystems ist, wird dagegen von deren Leitmedien weitestgehend verschwiegen. Schließlich noch zu glauben, dass Deutschland eine Insel der Seeligen wäre, die eine solche Form politischen Gebarens ausschließen würde, erscheint dann doch sehr naiv.
2007 äußerte der ehemalige deutsche Bundeskanzler Helmut Schmidt in einem Interview mit der Zeit:
„Ich habe den Verdacht, dass sich alle Terrorismen, egal, ob die deutsche RAF, die italienischen Brigate Rosse, die Franzosen, Iren, Spanier oder Araber, in ihrer Menschenverachtung wenig nehmen. Sie werden übertroffen von bestimmten Formen von Staatsterrorismus.“ [10]
Um nach der völlig naiv-perplexen Rückfrage des Interviewers, ob er (Schmidt) das ernst meint, hinzu zu fügen:
„Belassen wir es dabei. Aber ich meine wirklich, was ich sage.“ [11]
Um Deutschland diesbezüglich gleich angemessen „zu würdigen“, weise ich auf dessen jahrelange intensive Aktivitäten (politisch, geheimdienstlich wie militärisch) hin, über die der Terrorismus im Jugoslawien der 1990iger Jahre gefördert wurde.
In großer Vielzahl wurde eine besondere Form von Staatsterrorismus seit Jahrzehnten praktiziert, die sogenannten False Flags – Operationen unter falscher Flagge, die den selbst praktizierten Terrorismus einem politischen Gegner unterschieben und dadurch die eigene Bevölkerung motivieren, Sanktions- und Strafmaßnahmen bis hin zu Angriffskriegen mit zu tragen. Diese Form von Terrorismus entspricht verblüffend dem Verhalten essenzieller – wie schizoider Psychopathen im menschlichen Umfeld, die das Destruktive forcieren und dabei ihrer Umgebung glauben machen, es käme von anderswo. [12] Psychopathen nutzen dabei die gleichen Methoden wie sie auch Propaganda anwendet, um Menschen im eigenen Sinne zu manipulieren. Beides sind Anschläge auf den unterbewussten Bereich menschlichen Geistes.
Um solche False Flag – Operationen in ihrer Wirkung dauerhaft zu manifestieren und dabei eigene Verantwortung jederzeit von sich schieben zu können, entwickelte der gerade erst gegründete US-Geheimdienst CIA (Central Intelligence Agency) in den 1950iger Jahren genau dafür eine spezielle politische Doktrin, benannt als „Konzept der glaubhaften Abstreitbarkeit“. In ihr sind Methoden verankert, Urheber und Spuren von False Flag – Aktionen zu verwischen und investigativ tätig werdende Menschen und Organisationen auf falsche Spuren zu lenken.
Und Staatsterrorismus der unter falscher Flagge praktiziert wurde, gibt es zu Hauf. Die CIA wendete das Konzept erstmals in einem geheimen Programm zur Entwicklung von Bewusstseinskontrolle (bekannt geworden als MKULTRA) an und ermöglichte so eine Informationskette bis hin zum Präsidenten der USA, die nach außen verschleiert wurde. Untersuchungen zu mysteriösen Todesfällen von CIA-Mitarbeitern führten schließlich zur Aufdeckung von MKULTRA und den dabei verwendeten Methoden. [13]
Staatsterrorismus – Getarnt als False Flag
Einige repräsentative Beispiele aus der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg sollen die Wirkungsweise von False Flag – Operationen verdeutlichen.
Der Tongking-Zwischenfall sollte eine Millionen Vietnamesen, hunderttausende Kambodschaner und Laoten und auch 50.000 US-amerikanische Soldaten das Leben kosten. Allein schon die Tatsache, dass ein US-Zerstörer nahe der nordvietnamesischen Küsten im Beisein von südvietnamesischen Schnellbooten operierte, um die Verteidigungssysteme der Nordvietnamesen auszuspionieren, kann nicht anders als eine dreiste Provokation bewertet werden. Den Bedrohten, der nun an seiner Küste legitim aktiv wird, unter selektiver Verbreitung aufgefangener Funksprüche (durch die NSA) vom Opfer zum Täter zu machen, entspricht exakt der pathologischen Agenda eines Psychopathen. Dies über die gesteuerte Propaganda nun als die „Wahrheit“ gültig zu machen, also die Tatsachen in Ursache und Wirkung und auch noch selektiv umzudrehen, ist die Abbildung auf ein gesellschaftliches System, dass sich solche Wirkmechanismen zu eigen gemacht hat. [14]
Der Angriff auf die Köpfe der Menschen (zuvorderst in den USA) hörte sich so an:
„Amerikaner. Als Präsident und oberster Kommandierender ist es meine Pflicht, dem amerikanischen Volk mitzuteilen, dass erneute feindselige Akte gegen Schiffe der Vereinigten Staaten auf hoher See im Golf von Tonkin mich heute gezwungen haben, den militärischen Verbänden der Vereinigten Staaten zu befehlen, diese zu beantworten.“ [15]
Hat sich an der Propaganda (die immer die eines Krieges ist!) bis in die Gegenwart etwas verändert? „Pflicht“ als Rechtfertigung für ein „Ich kann nicht anders“, „feindselige Akte“ als völlig schwammiger aber emotional wirksamer Ausdruck um eine Bedrohung aufzuzeigen und „beantworten“ als Vehikel zur Umkehrung von Ursache und Wirkung; alles zusammen – eine dreiste Lüge. Doch in den manipulierten Köpfen westlicher Gesellschaften war diese Lüge nun zur Wahrheit auferstanden. Der Krieg konnte nun auch militärisch seine Fesseln abwerfen. War es, um die w.o. diskutierte Terrorismus-Definition anzuwenden, eine Form von Staatsterrorismus? Ohne Zweifel, ja – und selbst das False Flag – Prinzip ist in dieser (von der NSA koordinierten) Aktion erkennbar.
1962 wurden dem damaligen US-Präsidenten John F. Kennedy die Papiere zur Operation Northwoods vorgelegt. In dieser wurden verschiedene Operationspläne zu terroristischen Aktionen, wie die Versenkung US-amerikanische Schiffe und der Abschuss von Zivilflugzeugen durch den US-Geheimdienst gesteuerte Gruppen beschrieben, die man dann dem kubanischen Militär- und Geheimdienst in die Schuhe schieben wollte. Mit der daraufhin geplanten Medienkampagne in den USA selbst, erwartete man die notwendige Unterstützung zu erhalten, um eine Invasion auf Kuba einzuleiten. Kennedy lehnte die Umsetzung dieser Pläne jedoch ab. [16] Anderthalb Jahre später wurde er in Dallas erschossen.
1954 startete der israelische Geheimdienst die Operation Susannah, deren Enttarnung zur Lawon-Affäre [17] führte. Die Israelis arbeiteten dabei eng mit dem britischen Geheimdienst zusammen und bezweckten die Herbeiführung einer Situation in Ägypten, die einen Verbleib britischer Besatzungstruppen auf längere Sicht für die Weltöffentlichkeit unvermeidlich erscheinen lassen sollte. Israel rekrutierte dafür ägyptische Juden, deren Aufgabe darin bestand, Bombenanschläge auf britische – und US-amerikanische Firmen und Einrichtungen durchzuführen. Die Schuld an den Anschlägen sollte dann der Muslimbruderschaft und den ägyptischen Kommunisten unter geschoben werden. Geopolitischer Hintergrund war die Kontrolle über den Suez-Kanal, den der damalige Präsident Nasser verstaatlichen wollte. Die damaligen israelischen Terroristen wurden übrigens postum in Israel als Helden geehrt, was viel über das Selbstverständnis der israelischen Gesellschaft aussagt. [18] Auch „Susannah“ war also eine verdeckte Operation von Staatsterrorismus.
Diese Beispielliste sei abgeschlossen mit dem Giftgas-Angriff auf Ghouta in Syrien im Jahre 2013. Ziel war auch hier, die Legitimierung einer militärischen Intervention in dem schon zum damaligen Zeitpunkt durch einen brutalen Stellvertreterkrieg schwer geprüften Land. Dieser False Flag – obwohl als solcher längst aufgedeckt – wird sogar noch bis heute dreist von der westlichen Propaganda-Maschinerie genutzt, um Menschen sehr wirksam zu manipulieren und die legitime syrische Regierung zu verteufeln. Das zeigt erneut sehr gut, dass unser Unterbewusstes Lügen gegenüber ziemlich hilflos ausgesetzt ist.
Der Name hinter dieser Operation ist noch nicht bekannt, die Vorgänge aber werden immer transparenter. Bereits Anfang des Jahres 2013 (ein halbes Jahr vor den Anschlägen) veröffentlichte ein malaysischer Hacker E-Mails des britischen Verteidigungsministeriums. In diesen wurde ein Giftgasangriff bei Homs diskutiert, den man dann der Assad-Regierung unterstellen wollte. Die Zustimmung der USA war vorhanden, die praktische Koordinierung sollte dem diktatorischem Überwachungsstaat Katar zufallen. [19][20]
Schon einen Tag vor den Ereignissen von Ghouta wurden 159 Videos bei Youtube hochgeladen, welche das Geschehen (scheinbar) dokumentierten. [21] Die Tatortbesichtigung durch UN-Kontrolleure, die sich eh zu dieser Zeit in Absprache mit der Assad-Regierung im Lande aufhielten, brachte mehr als widersprüchliche Ergebnisse. [22] Der Nachweis einer Beteiligung seitens der legitimen syrischen Regierung wurde bis heute in keiner Weise erbracht. Bekannt ist allerdings inzwischen, dass schon im Jahre 2013 die terroristischen Einheiten Giftgas über die Türkei nach Syrien bringen konnten [23]. Und es sei darauf hingewiesen, dass die chemischen Kampfstoffe, die Syrien damals noch in Bestand hatte, nicht waffentauglich waren. [24]
Ich möchte unbedingt hinzufügen, dass dieser Krieg gegen Syrien so und so ein verdeckter terroristischer Akt westlicher Staaten ist, die sich dafür nützliche Idioten in (auch nach westlicher Lesart) völlig undemokratischen Staaten rekrutierten. Der Krieg gegen Syrien kann sehr passend als andauernder strategischer False Flag charakterisiert werden. |
Staatsterrorismus in der Nähe
In den 1970iger und 80iger Jahren wurden mehrfach Terroranschläge auf Personen und Einrichtungen in Italien verübt, gipfelnd mit dem 85 Menschenleben fordernden Bombenanschlag auf den Hauptbahnhof von Bologna im Jahre 1980. Allgemein wurden diese Anschläge radikal kommunistischen Gruppierungen unter geschoben (insbesondere den Roten Brigaden). Wirkliche Täter waren allerdings rechtsextreme Organisationen, die aber mitnichten eigenständig handelten. Vielmehr waren sie ausführender Teil einer NATO-Geheimstrategie, genannt Stay Behind [25]. Die CIA hatte in Italien eine geheime militärische Gruppierung namens Gladio (oft auch Geheimarmee genannt) aufgebaut, einschließlich der Einrichtung geheimer Waffenlager. Die Rechtsextremen arbeiteten im Auftrag von Gladio und wurden zusätzlich durch staatliche Institutionen gedeckt. [26][a3]. Der später geständige Rechtsterrorist Vincenzo Vinciguerra sagte später zu Erklärung dieser Strategie aus:
„Man muss[te] Zivilisten angreifen, unschuldige Menschen, die weit weg waren vom politischen Spiel. […] Die Anschläge sollten das italienische Volk dazu bringen, den Staat um größere Sicherheit zu bitten.“ [27]
Ziel dieser verdeckten terroristischen Operationen – in Italien bekannt geworden unter dem Begriff Strategie der Spannung – war eine signifikante Schwächung der kommunistischen Bewegung in Italien, welche seit Anfang der 1970iger Jahren mehrfach an der Schwelle zur Regierungsübernahme stand. Damit hätte auch eine weitere NATO-Mitgliedschaft Italiens zur Diskussion gestanden! Es ging also um die Machterhaltung des Establishments in Italien und zusätzlich um die Durchsetzung von Maßnahmen zum Abbau von Bürgerrechten und dem Aufbau von Überwachung – alles argumentiert mit einem Schutzanspruch des Bürgers, dem damit Genüge getan wäre.
1990 wurden diese geheimen Operationen im Zuge gerichtlicher Untersuchungen (in Akten des italienischen Geheimdienstes SIFAR) aufgedeckt und als Gladio-Affäre veröffentlicht. Die Europäische Union verurteilte das Vorgehen der NATO und rief die Mitgliedsstaaten auf, Untersuchungen einzuleiten. Aber in nur drei Staaten (der Schweiz, Italien und Belgien) gab es auch entsprechende Reaktionen – warum nur dort? Die Untersuchungskommission Terrorismus und Massaker (1994 – 2000) des italienischen Senats stellte fest:
„Dieses Massaker wurden organisiert oder unterstützt von Personen in Institutionen des italienischen Staates und von Männern, die mit dem [US-]amerikanischen Geheimdienst in Verbindung standen“. [28]
Dieser (natürgemäß betrügerisch und hinterhältig wirksame) Staatsterrorismus stellt aus meiner Sicht das den Menschen vermittelte Bild einer funktionierenden Demokratie,
die nach ihrem grundlegenden Selbstverständnis ja Mehrheitsentscheidungen akzeptiert, generell in Frage. Macht und Herrschaft unterwirft sich nur dem Mächtigeren, Demokratie genutzt wird jedoch von Machtbewussten als reines Werkzeug der Machterhaltung. |
Die Stay Behind – Strukturen in den NATO-Staaten werfen eine weitere interessante Frage auf. Was bringt Menschen in den westlichen Demokratien dazu, sich in Netzwerken zu engagieren, die terroristische Ziele verfolgen. Und es stellt sich heraus, dass es keine simple Antwort gibt, zu komplex ist der Mensch in seinem Fühlen, Denken und Handeln. Und es müssen keinesfalls ideologische Motive sein, die Menschen zum Terrorismus führen. Gerade junge Menschen sind vielfältig zu begeistern.
Der Frontal21-Journalist Ulrich Stoll konnte nach Freigabe durch den BND (Bundesnachrichtendienst) zwei ehemalige Mitglieder der deutschen Stay Behind – Sektion interviewen und war ob deren Antworten überrascht und dabei selbst gefangen von einem Bild, dass diese Art Terrorismus nicht ganz so schlimm zeichnet wie „echten“ Terrorismus:
„Der Bundesnachrichtendienst hat die Interviewpartner sicher sorgfältig ausgesucht. Sie sind wohl unverdächtig, Terror gegen die eigene Bevölkerung geplant zu haben. [?] Sie empfanden sich als Patrioten und zugleich als Abenteurer. Eine Soldatenromantik, die mir gänzlich fremd ist [?]: Mit dem Fallschirm bei Nacht im Feindesland abspringen, sich in Gewaltmärschen durchschlagen und Sabotageakte verüben. Mich hat erstaunt, dass die Männer kein Problem damit hatten, dass ihre Organisation ohne jede parlamentarische Kontrolle bestand. Die heimliche Existenz einer illegalen bewaffneten Partisanentruppe [beachte den Euphemismus] fanden die Stay Behind – Männer offenbar nicht problematisch.“ [29]
Islamistischer Terrorismus
Beschäftigt man sich näher mit dieser Form von Terrorismus, kommt man rasch zu der Erkenntnis, dass auch islamistischer Terrorismus als eine Art Staatsterrorismus unter falscher Flagge klassifiziert werden kann! Hierfür – und weil sie es so überzeugend zusammenfasst – sei Jürgen Todenhöfer in einer längeren Passage zitiert:
Und wieder führt der Westen Krieg im Mittleren Osten. […] Diesmal geht es gegen den IS, den sogenannten „Islamischen Staat“, dessen demonstrative Brutalität die Welt erschauern lässt. Doch geht es dem Westen wirklich in erster Linie um das Ziel, mittelalterliche Barbarei zu unterbinden? […] Für die Störungsfreiheit der Ölförderung und des Öltransports waren die USA stets bereit, Kriege zu führen. Solange die IS-Kämpfer nur in Syrien, fernab der viel größeren irakischen Ölfelder, mordeten, köpften, ließen die USA sie gewähren. Sie unterstützten sie sogar indirekt. Über die mit ihnen verbündeten Golfstaaten. Ähnlich wie die anderen großen syrischen Terrororganisationen Jabhat Al Nusra, Islamic Front oder Ahrar Al Sham. Weil sie Assad bekämpfen. Den Verbündeten des Iran […] Worum geht es dem Westen in diesem neuen Irakkrieg wirklich?
Der vor 500 Jahren beginnende Aufstieg des Westens beruhte nie auf Altruismus. Nie auf zivilisatorischen Ideen für den Rest der Welt, sondern auf der konsequenten Verfolgung seiner eigenen wirtschaftlichen Interessen. Und auf der Gnadenlosigkeit seiner Armeen. Meist schoben die westlichen Staatsoberhäupter allerdings edle Motive vor, um sich die Unterstützung ihrer Untertanen und Wähler zu sichern. Erst erschlugen sie die Menschen anderer Kulturen im Namen des Christentums, dann im Namen der Menschenrechte und der Demokratie. Doch in Wirklichkeit ging es immer nur um Geld und Macht. Bis heute. […] Die westliche Gewalt sprengte alle Grenzen. Sie sogar über das hinaus, was uns der bestialische IS-Terrorismus heute vorführt. Lous de Baudicour, französicher Schriftsteller und Kolonist schilderte eine der ungezählten Barbareien Frankreichs in Algerien: „Hier schnitt ein Soldat aus Spaß einer Frau die Brust ab, dort nahm ein anderer ein Kind an den Beinen und zerschmetterte seinen Schädel an einer Mauer.“ Victor Hugo, ein anderer Franzose, berichtete von Soldaten, die sich gegenseitig Kinder zuwarfen, um sie mit der Spitze ihrer Bajonette aufzufangen. Für in Salz eingelegte Ohren gabe es 100 Sous. Abgeschnittene Köpfe brachten deutlich mehr ein. Bis zum Ende des Algerienkrieges 1962 waren Enthauptungen algerischer Freiheitskämpfer an der Tagesordnung. Die abgeschnittenen Köpfe wurden anschließend öffentlich zur Schau gestellt. Wie heute im „Islamischen Staat“. Den Irakern erging es unter britischer Kolonialherrschaft nicht besser. Winston Churchill warf ihnen 1920 wegen ihres Aufstandes gegen die Krone „Undankbarkeit“ vor. Er setzte chemische Waffen ein, „mit ausgezeichneter moralischer Wirkung“, wie er stolz vermerkte. In Libyen wurden Stammesführer in Flugzeuge gepackt und aus großer Höhe abgeworfen. Libysche Mädchen wurden für die italienischen Kolonialtruppen als Sexsklaven gehalten. Hunderttausende Zivilisten wurden in Wüstenkonzentrationslager gesperrt, in denen die Hälfte kläglich zugrunde ging. An diesen sadistischen Grausamkeiten hat sich bis heute nichts geändert. Wir haben sie nur nie beachtet und verdrängt. Die muslimische Welt hat sie nicht vergessen. Im US-Foltergefängnis Bagram bei Kabul ging es laut führenden [US-]amerikanischen Militärs barbarischer zu als in Guantanamo. Taliban-Gefangene wurden solange durch Kampfhunde vergewaltigt (!), bis sie alles gestanden. Ich habe die Zeugenaussage eines westlichen Sicherheitsspezialisten veröffentlicht. Niemand empörte sich. Was wäre geschehen, wenn [US-]amerikanische GIs durch Hunde vergewaltigt wurden wären? Ähnlich brutal gingen die westlichen „Vorkämpfer für Menschenrechte“ nach 2003 im Irak vor. Die junge Irakerin Manal wurde im Flughafengefängnis von Bagdad gezwungen, der Vergewaltigung eines jungen irakischen Widerstandskämpfers durch einen GI zuzusehen. Sie hat ihre Demütigung hundertfach in die Welt hinausgeschrien, ist vor Gericht gezogen. Niemand hat sich dafür interessiert. Es war ja kein [US-]amerikanisches Mädchen, das da zerbrach. In Guantanamo wurden nach neuesten Berichten Gefangene von US-Beamtinnen missbraucht. Manchmal von zwei Frauen gleichzeitig. Als die sexuellen Übergriffe in den USA bekannt wurden, verwarnte man die Beamtinnen lediglich. Gefangene Araber zu missbrauchen, scheint für den Westen kein Verbrechen zu sein. Der Spiegel hat ausführlich darüber berichtet. Interessiert hat der Skandal niemanden. Wenn IS-Kämpfer vergleichbare Verbrechen begehen, kenn die Empörung des Westens keine Grenzen. Regierungen treten zusammen, Militärstäbe tagen, um Strategien zu finden, wie wir derart schamlose Angriffe auf „unsere Werte“ unterbinden können. Von Arabern begangene Verbrechen sind offenbar etwas anderes als Verbrechen, die wir begehen. Eigentlich ist das Rassismus in der widerlichsten Form. Laut dem französischem Philosophen Jean-Paul Sartre wurden die Araber vom Westen stets als Untermenschen „auf der Stufe eines höheren Affen“ behandelt. Sie waren „Bewohner“ Arabiens, aber nie echte „Eigentümer. […] Nicht ein einziges Mal hat in den letzten 200 Jahren ein arabisches Land ein westliches Land angegriffen. Angreifer waren immer die europäischen Großmächte [und später die USA]. Millionen arabische Zivilisten wurden dabei brutal ermordet. Das Gerede von der Grausamkeit der Muslime stellt die Fakten auf den Kopf. Der Westen war viel grausamer als sie. Als ich [Todenhöfer] 1975 als junger Abgeordneter der indischen Premierministerin Indira Gandhi einen unerbetenen Vortrag über die Bedeutung der Menschenrechte für die westliche Politik hielt, fragte sie erstaunt: „Glauben Sie das wirklich?“ Ex-NATO-Oberbefehlshaber Wesley Clark berichtete, man habe ihm kurz nach 9/11 im Pentagon eine geheime Liste mit sieben Schurkenstaaten gezeigt, die man in den nächsten fünf Jahren angreifen wolle. Darunter Irak, Libyen, Syrien, und Iran. Bushs Kriegstreiber wollten sich die einmalige Gelegeneheit der Terroranschläge des 11.September nicht entgehen lassen. Sie wollten in den Worten von Clark die Gunst der Stunde nutzen, um mit mehreren Kriegen „den Mittleren Osten zu destablisieren, auf den Kopf zu stellen und dann zu kontrollieren“. Ehrenwerte Gründe würde man schon finden. […] Es waren keine Muslime, die den „heiligen Krieg“ erfanden und auf Kreuzzügen über vier Millionen Muslime und Juden nieder metzelten. Es waren Christen, die in Jerusalem „bis zu den Knöcheln im Blut wateten, bevor sie glücklich weinend“ zum Grab des Erlösers schritten. Es waren auch keine Muslime, die im Namen der Kolonisierung Afrikas und Asiens 50 Millionen Menschen massakrierten. […] Terrorismus ist ein weltweites, kein muslimisches Phänomen. […] Der „islamistische“ Terrorismus der letzten Jahre wütete allerdings nicht in erster Linie im Westen, sondern im Mittleren Osten. Aufgeputscht durch die Antiterrorkriege der USA in Afghanistan, im Irak und Libyen. Sie waren regelrechte Terrorzuchtprogramme. Doch dieser Terrorismus, so schrecklich er für seine Opfer in Ost und West war, störte die [US-]amerikanischen Weltstrategen nie wirklich. Im Gegenteil, er lieferte Vorwände, um mit Zustimmung der US-Wähler immer wieder auf der Achse des Öls und des Erdgases, der sogenannten Achse des Bösen, zu intervenieren. Öl war nun mal laut Exaußenminister Henry Kissinger viel zu wertvoll, als dass man es den Arabern überlassen konnte. Terroristen sind „Schurken“, die die US-Politik schon immer brauchte, um ihren militärischen Interventionen den Anschein von Legitimität zu geben. Berühmt ist der verzweifelte Ausruf von Exgeneral Colin Powell nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion: „Mir gehen die Schurken aus!“. Wenn es keine Terroristen gäbe, würden die USA sie erfinden. Manchmal tun sie es auch. Terroristen verstehen ihre Anschläge als berechtigte Antwort auf die aggressiv ausbeuterische Politik der USA, die ihre Länder als [US-]amerikanische Tankstellen betrachten. Und dabei brutalste Methoden anwenden. Junge Muslime in Deutschland und im Irak sehen Tag für Tag, Jahr für Jahr, wie in Afghanistan, Pakistan, im Irak, Jemen, in Somalia oder Palästina muslimische Frauen, Kinder und Männer durch westliche Waffen, westliche Verbündete und westliche Soldaten schwer verletzt und getötet werden. Bis einige von ihnen irgendwann reagieren. Niemand kam als Terrorist auf die Welt. […] Der IS ist eine mörderische Terrororganisation, für die es Erklärungen, aber keine Rechtfertigung gibt. Doch wenn die westliche Politik ehrlich wäre, müsste sie zugeben, dass Politiker wie Bush jr., Cheney, Rumsfeld und Blair zumindest nach der Zahl ihrer Opfer noch schlimmere Terroristen sind. Wo immer sie militärisch intervenierten, starben qualvoll nicht Tausende, sondern Hunderttausende Zivilisten. Unzählige wurden gedemütigt, gefoltert und vergewaltigt. Auch die Methoden der USA in Guantanamo, Abu Ghraib oder Bagram waren sadistisch und mittelalterlich. Doch nur selten gibt es Film- oder Fotoaufnahmen vom Tod durch Bomben und Raketen. Der Augenblick des Todes einer Mutter und ihrer Kinder durch eine auf ihr Haus abgefeuerte US-Rakete erreicht uns daher emotional nicht. Wir sehen ihn nicht, er bleibt fast immer anonym. Der IS hingegen hat seine Morde bewusst entanonymisiert. Er gibt uns die erforderliche Zeit, eine innere Verbindung zu den Opfern aufzubauen. Mit ihnen eins zu werden. Eines Tages sehen wir, wie unsere Freunde in einem orangefarbenen Overall in einer trostlosen Wüste sitzen. Neben ihnen ein Messer wetzendes gesichtsloses Ungeheuer, das sich darauf vorbereitet, Menschen, die uns ans Herz gewachsen sind, den Kopf abzuschneiden. Oder zu verbrennen. Indem das Ungeheuer sie tötet, tötet es voller Sadismus auch etwas in uns. Und baut Angst. Und Kriegsbereitschaft. Die westliche Reaktion wird wie immer „edel“ sein. Zumindest glauben viele das. Der Westen verteidigt ja angeblich die Werte der westlichen Zivilisation. Und so spenden viele Menschen Beifall, wenn sie in den Fernsehnachrichten den Abschuss der ersten „moralisch gerechtfertigten Raketen“ des Westens sehen. Den totbringenden Einschlag sehen sie nicht. Meist auch nicht die Opfer. […] Mit einem Schulterzucken nehmen weite Teile der westlichen Öffentlichkeit den Tod von Zivilisten durch westliche Bomben, Raketen, Artillerie- und Gewehrgeschosse zu Kenntnis. Genauso wie gerichtlich angeordnete Hinrichtungen mit Gift- und Stromstößen. Diese Todesarten sind teilweise gesellschaftlich akzeptiert. Das lange Messer, mit dem der IS mordet, steht nicht auf dieser Liste. Auch nicht das Feuer, in dem der IS mit nicht zu überbietender Brutalität einen feindlichen Piloten hinrichtet. Das zahllose Opfer unserer Bombenangriffe ebenfalls qualvoll langsam verbrennen, interessiert nicht. […] Dass die vom Westen finanzierte syrische Rebellengruppe FSA ebenfalls Enthauptungen durchgeführt und unzählige Kehlen durchschnitten hat, wird unterschlagen. Wo es trotzdem bekannt wird, findet es kaum Beachtung. Ähnlich wie das Schwert des saudischen Scharfrichters. Die meisten Medien stellen sich dieser Manipulation der Fakten leider nicht entgegen. Der IS wird sich darüber nicht beklagen. Wir leben in einer verlogenen Welt. Voll mörderischer Kriegstreiber und Terroristen. Beiden geht es nicht darum, unsere Welt lebenswerter, menschlicher zu machen. Beiden geht es um Macht, Geld und Ruhm. Dafür setzen sie alles ein. Das Ansehen ihrer Religionen, die sie schamlos missbrauchen. Und das Leben der Mitmenschen, deren Leid sie nicht interessiert. Wenn es eine Hölle gibt, werden sie sich eines Tages dort wieder treffen. Weil sie täglich gegen das Grundgesetz menschlichen Zusammenlebens verstoßen. Gegen das fünfte Gebot: „Du sollst nicht töten.“ “ [30] |
Alle Zutaten für die Ausbreitung des (sogenannten) islamistischen Terrorismus sind Importe aus den imperialistischen Staaten. Aus diesen imperialistischen Staaten kommen die Rezepte und die Umsetzung derselben: Zerschlage Strukturen, Wirtschaftliche, Politische und vor allem Soziale. Entwurzele die Menschen, nehme ihnen ihre Würde und lasse sie den Glauben an die Menschlichkeit verlieren, lasse sie die Achtung vor dem Leben verlieren. Lasse gewaltsames Sterben zu deren Normalität werden. Nachdem Du ihnen also materiell alles genommen hast und ihre Seele zerstört hast, kannst Du sie benutzen, kannst ihre gefühlte Ohnmacht in Gewalt umlenken. Du gibst ihnen nun genau das, was sie dafür benötigen, Waffen, Geld und eine Ideologie an die sie sich klammern können und die ihnen die trügerische Gewissheit gibt, in einem Leben nach dem Tod das wahre Leben zu finden.
An dieser Stelle gehe ich auch weiter als Todenhöfer, der den Terrorismus aufgrund der Entwurzelung der Menschen dann eher als Selbstläufer betrachtet. Denn ich sehe ihn als absolut kalt und rational geplantes Werkzeug, um Herrschaft umzusetzen! Das genau ist der Punkt, warum ich (für manch einen eher nervig) immer und immer wieder darauf hinweise, dass Menschen die so etwas planen – kühl und rein rational mit dem gerade beschriebenen Leid kalkulierend, einfach um ein im eigenen Kopf vorhandenes Modell umzusetzen, psychopathisch geprägt sind. Wie soll so etwas auch anders möglich sein!? Und diese Szenarien sind eben geplant, von Menschen aus Fleisch und Blut, die Schlüsselstellungen in unseren Gesellschaften einnehmen. Zwei Beispiele hatte ich in den letzten Monaten hierfür schon näher untersucht:
So wie verschiedene Quellen Bäche und damit Flüsse speisen, so speist das westliche System bis zum heutigen Tag den sogenannten Islamistischen Terror – und kein Aufschrei geht durch die Demokratien der westlichen Welt. Statt dessen hängen die Menschen hörig an den Mündern jener, die ihnen passende Feindbilder servieren. Würde man die Quellen trocken legen, würde in kürzester Zeit auch diesem (künstlich genährten) Terrorismus die Luft ausgehen. In kürzester Zeit deshalb, weil er den normalen und dem Menschen inne wohnenden Prinzipien gemeinschaftlichen Zusammenlebens diametral entgegen steht. Das Selbstverständliche würde – ohne den „gestaltenden“ Einfluss von Pathokratien [31] – ohne weiteres wieder das soziale Miteinander prägen.
Terrorismus lässt sich erklären, nicht entschuldigen, sagt Todenhöfer. Auch hier möchte ich einen anderen Gedanken setzen. WER soll denn WELCHEN Terrorismus wann ENTSCHULDIGEN? Er selbst (Todenhöfer) hat die Gründe äußerst einprägsam genannt und – es gibt da eben (aus meiner Sicht) nichts zu ENTschuldigen. Die Schuldfrage stellt sich doch immer nur für die Anderen und legitimiert das gewaltsame Vorgehen gegen den Anderen, Schuld ist eine Kategorie der Macht! Es gibt aber aus meiner Sicht ein Verursacherprinzip und es gibt Verantwortung. Sich beides bewusst machend, kann der Terrorismus seiner Wurzeln beraubt und damit schlicht BEENDET werden. DAS zu tun bedarf allerdings mehr Mut, als die Weiterführung eines hektischen Aktionismus zur Bekämpfung eines Sekundärproblems, welches der sogenannte Islamistische Terrorismus zweifellos darstellt.
Die Berichterstattung westlicher Massenmedien vermittelt auch in sofern ein falsches Bild der Realität, als dass der sogenannte islamistische Terrorismus nicht vorrangig aus dem Nahen Osten nach Europa exportiert wird. Eher das Gegenteil ist der Fall. Hunderte, wenn nicht tausende desillusionierte, verblendete und gehirngewaschene junge Männer aus ganz Europa sind in den vergangen Jahren nach Syrien gegangen, um dort ihren (vermeintlichen) heiligen Krieg zu kämpfen. Gepaart mit der Möglichkeit, dort weitgehend ungestraft, Machtinstinkte und Sadismus auszuleben. Bis heute wird – so paradox das auch klingen mag – der islamistische Terrorismus also eher aus Westeuropa exportiert! [32]
Das zeigt ganz deutlich, wie krank die westlichen Gesellschaften selbst sind, wie dünn deren noch halbwegs funktionierendes Demokratiemäntelchen geworden ist, wie groß der Dissenz zwischen Meinungen, die Unfähigkeit zum gesellschaftlichen Konsens, die Bereitschaft zu mit Gewalt verbundenen Lösungen. Aus diesem geistigen Kriegsmodus kann noch sehr viel Schlimmes erwachsen, wenn er nicht rechtzeitig verlassen wird. Empathie zu entwickeln, für Menschen die nichts anderes suchen, als dem Terror zu entfliehen, die Fähigkeit ist Vielen abhanden gekommen. Sie können – vor allem wollen sich nicht vorstellen, welchem Terror z.B. die Syrer ausgesetzt sind. Ein Terrorismus der jede Abweichung vom Vorgegebenen radikal, brutal und abschreckend bestraft – auch innerhalb der Terrororganisationen.
Wie so etwas aussieht? Das Bild zeigt einen bestraften IS-Kämpfer aus Raqqa (Ostsyrien), der die drastischen Regeln, so wie sie der IS auslegt, verletzt haben soll. [33] Das ist ein Terrorismus, der die anderen Mitglieder dieser Terrorbrigaden „ermutigt“, mit größter Brutalität Krieg gegen seine vermeintlichen Feinde zu führen. Terrorismus im Nahen Osten, in all seiner Brutalität ist dort, wo er tatsächlich gezüchtet wurde, in Denkfabriken und Debattierklubs geostrategischen Denkens des Westens, den Menschen dort überhaupt nicht wirklich geläufig. Sie sind ergriffen von einer subtil gesteuerten und aufrecht erhaltenen unterschwelligen Angst. In Staaten wie Syrien und dem Irak sieht das ganz anders aus. Die Angst, die dort in den Menschen geweckt wird, ist panisch, absolut existenziell, eine geistige Vergewaltigung schlimmster Form. Und dieser Terrorismus wird bis zum heutigen Tag aufrecht erhalten. Der Terrorismus in Syrien und dem Irak wird aktiv aufrecht erhalten von den Eliten und Vasallen der westlichen imperialistischen Staaten. Die terroristische Gefahr kommt eben nicht ursächlich aus dem Nahen Osten und einer radikalen islamischen Religion, nein sie entspringt einer völlig gefühllosen jedoch durch Propaganda allgemein akzeptierten Ideologie imperialistischer Gesellschaften, bei der simple mit dem Ellbogen geführte Kosten-Nutzen Rechnungen den Vorrang haben vor Mitgefühl und tatsächlich verbindenden Werten. Terrorismus als extreme Ausübung von Macht und Herrschaft ist in einer solchen Gesellschaft unausweichlich.
Die Politiker, Ideologen und Militärs des Westens wissen sehr wohl, was im Nahen Osten durch ihre „moderate bewaffnete Opposition“ (auch ein Widerspruch in sich) angerichtet wird. Denn diese „Moderaten“ stellen ja ihre Terrorakte zu hunderten in’s Netz, um viele Menschen zu terrorisieren. Was würde wohl passieren, wenn die Menschen hier in Deutschland jeden Tag, die Dokumente des Schlachtens in Syrien und dem Irak in den Massenmedien präsentiert bekämen? So wie auf dem Bild, bei dem der Täter (mit dem Blut des Opfers an den Händen) sein Opfer noch im Tode entwürdigt und zur Schau stellt. Angesichts solcher Eindrücke würden die Menschen Mitgefühl entwickeln und Fragen stellen, wie so etwas möglich sein kann. Diese brutale Realität wird ihnen aber vorenthalten und die Menschen selbst schrecken davor zurück, sie zu suchen. Denn damit würde ein akzeptiertes Weltbild fundamental in Frage gestellt. Und die Einsicht wäre die Folge, einer bequemen Lüge aufgesessen zu sein. Die Menschen würden wohl auch beschämt innehalten, in ihrem Vorwurf, der da lautet, 130.000 syrische junge Männer die versuchten dem Schrecken zu entfliehen, wären Feiglinge. Weil sie fähig wären, sich in die Gedanken- und Gefühlswelt dieser Menschen hinein zu versetzen. Und weil sie erkannt hätten dass jene eben nur (unverschuldet) den Teil eines Sekundärproblems, nicht aber das Primärproblem selbst offen legen.
Parallelen
Terroristische Aktionen zeigen eine Reihe von Ähnlichkeiten, auf die es (ohne Anspruch auf Vollständigkeit) lohnt hinzuweisen:
Erste Parallele
Ein Aufschrei des Entsetzens und eine vermeintlich detaillierte und über alle großen etablierten Medien hinweg tagelange und zeitaufwändige Berichterstattung über jeden Anschlag dominierte die gesamte Nachrichtenstruktur. Über diesen Umfang wurde eine massive Reduzierung der Themenvielfalt erreicht. Der Fokus der Menschen wurde sehr eindringlich auf immer dieses Thema geführt. Entsprach das der Realität an Geschehnissen in Deutschland, Europa und der Welt? Das tat es nicht, die Einengung der Sicht auf die Wirklichkeit in ein winziges Fenster ist aber manipulativ! Zumindest die Öffentlich-Rechtlichen Medien aber von einem Anspruch auf Qualität und Wahrhaftigkeit auch jedes andere Medium müsste sich deshalb die Ausgewogenheit der Berichterstattung zu eigen machen – was nicht geschieht.
Zweite Parallele
Das Klima der Angst wurde geschürt. Die Gefahr die vom Terrorismus ausgeht, wurde in großer Emotionalität ausgebreitet. Die Täter wurden (vor allem aus ideologisch, politischer, institutioneller Sicht) umgehend benannt und moralisch verurteilt. Die Gefahr die von diesen Tätern für die Demokratie ausgeht, wurde eindringlich beschworen und so ein Zusammengehörigkeitsgefühl der Menschen mit den Regierungen der westlichen Welt als Verpflichtung angemahnt, um dieser Gefahr zu begegnen. Die Alternativlosigkeit derer politischer Entscheidungen wurde hintergründig zur Verpflichtung für jeden anständigen Demokraten erhoben. In der Stunde der Gefahr müssten alle eng zusammen rücken, wir könnten nicht länger untätig bleiben.
Was fällt noch auf? Wie schon in Parallele eins entsprach das mediale Bild exakt der politischen Agenda der Regierungen. Es wurde Angst erzeugt und diese Angst in Handlungsbereitschaft gegen einen tatsächlichen – oder vermeintlichen Gegner überführt. Der Anschlag in Brüssel (März 2016) – was immer auch dessen Hintergründe sind – wurde für einen Anschlag auf das Unterbewusste der Menschen missbraucht, so wie auch die Anschläge zuvor in Paris, London und Madrid. Einzig Emotionen zählten. Reflexion, eine wirklich tiefgründige kritische Analyse oder Nachfragen nach den möglichen Ursachen – und zwar in allen Richtungen – wurde somit unterbunden.
Dritte Parallele
Einerseits – und ich gestatte mir, das mal in Anführungszeichen zu setzen – „versagten“ die Geheimdienste. Die Anschläge waren nicht vorhersehbar. Andererseits wurden die Täter innerhalb von Tagen, meist sogar innerhalb der ersten 24 Stunden identifiziert oder gefasst. Täter die gefasst wurden, mussten meistens leider erschossen werden, was mit derer Gewaltbereitschaft begründet wurde. Oder die Täter sprengten sich (es darf in Frage gestellt werden, dass sie das in jedem Fall tatsächlich beabsichtigten) selbst in die Luft. Die Täter konnten also nie innerhalb eines Gerichtsverfahrens über Hintermänner oder ihre tatsächliche oder auch vermeintliche Rolle aussagen. Immer wurden an exponierten Stellen Dokumente, Pässe und Bekennerschreiben gefunden, die – wieder Anführungszeichen – „eindeutig und unzweifelhaft“ den Täter und dessen seit Jahren genutztes terroristisches Umfeld identifizierten. Dieses immer gleiche Muster ist auffällig und ein Kennzeichen von terroristischen Aktionen unter falscher Flagge.
Parallele vier
Die Emotionen über Terroranschläge wie Empörung und breit ausgerollte mediale Trauer waren extrem selektiv. Terrorismus wurde immer nur im Zusammenhang mit der Gefährdung des westlichen Wertesystems thematisiert. Dass Terrorismus in vielen Staaten des Nahen – und Mittleren Ostens Alltag ist, klammerte man vollständig aus. Offensichtlich sind gleich geartete Emotionen der Menschen hier für die Opfer dort nicht erwünscht. Dabei betragen die Opferzahlen in diesen Staaten ein Vielfaches derer in Westeuropa. Es wird also mit zweierlei Maß gerechnet, die Trauer wird nach Bedarf verordnet und ist doppelbödig. Die Verlogenheit wird deutlicher, wenn man erfährt, dass der Mainstream (z.B.) in Syrien dortige Terroristen, die mit unglaublicher Brutalität Schrecken erzeugen – was ja das Ziel von Terrorismus ist – dass also westliche Medien diese Schlächter als moderate Opposition titulieren.
Parallele fünf
Ich erkenne in allen Fällen das Prinzip der Entkopplung, des Entfernens kausaler Zusammenhänge, welche auf primäre Ursachen für ein zunehmendes Klima der Gewalt hinweisen. In keinem Fall wurde der zur Beurteilung der Geschehnisse unbedingt zu nennende Zusammenhang mit der Verantwortung westlicher Staaten zur Destabilisierung von Staaten der Zweiten – und Dritten Welt thematisiert. Und – das ist nachvollziehbar! Denn so würde offensichtlich, dass der Terrorismus ein Kind westlicher Politik ist und bis zum heutigen Tag aktiv gefördert wird, um politische Ziele durchzusetzen.
Zusammenfassung
Nicht alles was von den Protagonisten der Meinungshoheit als Terrorismus ausgegeben wird, ist ein solcher. Allzu gern wird der legitime Willen von Staaten und Völkern diskreditiert und aus Gruppen dieser Gesellschaften hervor tretender gewaltsamer Widerstand gegenüber den „Segnungen“ des Westens zum Terrorismus erklärt. Um das eigene „Gute“ über dem fremden „Bösen“ heraus zu stellen.
Auf der anderen Seite werden die Menschen in den westlichen Demokratien in einer Scheinwelt gehalten, die sie nicht erkennen lässt, dass der Terror durch ihre Gesellschaften immer wieder neu produziert und lebendig gehalten wird. Staatsterrorismus ist dabei wie ein kleiner Krieg der den großen Krieg zündet und dem Zweiten zusätzlich einen Anstrich von Legitimität geben soll. Mark Twain sagte dazu:
„Als nächstes wird der Staatsmann billige Lügen erfinden, die die Schuld der angegriffenen Nation zuschieben, und jeder Mensch wird glücklich sein über diese Täuschungen, die das Gewissen beruhigen. Er wird sie eingehend studieren und sich weigern, Argumente der anderen Seite zu prüfen. So wird er sich Schritt für Schritt selbst davon überzeugen, dass der Krieg gerecht ist und Gott dafür danken, dass er nach diesem Prozess grotesker Selbsttäuschung besser schlafen kann.“ [34] |
Terrorismus ist – mit Blick auf den Islam – auch mitnichten ein religiöses Problem. Andererseits reagieren die westlichen Gesellschaften derzeit ganz im Sinne dessen, was die islamistischen Terroristen mit ihren Aktionen bezwecken. Aber umgekehrt spielt der islamistische Terrorismus bestimmten Eliten des Westens ganz offensichtlich auch in die Karten. Beide aktiven Seiten im Terrorismus-Kampf (Terroristen und „Kämpfer gegen den Terrorismus“) wirken dabei in ihrem Handeln zuerst von Eigeninteressen geleitet.
Wenn uns jetzt noch bewusst wird, dass unser Wirtschafts- und Finanzsystem entsprechend unserer sklavisch befolgten ideologischen Vorgaben vom „gesunden“ Wachstum, Kriege (einschließlich der moralischen Rechtfertigung ihrer Auslösung) geradezu erfordert, um nicht zu kollabieren (was keinesfalls ein Katastrophe wäre!), dann schließt sich der Kreis.
Wir erkennen: Terror wird auch von Staaten – auch von demokratischen Staaten – ausgeübt und dieser Staatsterrorismus wird über False Flag – Operationen verschleiert. Sich reinweg auf die Institutionen eines demokratischen Staates zu verlassen und dadurch zu glauben einen konsequenten Beschützer vor Terrorismus zu haben, erscheint naiv.
Terrorismus ist in seiner Wirkung auch verstehbar als Propaganda in extremster Ausprägung, um durch demonstrierte Gewalt Macht über unsere Hirne zu erlangen. Die Trigger, welche Terrorismus und die mit ihm zusammenhängende Propaganda an unser Unterbewusstes senden, zu erkennen und das im eigenen Denken und Handeln zu berücksichtigen, ist eine Aufgabe, die eng zusammenhängt mit einer anderen offenen, konstruktiven und reflektierend kritischen Art des Zusammenlebens.
Wenn wir verstehen, welche Nachricht man uns vermitteln will, können wir uns viel besser vor versteckter von Macht getriebener Manipulation schützen und wahrhaft selbstständige Entscheidungen in Gedanken und Tat treffen. Mit Verbreitung dieses Wissens kann sich ein Bewusstsein in der Gesellschaft heraus bilden, welches diesem Zündmittel des Krieges (und damit dem Krieg selbst) die Unterstützung entzieht. Damit ist auch gesagt, dass es zuerst in unserer eigenen Verantwortung liegt, uns vor Terrorismus zu schützen. Denn der Terrorismus, so spektakulär physisch gewalttätig er auch sein mag, zielt immer primär auf unsere Köpfe.
Schließlich und als fundamentale Botschaft verstanden: Terrorismus ist ein Problem und als solches ist es nur lösbar, wenn man sich seiner primären Ursachen annimmt. Das anzugehen, im Großen wie im Kleinen ist eine Aufgabe, die von der Gesellschaft und der Gesamtheit ihrer Menschen bisher nicht wirklich gewagt wurde. Jedoch genau das zu tun, liegt in unserer Hand – jederzeit.
Abschließend lasse ich Karl-Heinz Janßen zu Wort kommen, der in einem interessanten Artikel in „Die Zeit“ bereits im Jahre 1981 schrieb:
„[…] man kann anfangen, die Dinge anders zu betrachten: „Wir müssen“, sagt der Psychiater Friedrich Hacker, „die terroristische Gewalt durch Regierungen mit den gleichen Maßstäben messen wie die terroristische Gewalt gegen Regierungen.““ [35]
Anmerkungen
[a1] Statt Terrorismus wird auch im deutschen oft das lateinische Original Terror verwendet.
[a2] In der Analyse ergibt sich, dass der Terrorismus zumindest eine spezielle Form des Krieges ist: der Ausübung (einschließlich militärischer) Gewalt zur Durchsetzung strategischer Ziele. Es fragt sich, welcher Sinn hinter der Aussage Krieg (konventioneller Krieg) gegen Krieg (Terrorismus) gefunden werden soll, unter Berücksichtigung der weiteren Tatsache, dass die Grenzen zwischen beiden Formen von Gewaltausübung fließend sind.
[a3] Im Zuge der Ermittlungen in der Gladio-Affäre wurde öffentlich, dass im Rahmen der Stay Behind – Strategie, geheime militärische NATO-Gruppierungen (Geheimarmeen) in jedem NATO-Mitgliedsstaat existierten.
[Allgemein] Die hierarchielos vernetzte Gruppe von Friedensaktivisten in der Mahnwache für Frieden in Dresden legt einen ihrer Schwerpunkte auf die Erlangung von Tiefenwissen. Der vorliegende Beitrag beruht ursächlich auf deren Analysen zum in den Medien seit Jahren hoch gehandelten Thema Terrorismus (besonderer Dank an Dich, Christian). Es zeigt sich, dass Terrorismus zuerst die Köpfe der (überlebenden) Menschen treffen soll und außerdem erstaunlich viele Profiteure hat.
Quellen
[1] UN-Resolution 1556; UN; 29.3.2016; http://www.un.org/depts/german/sr/sr_04-05/sr1566.pdf
[2] Jürgen Todenhöfer vor der Diplomatenschule in Teheran; Rede vom November 2008; http://www.achgut.com/artikel/juergen_todenhoefer_unser_horizont_ist_nicht_das_ende_der_welt/
[3][4] Terrorismus; deutsche Wikipedia; 29.3.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/Terrorismus
[5] Napalm über Nordkorea; Bruce Cumings; 10.12.2004; http://www.taz.de/1/archiv/?dig=2004/12/10/a0034
[6] Democracy Now; Interview mit Edward Peck; 28.7.2006; http://www.democracynow.org/2006/7/28/national_exclusive_hezbollah_leader_hassan_nasrallah
[7] Terrorismus – Provokation der Macht; Peter Waldmann; S.35; 2005; Murmann Verlag GmbH, Hamburg; ISBN 3-938017-17-1; https://books.google.de/books?id=ckjGBgAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
[8][30] Inside IS – 10 Tage im „Islamischen Staat“; Jürgen Todenhöfer; 2015; C.Bertelsmann Verlag München; ISBN 978-3-641-17552-8; https://books.google.de/books?id=ckjGBgAAQBAJ&printsec=frontcover&hl=de#v=onepage&q&f=false
[9] The Legal Debate is Over: Terrorism is a War Crimes; New America Foundation; 29.12.2009; https://www.newamerica.org/
[10][11] In bin in Schuld verstrickt; Interview der Zeit mit Helmut Schmidt; 30.8.2007; http://www.zeit.de/2007/36/Interview-Helmut-Schmidt/seite-7
[12] Der Trick der Psychopathen; Silvia Cattori; 31.1.2008; http://de.sott.net/article/1025-Der-Trick-des-Psychopathen-Uns-glauben-machen-dass-Boses-von-anderswo-kommt
[13] Family Plans to Sue C.I.A. Over Suicide in Drug Test; Seymour M. Hersh; 10.7.1975; New York Times; http://www.nytimes.com/1975/07/10/magazine/750710OLSON.html
[14][15] Als die USA in den Vietnam-Krieg eintraten; Otto Langels; 2.8.2014; http://www.deutschlandfunk.de/tonkin-zwischenfall-als-die-usa-in-den-vietnamkrieg.871.de.html?dram:article_id=293318
[16] Kriegslügen: Die Geschichte einer Tradition ab 1915; 15.3.2015; http://www.statusquo-news.de/kriegsluegen-die-geschichte-einer-tradition-ab-1915/
[17] Lawon-Affäre; deutsche Wikipedia; 1.4.2016; https://de.wikipedia.org/wiki/Lawon-Aff%C3%A4re
[18] Israel honors 9 egyptian spies; YnetNews; 30.3.2005; http://www.ynetnews.com/Ext/Comp/ArticleLayout/CdaArticlePrintPreview/1,2506,L-3065838,00.html#n
[19][21] http://web.archive.org/web/20130129213824/http://www.dailymail.co.uk/news/article-2270219/U-S-planned-launch-chemical-weapon-attack-Syria-blame-Assad.html
[20] http://web.archive.org/web/20130223154355/http://www.infowars.com/hack-reveals-washington-approved-plan-to-stage-chemical-weapons-attack-in-syria/
[22][24] http://peds-ansichten.de/2015/04/syrien-und-die-hetze-deutscher-medien/
[23] Türkischer Parlamentarier: Türkei lieferte Giftgas 2013 für Angriff bei Damaskus; https://cooptv.wordpress.com/2015/12/20/tuerkei-lieferte-giftgas-2013-fuer-angriff-bei-damaskus-tuerkischer-parlamentarier/
[25] Inszenierter Terror; Reinhard Jellen; 25.9.2008; http://www.heise.de/tp/artikel/28/28766/1.html
[26][27][28] Die dunkle Seite des Westens; Gunther Latsch; 11.4.2005; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39997525.html
[29] Hatten die einen Tipp, dass ein Attentat am Abend geplant war?; Marcus Klöckner; 25.3.2014; http://www.heise.de/tp/artikel/41/41329/1.html
[31] Ponerologie, Pathokratie; 15.11.2014; http://de.sott.net/article/15828-Ponerologie-Pathokratie-und-der-groe-Fehler-der-einseitigen-Berichterstattung-durch-die-Medien
[32] 6.4.2016; http://derstandard.at/1376535013570/Syrischer-Jihad-auf-Deutsch
[33] http://urs1798.wordpress.com/2014/06/27/folterer-und-morder-von-jobar-douma-adra-die-todesschwadrone-von-zahran-allousch-syria-isis-raqqa/
[34] Der geheimnisvolle Fremde; Mark Twain; http://www.antikrieg.com/
[35] Wie haben sie das tun können?; Karl-Heinz Janßen; 1.1.1982; Die Zeit; http://www.zeit.de/1982/01/wie-haben-sie-das-tun-koennen/komplettansicht
Menschen durch Angst einzuschüchtern und gefügig zu machen, um dann über sie herrschen zu können, das ist höchstwahrscheinlich schon sehr alte Praxis. Die meisten – wenn nicht alle – Religionen basieren auf Angst: Angst vor starken Tieren, vor Blitz&Donner, vor mißgünstigen Göttern, vor einem strafenden Gott. Eine ganze Gesellschaftsschichte, die Priester lebten bzw. leben heute davon.
Der Schritt von Gesinnungsterror bis zu gewalttätigem Terror ist nur sehr klein, wie die ‚ReligionsKriege‘ in Europa und jetzt in Syrien zeigen – wobei ich glaube, dass da Religion nur benutzt wurde bzw. wird, den Strippenziehern ging bzw. geht es um Macht und Geld.
„Wenn uns jetzt noch bewusst wird, dass unser Wirtschafts- und Finanzsystem entsprechend unserer sklavisch befolgten ideologischen Vorgaben vom „gesunden“ Wachstum, Kriege (einschließlich der moralischen Rechtfertigung ihrer Auslösung) geradezu erfordert, um nicht zu kollabieren (was keinesfalls ein Katastrophe wäre!), dann schließt sich der Kreis.“
Ja, Wachstum(=Zunahme) stößt auf einer endlichen Erde unweigerlich an eine Grenze:
Umwelt oder Schuldenstand oder gesellschaftliche Spannungen.
Daher braucht unser derzeitiges WirtschaftsSystem nach etwa 70 bis 100 Jahren einen ‚Reset‘.
Bis jetzt war dies meines Wissens immer Krieg – ob das derzeitige Sytem auch einen anderen Reset ermöglicht, werden wir ja möglicherweise demnächst erleben.
Inzwischen gibt es aber bereits Vorschläge für alternative Gesellschafts- und Wirtschafts-Systeme , eine Zusammenstellung auf
http://members.aon.at/goedheinz/GOD_Deutsch/Zusammenarbeit/IQOAsD.html
Falls das ‚richtige‘ noch nicht dabei ist, dann müssen wir eben weitersuchen …