… und B sagt, die Sonne scheint:


Dann beginnt ein Journalist zu prüfen. Begnügt er sich damit, lediglich die verschiedenen Behauptungen, im Umfang streng gewichtet nach politischer Korrektheit, zu zitieren, so kratzt er schon an seiner Rolle. Doch entbindet ihn das noch lange nicht davon, selbst in die Recherche zum behandelten Sachverhalt zu gehen und dies transparent zu kommunizieren. Ansonsten betreibt er nur noch Hofberichterstattung — und ist also kein Journalist mehr.


Beim Deutschlandfunk ließ Sigrid Brinkmann in einem Text, der grundlegende journalistische Standards gröblichst missachtete, eine der missachteten Regeln am Ende aufblitzen. Schrieb sie doch:

„Deshalb  sei es klüger, sich lieber an die Journalistenregel zu halten: «Wenn A sagt, es regnet, und B sagt, die Sonne scheint, dann ist es nicht die Aufgabe von Journalisten, beides zu zitieren, sondern aus dem Fenster zu gucken und herauszufinden, wie das Wetter ist».“ (1)

Als ein ARD-Journalist — wohlgemerkt auf private Kosten — „aus dem Fenster guckte“, also selbst in die Ukraine, auch in die Ostukraine reiste, wurde ihm daraufhin der Lehrauftrag im Fach Journalismus (!) an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel entzogen (2). Was wurde ihm vorgeworfen? Ganz einfach: Journalismus (3).

Außerdem wurde Patrik Baab, so der Name des Journalisten, nun von diversen „Experten“ abqualifiziert. Und diese „Experten“ wurden auch reichlich zitiert in den öffentlich-rechtlichen Medien. Warum gerade diese „Experten“? „Experten“ die, — etwa rein zufällig? — auf der Welle der zu veröffentlichenden Meinung schwammen? Freilich: Eine Bestätigung der obig zitierten, journalistischen Regel — „aus dem Fenster zu gucken und herauszufinden, wie das Wetter ist“ — suchte man in der konkreten Berichterstattung vergebens (4). Außerdem ließ man bedeutungsschwere Sätze fallen, offensichtlich ohne sich deren Bedeutung bewusst zu sein (Hervorhebung durch Autor):

„Der Streitpunkt entspinnt sich an Baabs kürzlich veröffentlichtem Buch «Auf beiden Seiten der Front — Meine Reise in die Ukraine». Darin berichtet der investigative Journalist, wie er Russland und russisch besetzte Kriegsgebiete im Donbass besuchte und mit Regierungsmitarbeitern, Zivilisten und Soldaten sprach. Es sind seltene Eindrücke von einer Seite des Ukraine-Krieges, die für westliche Journalisten normalerweise nicht oder kaum zugänglich sind. (4i)

Man könnte sich die Frage stellen, WARUM westlichen Journalisten dieser Zugang nicht möglich sein soll. Die Antwort auf diese Frage wird sich übrigens kaum in einem Satz beantworten lassen. Und wenn man dann das Warum begründet hätte, käme man vielleicht auf den Gedanken, dass dieses Warum in ein Dilemma führt. Setzt es doch voraus, dass es eben so wäre: Westliche Journalisten hätten keinen Zugang zum Konfliktschauplatz Ukraine. In einem Konflikt, der spätestens seit dem Jahr 2014 militärisch ausgetragen wurde (5).

Das stimmt aber nicht und dies zu beweisen, genügt ein praktisches Beispiel. Das uns das Engagement des Patrik Baab liefert. Er reiste dort hin und schrieb ein Buch zu dem Erlebten. Eines, in dem weniger gewertet, dafür berichtet wird (6). Bester Beweis für tatsächlich gelebten Journalismus, sozusagen der Gegenbeweis zum Gefälligkeitsjournalismus, gern auch Haltungsjournalismus genannt.

Wobei: Gefälligkeitsjournalismus ist im Grunde keine korrekte Beschreibung des Kritisierten. Weil es ja kein Journalismus mehr ist. Das Wort Journalismus ist ja seines Inhalts beraubt und nicht mehr als eine leere Hülle, ein Etikett für vermeintlichen Journalismus. Die Verantwortlichen in den Gleichstrommedien haben kein Problem damit, den Begriff Journalismus noch mehr zu verhunzen und sich in dümmlicher Art und Weise selbst zu feiern. Dafür erfand man in den Filialen des Wahrheitsministeriums den „Qualitätsjournalismus“, der angeblich zweifelsfrei in den „Qualitätsmedien“ verankert sei (7).

Gefälligkeitsjournalismus ist also ein Unwort und kann als solches gern auch als Synomym für Haltungsjournalismus genutzt werden. Über den Sinn einer solchen Qualifizierung für einen Haltungsjournalismus, der eben kein Journalismus ist, lernt man in der Grundschule des Journalismus durchaus, auch bei öffentlich-rechtlichen Sendern:

„Journalistischer Berufsethos sei es, unparteiisch und ausgewogen zu berichten. Eigene Meinung gehöre in Kommentare, aber nicht in die aktuelle Berichterstattung. Wenn sich dazu noch Bericht und Meinung ungekennzeichnet und subtil vermischten, dann entstehe daraus ‚Haltungsjournalismus‘, der erzieherisch wirke und das Publikum bevormunde. Dabei klingt der Begriff ‚Haltungsjournalismus‘ zwar wie ein Teilbereich des Journalismus. In Wahrheit ist er jedoch ein Kunstwort ohne Definition und wissenschaftlichen Beleg.“ (8)

Die Berichterstattung öffentlich-rechtlicher Medien ist fernab von der geforderten Qualität, über die man sich den erfüllten Anspruch von Journalismus überhaupt erst verdient. Doch als diese Medien in der Art und Weise von Hofberichterstattern mit aller Kraft in die PLandemie-Propaganda einstiegen, hatten sie doch tatsächlich die Chuzpe, sich dafür auch noch selbst zu feiern. Am 18. März 2020 — der PLandemie-Zirkus begann gerade so richtig an Fahrt aufzunehmen — las man bei der ARD: „Mit Corona schlägt die Stunde der Qualitätsmedien“ (7i).

Diese Selbstgefälligkeit konnte einem schon die Sprache verschlagen. Sie ist auch dümmlich. Weil — es sei nochmals betont — der Begriff Journalismus den Qualitätsanspruch schließlich in sich trägt. Tut er dies nicht, ist es schlicht kein Journalismus mehr. Die Macher, vor allem die Entscheider bei den öffentlich-rechtlichen „Qualitätsmedien“, kennen die journalistischen Standards durchaus (siehe weiter oben), verletzen aber trotzdem eben diese nach Lust und Laune und feiern sich dann tatsächlich für ihren „Qualitätsjournalismus“? Man registriert es und mag es nicht glauben…

Zurück zur Kampagne gegen den inzwischen ehemaligen ARD-Journalisten Patrik Baab. Diese Kampagne konnte den sensiblen Beobachter auf ein weiteres, wichtiges Detail aufmerksam machen. Auf einen kleinen feinen Unterschied, welcher die derzeit grassierende Hofberichterstattung — in der das Urteil und dessen Wichtung bereits vorab feststehen und die Erzählung lediglich eingewebt wird — unterscheidbar macht von Journalismus.

So Journalismus sich der Wertung bedient, so wertet er auf Basis seiner Recherchen immer wieder neu. Womit er gleichzeitig in der Lage ist, seine eigene Wertung immer aufs Neue in Frage zu stellen. Statt diese nur immer bestätigt zu wissen. Er ist eben nicht festgelegt. Er ist in Bezug auf Dissonanzen belastbar. Und er ist mutig genug, das auch zu publizieren.

Also, wie könnte man diesen Unterschied zwischen Hofberichterstattung und Journalismus in einen Satz fassen? Er könnte vielleicht so lauten:

Hofberichterstattung berichtet weitgehend vorverurteilend über Jemanden, während Journalismus weitgehend vorurteilsfrei von Ereignissen berichtet.

Hofberichterstattung berichtet nur dann von vor Ort, wenn es erlaubt wird. Denn man ist schließlich am Hof angestellt und wird von diesem bezahlt. Hofberichterstatter berichten kritisch nur von dem, was kritisiert werden darf, und loben Jenes, was gelobt werden soll. Dabei ist ihnen die Schere im Kopf ein helfender Wegweiser. Hofberichterstatter wählen nicht in Unvoreingenommenheit Experten aus, sondern bekommen sie vorgesetzt (9). Das ist opportunistisch. Es ist bequem. Mutig ist es nicht. Hofberichterstatter sind nicht mutig. Sie bevorzugen es, sich innerhalb der Herde zu bewegen.

Patrik Baab hat ein Buch geschrieben, für das er beide Seiten eines Konflikts unter hohem, auch riskantem Einsatz selbst in Augenschein nahm. Und er hat in dem Buch beschrieben, was er dort erlebt hat — nicht, was die Meinungsführer in diesem Land gern bis zum Erbrechen zum besten gegeben haben möchten. Das nenne ich Mut. Mein Dank dafür an Patrik Baab.

Bleiben Sie bitte schön achtsam, liebe Leser.

Und natürlich: Kommen Sie gut in das neue Jahr!


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 3. Januar 2024

(1) 23.02.2022; Deutschlandfunk; Sigrid Brinkmann; „Prorussische Separatisten“ ist ein irreführender Begriff; https://www.deutschlandfunkkultur.de/wording-im-konflikt-100.html

(2) 28.04.2023; Helge Buttkereit; Patrik Baab gewinnt gegen die Universität Kiel; https://www.infosperber.ch/medien/patrik-baab-gewinnt-gegen-die-universitaet-kiel/

(3) 10.03.2023; Overton-Magazin; Roberto de Lapuente; Causa Patrik Baab: Des Journalismus‘ bezichtigt; https://overton-magazin.de/top-story/causa-patrik-baab-des-journalismus-bezichtigt/

(4, 4i) 18.11.2023; MDR; Russische Propagandamythen: Warum ein Buch in Kamenz für Streit sorgt; https://www.mdr.de/nachrichten/sachsen/bautzen/bautzen-hoyerswerda-kamenz/propaganda-russland-ukraine-krieg-baab-100.html

(5) 02.06.2023; RT deutsch; Dagmar Henn; Lugansk 2014: Wie der Krieg dort einzog – und wie deutsche Medien ihn verschwinden ließen; https://pressefreiheit.rtde.live/meinung/171665-wie-krieg-in-lugansk-einzog/

(6) 2023; Patrik Baab; Auf beiden Seiten der Front — Meine Reisen in die Ukraine; 250 Seiten; Westend-Verlag; ISBN: 978-3-94677-8417; https://www.westendverlag.de/buch/auf-beiden-seiten-der-front/

(7, 7i) 18.03.2023; ARD, ndr; Melanie Boeff, Gudrun Kirfel; Mit Corona schlägt die Stunde der Qualitätsmedien; https://www.ndr.de/fernsehen/sendungen/zapp/Mit-Corona-schlaegt-die-Stunde-der-Qualitaetsmedien,coronavirus620.html

(8) 09.01.2023; ARD, mdr; Wieviel Haltung im Journalismus darf sein?; https://www.mdr.de/medien360g/medienwissen/haltung-im-journalismus-100.html

(9) 12.04.2023; ARD-Tagesschau; „Es braucht eine globale Anstrengung“; https://www.tagesschau.de/ausland/gates-corona-101.html

(Titelbild) Journalist, Kamera; Autor: AndyLeungHK (Pixabay); 5.5.2014; https://pixabay.com/de/photos/hongkong-medien-kamera-journalist-2654533/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

11 Gedanken zu „Wenn A sagt, es regnet…“
  1. Hübsch zum Ausdruck gebracht wurde das oben beschriebene neulich auch bei Manova.

    “In gewisser Weise gipfelt diese Gesinnungsbeflissenheit in einem Satz, der 2020 im Tagesspiegel über den Finanzwissenschaftler Stefan Homburg zu lesen war:
    ‘Homburg nennt solide Zahlen und zieht Schlüsse, die nur schwer zu widerlegen sind — und gerade das macht ihn so gefährlich.’ “

    Das ist implizit der Kern der Diffamierungen, die diverse staatlich und anderweitig ausgehaltene Demokratieverweser * – einen Ehrenplatz nimmt hier sicher Marieluise Beck (LibMod) ein – gegen die von ihnen sogenannten Verschwörungstheoretiker oder Verschwörungsmystiker oder Verschwörungsschwurbler etc. pp. in Anschlag bringen.

    Das Niveau dieser psychologischen Kriegsführung zeichnet sich aus durch “sagenhafte Dämlichkeit, … lückenlose intellektuelle Dürftigkeit und … moralische Erbärmlichkeit, mit der man versucht, Leute zu diskreditieren und zu ruinieren.”
    . . . . . . . . . . . . . . . .
    * im Sinne der von Robert Kurz formulierten Definition: “Demokratie als verinnerlichte und verrechtlichte Diktatur des irrationalen kapitalistischen Selbstzwecks”

  2. Am 18. März 2020 […] las man bei der ARD: „Mit Corona schlägt die Stunde der Qualitätsmedien“

    Tatsächlich, lieber Ped, finde ich das einen ausgesprochen wahren Satz. Nur, daß die ARD zutiefst mißverstanden hat, was ein Qualitätsmedium ausmacht. Allerdings hat sich im Frühjahr 2020 – sowie in den fast vier seither vergangenen Jahren – gezeigt, was wirklich ein Qualitätsmedium ist. Und zwar eben nicht diejenigen, die sich dieses Etikett selber verpassen, aus welch unerfindlichen Gründen auch immer. Sondern die Medien, die bezüglich dem Thema »Corona« Qualität gezeigt und gebracht bzw. veröffentlicht und so qua »Quod erat demonstrandum« den Satz der ARD belegt haben.

    1. Dem Glücklichen schlägt keine Stunde, dem ein oder anderen schon mal seine, vielleicht letzte Stunde. „Wem die Stunde schlägt“, Ernest Hemingway, meint wohl letzteres. Die Floskel, „die Stunde schlägt“, wird m. M. n. eher dafür verwendet, dass der Zeitpunkt der Entscheidung oder auch Bewährung herangekommen ist, „es“ ist nicht länger aufzuschieben oder auch zu kaschieren.
      Und ja, in diesem (meinem) Sinne ist der Satz der ARD ein kleines Schmankerl, fast schon ein Schenkelklopfer, ein Freudscher „Versprecher“, ein linguistischer Fehlgriff, der genau das Gegenteil des eigentlich Beabsichtigten zum Ausdruck bringt. Noch ist es zu früh für eine Kriegsprognose, der Kampf tobt mit ungleichen Mitteln, in der Wahl der Waffen – gegen die Wahrheit – ist nichts unerlaubt, scheinbar. Und doch ist es die Erfahrung, dass sich jene langsam aber immer durchsetzt. Warum? Nicht, dass Lügen lange Beine hätten, wenn man deren Ausbreitungsgeschwindigkeit zum Gradmesser nähme, aber wirklich – kurze?
      Ist es nur (mein) Optimismus, das letztlich immer die Wahrheit siegt? Oder aber liegt es in der Natur – auch gesellschaftlicher Zusammenhänge -, dass Widersprüche die Evolution nicht nur vorantreiben, sondern überhaupt erst ermöglichen? Ich wollte auch dies gern bejahen, wenn denn die gesellschaftlichen Widersprüche – objektiver – Natur wären, auch außerhalb unseres Bewusstseins existierten.
      Für dieses Jahr will ich meine Laienphilosophie hintanstellen, lieber dem Blogger Ped danken, schon mal gleichen Erfolg auch im nächsten Jahr wünschen. Guten Rutsch ihm und allen Foristen! Und ein – vorerst – letzes: Sozialismus statt Barbarei!

  3. Möchte ja nicht zu nahe treten, aber das ganze Drama des heutigen Journalismus hierzulande bzw. im Wertewesten auf „Haltungsjournalismus“ und „Hofberichterstattung“ einzudampfen, springt mir dann doch etwas arg kurz. Zu kurz! Viel zu kurz auch, alles nur auf Hinweise wie Desinformation oder Propaganda zu beschränken. Unter Berücksichtigung der Phasen von Zielfindung und Zielerreichung derzeit prosperierender kognitiver Kriegsführung findet im Grunde nur noch „Söldnerjournalismus“ statt, flächendeckend, allseits committed, falls erforderlich so gut wie immer kampagnengesteuert, auch kleinste Zuwiderhandlungen meist schärfstens sanktioniert. Letzteres am Beispiel MDR und seinen überraschenden Feststellungen zu Impffolgen leicht nachvollziehbar. Hätte da ja ein treffliches, größer angelegtes Beispiel bzgl. der causa S.Edathy zu vermelden und anzubieten. Leicht ableitbar per Gugel&Wiki, aber niemand will schließlich den Söldnern in die Parade fahren. Oder nehmen wir nur mal die Berichterstattung über diverse Kriegsschauplätze in den letzten paar Jahren im ÖRR.

    Der Krieg im Jemen, der programmierte Hungertod dort und das daraus entstehende Massensterben von Kindern, alles über Jahre keine Zeile bzw. Minute Sendezeit wert, weder in Brisant (hehe) noch in den massenhaft produzierten Nachrichtensendungen rund um die Uhr. Jemen gab es erstmal nicht, vielleicht mit der Ausnahme seiner Nennung in der „Börsensendung vor Acht“, weil Rheinmetall mal wieder einen Liefervertrag für ihre Bomben dort platzieren konnte. Erst jetzt nach 10/7 – da schau mal an, da gibt es doch tatsächlich dieses Land voller Aufmüpfiger, wie immer gern gemutmaßt, schon immer gesponsort vom Schurkenstaat Iran. Nur weil – einfach nur dumm – der bisherige führende Rheinmetall-Bombenschmeisser Saudiarabien wg. anderweitiger geopolitischer Bewegungen abhanden gekommen sein dürfte und der stets herbeigestrickte Jemen-Terror anderweitig Beschäftigung gefunden hat, rückt der Jemen zwar nicht ganz auf die pole position. Aber zum Herbeijammern einer drohenden Wirtschaftskrise wenn nicht Weltuntergang (Methode „Buhuhu“) reicht es ARD&ZDF nebst Anhang allemal. Schließlich lenkt sowas ja auch wunderbar von dem verordneten schwarzen Loch ein paar Kilometer weiter prima ab. Und die Kinder aus Jemen können mal wieder schauen wo sie bleiben, die Zahlen wie auch ihre Namen, interessiert die jemand?

    Nicht dagegen die Kinder im blaugelben Land unserer neuen Freunde, demnächst in Natostan. Dass ihnen auch schon vor Beginn des AAKaZ (des aggressivsten Angriffskrieges aller Zeiten) kräftig an den Zwickel gefahren wurde, im Donbas von den ach so friedliebenden eigenen wolfsangelbewehrten Landsleuten. Das konnte gar nicht sein, der AAKaZ war schließlich „unprovoked“. Aber mit Beginn des AAKaZ durfte jeder auch noch so kleine TV-Bericht nur mit Kindern – stopp – mit kleinen herzallerliebsten Buben und Mädels aber herzzerreissend tränenüberströmt auf Oma’s Schenkeln sitzend, meist vor irgendwelchen zerdepperten Wellblechbuden in ländlichem Aussengebiet, dort wo „der Russe“ vornehmlich zuschlägt. Wer von uns ist da nicht geschockt, wer wird da nicht voller Zorn für die nächste Panzer- oder Raketen-Lieferung stimmen? Dumm nur, dass Onkel Wladimir sich bei seinem seit fast zwei Jahren andauernden, fürcherlichen Beschuss mit allem was er für die unzähligen aufgebotenen „Experten“ eigentlich nicht im Köcher hätte haben dürfen, glaubte, sich bisher sichtlich zurückhalten zu müssen. Jedenfalls hinsichtlich der Verursachung von Personenschäden jeglicher Art. Darüber berichtet man nicht so gerne, das könnte Zuschauer verwirren. Da ist eher der internationale Haftbefehl wg. ungebührlicher Kinderlandverschickung für unsere Rosinenpicker v.D. erste Wahl.

    Unser aller Freund – Onkel Bibi – ist nicht ganz so zurückhaltend. Up to date bewegt sich die Zahl der den Selbstverteidigungsorgien zum Opfer Gefallenen wenigstens noch im fünfstelligen Bereich. Der Anteil der Minderjährigen davon – von 0 bis maximal 12, alles darüber sind schließlich mindestens potentielle Terroristen – ist derzeit noch nicht ganz unstrittig. Unsere TV-ReporterInnen-Nasen hinter dem Wuschel-Mikro? Nicht selten vom Typ „Weiblich, ledig, jung sucht …“, das macht die Sache natürlich viel sympathischer. Und schön vor lichtüberfluteten Silhuetten, ja nichts was an ein Land im Krieg erinnern könnte. Und so gibt es keine Bildchen von den ganz, ganz wenigen Kollateralschäden der Terroristen-Treibjagd ganz in der Nähe, schon gar nicht solche mit Namen. Da greift man und frau vom deutschen öffentlichen Rundfunk lieber auf Material vom 7. Oktober zurück, der ist dem Zuschauer schießlich ein Begriff. Das alles andere als unattraktive, nur leichtbekleidete Party-girl vom Musikfestival des Grauens hat da mehr zu bieten. Selbst im R.I.P.-Zustand kann also noch der Sache gedient werden.

    Nein, wirklich nicht! Für solcherlei Umtriebe das Wörtchen „Journalismus“ zu verwenden wäre schon arg vermessen. Und für diese Geschäftsidee auch noch von den Opfern Geld einzufordern, ob Abo oder Gebühr ist wohl in der Frechheit nicht mehr zu überbieten. Da schämt sich sogar die Mafia, auch unter Cosa Nostra – Unsere Sache bekannt, falls sie nicht sowieso dahinter stecken sollte. Berlusconi war ja wegweisend!

    1. Kleiner Nachtrag!
      Hatte ja bereits den MDR erwähnt mit seinem im Graben gelandeten Ausbruchsversuch. Will den bei Gott oder ohne ihn keinesfalls weiter bemühen. Ein paar Zeilen aus den Nachdenkseiten mögen allerdings belegen, dass sich nicht nur die Journalistensöldner Kriegsschauplätze und anderer „killing Fields“ zu bedienen wissen, nen! Zum Nachdenken gibt es diesbezüglich auch das hier:
      „48.000 unerwartet und überraschend Verstorbene innerhalb eines Jahres, und kaum jemand fragt nach den Ursachen. Wie ist das möglich? Warum hat die Klärung der Frage keine politische Priorität? Warum wird in den Medien nicht ausführlich und kritisch darüber berichtet? Warum hüllen sich Politiker, Journalisten und Mediziner in Schweigen? Zum Vergleich: Als im Frühjahr 2020 etwa 9.000 Coronatote zu beklagen waren, gab es landauf landab über Wochen und Monate politisch und medial kein anderes Thema. Aus immer wieder neuen und anderen Blickwinkeln wurde die Problematik beleuchtet und analysiert. Jetzt sterben aus unerfindlichen Gründen 48.000 Menschen, und niemanden scheint es zu interessieren.“

      Dazu braucht es wohl keinen weiteren Kommentar!

      https://www.nachdenkseiten.de/?p=108684

  4. „Eigenlob stinkt“, heißt es im Volksmund. Lob kommt, wenn überhaupt, immer von außen, aber niemals vom zu Lobenden selbst, was jeder halbwegs anständige Mensch auch weiß.
    .
    In der Gewissheit der eigenen Verkommenheit ist es für diese sogenannten „Journalisten“ sicher nicht ganz einfach, sich selbst das Prädikat „Qualitätsjournalist“ an die Brust zu heften, jedenfalls dann nicht, wenn man noch über einen Rest Anstand verfügt.
    Aber wenn man erst mal eine Leiche im Keller vergraben hat, geht die nächste wohl schon leichter von der Hand.
    .
    Qualitätsjournalismus ist das, was Ped hier macht! Das ist sauber recherchierte und durch logische Argumentation vermittelte Aufklärung mit lückenlosen Quellennachweisen. Wenn man das mit dem Mainstream vergleicht, ist es doch kein Wunder, wenn Menschen sich fragen, wie man bei den ÖR und den großen Medienhäusern überhaupt auf die Idee kommen konnte, sich selbst mit dem Begriff „Qualitätsjournalismus“ schmücken zu wollen. Für die meisten Beobachter dürfte dieses Verhalten eher ein weiteres Indiz für die oben bereits angesprochene verrottete Verkommenheit großer Teile dieses beklagenswerten Berufszweiges sein.

  5. Frohes neues Allerseits.

    Zu dem Thema hier passt ein Stück Aktivismus aus dem vergangenen Jahr, über das ich in meinem persönlichen Jahresrückblick nach Weihnachten gestolpert bin.

    Ein Leser der Nachdenkseiten mit Namen Thomas Arnold hatte (im Juni 2023) einen Teil der legendären Sportpalast-Rede von Goebbels mit den beteiligten aktueller Konflikte verfremdet und den Text dann im Diskussionsforum zur Anne-Will-Talkshow eingestellt. Dort ist er gar nicht weiter aufgefallen. Die Nachdenkseiten haben das berichtet und auf Manova gab es dazu eine längere Analyse.
    .
    „Anne-Will-Diskussionsforum veröffentlicht von Goebbels entlehnten Text – und zuckt dann ohne Erklärung zurück“
    https://www.nachdenkseiten.de/?p=99871
    .
    Ich vergleiche, also bin ich (Daniel Sandmann auf Manova.news)
    https://www.manova.news/artikel/ich-vergleiche-also-bin-ich
    .
    Es fällt mir schwer die Ungeheuerlichkeiten dieser Tage passend zu kommentieren. Mich die ganze Zeit darüber aufzuregen macht ja zu aller erst mich kaputt. Vielleicht geht es noch so:
    Wenn die deutschen Juristen so arbeiten würden, wie die deutschen Journalisten …

    1. Ein kluges Manöver von Thomas Arnold macht die Gesinnung der ÖR sichtbar.
      Allerdings war damit zu rechnen, dass die Redaktion mit Löschung reagieren wird. Trotzdem ein super Ansatz, den Schmutz in den Redaktionen der ÖR an die Oberfläche zu spülen.
      .
      Vielen Dank fürs Posten…

  6. Ich habe im Herbst einige wenige, teils ziemlich lange Interviews mit P. Baab angeschaut. Keiner der Interviewer stellte die Frage, ob er denn Russisch und/oder Ukrainisch kann, und ggf. auf welchem Niveau. Was nützt ein Journalist, wenn er mangels Sprachkenntnis auf Dolmetscher angewiesen ist, oder nur Leute befragen kann, die Englisch können – womit sozial eine Vorauswahl getroffen wäre. Ich weiß es nicht, ob er das kann – damit fehlt mir zumindest eine wesentliche Information zur Bewertung dessen, was er von da mitbringt. Und etliche Aussagen klangen nach Dolmetscherbedarf. Warum überlässt man den Journalismus dann nicht gleich dem Dolmetscher?

    Zwei Aussagen zu Mariupol fand ich schräg, die hätten mindestens eine soliden Begründung gebraucht.
    1) 50000 zivile Tote in Mariupol. Eine Stadt mit knapp 400000, von denen während der Kriegshandlungen weniger als 200000 vor Ort waren. In 2 Monaten Kriegshandlungen. Offizielle Zahlen vom Sledstvennij Komitet sagen es waren über 3000. Der exilierte ukrainische Bürgermeister sagt, per Ferndiagnose, es waren 21000. Woher will der Herr Baab, der dort gewesen sein will, die Zahl 50000 haben? Die UN nennt aktuell 10000 zivile Todesopfer für den gesamten Krieg seit Feb. 2022.
    2) er behauptet den Einsatz von TOS Mehrfachraktenwerfern in der Stadt Mariupol selbst, also nichts weniger als ein Kriegsverbrechen, da diese Waffe recht ungenau ist und der Bekämpfung von Flächenzielen dient. Ungeeignet für die Stadt und trotz zahlreicher Blogger und richtiger Journalisten vor Ort habe ich nie davon gehört, dass dies der Fall gewesen wäre.

    Das sind Aussagen, die eher von Ignoranz etc. zeugen, als von solidem Journalismus.
    LG

    1. Gegenfrage:
      Vielleicht hast du von dem lustigen Ballonabschuss eines chinesischen Wetterballons letztes Jahr was mitbekommen. Aber hast du mal die offizielle Presseerklärung der chinesischen Regierung gehört? Ich wünsche viel Spass mit der Google-Suche in öffentlich rechtlichen Medien oder anderen ‚Mainstream-Medien‘. Hat es da vielleicht keine gegeben? Oder sind ARD und ZDF schlicht nicht fähig die zu recherchieren – durchaus nachvollziehbar, wenn es keine Agenturmeldung gibt.
      .
      Zweite Gegenfrage:
      Hast du schon mal was davon gehört, das Israel aktuell weißen Phosphor einsetzt?
      Falls nicht, das ist spannend, weil z.B. der Spiegel Bildmaterial davon veröffentlicht hat, und darunter geschrieben hat, dass das Bild einen Kampfeinsatz der israelischen Armee zeigt.
      https://www.spiegel.de/ausland/israel-krieg-uno-chef-sieht-nahen-osten-am-rande-des-abgrunds-a-be6ace3e-7e5e-4fb0-b1fc-8526699a07e0
      .
      noch ne Gegenfrage:
      Hast du jemals davon gehört, dass am 11. September 2001 in New York 3 Gebäude zerstört wurden? Wenn ja – wo? Im ZDF? In der ARD? Oder doch nur von ‚Verschwörungstheoretikern‘?
      .
      -> Gegenhypothese:
      Das man in den westlichen Systemmedien etwas nicht hört, heißt noch lange nicht, dass es das nicht gibt (und andersrum).
      .
      Im Ergebnis müsste man also selber schauen, ob es alternative Quellen gibt, die die Aussage von Baab belegen, wenn man sich eine Meinung bilden will.
      Ich persönlich rate aber eher davon ab. Die Informationslage in Kriegsgebieten ist – vorsichtig ausgedrückt – unübersichtlich. Man kommt dann schnell zu dem Schluss, dass ein Bericht entweder wahr ist, weil sich eine ‚andere Quelle‘ finden lässt – es ist aber extrem schwer sicher zu stellen, dass es sich wirklich um eine unabhängige Quelle handelt und nicht etwa eine von der selben Quelle getürkte Meldung die einen anderen sozialen Weg genommen hat. Oder man findet keine andere Quelle und tut solche Berichte dann als Unfug ab, obgleich sie vielleicht doch stattgefunden haben.
      Ich finde es darum sinnvoll, solche Berichte zur Kenntnis zu nehmen, und sich zu merken, um sie später referenzieren zu können. Das schwierige dabei ist, sich möglichst kein Urteil darüber zu bilden, ob die Information stimmt oder nicht – vor allem in Anbetracht der Tatsache, dass eine Information aus einem Kriegsgebiet in der Regel entweder in unser Meinungsbild hineinpasst oder ihm widerspricht, und damit von uns selbst tendenziös beurteilt wird.
      Ein Beispiel mag der Spiegelartikel von oben sein. (vergleicht das Eingangsbild mit dem Wikipedia-Artikel zu weißem Phosphor, das reicht schon)
      Nehmen wir hypothetisch an, die bildhafte Ähnlichkeit zu weißem Phosphor ist korrekt, und das Bild zeigt, wie ich das suggeriert habe den Einsatz von weißem Phosphor. Dann ist noch lange nicht geklärt, dass das Bild tatsächlich wie vom Spiegel geschrieben ein Ereignis vom 15. Oktober in Israel zeigt. Kann sein. Aber unsere Medien haben sich über die letzten Jahre als extrem ineffizient darin erwiesen, Bilder korrekt zuzuordnen und das dann entsprechend zu dokumentieren. Es könnte sich also um einen weiteren Fall von Relotius-Journalismus handeln, und sonst nix. Das einzige was man mitnehmen kann, ist das ein Spiegel-Journalist nicht in der Lage ist, die Gemeinsamkeiten auf dem Bild mit dem Einsatz von weißem Phosphor zu erkennen und das entweder zu recherchieren und zu thematisieren oder das Bild einfach durch ein anderes Bild mit weniger ‚Verwechslungspotential‘ zu ersetzen(Stichwort – ‚wir dürfen unsere Leser nicht verunsichern‘). Nein einem Spiegeljournalisten fällt so was nicht auf. Kein Wunder, ist ja auch ein Schreibtischtäter…

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