Die OPCW als UN-Partnerorganisation – Mittel zum Zweck der Kriegführung.


Ost-Goutha 2013, Kafr-Zitra 2014, Khan-Sheikhoun 2017, Douma 2018 – so zum Beispiel kann man die keinesfalls vollständige Kette von Verschleierungen, Betrügereien, Verleumdungen und Erpressungen im Zusammenhang mit dem Giftgas-Narrativ in Syrien verdeutlichen. Alles Akte, um einen Krieg zu gewinnen, der unter der verlogenen Keule geführt wird, die Menschenrechte schützen zu müssen.


Im folgenden ein Artikel von Caitlin Johnstone, welcher die bisherigen Erkenntnisse um die Betrügereien der OPCW-Veröffentlichung zu den Ereignissen in Douma im April 2018 gekonnt zusammenfasst.

Der extrem wichtige OPCW-Skandal entfaltet sich weiter. Hier die Gründe, warum niemand darüber redet.

von Caitlin Johnstone, 17. November 2019

veröffentlicht bei: https://caitlinjohnstone.com/2019/11/17/the-hugely-important-opcw-scandal-keeps-unfolding-heres-why-no-ones-talking-about-it/


Aus Quellen der Organisation zur Verhinderung des Einsatzes chemischer Waffen (OPCW) sickern jetzt reichlich Beweise, dass die USA und ihre Alliierten die Welt wieder einmal über eine weitere Militärintervention getäuscht haben. Das sollte eigentlich die Titelgeschichte überall auf der Welt sein. Doch bei der Betrachtung der Schlagzeilen [US-]amerikanischer Nachrichtenmedien, könnte man meinen, dass das derzeit einzig wichtige Thema darin besteht, sich kindisch, fantasievoll damit zu befassen, ob Donald Trump irgendwie durch ein Wunder mittels einer überparteilichen Supermehrheit im mehrheitlich republikanischen Senat des Amtes enthoben werden könnte.

CounterPunch hat unter dem Titel „Die OPCW und Douma: Der Wächter für Chemiewaffen wird von seinen eigenen Inspektoren der Beweismanipulation beschuldigt“ einen wirklich explosiven Bericht des Journalisten Jonathan Steele veröffentlicht, der zahlreiche Enthüllungen über den OPCW-Skandal enthält, die der Öffentlichkeit zuvor unbekannt waren (c1).

Steele ist ein preisgekrönter Reporter, der als leitender Auslandskorrespondent für den Guardian tätig war, bevor dieses Blatt alle kritischen Denker über den westlichen Imperialismus verbannt hat. Er mischte sich zum ersten Mal im letzten Monat mit einer Äußerung in der BBC zu der OPCW-Kontroverse ein, in der die Existenz eines zweiten Whistleblowers, der sich zu den Ermittlungen dieser Organisation über den angeblichen Chemiewaffenangriff in Douma, Syrien, geäußert hatte, benannt wurde (c2).

So Sie diese Geschichte nicht verfolgt haben, finden Sie hier die Chronik der Ereignisse, um die große Bedeutung dieser neuen Enthüllungen über den Zwischenfall in Douma vollständig zu verstehen: („Klaffende Lücken im OPCW-Bericht über den angeblichen syrischen Chemiewaffenangriff“) (c3).

Hier nur ein kurzer Abriss der Ereignisse: Im April letzten Jahres tauchten Berichte auf, dass Dutzende Zivilisten in der Stadt durch Chemiewaffen getötet worden seien, eingesetzt durch die syrische Regierung unter Präsident Bashar al-Assad. Umgehend gab es kritische Stimmen von Menschen, die sich der narrativen Manipulationskampagne gegen Syrien bewusst waren, denn Assad hatte die Schlacht um Douma bereits gewonnen und keinen strategischen Grund, dort verbotene Waffen einzusetzen. Er wusste, dass das einen Militärschlag der westlichen Kräfte zur Folge hätte. Erwartungsgemäß führten die USA, Frankreich und Britannien ein paar Tage darauf Luftschläge gegen Syrien aus.

Die OPCW veröffentlichte im März diesen Jahres [2019] ihren Abschlussbericht (1). Aber diesem Bericht wurde von zwei verschiedenen Whistleblowern der Douma-Untersuchung widersprochen. Der erste tauchte im Mai diesen Jahres auf, mit der Enthüllung der technischen Einschätzung, dass die vorgefundenen Chlorgas-Zylinder am Tatort wohl kaum aus der Luft abgeworfen sein konnten und dass es viel wahrscheinlicher ist, dass sie von Hand dort platziert wurden, was gleichbedeutend mit einer Inszenierung durch die [sogenannten] Oppositionskräfte in Douma ist.


Douma, April 2018, „Aktivist“ im Raum, in dem ein angeblicher Chlorgasbehälter „weich gelandet ist“ (b1)

Der zweite Whistleblower tauchte letzten Monat auf, mit einer Präsentation in Brüssel, die einen ganze Tag dauerte, vor einem Ausschuss, der von der Whistleblower-Verteidigungsgruppe Courage Foundation zusammengestellt worden war. Die Ergebnisse wurden von WikiLeaks veröffentlicht (c4).

Dieser neue Bericht von Steele konzentriert sich auf Informationen, die ihm der zweite Whistleblower lieferte, der aus Angst um seine Sicherheit unter dem Pseudonym „Alex“ firmiert. Die von Alex gelieferten Informationen stellten sich als weitaus explosiver als die geleakte technische Einschätzung heraus. Hier sind sieben wichtige Schwerpunkte:

  1. US-Regierungsbeamte haben versucht, OPCW-Ermittler zu der Aussage zu zwingen, dass die Assad-Regierung für den Douma-Zwischenfall verantwortlich sei. Am 4. Juli 2019 verschafften sich drei US-Beamte, welche die Anwesenden im Unklaren darüber ließen, für welche US-Organisation sie eigentlich tätig sind, Zugang zu einer Beratung von Ermittlern des damaligen Kabinettschefs der OPCW, Bob Fairweather. Was die Ermittler natürlich als einen grob unangemessenen Verstoß gegen den unparteiischen Auftrag der OPCW betrachteten. Uns ist wohlbekannt, dass die US-Regierung bereits Routine darin hat, die OPCW (ein angeblich unabhängiges und internationales Organ) zu schikanieren, um sie zu zwingen, den Fortgang bereits existierender Regimewechselpläne durchzuführen.
  2. Alex berichtete, dass der interne Zwist über die offiziellen Publikationen zum Douma-Zwischenfall weitaus einhelliger war als bekannt, und er sagte: „Die meisten im Douma-Team hatten das Gefühl, dass die zwei Berichte über den Zwischenfall, der vorläufige und der Abschlussbericht, wissenschaftlich armselig, verfahrensmäßig irregulär und womöglich betrügerisch waren.
  3. Alle bis auf einen im Team stimmten der technischen Einschätzung zu, dass es viel wahrscheinlicher ist, dass die Chlorgas-Zylinder manuell von Menschen vor Ort am Tatort platziert worden sind.
  4. Ian Henderson, der südafrikanische Ballistik-Experte, dessen Unterschrift auf der geleakten technischen Einschätzung zu sehen ist, scheint für das Leck verantwortlich zu sein. Die Identität des Leakers war der Öffentlichkeit zuvor nicht bekannt.
  5. Ermittler verspürten Druck, nichts über ihre zunehmenden Erkenntnisse berichten zu dürfen, dass es keinen Chemieangriff gab, Alex nannte es „den Elefanten im Raum, über den niemand sprechen wollte.“
  6. Der Abschlussbericht der OPCW zum Douma-Zwischenfall erwähnt ausdrücklich, dass die Ermittlung „vertretbare Gründe“ für die Annahme fand, dass der Einsatz einer giftigen Chemikalie als Waffe stattgefunden hat. Diese giftige Chemikalie enthielt reaktives Chlor. Die giftige Chemikalie war vermutlich molekulares Chlor.“ Jedoch waren laut Alex die am Tatort gefundenen Mengen chlorierter organischer Chemikalien „nicht höher als man es in jedem normalen Haushalt erwarten würde“ und tatsächlich „viel niedriger als das, was man in einer Umweltprobe erwarten würde“, vergleichbar oder sogar niedriger als die von der WHO empfohlenen Chlorwerte für Trinkwasser. Diese extrem wichtige Tatsache wurde aktiv und wiederholt in den öffentlichen Berichten der OPCW verschwiegen. Das auf eine Weise, die Alex als „bewusst und regelwidrig“ bezeichnete.
  7. Steele hat letzten Monat erwähnt, dass er sich erfolglos an die OPCW zwecks Stellungnahme zu den Enthüllungen des zweiten Whistleblowers gewandt habe, und er bestätigt in seinem neuen Artikel, dass ihn die Organisation immer noch ignoriert. Sowohl Fairweather als auch das Pressebüro der OPCW verweigerten eine Antwort. Auch Stefania Maurizi von La Repubblica hat berichtet, dass die OPCW zu dieser wichtigen Frage der Presse aus dem Weg geht. Die OPCW hatte, nachdem der erste Whistleblower im Mai aufgetaucht war, noch auf Presseanfragen geantwortet, aber es scheint, als habe jemand die Weisung ausgegeben, dies nach den Vorwürfen des zweiten Whistleblowers zu unterlassen.

Wenn es einen Zusammenhang zwischen Nachrichtenwert und tatsächlicher Berichterstattung gäbe, würde der OPCW-Skandal heute für internationale Schlagzeilen sorgen. Stattdessen werden die aufkommenden Beweise, dass die USA und ihre Verbündeten ein Kriegsverbrechen begangen haben, das auf falschen Informationen beruht, und dass eine angeblich unabhängige Überwachungsorganisation ihnen geholfen hat, es zu vertuschen, kaum zur Kenntnis genommen wird. Warum ist das so?

So man Narrativ-Manager zu Syrien wie George Monbiot vom Guardian oder Mehdi Hasan vom The Intercept fragt, ist das keine große Geschichte, denn selbst wenn Assad nicht für den Vorfall in Douma verantwortlich war, spielt das keine Rolle, weil er ja trotzdem noch immer ein sehr schlechter Mensch ist.

Aber das ist eine intellektuell äußerst unehrliche Verschleierung ihrerseits, denn es hat nichts damit zu tun, ob Bashar al-Assad ein netter Mensch ist oder nicht. Die OPCW, die ihre Ergebnisse vertuscht, mit denen die syrische Regierung zu Douma entlastet würde, wäre nicht deshalb signifikant, weil es bedeuten würde, dass Assad ein guter Mensch ist, sondern signifikant, weil es bedeuten würde, dass die USA die Welt über eine weitere militärische Intervention getäuscht haben.

Und das würde es den USA viel schwerer machen, in Zukunft öffentliche Unterstützung für andere militärische Interventionen zu erhalten.

Das ist schließlich der eigentliche Grund, warum Politik und Medien den OPCW-Skandal ignorieren. Militärische Gewalt ist der Klebstoff, der das US-Imperium zusammenhält, was bedeutet, dass es von größter strategischer Bedeutung ist, dass dieses Imperium die Fähigkeit behält, die Zustimmung für militärische Gewalt auch in Zukunft sicherzustellen. Da die von Plutokraten kontrollierten Nachrichtenmedien so eingerichtet sind, dass ihre Mitarbeiter wissen, dass ihre Karriere vom Schutz des Imperiums abhängt, auf dem die plutokratische Klasse aufgebaut ist, ist der OPCW-Skandal ein offensichtliches Tabu für jeden, der im Geschäft bleiben will.

Der einzige Weg, diese Geschichte in den Mainstream zu bringen, ist, sie ohne die Unterstützung der Mainstream-Medien viral werden zu lassen. An diesem Punkt werden die Propagandisten gezwungen sein, darüber zu berichten, um ihr Gesicht zu wahren und die fast unmögliche Aufgabe zu beginnen, zu versuchen, die Kontrolle über das Narrativ zurückzugewinnen. Dies wird [jedoch] nur geschehen, wenn genug von uns zusammenarbeiten, um den OPCW-Skandal in den Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu rücken. Ich denke, das wäre am Ende eine sehr gute Sache für die Welt.


(c1) 15.11.2019; Jonathan Steel; https://www.counterpunch.org/2019/11/15/the-opcw-and-douma-chemical-weapons-watchdog-accused-of-evidence-tampering-by-its-own-inspectors/

(c2) https://medium.com/@caityjohnstone/opcw-losing-credibility-as-even-more-revelations-surface-on-douma-755a0621710b

(c3) 25.10.2019; Caitlin Johnstone; https://consortiumnews.com/2019/10/25/panel-finds-gaping-holes-in-opcw-report-on-alleged-syrian-chemical-attack/

(c4) 23.11.2019; https://wikileaks.org/opcw-douma/

Anmerkungen

(Allgemein) Caitline Johnstone hat das Werk zur uneingeschränkten Weiterverbreitung online gestellt, vielen Dank dafür! Für die Übersetzung nutzte ich die bereits vorliegende Übersetzung von FritztheCat – abrufbar unter https://www.theblogcat.de/uebersetzungen/der-opcw-skandal-17-11-2019/ – als Grundlage. Hinzufügungen sind in eckigen Klammern gehalten. Außerdem wurden einige Links hinzugefügt. Die Links des Originalartikels sind mit (c1) bis (c4) indiziert.

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er – einschließlich der Primärquelle – gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(1) 01.03.2019; OPCW-Abschlussbericht zu Douma; https://www.opcw.org/sites/default/files/documents/2019/03/s-1731-2019%28e%29.pdf

(b1) Weißhelm-Bild einer angeblichen Chloringas-Bombe in Douma; 11.4.2018; Quelle: https://southfront.org/there-are-some-problems-with-gas-cylinders-videos-used-by-white-helmets-as-evidence-of-douma-attack/

(Titelbild) Mann mit Gasmaske; TheDigitalArtist (Pixabay); November 2019; https://pixabay.com/de/illustrations/gasmaske-krieg-konflikt-maske-gas-4606240/; Lizenz: Pixabay License