Die ARD-Tagesschau ist gefordert, ihre  verkündeten Narrative kritisch zu überprüfen.


Dass da etwas nicht stimmt an der Art und Weise der Berichterstattung öffentlich-rechtlicher Sender zu geschichtlichen Ereignissen hier und anderswo, ruft immer mehr wache Geister auf den Plan. Ein seit Jahrzehnten gebetsmühlenartig verkündetes angebliches Massaker, welches 1989 auf und um den Pekinger Tiananmen-Platz stattgefunden haben soll, ist ohne belastbare Belege.


Gerne gebe ich Lesern, welche qualifizierte wie achtungsvolle Kritik zu äußern in der Lage sind, die Möglichkeit, diese als öffentliche Briefe bei Peds Ansichten einer breiteren Öffentlichkeit sichtbar zu machen. Ihr Bemühen, ihre aktive Auseinandersetzung mit politischen und gesellschaftlichen Ereignissen, kann den vielen Mut machen, die bereits wissen, dass etwas faul ist in unserem Land, aber noch immer in Angst und Verzagtheit passiv verharren. Eigene Gedanken zu entwickeln, sie zu formulieren und in respektvoller Weise offen zu legen, zeugt von Emanzipation und Selbstermächtigung tatsächlich mündiger Bürger.


Christian Reichhoff, Berlin; 5. Juni 2019

Offener Brief an die Redaktion von Tagesschau.de

publikumsservice@tagesschau.de

ich bitte um Weiterleitung an:
Herrn Benjamin Eyssel
Frau Christine Adelhardt
Herrn Jürgen Deppe

Sehr geehrte Damen und Herren,

Anlässlich ihrer Berichterstattung zum 30. Jahrestag der Ereignisse am Tiananmen-Platz sehe ich mich moralisch gezwungen, Ihnen einen Brief zu schreiben. Ich möchte es nicht als „Beschwerde“ formulieren, sondern eher als eine Bitte an Sie als gut ausgebildete und professionelle Journalisten:

Haben Sie Mut! Berichten Sie auch über die unbequemen Seiten von Ereignissen.

Sie berichten zu den Ereignissen 1989 in Peking nämlich ausschließlich eine einzige Sichtweise, nämlich das Narrativ der brutalen Niederschlagung spontaner, friedlicher Proteste durch ein „Regime“.

Dabei gibt es handfeste historische Beweise, dass weder die Proteste spontan, sondern wohl organisiert waren und auch nicht friedlich, sondern mit einem lynchmordenden Mob einhergingen. Um Ihnen die Folgen einer solchen falschen Berichterstattung vor Augen zu führen, stellen Sie sich doch bitte folgende Situation vor:

„Fridays for Future”-Demonstranten besetzen den Berliner Alexanderplatz mit 300.000 Aktivisten und legen tagelang das öffentliche Leben Berlins im Zentrum lahm. Die Bundesregierung schickt höchste Minister zu Verhandlungen. Greta Tunberg ist dabei und gibt einem Reporter zu Protokoll: „Was wir eigentlich erhoffen, ist Blutvergießen, der Moment, in dem die Regierung bereit ist, das Volk schamlos niederzumetzeln. Erst wenn der Platz voller Blut ist, werden die Menschen ihre Augen öffnen!“

Die Aktivisten beginnen jedoch nach wenigen Tagen, die bis hier nur passiv anwesenden staatlichen Sicherheitskräfte zu attackieren. Sie zünden vollbesetzte Polizeiautos an, mehrere Dutzend Beamte werden gelyncht: Angezündet, Gesteinigt, Totgeschlagen, Aufgehängt. Ihre Leichen werden als Trophäen in den Straßen aufgehängt. Einige Überwachungskameras filmen diese grausamen Lynchszenen, internationale Journalisten machen erschütternde Aufnahmen.

Die Bundesregierung beschließt in Ihrer Not, die Bundeswehr mit Panzern anzufordern, um den Alexanderplatz zu räumen. Sie kündigt diesen Einsatz 12h vorher über alle Medien an. Die Panzer räumen am nächsten Tag den Alex, ohne dass dabei ein einziger Schuss fällt. Einige der zahlenmäßig überlegenen Aktivisten greifen allerdings weiter die Sicherheitskräfte mit vorbereiteten Molotowcocktails und erbeuteten Waffen an, die Armee muss nun seinerseits Gebrauch von Schusswaffen machen, um die öffentliche Ordnung wieder herstellen zu können.

Am Ende der Unruhen sind mehrere Hundert Tote auf beiden Seiten zu beklagen.

So weit, so unschön diese Vorstellung.

Was würden Sie als Journalisten über diese Ereignisse berichten, wenn sie nicht dabei waren, aber die Bilder der Kollegen von vor Ort zur Verfügung haben?

Das, was sie auf den Bildern sehen können, oder?

Stellen Sie sich weiterhin vor, die Meldungen der russischen und chinesischen Presseagenturen zu diesen Ereignissen einige Tage später würden lauten:

„In Berlin hat das Merkel-Regime brutal mit Panzern und Maschinengewehren eine friedliche Demonstration von Umweltschützern räumen lassen. Dabei wurden nach Angaben von Teilnehmern Tausende Demonstranten von Panzern überrollt oder erschossen. RT konnte einige Teilnehmer interviewen, welche von großer Grausamkeit berichten. Da sie mit Repressalien rechnen müssen, hat Aeroflot einige der Aktivisten zu ihrer Sicherheit in die Russische Föderation ausgeflogen, wo diese grauenvolle Augenzeugenberichte abgaben…“

Ich bin ganz sicher, Sie würden es nicht einfach so stehen lassen und übernehmen. Wir wären sogar gemeinsam empört über diese Verdrehung der Ereignisse. Sie würden die vorliegenden Informationen vergleichen, recherchieren und die russisch-chinesischen Berichte als Fake News entlarven.

Bravo! Bob Woodward wäre stolz auf Sie – und ich wüsste, wofür ich gerne meine Rundfunkgebühren zahle: Damit Sie Geld und Zeit für gute und unabhängige Recherche haben.

Aber jetzt ersetzen Sie bitte in der obigen Vorstellung nur „Berlin“ durch „Peking“, „Greta Tunberg“ durch „Chai Ling“ und „RT“ durch „AP“ oder „Reuters“. Die verstörenden Bilder dazu hänge ich Ihnen mal an dieses Schreiben an.

Als gute Journalisten sind Sie doch immer noch der Meinung, hier ist Ungeheuerliches geschehen und es wäre dringend Recherche vonnöten, nicht wahr? Oder übernehmen Sie die anderslautenden Berichte von „AP“? Bisher tun Sie leider in diesem umgekehrten Fall tatsächlich Letzteres und dies ist der Anlass für mein Schreiben an Sie.

Ich habe als 20-Jähriger damals die verstörenden Videoaufnahmen und einige Fotos des zivilen Lynchmobs an unbewaffneten (!) gleichaltrigen chinesischen Armeeangehörigen gesehen. Ich sah die Fotos davon in den Zeitungen – dies macht mich bis heute zutiefst betroffen und ich werde es nie vergessen.

Und jedes Jahr wieder muss ich erleben, wie Profis wie Sie von der ARD diese entscheidende Seite der Geschehnisse nicht nur komplett ausblenden, sondern dem Publikum eine schon zeitlich vollkommen falsch eingeordnete Reihenfolge der Ereignisse präsentieren, welche Ursache und Wirkung, Täter und Opfer einfach vertauscht:

ZUERST marodierte der Lynchmob in Peking gegen Unbewaffnete!

Erst DANACH, am 4.6.1989 rückten erstmalig bewaffnete Verbände ein.

Begreifen Sie den elementaren Unterschied?

Nun mag man zur chinesischen Parteiführung stehen, wie man will, aber als Humanist und erst recht als guter Journalist kann und darf man Täter und Opfer nicht vertauschen. Jede Befreiungsbewegung verliert jegliche humanistische Legitimation im Moment der brutalen Tötung von unbewaffneten, sich nicht einmal wehrenden Menschen. Das gilt für den gesamten Planeten, für Deutschland ebenso wie für China. Ich denke, darin sind wir, so wir auf dem Boden des Grundgesetzes stehen, einig.

Und hiermit konkretisiere ich meine Bitte:

Berichten Sie den korrekten zeitlichen Ablauf und schildern und bebildern Sie die der Räumung vorhergehenden Gräueltaten der „friedlichen Demonstranten.“

Als Hilfsangebot dafür:

Jemand, der kein Journalist ist, hat Ihnen dazu eine Unmenge an Arbeit abgenommen und ein beachtliches Primärquellenverzeichnis zusammengetragen. Entweder kennen Sie alle diese Quellen nicht, dann wäre Ihnen mangelnde Recherche vorzuwerfen. Oder Sie kennen diese – dann möchte ich nicht aussprechen, was Ihnen dann vorzuwerfen wäre.

Hier der Link zu besagtem Quellenverzeichnis, sie finden es ganz unten, am Ende des Artikels, dessen hervorragend recherchierten Inhalt sich niemand zu eigen machen muss – aber ihn zur Kenntnis nehmen gehört zur journalistischen Sorgfaltspflicht.

Zum Schluß noch eine konkrete Frage an Herrn Jürgen Deppe:

In Ihrem Interview mit Kai Strittmatter hier

behauptet Ihr Gesprächspartner Folgendes:

„Man weiß aus Dokumenten, die seither veröffentlicht wurden, dass das Blutvergießen kein Zufall war, sondern dass Deng Xiaoping wollte, dass Blut vergossen wird.“

Da dies allen mir bekannten Primärquellen vollkommen widerspricht, bitte ich um die Nennung derartiger Primärliteratur, wo sich für eine solche Behauptung die Belege entnehmen lassen. Unter anderem dank der Suche auf Wikileaks wissen wir heute, wie überrascht die westlichen Regierungen, Beobachter und Diplomaten von der deeskalierenden Haltung der chinesischen Regierung waren.

Vielen Dank.

Mit besten Grüßen
Christian Reichhoff


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.

(Titelbild) Brief; Autor: TPHeinz (Pixabay); 25.8.2017; https://pixabay.com/de/photos/brief-briefumschlag-umschlag-2679343/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

5 Gedanken zu „Öffentlich-rechtliche Medien unter kritischer Beobachtung“
  1. Es müsste doch Fotos und Videoaufnahmen von damals geben, die diese Kritik untermauern. Leider kann ich keine finden. Nirgendwo. Sind da Links/URL bekannt?

    1. Der Autor des offenen Briefes hat auf einen Artikel mit umfangreichen Quellenangaben verlinkt. Bitte nutzen Sie das, einschließlich der Informationen in den dortigen Kommentaren.
      Freundliche Grüße, Ped

    2. @wp007 Als Autor o.a. Briefes versichere ich Ihnen, dass ich alles versucht habe, an die Aufnahmen zu gelangen.
      Die sind im „Deutschen Rundfunkarchiv“, welcher das Erbe des DDR-Fernsehens „pflegt“ – jedoch war man dort nicht kooperativ, sondern verwies darauf, dass man nicht die Rechte an den Bildern habe.
      Deren entsprechende Sonderwebseite spricht eine deutliche Sprache:
      http://1989.dra.de/themendossiers/ddr-fernsehen/berichterstattung/tiananmen-massaker.html

      Alle Mitarbeiter der ARD aus meinem Bekanntenkreis lehnten eine persönliche filmische Arbeit zu dem Thema ab: Die würde in einem unausgesprochenen, jedoch real vollzogenen Berufsverbot bzw. bei Festangestellten zu einer Rüge und Karrierekonsequenzen führen. Allein eine Anfrage nach dem Archivmaterial wurde im Fall eines festen Mitarbeiters mit umfangreichen Gegenfragen (Wozu? Warum? Was ist geplant? etc.) beantwortet. An dieser Stelle zog der Mitarbeiter als Familienvater die Anfrage zurück.

      Einen kleinen Ausschnitt sieht man in diesem historischen ZDF-Beitrag bei 6:40:
      https://www.zdf.de/dokumentation/dokumentation-sonstige/tiananmen-110.html?fbclid=IwAR1ByFnBnir91DkID4Q5cph8NVSWRxe_ATl_seR4bQlEMfdwnvJMtLrmxUo

      Allerdings ist dieser Beitrag perfide geschnitten und vertauscht die zeitliche Reihenfolge der Aufnahmen:
      ERST die der Morgenstunden des 4.6. mit den vielen ausgebrannten Fahrzeugen, und DANN die nächtlichen vom 3.6. mit dem Lynchmob (es gab noch viel schlimmere Bilder, diese werden hier nicht gezeigt) und danach wieder 4.6.- Dazu liefert das ZDF den entsprechenden Kommentar aus dem OFF: Die Studenten würden mit ihren wütenden Angriffen nur eine Reaktion auf das „Massaker“ durch die Armee liefern.

      Allein der Schnitt des Materials ist eine bösartige Fälschung und kann nicht durch bloßen Zufall erklärt werden.

  2. Von mir am 06.Juni 2019 an folgende Adressaten gesendet:
    die.tageszeitung@freiepresse.de;michael.tillian@freiepresse.de;buero.chefredakteur@freiepresse.de;udo.lindner@freiepresse.de;jana.klameth@freiepresse.de;sascha.aurich@freiepresse.de

    Sehr geehrte Damen und Herren,

    am 04.06.2019 veröffentlichten Sie, unter anderem auf Ihrem Angebot im Netz, aber auch in Ihrem Druckerzeugnis „Freie Presse“ einen Artikel zu den Vorgängen auf dem Tiananmen- Platz in Peking im Jahre 1989.
    Unter anderem ist dort zu lesen: „Am 30. Jahrestag des Tian’anmen-Massakers… „.
    Da ich davon ausgehe, daß Sie Ihre Arbeit ernst nehmen und ein wirkliches Interesse an der Versorgung Ihrer Leser mit korrekten Informationen haben, möchte ich Sie darauf hinweisen, daß die in diesem Artikel getroffenen Aussagen, insbesondere die Darstellung der Ereignisse als „Massaker“, falsch sind.
    Ich gehe nicht davon aus, daß Sie selbst Beobachter vor Ort hatten, deshalb möchte ich Sie höflich bitten, Ihre Quellen zu hinterfragen. Eine gut recherchierte Sicht auf die Ereignisse mit zahlreichen Quellenangaben finden Sie zum Beispiel hier: https://linkezeitung.de/2019/04/22/der-testfall-tiananmen-platz/

  3. Das ist zu schön, um wahr zu sein. Das es das noch gibt: Eine Eigenaussage Schriftstellerin Lea Streisand, die zugleich Autorin der taz ist,, für „die Meinstreammedien (zu schreiben).
    Jetzt haben wir es schwarz auf weiß: In der Bundesrepublik Dutschland gibt es die inhaltlich gleichgeschalteten Medien.
    Die Aussage der taz-Autorin Streisand müsste ganz schnell verbreitet werden, denn diese Eigenaussage ist viel Wert. Man kann die Aussage der taz-Autorin in der Argumentation gegen die sich inhaltlich gleichschalten lassen habenden Medien.verwenden.
    Die Aussage der taz-Autorin Streisand ist nicht mehr aus der Welt zu bekommen.
    siehe: https://taz.de/Alltag-in-Coronazeiten/!5705185/

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