Die banalen Wege in das Handwerk des Tötens.


Beim Betrachten großer Politik, beim Verurteilen kriegstreiberischen Handelns fällt allgemein unter den Tisch, dass Politiker, Ideologen und „Experten“ den Krieg nicht führen können, solange sich Menschen nicht darauf einlassen, eine Waffe in die Hand zu nehmen. Solange sich kein Mensch dafür einspannen lässt, die Missionierungsphantasien der „da oben“ praktisch und gewaltsam umzusetzen, hat der Krieg keine Chance.


Aber so einfach sind die Dinge nicht.

Jeder Mensch hat gute Gründe für sein Tun und es ist wichtig, diese Gründe ernst zu nehmen, statt moralisch zu verurteilen. Das ist eine Frage der Achtung. Über Achtung kommt Verstehen. Das wird vom Gegenüber wahrgenommen und gewürdigt – in der Regel zwar nicht sofort, aber langfristig fast immer. Machen wir es uns also nicht so einfach, wenn wir nach Gründen für den Krieg suchen. Diese Gründe sind so alltäglich, dass wir uns wiedererkennen können und selbst vielleicht ganz neue Wege finden, Frieden zu leben und andere Menschen für den Frieden zu ermutigen.

Krieg ist die Unterwerfung unter die Angst. Gelebter Frieden ist die überwundene Angst, echter Mut. Einer der Foristen hier auf dem Blog hat das Banale des in den Krieg Hineingleitens in starke Worte gefasst. Das Verstehen, die Achtung, den Mut auf Menschen zuzugehen, menschliche Wärme – das hat er in einem Kommentar so wunderbar auf den Punkt gebracht, dass ich es hier noch einmal wahrnehmbarer machen möchte.


Ein Kommentar zu Was suchen deutsche Soldaten in Afghanistan?

von Boban Rovcanin am 18. November 2018


Hier einige selbstgemachte Erfahrungen mit Menschen, die sich haben in Uniformen stecken lassen und ihren Aussagen, warum sie das mit sich machen ließen.

Lars, mittlerweile über 30, Sohn einer Bekannten und Scheidungskind:

„Warum bist du zur Bundeswehr und hast dich freiwillig für Afghanistan gemeldet, Lars? Weißt du nicht, was dich dort erwartet und was die Bundeswehr dort in Wirklichkeit macht?“

„Oh, doch Boban, ich weiß genau, warum die Bundeswehr dort ist, aber hey, nach ein bis zwei Jahren fahre ich einen Mercedes und wenn ich durchhalte, kauf ich mir ein Haus. Das ist für mich ein Beruf wie jeder andere, nur mit dem gewissen Nervenkitzel.“

Lars fuhr einen Mercedes, hatte ein Haus und verbrachte – glaube ich sechs oder sieben Jahre in Afghanistan, um dies alles zu finanzieren. Jetzt, geschieden, Haus weg, keine Afghanistan-Einsätze mehr, wohnhaft (wieder) beim Vater, ist er auf der Suche nach einem „richtigen“ Beruf und ich glaube, dass wir ihm dabei das Beste für die Zukunft wünschen sollten, auch wenn er erst die Erfahrungen und Fehler machen musste, in die er „mit Hilfe“ unseres Systems getrieben wurde.

John, Texaner, US-Army, war damals, 1997, ganze 22 Jahre alt und schon mit seiner Jugendliebe, die 20 Jahre alt war, verheiratet und in Deutschland stationiert. Es war sein zweites von vier Jahren, die er sich verpflichtet hatte und nach Einsätzen in Bosnien stand ein Einsatz im Irak im Raum, an dem er auf keinem Fall teilnehmen wollte.

Sonntag nachmittag beim gemeinsamen Grillen, ich frage:

„John, was macht ein so sympathischer und offener junger Mann wie du und deine sehr schüchterne und freundliche Frau Michelle bei der Army und vor allem wie passt das Töten und das Grauen, welches ihr über andere Menschen bringt, zu den euren zuvor genannten Charakterzügen?“.

Originalton John: „Its my damn job and i get pay for it. So i obay my orders and do what they tell me to do!“ [Es ist mein gottverdammter Job, das zu tun und ich werde bezahlt dafür. Deshalb befolge ich die Befehle und führe aus, was sie mir sagen, was ich zu tun habe; Übersetzung PA].“

Das alles sagte er mit fester Mine in die Runde der anderen US-Soldaten, die mit am Tisch waren. Ich war wie paralysiert, anhand meiner persönlichen und warmen Erfahrung mit ihm und seiner Frau und dessen was er gerade über den Massenmord sagte, an dem er beteiligt war und stellte an diesem Tag keine weiteren Fragen in diese Richtung.

Am nächsten Tag klingelte er und seine Frau an unserer Tür und baten darum, etwas mit mir zu besprechen. Wir haben uns natürlich zusammen gesetzt und er entschuldigte sich von ganzem Herzen für die Worte von gestern, aber ihm blieb vor den anderen Soldaten nichts anderes übrig, da er Angst hatte, dass sie seine wahre persönliche Einstellung nicht teilen würden und er dadurch Probleme bei den Vorgesetzten bekommen würde, wenn er sie aussprechen würde.

Also erklärte er mir, wie er überhaupt da rein gerutscht und gepresst wurde und dass es absolut nicht seinem Charakter entsprechen würde, was er gezwungen ist dort zu tun, und dass er nach den vier Jahren das Militär ganz sicher verlassen würde, koste es was es wolle. Seine Frau hat ihn vor uns und mit Tränen in den Augen gebeten, dass er das Militär sofort verlässt und dass sie es irgendwie auch im normalen Leben schaffen würden. Sie litt ganz offensichtlich innerlich sehr darunter, mit welcher Arbeit er sein Geld verdienen und welches Leben sie weit weg der Heimat führen mussten.

Ich hatte später nach unserem Umzug leider keinen Kontakt mehr zu ihnen, aber ich bin mir sicher, dass er seine Worte früher oder später wahr gemacht hat.

Vor zwei Wochen eröffnete mir der 16-jährige Sohn einer Bekannten, die Griechin ist, dass er die Schule beendet hat und darüber nachdenkt, zur Bundeswehr zu gehen, da er die deutsche Staatsbürgerschaft hat und er dort als Pionier mit „coolen“ Baumaschinen und schwerem Gerät arbeiten könne.

Ich habe ihn von ganzem Herzen gebeten, sich sehr, sehr gut darüber zu informieren, was die Bundeswehr im Ausland so macht und habe ihm über meine Erfahrungen als Soldat im sogenannten Bürgerkrieg in Jugoslawien erzählt und ihm einige Internetseiten, auch diese hier, genannt, auf denen er sich über die wahren und realen Gründe informieren könne, für was man als „Söldner“ dienen würde. Dass man diesen Weg ganz sicher eines Tages mit seiner Seele bezahlen würde. Desweiteren habe ich mit seiner Mutter, seinen Großeltern und dem Onkel darüber geredet, und sie gebeten, ihn aufzuklären und ihr möglichstes zu tun, dass er nicht zur Bundeswehr geht.

Gestern Abend hat er mir dann mit ziemlichem Stolz erzählt, dass er sich entschieden hat, doch nicht zu Bundeswehr zu gehen und dass er auch auf dem Bau und im Straßenbau mit den Maschinen arbeiten kann, von denen er so fasziniert ist. Ich hoffe von ganzem Herzen, dass er bei dieser Entscheidung bleiben kann und ihn das System, mit seiner oft in sich tragenden Perspektivlosigkeit, nicht doch noch in die Arme der Bundeswehr treibt.

Am wirkungsvollsten ist unser pazifistisches Wirken zwischen unseren Mitmenschen, die uns umgeben und deren Teil wir sind. Nur müssen wir wieder lernen, alles, aber auch alles vorurteilsfrei und ohne jegliche Angst zwischen uns zu kommunizieren. Es wird auf Dauer nicht seine Wirkung verfehlen.

Liebe Grüße an alle!


Es gibt einen zweiten Teil, der Bezug nimmt auf den Text oben und den Kommentar eines Lesers


Wie John zur Armee kam

von Boban Rovcanin am 20. November 2018


Deine Worte, den Schmerz, den Pessimismus und den ungeheueren Druck und Drang danach seine Mitmenschen vom Wahnsinn des Krieges zu überzeugen, und damit auch die seelenfressende Angst, sich selber einmal unverschuldet in einem Krieg wiederzufinden, kann ich mehr als verstehen, da ich auch diese Emotionen erst durchleben musste und teilweise immer noch durchlebe [Die Ansprache bezieht sich auf diesen Kommentar, Anmerkung PA].

Gerade weil ich ein Mensch mit Emotionen wie Empathie sein möchte, so wie die meisten hier auf diesem Blog und dafür immer wieder auch diese Erfahrung schmerzhaft, aber auch prägend, habe machen müssen. Nun möchte ich dir erzählen, wie John dazu kam, trotz seines eigentlich empathischen Naturells, bei der US-Army zu enden, wenn auch nur für vier Jahre, hoffentlich. Das habe ich nicht mit aufgeführt weil es eigentlich eine Negativ-Bilderbuch-Story ist, wie die Herrscher über die Beherrschten verfügen.

Hier also die Geschichte wie sie mir von John, übrigens am Tag erzählt wurde, als er sich bei mir entschuldigte:

Als er circa sechs Wochen vor dem Abschluss der Highschool stand, waren da auf einmal Busse von den Militärs, die Rekruten anwarben. Johns Aussage zufolge lebte er in einer mittelgroßen Stadt in Texas mit etwa 60.000 Einwohnern, wobei leider weder ich noch meine Frau sich erinnern, wie diese Stadt hieß. Die allermeisten arbeiteten in einer Fabrik, die – glaube ich – Zulieferer für die Automobilindustrie war. So auch sein Vater, der alle Weichen gestellt hatte, dass John nach der Highschool dort auch einen Arbeitsplatz bekommt und aus diesem Grund hat sich kaum jemand von den Militärs anwerben lassen. Mehr noch, nach seiner Aussage haben sie diese fast jedesmal, wenn sie an ihnen vorbei kamen, auch noch verspottet.

Kurz bevor er den Abschluss machte, wurde jedoch die Fabrik nach amerikanischem Recht innerhalb von einigen Wochen komplett geschlossen und selbst sein Vater hat seinen Arbeitsplatz nach langer Firmenzugehörigkeit kurzfristig verloren und den meisten ging ein Licht auf, warum das Militär entgegen allen Gewohnheiten dort zum ersten mal Rekruten anwarb. Da nur noch die Mutter über einen kleinen Job verfügte und John noch kleine Geschwister hatte, blieb ihm nichts anderes übrig, als sich zu verpflichten um über die Runden zu kommen und die eigene Familie zu entlasten.

Nach einem Jahr bei der Army war ihm schon klar geworden, dass es für ihn persönlich nicht mehr in Frage kommen würde, beim Militär zu bleiben und dass jeder andere Job im Zivilleben, egal wie schlecht bezahlt, die bessere Lösung ist. Wie gesagt, ob er das wahr gemacht hat oder sich aber an das Geld und die finanzielle Sicherheit gewöhnt hat, die das Militär seinen Söldnern zukommen lässt, weiß ich leider nicht, aber zumindest hatte er mir bewiesen, dass er seine Situation und das, wofür er in der Realität dient, durchschaut hat und solche Menschen halten es gewöhnlich nicht aus, verheizt zu werden.

Aber, wenn wir schon dabei sind, kann ich dir, Himbeertoni, auch eine Erfahrung von der anderen Seite, der Seite derer zukommen lassen, die sich niemals verheizen lassen würden und im tiefsten Inneren pazifistisch veranlagt sind aber trotzdem im Krieg endeten, samt Familie. Mischko, eine serbischstämmiger Jugoslawe der mit seiner kroatischstämmigen Frau in der Stadt Vukovar lebte und dort auch sein ganzes vorheriges Leben verbracht hatte, erzählte mir, wie er, der den Krieg hasst, in genau diesem endete und nur durch viel Glück sich, seine Frau und seine zwei kleinen Kinder retten konnte.

Wer den sogenannten jugoslawischen Bürgerkrieg noch einigermaßen in Erinnerung hat, der wird sich daran erinnern, für was die Stadt Vukovar im heutigen Kroatien in der Propaganda der westlichen Medien stand und vielleicht weiß er auch, was dort wirklich passierte. Wenn nicht, dann sollte man das Schicksal dieser Stadt und seiner Einwohner bei Interesse googeln.

Jedenfalls erzählte er mir, nach dem ich ihn fragte, ob er und seine Mitmenschen nicht sahen, was da auf sie zukommen würde, dass jeder, so wie in ganz Rest-Jugoslawien damals, sich damit beruhigten, dass die Politik, der Staat und vor allem die „jugoslawische Volksarmee“ (zu der ich damals freiwillig gehörte, um den aufkommenden Bürgerkrieg aufzuhalten) die Menschen vor den sich formierenden Paramilitärs beschützen würde und Recht und Ordnung, die vorher von Tito garantiert und durchgesetzt wurden, aufrecht erhalten würden.

Eines schönen Tages saß er mit guten alten Freunden – wie üblich für die Menschen auf dem Balkan – im Cafe und diskutierte darüber, ob es nicht Zeit wäre, für alle Nicht-Kroaten, das Land zu verlassen, als vor ihnen ein Taxi hupte und einer seiner ältesten und besten Freunde eine Kalaschnikow und eine Paramilitäruniform aus seinem Taxi hielt und laut schrie, dass es bald „losgeht“!

In diesem Moment begriff er, dass ihn und seine Familie niemand retten würde, und er sich gleich und selber darum kümmern musste, in Sicherheit zu kommen. Er besprach mit seiner Frau, was sie machen sollten und sie wollte aus Angst um ihre Kinder und ihn auch, dass sie so schnell wie möglich aus Kroatien fliehen. Sie wollten die gleiche Nacht auf die serbische Seite wechseln, da Vukovar eine Grenzstadt war, wo sie von einigen seiner Familienangehörigen aus Serbien empfangen werden sollten.

Gesagt getan, dachten sie sich und packten das nötigste, um in der Dunkelheit zu fliehen. So gegen 20 Uhr am Abend klingelte es an ihrer Haustür und als er aufmachte, standen da der „Freund“, der Taxifahrer, und einige Andere ihm alles bekannte Nachbarn und Freunde in neuen Uniformen und neuen Waffen und fragten ihn, obwohl sie genau wussten, dass er serbischer Abstammung ist, dass es jetzt an der Zeit wäre, das Land und die Heimat zu „befreien“ und ob er mitkommen würde?

Was er dabei in diesem Moment gefühlt habe, wollte ich wissen. Er meinte, dass er einfach nur mit seinem Leben abgeschlossen hatte und innerlich zu Gott betete, dass sie wenigstens seine Frau und seine Kinder verschonen würden, denn sie wussten ja um seine Abstammung und er war sich sicher, dass sie mit ihm nur spielen würden, bevor sie ihn töteten. Als er wiederholt gefragt wurde, ob er mitkomme und wie es eigentlich seiner Frau und seinen zwei kleinen Kindern gehen würde, sagte er um sie zu schützen und den erwarteten Kopfschuss hinter sich zu bringen, dass er mitkommt. Zu seiner Überraschung haben sie ihn tatsächlich in eine ihrer Uniformen gesteckt und ihn, wenn auch ohne ihm eine Waffe zu geben, mitgenommen.

Nach zwei Tagen gelang es ihm, telefonisch Kontakt zu seiner Familie in Serbien aufzunehmen und sie teilten ihm mit, dass seine Frau und Kinder die vorher geplante Nacht nach Serbien geflohen sind und bei ihnen in Sicherheit wären. Er sei nach eigener Aussage zwei Tage später in der Nacht von den Paramilitärs geflohen und habe sich nur in Unterwäsche auch auf die serbische Seite gerettet, wobei er zugab, dass ihm einer seiner alten Freunde dabei geholfen habe, aber er zu damaliger Zeit nie die Chance, hatte sich bei ihm zu bedanken.

Das wichtigste was ich damals und bis heute von ihm gelernt habe, war die Aussage dass die allermeisten seiner Mitmenschen nicht in den Krieg gegangen sind, der Krieg kam zu ihnen! Er kam zu ihnen, weil es in der Natur des Menschen, ist erst dann zu reagieren, wenn es eigentlich schon zu spät ist, siehe Drittes Reich und seine Führer. Und da bin ich zugegebener Weise auch voll bei deiner Sorge und Angst, Himbeertoni, dass diese von mir geschilderte Art und Weise, wie sie uns in Kriege treiben, heute zu jeder Sekunde wieder und überall möglich ist, und es nur eine Frage der Zeit ist, bist sie uns damit wieder für ihre Zwecke „disziplinieren“ um uns in alle Ewigkeit als Humankapital zu halten.

Zum Schluss bleibt mir nur die 100-prozentige Feststellung, dass zwar mit den uns momentan umgebenden Mitmenschen kein Frieden und keine wahre Freiheit zu realisieren ist, aber jeder Versuch der Aufklärung eine Investition in eine bessere Zukunft für die folgenden Generationen ist. Irgend wann, wenn es hier bei Ped um Menschen geht, die in ihren Ländern alles durch unseren Raubtierkapitalismus und seine Kriege verloren haben, werde ich eine von mir persönlich gemachte Erfahrung schreiben, wie es in einem Menschen aussieht und was in ihm vorgeht, wenn er kurz davor steht seine Nerven zu verlieren und kurz davor steht, sich an der Gesellschaft zu rächen.

Liebe Grüße an alle!


Vielen Dank, Boban!

Bleiben Sie in diesem Sinne schön aufmerksam.


Anmerkung: Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.

(Titelbild) Rüstung, Helm, Krieger; Autor: ArtCoreStudios (Pixabay); 13.8.2012; Quelle: https://pixabay.com/de/gladiator-krieger-getriebe-waffen-1931077/; Lizenz: CC0 Creative Commons

Von Ped

16 Gedanken zu „Wie man zum Krieg kommt“
  1. Ein wichtiger und dazu auch noch ausgezeichneter Artikel oben, der genau das enthält, wofür er wirbt – nämlich (Zitat:) „das Verstehen, die Achtung, den Mut auf Menschen zuzugehen und menschliche Wärme“.

    Würden wir Menschen heute mehrheitlich (und auch ganz bewußt) auf diese achtsame Weise miteinander umgehen, so hätten wir erstens – weitaus weniger und zweitens oft wohl auch – viel geringere Probleme!

    Es mag manchmal gewiß auch eine wichtige Sache sein, seine Meinung öffentlich auf einer Friedensdemo kundzutun, aber mindestens genauso wichtig (ja wohl noch weitaus wichtiger) ist es, immer wieder GERADE AUCH IN ALLEN MÖGLICHEN ALLTAGSSITUATIONEN* seinen Beitrag zum Frieden, zur Verständigung und zu einem freundlichen Umgang miteinander zu leisten und GENAU DAS ist für mich DIE EIGENTLICHE BEISPIELHAFT VORGELEBTE REVOLUTION!

    Ein herzliches Dankeschön daher für die guten Anregungen oben an PED und auch an Boban!

    wenn man BEWUSST GEISTESGEGENWÄRTIG UND SOMIT GENAU hinschaut, bieten sich für uns im Alltag immer wieder letztlich unzählige Möglichkeiten, z. B. bei Einkaufen an der Kasse, im Straßenverkehr, bei der Arbeit usw. für ein friedliches und freundliches Miteinander zu werben und so die nun so aufgeheizte Stimmung mehr und mehr zu beruhigen; all dies wären meines Erachtens ausgesprochen positive, wichtige (und je mehr desto besser) auch erfolgversprechende Beiträge zur wirklichen Revolution unseres derzeit gerade vielfach so verkorksten Gesellschaftsklimas.

  2. Entschuldigung, der von mir mit Spannung erwartete Kommentar von Boban lässt mich fragend zurück.
    Mehr noch, die Protagonisten werden zu „Opfern“, Opfer von Verführung, finanzieller Begehrlichkeiten und Unwissenheit ohne eigenen Willen verklärt.

    Zitat:
    „…, die sich haben in Uniformen stecken lassen und ihren Aussagen, warum sie das mit sich machen ließen.“

    Es ist grade zu grotesk und in nicht geringem Maße weltfremd allen „Werkzeugen“ der kriegsgeilen Macht-Eliten eine derartige Naivität oder niedere Beweggründe (wie bei Lars und dem 16-jährigen) zu unterstellen. Auch rate ich von der Hoffnung ab, jeden bekehren zu können, frei nach dem Motto: „Stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin…“

    Doch der Reihe nach.
    Allgemein ist erst einmal der Sinn und Zweck einer Armee zu definieren.
    Eine Armee besteht aus einer sehr großen Anzahl von Männern, die institutionalisiert und (staatlicherseits) kontrolliert und mit Profi-Waffen ausgestattet auf Befehl eine gegnerische Gruppe von Männern töten muss.
    Die damit einhergehende Tötung von Zivilisten, Frauen und Kindern wird als unvermeidbarer “Kollateral-Schaden” deklariert.
    Oder aber sie droht damit, das Genannte zu erledigen, falls der Gegner (in der Fachsprache “Feind” genannt) bei welchem Konflikt und aus was für Motiven heraus auch immer nicht nachzugeben (Fachsprache: Kapitulieren) bereit ist.
    Sehr wichtig dabei: Eine Armee, die nur so tut, als würde sie die Beendigung menschlichen Lebens auf die gewaltsame Tour bewerkstelligen, wenn es darauf ankommt, lediglich aus einer (Droh-)Kulisse besteht, und von der die Gegenseite weiß, dass ihr martialisches Getue nur aus Bluff und Fake besteht, ist keine Armee.
    Noch eine schlechte Nachricht: Die professionelle Tötung von Menschen ist keineswegs ein “sauberer” Job. Man muss den Gegner erschießen, am besten gleich in den Kopf, um ihn unschädlich zu machen, prügeln, zum Krüppel sprengen, verbrennen, ersaufen, bomben und massenvernichten.
    Die Sondereinheiten einer Armee werden zudem darauf trainiert, sich heimlich an den Feind heranzuschleichen, ihn still und heimlich zu erstechen, mit einem Drahtseil zu strangulieren, ihn in Sprengfallen tappen zu lassen oder mittels Haftminen an ihren Objekten und Gerätschaften hundert- und tausendfach dem Tod anheimzugeben. Das gilt auch im Verteidigungsfall.

    Daraus folgend. Das die Bundeswehr in Afghanistan keine Brunnen bohrt und Mädchenschulen-Schulen baut dürfte selbst dem schlichtesten Rekruten klar sein, spätestens wenn er mit dem G36 statt mit Spaten und Maurerkelle ausgestattet wird.

    Lars wollte Geld um zu konsumieren bzw. Luxus zu finanzieren und wohnt heute wieder bei seinem Vater, weil er nichts mehr hat. Für mich ist da aber eher die Scheidung von seiner Frau und die damit einhergehende Enteignung als der Afghanistan-Einsatz ursächlich.

    Und auch bei John, einem Texaner, bleibt uns Boban, die Beweggründe der Army beizutreten, schuldig. Zitat:
    „Also erklärte er mir, wie er überhaupt da rein gerutscht und gepresst wurde und dass es absolut nicht seinem Charakter entsprechen würde, was er gezwungen ist dort zu tun, und…“

    Wie muss ich mir das vorstellen? Wurden er und seine Freundin nach Deutschland mit Waffengewalt entführt? Wurde ihm eine Waffe in die Hand getackert und gesagt: „Geh hin und stifte Weltfrieden?!“

    Und selbst der 16-jährige Baumaschinenfetischist ist noch nicht sicher, weil er sich immer wieder zwischen dem “Bergepanzer Büffel” und einem „normalen“ Radlader oder Bagger entscheiden muss.

    Resümierend. Es wird immer Menschen geben, die sich darauf einlassen, eine Waffe in die Hand zu nehmen und als Werkzeuge zu fungieren. Die Beweggründe sind vielschichtig.
    In jedem Fall aber ist der Protagonist selbst und in vollem Umfang für sein tun verantwortlich.

    Grüße

    1. „Mehr noch, die Protagonisten werden zu „Opfern“, Opfer von Verführung, finanzieller Begehrlichkeiten und Unwissenheit ohne eigenen Willen verklärt.“

      und weiter:

      „Es wird immer Menschen geben, die sich darauf einlassen, eine Waffe in die Hand zu nehmen und als Werkzeuge zu fungieren. Die Beweggründe sind vielschichtig.“

      Nicht bloß das. Hüten wir uns davor, so zu tun, als ob wir selbst, also auch Sie, Himbeertoni, davor gefeit wären. Wer mag schon zu sagen, zu welcher Zeit die Umstände gut waren und man selbst an einer Weichenstellung in Richtung solch einer Entscheidung vorbeigeschrammt ist, ohne sich dessen bewusst zu sein. Mich stört die Pauschalverurteilung.

      Mein Vater war Berufssoldat, mein Weg zum Berufsoffizier quasi vorbestimmt. Dass das dann nicht geklappt hat, lag eher an banalen Umständen, nicht etwa daran, dass ich damals eine mutige, bewusste Entscheidung gegen das Soldatensein getroffen hätte. Wäre ich deshalb ab diesem Zeitpunkt ein Arschloch gewesen, ein moralischer Versager, einer mit dem es doch keinen Sinn mehr hätte zu reden? Hätte mir ein Boban später nicht gut getan?
      Mit diesem Draufhauen, dieser Abwertung, dieser auch andere demoralisierenden Negativsicht kommen wir doch nicht weiter.
      Boban hat ja auch sein Zugehen auf andere Menschen nicht davon abhängig gemacht, wieviel Sinn das für andere hat. Er hat sich von seinem eigenen Fühlen und Wollen leiten lassen.

      Herzliche Grüße, Ped

      PS: Und gänge morgen die Welt unter, so pflanzte …

      1. Nein, nein Peter, Sie haben mich völlig falsch verstanden. Oder aber, ich habe mich missverständlich ausgedrückt!

        „Hüten wir uns davor, so zu tun, als ob wir selbst, also auch Sie, Himbeertoni, davor gefeit wären. Wer mag schon zu sagen, zu welcher Zeit die Umstände gut waren und man selbst an einer Weichenstellung in Richtung solch einer Entscheidung vorbeigeschrammt ist, ohne sich dessen bewusst zu sein. Mich stört die Pauschalverurteilung.“

        Ich verurteile das Soldatsein nicht. Im Gegenteil.
        Kurzer autobiografischer Schwenk.
        Hat Himbeertoni gedient? Ja, hat er. Weil er aus der Not eine Tugend machen-, eine Weiche stellen musste.
        Als Sohn eines Berufssoldaten ist Ihnen bekannt, dass der 18-monatige Grundwehrdienst in der DDR einen unverhofft, ich meine bis zum 35sten Lebensjahr, hat ereilen können. Außerdem war es Usus, dass Angehörige des kleinen zänkischen Bergvolks im Süden Mecklenburgs, die Sachsen, in Standorte im Norden einberufen wurden, während die Nordlichter meist in südliche Gefilde kamen. Hatte irgendwie mit der Vorbeugung von UE (unerlaubten Entfernen) zu tun oder so ähnlich.
        Jedenfalls führten diese unberechenbaren Größen dazu, mich freiwillig für 3 Jahre zu verpflichten und somit Zeitpunkt und Einheit/Standort selbst zu bestimmen. Natürlich kam für mich nur das Beste in Frage. Spezialaufklärungskompanie. Eben alles was einem jungen Mann Spaß macht und reizt. Dazu gehörten Ausbildungsinhalte wie Fallschirmspringen, Tauchen, Sprengen über und unter Wasser, Führerscheine aller Klassen, Klettern und Kampfsport. Halt jede Menge Lametta…
        Niemals wäre es mir in den Sinn gekommen, mein Tun in Frage zu stellen. Ich war allzeit bereit mein Können unter Beweis zu stellen. Musste ich nicht. Aus heutiger Sicht ein glücklicher Umstand.
        Und ich hatte nochmal Glück!
        Durch die sogenannte Wende und die dadurch entstandenen neuen Möglichkeiten, entschloss ich mich den Dienst zu quittieren und wurde in Unehren aus der NVA entlassen. Mich traf die Verachtung des gesamten werktätigen Volkes der Deutschen Demokratischen Republik (O-Ton Kompaniechef bei der Degradierung).

        Kurz um, erst war ich für die einen, jetzt für die anderen ein Arschloch, ein moralischer Versager aber ich war mir immer treu. Und damit komme ich bestens klar.
        Das moralische Hinterfragen sollte vor einer freiwilligen Entscheidung stehen.

        Ganz herzliche Grüße, Himbeertoni

    2. Kann deine Worte, den Schmerz, den Pesimismus und den ungeheueren Druck und Drang danach seine Mitmenschen vom Wahnsinn des Krieges zu überzeugen, und damit auch die seelenfressende Angst, sich selber einmal unverschuldet in einem Krieg wiederzufinden, mehr als verstehen, da ich auch diese Emotionen erst durchleben musste und teileweise immer noch durchlebe, gerade weil ich ein Mensch mit Emotionen wie Empathie sein möchte, so wie die meisten hier auf diesem Blog und dafür immer wieder auch diese Erfahrung schmerzhaft, aber auch prägend, machen müssen.

      [alles weitere oben im Text]

      LG an alle!

    3. Hallo Himbeertoni!
      „In jedem Fall aber ist der Protagonist selbst und in vollem Umfang für sein tun verantwortlich.“
      Bemerkenswert ist aber doch, dass Menschen die in die Armee gehen meißt sehr jung sind. Ich denke da an einen Kollegen, erstes Ausbildungsjahr, sozialer Breich, der mit dem Gedanken spielt in die Bundeswehr zu gehen. Ja und auch die youtube-Propaganda spielt da sicher eine Rolle (Bundeswehrmachwerke über Mali zB)…
      Diese jungen Menschen sind in einem System aufgewachsen das von ihren Vorbildern nicht hinterfragt wird (Verantwortung…?…). Sie sind in einem sicheren, satten, bräsigen Deutschland groß geworden, Konsum auf Schritt und Tritt, materiell so abgefüllt, dass mehr wirklich kaum noch geht.
      Fakt ist aber auch, dass diese Menschen belogen werden, von Anfang an. Wer hat das Glück und kann sagen er wurde über das Funktionsprinzip dieses Systems aufgeklärt? Über das Geldsystem? Über die Wahrheiten die heute noch nicht mal von den angeblichen „Wächtern“ der „Demokratie“ weitergegeben werden, obwohl sie jeder finden kann, der auch nur den kleinsten Willen hat danach zu suchen…
      Ja, es liegt alles auf dem Tisch, man muss nur zulangen….
      Dazu muss man aber veranlagt sein, oder eben Erfahrungen gesammelt haben…
      Klar, jeder ist verantwortlich für sein tun und nicht nur für sein tun, es geht sogar weiter. Aber diese jungen Menschen werden benutzt. Diese jungen Menschen können gar keine Verantwortung übernehmen, ausgestattet mit nichts als Lügen.
      Verantwortung haben aber die, die diese Videos herstellen und auch jene, die in einer Fabrik Rüstung befördern (um ihr Haus zu bezahlen zB). Verantwortung haben vor allem Menschen die es besser wissen. Meißt, nicht immer sind die aber schon etwas älter.

      1. @ Schliemanns,
        Ihre Worte sprechen mir aus dem Herzen denn, wenn ich etwas zu 100% bestätigen kann, dann das Problem dass Menschen die ca. Mitte 20 sind sich kaum oder meist garnicht mehr hinter das Licht von den Militärs führen lassen und sich kaum noch von jemandem rumkommandieren lassen.
        Wenn, dann haben sie meist nur sehr junge unter 20 Jährige in ihren Fängen die durch den uns allen bekannten Druck von Konsum, Ansehen, Gesellschaft, Geld uvm. und dem Schicksal dass sie nicht mal von den Eltern und ihrer Umgebung vor diesem schlimmen Fehler bewahrt werden. Leider ist es oft das Gegenteil, sie werden wie von Himbeertoni es schon sehr trefflich beschrieben hat, familiär dafür getrimmt Haut und Seele an den Größenwahn des Militärs zu verkaufen.
        Ich selbst war 25 als ich freiwillig und aus fester Überzeugung den aufkommenden Krieg in Jugoslawien stoppen und Menschleben retten zu können, zur Volksarmee ging, welch ein genauso mutiger und fast fataler Entschluss. Nur die Erfahrung wie junge Menschen manipuliert und verheitzt werden können, die ich dort gemacht habe, ist unbezahlbar und war bis zum heutigen Tag prägend für mich, welch ein Glück im Endeffeckt.
        Sie haben also vollkommen Recht mit ihrem Kommentar, wenn sie sehr richtig feststellen dass sie das nur mit jungen Menschen machen können in dem sie den noch nicht verfestigten und ausgeprägten Charakter eines jungen Menschen mit dem schlimmsten „fehlbelegen“ was möglich ist, nähmlich dem Verlust des Respekts vor anderem Leben.
        Vielen Dank für ihre, mir aus dem Herzen sprechenden Worte.
        LG an alle!

  3. Ped, dein Artikel und der Kommentar von Boban sind blanke Augenauswischerei. Ich denke, du willst uns provozieren?! Kriege haben immer gesellschaftliche Hintergründe und hier sind wir mit Marx, Engels, Lenin und Clausewitz bestens bedient. Der Krieg als die Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln und die Unterscheidung nach gerechten und ungerechten Kriegen sollte unser Hauptaugenmerk sein.
    Solange es antagonistisch gegenüber stehende Klassen und Gesellschaftsordnungen gibt, wird es Auseinandersetzungen geben. Die Frage ist nur ob sie politisch oder militärisch entschieden werden!? Ein vom tiefen Staat angezettelter Krieg wird der Untergang der Menschheit sein. Hoffen wir mit Maffay, daß das rote Telefon funktioniert.

    1. Hallo Jürgen,
      ich denke wir haben hier einfach mal verschiedene Standpunkte. Womit ich gut zurecht komme.
      Mit allen von Dir aufgeführten Theoretikern habe ich mich über Jahrzehnte befasst. Es waren große Denker, aber keine Götter. Bestens bedient bin ich aber mit dem, was mir meine eigene Erkenntnis und mein eigenes Herz sagt.
      Klassengesellschaften und ihre inhärente Dialektik als Konstrukt heranzuziehen, um Facetten unserer Gesellschaft auf systemischer Ebene verstehen zu können, befürworte ich. Als Dogma lehne ich sie – wie alle Ideologien – ab, weil sie eingeschränkte Sichten und nachfolgend Schmalspurdenken fördern und sogar fordern.
      Zu Klassen – die hier von dir angesprochen wurden – gibt es am Donnerstag gleich noch einen Nachbrenner. 😉
      Herzliche Grüße, Ped

    2. „Kriege kann, wird und soll es immer wieder geben, basta!“??
      Na dann hoffe ich dass es eines Tages immer zuerst die trifftén wird, die auch glauben dass die ganzen unschuldigen bisherigen Opfer unserer Kriege gerechtfertigt sind und das als unausweichlich ansehen.
      Alles schön analysiert und kommentiert nur, der größte Faktor und einizige Ansatzpunkt an diesem von ihnen Opa Jürgen beschriebenen momentanen Zustand der Menschheit wird wie üblich ausgeblendet, nähmlich dass es der Mensch allein ist der zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort auf diesem Planeten, gerade diesen Zustand mit seinem eigenem Wirken erschafft und somit jeder Einzelne von uns auch die volle Verantwortung dafür trägt welches Leid über uns gebracht wird, und somit auch der einzige Ansatz sein kann positive Veränderungen für die Zukunft zu bewirken, so wie es hier von Ped auf diesem Blog versucht und umgesetzt wird.
      Ja, viele, sehr viele Mitmenschen heute und in der Vergangenheit haben sich es nicht nehmen lassen den Menschen und ihr Wirken absolut real wiederzugeben nur, sich diese Analysen eigen zu machen und Deckel drauf ist kein Weiterkommen und schon garnicht ein positiver Impuls oder eine positive Wertschüpfung aus dem Erkennen des Grauen welches wir seit ewigen Zeiten über uns und diesen Planeten bringen. Es ist genau das Gegenteil, Stillstand, Stillschweigen und auch wenn es kaum jemand wahr haben will, es ist auch eine „Mitschuld“ wenn nach dem man vieles begriffen hat, sich nicht daran beteiligt es zu ändern. Egal wie klein und machtlos man sich dabei vorkommt, egal wie offt man von seinen Mitmenschen dafür mit ihren antrenierten Verurteilungen gestraft wird, wir sind alle „Eins“ und auch das kleinste Wort und die kleinste Tat haben ihre Wirkung und werden auf Dauer helfen den Menschen verstehend zu machen.
      LG an alle!

  4. “Jeder Mensch hat gute Gründe für sein Tun und es ist wichtig, diese Gründe ernst zu nehmen, statt moralisch zu verurteilen. Das ist eine Frage der Achtung.“

    Die Diskussion konzentriert sich etwas zu sehr auf die Gründe, warum jemand Soldat wird. Das ist aber nicht das Entscheidende. Auch ich habe bei der BundesWEHR gedient und auch meine beiden Söhne dazu genötigt, einfach aus dem Grunde, den Umgang mit der Waffe zu lernen. Wie schon ganz wichtig von Boban geschrieben, der Krieg kommt zu uns, zumindest wenn man eine anständige Regierung hat, und es gehört sich einfach, sein Land zu verteidigen, unabhängig davon ob es einem gefällt oder nicht. Was unsere Söldner jedoch treiben, hat nichts mit Verteidigung zu tun. Somit kommt es darauf an, wozu man sich einsetzen lässt. Und das, wozu sich unsere Söldner einsetzen lassen, verurteile ich mit ruhigem Gewissen moralisch, obwohl ich versucht bin, es nicht zu tun.

    Wie kann ich einen intelligenten Menschen (für die ich Offiziere halte) achten, der sich für verbrecherische Zwecke einsetzen lässt? Ob Polizist oder BW-Söldner, sie werden wissen was sie tun und sehen einfach darüber hinweg (meinetwegen um Haus und Auto zu bezahlen), wenn sie sich nicht sogar aus voller Überzeugung in den Krieg stürzen. Und das soll ich achten können? Wie? Durch Verständnis? Alles in mir wehrt sich mit Händen und Füßen schon allein gegen die Vorstellung, Verständnis zu zeigen. Trotzdem halte ich es für richtig, den Dialog mit solchen Leuten mit Achtung zu führen.

  5. Hallo Ped, danke für die Antwort, schon mein Philosophielehrer war manchmal verzweifelt, mir, einem Militär, die friedliche Koexistenz nahe zu bringen. Zu den Klassikern bin ich nach wie vor der Meinung, daß sie recht haben und wir sie nicht beiseite legen sollten.
    Wenn ich mir die Beiträge anschaue, habe ich doch Recht, Du wolltest uns provozieren und das ist gut so.

    1. … und keine Frage, es sind sehr wichtige, wertvolle Dinge, welche „unsere“ Klassiker herausgearbeitet haben, da bin ich ganz bei Dir.

      Herzliche Grüße, Ped

  6. Hallo Ped, was ich mir wünsche, das wir uns nächstes Jahr in Dresden treffen, wenn ich mit meinen Freunden, den Nachtwölfen, auf der Fahrt nach Berlin in deiner Stadt verweile. Der Opa, der 22 Jahre in der VP Bereitschaft, als Kompaniechef gearbietet hat und darauf stolz ist. Ich bin Ossi.
    Falls ich deinen Rahmen sprengen sollte, entschuldige, die SpontaniT (Mensch Jürgen, das Wort können manche nicht mal schreiben) hat mich erwischt. Schöne Grüße nach Dresden.

    1. Lieber Jürgen,
      die „Sprengung des Rahmens“ wurde hiermit ausnahmsweise zugelassen. 🙂
      Den „Nachtwölfen“ stehe ich – Du hattest das Thema dieses Jahr schon mal an mich herangetragen – sehr aufgeschlossen gegenüber.
      Sei auch Du herzlich gegrüßt, Ped

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