Imperiale Betrachtungen aus den Tempeln der deutschen und EU-Politik


Zwei namhafte Vertreter ihrer Zunft zeichnen sich durch besondere Überhebung aus, wenn sie sich mit Imperien befassen. Imperien sind Herrschaftsgebilde, Zeichen von Macht und Einfluss auch im Außen. Dazu stehen sowohl Herfried Münkler als auch Josep Borrell. Interessant ist es, zu erfahren, wie der eigene Herrschaftsanspruch moralisch reingewaschen wird. Während man gleichzeitig Machtansprüche anderer Akteure verurteilt. Diese Doppelmoral wird im Folgenden an einer Reihe von Beispielen deutlich gemacht.


Außerdem erinnert mich das Wirken der beiden Männer an einen Begriff, den ich erstmalig bei dem russischen Politologen Alexander Dugin las: Ethnozentrismus. Damit erklärt man eine ausgesprochen egomane Ideologie. Im Eurozentrismus erfährt der Ethnozentrismus seine spezielle, eben europäische Ausprägung. Danach feiert sich das EU-Europa als Nabel menschlicher Kultur und Zivilisation, womit man meint, es sich leisten zu können, anderen „Werte“ zu lehren und andere Völker „auf den rechten Weg“ zu führen. Dugin wörtlich:

Bei allem Postmodernismus, bei aller Toleranz: Sie im Westen kommen nicht mit dem Problem des Anderen [sprich dessen faktischer Existenz] zurecht. Für Sie ist der Andere immer etwas Negatives — oder dasselbe wie Sie. Sie finden einfach nicht den Schlüssel zum philosophischen Problem des Anderen [also dass es ihn überhaupt gibt]. Sie versuchen, uns zu belehren, wie irgendein Problem zu lösen ist, ohne dass Sie es selbst gelöst haben.“ (1),

um fortzufahren:

„Das war schon immer so: in der Kolonialzeit, in der Zeit der großen geografischen Entdeckungen, in der Epoche des europäischen Nationalismus, der Zeit des Westfälischen Friedens, der Epoche der britischen Kolonialeroberungen, unter Hitler und in der Zeit des Liberalismus [der Gegenwart]. Edmund Husserl […] schrieb über die „europäische Menschheit“: „Wer so spricht, schafft die Basis für den Ethnozentrismus [die eigene Ethnie ist die einzig wahre], weil für ihn das „Europäische“ und das „Menschliche“ ein und dasselbe sind.“ (1i)

Eine ethnozentrische Ideologie kann in ihrer Überhebung rasch faschistische Züge annehmen.

Herfried Münkler

Vorab: Die folgende Personalie findet aus Sicht des Autors ihre Entsprechung in anderen Fachgebieten bei Leuten wie zum Beispiel Karl Lauterbach, Hajo Zeeb, Christian Drosten und Marcus Keupp. Und entsprechend wird diese Person auch von Politik und Medien über die Maßen hofiert.

Was man Russland stets vorwirft — imperiale Ansprüche —, nehmen Vordenker im „Wertewesten“ ohne Scheu für die eigenen Gesellschaften in Anspruch. Da es im Inland wie im Ausland natürlich Verlierer einer solchen Ordnung gibt (siehe Nullsummenspiel), plädiert Herfried Münkler, Professor für politische Theorie an der Humboldt-Universität Berlin, folgerichtig für

„die Herstellung von imperialer Ordnung zwecks Absicherung von Wohlstandszonen an den Rändern. In diesem Modell gibt es zentrale Regionen, die müssen inkludiert, also territorial kontrolliert werden — das ist zum Beispiel die Golfregion.“ (2)

Offen wird von ihm seit Langem eine aggressive Einmischung in die Politik anderer Staaten, eine Interventionspolitik Marke „Einzigartiger Westen gegen den Rest der Welt“ propagiert:

„Der Zwang zu einer zunehmenden Politik der Intervention ist auch die Reaktion auf die Konsequenzen der Globalisierung an der Peripherie. Es bleibt die Frage, ob es gelingt, die zentralen Bereiche in die Wohlstandszonen zu inkludieren, also in der Fläche Ordnung herzustellen, und den Rest zu exkludieren. Es steht aber außer Frage, dass an diesen neuen ‚imperialen Barbarengrenzen‘ der Krieg endemisch wird, nämlich in Form von Pazifizierungskrieg aus dem Zentrum in die Peripherie hinein und in Form von Verwüstungskrieg aus der Peripherie ins Zentrum.“ (2i)

Die Frage, „ob Europa überhaupt die Möglichkeit hat, dem Zwang zur Imperialität zu entgehen,“ — in Anlehnung an das Defence Paper, die Frage, ob „Postmodernismus in einer Region wirklich funktionieren kann“, beantwortet sich mit solchen Analysen natürlich wie von selbst (Hervorhebungen durch Autor):

„Irgendwann muss — und wird — Schluss mit der Erweiterung zu Bedingungen der Vollintegration sein. […] Dann entstehen an den Grenzen Europas jene Gefällestrukturen, die typisch sind für imperiale Machtformen. Deshalb werden wir lernen müssen, die Kategorie des Imperiums in Zukunft […] vielmehr als eine alternative Ordnungskategorie des Politischen, nämlich als Alternative zur Form des Territorialstaates [zu denken].“ (3)

Merken wir auf: Globale Machtansprüche mögen keine souveränen Territorialstaaten. Das Defence Paper — vollständiger Titel: „Europäische Verteidigung: Ein Vorschlag für ein Weißbuch“ — wurde bereits im Jahre 2004 von der EU-eigenen Denkfabrik Institute for Security Studies (ISS) verfasst und präsentiert verschiedene militärische Einsatzoptionen im Ausland, für deren Umsetzung die EU bereits im Jahre 2010 in der Lage sein sollte (2ii).

Erinnern wir uns an die Worte Alexander Dugins eingangs dieses Artikels. Nach dem Münkler mit großer Selbstverständlichkeit die Besitzstandswahrung und -erweiterung des „eigenen Imperiums“ vertreten hat, projiziert er dieses Bild nun auf Russland. Es gibt da ein Sprichwort: „Was ich selber gerne tu, trau ich auch den andern zu“:

„Die Russen haben in ihrer Geschichte eigentlich nichts anderes als imperiales Agieren kennen gelernt. Sie konnten deswegen keine funktionierende Zivilgesellschaft ausbilden. Und auch nie abwägen zwischen individueller Freiheit plus einem gewissen materiellen Wohlergehen auf der einen Seite und Opfer plus nationalem Stolz auf der anderen Seite.“ (4)

Und so, wie Münkler die über seinen Ethnozentrismus legitimierten Interventionen — man denke an Jugoslawien, Afghanistan, den Irak, Libyen und Syrien — rechtfertigt, ermahnt er „die Barbaren“, das Verbot von Angriffskriegen zu beachten:

„Die Idee des Pazifismus, wie sie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in internationale Vertragssysteme überführt worden sei, beruhe auf dem Verbot des Angriffskriegs, sagt Münkler. Die Verteidigung gegen einen Aggressor bleibe selbstverständlich zulässig.“ (5)

Und so beschmierte Münkler Sarah Wagenknechts Friedensmanifest vom Februar 2023:

„Das »Manifest« nivelliere aber fortgesetzt die Kategorien von Angriff und Verteidigung. »Pazifismus ist dann nicht anderes als Unterwerfungsbereitschaft. Das war er eigentlich nie, und was wir in diesem Papier vorgeführt bekommen, ist das Ende einer politisch ernstzunehmenden Friedensbewegung.«“ (5i)

Der Politikwissenschaftler Herfried Münkler ist ein intellektueller Bellizist vor dem Herrn. In einem Interview mit dem Stern forderte er: „Europa muss atomare Fähigkeiten aufbauen“, um „Litauen oder Polen zu schützen“. Man sei nur dann unangreifbar, wenn man „bis an die Zähne bewaffnet“ sei. „Wir brauchen einen gemeinsamen Koffer mit rotem Knopf, der zwischen großen EU-Ländern wandert“ (6). Womit er übrigens ganz auf der Wellenlänge des olivgrünen Ex-Außenministers und Kriegstreibers Joschka Fischer liegt (7). Natürlich ist ein Anspruch auf Atomwaffen nur für Staaten des moralisch überlegenen Wertewestens legitim. Der Rassismus, der Eurozentrismus sprießt Münkler aus allen Knopflöchern — „wir sind die Guten“, „draußen ist der Dschungel“:

„Die Notwendigkeit einer nuklearen Abschreckung, um potenzielle Feinde in Schach zu halten, sieht Münkler auch in anderen Weltregionen abseits von Europa: »Das ist der Grund, warum auch die iranischen Mullahs die Bombe haben wollen. Und wenn die sie haben, will Saudi-Arabien auch eine. Und als Nächstes kämen die Türken. Putins Ukraine-Krieg hat die Politik der Nichtverbreitung von Atomwaffen desavouiert.«“ (6i)

Nur: Putin — richtiger ausgedrückt Russland — hat den Atomwaffensperrvertrag überhaupt nicht „desavouiert“. Das ist nichts weiter als eine unbelegte, willkürlich aufgestellte Münkler-These. Kleine Randfrage: Warum laden eigentlich deutsche Freimaurer solch einen Ethnozentristen und Kriegstreiber zu einer Veranstaltung „zur Gestaltung eines gleichberechtigten Miteinander“ ein (8)?

In der Vergangenheit faselte ein Herfried Münkler vom „Zwang zu einer zunehmenden Politik der Intervention“, um „Wohlstandszonen zu inkludieren“. Und meinte damit den der, von ihm vertretenen, „Wertegemeinschaft“ auferlegten Zwang. Und als er von „imperialen Barbarengrenzen“ sprach, sah er sich ganz bestimmt nicht auf der Seite der „Barbaren“ (2iii). Vielleicht spiegelt ja Münkler nur seinen eigenen Phantomschmerz, wenn er nun behauptet:

„Eine Niederlage der Ukraine würde vermutlich zur Folge haben, dass die Kremlführung zum Ergebnis kommt, wir haben hier die Blaupause, die uns in die Lage versetzt, unseren imperialen Phantomschmerz zu stillen, indem wir das Imperium — sei es nun nach Zarengrenzen bemessen oder an denen der Sowjetunion — wiederherstellen.“ (9)

Die Externalisierung des Bösen in der selbstgerechten Inkarnation des Guten, das ist es, was die Verfasstheit von Schreibtischkriegern wie Herfried Münkler ausmacht (9i).

Kommen wir nun zu einem Bruder im Geiste Herfried Münklers, der im April 2024 prophezeite: „Ein Krieg droht mit Sicherheit um uns herum […]“, sprich an Münklers Grenzen der „Wohlstandszonen“, dort wo die „Barbaren angrenzen“ (10). Die Rede ist von einem hochrangigen EU-Politiker, der so tut, als würden uns die Kriege von außen aufgezwungen. Kriege, die in Wirklichkeit von EU-Staaten aktiv befeuert und eskaliert werden. Ein Funktionär, der mit seinen wahnhaften Stellungnahmen dazu beiträgt, die Bevölkerung der EU-Staaten immer tiefer in schmutzige Kriege zu ziehen.

Josep Borrell

Josep Borrell, der Außenbeauftragte der EU-Kommission, macht immer wieder durch auffällige Zitate von sich reden. Im Oktober 2022 war es die Aussage, die EU gleiche einem Garten und der Rest der Welt einem Dschungel; und nun sagte er:

„Wir leben in einem perfekten Sturm, und um diesen Sturm zu navigieren, können wir die Routen und Karten der Vergangenheit nicht gebrauchen. Wie die Entdecker und Konquistadoren müssen wir eine neue Welt erfinden. Und wir müssen unseren strategischen Kompass neu kalibrieren und uns dabei der Geschichte bewusst werden, um das Ausmaß der Veränderungen zu verstehen, vor denen wir stehen.“ (11)

Der Spanier Borrell scheint recht stolz auf die imperiale Vergangenheit der eigenen, spanischen Geschichte zu sein, wenn er die Konquistadoren zur „Neuerfindung der Welt“ heranzieht. Jene Konquistadoren, die als blutige Eroberer Amerikas die dort lebenden Völker niedermetzelten, um sich der Reichtümer des neu entdeckten Kontinents zu bedienen.

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, kommentierte das auf ihrem Telegram-Kanal:

Borrell hätte es nicht besser sagen können: Das wohlhabendste System, das in Europa geschaffen wurde, hat sich von seinen Wurzeln in den Kolonien ernährt, die es erbarmungslos unterdrückt hat. Es war diese Logik der Segregation und die Philosophie der Überlegenheit, die die Grundlage für den Faschismus bildete. (12)

Mit der „Philosophie der Überlegenheit“ ist der von Dugin erwähnte europäische Ethnozentrismus (siehe ganz oben) treffend beschrieben.

Anlässlich der Eröffnung der europäischen diplomatischen Akademie in Belgien zog er in einer Rede zur Thematik einen demaskierenden Vergleich: Nach Ansicht Borrells sei die EU ein Garten — und der Rest der Welt ein Dschungel, um den man sich kümmern müsse. Andernfalls drohe dieser den Garten zu „überwuchern“. Wörtlich sagte er:

„Brügge ist hier ein gutes Beispiel für den europäischen Garten. Ja, Europa ist ein Garten. Wir haben einen Garten gebaut. Alles funktioniert. Es ist die beste Kombination aus politischer Freiheit, wirtschaftlichem Wohlstand und sozialem Zusammenhalt, die die Menschheit je erschaffen konnte — diese drei Dinge zusammen.“ (13, 14)

In Bezug auf den „Rest der Welt“ erklärte Borrell:

„Der Rest der Welt […] ist nicht gerade ein Garten. Der größte Teil der übrigen Welt ist ein Dschungel, und der Dschungel könnte in den Garten eindringen. Die Gärtner sollten sich darum kümmern, aber sie werden den Garten nicht durch den Bau von Mauern schützen. Ein schöner kleiner Garten, der von hohen Mauern umgeben ist, um das Eindringen des Dschungels zu verhindern, wird keine Lösung sein. Denn der Dschungel hat eine starke Wachstumskapazität, und die Mauer wird nie hoch genug sein, um den Garten zu schützen.“ (14i)

Der Gärtner müsse „in den Dschungel gehen“, so Borrell weiter, die Europäer müssten sich dementsprechend viel stärker für den Rest der Welt engagieren.

„Andernfalls wird der Rest der Welt in uns eindringen, und zwar auf unterschiedliche Art und Weise.“ (14ii, 15)

Dieses Dschungelbild bestätigte Borrell, als er zwei Monate später die wachsenden Sympathien afrikanischer Staaten für Russland mit mangelhafter Bildung der dortigen Bevölkerung erklärte:

„Nun, man kann davon ausgehen, dass diese Leute nicht wissen, wo der Donbass liegt. Vielleicht wissen sie nicht einmal, wer Putin ist.“ (16)

Die Sprecherin des russischen Außenministeriums, Marija Sacharowa, griff Borrell für seine Äußerungen erneut scharf an:

„Ein Gärtner, der sich als Hoher Vertreter der EU für Außenpolitik ausgibt, bezweifelt, dass die Menschen auf dem Balkan und in Afrika wissen, wo der Donbass liegt und wer Putin ist. Josep, miss die Menschen nicht an deinen eigenen Maßstäben. Die Degradierung des kollektiven Westens führt nicht zu den gleichen Prozessen in anderen Ländern. Ich möchte daran erinnern, dass zum Beispiel die deutsche Außenministerin meint, die Entfernung zwischen den Ländern betrage Hunderttausende von Kilometern, dass die britische Premierministerin die Ostsee nicht vom Schwarzen Meer unterscheiden kann, dass die Sprecherin des US-Repräsentantenhauses Wuhan und nicht die Ukraine lobt, und dass der US-Präsident Kambodscha mit Kolumbien verwechselt.“ (17)

Es sagt viel über die Agenda der Europäischen Union, wenn ihr Außenbeauftragter sich einem ungeschminkten Kriegsmodus hingibt. Sich parteiisch, ja geradezu eifernd in einen Krieg einmischt, der Nicht-EU-Staaten betrifft. Bezeichnenderweise nach der PsyOp Butscha und dem Abbruch der russisch-ukrainischen Verhandlungen über einen Waffenstillstand tönte Borrell: „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld gewonnen werden“ (18, 19).

Moralisten und Sanktionierer

Wer so abgehoben drauf, so eingebildet von sich und seiner tragenden Rolle ist, wie das für Münkler und Borrell gilt, der ist auch kaltherzig genug, zu entscheiden, wer von „den Barbaren“ hungern muss und wer nicht. Unfassbar, was für eine moralische Keule Borrell schwang, als er vom Hunger betroffene Afrikaner zwischen „Hunger und Menschenwürde“ wählen ließ:

„Durch die kostenlose Entgegennahme von russischem Getreide gebt Ihr Eure Unabhängigkeit auf. Sie [„die Russen“] versuchen, die Sklaverei in einem freien Land wiederzubeleben, um Euch in die Knie zu zwingen. Ihr müsst zwischen Hunger und Menschenwürde wählen.“ (20)

Borrell hat die obige Aussage, so wie auch andere zuvor, später von seiner Webseite entfernt (21). Noch einmal Borrell:

„Während die Welt mit Versorgungsengpässen und höheren Preisen zu kämpfen hat, wendet sich Russland nun an gefährdete Länder mit bilateralen Angeboten für Getreidelieferungen zu ermäßigten Preisen und gibt vor, ein Problem zu lösen, das es selbst geschaffen hat. […] Dies ist eine zynische Politik, bei der Lebensmittel absichtlich als Waffe eingesetzt werden, um neue Abhängigkeiten zu schaffen, indem wirtschaftliche Anfälligkeiten und die weltweite Ernährungsunsicherheit verschärft werden.“ (22, 23)

Auf einer nach oben offenen Skala kennt die Verlogenheit führender EU-Politiker offensichtlich keine Grenzen. Denn sie selbst sind es, die mit ihrer ungezügelten Sanktionspolitik Staaten zu erpressen suchen. In Syrien ist es soweit gekommen (24), dass dort nun große Teile der Bevölkerung an Hunger leiden (25). Doch da versiegen sie schnell, die Krokodilstränen der EU-Offiziellen. Und genau das ist imperiales Denken und Handeln in Reinkultur, „Bestrafen von Barbaren“, frei nach Münkler (siehe weiter oben) an der „Peripherie der Wohlstandszonen“.

Ein jüngeres Beispiel war die Reaktion der EU auf die Putsche in afrikanischen Staaten. Sofort wurde wieder mit der Keule von Sanktionen hantiert, um „korrigierend“ eingreifen zu können. Die EU-Außenminister diskutierten, wie man seine „Interessen und Ziele in der Subregion“ am besten schützen könne. „Wir dürfen die Region nicht […] Drittstaaten wie China oder Russland überlassen“, tönte es. Was schert es da schon die, im wahrsten Sinne des Wortes Imperialisten, dass Hilfsorganisationen Alarm schlugen, weil dringend benötigte Nahrungsmittel in dem vom Hunger geplagten Land nicht die Notleidenden erreichten (26).

Was sie, die EU-Ethnozentristen, dabei gerade im Kontext des Ukraine-Konflikts stets verschweigen, ist die Tatsache, dass Russland echte Hilfe anbot, um Getreide an Bedürftige in Afrika zu liefern. Echte Hilfe fordert keine Gegenleistung und stellt keine Bedingungen. Das ist eher die Sache von Imperien.

Weitgehend ausgeblendet wird außerdem, dass der überwiegende Teil der ukrainischen Getreidelieferungen nicht etwa nach Afrika verschifft wurde (27). Die fünf größten Importeure lauten in dieser Reihenfolge: Spanien, China, Türkei, Italien und Niederlande. Auf sie allein entfallen 60 Prozent der Importmenge (28). Gegenüber den afrikanischen Staaten erneuerte der russische Präsident im Vorjahr ein Angebot aus dem Jahr 2022, mehr als 300.000 Tonnen Düngemittel, die aufgrund der EU-Sanktionen in europäischen Häfen festliegen, zu verschenken (29) — und erweiterte dieses Angebot auf Getreide (!):

„Ich möchte versichern, dass unser Land in der Lage ist, ukrainisches Getreide sowohl auf kommerzieller als auch auf unentgeltlicher Grundlage zu ersetzen, zumal wir in diesem Jahr eine weitere Rekordernte erwarten.“ (30)

Verhaltensauffällig

Josep Borrell hat doch nicht mehr alle Sinne beisammen, oder doch? Bei einem Treffen am 20. Januar durften die Teilnehmer als Zeugen seiner verqueren Logik beiwohnen (Hervorhebung durch Autor):

„Russland ist ein großes Land, das es gewohnt ist, bis zum Ende zu kämpfen, es ist es gewohnt, fast zu verlieren und dann alles wiederherzustellen. Das haben sie mit Napoleon gemacht, das haben sie mit Hitler gemacht. Es wäre absurd, zu glauben, dass Russland den Krieg verloren hat oder dass sein Militär inkompetent ist. Deshalb ist es notwendig, die Ukraine weiter zu bewaffnen. (32)

Wie lassen sich diese Verhaltensauffälligkeiten, ja Verhaltensstörungen Josep Borrells erklären? Vielleicht so:

„Anscheinend bereitet Europas Befolgung der Diktate Washingtons Borrell intellektuelle Verdauungsstörungen und treibt ihn zu unangebrachten imperialen und neokolonialen Ausbrüchen — in einer Welt, die keinen weiteren Hegemonismus will.“ (32)

Der Eurozentrist Josep Borrell sieht im Verlust der Dominanz des Westens den Untergang des Abendlandes, und nicht nur das. Denn Borrell ist ein Davos-Jünger, ein überzeugter Globalist. Und für die Globalisten läuft es derzeit nicht ganz so gut, wie Manche glauben und noch mehr befürchten. In einem auf den Webseiten der Europäischen Union veröffentlichten Text schrieb Borrell:

„Diese neue Multipolarität führt zu einem Mangel an internationalem Konsens in fast allen Fragen. In einer Zeit, in der der Bedarf an globaler Regulierung zunimmt, schürt sie den Dissens. Wenn wir eine globale kollektive Fähigkeit aufgeben, Regeln aufzustellen, wird jeder tun, was er kann oder was er will.“ (33)

Exakt darum geht es: Sich aus den Fängen einer regelbasierten, globalisierten, fremd diktierten Ordnung zu befreien und sich einem souveränen, gleichberechtigten Miteinander der Gesellschaften zuzuwenden.

Die transhumane, globalisierte Welt ist keine in Stein gemeißelte Zukunft. Der Wahn, die Hybris der Macht kann auch zum unerfüllbaren Traum der Herzlosen geraten. Menschen mit Herz aber haben die Gabe, diesen Wahn zu erkennen und sich abzuwenden.

„Die als geistreich gepriesenen, aufgeblasenen Gangster
begreifen nach vielen vergangenen Jahrhunderten
weiterhin notorisch nicht
die Bedeutung von Kolonialismus und Rassismus.
Sich als Mittelpunkt des Weltgeschehens wähnend
den globalen Gang der Ereignisse missdeutend
betreiben sie bewusst oder unbewusst
auch ihren eigenen Ruin.“ (35)

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 22. Mai 2024.

(a1) Übersetzungen unter Zuhilfenahme von DeepL.com.

(1, 1i) 14.7.2014; Der Spiegel; „Jeder Westler ist ein Rassist“; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-128101577.htm; Artikel hinter Registrierschranke

(2 bis 2iii) 2004; IMI; Jürgen Wagner; Die Blaupause für Europas Kriege der Zukunft: Das European Defence Paper; http://www.imi-online.de/download/IMI-Analyse-2004-038JWDefencePaper.pdf; Originalquelle: Herfried Münkler; 29.10.2004; Die Welt; Das imperiale Europa

(3) Alte Hegemonie und Neue Kriege: Herfried Münkler und Dieter Senghaass im Streitgespräch, in: Blätter für deutsche und internationale Politik, 5/04, S. 539-552, S. 549f

(4) 02.03.2022; Frankfurter Rundschau; Interview mit Herfried Münkler; „Putin ist ein imperialer Opportunist“ — Politikwissenschaftler über Ukraine-Krieg; https://www.fr.de/kultur/gesellschaft/herfried-muenkler-zum-ukraine-krieg-putin-ist-ein-imperialer-opportunist-91376317.html

(5, 5i) 13.02.2023; Kölner Stadt-Anzeiger; Joachim Frank; Politologe Herfried Münkler verurteilt Friedensaufruf von Schwarzer/Wagenknecht als „gewissenloses Manifest“; https://www.ksta.de/politik/herfried-muenkler-verlogenes-manifest-von-alice-schwarzer-und-sahra-wagenknecht-zur-ukraine-454517

(6, 6i) 30.11.2023; Berliner Zeitung; Ole Rockrohr; Der Traum vom europäischen Atomkoffer: Politologe fordert Europas nukleare Aufrüstung; https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/atomwaffen-berliner-politologe-herfried-muenkler-fordert-europas-nukleare-aufruestung-gegen-putin-li.2163930

(7) 04.12.2023; Merkur; Patrick Mayer; Joschka Fischer fordert stärkere Abschreckung gegen Russland — auch mit Atomwaffen; https://www.merkur.de/politik/gruenen-joschka-fischer-interview-abschreckung-russland-putin-atomwaffen-die-zr-92709442.html; Artikel hinter Cookie-Schranke

(8) 24.10.2019; Großloge der Alten Freien und Angenommenen Maurer von Deutschland (AFuAMvD); Ist unser Friede in Gefahr?; https://www.freimaurerei.de/ist-unser-friede-in-gefahr/

(9, 9i) 01.01.2023; Deutschlandfunk; Thilo Kößler im Interview mit Herfried Münkler; Münkler: Der Kriegsverlauf entscheidet über die Aufnahme von Verhandlungen; https://www.deutschlandfunk.de/herfried-muenkler-ukraine-russland-100.html

(10) 09.04.2024; Euractiv; Borrell warnt: Größerer konventioneller Krieg in Europa möglich; https://www.euractiv.de/section/eu-aussenpolitik/news/borrell-warnt-groesserer-konventioneller-krieg-in-europa-moeglich/

(11) 07.12.2022; RT deutsch; Dagmar Henn; Wenn Borrell die Wahrheit spricht; https://pressefreiheit.rtde.tech/meinung/156519-wenn-borrell-wahrheit-spricht/

(12) 06.12.2022; Nachdenkseiten; Florian Warweg; EU-Chefdiplomat Borrell: „Wie die Konquistadoren müssen wir eine neue Welt erfinden“; https://www.nachdenkseiten.de/wp-print.php?p=91227

(13) 14.10.2022; RT deutsch; Borrell zur Weltlage: Europa ist ein Garten, die übrige Welt ein Dschungel; https://pressefreiheit.rtde.tech/europa/151544-borrell-zur-weltlage-europa-ist/

(14 bis 14ii) 13.10.2022; European Union External Action; European Diplomatic Academy: Opening remarks by High Representative Josep Borrell at the inauguration of the pilot programme; https://www.eeas.europa.eu/eeas/european-diplomatic-academy-opening-remarks-high-representative-josep-borrell-inauguration_en

(15) 17.10.2022; Nicolas Butylin; Mächtigster EU-Diplomat: Europa ist ein Garten, der Rest der Welt ein Dschungel; Berliner Zeitung; https://www.berliner-zeitung.de/politik-gesellschaft/eu-aussenbeauftragter-josep-borrell-schockiert-mit-kolonialistischer-rede-vor-studenten-europa-ist-ein-garten-li.277450

(16) 05.06.2023; Multipolar; Paul Soldan; Afrika zwischen Ost und West; https://multipolar-magazin.de/artikel/afrika-zwischen-west-und-ost; Zitat aus: https://www.bitchute.com/video/D5kuKnmu0UNL/

(17) 09.12.2022; RT deutsch; Borrell erklärt Beliebtheit russischer Medien mit fehlender Bildung und droht mit Sanktionen; https://pressefreiheit.rtde.tech/kurzclips/video/156826-borrell-erklaert-beliebtheit-russischer-medien/; bezugnehmend auf Borrells Aussagen: https://vk.com/video-134310637_456261214

(18) 09.04.2022; X (Twitter); Josep Borrell Fontelles; https://twitter.com/JosepBorrellF/status/1512778418445860864

(19) 11.04.2022; Overton Magazin; Florian Rötzer; EU-Außenbeauftragter Borrell: „Dieser Krieg wird auf dem Schlachtfeld gewonnen werden“; https://overton-magazin.de/krass-konkret/eu-aussenbeauftragter-borrell-dieser-krieg-wird-auf-dem-schlachtfeld-gewonnen-werden/

(20) 06.08.2023; X (eh. Twitter); https://twitter.com/Sprinter99800/status/1688100208075321344?s=20

(21) 08.08.2023; Mike Klonsky’s Edu/Pol; Global food supply weaponized as war drags on.; https://michaelklonsky.substack.com/p/global-food-supply-weaponized-as

(22) 03.08.2023; The Kyiv Independent; Reuters: EU warns that Russia seeks to create dependencies through cheap grain; https://kyivindependent.com/reuters-7/

(23) 03.08.2023; Arab News; EU warns that Russia aims to create new dependencies with cheap grain; https://www.arabnews.com/node/2348736/world

(24) 24.01.2024; WKO; Aktueller Stand der Sanktion gegen Syrien – Übersicht über die restriktiven Maßnahmen der EU; https://www.wko.at/aussenwirtschaft/sanktionen-syrien

(25) 14.03.2021; ntv; „Es profitieren Kriminelle und Assad-Getreue“; https://www.n-tv.de/politik/Es-profitieren-Kriminelle-und-Assad-Getreue-article22422775.html

(26) 30.08.2023; German-Foreign-Policy.com; Tödliche Sanktionen; https://www.german-foreign-policy.com/news/detail/9331

(27) 14.07.2023; Die Presse; „Frage von Leben und Tod“: Steht das Getreideabkommen vor dem Aus?; https://www.diepresse.com/13445074/frage-von-leben-und-tod-steht-das-getreideabkommen-vor-dem-aus

(28) 03.01.2023; agrarheute; Olaf Zinke; Wohin geht das Getreide der Ukraine? – Fünf Länder kaufen 60 Prozent; https://www.agrarheute.com/markt/marktfruechte/geht-getreide-ukraine-fuenf-laender-kaufen-60-prozent-602022

(29) 20.09.2022; agrarheute; Olaf Zinke; Russland will 300.000 t Dünger nach Afrika verschenken – Die Gründe; https://www.agrarheute.com/markt/duengemittel/russland-will-300000-t-duenger-afrika-verschenken-gruende-598111

(30) 24.07.2023; ARD-Tagesschau; Ukraine-Liveblog; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-montag-276.html#Putin-Koennen-ukrainische-Getreidelieferungen-ersetzen

(31) 07.02.2023; AFP Fact Check; Fabricated quote about defeating Russia to ‚avenge Napoleon, Hitler‘ attributed to EU diplomat; https://factcheck.afp.com/doc.afp.com.338D8UL

(32) 04.11.2022; Nachdenkseiten; Randy Alonso Falcón; Stimmen aus Kuba: Der europäische Garten oder Borrells Eurozentrismus; https://www.nachdenkseiten.de/?p=90013

(33) 24.09.2023; European Union External Action; Josep Borrell; Multipolarity without multilateralism; https://www.eeas.europa.eu/eeas/multipolarity-without-multilateralism_en

(34) 23.10.2023; BDSA_NEU; Amir Mortasawi Dr. med.; https://bdsae.org/author/amir-mortasawi-alias-afsane-bahar/

(Titelbild) EU, Europäische Union, Flagge; Autor: Mediamodifier (Pixabay); 01.03.2017; https://pixabay.com/de/photos/eu-flagge-brexit-europa-britisch-2108026/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

8 Gedanken zu „Herfried Münkler und Josep Borrell“
  1. Der Begriff Ethnozentrismus erinnert in gewisser Weise an die Definition von „woke sein“:
    .
    Was genau bedeutet es eigentlich, „woke zu sein“?
    .
    Wörtlich übersetzt bedeutet „woke sein“: „wach, wachsam bzw. sich einer Gegebenheit bewusst zu sein“, was ja so weit erst mal nicht Schlechtes, sondern durchaus Nützliches ist.
    .
    Eine erst später entstandene Bedeutung ist die, dass man von seiner eigenen Wachsamkeit, Urteilsfähigkeit und einem daraus abgeleiteten Glauben an die eigene Unfehlbarkeit, so überzeugt ist, dass man davon getrieben ist, diese eigene Überzeugung auf andere zu übertragen, notfalls auch mit Gewalt. Die Gewissheit der eigenen Unfehlbarkeit rechtfertigt es, andere notfalls „zu ihrem Glück“ zu zwingen.
    Verkürzt ausgedrückt: Woke ist der, der neben der eigenen, keine andere Meinung zulässt.
    .
    Eine weitere Definition von „woke“ lautet wie folgt:
    .
    Was heißt es, wenn man WOKE ist.
    .
    Moral ist eine intime, individuelle Instanz, die die Sicht auf die Welt und das interne Verhältnis von Gemeinschaften regelt, wohingegen Ethik den Umgang mit Außenstehenden definiert. Es ist nichts gegen moralische Standards einzuwenden. Wenn man aber seine Moral Anderen überstülpen will, dann ist man dem Glauben an die eigenen Unfehlbarkeit zum Opfer gefallen, dann ist man woke.
    .
    Das Kennzeichen der woken Ideologie ist es, dass man der Überzeugung ist, das Rezept für ein perfektes System gefunden zu haben, mit dem man die Welt „retten“ muss, indem man Regeln aufstellt und Grenzen setzt. Ihre Ideologie ist wie eine Religion, die gottgleich, allwissend und unfehlbar ist.
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    Das ist nicht nur komplett falsch, sondern letztlich auch gefährlich, weil undemokratisch und freiheitseinschränkend! Deshalb ist der Widerstand gegen diese Bewegung nicht nur richtig, sondern auch dringend geboten.

  2. Den westlichen Kriegstreibern, dem bunten Politik-Gesockse, den WEF-Tröten und den Münkler’s und Borrell’s seien die Worte des bulgarischen Präsidenten Roumen Radew – die ich gerne im Wortlaut aus RT Deutsch wiedergebe – hinter die Ohren geschrieben.
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    Er hat das Attentat auf den slowakischen Premierminister Robert Fico vor dem Hintergrund des Ukraine-Konflikts kommentiert und darauf hingewiesen, dass der Vorfall auf die Intoleranz gegenüber anderen Meinungen zurückzuführen sei, die in Europa gefördert werde:
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    „Der Mordversuch gegen einen europäischen Ministerpräsidenten durch einen radikalisierten Fanatiker, weil er sich für den Frieden eingesetzt hat, ist ein bezeichnendes Beispiel für die Folgen der Intoleranz gegenüber anderen Meinungen.
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    Es ist äußerst gefährlich, wenn die Leidenschaften des Krieges zwischen Russland und der Ukraine auch in Europa den Hass schüren und Stimmen für den Frieden mit Schüssen beantwortet werden. Es ist inakzeptabel, dass die Fortsetzung des Krieges und ein unmöglicher Sieg über Russland als einziger Ausweg aus der Situation dargestellt werden.“
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    Radew betonte, dass viele Politiker, Parteien und Medien zum Anstieg des Hasses in Europa beigetragen haben, indem sie jede Meinung, die von der europäischen Position abweicht, als prorussisch abstempeln, was nicht nur unfair sei, sondern auch negative Folgen habe.
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    „Alle Blutbäder beginnen mit militaristischen Appellen, die in Europa (Anm.: und in der ganzen zivilisierten Weltgemeinschaft) nichts zu suchen haben. Die Befürworter solcher Aktionen müssen zur Rechenschaft gezogen werden.“
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    1. Das glaube ich nicht. Für mich ist das Attentat auf Fico eine astreine CIA-Operation. Ob die CIA das jetzt selbst gemacht hat, oder einen Vasallendienst eingefordert hat ist mir dabei Wurst.
      Aber Fico ist definitiv zu bedeutend. Wenn man den wer haben will, wartet man nicht, bis da jemand von selber auf die Idee kommt… da könnte man ja auch warten, bis zufällig jemand vorbei kommt, und das WTC sprengt, um endlich dem Irak und Afghanistan (und ein paar anderen) den Krieg erklären zu können…
      Das Umfeld aus Hass und Hetze, dass ja von den europäischen Regierungen geradezu vorsätzlich erschaffen wird, ist vor diesem Hintergrund vor allem dazu da, solche gezielten Mafiamorde zu vertuschen bzw. halt Schutzbehauptungen von Einzeltätern tätigen zu können. Wie üblich als ein Zweck von vielen.

  3. Den medialen Hetzern kommt eine viel größere Bedeutung zu, als die meisten Menschen sich das vorstellen können.
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    In dem Zusammenhang sei an den Genozid in Ruanda von 1994 erinnert, wo es ein einziger Radiosender war (Radio-Télévision Libre des Mille Collines, RTML), der rund um die Uhr gegen die ruandische Volksgruppe der Tutsi gehetzt hatte.
    Dieser Sender war es, der die Bevölkerung der Hutu derart gegen die Tutsi aufgehetzt hatte, dass es schließlich zu landesweiten Massakern an den Tutsi kam, wobei das bevorzugte Instrument zum Töten der Tutsi Macheten waren, die zum Teil an die Hutu verschenkt oder spottbillig abgegeben wurden.
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    Heute sind sich viele Analysten einig: Hätte man den Hetz-Sender rechtzeitig zum Schweigen gebracht, wäre es höchstwahrscheinlich nicht so weit gekommen.
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    Die Frage, die sich automatisch aus den Ereignissen in Ruanda aufdrängt, ist folgende: Wie wäre mit Medien (Radio, Fernsehen, Print-, Onlinemedien) umzugehen, die in der Gegenwart im Prinzip Ähnliches tun, wie 1994 Radio-Télévision Libre des Mille Collines in Ruanda?
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    Was tun diese Medien: Sie hetzen gegen bestimmte Volksgruppen, Staaten, Politiker, Demonstranten und Kritiker, die sich für den Frieden und gegen den Krieg und die Lieferung von Waffen in Kriegsgebiete einsetzen.
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    Ein erstes Opfer der aktuellen Hetze der Medien gegen Kritiker von Waffenlieferungen und Verfechter des Friedens haben wir seit dem 15. Mai 2024 zu beklagen. Es ist der slowakische Ministerpräsident Robert Fico. Ein demokratisch gewähltes Staatsoberhaupt wird auf offener Strasse niedergeschossen, womit man im Prinzip auch alle seine Wähler, immerhin die Mehrheit der Slowaken, symbolisch niedergeschossen hat. Das Attentat und die Hetze in den Medien ist der Beweis dafür, dass das Kennzeichen der Kriegstreiber das Mittel des Terrors ist, um Andersdenkende zum Schweigen zu bringen und ihre Raubzüge gegen den Willen der Bevölkerung durchzusetzen.
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    https://jungle.world/artikel/2004/15/radio-machete

  4. „Andernfalls wird der Rest der Welt in uns eindringen, und zwar auf unterschiedliche Art und Weise.“
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    Das ist ziemlich eindeutig. Es sollte in diesem Kontext interpretiert werden:
    https://www.matthes-seitz-berlin.de/buch/maennerphantasien.html
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    Spannend ist, was er dann macht. Eine Mauer um den Garten. Das ist ein Körperpanzer und er kann gar nicht hoch genug sein – der Dschungel, der Andere, das Fremde; es kommt immer rein. Darum muss ich – trotz Mauer – ausziehen es an der Wurzel zu packen…
    Das Prinzip vom Körperpanzer habe ich meiner Erinnerung nach auch bei Götz Eisenberg gelesen. Das müsste dann „Zwischen Arbeitswut und Überfremdungsangst“ sein (oder einem der anderen Bände aus diesem 3-Teiler). Aber da gibt’s leider kein Register es ist aber wesentlich leichter lesbar als Männerphantasien.
    Es ist empfehlenswert sich mit diesen Symbolen(?), Narrativen(?) auseinanderzusetzen. Der Körperpanzer ist dem Faschismus zu eigen. Körperpanzer geht sicherlich auch ohne Faschismus – schon weil der Körperpanzer eine psychologische Anpassung des Einzelnen ist. Faschismus aber ist ein Massenphänomen. Der allerdings funktioniert nicht ohne eine hinreichende Menge an Körperpanzer zur Massenbildung. Körperpanzer müssen also zuerst da sein.
    Und dann Transhumanismus und Genderideologie. Die transhumane, globalisierte Welt ist keine in Stein gemeißelte Zukunft. Sie ist die Vergangenheit die wir schon mal hatten. In neuem Gewand. Und während die traditionellen Faschisten der 1930er und 40er Jahre noch das Problem hatten, dass Frauen in ihren Erzählungen vage und oft Namenlos blieben und eine eigentümliche Tendenz hatten, im Handlungsverlauf zu verschwinden … sind Frauen – besser Brüste – heute fest verankert in der faschistischen Gegenwartskultur und deren faschistoiden Wurzeln. Einschließlich Körperpanzer.
    (Beispiele:
    https://worldofwarcraft.blizzard.com/de-de/
    https://www.gog.com/de/game/dungeon_siege_collection
    https://www.leagueoflegends.com/de-de/champions/
    Ihr müsst nichts lesen – es geht um die Bilder)
    Das läuft nach 1945 erst unter Gleichberechtigung (allerdings sind die Wege lang und verworren; Computerspiele und Moderne Massenkultur eignen sich besonders für die Anschaulichkeit, weil sie eben offen und im Überfluss zur Schau gestellt werden. Es gibt sie aber in dieser Form erst frühestens seit vielleicht den 70ern. Die Wurzeln reichen aber viel weiter zurück und insbesondere lassen sich eben enge Verbindung zur Eugenik ziehen), und jetzt eben unter anderen schrägen Buchstabenkombinationen.
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    „Diese neue Multipolarität führt zu einem Mangel an internationalem Konsens in fast allen Fragen. In einer Zeit, in der der Bedarf an globaler Regulierung zunimmt, schürt sie den Dissens. Wenn wir eine globale kollektive Fähigkeit aufgeben, Regeln aufzustellen, wird jeder tun, was er kann oder was er will.“
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    Wenn ‚wir‘ eine Fähigkeit aufgeben… ich hätte das wir ja gefettet. Wer ist wir?
    Wenn WIR jedenfalls die Fähigkeit aufgeben, Regeln aufzustellen, ergo ihre Befolgung nicht mehr durchsetzen können, dann kann ja jeder tun was er will, und WIR sind gar nicht mehr die Herren der Welt.
    Geradezu witzig, dass also diese Fähigkeit Regeln aufzustellen und Durchzusetzen, bzw. deren fernbleiben mit einem Mangel an Konsens gleichgesetzt wird. Konsens ist für Borrell also wenn er – ähh Verzeihung – WIR erklären was gemacht wird und die anderen gehorchen.

  5. Bevor ich diesen Artikel gelesen habe, kannte ich Professor Münkler überhaupt nicht. Das erste, was mir auffiel, war seine implizite Erklärung, dass er als Teil einer größeren Gruppe arbeitet, und du nennst diese Gruppe ISS.
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    Inwieweit passt die Arbeit von Münkler und der ISS zu der lautstarken „Zeitenwende“-Proklamation von Olaf Scholz?
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    Aus den verschiedenen Zitaten, die du anführst, geht nicht hervor, dass Münkler sich bewusst ist, dass er die frühere „Heartland-Theorie“ von Halford Mackinder-Brzezinski wieder aufwärmt. Zufälligerweise hat Dmitry Medvedev einen langen Aufsatz veröffentlicht, „WIE DIE ANGELSACHSEN DEN FASCHISMUS FÖRDERTEN IM XX. JAHRHUNDERT UND REANIMIERTE ES IM XXI FÜNF FRAGEN ZUR GESCHICHTE AN UNSERE EHEMALIGEN VERBÜNDETEN“, eine englische Version hier, https://karlof1.substack.com/p/dmirti-medvedevs-critical-essay-on?utm_source=post-email-title&publication_id=1779344&post_id=144641668&utm_campaign=email-post-title&isFreemail=true&r=1znuy&triedRedirect=true&utm_medium=email,
    die sich leicht ins Deutsche übersetzen lässt, und die russische Originalversion hier, http://www.scrf.gov.ru/media/files/file/0xAETutZAVpaKQFCDiAxAUgkkjxHJWbT.pdf.
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    „Lange vor dem Karriereaufstieg des besessenen Führers in den Vereinigten Staaten und Großbritannien stand bereits eine Unterstützergruppe für ihn bereit, ideologische Inspiratoren in Kraft zu setzen. Verschiedene Gruppen aggressiver Revanchisten stützen sich auf die sehr populären Theorien von H.J. Mackinder, A.T. Mahan und etwas später N. Speakman, die in der ersten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts auftauchten. Europäische Zonen des Planeten: die sogenannte ozeanische Hemisphäre (der Westen des Planeten und die Britischen Inseln) und die kontinentale Hemisphäre, deren Zentrum als „Kernland“ definiert wurde – eine Zone, die für das Eindringen des „Meeres“ unzugänglich und äußerst wichtig für die Aufrechterhaltung der strategischen Kontrolle über globale politische Prozesse ist.

    Die „maritimen Zivilisationen“ setzten eine besondere, fast die letzte Hoffnung auf Hitler. Es sollte ein Werkzeug zur Zerstörung der entstehenden Union der beiden Staaten und zur Vernichtung interner ideologischer Feinde – der deutschen Kommunisten – werden.
    Der zukünftige Führer war für diese Rolle sehr gut geeignet. Er handelte entgegen den Vorstellungen der Begründer der deutschen geopolitischen Klassen- und Militärstrategie, die den Hauptfeind Deutschlands das Land der „maritimen Zivilisation“ nannten und aus den Erfahrungen des Ersten Weltkriegs von der Richtigkeit des Ratschlags des „Eisernen Kanzlers“ Otto von Bismarck überzeugt waren, „niemals gegen Russland in den Krieg zu ziehen“.“

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    Aber angesichts deiner vorangegangenen Diskussion über Karl Lauterbach ist es fast schon komisch zu sehen, wie Münkler geopolitische Spielchen treibt, als ob der Grand Plan diesmal darin bestünde, Deutschland in den „großen Klub“ der Seemächte aufzunehmen (mit der Bundesmarine?) und sogar an den erhofften zukünftigen Siegen teilzuhaben.
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    „An diesen neuen ‚imperialen Barbarengrenzen‘ wird der Krieg endemisch, nämlich in Form von Pazifizierungskrieg aus dem Zentrum in die Peripherie hinein und in Form von Verwüstungskrieg aus der Peripherie ins Zentrum.“
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    Angesichts dessen, was heute in „Westasien“/Nahost passiert, ist es natürlich eine interessante Frage, ob dies ein Plan ist, der schief gelaufen ist, oder ob es Teil der vorgesehenen „Kontrolle“ über eine periphere Region ist:
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    „Die Herstellung von imperialer Ordnung zwecks Absicherung von Wohlstandszonen an den Rändern. In diesem Modell gibt es zentrale Regionen, die inkludiert, also territorial kontrolliert werden müssen – das ist zum Beispiel die Golfregion.“ (2)
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    Es ist auch eine interessante Frage, ob der „zivilisierte Westen“ in Afrika verliert oder gewinnt, und ob Afrika eine „Wohlstandszone“ ist, was nichts anderes als ein neues Wort für „Kolonie“ zu sein scheint. Solche Zonen genießen keinen „Wohlstand“, aber sie sind notwendig für den Wohlstand des Westens.
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    Angesichts der Tatsache, dass sich alles dreht – buchstäblich dreht, wie das Wasser, das aufgewirbelt wird, wenn man den Stöpsel in einer Badewanne voller Wasser zieht – und sich der Kontrolle des Westens entzieht, kann nur ein Sektierer, der in einer sehr kleinen Echokammer lebt, diese Argumente ernst nehmen. Zu der Zeit, als Münkler seine Fantasien schrieb, war die ganze Sache kindisch und ein Plagiat obendrein. Jetzt, da der Krieg ausgebrochen ist, ist es an der Zeit, darüber nachzudenken, wie Europa aussehen wird, wenn die infantilen Globalisten ihre letzten Illusionen verloren haben. Die Suprematisten sind zu machtlosen kleinen Kreaturen geworden.
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    Es ist wirklich ziemlich amüsant: Der Krieg in der Ukraine wurde nicht von Russland angezettelt, sondern in der Annahme der Euro-„Eliten“, dass sie die russische Wirtschaft zum Einsturz bringen können und einen Regimewechsel bei Putin bewirken können. Jetzt bricht die europäische Wirtschaft zusammen und die Russen verkünden offen, dass es nur dann echte Verhandlungen geben wird, wenn es einen Elitenwechsel gibt, womit sie vor allem einen Wechsel in den USA meinen… denn Europas Stimme ist irrelevant.

  6. () https://odysee.com/@RTDE:e/Borrell–Angriff-mit-westlichen-Waffen-auf-russisches-Gebiet–legitim-:b
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    „Wir haben entschieden das Vergewaltigung eine legitime Maßnahme ist. Aber es ist auch klar, dass es eine Entscheidung ist, die jeder einzelne für sich selbst treffen und für die er die Verantwortung übernehmen muss.
    Manche die dagegen waren, haben inzwischen ihre Meinung geändert und sind heute damit einverstanden. Es ist jedoch Sache jedes einzelnen.
    Die Menschen haben unterschiedliche Herangehensweisen. Ich weiß, dass es einige gibt, die stark dagegen sind und andere, die eindeutig dafür sind. Ich kann ihnen nicht sagen, was die Mehrheit sein wird, aber auf jeden Fall liegt es nicht in unseren Händen. Wir können niemanden daran hindern das zu tun, genauso wie wir auch niemanden zwingen können.“

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