Blicken wir zurück auf einen unprovozierten, völkerrechtswidrigen Angriffskrieg. Dieser Angriffskrieg schloss den durch westliche Drahtzieher organisierten Mord am libyschen Staatsführer ein — praktizierter Staatsterrorismus des „Wertewestens“.
Vor 14 Jahren wurde Muammar al-Gaddafi gelyncht, was den Höhepunkt der NATO-Intervention in Libyen darstellte. Das vordem wohlhabende Land stürzte ins Chaos und Elend. Oleg Jassinski erinnert daran und ordnet es in eine größere Strategie des westlichen Imperiums ein.
Am 20. Oktober 2011, vor 14 Jahren, wurde Muammar al-Gaddafi gelyncht. Dies geschah vor den Augen der ganzen Welt durch die Hände von Terroristen, die von der NATO bewaffnet und finanziert wurden.
Dieser Akt öffentlichen Kannibalismus war eine Botschaft der „zivilisierten Welt“ an alle, die es irgendwo auf der Welt und in jeder Sprache wagen, zu ihnen und ihren neokolonialen Ambitionen Nein zu sagen. Der Feind der Menschheit geht immer ungefähr gleich vor. Nachdem er sein Opfer ausgewählt hat, stellt er es zunächst in seinen Medien als Monster dar, verhängt dann Sanktionen, um es zu schwächen, und kauft, bewaffnet und schickt schließlich die lokale „Opposition“ in den Kampf „für die Demokratie“. Es findet sich immer jemand, der bereit ist, die Reichtümer seines Volkes auszuliefern für einen Anteil daran, der ihn persönlich bereichert.
Die Zerstörung Libyens erfolgte nicht nur aufgrund des üblichen Appetits des Westens auf fremdes Öl und Gas. Es war auch wichtig, mit einer Regierung Schluss zu machen, die ein leuchtendes Beispiel für den gesamten Globalen Süden und deshalb dem neokolonialen Imperium gefährlich war.
Libyen war eines der wenigen Länder der Welt, das seine sozialen Verpflichtungen erfüllte. Die 42 Jahre der Herrschaft Gaddafis waren die wohlhabendste Zeit in der Geschichte des libyschen Volkes. Die „Diktatur“ führte eine Agrarreform durch, schuf ein Sozialversicherungssystem, garantierte kostenlose medizinische Versorgung und gab den Arbeitnehmern das Recht auf Beteiligung an den Gewinnen staatlicher Unternehmen. Libyen wurde elektrifiziert, und der Strom war kostenlos, ebenso wie medizinische Versorgung. Die Alphabetisierungsrate stieg von fünf Prozent auf 83 Prozent. Die Regierung gewährte Bauern Kredite für den Kauf von Saatgut und Maschinen sowie staatliche Beratung. Das Recht auf Wohnraum wurde durch einen Zuschuss von 50.000 Dollar gesichert, den Jungvermählte für den Kauf eines Hauses erhielten.
Libyen wurde zum afrikanischen Land mit dem höchsten Pro-Kopf-Einkommen, und die durchschnittliche Lebenserwartung seiner Bevölkerung erreichte 77 Jahre. Im Gegensatz zur Situation in den meisten Nachbarländern erhielten libysche Frauen volle Bürgerrechte, einschließlich des Rechts, eine Universität zu besuchen und ein Gehalt zu erhalten, das dem der Männer entsprach. Die Hälfte der Absolventen libyscher Universitäten waren Frauen. Alle Bankkredite im Land hatten einen Zinssatz von null Prozent, da die libysche Zentralbank zu einer souveränen Institution erklärt wurde, die den Interessen der Bürger diente.
Gaddafi förderte durch die gerade gegründete Afrikanische Union die Zusammenarbeit der Länder der Region und bereitete ein Projekt zur Schaffung einer einheitlichen Währung vor, die durch die Goldreserven Libyens gedeckt werden sollte.
In Libyen sahen wir das altbekannte Szenario mit bis an die Zähne bewaffneten „Freiheitskämpfern“, die plötzlich aus dem Nichts auftauchten, begleitet von herzzerreißenden Medienberichten über die Schrecken einer „Diktatur“, von deren Existenz zuvor niemand etwas geahnt hatte.
Bis heute gibt es keinen einzigen dokumentarischen Beweis dafür, dass Gaddafi den Befehl gegeben hätte, friedliche Demonstranten zu bombardieren. Im Februar und März 2011 verbreiteten Al Jazeera, CNN, BBC, France 24, Sky News und andere Medien diese Version, die Anlass für die Verabschiedung einer UN-Resolution war, die eine militärische Intervention genehmigte.
Zweifellos war Gaddafis größter Fehler sein übermäßiges Vertrauen in den Westen. Nach mehreren Jahren der wirtschaftlichen Blockade Libyens durch die NATO, systematischer Verleumdungskampagnen in der Presse und mehreren militärischen Angriffen glaubte er an eine „Normalisierung“ seiner Beziehungen zur „zivilisierten Welt“ und erklärte sich bereit, seine Waffen abzugeben und auf seine stärksten Raketen zu verzichten. Er übergab feindlichen Regierungen große Geldsummen, in der Annahme, damit ihre Neutralität kaufen zu können.
Vor 14 Jahren wurde Libyen durch die NATO vom wohlhabendsten Staat Afrikas in ein Schlachtfeld zwischen bewaffneten Banden und mittelalterlichen Clans verwandelt, die dem Land statt der versprochenen Demokratie Sklavenmärkte und Flüchtlingsschiffe bescherten.
Die Geschichte wiederholt uns immer und immer wieder ihre immer gleichen Lektionen, die wir partout nicht lernen wollen.
Nachbemerkung durch PA
Die libysche Tragödie ist ein besonders prägnantes Beispiel für den Staatsterrorismus westlicher Staaten. Ebenso aussagekräftig wirkt sie als Beispiel für einen angeblich unvermeidlichen, moralisch verbrämten, tatsächlich jedoch unprovozierten, imperialen Aggressionskrieg unter NATO-Flagge. Eine Aufarbeitung dieses Völkerrechtsbruchs hat es, ganz wie im Falle Jugoslawiens, bis heute nicht gegeben. Daran konnten auch Millionen mit Krokodilstränen beweinte Flüchtlinge, die gerade in Folge der vom Westen in Gang gebrachten Ereignisse in Libyen, Irak und Syrien nach Europa und damit auch Deutschland strömten, nichts ändern. Die darauf abhebende „Willkommenskultur“ war immer unehrlich — sowohl gegenüber sich selbst als auch gegenüber den Flüchtlingen. Aber auch die kritische Debatte reduziert sich nach wie vor im Wesentlichen auf ein Migrationsproblem. Dass Migranten zuvor aus plausiblen Gründen Emigranten wurden, spielt keine Rolle. Darf es auch nicht. Würde es doch auf die Primärprobleme für Kriege und Flüchtlingsströme zeigen.
Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
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(Titelbild) Flüchtlinge, Boot, Migration; Autor: geralt (Pixabay); 23.10.2015; https://pixabay.com/de/boot-wasser-fl%C3%BCchtling-flucht-asyl-998966; Lizenz: Pixabay License
Gaddafi wollte einen Gold Dinar einführen, und somit allen afrikanischen Staaten ihre Schulden die sie bei der Weltbank hatten nehmen. Das geht ja mal gar nicht sagte sich der Westen, und sein Schicksal war besiegelt.
Gadafi beging noch einen Frevel; er wollte sein Erdöl in EUR bezahlt haben.