Wenn Länder „stabilisiert“ werden, sind Interventionisten am Werk.


Die deutsche Bundeswehr betreibt den derzeit gefährlichsten Einsatz – so deren eigene Aussage – im afrikanischen Mali. Der Grund für diesen Einsatz liegt angeblich in einer notwendigen „Stabilisierung“ des Landes und – wen wunderts – im Kampf gegen den internationalen Terrorismus. Doch auch wenn die Leitmedien uns immer wieder eine klassische Geschichte aus der Gut-Böse-Welt erzählen, vermitteln sie beiläufig doch reichlich Informationen, die uns die andere Geschichte entdecken helfen.


Die Motivation war, zu erfahren, warum sich – außerhalb der Sprechblasen humanitärer Hilfe und Stabilisierung – europäische Staaten wie Frankreich und Deutschland eigentlich in diesem afrikanischen Land „engagieren“. Was gibt es für eine Vorgeschichte? Warum operieren Bundeswehr-Soldaten in Mail, um es zu „stabilisieren“ (1)? Das sogenannte deutsche Verteidigungsministerium erzählt uns solche Geschichten:

„Für ganz Afrika gilt: Die Bundesregierung will Wirtschaftswachstum und nachhaltige Beschäftigung sichern.“ (2)

Beachten Sie bitte, dass die deutsche Regierung sich damit anmaßt, die neoliberale Agenda des eigenen Systems verpflichtend für andere Staaten auf einem anderen Kontinent zu machen. Vielleicht wollen aber die Menschen dort gar kein Wirtschaftswachstum? Wirtschaftswachstum und nachhaltige Beschäftigung – diese irrsinnigen Ziele sollen für andere Gesellschaften verbindlich sein?

Das deutsche Kriegsministerium – sollte es vielleicht besser Kolonialministerium heißen? – schreibt in seinen afrikapolitischen Richtlinien weiterhin:

„Entscheidend ist dabei, dass die vorhandenen Rohstoffe als Instrument für Stabilität und wirtschaftliche Entwicklung verantwortlich und nachhaltig genutzt werden.“ (3)

Von wem genutzt, vor allem von wem ausgenutzt? Wer bestimmt überhaupt über die Ressourcen eines afrikanischen Staates: Frankreich oder Deutschland etwa? Die Anmaßung dazu ist jedenfalls unübersehbar. 

Die beiden Zitate konterkarieren alle Worthülsen von Demokratie und Menschenrechten, von Freiheit und Souveränität, von denen das zitierte Dokument nur so trieft, die aber deutschen Soldaten in Afrika das Gefühl geben, eine Art Friedensengel zu sein. In all der Bigotterie steckt sie eben dann doch, die Wahrheit über die Motive deutscher Missionen  in fernen Staaten (a1). Das grobe Bild steht, doch was ist da speziell in Mali in den letzten Jahren geschehen?

Meine erste Suche dazu startete ich mittels einer Internet-Suchmaschine mit den Worten: „Was passiert in Mali“. Die unten behandelten Quellen sind Ergebnisse dieser Suche. Vordergründig konsumieren wir immer das gleiche Muster, die von mir in diesem Text so benannte klassische Geschichte. Doch wenn wir aufmerksam lesen, erfahren wir viel – wenn auch nicht alles – über die andere Geschichte.


Die klassische Geschichte

Die klassische Tagesschau-Geschichte

Die Tagesschau berichtete im Januar 2013, dass es im Vorjahr einen Militärputsch in Mali gegeben hatte, weil die amtierende Regierung nicht entschlossen genug gegen Islamisten im Norden des Landes vorgegangen wäre. Danach wäre ein Machtvakuum entstanden und die Armee erwies sich als zu schwach, die Islamisten, welche die Scharia im Norden eingeführt hatten, zurückzudrängen. Auch aufgrund der Menschenrechtsverletzungen im Land musste daher nachfolgend Frankreich in den Konflikt eingreifen, worüber die Bevölkerung sehr glücklich war (4,a2).

Diese Geschichte kommt mir schon mal sehr bekannt vor: Ein Land versinkt im Chaos, Machtvakuum entsteht, der gute Westen hilft mit Stabilisierung, Friedens- und Ausbildungsmissionen für Militärs in der betroffenen Region. Es ist das klassische moralisierende Muster, in dem der Wertewesten unermüdlich um den weltweiten Frieden und „Good Governance“, samt Demokratie und Menschenrechten ringt.

Es gab aber für den aufmerksamen Leser durchaus Hinweise, die ihn ins Grübeln bringen konnten. Dazu weiter unten dann mehr.


Die klassische FAZ-Geschichte

Zur gleichen Zeit schrieb die Frankfurter Allgemeine Zeitung (FAZ) vom Rohstoffreichtum Malis, bemühte sich aber dabei krampfhaft der Relativierung, dass zum Beispiel Mali für Frankreich wirtschaftlich gar nicht so wichtig ist. Auch das wird uns in der anderen Geschichte noch einmal beschäftigen.

Doch erfuhren wir, dass das Land eine wahre Fundgrube an noch nicht erschlossenen Bodenschätzen ist – beginnend bei Gold und Diamanten, endend bei Kupfer und Uran (5). Auch lieferte uns die FAZ eine interessante Karte, die zeigt, dass die Explorationsrechte für den kompletten nördlichen Teil Malis – immerhin zwei Drittel dessen Territoriums umfassend – an internationale Rohstoffkonzerne vergeben sind (6).


Die klassische Spiegel-Geschichte

Diese Geschichte ist jünger – vom September 2018 stammend (7).

Sie erzählt uns von einem malischen Bataillon namens G5 Sahel Joint Force. Diese aus 5.000 Spezialeinsatzkräften bestehende Truppe hat eine Reihe von Menschenrechtsverbrechen auf dem Gewissen. Die Militärs zündeten Häuser an, kidnappten und erschossen Zivilisten. 44 Fälle sogenannter außergerichtlicher Hinrichtungen durch diese Soldaten sind inzwischen bekannt. Der UNO-Sicherheitsrat, mit dessen Segen der Militäreinsatz fremder Mächte in Mali beschlossen wurde, ist über diese Vorfälle informiert.

Dabei besteht die eigentliche Aufgabe dieser Truppe offiziell darin, den Kampf gegen Terrorismus und Menschenschmuggel zu führen. Das Allgemeine präzisierte der Spiegel jedoch im Weiteren und damit ging er durchaus schon ein Stück über die klassische Geschichte hinaus:

„Ihre [der Spezialtruppe] aus EU-Sicht wichtigste Aufgabe: Migration eindämmen.“

und fuhr später fort:

„[…] die EU mischt kräftig mit: Sie fördert das Projekt nach Angaben ihres Auswärtigen Dienstes (EAD) mit 100 Millionen Euro.“

um schließlich zu enden mit:

„Bis zu 90 Prozent der Migranten, die in Libyen ankommen, wählen nach Schätzungen von Experten die Route über die Region Agadez in Niger. Viele von ihnen bemühen sich anschließend, übers Mittelmeer nach Europa zu gelangen. Die EU versucht deshalb, die Menschen so früh wie möglich schon in Afrika aufhalten zu lassen.“

Die Essenz des Ganzen ist jedoch noch nicht vollständig sichtbar und findet ebenfalls weiter unten in der anderen Geschichte ihre Würdigung.


Die andere Geschichte

Nehmen wir uns dazu die schon weiter oben genutzten Quellen erneut vor.

Die andere Tagesschau-Geschichte

Im oben erwähnten – als Interview gefassten – Bericht der Tagesschau wurde auch eine sehr naheliegende Frage ausgesprochen:

tagesschau.de: Woher könnten denn Geld und Waffen kommen?

Heyl: Es wird spekuliert, dass es sich um Waffen des ehemaligen Gaddafi-Regimes handelt, aber auch aus Katar sollen die Islamisten unterstützt werden. (8)

Alles nur Spekulation, so Frau Heyl – natürlich. Frau Heyl, deren Anstellung am German Institute of Global and Area Studies (GIGA) vollständig auf das Thema Afrika bezogen war (a2), dürfte schon gewusst haben, welche Routen die Waffenströme im Nahen Osten und Afrika so nehmen, aber sie wollte sich lieber nicht den Mund verbrennen. Dabei konnte man es nur wenig später in den Medien nachlesen und offiziell ist es auch längst der UNO bekannt (9). Doch stecken in ihrer Aussage zwei Wahrheiten, die einen Staatsterrorismus beschreiben, in den Deutschland mit verwickelt ist.

Katar – seit Jahren ein deutscher Waffenbruder – hat nicht nur in Syrien den Terrorismus unterstützt, sondern tat es zuvor auch in Libyen und, wie wir nun wissen, auch in afrikanischen Staaten wie Mali. Da hat die deutsche Politik in den letzten Jahren sicher ganz doll mit den Kataris geschimpft. Die sollen das nicht noch einmal machen, das ist undemokratisch.

Die deutsche Politik hat natürlich mitnichten geschimpft, aber warum nicht?

Dann hören wir noch von den „Waffen des ehemaligen Gaddafi-Regimes“, was uns vermittelt, dass die Politikwissenschaftlerin Charlotte Heyl durchaus unwissenschaftlich arbeitete, indem sie das konnotierende Wording der Macht anwendete. In einem leicht dahingesagten Satz personalisierte sie und gleichzeitig bewertete sie auch – und zwar negativ. Wenn Kritiker unserer Regierung vom Merkel-Regime sprechen, dann kocht die Empörung wahrscheinlich auch bei Charlotte Heyl hoch, aber bei der gestürzten libyschen Regierung fiel ihr das nicht auf. Zudem handelte es sich natürlich auch nicht um Gaddafis Waffen sondern um Waffen der libyschen Armee.

Wie kommt man so einfach an Waffen der libyschen Armee, sodass Extremisten in Nord-Mali sich damit ausrüsten können, was Frankreich zwingt, eine Friedenstruppe nach Mali zu entsenden?

Wie heißt es doch so schön: Schaffe ein Problem und biete dann die Lösung an.

Im Jahre 2012 entstand ein „Machtvakuum“ in Mali, weil das Militär gegen die Regierung putschte und Islamisten mit reichlich Waffen den Norden kontrollierten.

Haben Sie es geschluckt? Oder war da nicht was – kaum ein Jahr zuvor?


Im Jahre 2011 war es in erster Linie Frankreich, das Libyens Gesellschaft zerschlug und in ein Eldorado für marodierende Gotteskrieger umformte. Frankreich als kreativer Gestalter löste die Bremse für ein gigantisches Projekt westlicher Staaten, um durch dieses Afrika auf neue Weise zu kontrollieren. Katar – getrieben von der Ideologie der sektiererischen Muslimbruderschaft – half fleißig mit, Libyen zum gescheiterten Staat zu machen.


Mali ist nun einer der leidtragenden Staaten dieses Projekts. Denn kaum hatte der von Frankreich geführte Wertewesten das politische System Libyens zerstört (10), brachen im Januar 2012 die ersten brutalen Auseinandersetzungen in Nord-Mali aus (11).

Im Gegensatz dazu wird hierzulande von Politik und Medien über Befriedung und Stabilisierung gesprochen. Das kann man doch nur als verlogen bezeichnen – oder nicht?

Noch etwas ist in diesem Tagesschau-Beitrag unlogisch:

Es wird berichtet, dass eine Intervention in Mali notwendig gewesen sei und dass die französische Armee – speziell deren Luftwaffe – sehr modern ist. Weiter wird gesagt, dass die Islamisten keinen Rückhalt in der Bevölkerung haben. Was zur Schlussfolgerung der Politikwissenschaftlerin führt, dass man sich auf einen langen Krieg einstellen muss?

Moment mal, kennen wir nicht auch das schon von anderswo?

So läuft das nicht. Fremde können sich in einem eroberten Land unter diesen Umständen nur dann behaupten, wenn sie massiv – und zwar an der Bevölkerung vorbei und damit ohne deren Zustimmung – unterstützt werden. Zwangsläufig muss doch die Frage aufkommen, welches Netzwerk da Bestandspflege für islamistische Milizen – auch in Afrika – betreibt.

Woher diese Milizen ihr Equipment beziehen, wie sie es bezahlen, wie sie ihre Logistik, ihre militärischen Operationen gegen die modernsten Streitkräfte des Globus erfolgreich bewerkstelligen, warum ist das nicht ein Hauptthema? Stattdessen sind diese Islamisten wahrscheinlich einfach so vom Himmel gefallen, so wie im Irak, in Libyen, in Syrien, in Afghanistan, im Sudan, in Nigeria. Machtvakuum halt, sie wissen schon …


Die andere FAZ-Geschichte

Im gleichen Atemzug, in dem die FAZ weiter oben die wirtschaftliche Bedeutung Malis für Frankreich herunterspielte, ließ sie uns als belegende Argumentation das Folgende wissen:

„So ist der größte Handelspartner Malis nicht die ehemalige Kolonialmacht Frankreich, sondern längst schon China mit einem Anteil von mehr als einem Viertel.“ (12)

Diese Aussage ist von höchster Brisanz. Sie zeigt nämlich, dass auf afrikanischem Boden mehrere Kriege gleichzeitig geführt werden. Da scheuen sich die europäischen Mächte nicht, mit Schaffung von Chaos und militärischer Präsenz ein wenig nachzuhelfen. Denn Chinas Wirtschaftskraft ist gigantisch und die Angebote chinesischer Unternehmen an afrikanische Staaten, gesteuert vom chinesischen Staat, sind deutlich attraktiver als das, was EU-Freihandelsabkommen versprechen.

Im Gegenzug giert China regelrecht nach allen Rohstoffen, die man sich vorstellen kann, denn dessen Wirtschaft wächst noch immer rasant. Doch überall dort wo die USA oder europäische Mächte in Afrika die militärische Karte ziehen, wird es für China eng und es muss seine bisher betriebenen Investitionen abschreiben. China war auch einer der dynamischsten Handelspartner Libyens. 30.000 Chinesen arbeiteten im Jahr 2010 in der libyschen Ölindustrie und im Bausektor – bis der Wertewesten aus „humanitären Gründen einen brutalen Diktator entmachten musste“ (13).

Frankreich hat ein ausgeprägtes Kolonialsystem in Afrika über die Zeit gerettet, in dem der sogenannte CFA-Franc eine Sonderrolle spielt. Dieses Währungssystem wurde den Ländern der Sahel-Zone, auch Mali, beim Gang in deren Unabhängigkeit aufgezwungen und über dieses System hält sich Frankreichs Wirtschaft am Leben (14).

Zwei Aspekte stellten eine akute Bedrohung für dieses System dar: der in Afrika Fuß fassende chinesische Staatskapitalismus und das ambitionierte Projekt einer gemeinsamen afrikanischen Währung – dem Gold-Dinar -, welches das ölreichste Land Afrikas, Libyen unter Muammar al-Gaddafi vorantrieb (15,16). Beides eröffnete den Staaten der Sahel-Zone die Perspektive, sich aus der Knechtschaft des CFA-Francs zu befreien.

Das ist auch der Grund, warum nicht die USA – wie sonst üblich – die Aggression gegen einen souveränen UN-Mitgliedsstaat vorantrieben, sondern Frankreich. Die Grand Nation hat Übung darin, durch vielfältige, sehr unfeine Maßnahmen, den kolonialen Status „ihrer“ CFA-Staaten zu sichern. Französische Geheimdienste, Armee, die Fremdenlegion und korrumpierte „Partner“ in den afrikanischen Staaten sind für drei Dutzend gewaltsame Umstürze verantwortlich, durch die immer ein CFA-Ausstieg des jeweiligen Landes verhindert wurde (17).

Wir aber sollen glauben, die Bundeswehr unterstütze – gemeinsam mit Frankreich – die Durchsetzung von Demokratie und Menschenrechten in Mali.


Die andere Spiegel-Geschichte

Was der Spiegel über das Spezialkommando mit dem Auftrag, Menschenschmuggel zu verhindern, schrieb, erzählt etwas über unsere Doppelmoral, nicht nur die beim Spiegel. Diese Doppelmoral finden wir übrigens auch beim aufmerksamen Studium des UN-Migrationspaktes wieder. Dort nennt man es geordnete Migration (18) und verbirgt damit die bittere Wahrheit, dass Freiheit – je nach Eignung des Migranten – unterschiedliche Bedeutung hat.

Während wohlfeil über die Freiheit der Menschen, ihren Aufenthaltsort aus freiem Willen selbst zu bestimmen, fabuliert wird, sorgt eine von der EU bezahlte Spezialeinheit in Westafrika dafür, dass genau das nicht geschieht.

Damit diese verinnerlichte Doppelmoral auffällt und schmerzhaft bewusst wird, muss man den Text im Spiegel wirklich sehr aufmerksam lesen – konsumieren genügt da nicht!

Daher sorgen Militärs europäischer Staaten dafür, das Unrecht in Afrika für die Bevölkerung hierzulande unsichtbar zu machen. Man zielt auf einen Zustand, bei dem an den nordafrikanischen Küsten nur noch solche Migranten und Flüchtlinge auftauchen, die in Europa auch wirklich gebraucht werden – gebraucht im Sinne kapitalistischer Kosten-Nutzen-Effekte – und damit willkommen sind.

Das ist zwar nicht die Migrationsstrategie, welche aus den Soros-Netzwerken angestrebt wird (19), doch ist sie nicht minder pathologisch. Ausbeutung hat viele Gesichter. Die gerade erwähnten zwei Strategien sind zwar verschieden, weil sie eben verschiedene Ziele verfolgen, doch beide fahren auf Kosten der Betroffenen und vor allem unterstützen sie das weitere Ausbluten Afrikas.


Die andere, gar nicht erzählte Geschichte

Wir sollten wissen, dass Mali Mitglied der Westafrikanischen Wirtschaftsgemeinschaft (ECOWAS, Economic Community of West African States) ist; wie auch Nigeria, der Niger und acht weitere Staaten Westafrikas (20). Außerdem interessant ist, dass bis zum Jahre 2014 die Europäische Union 12 Jahre lang über ein Freihandelsabkommen mit ECOWAS verhandelte. In jenem Jahr wurde es dann unterzeichnet, auch von Mali, von einer neuen Regierung, die zuvor durch einen Militärputsch an die Macht gekommen war.

Die Ratifizierung des Abkommens steht trotzdem noch aus, denn Nigeria verweigert sich – als größtes und ökonomisch stärkstes Land der ECOWAS – auch weiterhin der totalen Öffnung seines Binnenmarktes für Produkte und Investoren aus der EU (21). Das tut es aus gutem Grund, denn der Freihandel bevorteilt nun einmal den Mächtigen und presst den sich Unterwerfenden aus. Der Freihandel schließt auch alle üblichen Maßnahmen der so harmlos klingenden „Liberalisierung“ einer nationalen Ökonomie ein.

Wieviel Zufall steckt nun in der Tatsache, dass auch Nigeria seit Jahren mit den gleichen Problemen zu kämpfen hat wie Mali? Probleme die da lauten: instabile Regierungen, repressive, menschenrechtsverletzende Militärs (22,23), grassierende Korruption, massive Verelendung der Bevölkerung und Raum gewinnende islamistische Milizen (24).

Die eigentliche Geschichte ist so profan wie brutal. Sie ist von der empathiefreien Ideologie der Marktwirtschaft durchdrungen, in der wir auf Kosten anderer großzügig konsumieren können.

Die eigentliche Geschichte enthält auch Saudi-Arabiens Rolle als Exporteur eines extremen, sektiererischen, menschenfeindlichen Wahhabismus, nicht nur nach Syrien und andere asiatische Staaten, sondern auch nach Afrika. Diesen bezahlt es, so wie seine wirtschaftliche Expansion mittels Landgrabbing, mit den Petro-Dollars, die im Hort des Wertewestens exklusiv geschöpft werden (25). Sprechen wir von al-Qaida, dann steht dahinter unter anderem auch Saudi-Arabien – nicht nur in Syrien sondern auch in Afrika (26). Hinter Saudi-Arabien wiederum steht der Segen der und die engen Verbindungen zur Hegemonialmacht USA.

Der Terrorismus dieser Tage fiel eben nicht vom Himmel, er wurde vielmehr als Mittel zum Zweck erfunden.

Soziale Verelendung kann zu Migrationsbewegungen führen. Wenn man aber die Verelendung von außen mit politischer Instabilität und Gewalt anheizt, verstärkt das Flucht und Migration nochmals. Dort aber, bei den wahren Ursachen der Flüchtlingsströme setzt die politische Diskussion der Meinungsführerschaft in keinem Falle an. Allerdings setzt auch die Migrations-Diskussion innerhalb der Bevölkerung bei diesem Aspekt – den wirklichen Ursachen – komplett aus. Das sollte uns allen zu denken geben.

Jetzt ist vielleicht auch klarer, was wirklich hinter dem Einsatz deutscher Militärs in Afrika steckt: Im Fahrwasser der traditionellen Kolonialmacht Frankreich und mit dem Status der führenden Wirtschaftsmacht innerhalb der EU, versucht Deutschland seine „legitimen Interessen“ in Afrika umzusetzen. Denn „Wirtschaftswachstum und nachhaltige Beschäftigung“ – diese absurden Ziele einer kapitalistisch denkenden Gesellschaft benötigen natürlich, nicht enden wollend und in verstärktem Maße – verwertbare Ressourcen. Das ist die rote Pille.

Die süß schmeckende und beruhigende blaue Pille färbt zwar – im Gegensatz dazu – die Wahrnehmung angenehm ein, doch löst sie nicht das oben beschriebene Problem. Wenn wir nicht einmal bereit sind, dieses Problem zu erkennen und es nicht wagen, über andere Lösungen überhaupt offen zu diskutieren, dann wird uns – da dürfen wir uns allesamt sicher sein – dieses Problem irgendwann einholen.

Bleiben Sie bitte schön aufmerksam.


Anmerkungen

(a1) Recherchieren Sie doch mal nach dem Sinn und der Historie des Begriffs Missionen. Hinter den Missionen Deutschlands steckt – so gesehen – mehr Wahrheit, als wir auf den ersten Blick glauben mögen.

(a2) Die ARD-Tagesschau befragte dazu die Politikwissenschaftlerin Charlotte Heyl, welche beim German Institute of Global and Area Studies (GIGA) angestellt ist und zu Demokratisierungsprozessen in Westafrika forscht. Meine Fragen dazu lauten: Was ist ein Demokratisierungsprozess und wer führt diesen wo durch?

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.

Quellen

(1) https://www.bmvg.de/de/themen/dossiers/engagement-in-afrika; entnommen: 2.12.2018

(2,3) https://www.bmvg.de/de/themen/dossiers/engagement-in-afrika/das-engagement/grundlagen/afrikapolitische-leitlinien; entnommen: 2.12.2018

(4,8) 14.1.2013; https://www.tagesschau.de/ausland/mali282.html

(5,12) 15.1.2013; http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mali-das-sagenhafte-reich-voller-gold-und-bodenschaetze-12024831.html

(6) 15.1.2013; http://www.faz.net/aktuell/wirtschaft/mali-das-sagenhafte-reich-voller-gold-und-bodenschaetze-12024831/die-karte-zeigt-die-12024805.html

(7) 30.9.2018; http://www.spiegel.de/politik/ausland/mali-massaker-bringt-eu-in-bedraengnis-a-1230213.html

(9) 10.4.2013; http://www.spiegel.de/politik/ausland/uno-bericht-libyen-liefert-waffen-nach-syrien-und-mali-an-a-893507.html

(10) 28.12.2010; https://www.sueddeutsche.de/karriere/frau-am-steuerknueppel-emanzipation-ueber-den-wolken-1.1040563

(11) Terror and Insurgency in the Sahara-Sahel Region; Corruption, Contraband, Jihad and the Mali War of 2012-2013; Stephen A. Harmon; Ashgate, Farnham; Routledge 2014; ISBN 978-1-4094-5475-5, S. 176; https://www.routledge.com/Terror-and-Insurgency-in-the-Sahara-Sahel-Region-Corruption-Contraband/Harmon/p/book/9781409454755

(13) 17.4.2011; https://www.globalresearch.ca/us-to-recoup-libya-oil-from-china/24366; deutsche Übersetzung: http://www.luftpost-kl.de/luftpost-archiv/LP_11/LP07111_240411.pdf

(14) 15.5.2018; http://alleinunterbauern.blogsport.eu/tag/cfa-franc/

(15) 11.11.2011; https://www.thenewamerican.com/economy/markets/item/4630-gadhafi-s-gold-money-plan-would-have-devastated-dollar

(16) Jochen Stahnke; 26.2.2008; https://www.zeit.de/online/2008/09/libyen-oel/komplettansicht

(17) Mawuna Remarque Koutonin; 14.2.2018; https://einarschlereth.blogspot.com/2017/02/14-afrikanische-lander-von-frankreich.html

(18) Fassung des UN-Migrationspaktes; 30.7.2018; http://www.un.org/depts/german/migration/A.CONF.231.3.pdf; im weiteren UNMP genannt

(19) 28.4.2016; https://fassadenkratzer.wordpress.com/2016/04/28/das-netzwerk-des-george-soros-fuer-grenzenlose-migration-in-europa/

(20) 1.12.2018; https://www.ecowas.int/member-states/

(21) Dezember 2015; http://www.umweltinstitut.org/themen/verbraucherschutz-handel/freihandelsabkommen/das-abkommen-mit-westafrika.html

(22) 21.11.2018; https://www.islamicmovement.org/index.php?option=com_content&view=article&id=3972:video-cruelty-by-the-nigerian-army-against-unarmed-mourners-in-abuja&catid=41:frontpage

(23) 2.11.2012; http://www.spiegel.de/politik/ausland/nigeria-armee-soll-massaker-an-jugendlichen-veruebt-haben-a-865046.html

(24) Katrin Gänsler; 5.6.2014; https://www.dw.com/de/nigerias-armee-gemeinsame-sache-mit-boko-haram/a-17683494

(25) Elisa Simantke; 12.8.2013; https://www.tagesspiegel.de/politik/landgrabbing-wettrennen-um-nahrungsmittel-in-der-zukunft/8621946.html

(26) Terrence McCoy; 6.4.2014; https://www.independent.co.uk/news/world/africa/paying-for-terrorism-where-does-boko-haram-gets-its-money-from-9503948.html

(Titelbild) Karte über Einsatzorte der deutschen Bundeswehr in Afrika; Bildschirmausschnitt; entnommen: 2.12.2018; https://www.bmvg.de/de/themen/dossiers/engagement-in-afrika

Von Ped

Ein Gedanke zu „Mali und die andere Geschichte“
  1. Danke, für den „starken“ Tabak!
    Da bleibt einem beinahe die Luft weg. Trotzdem oder gerade darum ist der Artikel wichtig um die Zusammenhänge zu erfassen!

Kommentare sind geschlossen.