Was wir in uns selbst am stärksten ablehnen, sehen wir am deutlichsten in anderen Menschen. Es ist ein Blick in den Spiegel; den unseres Selbst. Eliten zum Beispiel, als gesellschaftliche Gruppe an der Spitze von machtbasierten Gesellschaften haben „weiter unten“ einen äußerst negativ wahrgenommenen Beigeschmack. Nur ist Elitendenken nicht auf „die da oben“ beschränkt. Es ist ein gesamtgesellschaftliches Phänomen und es hat eine solide Basis.


Zu Beginn ist mir die Herausstellung eines Unterschiedes wichtig, dem zwischen Elitendenken und systemischem Denken.

Das große Ganze zu betrachten, ist keinesfalls elitäres Gehabe. Es ist der sehr notwendige Blick von außen auf komplexe Strukturen und Prozesse. Durch Abstraktion werden mittels Betrachtung aus unterschiedlichen Perspektiven verschiedene Modelle erstellt und damit Teilaspekte von Systemen beschrieben. Ein Beispiel dafür ist die Beschreibung von Gesellschaften aus der Sicht von Klassen. Systemisches Denken hilft auf allen Ebenen, gute Entscheidungen zu treffen. So wie es uns auch die Kompliziertheit dieser Welt vor Augen führt.

Das systemische Denken beinhaltet den Blick auf die Vergangenheit des Systems. Es versucht, so weit wie möglich umfassend zu sein. Systemisches Denken ist Denken über den Tellerrand hinaus und hilft so, auch empathisch geprägte Entscheidungen zu fällen. Denn es schließt auch menschliche Schicksale außerhalb des Alltagshorizonts in seine Betrachtungen ein.

Systemisch zu denken ist ein Lernprozess. Die Herausforderung besteht darin, die Vielfalt eines Systems zu begreifen und sich nicht nur auf einen Aspekt zu versteifen, der uns dann nämlich zu einem Tunnelblick verführt. So sind Klassen nur EIN Aspekt, EINE Art von Betrachtung, mit der man Gesellschaften und deren Prozesse untersuchen kann. Aber natürlich ist das ein stark reduziertes Bild von Gesellschaften. Tunnelblicke blenden das Ganzheitliche aus. Was zur Separierung eines bestimmten Aspekts sinnvoll ist, wird als dann dominierende resultierende Handlungsanweisung für das ganze System zu fatalen Folgen führen.

Systemisch zu denken, hilft uns bei der Formung unseres ganz persönlichen einzigartigen Weltbildes. Es ermöglicht uns ein wahrhaft selbst verantwortetes Leben – mehr noch dessen Vorleben. So ist unsere individuelle Herangehensweise, sowohl der systemischen Betrachtung als auch der resultierenden praktischen Umsetzung, ein lebendiges Angebot für unsere Mitmenschen.


Modelle sind nicht die Realität sondern die Annäherung an einen Teil derselben. Sie sind Abstraktionen, sehr, sehr große Vereinfachungen, die helfen, Systeme zu beschreiben. Gesellschaftssysteme sind allerdings dermaßen komplex und dynamisch, dass ihre versuchte Änderung auf Basis von Modellen regelmäßig in das Desaster führt. Genau wenn das passiert, sind sie wieder am Werk, diejenigen die sich als außergewöhnlich wissend, als einzigartig sehend, als Eliten begreifen. Das Gottgleiche meinen Eliten – unterbewusst – in sich zu haben.


Das Elitäre macht sich fest: Einerseits an der Stellung, die man für sich selbst im (hierarchisch wahrgenommenen) System sieht; andererseits an der Dominanz des eigenen Denkens und Tuns gegenüber anderen Akteuren. Das ist schlichtes Machtdenken und es ist in uns allen vorhanden. Wir sind empfänglich dafür, es ist Teil unserer Natur.

Unsere Natur hat uns jedoch etwas sehr Schönes mitgegeben: Empathie. Diese Empathie beginnt bei der Selbstempathie, bei der Reflexion des eigenen Denkens und Verhaltens. Das ist eine keineswegs triviale Auseinandersetzung mit den eigenen Emotionen, die uns aber die Gabe schenkt, mit den Emotionen Anderer konstruktiv umzugehen.

Um das zu entwickeln, benötigen wir einerseits Erfahrungen, aus denen wir – auch emotional – lernen durften. Außerdem muss unser Ego es überhaupt zulassen, seine Muster ändern zu dürfen, ohne dabei sich selbst angegriffen zu fühlen. Verletzte Egos bauen einen Schutzpanzer um sich auf und lenken das eigene – durchaus auch selbst subjektiv wahrgenommene – Fehlverhalten nach außen. Das ist ein echtes Problem der Gesellschaften und vielleicht die Ursache für das grassierende Elitendenken?

Weiter oben sprach ich von Modellen. Sowohl elitäres – als auch nichtelitäres Denken nutzt Modelle.

Nichtelitäres Denken beherrscht systemisches Denken in der weiter oben beschriebenen Form. Die Ergebnisse sind offen. Die Modelle dienen als Hilfe zur prozess-, objekt- und aspektorientierten Beschreibung des Systems. Doch bilden die Modelle keinen Generalplan, keinen Algorithmus ab, der verbindlich umzusetzen ist. In einem solchen Denken ist man skeptisch, flexibel, undogmatisch.

Nichtelitäres Denken setzt jedoch voraus, dass man sich dessen bewusst ist, mehr oder weniger die Veranlagungen für das Elitäre in sich zu tragen. Dafür ist die oben angesprochene Empathie zwingend notwendig.

Das Gefühl einer Elite anzugehören hat etwas mit der Sehnsucht nach Wertschätzung zu tun. Wir brauchen Kollektive, um überleben zu können; jeder von uns. Und dabei ist es unerheblich, ob wir pathologisch sind oder nicht. Den Hang zum Psychopathischen (a1) tragen wir allesamt in uns und wir leben das auch.

Wir wollen wahrgenommen werden. Mehr noch möchten wir geliebt werden. Anerkennung über die Maßen streichelt unser Ego. Deshalb sind wir für Eliten empfänglich. Das Eintreten in eine Elite erfolgt in einer schrittweisen Vereinnahmung. Der Prozess hat etwas Rituelles an sich, der Neuling fühlt sich auserwählt, erhoben, gewürdigt. Nicht jeder wird in diesen Kreis aufgenommen, so empfindet er. Man hat sich in offenbar besonderer Weise diese neue, gehobene gesellschaftliche Stellung verdient.

Die neue Position fördert einerseits die Arroganz des Erhobenen. Doch legt sie ihm in einer auf Schuld basierten Gesellschaft auch Verpflichtungen auf. Es gibt ein verbindliches Dogma und Machtstrukturen. Die Macht wird subtil ausgeübt. Für eine große gemeinsame Sache müssen nun alle verschworen an einem Strang ziehen und auch Entscheidungen wider den eigenen ethischen Anspruch treffen. Das ist es, warum Psychopathen handlungsfähig sind. Sie schaffen sich einen Zirkel von Menschen, die sie über ihre menschlichen Eigenarten wie Opportunismus, Gier und Selbstsucht eingefangen haben und in Abhängigkeit brachten.

Letztgenannte Eigenschaften sind nicht einer bestimmten Bevölkerungsgruppe exklusiv vorbehalten, sie sind uns allen immanent. Doch glauben die meisten Menschen, diesbezüglich „rein“ zu sein. Sie überschätzen sich und sind deshalb gerade auf der psychologischen Ebene gut angreifbar. Die Selbsterkenntnis voller Schwächen zu sein, ohne sich dabei klein und minderwertig zu betrachten, ist eine der großen Herausforderungen, der wir Menschen uns stellen dürfen.

Wenn elitäres Denken eine Affinität unseres Wesens für Macht beschreibt, warum wird dann eigentlich das Treiben der Eliten „da oben“ so negativ wahrgenommen? Sind die Menschen dort besonders charakterlos, skrupellos, bestechlich und kriegslüstern? Hört man auf „die Stimme des Volkes“, ist man geneigt, an so etwas zu glauben.

Es sind jedoch unsere Erwartungshaltungen, an denen Eliten scheitern, wie sie auch an den eigenen Erwartungshaltungen scheitern müssen. Dafür schelten wir sie – und waschen uns so rein. Gesellschaften mittels Eliten zu steuern, scheint mir ein Problem an sich zu sein.

Allerdings möchten ja die meisten Menschen Eliten über sich, damit DIE sich um die Probleme der Gesellschaft kümmern mögen. Die Überhebung der Mächtigen wird getragen durch die ganz und gar nicht Ohnmächtigen. Das Ignorieren, das versuchte Abschieben der eigenen Verantwortung installiert automatisch Macht, weil es ja auch dankbar von den sich Überhebenden angenommen wird.

Machtausübung impliziert – so meine Sicht – einen Hang zum Größenwahnsinn. Einzelne oder Gruppen von Menschen glauben ernsthaft und in guter Absicht, komplexe Gesellschaften steuern zu können. Und die Masse der Menschen glaubt genauso ernsthaft, dass es ein realistischer Anspruch ist, „gute Eliten“ einfordern zu können. Sie meinen, „Versager“ müssten ersetzt werden durch „gute“ Machtmenschen.

Offensichtlich verliefen die letzten Jahrtausende menschlicher Zivilisation so, dass sich die Gesellschaftssysteme vorrangig auf der Basis psychologischer Muster organisierten. Diese psychologischen Merkmale der Spezies Mensch erlaubten ihm zwar geradezu atemberaubende technische Entwicklungen. Bei all dieser Technisierung scheint es mir aber so, dass durch seine Affinität zur Einordnung in Machthierarchien die Hülle Mensch so dünn ist, wie sie es bereits vor tausenden von Jahren war.

Denn die große Kunst der Reflexion, der positiv-kritischen Betrachtung des eigenen Denkens und Handelns, sie gibt es zwar und wir leben sie auch. Doch sind wir trotzdem viel näher dran an den Verhaltensmustern unserer tierischen Vorfahren. Ist Reflexion zu anstrengend?

Diese Frage stellt sich mir ernsthaft. Empathie ist genug in uns und wir leben sie ganz natürlich. Unsere natürliche Empathie wird, weil sie so zuverlässig auf Trigger anspricht, andererseits auch unentwegt missbraucht. Sie wird missbraucht durch Menschen, deren Empathie wiederum missbraucht wird. Eine ellenlange Kette, die möglicherweise an Menschen endet, die ohne Empathie sind und so die Empathie anderer skrupellos für ihren Egoismus nutzen.

Solch empathielose Menschen sind sehr sicher Teil von Eliten. Sie organisieren die Eliten, führen sie und sind – wie eine Spinne im Netz – unentwegt dabei, die Kontrolle über ihre Opfer zu erhalten. Ihre Opfer – Objekte ihrer Selbstverwirklichung – sind all Jene, die das Wesen des Empathielosen nicht erfasst haben, die in der Elitenschicht (auf welcher Ebene auch immer) und die, welche glauben, Führung durch Eliten zu benötigen.

Machen wir uns es nicht zu einfach und orten Eliten mitsamt ihren Denkmustern nicht nur an der Spitze der Gesellschaften. In unterschiedlich ausgeprägter Form finden wir das Phänomen in allen Schichten. Wir finden es besonders ausgeprägt unter anderem in der gesellschaftlichen Opposition, welche die politische Führung angreift und den eigenen alternativlosen Weg versucht, mit allen realistisch erscheinenden Mitteln durchzusetzen. In der Regel sind das Machtmittel. Neue „bessere“ Eliten versuchen die etablierten Eliten zu entmachten, um ihrerseits einen – selbstredend guten – Generalplan umzusetzen.

So wie die etablierten Eliten ihren Gegnern moralische Verkommenheit unterstellen, tun das die an die Macht strebenden Eliten ebenfalls. Im Machtkampf nutzen beide – aus der eigenen Sicht mit ethischer Legitimation – die Bevölkerung (die Nichteliten) als Manövriermasse.

So werden die Nichteliten angehalten, die jeweiligen Eliten zu tragen. Statt selbst aktiv, vor allem geistig aktiv zu werden, schließen sie sich einer neuen attraktiven Ideologie an, welche die Beseitigung des Unrechts auf dieser Welt verspricht.

Eliten vereinnahmen. Sie nehmen für sich in Anspruch, im Namen der Masse sprechen zu dürfen. Das kann man auch als eine Art Entmündigung verstehen. Eine Entmündigung, die die Menschen allerdings auch akzeptieren. Ja, vielleicht sogar von ihnen gewünscht wird? Wo möchten Sie stehen: bei den Eliten, den von Eliten Geführten oder bei keinen von Beiden?

Ja, das ist die Frage: Wo glauben Sie, ihren Platz im Elitensystem zu sehen?

Oder geht es gar ohne Eliten?

Wo und wann benötigen wir Eliten? Benötigen wir sie überhaupt? Meine Antwort darauf enthalte ich Ihnen vor.

Bleiben Sie bitte schön aufmerksam.


Anmerkung

(a1) Psychopathen beschreibe ich nicht aus psychatrischer, ein krankhaftes Verhalten beschreibender Sicht sondern in ihrem psychologischen Verhaltensmuster innerhalb menschlicher Kollektive.

(Titelbild) Datum: 2.11.2016; Autor: 3602209 (Pixabay); Quelle: https://pixabay.com/de/krone-gold-licht-macht-k%C3%B6nig-1783304/; Lizenz: Public Domain

Von Ped

8 Gedanken zu „Die Eliten und wir“
  1. Elite soll aus dem lat. Verb exlegere – also: auslesen – stammen. Damit bringe ich zunächst einmal »Qualitätssicherung« ins Spiel: man trennt beispielsweise das faulende von dem guten Obst usw …
    Qualitätssicherung bestimmt sich jedoch durch Ziel und Zweck. Bezogen auf eine benötigte Kompetenz zur Erreichung eines (Leistungs)Zieles, kann ich das „Auslesen“ durchaus sinnvoll auf den auszuwählenden Personenkreis anwenden.
    Sinn und Zweck ist hier zumeist ein dienender: nämlich eine Aufgabe (oder Produktion) für eine Gemeinschaft (zumindest auch für viele andere Menschen) verantwortungsvoll sicherzustellen.
    Wie Ped es darstellt, wird es aber spätestens in dem Moment kritisch, wo der Mensch »Elite« narzisstisch, egoman also z.B. zum Aufbau seines Selbstwertes (und damit zwangsweise verbunden zur Abwertung des anderen) mißbraucht.
    Und diese Mißbrauchsvariante ist eben die Vorherrschende – weil sich die Menschen vom Ego (Verstandesprogramme) reiten lassen, statt umgekehrt, daß der Menschengeist (Wesenskern, Herzkraft) die Zügel in der Hand halten würde.

    Zu den Fragen:
    Wo ich stehen möchte ? – genau da, wo ich bin (hart gesehen dürfte ich also eigentlich gar kein Medium benutzen 😉
    Als sehr kleines Kind ist mit gefühlsmäßig schon der Wahnsinn der »Autoritätskategorisierung« aufgefallen, dem sich die Menschen unterordnen. Am 24.12.1944 wurde das Haus meiner Großeltern zerbombt (auf Grund einer intuitiven Eingabe meiner »Oma« verließen alle an Heiligabend »plötzlich« das Haus. Noch keine 20 Minuten später schlug die Bombe ein – merke: Intuition verhindert Bombe(tötung)). Ein andermal, beim Wäscheaufhängen, wurde selbige Oma von Jabos angegriffen (englische Jagdbomber, die den Auftrag hatten auf alles zu schießen, was sich nur bewegt).
    Wenn Du solche Geschichten – mit entsprechender psychischer Energie – von Erwachsenen hörst, dann fühlt sich das an, als hätten die nicht mehr alle Tassen im Schrank!
    Und wenn Du dann von Deiner geliebten Oma hörst, daß dieselbe nur ein paar Monate später Feuer und Flamme für diejenigen war, die die Menschen vorher zerbombt und aus der Luft zerschossen hatten, weil sie, während sie mit ihren Panzern in die zertrümmerten Städte einfuhren, aus diesen Apfelsinen und Schokolade den Menschen „schenkten“ – dann ist die Verwirrung in der Kinderseele groß !
    Das Beispiel (meine Oma war ja kein Einzelfall!!!) will zeigen: die Menschen lassen sich funktionalisieren – ordnen sich bereitwillig einer Elite unter – und jubeln dann gleich der neuen Elite zu, die sie gestern noch zerfetzt hat. Man könnte meinen: «Hauptsache ich bin Teil von den „Siegern“ …« »Ich zähle zu den Gewinnern!« »Schnäppchenjäger!« …
    Also erzeuge ich auf der anderen Seite Verlierer.
    Und so ist das ganze Bildungskonzept aufgebaut: es geht nur darum »elitär« zu werden – es müssen Gewinner und Verlierer und damit die Angst vor Verlust erzeugt werden.
    Ich bin die EINS 😉 ein Einserkandidat – nur damit schaffe ich mir »unbegrenzte Möglichkeiten«
    Wer sich das mal so richtig auf der Zunge zergehen läßt, der fühlt, wie unser ganzes Bildungsystem ein psychisches Monster ist !!! Ein Monster der Spaltung und sozialen Zerstörung !!!
    Deshalb – auf Grund der Erziehung, der immer wieder weiter vererbten »auslesenden Verhältnisse« (im Sinne von Menschwert) ist fast alles, was uns heute an sozialen und gesellschaftlichen Strukturen begegnet elitär.
    Die Menschen haben die Nase voll – aber beim nächsten Atemzug ziehen sie sich das Zeugs wieder volle Kanne rein!
    Wir kommen da nur raus, wenn wir uns auch gleichzeitig eine neue Luft besorgen – sprich auf systemischer Ebene eine neue Matrix (Umfeld) schaffen, die dem Menschen wieder Raum zum Atmen gibt.
    Und ich persönlich stehe genau in solch einer Strukturgebung und wirke dort mit: in einem Reich der Könige, wo der Einzelne sich als »Elite« (oder als Königliches) mitten unter »Eliten« empfindet und weiß und weiß, daß jeder Mensch seine eigene »Elite« werden möchte und deshalb gerne jedem dabei hilft, seine eigene zu werden (falls dieser es wünscht) …

  2. Danke für den sehr gedankenreichen Beitag, aber auch für den Kommentar.
    Mir fällt dazu zuallererst ein Sinnspruch meines Opas ein: “ Selbsterkenntnis ist der erste Weg zur Besserung“. Aber die „Anderen“ zu erkennen ist wohl genauso wichtig. Dafür gab es hier kluge Anregungen. – Gute Arbeit!

  3. Ich glaube tatsächlich, dass es ohne Eliten gehen muss und gehen wird!

    Wir leben zwar seit Jahrtausenden in hierarchischen Systemen, die von Psychopathen herbeigeführt, aufrechterhalten und anführten werden. Unser System treibt aber erkennbar dem Abgrund entgegen. Der Absturz ist bereits im vollen Gang. Wir haben zwar immer noch das Gefühl, dass die Psychopathen steuern. Tatsächlich steuern sie uns aber nur mit dem Fuß auf dem Gas talwärts um die dicksten Felsbrocken herum. Kurz vor dem finalen Aufprall werden wir merken, dass uns „abgegebene konzentrierte Macht“ nicht mehr wird retten können. Das wird der Moment sein, in dem wir uns trauen werden, uns vom Jahrtausende alten Ansatz abzuwenden und etwas Neues auszuprobieren. Ich habe immer noch die Hoffnung, dass uns dann genügend Zeit und Handlungsspielraum bleibt, um als Zivilisation zu überleben. Immerhin verfügen wir über das Potential von 8 Milliarden Menschen. Wenn wir uns kollektiv und empathisch selbst organisieren, können wir viel mehr erreichen, als es in einem elitären System jemals möglich wäre.

    1. @Ruben: uns vom Jahrtausende alten Ansatz abzuwenden und etwas Neues auszuprobieren

      Meines Erachtens gab und gibt es seit Menschengedenken verschiedenen Ansätze, die gleichzeitig gelebt wurden (Patriachat, Matriachat, Sippen mit oder ohne Anführer, Massenhierarchien – z.B. Maja, altes Ägypten, Rom, Xia-Dynastie usw.).
      Was wohl entscheidend ist, welches System die Machtausprägung, die jeweilige »Vorreiterrolle« spielt und für WAS !!!
      Aus dem Geist gerinnt die Form, der Gedanke, die Vision von heute ist der reale Zustand von morgen: wer und wo sind also die »Visions- oder Gedankenempfänger« (»Kulturschöpfer«)?
      Da war es wohl, gehen wir die Menschheitsgeschichte zurück, daß gewisse Eingeweihte, Auserwählte, Ermächtigte die »Antenne« waren und gleichzeitig auch die »Feldenergie« oder auch psychische Energie hatten (oder bekamen!!!), diese neuen Impulse in die Bewußtseine der übrigen hineinzuverankern, so daß sie dann auch als »Menschheitsführer« anerkannt bzw. wirksam werden konnten.
      Das Gros der einzelnen Individuen hatte also gar nicht die Fähigkeit, Visionen zu entwickeln und gleichzeitig die Kraft, diese zu verankern.
      Diese Zeiten sind aber nun ein für alle mal vorbei – nur ist in den meisten Menschen DIESES alte System noch im Bewußtsein verankert. Trägheit, Feigheit, Dummheit, Egomanie tun ihr übriges dazu, daß die Menschen den bequemen Weg gehen, ihre Macht abgeben an »die da oben«.
      Fazit: das Prinzip kann nur das Gleiche bleiben: der Mensch als Antenne von Intuition, Vision, Gedanke aus dem heraus dann Neuschöpfungen folgen. NUR während früher diese Fähigkeit sich auf wenige ergoß, dafür aber um so heftiger, ergießt sich nun mehr diese Fähigkeit tendenziell auf ALLE, aber eben nicht so mächtig. Die Mächtigkeit wird erst dadurch erreicht, daß jeder seine Macht erkennt und damit gleichzeitig die Notwendigkeit der freien Gemeinschaft – des sich Solidarisierens und gemeinsamen Organisierens.
      Es geht also um »Teambildung« – aber stets »projektorientiert« nie statisch im Sinne einer Machtübernahme (= Team wird zur Machtelite).

      Während es schon seit über Hundert Jahren »Graswurzelansätze« gibt und auch immer mehr kleinere, autonome Gemeinschaften der Selbstorganisation entstehen, gab es aber bis zum Jahre 2012 noch kein Gesamtkonzept, in welches nämlich ALLE hätten einsteigen oder mitmachen können.
      Denn gegenüber diesen notwendigen und wichtigen – ich nenne sie mal Ökogemeinschaftsansätzen, in die immer nur, gesamtgesellschaftlich gesehen, sehr wenige einsteigen können – braucht es einen GESAMTANSATZ, in dem auch der »normale Angestellte«, ohne alles aufgeben zu müssen, einsteigen kann und zwar pö a pö, wie es ihm entspricht, ohne Überforderung … Pö a pö, das meint Schritt für Schritt in die Selbstermächtigung in die Organisation von unten, sich innerlich dorthin zu begeben, wo das ICH hingehört und sich hat vertreiben lassen: der innere eigene Thron – die Inanspruchnahme der eigenen Souveränität, so daß es reich wird – ein Reich der Könige.
      Damit ist auch im Bilde das angekommen, was Menschheitsgeschichtlich passiert: vom alten Königsbegriff – einer für viele – zum Neuen: jeder der seine und gemeinsam das Reich aller.
      Ca. 1000 Menschen leisten das bereits bewußt … mit ihren Ecken und Kanten, mit ihren Egos – aber verbunden in der Herztat, und die kann keine Äußerer vorschreiben, die findet jeder nur in sich selbst in freier Verwirklichung in und mit den Kräften der Gemeinschaft …

      1. @Jürgen: Ich habe nun eine Weile über Deiner/Ihrer Antwort gebrütet, komme aber nicht so recht klar damit. Was genau ist Dein/Ihr Punkt?

        1. Hallo Ruben, danke für die Aufmerksamkeit! Was der Punkt ist:
          Die Tatsache ist: wir haben Elitenbildung
          Die Frage: wie kommt das, wozu dient das?
          Eine Antwort war:menschheitsgeschichtlich gesehen, hat die Menschheit Eliten benötigt (Beispiele wurden angegeben), da der EINZELNE (im Volk, Sippe usw.) noch nicht so weit war, diese Organisationsleistung zu erbringen.
          Daß der einzelne Mensch also einen ÄUSSEREN Führer(Führung) brauchte, war einmal richtig, weil anders noch nicht machbar, ist aber HEUTE ein atavistisches, perverses Prinzip.

          Jetzt geht es darum, daß der Mensch in die SELBSTermächtigung kommt.
          Alles von außen vorgesetzte Elitäre kann nur zu Leid und Krieg führen eben WEIL es nicht mehr Menschheitsgeschichtlich adäquat ist.
          Es hat HEUTE nur mehr die Aufgabe eines Arschtrittes für die Menschheit, bis diese es endlich mal schafft, aus ihrer „Komfortzone“ herauszukommen…

          Eine andere Antwort war:Selbst wer dies erkennt und dabei nur für sich oder eine kleine Gruppe eine „Lösung“ schaftt, die auch nur auf diesen kleinen Rahmen bezogen und letztlich auch wirksam ist, selbst das wird NICHT ausreichen, daheraus eine Gesamtorganisation zu schaffen.
          Um wirklich aus der „elitären Fremdbestimmung“ herauszukommen, müssen wir Menschen GLEICHZEITIG an der eigenen Machtergreifung (Selbstermächtigung, Souveränität) arbeiten UND eine GESAMTSTRUKTUR für ALLE (sprich Volk) erschaffen.

          Die neue „Elite“ ist also die selbstgestaltete Gemeinschaft in der auch solche leben können, die noch nicht fähig oder bereit sind, in die Selbstermächtigung zu gelangen – aber genau die Entwicklung dorthin gefördert und ermöglicht wird.

          Und insofern tut auch die „alte Elite“ genau das: durch Drangsaliererei, Gängelung, Einschränkungen, Verwaltungen usw. usw. erhöht sie den Leidpegel für immer mehr Menschen, bis diese sich dazu entscheiden, in die Selbstermächtigung zu gehen …

          Wir Menschen müssen aber nicht diesen Weg des Leidens gehen, wir können auch den der Erkenntnis(umsetzung) gehen …

      2. Hallo Jürgen, danke für die näheren Erläuterungen. Was ich an Deiner Argumentation nicht verstehe: Was genau hat sich geändert, dass die Menschheit heute keine Eliten/Führer mehr braucht? Ich persönlich glaube nicht, dass die Menschheit jemals Eliten/Führer gebraucht hat – jedenfalls nicht in dem Sinn, dass sie es sonst zu keiner Zivilisation gebracht hätte oder gar ausgestorben wäre. Ich meine vielmehr, dass wir doch jeden Tag erleben müssen, wohin uns die Eliten/Führer bringen und dass der Handlungsspielraum für unsere Zivilisation täglich kleiner wird. Ich glaube, dass das Ersetzen der Eliten/Führer durch „Erleuchtete“ überhaupt nichts an dem Dilemma ändert, in dem wir uns befinden. Wir müssen eine andere Art der Zusammenarbeit finden, eine die ohne Machtkonzentration, ohne Delegation von Macht auskommt.

        1. @Ruben: »Was genau hat sich geändert, dass die Menschheit heute keine Eliten/Führer mehr braucht? Ich persönlich glaube nicht, dass die Menschheit jemals Eliten/Führer gebraucht hat«
          Vielleicht hilft hier ein Vergleich mit dem Aufwach(s)en des einzelnen Menschen:
          Um Kraft und Potenz zu gewinnen und umzusetzen braucht das kleine Kind Menschen, an denen es sich orientieren kann. Es hat noch nicht in sich die Kräfte, mit denen es »Erde gestalten« könnte.
          Man könnte auch sagen – ähnlich des biogenetischen Gesetzes von Haeckel – die Einzelentwicklung (Ontogenese) ist eine Wiederholung der Gesamt(menschen)entwicklung (Phylogenese).

          Während also die »Kindheits-Menschheit« einer Führung bedurfte (z.T. auch von inkarnierten Engelwesen – daher auch die Perversionsmöglichkeit »von Gottes Gnaden«)
          ist nunmehr die Menschheit im Allgemeinen so weit fortgeschritten – man könnte sagen im Ausklang der »Pubertät« – daß äußere Führung zunehmend toxisch wirkt.
          Somit kann es also auch nicht um das Ersetzen der Eliten durch »Erleuchtete« gehen, denn das ist eben Atavismus, bzw. begibt sich dann ein ganzes Volk in die Regression (siehe III.Reich – Heil dem Führer !!!). Der Satz »Heil dem Führer« stimmt ja akkurat, wenn man den Führer in sich selbst damit meint. Denn nur aus dieser inneren Führung kann Heil letztendlich für die ganze Menschheit und die Erde geschehen …

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