Desinformation bedeutet Manipulation: Etwas, das systematisch durch ARD und Co. betrieben wird.
Manipulation ist das Ziel von Propaganda. Propaganda bedient sich bekannter Werkzeuge. Dazu gehören zum Beispiel das Agenda-Setting. Der Scheinwerfer soll das Interesse auf einen bestimmten Aspekt lenken. Schon das zielt auf die Emotionen. Dazu kommt, dass auch der Aspekt selbst emotional aufgeladen wird. Ob das gezielte Verbreiten manipulierender Botschaften nun mit eigener Zunge betrieben oder „nur“ darüber berichtet wird, was andere sagen, ist eher nachrangig. Auf der anderen Seite werden Schlüsselinformationen, also für das Verständnis des Geschehens entscheidende Kontexte, einfach weggelassen.
Die B-Geschichte — die Inszenierung
Diesbezüglich findet man bei den öffentlich-rechtlichen Medien immer aufs Neue prägnante Beispiele. Ende August machte diese Meldung der ARD-Tagesschau die Runde:
„Eine gemeinsame Erklärung aller 27 EU-Staaten zur Verurteilung der jüngsten russischen Luftangriffe auf die Ukraine ist am Widerstand Ungarns gescheitert. Die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas konnte den Text deswegen nur im Namen von 26 Staaten veröffentlichen.
Als ein möglicher Hauptgrund für die ungarische Blockade gilt die in der Erklärung enthaltene Zusage, die Unterstützung der Ukraine in allen Bereichen auszubauen und dabei auch die Arbeiten an einem 19. Paket mit Sanktionen gegen Russland zu beschleunigen. Die Regierung in Budapest behauptet immer wieder, dass die Strafmaßnahmen der EU mehr schadeten als nützten.“ (1)
Interessant im Zuge der Strategie bewussten Weglassens von Informationen wird es jetzt:
„Für besonders großen Frust sorgte das ungarische Veto, weil bei den russischen Luftschlägen auch die EU-Vertretung in Kiew schwer beschädigt wurde. In der Erklärung heißt es dazu, die Angriffe zeigten erneut die Rücksichtslosigkeit der russischen Vorgehensweise und die Missachtung des Völkerrechts. Das Leben von Diplomaten und diplomatischem Personal zu gefährden, stelle einen klaren Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar.“ (1i)
Genau an dieser Stelle ist aus der anfangs weitgehend neutralen Nachrichtenvermittlung Propaganda geworden. „Für besonders großen Frust“ wurde bei wem gesorgt? Und warum? Stellt dieser Frust möglicherweise inszenierte Empörung dar? Dann wird aus einer Erklärung zitiert, in der steht: „die Angriffe zeigen erneut die Rücksichtslosigkeit der russischen Vorgehensweise und die Missachtung des Völkerrechts“. Tatsächlich? Und wer ist es tatsächlich, der das Leben von Diplomaten und diplomatischen Personal gefährdet? Wir sind bei den fehlenden Informationen angelangt.
Die Redaktion der ARD-Tagesschau hat ähnlich geartete Berichte in der Vergangenheit nie in einer Weise korrigiert, dass der für das Verständnis der Information notwendige Kontext nachgereicht worden wäre (a1). Auf offene Briefe des Autors zu dieser Problematik hat man im Regelfall gar nicht, in Einzelfällen empört und nur in absoluten Ausnahmefällen mit Ansätzen einer Diskussion zur Sache reagiert. Daher sende ich den Verantwortlichen inzwischen lediglich „zur Information“ die von mir verfassten Medienkritiken zu.
Doch gehen wir weiter in einem der Vielzahl von Akten innerhalb der Inszenierung einer vorgeblichen russischen Aggression, die angeblich jedes Völkerrecht mit Füßen treten würde. Theater lebt von Emotionen. Das Publikum soll im Stück gefangen genommen werden. Die Dramaturgie entwickelt sich unerbittlich, die Eskalation hin zum Höhepunkt, der dem Zuschauer die entscheidende „Erkenntnis“ in die Gehirne pauken möchte, ist der Hintergrund der Informationsgestaltung. Artefakte der Realität werden in das Stück eingebaut, um eine Illusion der Glaubwürdigkeit zu vermitteln.
Und dann ist da noch etwas: Die Meldungen der ARD-Tagesschau nutzen für ihre manipulative Ausrichtung die „Berichterstattung“ mittels Dritter. Sie zitieren umfänglich die emotionalen, oft mit unwahren oder nicht belegten Behauptungen untermauerten Stellungnahmen ausgesuchter Politikdarsteller. Dazu gehört auch die „Außenministerin der EU“, die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas, die sich kaum Mühe macht, Ihre Russophobie zu verbergen. Bei der ARD-Tagesschau klingt das dann so:
„Nach dem Einschlag russischer Raketen in unmittelbarer Nähe der EU-Vertretung in Kiew wirbt die EU-Außenbeauftragte Kaja Kallas eindringlich für noch stärkeren Druck auf Kremlchef Wladimir Putin. »Diese Angriffe zeigen, dass sich Putin über jegliche Friedensbemühungen einfach nur lustig macht«, sagte die frühere Regierungschefin Estlands bei einem EU-Verteidigungsministertreffen in Kopenhagen. Was man nun tun müsse sei, den Druck auf Russland weiter zu erhöhen. »Genau das ist es, was sie wirklich verstehen«, sagte sie mit Blick auf Putin und dessen Regierung.“ (2)
Wenn eine hohe Politikerin äußert: „Diese Angriffe zeigen, dass sich Putin über jegliche Friedensbemühungen einfach nur lustig macht“, dann kommt dem Autor das Bild unreifer, infantiler Menschen in den Sinn, denen man nichts Schlechtes wünschen mag. Aber eines strikt verwehren sollte: Dass ihnen Macht eingeräumt wird. Eine Äußerung wie die Obige hat, mit Verlaub, Kindergartenniveau. Auf der politisch-diplomatischen Ebene ist es zudem eine Beleidigung und es ist eine Diffamierung. Denn die Begründung für die Anschuldigung ist keine. Jedenfalls ist das kein Merkmal von Diplomaten — außer für die „Qualitätsmedien“, die Kajas zur „EU-Chefdiplomatin“ küren (2i).
Unverblümt wird in der Tagesschau-Meldung sofort übergeleitet zu dem, um was es wirklich geht:
„Als mögliche Handlungsoptionen für die EU nannte Kallas neue Sanktionen und einen Ausbau der militärischen Unterstützung für die Ukraine. Sie verwies dabei darauf, dass an einem neuen Paket mit Strafmaßnahmen bereits gearbeitet wird. Dieses soll laut Kallas im Idealfall den russischen Energiesektor treffen sowie den Zugang Moskaus zu Finanzdienstleistungen und damit auch Kapital weiter einschränken.“ (2ii)
Die EU befindet sich nicht nur im Krieg gegen Russland. Deren Spitzen sind auch gewillt, diesen auf vielen Ebenen geführten Krieg um jeden Preis fortzusetzen. Und die ARD-Tagesschau stellt sich dazu als Frontberichterstatter der kalten bis heißen Krieger auf. Daher bekommen Leute wie Kallas, Strack-Zimmermann und Kiesewetter auch wiederholt Sendeplatz und Raum für Zitate.
Die hier gezeigten Tagesschau-Meldungen stellen lediglich einen Bruchteil der Nachrichten dar, die zum Angriff russischer Drohnen und Raketen auf Objekte in Kiew in der Nacht zum 28. August auf den Medienkonsumenten einprasselten (3 bis 6). Wie nicht anders zu erwarten, wurde von „Entsetzen“ und „Terror“ reichlich Gebrauch gemacht (7). Bei anderen Konflikten, wie zum Beispiel Israels Schlachtorgie in Gaza mit zehntausenden toten Zivilisten, ist man da ganz anders aufgestellt. Alles wie gehabt, samt der verlogenen Doppelmoral. Alles so, wie bei vergleichbaren Ereignissen im Ukraine-Konflikt in der Vergangenheit. Nichts ist ausgewogen, Neutralität ein Fremdwort. Und stets schwingt die emotionale Keule. Eine Überprüfung, ein Hinterfragen der Nachrichten findet nicht statt. Die „Wahrheiten“ eines Kriegsteilnehmers sind wie in Stein gemeißelt. Aber die Forderungen sind sofort präsent: Sanktionen und Fortsetzung des Krieges (8). Vor allem ukrainische Frauen und Männer bezahlen diese zynische Politik mit ihrem Blut. Das Muster von Butscha ist unübersehbar. So gesehen, ist Propaganda durchaus primitiv. Das heißt nicht, dass sie wirkungslos wäre.
Andererseits findet der positiv denkende Skeptiker bei solchen Themen ausgiebig Räume zur Erweiterung seiner Medienkompetenz. Diese manifestiert sich auch darin, im Wust der Desinformation die realen Fragmente herauszufischen und einzuordnen.
Informationssuche
Was sind Beschädigungen? Zum Beispiel können das geborstene Fenster oder beschädigte Fassaden sein. Bei einem Angriff auf ein Zielobjekt mit zerstörerischen Raketen oder Drohnen sind das kaum zu vermeidende Kollateralschäden. Das ist bedauerlich, weist aber darauf hin, dass es sich bei den beschädigten Objekten nicht um die eigentlichen Ziele des Angriffs handelt. Das eigentliche Ziel muss freilich ganz in der Nähe zu finden sein. Vorausgesetzt, die eingesetzten Waffen sind ausreichend präzise — und davon können wir ausgehen. Meine Wenigkeit begann also bei dem fünfstöckigen Gebäude mit der Recherche:
„Wohnhäuser, Schulen und Büros im ganzen Stadtgebiet seien beschädigt worden, ein fünfstöckiges Gebäude sei eingestürzt.“ (9)
In einer weiteren Meldung erfahren wir, dass das vakante Gebäude im Kiewer Bezirk Darnytskji stand:
„Ein fünfstöckiges Wohngebäude im Bezirk Darnytskji wurde den Angaben zufolge direkt getroffen. Ein Einschlag im Zentrum Kiews hinterließ eine Hauptstraße übersät mit zersplittertem Glas.“ (10)
Darnytskji ist ein ziemlich großer, südöstlicher Randbezirk von Kiew. Nur wenig weiter östlich befindet sich der Internationale Flughafen Kiew. Aus diesem Fragment ließen sich auf die Schnelle keine weiteren zielführenden Informationen herausholen. Weder ist die Nachricht als solche prüfbar, noch ließ sich ermitteln, wie der Schaden tatsächlich entstand.
Zu den eingesetzten Waffen bei Russlands Angriff auf Objekte in Kiew fand der Neugierige im ARD-Liveblog dieses:
„Russland habe laut den örtlichen Behörden Hyperschall-Raketen des Typs ‚Kinschal‘ abgefeuert. Auch ‚Shahed‘-Drohnen seien zum Einsatz gekommen, teilte Tymur Tkachenko, der Chef der Militärverwaltung in Kiew mit.“ (11)
Die russischen Hyperschall-Raketen sind kaum abzuwehren. Sie sind präzise und äußerst zerstörerisch. Andererseits sind sie sehr teuer und ihre Zahl limitiert. Ähnliches gilt für Marschflugkörper. Beide Waffensysteme werden punktuell für Hochwertziele eingesetzt. Wohnhäuser in Kiew sind für russische Hyperschallraketen und Marschflugkörper Hochwertziele? Das sollten wir nicht glauben. Die EU-Außenbeauftragte aber möchte uns genau das verklickern.
Welche Motive hatte Russland für diesen und weitere massive Angriffe in den vergangenen Wochen auf ukrainische Ziele? Weil es keinen Frieden will? Sollen die infantilen Aussagen der EU-Außenamtsprecherin Kallas (siehe ganz oben) dazu taugen? Oder könnte es hiermit zusammenhängen?
„Das russische Verteidigungsministerium hat angegeben, dass in der Nacht 102 ukrainische Drohnen abgefangen und zerstört wurden. Demnach griff die Ukraine mindestens sieben Regionen an. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben derzeit nicht.“ (12)
Das kommt eher als Randnotiz. Verborgen im Wust zur „Berichterstattung“ über den „russischen Raketenterror“. Dabei könnte es ein für das Verständnis wichtiger Kontext sein. Es gab also massive Drohnenangriffe der Ukraine auf russisches Territorium — gut zu wissen. „Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben nicht“: Gilt das nicht auch für die Aussagen ukrainischer Behörden und Politiker? Gilt das nicht prinzipiell für die Aussagen von Kriegsteilnehmern, egal auf welcher Seite die sich befinden?
Doch wenn hier ein Zusammenhang besteht: Könnte dies eventuell eine Rolle bei der Zielauswahl für den russischen Raketen- und Drohnenangriff gespielt haben? Vielleicht sind ja „die Russen“ gar nicht so blöd und ballern gar nicht wahllos mit ihren Raketen in Wohngebiete? Wer wirklich zerstörte Wohngebiete sehen möchte, der sollte seinen Blick von Kiew abwenden und Gaza zuwenden.
Dann finden wir eine weitere für das Verständnis relevante Information:
„Nach den massiven russischen Angriffen in der Nacht hat das ukrainische Militär erste Zahlen zu abgewehrten Drohnen veröffentlicht. Demnach wurden 563 der 598 russischen Drohnen und 26 der 31 Raketen abgefangen. An 13 Orten seien Einschläge verzeichnet worden, an 26 Orten außerdem der Absturz von Trümmern zerstörter Geschosse. Unabhängig überprüfen lassen sich diese Angaben derzeit nicht.“ (13)
So man dieser Meldung annähernd vertraut — es lohnt sich die Angaben der anderen, der russischen Seite zu Rate zu ziehen —, gab es also landesweit 13 direkte Einschläge. Die entsprechenden Ziele wurden zerstört oder schwer beschädigt. Dabei können auch mehrere Raketen einem Ziel gegolten haben, zum Beispiel, wenn man eine Rüstungsfabrik dauerhaft lahmlegen möchte. In der Umgebung dieser Fabrik sind Kollateralschäden kaum zu vermeiden. Aber wie gesagt, sind sie nicht das Ziel. Allerdings könnte man sich fragen, warum militärische Infrastruktur, wozu Rüstungsbetriebe zu zählen sind, in oder nahe ziviler Infrastruktur platziert wird.
13 direkte Einschläge, also 13 weitgehend zerstörte oder schwer beschädigte Objekte — landesweit über die Ukraine verteilt. Welche Objekte sind das? Welche davon befinden oder befanden sich in Kiew? Suchen wir weiter:
„Bei den russischen Angriffen auf Kiew wurde nicht nur das Gebäude der EU-Vertretung beschädigt, auch der British Council meldet Schäden. Das Gebäude befindet sich unweit der EU-Vertretung in der Zhylyanska Straße im Zentrum der Hauptstadt. Der British Council ist eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung internationaler Beziehungen.“ (14)
So, liebe Leser, jetzt wird es spannend. Wir wechseln von der B-Geschichte, der Inszenierung, zur A-Geschichte, dem, was tatsächlich vorgefallen ist. Wir haben jetzt einige Informationen zusammengetragen und „helfen“ der ARD-Tagesschau beim Zusammentragen dessen, was sie diesmal „vergessen“ hat.
Die A-Geschichte – das, was wirklich geschah
Ein Journalist, der seinen Beruf als Berufung versteht, hat keine Probleme damit, den Informationen beider Seiten in einem Konflikt die gebührende, kritische Aufmerksamkeit zuzuwenden. Wie der Leser sicher gemerkt hat, hat der Autor die bislang gesammelten Informationen ausschließlich den Meldungen der ARD-Tagesschau entnommen. Es wird nun Zeit, „Feindsender zu hören“. Noch sind wir in Deutschland nicht in jenen dunklen Zeiten versunken, in denen es unter Strafe stand, „Feindpropaganda“ zu verfolgen. Einem russischen Medium entnahm ich dieses Foto (b1):
Das Bild ist dem Video einer dem russischen Kriegsministerium nahestehenden Plattform entnommen und wurde mit mit folgendem Text unterlegt:
„Russische Militärs haben bei dem heutigen Angriff auf Ziele in Kiew NATO-Ausbilder getötet. Im Internet wurden Aufnahmen veröffentlicht, die zeigen, wie russische Waffen bei der Einrichtung der ausländischen Spezialisten aufschlagen. Das Gebiet ist derzeit von SBU-Beamten abgesperrt.“ (a2, 15)
Oh ja, das Ziel befindet sich tatsächlich mitten im Stadtgebiet von Kiew, umgeben von Geschäftsgebäuden und Wohnhäusern. Dass dort NATO-Instruktoren weilten, könnte auch eine russische Behauptung sein, um den Angriff nachträglich zu rechtfertigen. Andererseits pfeifen längst die Spatzen von den Dächern, dass es in der Ukraine von NATO-Beratern nur so wimmelt. Für die komplexe Kriegsführung, Zielerkennung, Zielerfassung und die Bedienung wie Koordinierung der hochtechnisierten Waffensysteme sind sie einfach unabkömmlich. NATO-Personal befand sich bereits zu Hauf in der Ukraine, als Russland noch gar nicht interveniert hatte. Und bekanntermaßen lautet eines der drei strategischen Ziele Russlands im Rahmen dieser Intervention Entmilitarisierung der Ukraine und vollständiges Herauslösen des Landes aus den NATO-Strukturen.
Das heißt also, dass wir die Information über diese getöteten NATO-Ausbilder zwar aktuell nicht auf ihre Richtigkeit prüfen, sie aber sehr wohl als plausibel einordnen können. Irgendwo müssen diese Leute ja schließlich arbeiten. Da stellt sich umgehend die Frage eben nach dem Arbeitsort. Idealerweise liegt der in oder in der Nähe von Ausbildungseinrichtungen beziehungsweise Produktionsanlagen für Waffen und Munition, überhaupt militärischer oder dualer (militärischer und gleichzeitig ziviler) Infrastruktur. Schauen wir doch mal, was sich noch so aus den „Feindquellen“ rausquetschen lässt.
„Es ist erwähnenswert, dass laut anderen Quellen das Video den Moment des Einschlags der russischen Rakete X-101 [ein Marschflugkörper, auch Cruise Missile genannt] auf dem Gelände des Unternehmens UKRSPECSYSTEMS festhielt, das sich mit der Entwicklung und Produktion der Drohnen PD-2 und Shark befasste.“ (15i)
Das wollen wir überprüfen. Gibt es tatsächlich solch ein Unternehmen im Herzen von Kiew? Oh, ja (b2)!
Ist das ein Rüstungsunternehmen? Ja, das ist es. Es baut Drohnen und Komponenten für Drohnen, und seine Partner sind unter anderem das ukrainische Kriegsministerium sowie der US-amerikanische Rüstungskonzern Kraus Hamdani Aerospace und der Rotorhersteller AutoGyro (16). Das sind jene Konzerne, welche die Technologie für die neuen modernen Langstreckendrohnen bereitstellten, die nunmehr von der Ukraine im Krieg gegen Russland eingesetzt werden (17, 18). UKRSPECSYSTEMS ist ein langfristiges Projekt und, 2014 gegründet, genau auf einen Krieg mit Russland ausgerichtet gewesen (19).
Halten wir fest, dass das ein legitimes Ziel für russische Raketen ist. Schon wegen dessen Produktionsportfolios, doch kommt noch etwas hinzu. Es ist eine enge Zusammenarbeit zum Einen mit den Technologiebereitstellern aus den USA erforderlich und ebenso notwendig ist eine solche mit den Militärs. Und da die Zielerfassung sowie -steuerung der Drohnen über NATO-Strukturen zur Verfügung gestellt werden, kann man davon ausgehen, dass dort auch NATO-Offiziere zugange sind.
Damit ist die Geschichte allerdings noch nicht vollständig erzählt. Der Autor hat sich die Mühe gemacht, herauszufinden, wo denn nun genau dieser Rüstungsbetrieb zu finden ist. Er hatte diesbezüglich schon etwas im Hinterkopf. Es gibt da einen kleinen Beitrag in der englischsprachigen Wikipedia (b3):
Von dem meisten Lesern übersehen werden die Geodaten rechts oben. Und diese Geodaten hat der Autor abgerufen. Als Ergebnis kam das (b4):
Es ist ganz erstaunlich, dass diese Daten öffentlich einsehbar sind. Über die Gründe dafür lässt sich natürlich spekulieren. Kann es sein, dass man sich dort in Kiew allzu sicher fühlte. Eben weil man so schön eingebettet in ziviler Infrastruktur Waffen herstellte? Wo doch „die Russen“ angeblich wahllos, aus purer Lust am Terror, eben zivile Infrastruktur angreifen würden? Jedenfalls befindet sich dieser Hersteller von Bomben tragenden Langstreckendrohnen tatsächlich mitten im Kiewer Stadtzentrum, unweit des Olympiastadions an der Zhylianska Straße.
Zhylianska Straße? War da nicht etwas? Ja, da war eine Meldung der ARD-Tagesschau:
„Bei den russischen Angriffen auf Kiew wurde nicht nur das Gebäude der EU-Vertretung beschädigt, auch der British Council meldet Schäden. Das Gebäude befindet sich unweit der EU-Vertretung in der Zhylyanska Straße im Zentrum der Hauptstadt. Der British Council ist eine gemeinnützige Einrichtung zur Förderung internationaler Beziehungen.“ (14i)
Die EU-Vertretung und der British Council werden doch nicht etwa in unmittelbarer Nähe eines Waffenherstellers logieren — oder etwa doch? Die Zhylianska Straße ist eine lange Straße, wir sollten das genauer überprüfen (b5).
UKRSPECSYSTEMS dürfte sich in den beiden gelb unterlegten Gebäudekomplexen oder/und in dem grauen daneben, alles rechts oben im Bild, befinden. Das British Council hat seinen Sitz gerade einmal 100 Meter entfernt und nur weitere 200 Meter weiter, links unten im Bild, finden wir was? Tatsächlich die EU-Vertretung, ihre Adresse: 4 V, Volodymyrskyi Uzviz, Kyiv, Ukraine, 01001 (20).
Was war eher da: Das British Council oder UKRSPECSYSTEMS? Das British Council eröffnete sein neues Büro in Kiew am 12. April 2000 (21). Und natürlich gibt das unschuldige, unparteiische British Council lediglich Sprachkurse. Es weiß nichts von Herstellern neuer Waffensysteme, die ohne westliche Unterstützung gar nicht dort produzierbar wären. Erst recht weiß man dort nicht, dass einer dieser Hersteller faktisch in Sichtweite des British Council logiert. Und natürlich werden sich beim British Council weder britische Geheimdienstoffiziere noch NATO-Militärs herumtreiben. Die sich hier aufzeigenden örtlichen Gegebenheiten sind einfach nur Zufall. Ende des Sarkasmus-Einschubs.
Um Drohnen zusammenzubauen, bedarf es keiner weiträumigen Produktionslagen. Ein unscheinbarer Gebäudekomplex in einem Hinterhof in der Innenstadt genügt. Nach außen hin zeigt man sich als Nagelstudio erkenntlich. Und zum britischen Kulturzentrum sind es zwei Minuten Fußweg. Das nenne ich kurze Wege. Es ist fast kitschig, bedient geradezu die Klischees von Geheimdienstarbeit (b6).
Welche Rolle spielen britische Geheimdienste im Ukraine-Konflikt? Was ist mit militärischer Infrastruktur in zivilen Gebieten? Und nicht zuletzt: Wer gefährdet das Leben von Diplomaten? Wie noch tönte es in der von Ungarn abgelehnten EU-Erklärung?
„Das Leben von Diplomaten und diplomatischem Personal zu gefährden, stelle einen klaren Verstoß gegen das Wiener Übereinkommen über diplomatische Beziehungen dar.” (1ii)
Tja, dann sollten die EU-Granden mal um die Ecke, zu ihren britischen und US-amerikanischen Partnern schauen.
Frappierend ist die Tatsache, dass sich auch die russische Aufklärung lediglich weltweit verfügbarer Daten bedienen muss, um militärische Hochwertziele auszukundschaften. Schauen wir mal, wann die Geodaten zu UKRSPECSYSTEMS still und heimlich aus dem Netz entfernt werden. Bis dahin können Redakteure und Journalisten der ARD-Tagesschau ihrem Investigatismus freien Lauf lassen und die hier dokumentierten Erkenntnisse einer kritischen Prüfung unterziehen.
Bitte bleiben Sie auch weiterhin schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden
(a1) Offener Brief zu angeblichem Angriff auf Kiewer Kinderkrankenhaus: https://peds-ansichten.de/2024/07/ukraine-konflikt-raketenangriff-kiew-krankenhaus-zivile-infrastruktur-ard-tagesschau/; Offener Brief
(a2) Die Übersetzung aus dem Englischen erfolgte unter Zuhilfenahme von DeepL.com.
(1 bis 1ii) 29.08.2025; ARD-Tagesschau; Ungarn blockiert EU-Erklärung zu russischem Raketenangriff; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-freitag-552.html#Ungarn-blockiert-EU-Erklaerung-zu-russischem-Raketenangriff
(2 bis 2ii) 29.08.2025; ARD-Tagesschau; EU-Chefdiplomatin will Druck auf Russland erhöhen; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-freitag-552.html#EU-Chefdiplomatin-will-Druck-auf-Russland-erhoehen
(3) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Von der Leyen kritisiert Russland scharf; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Von-der-Leyen-kritisiert-Russland-scharf
(4) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; EU bestellt russischen Gesandten ein; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#EU-bestellt-russischen-Gesandten-ein
(5) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Auch London bestellt russischen Botschafter ein; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Auch-London-bestellt-russischen-Botschafter-ein
(6) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Macron verurteilt „Terror und Barbarei“; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Macron
(7) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; EU-Politiker verurteilen Angriffe auf Kiew; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Swyrydenko-draengt-auf-weitere-Sanktionen-gegen-Russland
(8) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Swyrydenko drängt auf weitere Sanktionen gegen Russland; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Swyrydenko-draengt-auf-weitere-Sanktionen-gegen-Russland
(9) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Erneut massive Luftangriffe in der Ukraine; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Luftangriffe
(10) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Laut ukrainischen Angaben mindestens vier Tote nach Angriffen; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Angriffen
(11) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Opferzahl in Kiew steigt auf acht; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Angriffen
(12) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Russland meldet massive Drohnenangriffe in sieben Regionen; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Russland-meldet-massive-Drohnenangriffe-in-sieben-Regionen
(13) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Ukraine spricht von 589 russischen Drohnen und 31 Raketen; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Russland-meldet-massive-Drohnenangriffe-in-sieben-Regionen
(14, 14i) 28.08.2025; ARD-Tagesschau; Auch Gebäude des British Council beschädigt; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-496.html#Russland-meldet-massive-Drohnenangriffe-in-sieben-Regionen
(15, 15i) 28.08.2025; Reporter; The moment a missile landed on NATO instructors‘ location was filmed in Kyiv; https://en.topcor.ru/63655-v-kieve-snjali-na-video-prilet-rakety-po-raspolozheniju-instruktorov-nato.html
(16, b1) UKRSPECSYSTEMS; Our partners and clients; https://ukrspecsystems.com/; abgerufen: 02.09.2025
(17) Kraus Hamdani Aerospace; Ultra long endurance unmanned aerial systems; https://www.khaero.com/; abgerufen: 02.09.2025
(18) AutoGyro; https://autogyrousa.com/; abgerufen: 02.09.2025
(19) UKRSPECSYSTEMS; Company’s history; https://ukrspecsystems.com/about; abgerufen: 02.09.2025
(20) European Union, EUAM Ukraine; https://www.euam-ukraine.eu/; abgerufen: 02.09.2025
(21) 04.11.2014; British Council Ukraine; Our history; https://web.archive.org/web/20141104101211/http://www.britishcouncil.org.ua/en/about/british-council-ukraine/history
(b2) 28.08.2025; Kiew, Rakete, Angriff, NATO-Berater, Drohnenfabrik; Reporter; https://en.topcor.ru/63655-v-kieve-snjali-na-video-prilet-rakety-po-raspolozheniju-instruktorov-nato.html
(b3) Ukraine, Kiew, UKRSPECSYSTEMS; https://en.wikipedia.org/wiki/Ukrspecsystems; abgerufen: 02.09.2025
(b4) Ukraine, Kiew, UKRSPECSYSTEMS; https://geohack.toolforge.org/geohack.php?pagename=Ukrspecsystems¶ms=50.434562_N_30.510813_E_; Bildschirmfoto; abgerufen: 02.09.2025
(b5) Google Maps; British Council, EU-Vertretung, UKRSPECSYSTEMS; https://www.google.com/maps/place/Zhylianska+St,+Kyiv,+Ukraine,+02000/@50.4338522,30.5096325,18z/data=!4m6!3m5!1s0x40d4cef10badc3c3:0x5159fed7a76d80b2!8m2!3d50.4396641!4d30.498437!16s%2Fg%2F120xv69v?entry=ttu&g_ep=EgoyMDI1MDgyNS4wIKXMDSoASAFQAw%3D%3D; Bildschirmfoto; abgerufen: 02.09.2025
(b6) UKRSPECSYSTEMS, Kiew, British Council; 02.09.2025; https://www.google.com/maps/search/UKRSPECSYSTEMS/@50.4343643,30.5103805,175m/data=!3m1!1e3?entry=ttu&g_ep=EgoyMDI1MDgyNS4wIKXMDSoASAFQAw%3D%3D; Bildschirmfoto
(Titelbild) Offener Brief, ARD, ZDF, Schreibmaschine; 13.06.2020; Autor: Markus Winkler (viarami, Pixabay); https://pixabay.com/de/photos/mockup-schreibmaschine-deutsch-5282000/; Lizenz: Pixabay License
„Schauen wir mal, wann die Geodaten zu UKRSPECSYSTEMS still und heimlich aus dem Netz entfernt werden.“
Ja, da bin ich gespannt, auch wenn die Geodaten ihren Zweck bereits erfüllt haben. Das „Letzte“ hat sich gerade selbst gefeiert und dekadent ein paar Millionen der Zwangsgebühren verprasst; https://www.daserste.de/unterhaltung/show/shows-im-ersten/sendung/75-jahre-ard-die-grosse-jubilaeumsshow-100.html Als normal denkender Mensch kann ich die Art und Weise der Hofberichterstattung garnicht mehr ertragen. Das gesamte Spectrum der ö.R. wirkt wie billiges Schmierentheater. Selbst die neuen Dokumentationen sind kaum noch anzusehen, da sich deren Moderatoren ständig im „Selfieformat“ soweit in den Vordergrund schieben, daß vom Dokumentationsobjekt kaum was übrigbleibt. Das tägliche Programm der sog. öffentlich Rechtlichen besteht aus Wiederholungen, Propaganda, übelster Hetze gegen andere Völker und Fassadenshows billigster Machart. Selbst „Arte“ hat sein anfängliches Konzept (französische Kultur vermitteln) aufgegeben und sich der Hofberichterstattung angeschlossen. Dabei liebe ich französische Filme und es gibt soviele davon, welche nie gezeigt wurden. Was die Kriegsberichterstattung angeht, verlasse ich mich auf russiche Medien (z.B. RT und https://t.me/s/RVvoenkor), welche relativ neutral über die Ereignisse berichten. Dort zeigt sich beweiskräftig ein ganz anderes Bild der Lage. Die europäische Kapitalunion namens EU hat nicht ohne Grund russische Medien zensiert und ich erkenne direkte Parallelen zur Vorgeschichte des zweiten Weltkrieges.