Die ARD-Tagesschau berichtete über einen russischen Raketenangriff auf Poltawa — wir ergänzen deren Bericht.
ARD-Tagesschau: „In der Stadt Poltawa sind nach ukrainischen Angaben mindestens 47 Menschen bei einem russischen Raketenangriff getötet worden. Mehr als 200 Menschen wurden verletzt. Die Raketen trafen wohl ein Militär-Ausbildungszentrum und ein Krankenhaus.“ Hier schon einmal zum Verständnis: Ukrainisches Militär unterhält Einrichtungen mitten in ziviler Infrastruktur.
ARD-Tagesschau am 3. September 2024:
„Bei russischen Angriffen auf die zentralukrainische Stadt Poltawa sind nach ukrainischen Angaben mindestens 47 Menschen getötet worden. Mehr als 206 weitere Menschen seien verletzt worden, teilte die ukrainische First Lady Olena Selenska auf der Plattform X mit. Zuvor hatte sich bereits Präsident Wolodymyr Selenskyj zu dem Angriff geäußert.“ (1)
Der ukrainische Präsident und dessen Gattin sind erste Wahl bei ARD-Nachrichten vom ukrainischen Kriegsschauplatz — etwa, weil sie unabhängig, objektiv und aus erster Hand berichten (b1)?
Nachfolgend finden wir nirgends eine Bestätigung, dass ein Krankenhaus in Mitleidenschaft gezogen worden wäre. Diese Information stammt ausschließlich von Selenskyj. Unter der Teilüberschrift „Bildungseinrichtung und Krankenhaus getroffen“ setzt der Bericht der ARD-Tagesschau fort mit:
„Das Ziel war offenbar ein militärisches Ausbildungszentrum in der Stadt. Nach Angaben von Selenskyj wurden jedoch eine Bildungseinrichtung und ein benachbartes Krankenhaus in Poltawa von zwei Raketen getroffen. Eines der Gebäude des Instituts für Kommunikation wurde dabei teilweise zerstört.“ (1i)
Das ist ein Fortschritt in der ARD-Berichterstattung, auch wenn der im Text etwas verschämt gemeldet und von Selenkyjs Stellungnahme überstrahlt wird. Was den Eindruck entstehen lässt, dass Russland ein weiteres Mal zivile Infrastruktur angegriffen und Zivilisten getötet hätte. Doch Birgit Virnich, die von Kiew aus berichtende ARD-Korrespondentin, sagt es dann so:
„Es handelt sich hier um eine Hochschule oder eine Schule zur Ausbildung von Militärpersonal, die eben dort Kurse gemacht haben, und dort sind heute nachmittag diese zwei Raketen eingeschlagen.“ (1ii)
Russische Quellen bestätigen das. Dort spricht man von vorläufig 43 toten und 180 verletzten Kämpfern im Dienste der ukrainischen Streitkräfte. Diese Quellen erzählen uns auch, wer genau in der Einrichtung geschult wurde: Kadetten und aktive Soldaten der 128. Gebirgsjägerbrigade (2).
Außerdem erfahren wir, in was die Kämpfer geschult wurden: in Grundlagen und Prinzipien elektronischer Kriegsführung. Das wiederum deckt sich mit der ARD-Information, dass eines der Gebäude des Instituts für Kommunikation teilweise zerstört wurde (siehe weiter oben). Und aufgrund des speziellen Themas geht man in Russland wohl nicht zu Unrecht davon aus, dass es sich um NATO-Ausbilder handelte (3, 4). Russischen Nachrichtendiensten zufolge sollen schwedische Militärausbilder im Gelände tätig gewesen sein, um ukrainische Soldaten zur Bedienung der elektronischen Aufklärungskomponenten des AWACS-Luftaufklärers Saab 340 AEWCS zu unterweisen (5).
In ihrem kurzen Bericht aus Kiew sagt Birgit Virnich noch das Folgende:
„Die Menschen haben nur ganz wenig Zeit gehabt und deswegen sind auch so viele in den Trümmern, weil sie auf dem Weg, auf der Flucht waren, in die Schutzkeller, als diese ballistischen Raketen… [dann brach die Verbindung nach Kiew ab]“ (1iii)
Die Menschen, die hier gemeint sind, sind also Militärs, Soldaten — keine Zivilisten. Und den fehlenden Part liefernd berichtet die russische Quelle,
„[…] dass der Angriff auf das Kommunikationsausbildungszentrum in Poltawa von der Iskander-M OTRK-Besatzung in dem Moment durchgeführt wurde, als das Personal auf dem Exerzierplatz aufgereiht war.“ (a1, 3i)
Da stellen sich Fragen. Im Bericht aus Kiew hatte die ARD-Korrespondentin diesbezüglich noch erläutert:
„Es war auch nicht viel Zeit sozusagen nach dem Luftalarm […] Es handelt sich hier um zwei ballistische Raketen, da hat man sehr wenig Zeit, […] 5 bis 30 Minuten, je nachdem, wann der Alarm ertönt. Hier waren es wenige, wenige Minuten.“ (1iv)
In den russischen Quellen erfahren wir, um was es sich für Raketen gehandelt hat. Tatsächlich waren es ballistische Raketen vom Typ Iskander-M. Eine der beiden Raketen könnte einen Sprengkopf mit Streumunition getragen haben. Das folgende Bild mag das suggerieren, aber die gewaltige Sprengkraft kann auch die durch die Explosion in die Luft geschleuderten Trümmerteile zu tödlichen Waffen gemacht haben. Doch etwas anderes erscheint dem Autor wichtiger (b2):
Die im Bild teilweise unkenntlich gemachten Körper Toter und Verwundeter bestätigen die Vermutung, dass da Soldaten und keine Zivilisten angegriffen wurden. Nur Stunden später lässt die ARD-Berichterstattung diese bedeutsame Information mehr oder weniger unter den Tisch fallen (6).
Die Iskander-M erreicht Geschwindigkeiten von bis zu einem Sechsfachen der Schallgeschwindigkeit (7). Selbst wenn das Alarmsystem reibungslos funktioniert hätte, wären den Soldaten wohl deutlich weniger als vier Minuten Zeit geblieben, um Schutzräume zu erreichen. So war es auch unverantwortlich seitens der Kommandeure, Dutzende Soldaten im Gelände aufmarschieren zu lassen. Ein ehemaliger Abgeordneter der ukrainischen Rada hat deshalb, auch unter Berücksichtigung, dass bis zu 600 Soldaten in der Militäreinrichtung getötet oder verwundet worden sein könnten, Strafverfahren gefordert (2i). Diese abnorm hohen Opferzahlen wurden auch von Zeugen von vor Ort, zum Beispiel Sanitätern, genannt (8).
Auch das weitere zur Verfügung stehende Foto- und Videomaterial kann zu dem Schluss führen, dass die Rakete mit Streumunition den freien Platz vor den Gebäuden und die andere direkt das Institutsgebäude traf. Aber das bleibt eine Spekulation. Die Zielsuchsysteme erlauben der Iskander Zielgenauigkeiten unterhalb von zehn Metern bei einer Reichweite von bis zu 500 Kilometern (7i). Das Institutsgebäude war und ist Teil einer militärischen Einrichtung, wie wir auch aus Informationen der ARD-Tagesschau erfahren können:
„Das Militärische Institut für Kommunikation in Poltawa veröffentlichte nach dem russischen Angriff auf seiner Facebook-Seite ein Foto mit einer Kerze mit schwarzem Hintergrund.“ (6i)
Der russische Angriff galt einem militärischen Ziel und er galt ukrainischen Soldaten und deren Ausbildern. So brutal ist Krieg. Es war und ist das erklärte Ziel der russischen Militäroperation gewesen, die Ukraine zu demilitarisieren. Und das findet statt. Was ein weiteres Mal keine Aufmerksamkeit in den öffentlich-rechtlichen Medien findet, ist die Tatsache, dass ukrainisches Militär nach wie vor in ziviler Infrastruktur operiert und sich damit ziviler Schutzschilde bedient, um Russland von Angriffen abzuhalten. Was hier geschieht, ist auch eine Reaktion auf die ständige Überschreitung roter Linien durch die Selenskyj-Administration. Diesbezüglich erstaunt es den Autor durchaus, dass diese militärische Einrichtung in Poltawa, samt deren offensichtlicher, aktiver Nutzung im militärischen Konflikt, erst jetzt zum Ziel russischer Raketen wurde.
Die ARD bleibt, auch in Bezug auf den Ukraine-Konflikt, unverändert tendenziös und einseitig in der Berichterstattung und verzichtet auf ernsthaften Journalismus.
Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 9. September 2024.
(a1) Die Übersetzung aus dem Englischen erfolgte unter Zuhilfenahme von DeepL.com.
(1 bis 1iv, b1) 03.09.2024; ARD-Tagesschau; Mindestens 47 Tote bei russischem Angriff auf Poltawa; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-angriff-poltawa-100.html
(2, 2i) 03.09.2024; Top War; Former Ukrainian MP: Up to 600 wounded and killed as a result of strike on Ukrainian Armed Forces in Poltava; https://en.topwar.ru/249355-jeks-deputat-ukrainskogo-parlamenta-vsledstvie-udara-po-postroeniju-vsu-v-poltave-do-600-ranenyh-i-ubityh.html
(3, 3i, b2) 03.09.2024; Reporter; First footage from the site of a missile strike on a Ukrainian Armed Forces militant formation in Poltava has been published; https://en.topcor.ru/51187-opublikovany-pervye-kadry-s-mesta-raketnogo-udara-po-postroeniju-boevikov-vsu-v-poltave.html
(4) 03.09.2024; Top War; In the Verkhovna Rada, deputies stated that “the Russians deliberately lulled vigilance by not striking military educational institutions”; https://en.topwar.ru/249359-v-verhovnoj-rade-deputaty-zajavili-chto-russkie-specialno-usypljali-bditelnost-ne-nanosja-udary-po-voennym-uchebnym-zavedenijam.html
(5) 04.09.2024; Top War; The New York Times called yesterday’s attack by the Russian Armed Forces on the Ukrainian Armed Forces training center in Poltava demoralizing; https://en.topwar.ru/249370-the-new-york-times-nazvala-demoralizujuschim-vcherashnij-udar-vs-rf-po-uchebnomu-centru-vsu-v-poltave.html
(6, 6i) 03.09.2024; ARD-Tagesschau; Andreas Beer; „Alle Krankenhäuser sind voller Verwundeter“; https://www.tagesschau.de/ausland/ukraine-angriff-poltawa-102.html
(7, 7i) 08.08.2022; RUSI; Sam Cranny-Evans, Sidharth Kaushal; The Iskander-M and Iskander-K: A Technical Profile; https://www.rusi.org/explore-our-research/publications/commentary/iskander-m-and-iskander-k-technical-profile
(8) 05.09.2024; Substack; Simplicius; Massive Iskander Attack Sends Rats Scurrying; https://substack.com/@simplicius76/p-148476870
(Titelbild) Kamera, Linse, Objektiv; Medien; Autor: PhotoMIX-Company (Pixabay); 16.02.2018; https://pixabay.com/de/photos/objektiv-ausr%c3%bcstung-film-3143893/; Lizenz: Pixabay License
Danke Ped,
im Grunde wird der Krieg für uns nur noch auf der Ebene vorgeführt :-\
Und ja wenn man genau hinschaut fallen die Unstimmigkeiten auf, aber wer schaut von der großen Masse genauer, ich vermute <2%
Die Verwendung menschlicher Schutzschilde hängt an der Kalkulation daß der Gegner sich davon auch beeindrucken läßt!
Beim Titel „Militärische Ziele und zivile Schutzschilde“ muss ich unweigerlich an Gaza denken. Dort wurden und werden im Stundentakt „zivile Schutzschilde“ bombardiert mit hunderten von Frauen und Kindern als Opfer und die „zivilisierte Welt“ schaut bestenfalls unaufgeregt zu.
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Aber wenn die russische Armee legitime, militärische Ziele erfolgreich angreift, dann soll bitteschön der Aufschrei der Massen zehn Mal die Erde umkreisen. Als Informationsquelle bedient man sich beim MS-Müll stets bei Ukrinform als zuverlässige Quelle, dort berichtet schliesslich der „beste Präsident aller Zeiten“ (Zitat einer Einwohnerin von Luhansk!).
Zum „erfolgreichen“ Angriff Richtung Kursk berichtet der Kiewer Kokser: „Derzeit ist die Operation der Ukraine in der Region Kursk weiterhin die größte Quelle für die Auffüllung des Austauschfonds.“ Entführung wehrloser Zivilisten heisst das in anständigem Deutsch.
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Über die in dieser Aktion bis heute mehr als 10’000 geopferten ukrainischen Soldaten und westlichen (Banditen) Söldner wird in den MSM schonungsvoll nicht berichtet, wie auch über die täglich 2’000 Opfer, welche zum sinnlosen Selbstmord an die übrige Front gepresst werden.
Wer Sarkasmus findet darf ihn behalten.
Nachtrag:
Der schwedische Aussenminister Tobias Billström ist zurückgetreten. Er will sich aus der Politik zurückziehen und seinen Sitz im schwedischen Parlament abgeben. Nachzulesen auf seinem X-Account.
Ausser dem üblichen Blabla – nach reiflicher Überlegung und schweren Herzens – liefert er keine Begründung. Unabhängige Journalisten verbinden den Rücktritt mit dem Tod schwedischer Soldaten in Poltawa, die auf Billström’s Initiative dorthin gesandt wurden. Familienangehörige stellen nun unangenehme Fragen nach deren Verbleib.
Es scheint dass hier eine klassische Demok-Ratte versucht, sich der Verantwortung zu entziehen. Widerlich!