, dann kann es gut sein, dass das eine nur ein hohle Phrase ist, während das andere vorgeschoben wird, um einen verlorenen Krieg doch noch zu gewinnen.


Westliche Medien und Politiker, die deutschen ganz vorn mit dabei, fordern seit Monaten vehement einen „Waffenstillstand ohne Vorbedingungen“ im Ukraine-Konflikt. Unverändert wird dabei mit dem Narrativ vom „unprovozierten russischen Angriffskrieg“ weiterhantiert. Muss es auch, denn nur mit dieser Erzählung lässt sich auch der „bedingungslose Waffenstillstand“ an das Publikum weiterreichen. Über die wahren Ursachen des Krieges gilt es auch weiterhin den Mantel des Schweigens zu halten.


Irgendetwas scheint schiefgelaufen zu sein. Russland eine „strategische Niederlage“ beizubringen, wird dem Medienkonsumenten, den Bürgern der westlichen Staaten, schon lange nicht mehr zugemutet.

Am Freitag, den 15. August traf sich US-Präsident Donald Trump mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin in Anchorange/Alaska. Vergleichsweise nüchtern berichtete davon der Deutschlandfunk, und er nannte wesentliche Dinge. Das betraf zum einen die Atmosphäre des Treffens. Keine, die von Arroganz und Drohungen begleitet war, dafür von Respekt und der Suche nach Schnittmengen:

„Trump teilte mit, einige zentrale Punkte seien noch ungeklärt. Beide lobten das Gespräch insgesamt aber als konstruktiv und produktiv. Es soll auch über die wirtschaftlichen Beziehungen beider Länder gesprochen worden sein.“ (1)

Beide Staatsmänner richteten ähnlich geartete Botschaften an den britisch-EU-geführten europäischen Westen:

„Trump sagte zudem, Selenskyj sei nun in der Verantwortung, nächste Schritte zu ergreifen. Putin sagte in Richtung der Ukraine und Europa, eine mögliche Friedenslösung dürfe »nicht torpediert« werden.“ (1i)

Trump verhängte nicht die vom Wertewesten erhofften Sanktionen — weder gegen Russland noch gegen Drittländer, die Handel mit Russland treiben:

„Trump räumte sich Bedenkzeit zu den angedrohten Zöllen gegen Länder ein, die russisches Öl kaufen. Diese Maßnahme hatte der US-Präsident angedroht, falls Russland keinem Kriegsende in der Ukraine zustimme. Direkt gegen Russland gerichtete Sanktionen waren kein Thema mehr.“ (1ii)

Die Osteuropa-Korrespondentin Sabine Adler konnte in ihrer bekannt einseitigen, ideologisch ausgerichteten Haltung (2) ihr Bedauern über den Verlauf und die Ergebnisse des Treffens nur schwer verbergen. Aber sie erkannte in der Sache einiges richtig:

„Die Osteuropa-Expertin des Deutschlandfunks, Sabine Adler, berichtete über erste enttäuschte Reaktionen aus der Ukraine, da es keinen Waffenstillstand und keine neuen Sanktionen gegeben hat. Es sei der Eindruck entstanden, dass Trump Putin den Rücken gestärkt habe. Das russische Narrativ, dass die Ukraine für den Krieg verantwortlich sei, habe bei Trump verfangen. Das hätten die Aussagen deutlich gemacht, dass Selenskyj nun Entscheidungen zum Kriegsende treffen müsse.“ (1iii)

Das russische Narrativ ist freilich nicht korrekt wiedergegeben. Russland beschränkt die Verantwortung für den Konflikt an dessen Südwestgrenze keinesfalls nur auf die Ukraine. Dass es sich um einen Stellvertreterkrieg unter aktiver Mitwirkung der NATO handelt, ist im Grunde unübersehbar. Aber die „Osteuropa-Expertin“ kann es nicht erkennen? Das russische Narrativ hat, hiermit eh schon falsch dargestellt, auch nicht bei Trump verfangen können. Was Sabine Adler glaubt, glaubt Donald Trump nämlich nicht. Richtig ist, dass sich in der derzeit in Neausrichtung befindlichen US-Politik genug Schnittmengen mit russischen Interessen finden.

Unverdrossen wird also in den Gleichstrommedien, einschließlich der öffentlich-rechtlichen, auch weiterhin die Mär vom unprovozierten Angriffskrieg Russlands verbreitet. Ganz wie im Märchen erzählt man die Geschichte vom unschuldigen Opfer und dem blutrünstigen Täter. Wer so tickt, kann nicht wirklich in Kategorien des Friedens denken (3). Diese vom französischen Präsidenten Emmanuel Macron gemachte Aussage konterkarierte nicht nur Russlands Bemühungen um friedliche Lösungen, sondern brüskierte auch grob Trumps Politik, die auf einen Rückzug aus dem Ukraine-Krieg zielt:

„Es gibt nur einen Staat, der einen Friedensvorschlag macht, der eine Kapitulation bedeuten würde: Russland.“ (4)

Um das beurteilen zu können, müsste der Konsument natürlich darüber informiert werden, welchen Inhalts welcher russische Friedensvorschlag konkret denn ist. Und: Ist der Konsument informiert? Ist er nicht. Soll er auch nicht. Er soll sich die Haltung des Globalisten Macron zu eigen machen, statt auf eigenen Schlussfolgerungen aufzubauen.

Macron hat jedoch mit seiner Aussage mehr von seinem Innenleben offenbart, als ihm möglicherweise lieb ist. Denn er hat tatsächlich von einem russischen Friedensvorschlag geredet. Über dessen Inhalt er uns nichts wissen lässt. Und er hat Frieden mit Kapitulation gleichgesetzt. Doch hat Macron mit Frieden nichts am Hut. Das verrät seine volksverhetzende Sprache, in der er den Gegner in „seinem“ Krieg in bester Goebbelscher Manier entmenscht:

„Den russischen Machthaber Wladimir Putin bezeichnete Macron als ‚Raubtier‘. »Auch für sein eigenes Überleben muss er (Putin) immer weiter fressen. Daher ist er ein Raubtier, ein Ungeheuer vor unseren Toren«.“ (5)

Als der heiße Krieg in der Ukraine noch ohne Russland betrieben wurde, also vor dem Februar 2022, hatte Russland unmissverständlich und intensiv auf eine friedliche Lösung des dortigen Konflikts gedrängt. Außerdem hatte es ebenso deutlich auf die Ursachen des Konflikts gezeigt. Die Kriegsursachen liegen seit Jahren auf dem Tisch, aber die Hybris der politischen Führer des EU-Westens verhindert deren Anerkennung (6 bis 8).

Auch andere europäische Staatsführer haben ein sonderbares Verhältnis zum Frieden. Sie setzen Frieden mit dem Erreichen des Sieges auf dem Schlachtfeld gleich. Der jetzige deutsche Bundeskanzler, Friedrich März, äußerte im Dezember 2024:

„Die Ukraine muss den Krieg gewinnen. Russland muss den Krieg verlieren.“ (9)

Das ist sogar logisch, denn praktisch war sein Land, Deutschland, von Beginn an aktiver Kriegsteilnehmer im Ukraine-Konflikt. Es war das bereits im Jahre 2013/14. Ein aktiver Kriegsteilnehmer ist unfähig, zu moderieren, unfähig die Interessen beider Seiten im Krieg nachzuvollziehen und dann in konstruktive Vorschläge im Sinne einer friedlichen Konfliktlösung umzumünzen. Der Globalist Friedrich März kann auch kein Nationalist sein. Kein Nationalist im positiven Sinne des Wortes, als konsequenter Vertreter der Interessen des eigenen Landes, statt der fremder Mächte.

Trump hat seine eigene Art mit diesen Leuten, die sich bei ihm anbiedern und gleichzeitig seine Politik sabotieren, umzugehen. Aus Sicht des Autors führt Trump diese Leute, von denen er weiß, dass sie ihm rein gar nichts gutes wünschen, wiederholt vor. Die Einen beschreiben es als „harmonischen Auftritt“, andere erkennen puren Hohn:

„Der Auftritt im Weißen Haus verlief harmonisch. US-Präsident Donald Trump hatte bereits zu Beginn die ihn besuchenden Staats- und Regierungschefs aus Europa gelobt. Den britischen Premierminister Keir Starmer bezeichnete Trump als seinen Freund. Über den französischen Präsidenten Emmanuel Macron sagte er, diesen habe er »vom ersten Tag« gemocht. Bundeskanzler Friedrich Merz sei »sehr stark«. Er wolle auch »so eine Bräune«, sagte Trump. Der Amerikaner lobte das Aussehen des finnischen Präsidenten Alexander Stubb. Dieser sehe besser aus denn je.“ (10)

Das Europa der EU und Großbritanniens ist eben keines der Friedensengel. Allein schon deshalb, weil die dieses Europa noch immer dominierende politische Kaste vom Russenhass und eigenen Größenwahn zerfressen ist. Die im Auftrag der Russenhasser den Krieg befeuernden Experten nahmen da kein Blatt vor den Mund:

„Was hier stattfindet, ist nicht einfach nur ein Krieg […]. Es ist vor allem auch ein Krieg der Weltanschauungen.“ (11)

Diese Leute sind unfähig, im Frieden zu denken. Sie sind arrogant und sie sind ideologisch verbohrt. Sie treten nach unten und dienern nach oben. Das macht sie zu Kriegern:

Wir haben eine historische Stunde, in der Sie nicht abseitsstehen können. Entweder stellen Sie sich diesem Regime [in Russland] entgegen, oder Sie werden zum Kollaborateur desselben. (12)

Am Ziel des globalistischen, selbstgerechten, moralisierenden „Wertewestens“, Russland eine „strategische Niederlage“ beizubringen (Originalton Ursula von der Leyen, Präsidentin der EU-Kommission), ja, sie geradezu herbeizureden (13), hat sich nichts geändert (14). Doch hat die seit Jahrzehnten gelebte Ignoranz gegenüber den Sicherheitsinteressen Russlands inzwischen dazu geführt, dass das eigens ausgewählte Schlachtfeld droht, verlustig zu gehen. Nicht etwa, weil Russland die Vernichtung der Ukraine anstrebt, sondern weil der „Wertewesten“ weder der Ukraine noch Russland den Frieden gönnt.

Darum geht es Starmer, Macron, Merz, Selenskyj und Co. in diesen Tagen: Der Krieg darf nicht beendet, er muss gewonnen, gern auch in die Länge gezogen werden. Dafür benötigt man die politische, wirtschaftliche und militärische Unterstützung durch die USA. Denn ohne diese Unterstützung — so klug scheint man wenigstens zu sein — wird man den Krieg verlieren. Verlieren, wenn man nicht bereit ist, diesen zu beenden. Deshalb auch spricht man immer nur von einem „bedingungslosen Waffenstillstand“. Was eine billige taktische Finte ist, um der ausgezehrten NATO-ukrainischen Armee eine Atempause zu verschaffen. Das Problem für diese Leute besteht darin, dass nicht nur Russlands Führung sondern auch Trump sie in ihrem Drängen nach einem sofortigen und bedingungslosen Waffenstillstand längst durchschaut hat, sie selbst aber noch immer nicht begriffen haben, dass sie in ihrem Auftreten und Handeln eben durchschaubar sind.

Das globalistische EU-Europa hat sich in seinen Krieg gegen Russland verrannt. Es war bereits in Zeiten, als die US-Administration noch von einem Präsidenten namens Joe Biden geführt wurde, nicht nur folgsamer Vasall, sondern auch aktiver Mitgestalter des Krieges gegen Russland. Man schaue sich nur den Sanktionswahn an, in dem Brüssel versunken ist. Das erkennend, ist es nur allzu verständlich, dass diese Globalisten im Grunde ihre eigene Niederlage meinen, wenn sie von einer Kapitulation der Ukraine sprechen. In einem Krieg, den sie von Ukrainern, Söldnern aus aller Welt und kaum zu verbergenden NATO-Militärs wie Geheimdiensten führen lassen. Und während hunderttausende ukrainische Soldaten auf dem Schlachtfeld sterben oder zu Krüppeln werden, faselt die globalistische Kabale von ukrainischen Sicherheitsinteressen. Dabei ohne mit der Wimper zu zucken, weitere Menschen in die Fleischwölfe an der Front treibend.

Ein russisch-ukrainischer Frieden ist fast gleichbedeutend mit einem US-amerikanisch-russischen Frieden. Aber das ist definitiv nicht mit einer Kapitulation der Ukraine verbunden. Vielmehr wäre es eine schwere Niederlage für die weiter oben erwähnten globalistischen Drahtzieher. Sollte es so kommen — und die Chancen dafür sind zumindest gegeben —, wird das auch das Ende einer Epoche sein. Nämlich der des westlichen (europäischen) Neokolonialismus. Der Traum vom Filetieren des russischen Kuchens, um sich der Ressourcen des riesigen Landes bemächtigen zu können, wird dann platzen. Damit nicht genug, könnte das aber auch für die Ukraine zutreffen. Dort, wo zum Beispiel BlackRock fleißig investiert hat. Dort wo angenommen werden darf, dass der aktuelle Bundeskanzler, Transatlantiker (15) sowie HSBC- und BlackRock-Lobbyist Friedrich Merz (16, 17) die Interessen von BlackRock wahrzunehmen sucht — nicht nur in Deutschland sondern sicher auch in der Ukraine (18 bis 20).

Das Dilemma, in das sich die bestellte Politikerkaste des britisch und EU-geführten Europas hineinmanövriert hat, lässt keine erfolgversprechenden neokolonialen Beutezüge mehr zu. Das gilt dann sowohl für Russland, es gilt aber auch für die Ukraine. Ein gerechter, die Sicherheitsinteressen beider Seiten berücksichtigender Frieden zwischen der Ukraine und Russland wird die Ukraine dem Zugriff aus Brüssel, London, Paris und Berlin entziehen. Denn dieser Frieden hinterlässt sehr wohl einen Staat namens Ukraine. Einen souveränen, neutralen, alle Ethnien respektierenden Staat, der seinen russischen Nachbarn nicht fürchten muss. Vor dem sich aber auch Russland nicht fürchten muss. Womit wir dann genau bei den Sicherheitsinteressen sind, die Russland vor dem Eintritt in den Ukraine-Krieg unmissverständlich an den Westen kommuniziert hatte.

Das hat nichts mit einem Waffenstillstand zu tun, sondern bedeutet die dauerhafte Beilegung eines Konflikts, in dem man dessen Ursachen zuvor ausgeräumt hat. Der Präsident der USA und seine Mannschaft scheinen zumindest befähigt, Russlands Sicht auf die Ursachen des Konflikts ehrlich anzuhören. Woher die ARD-Tagesschau angeblich wusste, was Trump beim Treffen mit Putin in Alaska wollte, bleibt deren Geheimnis. Eher entsprang diese Spekulation wohl den eigenen Wunschgedanken:

„Auch US-Präsident Donald Trump war nach eigenen Aussagen nach Alaska gereist, um beim Treffen mit Russlands Machthaber Wladimir Putin eine Waffenruhe zu erreichen. Nach dem Gipfel erklärte Trump allerdings, lieber direkt ein Friedensabkommen — also ein dauerhaftes Kriegsende — anzustreben. Damit hat er sich erneut der offiziellen Haltung Russlands zugewandt. Alle seien sich einig, behauptete der US-Präsident, dass das für die Ukraine der beste Weg sei — und kein Abkommen für eine Feuerpause, das oft nicht halte.“ (21)

Ohne Propaganda kann die ARD scheinbar nicht — siehe „Machthaber Wladimir Putin“. Doch gleichzeitig wird man mit der sehr ehrlich wirkenden Fassungslosigkeit der Redaktion über eine Binsenweisheit konfrontiert, die doch jedem eingängig sein dürfte. Ein Friedensabkommen ist allemal besser als eine Verschleppung des Krieges um des Krieges willen.

Die andere Perspektive erscheint selbstmörderisch, doch offenbart sie sich als der Favorit für das weitere Vorgehen. Danach muss der Krieg weiter gehen — „und wenn alles in Scherben fällt“. Je größer der Schaden für Russland und die Ukraine ist, desto besser. Doch bevor dies geschehen kann, müssen erst einmal wieder die Arsenale gefüllt werden. In der Zwischenzeit friert man den Konflikt ein. Darum geht es. Das Ganze funktioniert allerdings nur dann, wenn man den militärisch-industriellen Komplex der USA zurück ins Boot holt. Wenn man der Trump-Administration „Sicherheitsgarantien“ für die Ukraine abringt. Um das zu erreichen, rutschen europäische Führer regelrecht auf Knien zu Trump (22).

Natürlich handelt es sich nicht wirklich um Sicherheitsgarantien. Nein, es geht um verbindliche Zusagen aus Washington für den Fall, dass der Konflikt eskalieren sollte, zum Beispiel mit einem Ereignis Butscha 2.0. Das könnten britische Dienste zu gegebener Zeit „organisieren“. Aber bis zum geeigneten Zeitpunkt wird eine alte Masche in neuem Gewand aufgefahren: Minsk III. So wie bei den in der Vergangenheit von westlicher Seite gebrochenen Vereinbarungen (Minsk I, Minsk II) täuscht die „Koalition der Willigen“ erneut Verhandlungsbereitschaft vor, um wieder vollständig „kriegstüchtig“ zu werden (23 bis 25).

Vorbereitend werden nach diesem Konzept „Friedenstruppen“ in die Ukraine entsendet — sozusagen NATO-Soldaten durch die Hintertür (26). Und die Kriegskoalition im EU-Westen, London eingeschlossen, weiß genau, dass solch ein Abenteuer nur mit US-Beteiligung irgendeine Aussicht auf einen trotzdem eher vagen Erfolg hätte. Denn wer glaubt ernsthaft, dass Russland sich auf solch einen Deal einlassen könnte? Dazu ist seit 1990 — wohlgemerkt! — Russland einfach zu oft hintergangen worden. Hintergangen worden in Bezug auf zugesagte Sicherheitsgarantien (27 bis 31).

Eine weitere Hintertür, welche die heißen Krieger in Brüssel ins Visier genommen haben, ist der rasche Beitritt der Ukraine zur Europäischen Union (32). Pikant dabei ist eine gern übersehene militärische Komponente im EU-Vertrag:

„Im Falle eines bewaffneten Angriffs auf das Hoheitsgebiet eines Mitgliedstaats schulden die anderen Mitgliedstaaten ihm alle in ihrer Macht stehende Hilfe und Unterstützung, im Einklang mit Artikel 51 der Charta der Vereinten Nationen. Dies lässt den besonderen Charakter der Sicherheits- und Verteidigungspolitik bestimmter Mitgliedstaaten unberührt.“ (33)

Glauben die EU-Strategen tatsächlich, auf diese Weise Russland übertölpeln zu können? Und glaubt der Leser, dass die neuesten Ideen des ukrainischen Präsidenten seinen eigenen souverän entwickelten Gedanken entspringen? Oder hat ihm da doch eher jemand etwas ins Ohr geflüstert?

„Der ukrainische Präsident Selenskyj war vor der Videokonferenz am Sonntag mit EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen zusammengekommen. Selenskyj brachte den aktuellen Frontverlauf als Grundlage für Friedensgespräche mit Russland ins Spiel. »Wir brauchen echte Verhandlungen, was bedeutet, dass wir dort anfangen können, wo die Frontlinie jetzt ist«, sagte Selenskyj in Brüssel. Die europäischen Staats- und Regierungschefs unterstützten dies. Um über ein endgültiges Abkommen zu verhandeln, sei zunächst ein Waffenstillstand notwendig, bekräftigte der Präsident seine Position.“ (34)

Die Diskussion über Frontlinien lenkt ab von dem, um was es tatsächlich geht:

„Auf russischer Seite nannte Außenminister Sergej Lawrow in einem Interview mit dem russischen Staatsfernsehen als Bedingung für ein Friedensabkommen »eine Berücksichtigung der russischen Sicherheitsinteressen« sowie die »Achtung der Rechte der Russen und Russischsprachigen, die in der Ukraine leben«.“ (26i)

Ist das neu? Ist es ganz und gar nicht. Das sind genau die Aspekte, die Russland seit 2014 immer und immer wieder vorbrachte und die von den „westlichen Partnern“ absichtsvoll ignoriert, ja verletzt wurden. Und diese Verletzung implizierte auch eine Verletzung ukrainischer Sicherheitsinteressen. Aus einem neutralen, historisch mit Russland verbundenem Staat, wurde eine aggressive, hochgerüstete, innerlich zerrissene, extrem nationalistische und mit Russenhass gefütterte scheindemokratische Gesellschaft. Das hat auch die weitere Existenz der Ukraine überhaupt in Frage gestellt.

„Modelle für die Friedenssicherung“, die eine Friedenssicherung nicht wirklich anstreben, klingen dann so:

„[…] Friedensgarantien müssten vier Elemente umfassen: eine militärische Präsenz vor Ort in der Ukraine, das Monitoring einer Friedensregelung, die Stärkung der Luftverteidigung des Landes und die Bewaffnung der ukrainischen Streitkräfte.“ (26ii)

Das sind völlig unrealistische Forderungen — und außerdem sind sie scheinheilig. Nicht nur die Ukraine, auch Russland hat einen viel zu hohen Preis zahlen müssen, als dass man jetzt einfach wieder das Spielchen mit Minsk neu aufsetzen könnte. Die Koalition der britischen und EU-Führer hat sich denn auch weggeduckt, als Trump ihr empfahl, sich höchstselbst, und zwar ohne die Beteiligung von US-Soldaten, um eine Truppenpräsenz in der Ukraine zu kümmern. Jetzt darf noch erörtert werden, warum Trump das tat:

„Eine Waffenruhe in der Ukraine wurde nicht vereinbart. Trump hatte sich zuletzt davon distanziert und stattdessen den Abschluss eines Friedensabkommens gefordert, während die Gefechte fortgeführt werden.“ (26iii)

Er tat es, weil die „Koalition der Willigen“ die erbitterten Gegner Trumps vertreten, und weil er ihr Spiel schon seit Langem durchschaut hat (35). Putin hat in Alaska zu Trump diesen Satz gesagt:

„Guten Tag, lieber Nachbar. Es freut mich sehr, Sie bei guter Gesundheit und lebend zu sehen.“ (36)

Das ist eine für den Autor äußerst bemerkenswerte, vielschichtige Aussage, und wir dürfen davon ausgehen, dass sie mit Bedacht ausgesprochen wurde.

Die Vertreter dieser „Koalition der Willigen“ traten am 18. August geradezu unterwürfig bei Trump an, um Selenskyj zu souflieren. Eine Szene beim obligatorischen Gruppenfoto der europäischen Führer mit Trump könnte als Hinweis dafür interpretiert werden, was Trump von seinen Gästen hält. Denn offensichtlich lenkte er deren Aufmerksamkeit auf ein Gemälde, das den fehlgeschlagenen Mordanschlag auf Trump vom Sommer 2024 in Butler festgehalten hat (37).

Solange diese fragwürdige „Koalition der Willigen“ weiter auf Krieg setzt, wird Russland die Dinge auf dem Schlachtfeld regeln. Und in letzter Konsequenz könnte dann doch die Existenz der Ukraine als Staat auf dem Spiel stehen. Als logische Herleitung aus Aktion und Reaktion. Ein Pfahl im Fleische der russischen Einflusssphäre auf ukrainischem Boden ist für Moskau nunmehr absolut unakzeptabel. Dabei spannend zu betrachten ist die Diplomatie, die sich diesbezüglich zwischen Washington und Moskau zu entfalten scheint, und dabei der „Koalition der Willigen“ immer wieder den Wind aus den Segeln nimmt.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(1 bis 1iii) 16.08.2025; Deutschlandfunk; So lief das Treffen zwischen Trump und Putin ab; https://www.deutschlandfunk.de/so-lief-das-treffen-zwischen-trump-und-putin-ab-100.html

(2) 29.02.2024; ARD, SWR 1; Russland: Kriegsführer mit Alleinherrscher Putin; https://www.swr.de/swr1/swr1leute/osteuropa-expertin-sabine-adler-russland-angriffskrieg-ukraine-100.html

(3) 16.08.2025; ARD; „Putin hat alles bekommen, was er will“; https://www.tagesschau.de/ausland/amerika/trump-putin-alaska-von-fritsch-100.html

(4) 17.08.2025; ntv; Macron: Lage auch für Europa „äußerst ernst“; https://www.n-tv.de/politik/Macron-Lage-auch-fuer-Europa-aeusserst-ernst-article25970889.html

(5) 19.08.2025; ntv; Macron nennt Putin gefräßiges „Raubtier“; https://www.n-tv.de/politik/Macron-nennt-Putin-gefraessiges-Raubtier-article25974273.html

(6) 09.11.2020; OSCE, Special Monitoring Mission to Ukraine; Thematic Report: Civilian Casualities in the conflict-affected regions of eastern ukraine (01.01.2017 bis 15.09.2020); https://www.osce.org/files/f/documents/f/b/469734.pdf

(7) 24.02.2022; Anti-Spiegel; Wladimir Putins Rede an die Nation; https://www.anti-spiegel.ru/2022/putins-komplette-rede-an-das-russische-volk-zum-beginn-der-militaeroperation/; Originalquelle: https://kremlin.ru/events/president/news/67843

(8) 03.03.2022; Russisches Außenministerium; Pressekonferenz von Außenamtssprecherin Maria Sacharowa; https://www.mid.ru/en/press_service/spokesman/briefings/1802683/#2;

(9) 04.12.2024; ntv; Merz über Russland: „Stärke schreckt vor Aggression ab“; https://www.n-tv.de/politik/Merz-ueber-Russland-Staerke-schreckt-Aggression-ab-article25410657.html

(10) 18.08.2025; ARD-Tagesschau; Trump lobt europäische Gäste im Weißen Haus; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-montag-520.html#Trump-lobt-europaeische-Gaeste-im-Weissen-Haus

(11) 17.06.2022; Die Welt; Putins Krieg: Waffen — Was die Ukraine wirklich braucht; Interview mit Marcus Keupp; https://www.youtube.com/watch?v=_Nte6kd1Ncw

(12) 27.03.2023; Neue Zürcher Zeitung; Marcus Keupp: «Deswegen sage ich: Russland wird den Krieg im Oktober verloren haben»; https://www.nzz.ch/feuilleton/marcus-keupp-deswegen-sage-ich-russland-wird-den-krieg-im-oktober-verloren-haben-ld.1731488

(13) 17.09.2022; Business Insider; Analyse: Wladimir Putin hat Russland in der Ukraine eine strategische Niederlage beschert — das könnte sein Regime bedrohen; https://www.businessinsider.de/politik/niederlagen-in-der-ukraine-schwaechen-russland-strategisch-und-gefaehrden-wladimir-putins-macht-b/

(14) 29.06.2022; ntv; Von der Leyen rechnet mit Putins Niederlage; https://www.n-tv.de/politik/EU-Kommissions-Praesidentin-Von-der-Leyen-geht-fest-von-Putins-Niederlage-in-Ukraine-aus-article23424666.html

(15) 18.03.2019; Konrad Adenauer Stiftung; Friedrich Merz spricht über „Die transatlantischen Beziehungen heute“; https://www.kas.de/de/pressemitteilungen/detail/-/content/friedrich-merz-spricht-ueber-die-transatlantischen-beziehungen-heute

(16) 25.02.2025; LabNews; BlackRock und HSBC: Die Vergangenheit des Friedrich Merz; https://lab-news.de/blackrock-und-hsbc-die-vergangenheit-des-friedrich-merz/

(17) 17.02.2025; multipolar; Merz-Gegner warnen vor „Blackrock im Kanzleramt“; https://multipolar-magazin.de/meldungen/0183

(18) 03.02.2023; Jacobin; Branco Marcetic; Invasion der Investoren; https://jacobin.de/artikel/invasion-der-investoren-wiederaufbau-ukraine-blackrock-eu-neoliberalismus-branko-marcetic/

(19) 30.12.2022; The American Conservative; Bradley Devlin; BlackRock Plots to Buy the Ukraine; https://www.theamericanconservative.com/blackrock-plots-to-buy-ukraine/; siehe auch: https://www.antikrieg.com/aktuell/2023_01_03_blackrock.htm

(20) 06.08.2022; Free West Media; Monsanto and BlackRock are buying up Ukraine; https://freewestmedia.com/2022/08/06/monsanto-and-blackrock-are-buying-up-ukraine

(21) 17.08.2025; ARD-Tagesschau; Worüber aktuell bei den Verhandlungen geredet wird; https://www.tagesschau.de/ausland/europa/ukraine-krieg-begriffe-100.html

(22) 17.08.2025; ARD-Tagesschau; Von der Leyen: Trump zu Artikel-5-ähnlichen Garantien bereit; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-sonntag-582.html#Trump

(23) 17.02.2015; United Nations; 7384th Meeting, SC/11785; Unanimously Adopting Resolution 2202 (2015), Security Council Calls on Parties to Implement Accords Aimed at Peaceful Settlement in Eastern Ukraine; https://press.un.org/en/2015/sc11785.doc.htm

(24) 17.02.2015; Vereinte Nationen; Minsk II in offizieller deutscher Übersetzung bei der UNO; https://www.un.org/depts/german/sr/sr_14-15/sr2202.pdf

(25) 2019; RAND; Extending Russia; Nathan Chandler, Raphael S. Cohen, Howard J. Shatz und weitere; https://www.rand.org/content/dam/rand/pubs/research_reports/RR3000/RR3063/RAND_RR3063.pdf; S. v, vi

(26 bis 26iii) 19.08.2025; zdf heute; Diplomatie first: Garantien, Truppen, Partner; https://www.zdfheute.de/politik/ausland/europa-usa-sicherheitsgarantien-ukraine-krieg-russland-100.html

(27) 09.02.1990; National Security Archive; Record of conversation between Mikhail Gorbachev and James Baker in Moscow. (Excerpts); https://nsarchive.gwu.edu/document/16117-document-06-record-conversation-between; Primärquelle: Archiv der Gorbachev Foundation, Fond 1, Opis 1

(28) 10.02.1990; National Security Archive; Memorandum of conversation between Mikhail Gorbachev and Helmut Kohl; https://nsarchive.gwu.edu/document/16120-document-09-memorandum-conversation-between; Primärquelle: Mikhail Gorbachev i germanskii vopros, edited by Alexander Galkin and Anatoly Chernyaev, (Moscow: Ves Mir, 2006)

(29) 17.05.1990; NATO Speeches; Manfred Wörner; The Atlantic Alliance and European Security in the 1990s; https://www.nato.int/docu/speech/1990/s900517a_e.htm

(30) 18.02.2022; Der Spiegel; Klaus Wiegrefe; Neuer Aktenfund von 1991 stützt russischen Vorwurf; https://www.spiegel.de/ausland/nato-osterweiterung-aktenfund-stuetzt-russische-version-a-1613d467-bd72-4f02-8e16-2cd6d3285295; Artikel hinter Registrierschranke

(31) 30.04.2024; Cicero; Gregor Baszak; Interview mit Jack F. Matlock: „Der Kalte Krieg endete durch Verhandlungen“; https://www.cicero.de/aussenpolitik/russland-ukraine-us-aussenpolitik-jack-f-matlock

(32) 20.08.2025; ARD-Tagesschau; Medien: Trump sprach mit Orban über EU-Beitritt der Ukraine; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-mittwoch-522.html#EU-Beitritt

(33) dejure.org; EU-Vertrag; Art. 42 (ex-Artikel 17 EUV); https://dejure.org/gesetze/EUV/42.html; abgerufen: 21.08.2025

(34) 18.08.2025; ARD, BR24; „Koalition der Willigen“: Zweifel an Putin, Forderungen an Trump; https://www.br.de/nachrichten/deutschland-welt/koalition-der-willigen-zweifel-an-putin-forderungen-an-trump,Uu9Qo9p

(35) 03.03.2025; Deutsche Welle; Lucia Schulten; Hilfe für Ukraine: Wer gehört zur „Koalition der Willigen“?; https://www.dw.com/de/koalition-der-willigen-gro%C3%9Fbritannien-frankreich-ukraine-eu-krieg-russland-usa-v3/a-71815512

(36) 16.08.2025; Focus; Leonard F. Wohlfahrt; Acht Minuten Putin, vier Minuten Trump: Hier sehen Sie das ganze Statement; https://www.focus.de/politik/ausland/acht-minuten-putin-vier-minuten-trump-hier-sehen-sie-das-ganze-statement_75ec218e-da0c-4438-8e83-f2da88896c5e.html

(37) 19.08.2025; X; Unclean; https://x.com/CoyoteUnclean/status/1957631408282955977

(Titelbild) Ukraine, NATO, Flagge; Autor: Wilfried Pohnke (Pixabay); 15.04.2022; https://pixabay.com/photos/nato-ukraine-flag-solidarity-7131948/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

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