Über die Wurzeln des Hasses von Adolf Hitler — dokumentiert in dessen „Mein Kampf“.
Permanenter Hass — geboren aus traumatischen Ängsten, gekoppelt mit Schuldgefühlen — ist die Inkarnation der Destruktivität schlechthin. Seine Methodik ist konsequent und nach außen gerichtet. Im Hass ist man gefangen, und ebenso ist in ihm die Verweigerung des Zurückschauens, zurück zur Ursache des Hasses. Hass ist die pure Angst, und Hitler hatte sehr viel Angst, am meisten vor dem Verlust seiner in der Kindheit aufgeprägten Ideale. Während er in Wien in die Schicht der Ärmsten eintauchte, traf er auf einen aktiven Antisemitismus und vermeintlich einfache Lösungen für soziale Probleme.
Vorab:
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Geboren in Wien: Hitlers Nationalsozialismus
Es gilt, den Konflikt zu erkennen, den Hitler für sich zu lösen hatte.
Seine Identifikation, seinen Selbstwert machte er am Nationalismus fest, wobei er immer wieder geradezu neidvoll vom Habsburger Vielvölkerstaat hinüber zum deutschen Kaiserreich schaute. Seine soziale Schule war vor allem die Wiener Zeit, und er kam dort durch eigenes Erleben in Konflikt mit dem System, das sein Ego aufrecht hielt. Dort sah er deshalb Reparaturbedarf am Sozialsystem und dort fand er deshalb auch einen Platz für die Gewerkschaften. Den Fehler im System selbst zu sehen und es daher als Ganzes in Frage zu stellen, war ihm unmöglich. Schließlich wäre das einem psychologischen Selbstmord gleichgekommen. Das ist typisch, auch für Nationalismus, denn der ist ja auch nur ein Ersatz für die eigene authentische, aber verschüttete Identität.
Die soziale Komponente konnte und wollte Hitler nicht ausblenden. Das vermittelt er immer wieder und es wirkt glaubhaft. Diejenigen aber, welche die soziale Frage am konsequentesten angingen, waren ausgerechnet jene, die auch seine Werte, vor allem seinen Nationalismus angriffen. Diese Bedrohung war für ihn latent und nicht auflösbar. Was uns bedroht, das hassen wir, und wenn wir die Zeit vor 1910 betrachten, um die es hier geht, war Hitler mit solch einem Denken überhaupt nicht auffällig. Hass gegen das Fremde gehörte sowieso „zum guten Ton“ nicht nur im Deutschen, sondern auch im Habsburger Reich.
Die Schlussfolgerung des Adolf Hitler war, dass einerseits das System, welches ihm seit seiner Kindheit Halt und Stärke gab, zu verteidigen war. Andererseits musste die soziale Frage geklärt werden, weil sonst eben auch dieses System in existenzielle Gefahr geraten würde. Sozial war der Kernpunkt für den Sozialismus des Adolf Hitler. National war sein ihm Sicherheit und Stärke gebender Nationalismus. Nationalsozialismus war schlüssigerweise das Konzept der Bewegung. Bewegung stand für die aus seiner Sicht notwendige Veränderung.
Alles aber, was an den Grundfesten seines Nationalismus, seines „Deutschtums“ zu rütteln wagte, wurde von Hitler abgelehnt und später zunehmend unbarmherzig und rücksichtslos bekämpft. Er sah sich immer als „reiner“ Deutscher und war gerade auch deshalb leidenschaftlich um den „Eintritt meiner Heimat in das Deutsche Reich“ (1) bemüht. Denn erst dann würde er — so komisch das auch klingen mag — ein „echter Deutscher“ sein.
Greifen wir vor: Die europaweit präsenten jüdischen Gemeinden konterkarierten geradezu mit ihrer konsequenten kulturellen Abgrenzung von den jeweiligen Nationalstaaten den ausgeprägten Nationalsozialismus des Adolf Hitler. Das dürfte einer der Gründe gewesen sein, warum diesen sein größter Hass entgegen schlug, größer noch als der gegen den „Erbfeind Frankreich“ oder „die Slawen“.
Hitler war Antisemit, bevor es ihm überhaupt bewusst war. Was fehlte, waren nur noch die „richtigen Leute“, in denen er seine diffuse und emotional aufgeladene Weltanschauung, gekoppelt aus „völkischer Gesinnung“ und „sozialer Verantwortung“, wiederfinden konnte — was nicht lange auf sich warten lassen würde.
Das Gleiche gilt für die Ideen des Marxismus, in den er bequemerweise die Sozialdemokratie gleich mit einordnete. In teilweise praktisch umgesetzten Projekten wie der bis zum Ersten Weltkrieg aktiven „Zweiten Sozialistischen Internationale“ und der 1919 gegründeten „Kommunistischen Internationale“ sollten staatenübergreifend gesellschaftliche Veränderungen umgesetzt werden, die ein Adolf Hitler nur als bedrohlich wahrnehmen konnte (2). Doch das Konglomerat, was sich in Hitlers Kopf aus all dem ergab, war in Wirklichkeit ein Ergebnis manischer Angst und musste seinerseits Angst einflößen:
„Nur die Kenntnis des Judentums allein bietet den Schlüssel zum Erfassen der inneren und damit wirklichen Absichten der Sozialdemokratie. Wer diese[s] Volk [der Juden] kennt, dem sinken die Schleier irriger Vorstellungen über Ziel und Sinn dieser Partei vom Auge, und aus dem Dunst und Nebel sozialer Phrasen erhebt sich grinsend die Fratze des Marxismus.“ (3)
Entfache den Hass, entmensche Deine Gegner. Dann kannst du sie auch bekämpfen, ja vernichten. Das haben die Herrschenden auch in Demokratien zuvor, danach und bis in die Gegenwart genau so getan, wie Hitler es mit seinen Gegnern tat. Dessen spezieller Hass richtete sich gegen die jüdische Bevölkerung und alles, was er in die Schublade Marxismus stecken konnte. Am Ende würde er sein Objekt des Hasses als jüdischen Bolschewismus bezeichnen.
Wenn uns solche Sätze (siehe Zitat oben) Angst machen, dann sollte uns allerdings auch die Entmenschlichung, welche Politiker und Medien unserer „wertedemokratischen“ Gegenwart mit ihren selbst erklärten Feinden betreiben, beunruhigen.
Unabhängig davon hatte Hitler bereits in jungen Jahren tief verinnerlicht, dass er als Rädchen in einem Macht- und Herrschaftssystem funktionierte. Um die eigenen Ideen umsetzen zu können, musste er sich mit der Macht anlegen — auch mit der jener Kaste, mit der er sich verbunden fühlte.
Das alles bedeutet nicht, dass Adolf Hitler in der Vorkriegszeit so radikalisiert und festgelegt gewesen wäre, wie er des Öfteren in „Mein Kampf“ den Eindruck zu erwecken suchte. Zweifellos hatte er sich in jener Zeit, und eher unbewusst, ein Verständnis dafür erworben, dass er nur dann Erfolg haben würde, wenn er im Interesse der subjektiv gesehen edlen Sache die Machtkarte absolut rücksichtslos wie skrupellos ausspielen würde. Die Alternative war eine totale Unterordnung. Beide Rollen würde er ausfüllen. Für erstere müsste er freilich eine Chance bekommen. Als er am Buch „Mein Kampf“ schrieb, war diese ihm bereits gewährt worden.
Der Dämon im Auge des Betrachters
Weiter oben wies der Autor bereits auf die geradezu entmenschende Wortwahl Hitlers bei dessen Charakterisierung von Juden hin, was unübersehbar seinen extremen und mörderischen Hass auf all jene ausdrückte, die er als Feinde seines nationalen Sozialismus ansah. Der Nationalsozialismus war für Hitler die Krücke zur Kompensation seiner in Kindheit und Jugend zerschlagenen Selbstachtung, die Identifikation mit den für ihn übrig gebliebenen, positiv empfundenen Erfahrungen aus jener Zeit. Es war die Stilisierung dessen, was er als Gutes und Bewahrenswertes seiner Kindheit festhielt.
Hitlers Hass war ein Ausdruck ausgeprägter Paranoia, die schiere Angst vor dem Verlust des Strohhalmes. Es war die existenzbedrohende Angst vor dem Verlust des Ichs. Das alles in eine Ideologie gegossen, befreit den Ideologisierten auch von der quälenden Scham, selbst schuld am eigenen Elend zu sein — scheinbar!
Hass ist eine Emotion, eine der destruktivsten, die wir in uns tragen. Hass kann ein natürlicher Reflex sein. Auf Hass können wir aber auch trainiert werden, und das muss nicht auf Logik beruhen. Logisch wird somit jedoch, auf welche Art und Weise Hitler seinen Hass auf das seinen Strohhalm Gefährdende begründete. Juden, Marxisten und Bolschewisten wurden von ihm in völliger Unlogik, aber sehr wohl gleich empfundener Bedrohung in einen Topf geworfen, was sich in „Mein Kampf“ ständig wiederholt. Achten wir im folgenden Zitat auch auf seine stetig angewandte Personifizierung des Bösen — „des Juden“ (a1):
„Siegt der Jude mit Hilfe seines marxistischen Glaubensbekenntnisses über die Völker dieser Welt, dann wird seine Krone der Totentanz der Menschheit sein, dann wird dieser Planet wie einst vor Jahrmillionen menschenleer durch den Äther ziehen.“ (3i)
Ideologien wohnt eine Magie inne, denn sie schaffen eine vermeintliche Klarheit. Sie erzeugen einen Dipol, bei dem auf der einen Seite das Gute und der anderen das Böse zu finden ist. Dazwischen befindet sich das Feld des Kampfes. Zuvor muss man „nur“ die richtige Seite gewählt haben, danach „nur“ noch „für die gute Sache“ kämpfen. Dahinter steckt allerdings der Krieg gegen das angenommene Böse. Menschen sind nach ihrem Selbstverständnis immer gut! Deshalb ist das Leben mit einer Schuld auch so unerträglich, weil es ja eben das natürlich Gute in seinen Grundfesten angreift. Wirklich böse können nur Feinde sein, dann aber verlieren sie ihr Menschenbild in den Augen „der Guten“.
Wiederholt wurde hier Hitlers Kindheit, die für ihn ein Albtraum gewesen sein muss, und nachfolgend seine erbärmliche soziale Lage in Wien thematisiert. Hitler fand Menschengruppen, auf denen er die ganze Last seiner seit der Kindheit aufgetürmten Schuldgefühle abwälzen konnte. Richtiger ausgedrückt: Er meinte es, zu können. Aber die Schuld ließ ihn nie los.
Hitler war weder verrückt, noch war er dumm. Doch war er auf das Extremste verletzt — und nun wurde er ideologisiert. Er wollte die Schuld, die ihm als Kind aufgeladen worden, und nachfolgend die Not, die er zu erdulden gezwungen war, aus seiner Biografie löschen. Dafür musste er Schuldige suchen — und er würde sie finden. Dafür sind Ideologien da: ihren Trägern das Ego zu retten.
Hitler war während seiner Wiener Jahre über längere Zeit hinweg bettelarm. Er hungerte, lief zerlumpt durch die Gegend, konnte sich nicht ordentlich waschen, hatte kein Dach über dem Kopf. Wir reden hier von Grundbedürfnissen! Er war in jener Zeit noch nicht einmal 20 und verlor nach dem Vater auch die Mutter. Ihm fehlten sowohl echte soziale Kontakte als auch jegliche Anerkennung. Seine Eltern hatten ihm ohnehin nie das geben können, was ein Kind unbedingt braucht, um seelisch intakt und gesund erwachsen zu werden: Liebe.
1907 verließ Hitler Linz und ging nach Wien (4). Im Oktober desselben Jahres war seine Bewerbung an der Kunstakademie Wien abgewiesen worden. Im gleichen Monat wurde der 18-jährige mit der Tatsache konfrontiert, dass seine Mutter an Brustkrebs im fortgeschrittenen Stadium litt. Sie verstarb zwei Monate später, kurz vor Weihnachten. Im Folgejahr schlug ein erneuter Versuch zur Aufnahme eines Studiums der Malerei an der Wiener Kunstakademie fehl. Seine finanziellen Mittel erschöpften sich, die Scham ob des vermeintlichen Versagens beim Anstreben einer künstlerischen Laufbahn nahm ihn ein. Mit Tätigkeiten als Tagelöhner hielt er sich über Wasser, doch driftete er immer tiefer in das mittellose und unter unwürdigen Bedingungen lebende Prekariat Wiens hinab. Adolf Hitler konnte vor dem Jahre 1910 kaum mehr tiefer sinken.
Das alles lässt sich in „Mein Kampf“ nachlesen. Hitler schämte sich für diese Zeit in Grund und Boden und versuchte sie daher heller zu zeichnen, heller vor allem für sich selbst. Neben finanziellen Gründen war es auch das gefühlte Versagen, das Hitler bereits 1909 dazu bewegte, seinen Verwandten die erneute Abweisung durch die Wiener Kunstakademie zu verschweigen (a2). Jahrzehnte später ließ er im Jahre 1938 alle Akten über die Aufenthaltsorte seiner vor 1914 liegenden Wiener Zeit beschlagnahmen (5). Er tilgte seine Biografie wie die aus seiner Sicht beschmutzte Identität und ersetzte sie durch eine neue, vermeintlich reine. Wir müssen das nicht moralisch bewerten, doch wir können uns bemühen, es zu verstehen. Es war Teil eines Selbstschutzes, der Wahrung eines Restes von Achtung vor der eigenen Persönlichkeit — verbunden mit der Angst vor dem tiefen Sturz.
Es ist so bequem, Adolf Hitler als den angeblich größten Verbrecher aller Zeiten zu den Akten zu legen. Doch am Extrem Hitler, extrem auch im verinnerlichten Narrativ der Gesellschaften, lässt sich hervorragend aufzeigen, wie rasch wir bereit sind, ein Feindbild hinzunehmen. Das machen wir im Falle des GröFaZ (a3) heute noch, obwohl der Mensch Adolf Hitler seit vielen Jahrzehnten tot ist.
Es geht um Verstehen. Es geht darum, zu begreifen, dass Adolf Hitler kein Betriebsunfall und auch kein Unmensch, sondern ein bereits in jungen Jahren Gebrochener war. Das Entscheidende ist das Warum. Welche grundlegenden Ideologien, gesellschaftlichen Mechanismen und sozialen Strukturen haben das befördert? Haben wir das überhaupt wirklich für unsere Gegenwart geklärt?
Warum zog Hitler beizeiten in einer zutiefst zynischen, verletzenden Art über Juden her? Oft beschreibt er sie als schmutzig und übelriechend. In Wahrheit ist es der pure Selbsthass. Denn er selbst, Adolf Hitler, hat in der Gosse gelebt und gestunken. Das muss man verstehen. Daher meine Frage: Woher also kommt der allenthalben spürbare, grassierende Zynismus in unserer Gesellschaft? Zynismus kommt von Schuld und Scham. Scham, versagt zu haben und daher als Persönlichkeit minderwertig zu sein. Eine Gesellschaft, die ihre Mitglieder in solch einer Art und Weise bewertet, nach Soll und Haben, nach Schuld und Verdienst, nach vorgegebenen moralischen Kategorien, ist bestens geeignet, irgend jemanden aus ihrer Mitte in die Rolle zu führen, die Adolf Hitler später zukam.
Karl Lueger und der Parlamentarismus
Grübelnde, nachdenkende, intelligente, aber gleichzeitig traumatisierte Menschen sind es, die am besten für Ideologien empfänglich sind. Sie sind es deshalb, weil sie in der Lage sind, Probleme im Außen zu erfassen und zu analysieren. Sie interpretieren, zeichnen neu und suchen nach Lösungen. Ideologien sind Lösungsangebote. Für besagte Menschen erst recht dann, wenn sie empathisch verkrüppelt sind. Diese Menschen haben nämlich Angst davor, unbelastet und eben ohne Schuldgefühle die eigene Rolle offen zu hinterfragen.
Aus Sicht des Autors war Hitler intelligent. Er verfügte über die Fähigkeit eines klaren systemischen, dialektisch ausgerichteten Denkens, hatte allerdings auch äußerst pragmatische Vorstellungen von möglichen Lösungen. Gerade dieser, bis ins Unmenschliche gehende, kaltherzige Pragmatismus wurde durch die von ihm vertretene Ideologie abgedeckt. Gleichzeitig vermied Hitler in „Mein Kampf“ geradezu pedantisch, sein eigenes Handeln in Vergangenheit und Gegenwart auch nur ansatzweise in Frage zu stellen. Er formte sich in seinem Werk die Welt so, dass er als Mensch in ihr leben konnte — beachtet und respektiert.
Was das Systemische betrifft, die beschreibende, strukturierte, fassbare Ausarbeitung einer Ideologie, hat er entscheidende Impulse von Karl Lueger erhalten. Der Wiener Professor und Oberbürgermeister spielte nicht nur mit seinem Antisemitismus eine Vorbildrolle für Hitler, sondern auch mit seinen Ansichten zum Parlamentarismus. Hitler hat sich mit diesem Werkzeug einer Demokratie intensiv befasst und das in „Mein Kampf“ niedergeschrieben.
Der Beginn der Laufbahn des Karl Lueger als Wiener Oberbürgermeister ist von einer wegweisenden Vorgeschichte geprägt. Eigentlich war Lueger bereits zwei Jahre zuvor, im Jahre 1895, in dieses Amt gewählt worden. Die letztliche Bestätigung der Wahl und die Einführung in das Amt oblag damals allerdings dem Kaiser — und der, Franz Joseph I., verweigerte diese. Monate später wiederholte sich das Ganze. Der Kaiser sah eine Gefährdung des inneren Friedens unter den Bürgern Wiens (5i). Wofür es gute Gründe gab. Denn zehn Prozent der Einwohner Wiens waren Juden (6) und Karl Lueger ein notorischer Antisemit. Wie auch die Christlichsoziale Partei, der Karl Lueger vorstand, eine antisemitische Programmatik verfolgte (7).
Viermal lehnte der Kaiser den mit großer Mehrheit für das Amt gewählten Lueger ab. Franz Joseph I. wurde in diesen Entscheidungen von seinem persönlichen und politischen Umfeld gestärkt. Das Ganze gipfelte schließlich darin, dass Papst Leo XIII. persönlich den Kaiser bedrängte, um die Einsetzung Luegers in das Amt zu erwirken (a4, 8). Es war wohl vor allem Lueger, der den entscheidenden Impuls gab, dass Hitler die Diktatur zu lieben und (vorrangig) die Juden, wenn auch vorerst unterschwellig, zu hassen begann (9).
Die sozialen Probleme, die mit dem Durchbruch des kapitalistischen Systems im Habsburger Reich auch Wien erfassten, nutzte Karl Lueger aus, um für seine Karriere und seine Partei „zu werben“:
„[…] In Wien muss der arme Handwerker am Samstag nachmittag betteln gehen, um die Arbeit seiner Hände zu verwerten, betteln muss er beim jüdischen Möbelhändler. Der Einfluss auf die Massen ist bei uns in den Händen der Juden, der größte Teil der Presse ist in ihren Händen, der weitaus größte Teil des Kapitals und speziell des Großkapitals ist in Judenhänden und die Juden üben hier einen Terrorismus aus, wie er ärger nicht gedacht werden kann. Es handelt sich […], in Österreich vor allem um die Befreiung des christlichen Volkes aus der Vorherrschaft des Judentums.“ (9i)
Ideologien — Antisemitismus ist eine Ideologie — sind voller inhärenter Widersprüche, während sie wirksam auf die Gefühle der Menschen abzielen. Während Lueger über „Geld- und Börsenjuden“, „Pressejuden“, „Tintenjuden“ und das „Gottesmördervolk“ herzog, zog er sie auf der anderen Seite zu „Betteljuden“ herunter (10). So erreichte Lueger christliche Gläubige, Verarmte und Kleinbürger gleichermaßen. Fakt ist: Juden wurden bereits damals zumindest verbal zum Freiwild erklärt.
Natürlich führte der damalige Zuzug hunderttausender Menschen in die Metropole Wien, unter ihnen ein Großteil Juden, zu erheblichen sozialen Konflikten. Aber gerade Juden kamen genau deshalb, vor allem aus dem Osten nach Wien, weil sich ihre wirtschaftliche Situation in den Heimatregionen massiv verschlechtert hatte (11). Die große Mehrheit der jüdischen Bevölkerung in Wien war arm — so arm, wie es damals auch Adolf Hitler war. Mit dem Antisemitismus spielte man auch die Armen gegeneinander aus.
In „Mein Kampf“ würdigt Hitler ausdrücklich wie ausführlich Luegers „Verdienste“ zur Entwicklung des radikalen Hitlerschen Judenhasses. Das, wofür Hitler dort Karl Lueger dankt, und die Konsequenzen, die er niederschreibt, sind mit das Widerwärtigste, was einem im Buch begegnet (3ii).
Karl Lueger verband in seinem Werk, so wie später Hitler, die Bewegung für soziale Gerechtigkeit mit einem latenten Judenhass. In der Zeit Luegers gab es keine Konzentrationslager, keine Pogrome, keine systematische Ermordung von Juden im Herzen der Habsburger Monarchie. Doch Leute wie Lueger legten die giftige Saat in den Köpfen der Menschen, und ganz und gar nicht nur bei Hitler sollte sie aufgehen. Die Historikerin Brigitte Hamann schrieb dazu treffend:
„Politisch ist es bedeutungslos, ob und wie viele jüdische Freunde Lueger privat gehabt haben mag. Von Bedeutung allein ist die Wirkung seiner aufhetzenden Reden — und diese war verheerend. […] Auch wenn kein Jude ermordet wurde, verrohten die Menschen, die von ihrem verehrten Idol in alten Vorurteilen bestätigt wurden.“ (12)
Eine pikante Notiz wird uns hier noch einmal begegnen: Nicht nur Lueger, auch Hitler hatte in seiner Wiener Zeit privat jüdische Kontakte.
Halten wir fest: Wie unzählige seiner Zeitgenossen war Hitler frühzeitig für „den Juden“ als Feindbild sensibilisiert worden. Die antisemitische Propaganda hatte also eine Basis, auf der sich hervorragend aufbauen ließ. Judenhass war bei den Habsburgern und auch im Deutschen Reich bereits vor dem Ersten Weltkrieg allgegenwärtig. Nachdem Lueger aufgrund einer Krankheit am 9. März 1910 gestorben war, begleiteten ihn hunderttausende Wiener auf dem Weg zur letzten Ruhestätte — unter ihnen Adolf Hitler (3iii).
Hitlers parlamentarische Einsichten und das Führerprinzip
Befassen wir uns nun mit dem Verständnis, das Hitler durch Lueger und das eigene, ihn in Wien bestätigende Erleben vom Parlamentarismus gewann. Seinen eigenen Opportunismus aus der Wahrnehmung herausfilternd, beschrieb er den Opportunismus des Parlamentariers zu seiner Zeit so:
„Kommt so ein Bursche dann zum Unglück der anständigen Menschheit auch noch in ein Parlament, so soll man schon von Anfang an wissen, dass das Wesen der Politik für ihn nur noch im heroischen Kampf um den dauernden Besitz dieser Milchflasche seines Lebens und seiner Familie besteht. Je mehr dann Weib und Kind an ihr hängen, um so zäher wird er für sein Mandat streiten.” (3iv)
Lag Hitler da so falsch? Ist es nicht so, dass das Geschachere um Posten und Pöstchen bis zum heutigen Tage als Merkmal des parlamentarischen Lebens für jedermann offensichtlich ist? Dass es weniger fachliche Kompetenzen, sondern vielmehr Machtinstinkt und Beziehungen sind, die Menschen in hochrangige Funktionen im parlamentarischen System aufsteigen lassen?
Hitler berichtet in „Mein Kampf“ von seinen Besuchen bei Reden und Parlamentsdebatten. Flammende Redner, Rhetoriker, die ihr Publikum zu vereinnahmen verstanden, letztendlich Demagogen: Sie beeindruckten ihn. Insbesondere die Vertreter der im Deutschen wie im Habsburger Reich an Einfluss gewinnenden Alldeutschen Bewegung hatten es ihm angetan. Diese vertraten ideologisch unter anderem bereits das, was Hitler später in „Mein Kampf“ ausformulierte: eine Kombination aus sozialen Aspekten, übersteigertem Nationalismus und Antisemitismus. So erfuhr Hitler die Sichten Franz Steins, Karl Hermann Wolfs und eben Karl Luegers (13, 14).
Seine grundsätzlichen Eindrücke von Parlamentsdebatten waren negativ. Was ihm vor allem auffiel, waren spärlich gefüllte Sitzungen mit schlafenden oder divers anderweitig beschäftigten Parlamentariern, Fraktionszwang bei Abstimmungen und Postengeschiebe (3v).
Es gilt, Hitlers Analyse des demokratischen Parlamentarismus, die so sicher nicht allein stand, ernst zu nehmen. Dies vor allem deshalb, weil er daraus die zwingende Notwendigkeit für eine Umsetzung des sogenannten Führerprinzips schlussfolgerte. Ein solches Prinzip wurde später, in den turbulenten Zeiten der Weimarer Republik, von breiten Schichten der deutschen Bevölkerung als attraktiv angesehen. Die Menschen ersehnten ein Ende des politischen Chaos und endlich „geordnete Verhältnisse“. Die Unzufriedenheit vieler Menschen über Vetternwirtschaft, Korruption und ausufernden Opportunismus in den heutigen Parlamenten könnte erneut ein Klima begünstigen, in dem irgendwann der Ruf nach einen „starken Führer“ laut wird.
Hitler wies zu Recht darauf hin, dass der Parlamentarismus Tendenzen befördert, mit Macht zu kungeln und die eigene Verantwortung zu ignorieren:
„Was mir zuallererst und am allermeisten zu denken gab, war das ersichtliche Fehlen jeder Verantwortlichkeit einer einzelnen Person. Das Parlament fasst irgendeinen Beschluss, dessen Folgen noch so verheerend sein mögen — niemand trägt dafür eine Verantwortung, niemand kann je zur Rechenschaft gezogen werden.“ (3vi)
Hitler setzt in „Mein Kampf“ fort (Hervorhebung durch Autor):
„Denn heißt dies etwa Verantwortung übernehmen, wenn nach einem Zusammenbruch sondergleichen die schuldige Regierung zurücktritt? Oder die Koalition sich ändert, ja das Parlament sich auflöst? Kann denn überhaupt eine schwankende Mehrheit von Menschen jemals verantwortlich gemacht werden? Ist denn nicht der Gedanke jeder Verantwortlichkeit an die Person gebunden?” (3vii)
Natürlich spricht Hitler von Verantwortung in einer sinnentstellenden Art und Weise. Verantwortung kann man bewusst wahrnehmen und dann aus dieser Verantwortung heraus Entscheidungen fällen. Fehler lassen sich auch durch eine solche Haltung nicht vermeiden. So schmerzhaft Fehler sein mögen, so sind sie doch notwendig, um aus den daraus gezogenen Erfahrungen verändertes Handeln zu ermöglichen. Fehler sind Teil eines Lernprozesses. Für Hitler aber geht es hier um „verantwortlich machen“. Was er damit wirklich meint, ist das Festmachen von Schuld. Die Schuld, sie treibt Hitler ständig um, seine eigene, ihm aufgebürdete Schuld.
Was Hitler jedoch, vielleicht eher unbewusst, erkennt, ist, dass Verantwortung sich nur auf Menschen beziehen kann, nicht auf Gruppen. Eine Anfälligkeit des parlamentarischen Systems beruht auf der Tatsache, dass Menschen Entscheidungen aus Opportunismus, Angst, Selbstbetrug oder einer Mischung aus allem fällen, wobei sie sich hinter der Gruppe — sei es eine Partei, Fraktion oder Organisation — verstecken können. Sie verletzen ihre eigenen ethischen Prinzipien und verleugnen ihre eigene Verantwortung. So aber wird der Parlamentarismus zum Spielball der Macht — und bei Nichtgefallen, sprich einem durch Macht erzeugten, geeigneten gesellschaftlichen Klima, wird er einfach zu Grabe getragen.
Hitler stellte dem Typ des Politikers das Führerprinzip gegenüber. Ein Prinzip, das sich mit den Möglichkeiten allumfassender, totalitärer Gewalt verband. Spricht man heute von „totalitären Systemen“, dann unterschlägt man gern, dass jedem Machtsystem ein Hang zum Totalitären innewohnt. Auch die parlamentarische Demokratie wird durch Macht gesteuert und läuft ständig Gefahr, ins Totalitäre abzugleiten.
Definitiv hatte Hitler also den Parlamentarismus beizeiten als Mittel zur politischen Gestaltung eines Nationalstaates abgelehnt, doch nicht nur das. Recht klar zeichnete er den Verfall der K&K-Monarchie nach und zog daraus Schlussfolgerungen für eine ideale Staatsform, die seinen überzogenen nationalen und den dazu passenden sozialistischen Ansichten entsprechen könnte:
„Wollte man den Kampf für die Erhaltung dieses Staates ernstlich aufnehmen und durchfechten, dann konnte nur eine ebenso rücksichtslose wie beharrliche Zentralisierung allein zum Ziele führen. Dann musste aber vor allem durch die prinzipielle Festlegung einer einheitlichen Staatssprache die rein formelle Zusammengehörigkeit betont, der Verwaltung aber das technische Hilfsmittel in die Hand gedrückt werden, ohne das ein einheitlicher Staat nun einmal nicht zu bestehen vermag. Ebenso konnte nur dann auf die Dauer durch Schule und Unterricht eine einheitliche Staatsgesinnung herangezüchtet werden.” (3viii)
Auf diese Weise, so meinte Hitler, hätte man das Reich der Habsburger Monarchie noch vor dem Untergang retten können. Das ist schon ziemlich konkret, finden Sie nicht auch, liebe Leser? Nicht nur, dass im Jahre 1924 der radikale Antisemitismus des Adolf Hitler allseits bekannt geworden war. Auch seine Liebe zur Diktatur war kein Geheimnis mehr.
Der Plan, wie eine Diktatur nach dem Gustus Hitlers aussehen sollte, stand bereits im Jahre 1924 fest, und 1925 war er mit Publizierung von „Mein Kampf“ auch öffentlich. Ja, Hitler selbst war längst eine öffentliche Person. Keiner, wirklich keiner, konnte daher zehn Jahre später sagen, er wäre von der nationalsozialistischen Diktatur überrumpelt worden. Es war ja auch so, dass Hitler und seiner Bewegung systematisch der Weg zur Macht freigeräumt worden war.
Außerdem ging Eines für einen nach Hitler „gesunden“ Staat gar nicht: verschiedene Völker unter einem Dach. Sie hatte er ja hauptsächlich als Ursache für den Untergang des Hauses Habsburg ausgemacht. In „Mein Kampf“ nahm der künftige Führer des Deutschen Reiches die Vertreibung und Auslöschung der Juden vorweg, als er feststellte: „[…] denn dass der Jude kein Deutscher war, wusste ich zu meiner inneren glücklichen Zufriedenheit schon endgültig”. Die Diktatur im Sinne des Adolf Hitler würde ethnisch „sauber“ sein, und wenn sie es nicht war, dann musste sie eben „gesäubert“ werden (3ix).
In „Mein Kampf“ postuliert Adolf Hitler also „den Führer“, die positiv gezeichnete Personifizierung einer Bewegung hin zur Diktatur, als DEN Weg. Er stellt diesen Machtanspruch als alternativlos dar. Verordnete Alternativlosigkeit ist normal in einer Diktatur.
Passt Alternativlosigkeit jedoch zu einer parlamentarischen Demokratie? Ginge es nach dem Demokratie-Lehrbuch, dann sicher nicht. Aber das Leben schreibt seine eigenen Geschichten. Und verschiedene Wege zur Auflösung der Demokratiesimulation sind in Arbeit. Supranationale Bürokratien sind noch viel weiter weg von den Menschen als jede nationale Regierung. Ihre über Einfluss und Macht verfügenden Entscheider werden auch nicht mehr wirklich von den Bürgern gewählt. Und deren Agenden sind alternativlos. Alternativlos sollen sie für jeden Menschen werden. Teilnahme wird zur Pflicht. Wer nicht mitmacht, wird zum Feind erklärt. Ein diktatorischer Polizei- und Überwachungsstaat muss keine Hakenkreuzflaggen hissen, um sein faschistisches Wesen erkennbar werden zu lassen.
Wie dem auch sei, der Trend in Adolf Hitlers Weltbild wird deutlich: Alles, was nicht national und sozial, also nicht nationalsozialistisch war, galt nun als jüdisch. Da „der Jude“ als Hauptfeind der „Bewegung“ ausgemacht worden war, musste er vernichtet werden. Diese Logik führte dazu, dass Hitler schließlich nahezu alle seiner „wahren“ Feinde als jüdisch begriff, auch wenn zum Beispiel ein Großteil der Sozialdemokraten mit dem jüdischen Glauben und der jüdischen Kultur nicht all zu viel anzufangen wusste:
„Indem ich den Juden als Führer der Sozialdemokratie erkannte, begann es mir wie Schuppen von den Augen zu fallen. Ein langer innerer Seelenkampf fand damit seinen Abschluss.” (3x)
Fast klingt es so, als ob Hitler zutiefst erleichtert war, dass er die angeblich wahren Schuldigen für alles Elend — vor allem aber das eigene — gefunden zu haben meinte. Aber hat die Sozialdemokratie aus ihrer Anschmiegsamkeit an die Macht samt ihrem grenzenlosen Opportunismus die richtigen Schlüsse ziehen können, nachdem ihre Mitglieder ab 1933 in Gefängnissen und Konzentrationslagern landeten?
Die Steigbügelhalter des Dritten Reiches haben „Mein Kampf“ mit Sicherheit gelesen. Dort erfuhren sie, dass Hitler mit Demokratie nichts, aber auch gar nichts am Hut hatte. Demokraten waren für ihn, den Judenhasser, den sich selbst so nennenden „fanatischen Antisemiten“, gewissermaßen irgendwie auch jüdisch. Doch schien gerade das geeignet genug, um seinen Aufstieg zu fördern. Auch dass Hitler Politiker als „Parlamentswanzen“ (3xi) zutiefst verachtete, konnte das Interesse am Politiker Hitler in keiner Weise schmälern.
Der Zionismus und Hitlers jüdische Kontakte
Hitler wusste sehr wohl zu unterscheiden zwischen Juden als Anhängern einer Religion oder sich kulturell verwandt fühlender Volksgruppen zum Einen und Zionisten als Vertretern einer Ideologie zum Anderen:
„Eine große Bewegung unter ihnen, die in Wien nicht wenig umfangreich war, trat auf das schärfste für die Bestätigung des völkischen Charakters der Judenschaft ein: der Zionismus.“ (3xi)
Diese Differenzierung nahm ihm allerdings nichts von seinem Hass auf die Juden. Vielmehr wirkte der Zionismus als Projektion und damit als Katalysator. Die Zionisten sprachen schon damals vom jüdischen Volk, wortwörtlich vom „auserwählten Volk“ (15). Das musste Hitler, der doch gerade das deutsche Volk als das auserwählte erkannt hatte, wie eine Kriegserklärung vorkommen. Und das nicht nur, weil für ihn „der Jude“ die Inkarnation des Bösen an sich war.
Mit dem Zionismus stellte „das Judentum“ Hitlers „guter“ Weltanschauung auch noch einen systemischen, ideologischen Entwurf entgegen. In diesem wurde Religion und Ethnie miteinander vermischt und gleichzeitig ein Opfermythos aufgebaut, der dem Zionismus jede moralische Rechtfertigung erteilte, Kriege zu führen. Denn man müsste sich ja ständig gegen äußere Feinde verteidigen. Und mag Israel auch ein jüdischer Staat sein, so wie Deutschland auch ein christlicher Staat ist. Einfach, weil die Religionen Teil der dortigen Kulturen sind. Was Israels Politik jedoch problematisch macht, ist die Tatsache, dass die Politik dieses Staates einer Ideologie folgt, dem Zionismus:
„Erst einmal macht die Tora mit wenigen Worten unmissverständlich klar, dass es G“ttes alleiniges Recht war, das Volk Israel [zum auserwählten Volk] zu erwählen. Ob einem das nun gefällt oder nicht, spielt keine Rolle. Es ist nun einmal so, wie es ist. Der Ewige hat als Herrscher der Welt, als Eigentümer der Erde diese Entscheidung getroffen, ohne vorher ein demokratisches Votum aller anderen Völker einzuholen. Und damit hat es sich. […]“ (16)
Der Zionismus hat sich unter anderem diese Haltung zu eigen gemacht. Das ist keine Religion mehr, das ist Ideologie. Jede Ideologie ist intolerant und sie sieht sich exklusiv. Der Zionismus war für Hitlers dialektische Betrachtungsweise der perfekte Gegenentwurf, ein rotes Tuch. Er geht auf Theodor Herzl zurück, der auch in Wien um die Jahrhundertwende sehr aktiv war. Die Idee des Zionismus wiederum war eine Reaktion auf den zunehmenden Antisemitismus jener Zeit, auch und gerade in Wien (17). Heute ist der Zionismus in Israel Staatsräson. Israel wiederum war zwar eine der Visionen Herzls, aber es war praktisch ein britisches Projekt. Das aber ist schon wieder eine neue Geschichte (18 bis 20).
Im systemischen Denken werden Menschen anonymisiert. Sie verschwinden in großen, gesichtslosen Gruppen, deren Mitglieder in spezifizierten Kategorien gleichgeschaltet und homogen betrachtet werden. Diese extrem distanzierte und gleichzeitig eingeschränkte Betrachtung macht ausgeprägtes Feindbilddenken überhaupt erst möglich.
Und trotzdem pflegte Hitler in seiner Wiener Zeit intensive Kontakte mit Juden. Wie war das möglich?
Kommen wir in direkten, intensiven Kontakt mit Individuen der angefeindeten Gruppe, geraten wir in beträchtliche Dissonanz. Das erst recht, wenn wir von jenen auch noch Unterstützung, Empathie, Verständnis, Achtung und Respekt erfahren.
Beginnen wir mit Eduard Bloch, dem Hausarzt von Hitlers Mutter Klara. Eduard Bloch war Jude. Als bei Klara Hitler eine Brustkrebserkrankung fortschritt — sie war deshalb bereits im Januar 1907 operiert worden —, sorgte sich der Arzt über seine Verpflichtungen hinaus um die Patientin und verlangte nach deren Ableben ein vergleichsweise bescheidenes Honorar von 300 Kronen (21). Klara Hitler war am 21. Dezember 1907 verstorben.
Eduard Bloch erinnerte sich später: „In meiner ganzen Karriere habe ich niemanden gesehen, der so vom Kummer vernichtet war wie Adolf Hitler.” (22). Die Familie Hitler besuchte den Arzt an Heiligabend 1907, um die Rechnung zu bezahlen. Es ist belegt, dass sich Adolf Hitler vor dem Juden, dem Arzt, dem Menschen Eduard Bloch mit den Worten „Ich werde Ihnen ewig dankbar sein.” verbeugte (23).
Der Judenhasser Adolf Hitler würde später psychopathisch handeln. Trotzdem ist das zu unterscheiden von einer psychopathischen Persönlichkeit. Ein Psychopath hätte sich nicht die Mühe gemacht, noch im Folgejahr eine selbst gezeichnete Postkarte mit einem persönlich formulierten, nochmaligen Dank für dessen Bemühungen an den Arzt zu senden. Ein Psychopath täte so etwas nur dann, wenn es ihm zweckmäßig erschiene. Hitler dagegen erwartete keinerlei Gegenleistung und bekam diese auch nicht. Er zeigte etwas, das Psychopathen völlig abgeht: Mitgefühl. Daher erscheint es angemessen, in Hitler die Charakterzüge eines ausgeprägten Soziopathen zu erkennen (24).
Einem Psychopathen wäre 30 Jahre später auch nicht eingefallen — so er keinen direkten Nutzen daraus hätte ziehen können —, nachzufragen, ob dieser jüdische Arzt noch lebt und Unterstützung benötigt. Das aber tat Hitler, denn er konnte durch die Verbindung des Arztes zur heißgeliebten Mutter eine empathische Beziehung zu diesem Menschen aufbauen. Aus diesem Aspekt heraus betrachtet klingt das, was er 1938 von sich gab, fast wie ein Eingeständnis dieser eingeschränkten, aber keineswegs fehlenden Fähigkeit zur Empathie:
„Ja, wenn alle Juden so wären wie er [Eduard Bloch], dann gäbe es keinen Antisemitismus.” (25)
Dabei war es doch so, dass er, Adolf Hitler, in diesem Moment, fernab von jeder Ideologie, nicht den Juden Eduard Bloch, sondern eben den Menschen Eduard Bloch erkannte und wertschätzte.
Ab 1910 besserte Hitler seine Einkommenslage auf, in dem er Zeichnungen auf Wiener Ansichtskarten oder Aquarelle fertigte und diese über Mitbewohner des Männerwohnheimes verkaufen ließ. Ein Mitbewohner, Karl Honisch, schrieb später, dass Hitler damals „schmächtig, schlecht genährt, hohlwangig mit dunklen Haaren, die ihm ins Gesicht schlugen [ … und] schäbig gekleidet“ gewesen sei (26).
Hitler zeichnete und malte im Prinzip täglich Bilder. Wir können davon ausgehen, dass er mit großer Hingabe das lebte, was er sein wollte: Künstler. Bedenkt man, dass er praktisch autodidaktisch das künstlerische Handwerk des Zeichnens und Malens erlernte und sicher nicht das optimale Werkzeug dafür besaß, erscheint es unredlich, seine Passion und seine Talente in dieser Richtung schlecht zu reden (b1).
Die Erlöse teilte sich der Maler mit Mitbewohnern, die diese Bilder für ihn verkauften. Handgemalte Kopien waren damals auch Unikate. Ein besonders aufwändig gemaltes Exemplar unterschlug der Mitbewohner und Verkäufer, der überzeugte Antisemit Reinhold Hanisch, was zur Trennung der geschäftlichen und privaten Beziehung durch Hitler führte (12i, 27).
Daraufhin ließ Hitler seine Bilder von Siegfried Löffner (28), Josef Neumann (Mitbewohner im Männerheim) sowie den Händlern Jakob Altenberg und Samuel Morgenstern vermitteln und verkaufen. Die drei letzteren waren jüdischer Herkunft. Hitler hat sich nie abfällig über den Menschen Jakob Altenberg geäußert und stattdessen die angemessenen Preise, zu denen der Händler die Bilder kaufte, gewürdigt (12ii). Wohl deshalb hielt diese Geschäftsbeziehung bis zum Weggang Hitlers nach Deutschland. Dass Altenberg jüdische Wurzeln besaß — seinen jüdischen Glauben hatte er im Jahre 1902 abgelegt —, spielte nie eine Rolle. Die echte Beziehung zweier Menschen lief außerhalb des systemischen, ideologischen Spiels ab.
Für Samuel Morgenstern gilt ähnliches. Hitler verkaufte 1912 und 1913 seine Bilder auch an diesen, und auch hier würdigte er das korrekte, ja entgegenkommende Geschäftsgebaren des Menschen Morgenstern, was ja überhaupt nicht in das Bild des „gierigen Juden“ hineinpasste. Mehr noch würdigte Hitler Samuel Morgenstern als seinen „Erretter“, der ihm in jener Zeit viele wichtige Aufträge verschafft habe (29).
Was lehrt uns das?
Fallen wir in Ideologien, dann gehen wir auf Distanz. Distanz trennt. Dann verlieren sich einzigartige Individuen in manövrierbaren Massen und gleichzeitig verlieren sie ihr Gesicht. Menschen zeichnen sich aber gerade durch ihre Gesichter, ihre Individualität aus. Und nur Nähe kann auch Emotionen beflügeln, die mit echter Wärme, Verständnis und Mitgefühl zu tun haben. Ideologien paralysieren unsere Empathie und lassen uns in den Sumpf des ewigen Kampfes gegen alle erdenklichen Feinde rutschen.
Hitlers Antisemitismus wurde in dessen Grundzügen sicher bereits in der Wiener Zeit erschaffen — siehe seine schwärmerische Verehrung des Antisemiten Karl Lueger. Doch so, wie Hitler 1924 in „Mein Kampf“ über die Juden des Jahres 1910 herzog, sah er sie 14 Jahre zuvor definitiv nicht. Auch war seine Kriegsbegeisterung vor dem Jahre 1914, trotz der Liebe zu den Heldengemälden des Deutschen Kaiserreiches, mehr als gebremst. So jedenfalls berichtete es Hitlers Jugendfreund August Kubizek in seinen Erinnerungen (29i).
Der nach dem Ersten Weltkrieg ungehemmt entfachte Rassenwahn Hitlers war 1924 jedoch beim besten Willen nicht mehr übersehbar. Kein sich ehrlich in Verantwortung sehender Mensch konnte einen so vom Hass zerfressenen Menschen in politische Ämter und damit in Machtpositionen bringen wollen.
Für die in- und ausländischen Förderer Adolf Hitlers und seiner Partei war das jedoch niemals ein Problem — warum nicht? Was hatten sie von einer deutschen Diktatur, in der Juden und andere Minderheiten verfolgt würden? Wo war da der Vorteil? Sich mit den Förderern Hitlers zu beschäftigen, muss hier noch warten, denn zuvor ist eine Zäsur zu betrachten — auch eine für das Leben des Adolf Hitler. Es geht um die Urkatastrophe des 20. Jahrhunderts, den Ersten Weltkrieg. Erst diese, so die These des Autors, setzte seinen Hass frei, entwickelte seine Ideologie und machte ihn zu einer perfekten Waffe im Sinne von Macht.
Zur nächsten Folge:
- Die nächste Folge erscheint im Februar 2025.
Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden. Letzte Bearbeitung: 5. November 2024.
(a1) Personifizierungen sind sehr wichtig für emotionale Polarisierungen. Sowohl Überhöhungen als auch Abwertungen funktionieren am besten über Personifizierungen. Gott, das personifizierte Gute, wird angehimmelt. Der Teufel, das personifizierte Böse, dämonisiert. Personifizierung, um die Freund-Feind-Kennung griffig zu machen, ist eines der wichtigsten Methoden von Propaganda, um Menschen in den Kampf zu ziehen. Aktuelle Beispiele: „der Russe“, „das Virus“.
(a2) In Hitlers Wiener Zeit betrug der Jahresverdienst eines Hilfsarbeiters etwa 1000 Kronen. Selbst in den vergleichsweise sehr billigen Männerwohnheimen mussten somit 10 bis 15 Prozent des Verdienstes für die Unterkunft aufgebracht werden. Das Mieten einer eigenen Wohnung war für einen Hilfsarbeiter praktisch unmöglich. Adolf Hitler wohnte von 1910 bis 1913 im Männerwohnheim in Wien-Meidling (5ii).
(a3) „GröFaZ“ steht als satirische Abkürzung für „Größter Feldherr aller Zeiten“. Sie wurde seit 1943 von der deutschen Generalität hinter dem Rücken Hitlers benutzt. Die Befehle des Führers setzten die Generäle trotzdem um — klassischer Opportunismus.
(a4) Dass ein Papst intervenierte, um einen Antisemiten in die Position eines Wiener Oberbürgermeisters zu bringen, wirft ein bezeichnendes Licht auf die katholische Amtskirche, die später auch keine Kontaktängste zum nationalsozialistischen Deutschland ab 1933 erkennen ließ. Doch signalisierte damit auch der Klerus den Gläubigen, dass vor allem Juden schuld an Missständen sein müssten.
(1) 13.03.2013; WDR; 13. März 1938 — „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich; https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7340.html
(2) 22.05.2023; vorwärts; Stefan Berger; Trotz Spaltungen: Wie die Sozialistische Internationale weiter besteht; https://vorwaerts.de/index.php/geschichte/trotz-spaltungen-wie-die-sozialistische-internationale-weiter-besteht
(3 bis 3xi) Mein Kampf, Erster Band – Eine Abrechnung; Adolf Hitler; 2. Kapitel: Wiener Lehr- und Leidensjahre, S. 27-30; Zwei Bände in einem Band; ungekürzte Ausgabe; Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München; 851.–855. Auflage 1943; S. 54; (3i) S. 69/70; (3ii) ab S. 58; (3iii) S. 132/133; (3iv, 3xi) S. 72; (3v) ab S. 82; (3vi, 3vii) S. 85/86; (3viii) S. 77; (3ix) S. 77, 66; (3x) S. 64; (3xii) S. 60
(4) 1977; Joachim C. Fest; Hitler; Penguin Books; https://www.readanybook.com/ebook/hitler-585982; S. 16 (?)
(5 bis 5ii) 2003; Brigitte Hamann; Hitler’s Vienna, The Truth about his formative years; In: Gerhard A. Ritter, Anthony J. Nicholls, Hans Mommsen (Hrsg.); The Third Reich Between Vision and Reality: New Perspectives on German History 1918–1945; Berg, 2003; ISBN 1-85973-627-0; S. 24; (5i) S. 496; (5ii) S. 62 f., 87 und 195 bis 197
(6) 09.03.2010; ORF, Science; Heidemarie Uhl; Karl Lueger, ein verdienstvoller Antisemit; https://sciencev2.orf.at/stories/1641259/index.html
(7) Stadt Wien; Geschichte Wiki; Christlichsoziale Partei; https://www.geschichtewiki.wien.gv.at/Christlichsoziale_Partei; abgerufen: 07.10.2024
(8) 06.09.2023; Wiener Zeitung; Edwin Baumgartner; Der Antisemit, der Wien prägte; https://www.wienerzeitung.at/a/der-antisemit-der-wien-praegte
(9, 9i) Die Welt der Habsburger; Anita Winkler; Karl Luegers Aufstieg zum Bürgermeister; https://www.habsburger.net/de/kapitel/karl-luegers-aufstieg-zum-buergermeister; abgerufen: 08.10.2024; (9i) Aus einer Rede des Bürgermeisters Karl Lueger in der am 20. Juli 1899 abgehaltenen Versammlung des christlich-sozialen Arbeitervereins in Wien, in: Weiningers Nacht, Europa-Verlag, Wien 1989
(10) 29.10.2020; Deutschlandfunk; Beatrix Novy; Als die Wiener Hitlers Lehrmeister wählten; https://www.deutschlandfunk.de/karl-lueger-als-die-wiener-hitlers-lehrmeister-waehlten-100.html
(11) 13.07.2011; Europäische Geschichte Online (EGO); Predrag Bukovec; Ost- und südosteuropäische Juden im 19. und 20. Jahrhundert; https://www.ieg-ego.eu/de/threads/europa-unterwegs/juedische-migration/predrag-bukovec-ost-und-suedosteuropaeische-juden-im-19-und-20-jhd
(12 bis 12ii) Brigitte Hamann; Hitlers Wien, Lehrjahre eines Diktators; Piper, München, 1998 (1996); ISBN 3-492-03598-1; S. 418; (12i) S. 248; (12ii) S. 182
(13) 29.02.2020; Austria-Forum; Karl Hermann Wolf; https://austria-forum.org/af/AustriaWiki/Karl_Hermann_Wolf
(14) Österreichisches Biographisches Lexikon; Band 13, S. 149; Stein Franz (Franko); https://www.biographien.ac.at/oebl_13/149.pdf; abgerufen: 08.10.2024
(15) IsraelMagazin; Jüdisch; Jüdisch in Israel — das auserwählte Volk; https://www.israelmagazin.de/israel-juedisch; abgerufen: 09.10.2024
(16) Im Dialog; Daniel Neumann; Das auserwählte Volk; https://imdialog.org/bp2019/03/volk.pdf; abgerufen: 09.10.2024
(17) 28.03.2008; Bundeszentrale für politische Bildung; Theodor Herzl; https://www.bpb.de/themen/naher-mittlerer-osten/israel/44953/theodor-herzl/; Primärquelle: 10.05.2007; http://hagalil.com
(18) Feinde des Friedens; Ludwig Watzal; 2001; Aufbau-Taschenbuch-Verlag Berlin; ISBN 3-7466-8071-9; http://www.watzal.com/download/Watzal_fdf_Gesamt.pdf
(19) Üble koloniale Ränkespiele; 2007; http://www.ag-friedensforschung.de/regionen/Nahost/balfour.html; Originalquelle: Neues Deutschland; Arne C. Seifert; 27.10.2007
(20) 02.11.2012; ARD, wdr; 2. November 2017 — Balfour-Erklärung unterzeichnet; https://www1.wdr.de/stichtag/stichtag7046.html
(21) 1978; Rudolph Binion; … dass ihr mich gefunden habt: Hitler und die Deutschen, eine Psychohistorie; Klett-Cotta; ISBN 3-129-10860-2; S. 32
(22) 06.12.2008; Ulrich Weinzierl; https://www.welt.de/welt_print/article2836349/Ich-werde-ewig-dankbar-sein.html; aus: Brigitte Hamann; Hitlers Edeljude: Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch; 2008; Piper, München; S. 512
(23) Wolfgang Zdral; Die Hitlers: Die unbekannte Familie des Führers; 2005; Campus Verlag; ISBN 978-3-593-40101-0; entnommen bei Google Books: https://books.google.de/books?id=kMFwAgAAQBAJ&pg=PA45#v=onepage&q&f=false
(24) 24.01.2023; Onmeda; Lydia Klöckner, Brit Weireich; Psychopath oder Soziopath: Was ist der Unterschied?; https://www.onmeda.de/krankheiten/psychopath/psychopath-soziopath-unterschied-id202785/
(24) Brigitte Hamann; Hitlers Edeljude: Das Leben des Armenarztes Eduard Bloch; 2008; Piper, München; S. 262; entnommen bei: https://www.h-net.org/reviews/showpdf.php?id=24899; 15.06.2019
(25) Ian Kershaw; Hitler: 1889–1945 (gekürzte Ausgabe in einem Band); 2009; Pantheon, München; ISBN 978-3-570-55094-6; S. 55
(26) 07.02.2024; The Collector; Greg Beyer; Hitler’s Early Life: Failure & Homelessness to Nationalism & Nazis; https://thecollector.vercel.app/hitler-early-life/
(27) Hans Mommsen; The Third Reich between Vision and Reality — New Perspectives on German History 1918–1945; 2002; Oxford u. a.; ISBN 1-85973-627-0; S. 34
(28) Anna Maria Sigmund; Lebte Hitler je im Obdachlosenasyl?; 26.2.2010; https://wienerzeitung.at; abgerufen: 14.10.2017; entnommen bei https://de.wikipedia.org/wiki/Männerwohnheim_Meldemannstraße#Adolf_Hitler_im_Männerwohnheim; 16.6.2019
(29, 29i) 1995; August Kubizek; Adolf Hitler mein Jugendfreund; Graz, Stuttgart; S. 93, 246
(b1) 01.01.1910; Haus am See; Adolf Hitler; https://en.wikipedia.org/wiki/Paintings_by_Adolf_Hitler#/media/File:Hitler_Haus_am_See.jpg; Lizenz: Public Domain
(b2) Adolf Hitler; Malerei; Wiener Opernhaus; um 1910; Lizenz: Public Domain; entnommen bei: https://thecollector.vercel.app/hitler-early-life/
(Titelbild) Volksempfänger, Mein Kampf; Spengler Museum Sangerhausen; 06.08.2007; Autor: Giorno2 (Wikimedia); https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spengler_Museum_Sangerhausen_4.jpg; Lizenz: Creative Commons 4.0
Deiner Feststellung dass die Menschenkinder in ihrer Kindheit, in diesem unserem System/ Matrix seelisch entkernt und geistig komplett konditioniert werden, kann ich nach meiner bisherigen Erfahrung mit meinen Mitmenschen aus allen Ebenen der Gesellschaft nur Recht geben.
Ob und wie Hitler zum Psychopathen wurde oder gemacht wurde kann in unserer Zeit bestimmt nicht einwandfrei geklärt werden, und es spielt in meinen Augen auch keine Rolle hinsichtlicht der Ereignise in seiner Amtszeit da diese nicht von ihm realisiert und getragen wurden, sondern von der großen Masse seiner Bürger die wie oben schon festgestellt „entkernt, entmenschlicht“ wurden und dadurch zu diesen Taten in großer Masse fähig waren.
Da die meisten hier auf diesem Blog auch ein wachsames und empfindsames Auge auf die Gegenwart und unsere jetzigen Mitmenschen haben und ihr Verhalten und Tun kritisch hinterfragen, lässt sich daran leicht erkennen dass die große Masse immer noch, und noch perfider als damals, entmenschlicht, manipuliert und damit kontrolliert werden, so dass die jetzigen Kriegsverbrechen ihnen als „humanitäre“ Taten verkauft werden und sie diese auch im tiefsten Inneren selbst auch so empfinden.
Hitler, Napoleon, Stalin, Obama, Trump, Kohl und wie sie alle hießen und heißen, sind immer nur das realst mögliche Spiegelbild der Gesellschaft über die sie (im Auftrag Anderer) herrschen, und ja, über 90% der Menschen weltweit wollen beherrscht werden.
Das ist der momentane Stand unserer Entwicklung weg von der Natur die uns erschaffen und bisher ernährt und uns ein Heim gegeben hat.
Es wird immer wieder einen neuen „Hitler“ geben, solange die Masse Angst und Psychosen in sich trägt, die dann immer wieder zu solchen Ausgeburten führen wird, die diese unsere inneren Zustände wiederspiegeln.
LG an alle!
„Es wird immer wieder einen neuen „Hitler“ geben, solange die Masse Angst und Psychosen in sich trägt, die dann immer wieder zu solchen Ausgeburten führen wird, die diese unsere inneren Zustände wiederspiegeln.“
Hier stellt sich die Frage nach dem Huhn und dem Ei.
Nicht die ängstliche und psychotische Masse erschafft ihren neuen „Hitler“, sondern selbige haben gelernt sich ängstliche und psychotische Massen zu domestizieren.
Sorry Himbeertoni,
aber in meinen Augen stellt sich die Frage nach dem Huhn oder Ei in diesem Fall nicht und wäre meiner Ansicht auch nicht zielführend denn, egal welche Psychosen ein Mensch mit der Gabe oder Macht sein Umfeld zu manipulieren, auszuleben versucht, sie werden erst durch unser Beitun zur Realität.
Wenn ein Lehrer, ein Bäcker oder der bisher gute Nachbar glauben, nun eine Uniform anziehen zu müssen und den von den Medien und Herrschenden das ihm vorgehaltenem „Feindbild“ zu unterwerfen, mundtot zu machen oder gar zu töten, dann spielt es für die millionenfachen Opfer absolut keine Rolle wessen Psychosen er damit auslebt, denn nicht die Täter ertragen diese, sondern ihre Opfer.
Und wenn ich eines in meinem bisherigen Leben und zwei Kriegen die ich über mich ergehen lassen musste gelernt habe, dann dass sich am Zustand der Masse/Mitmenschen nichts zum Guten seit dem zweiten Weltkrieg geändert hat. Ganz offenkundig und für den, der die Realität zu sehen bereit ist und sie ertragen kann, ist es noch viel, viel schlimmer. Zu einem mit den Konsumsklaven- Matrix- Zombies und allen ihren lebensfeindlichen Taten und damit logischer Weise für all ihre die Opfer weltweit.
LG
Hallo Rovcanin Boban,
die wichtigste Ressource im Neoliberalismus ist das, was Oskar Negt die „Akkumulation des Angstrohstoffs“ nennt.
„Wir müssen die Angst induzieren. Nur wenn die Bevölkerung ein hinreichendes Maß an Angst hat, dann ist sie zu dieser Art von perverser Entfremdung und Verlagerung von gesellschaftlichen Antagonismen in die eigene Person bereit.“
Ich wollte lediglich mit der Huhn-Ei-Metapher auf die für mich nicht zu beantwortende Frage der Kausalität hinweisen. Oder anders gesagt: „Konnte es nur einen Hitler geben, weil die Massen/Volk seelisch entkernt und geistig komplett konditioniert waren, oder umgekehrt?“
Vielleicht ist ja Immanuel Kant´s „kategorischer Imperativ“ die Lösung. Aber das ist kein leichter Weg.
Liebe Grüße
https://de.wikipedia.org/wiki/Die_Stadt_ohne_Juden
Hitler muß den Roman aus dem Jahre 1922 von Hugo Bettauer gekannt haben. Er endet damit, daß man die vertriebenen Juden händeringend bittet, zurückzukehren, um das mit ihrer Vertreibung aus Wien angerichtete wirtschaftliche Desaster zu beheben.
Auch in dieser Hinsicht war bereits frühzeitig alles vorhersehbar gewesen. Kurzfristige wirtschaftliche Vorteile bei der Aneignung jüdischen Eigentums und der Ausschaltung lästiger Konkurrenz in der dann folgenden Realität waren allerdings den meisten Goj wichtiger als ureigene längerfristige Interessen eines gedeihlichen Miteinanders.
Wo ist etwa ein Jahrhundert später noch ein Lerneffekt feststellbar?
Herzlich, Steffen Duck!
Den Hitler würde ich nicht zu hoch hängen.
Ich arbeite gerade ein ZEIT Magazin durch von 2017 „Der Weg in den Holocaust“, Anlass war die Wannseekonferenz, protokolliert von Eichmann.
Die Berliner Führung hatte zwar immer laut getönt, die Juden aus D & Eu zu verdrängen, aber sie hatten keinen Plan (Madagaskar . . .)
In dem halben Jahr vor der Wannseekonferenz (20.01.1942), also seit dem Überfall auf die SU (Sommer 1941) hatten die Bürger in Uniform (Wehrmacht, SS, Polizei) bereits Lösungen geliefert. Massenerschießungen, ohne Befehl, von 1/2 mio Juden & 2 – 3 mio SU Kriegsgefangene (darunter natürlich auch Juden). Und SS Fritzsch hatte im Herbst 1941 schon mal Zyklon-B an 600 Kriegsgefangenen in Auschwitz ausprobiert, auch ohne Befehl. Zyklon-B & Gaskammern gab es in den KZs, weil es ein ausgezeichnetes Entwesungsmittel ist, um die Läuse in den Klamotten zu töten, die Flecktyphus übertragen. Die erste Gaskammer gab es seit 1925 in der ‚Desi‘ (Desinfektionsanstalt) in der Ohlauer Str in Berlin X-Berg. Beste Stadthygiene also.
Mit der Wannseekonferenz mußten die Berliner Schreihälse & hohe Beamten also einfach den Anschluss an die entfesselte Mordlust der deutschen (u.a.) Bürger behalten.