Das Projekt Peds Ansichten lässt sich durchaus als Modell kollektiven, bereichernden Wirkens betrachten.
Es ist eine gute Zeit, wieder einmal all jenen zu danken, die diese Plattform zu dem machen, was sie ist. Ein sicher kleines, dafür feines, originäres, für mich unverwechselbares Online-Medium. Gleichzeitig läuft hier ein Projekt, an dem viele Menschen, jeder von ihnen auf seine Weise, mitgestalten. Der Autor sieht hier den Beweis dafür, dass Selbstorganisation, flachste Hierarchien, Herzblut und Empathie großartige Dinge — selbst durchaus komplexer Natur — bewirken können.
Dieser vorweihnachtliche Text möchte nicht nur Dank übermitteln, sondern auch Transparenz vermitteln. Er möge den Besuchern einen Einblick darüber geben, was dem Projekt Peds Ansichten Leben und Energie einflößt. Fassen wir die fast zehn Jahre der Existenz des Blogs zuerst einmal kurz in Zahlen zusammen.
Seit 2015 wurden hier weit über 1.000 Artikel veröffentlicht. Davon wurden etwa einhundert Texte von anderen Plattformen übernommen beziehungsweise von Gastautoren verfasst. Im ersten Jahr seines Bestehens verzeichnete die Plattform durchschnittlich 300 Besucher mit etwa 1.000 Zugriffen im Monat. Heute sind es monatlich stabil rund 25.000 Besucher mit etwa 70.000 bis 80.000 Zugriffen. Die Anzahl der regelmäßig Kommentierenden hat sich auf ein bis zwei Dutzend eingepegelt. Soweit die nüchternen Zahlen.
Gleich an erster Stelle sei hiermit sowohl den Autoren als auch den Lesern und Foristen sehr herzlich gedankt: für ihr Interesse, für ihre Gedanken in Form von Kommentaren und Artikeln, teilweise auch in persönlich an mich gerichteten Mails. Das ist der erste einer Reihe von Punkten, die mich behaupten lassen, dass hier ein Gemeinschaftsprojekt, für den verantwortlichen Betreiber nun erstaunliche zehn Jahre, lebendig geblieben ist. Und es sei hinzugefügt: Stand heute ist ein Ende des Projekts erfreulicherweise nicht in Sicht. Lassen Sie mich begründen, woher ich diesen Optimismus nehme.
Sicher am wichtigsten ist, dass meine Wenigkeit nach wie vor Lust am Analysieren und den dazugehörigen Lernprozessen hat. Diese Freude an neuen Erkenntnissen, dem Aufdecken bisher nicht gekannter Zusammenhänge, ist verbunden mit der Leidenschaft, tiefgründige Gedanken niederzuschreiben und die dargestellte Komplexität dem Leser ausreichend verständlich anzubieten. Weder scheue ich dabei vor kontroversen Themen zurück, noch schreibe ich, um anderen zu gefallen. Aha-Effekte mag ich nicht weniger als Skeptizismus, also das kritische Hinterfragen. Das gilt auch für die von mir selbst vertretenen Standpunkte.
Warum das Ganze von mir als Projekt, ein über meine Erwartungen hinaus erfolgreiches dazu, verstanden wird, ist mit den bisher genannten Fakten und Aspekten natürlich nicht hinreichend begründet. Es gibt also noch mehr, und selbst das im Folgenden von mir Gewürdigte ist nur eine Teilmenge von vielfältigen Aktivitäten der Menschen, die diesem Projekt zugetan sind.
Ohne eine funktionierende Infrastruktur kann keine Online-Plattform vernünftig funktionieren — und erfolgreich könnte sie dann erst recht nicht sein. Seit zehn Jahren nutze ich die Dienste ein und desselben Providers und habe in all den Jahren insgesamt gute Erfahrungen gemacht. Dem Provider ist die inhaltliche Ausrichtung des Blogs ausdrücklich bekannt und er hat dem Projekt diesbezüglich nie irgendwelche Steine in den Weg gelegt. Möge es so bleiben.
Aber die Zeiten sind nun leider einmal nicht so, dass man blind auf einen Fortbestand dieser Verbindung vertrauen sollte. Es gibt genug Beispiele, bei denen Provider und Finanzinstitute sich politischem Druck beugten und so den Betrieb alternativer Medien gefährdeten. Es muss also vorgesorgt werden. Es muss ein sicheres, in ausreichend hohen Zyklen arbeitendes Datensicherungssystem etabliert sein. Darüber hinaus müssen regelmäßig Wiederherstellungsszenarien für die Infrastruktur ausgearbeitet, getestet und angepasst werden, die es im Falle des Falles ermöglichen, die Plattform Peds Ansichten an anderer Stelle rasch wieder hochzuziehen. Ganz abgesehen vom Durchführen und Testen von Updates — sei es das Betriebssystem, das Anwendungs-Framework oder die Datenbank.
Diese Aufgaben hat der hiesige Betreiber in den ersten acht Jahren der Existenz dieses Blogs mit übernommen. Das ist mit Arbeit verbunden, die für das eigentliche Ansinnen, dem Schreiben von Artikeln, verloren geht. Meine Bemühungen sicherten System und Daten vor einem Totalverlust ab, waren aber keinesfalls optimal. Updates wurden „am offenen Herzen“ durchgeführt, eine Testumgebung gab es, aber sie wurde von mir — vor allem aus Zeitgründen — stiefmütterlich und nur sporadisch genutzt. Das Abgeben solch einer Aufgabe muss allerdings zwei Aspekte berücksichtigen. Es kann zusätzlichen finanziellen Aufwand bedeuten und es bedarf einer ausreichenden Vertrauensbasis.
Seit 2022 bin ich aber in der glücklichen Lage, in dieser Sache von einem Menschen professionell und dabei ohne Erwartung einer Gegenleistung unterstützt zu werden. Das Vertrauen beruht auf Jahren gemeinsamer Arbeit und der sich daraus entwickelten Freundschaft. Bei Dingen solcher Art laufen die Dinge anders als im Geschäftsleben. Es gibt keinen Vertrag, keine Rechnungen, keine Aufträge, ja das Ansinnen in diesem Umfang hat es überhaupt nie gegeben. Es hat sich einfach entwickelt. Danke, Andreas!
Wechseln wir vom technischen zum redaktionellen Bereich des Blogs. So erfüllend das Niederschreiben von Gedanken auch sein mag, hängt ihm etwas an. Für mich etwas ziemlich Lästiges, aber nicht weniger Notwendiges. Es stößt mir insbesondere dann auf, wenn ich ältere Artikel prüfe, um sie zu aktualisieren oder/und neu zu veröffentlichen. Es ist eine nur schwer zu meisternde Herausforderung, Autor und Redakteur in einer Person auszufüllen. Nicht umsonst wird das Vier-Augen-Prinzip so geschätzt. Die andere Perspektive übersieht nicht so leicht die selbst gemachten Fehler. Das können einfache Tippfehler, aber auch „echte“ Rechtschreib- und Grammatikfehler sein. Es können auch inhaltliche Inkonsistenzen sein, Fehler in den Indizierungen und Quellen.
Meine eigenen Texte lese ich vor Veröffentlichung mindestens ein dutzend Mal, um Fehler zu erkennen und zu korrigieren — mindestens, wie gesagt. Es ist das übliche Prozedere, dass ich dann nach der Veröffentlichung sofort auf einen von mehreren Fehlern stoße. Es ist eine Mühsal. Die Lösung liegt auf der Hand, nicht wahr? Man beauftrage einen redaktionellen Mitarbeiter und richte entsprechende Strukturen und Prozesse ein, in welchen das Korrektorat eingebettet ist. Das ist der Standard bei Projekten. Und bezahlt werden muss es natürlich auch. Geht es auch anders? Ja, und es funktioniert auch.
Anders ist es nämlich, wenn man nach so gut wie jeder Veröffentlichung elektronische Post erhält, in der akribisch Korrekturvorschläge zum Artikel eingearbeitet sind. Wobei der Artikel auch noch ganzheitlich, also nicht nur formal, sondern auch inhaltlich geprüft wurde — einschließlich der Prüfung von Quellennachweisen. Das ist eine äußerst anspruchsvolle, zeitaufwändige Angelegenheit. Es berührt mich sehr, dass Menschen, die ich nie gesehen habe, „einfach so“ und auch noch in einer ausgesprochen wertschätzenden Art und Weise solch eine anspruchsvolle Aufgabe in Eigeninitiative übernehmen und über Jahre hinweg umsetzen. Vielen herzlichen Dank, Tim!
Unabhängig davon bekomme ich sporadisch Post von den Lesern, die ebenfalls Unstimmigkeiten in den Texten erkannt haben, in der Regel formaler Natur. All jenen, denen die Qualität der Veröffentlichungen am Herzen liegt und die sich diesbezüglich bei mir melden, bin ich ebenso dankbar. Sie haben damit eine kleine, in freier Entscheidung übernommene Rolle in diesem Projekt übernommen. Aber es gibt noch weitere Dinge, die „einfach so“ gemacht werden — ganz ohne Abrechnung und ohne bürokratischen Überbau — und funktionieren.
Die Mehrzahl der Besucher dieses Blogs wird das gesellschaftskritische Online-Magazin Manova kennen. Manova übernimmt regelmäßig Texte des hiesigen Blogs zur Zweitveröffentlichung. Zuvor aber arbeitet auch dessen ehrenamtliches Lektorat jeden der übernommenen Texte durch und sendet mir die Korrekturvorschläge. Eine weitere bekannte und mir verbundene Plattform ist apolut. Auch dessen Team übernimmt Artikel von mir. Darüber hinaus sprechen dort Sprecher so gut wie alle Artikel sehr professionell ein und veröffentlichen diese in ihrem Podcast. Damit geht mein Dank auch an die Macher von Manova und apolut.
Geld regiert die Welt, heißt es. Das möchte ich so nicht teilen. Die Realität ist komplexer. Rein finanziell sind die Aufwände für den Blog überschaubar, und das eben auch aufgrund der oben erläuterten Aspekte. Der Blog ist eine Herzensangelegenheit, kein Geschäftsmodell. Wie bereits früher angemerkt, steckt hinter dem Blog auch kein Verein und er hat keinen gemeinnützigen Status. Werbung ist tabu und die Kosten trage ich privat. Auch wenn ich ganz sicher nicht im Reichtum schwimme, kann ich das schultern. Das, was mir eine Reihe von Lesern finanziell zukommen lässt, sind damit echte wie hilfreiche Geschenke (a1) und ein besonderer Ausdruck von Wertschätzung (a2). Es ist schon ein berührendes Gefühl, wenn im Zahlungsgrund einer Überweisung Dankbarkeit und Anerkennung vermerkt werden. Auch Ihnen, die mich auf diese Weise beschenken, sei herzlich gedankt.
Wie geht es nun weiter? Nun, wie gehabt. Solange ich ausreichend Inspiration erfahre, werde ich die auch niederschreiben und veröffentlichen. Das ist sozusagen mein Tagesgeschäft. In dem Zuge überarbeite ich auch ältere Texte. Das sind vor allem Texte, denen ich eine gewisse, fortwährende Aktualität — Stichwort: Dauerbrenner — zuspreche.
Dazu arbeite ich weiter an drei Buchprojekten. Das erste befasst sich mit dem GröFaZ, das zweite mit der Geschichte der aktuellen Weltorganisationen, und das dritte mit dem Koreakrieg Anfang der 1950er-Jahre samt dessen Vorgeschichte. Bevor auch nur eines dieser Projekte seinen Abschluss findet, wird noch einiges an Zeit vergehen. Mehrere hundert Entwürfe/Studien warten zudem nach wie vor auf ihre Entfaltung in Veröffentlichungen. Ich muss da auch immer wieder eine vernünftige Abwägung des zeitlichen Aufwandes finden.
Was bleibt noch zu sagen: Einfach nur noch einmal danke, danke an alle, auch nicht hier genannten Beteiligten, für Ihre wertvollen Beiträge zu diesem intensiven, bereichernden Projekt.
Ihnen und allen Lesern wünsche ich von Herzen besinnliche, friedvolle Feiertage. Mögen Sie im Kreise Ihnen naher, wohlgesonnener Menschen, innere Ruhe, positive Energie und Kraft für die Zukunft finden. Mögen wir alle uns den Frieden nicht nur im Herzen bewahren, sondern auch die Gabe weiterentwickeln, diesen Frieden im Alltag an unsere Mitmenschen zu senden. Nach einigen Tagen Auszeit geht es weiter mit hoffentlich für Sie interessanten, bereichernden Texten. Bis dahin grüßt Sie herzlich
Ihr Ped
Ach so: Bleiben Sie bitte auch weiterhin schön aufmerksam. 😉
Anmerkungen und Quellen
(a1) Es sei betont, dass es sich um Schenkungen, nicht um Spenden handelt, was auch wegen steuerlicher Aspekte von Relevanz ist.
(a2) Die Schenkungen für das Jahr 2024 beliefen sich (hochgerechnet) auf etwa 2.500 Euro.
(Titelbild) Winter im Erzgebirge; 2017; Autor: Peter Frey
Sehr geeherter Herr Frey, ich danke Ihnen für ihre fein geschriebenen Artikel und Gastbeiträge,die ich seit Corona,(oder auch schon etwas früher) mitlesen duffte.
Sie haben mir immer, besonders zu Coronazeiten einen guten Überblick gegeben. Sowie viele Seiten die ich zu dieser Zeit mitgelesen hatte.
Es hat mich in meiner mißtrauischen Haltung zu Kriegen und Corona immer bestätigt. Als Kind eines deutschstämmigen Flüchtlings aus dem Egerland weis ich ein wenig was
Kriege und Flucht den Menschen antut, zum Glück aber nicht aus eigener Erfahrung. Ich wünsche Ihnen und uns allen eine Zeit die wieder mehr Vernunft gedeihen läßt.
Auch wenn ich mir das im Moment noch nicht vorstellen kann.
Bleiben wir möglichtst alle aufmerksam und friedlich!.
Sehr geehrter Herr Frey,
Ihre scharfsichtigen, gut recherchierten und intelligenten Artikel zählen zu den besten Informationen, die ich in der Coronazeit gelesen habe, und nicht nur zum Thema Corona. Ihre Artikel waren und sind oft die erste Quelle, die ich aufsuche, um zu verstehen, was im Hintergrund tatsächlich abläuft bzw. ablaufen könnte. Sie haben meinen Horizont wahrhaftig erweitert. Vielen Dank dafür und für Ihr Engagement. Ihre Geradlinigkeit, auch und vor allem gegenüber den ÖRR, und Ihr Humor sind wegweisend und passen gut in meinen Augen für Lehrstunden über Journalismus, so wie er eigentlich sein sollte und leider aktuell meist nicht ist.
Wenn ich dazu Ihre persönlichen Worte über Ihre Arbeit lesen, über die Mühsal und die Netzwerke, die Sie zugleich mittragen, bin ich zutiefst berührt. Einen herzlichen Dank an Sie und alle Helfer für die wunderbaren Artikel! In meinen Augen sind PEDs Ansichten ein wichtiger Baustein beim allgemeinen Prozess des Aufwachens – für mich auf alle Fälle.
Ich wünsche Ihnen alles Gute und sende herzliche Grüße
Katja Wiese
Auch ich lese gern Ihre Artikel und wünsche Ihnen weiterhin alles Gute!
Sehr geehrter Herr Frey,
ich bin seit Jahren Leser Ihrer scharfsinnigen und ausgezeichnet recherchierten Beiträge; Dank und Respekt für Ihr unermüdliches
Schaffen und Wirken. Ihnen ein gutes und gesundes Neues Jahr
Gerald Linke
Auch von mir alles Gute Ihnen Herr Frey, allen Mitstreitern und Foristen.
Schön zu hören, das Ihr Blog so viel ehrenamtliche Unterstützung erhält, er ist wirklich herausragend im Meer des Netzes. Seit den Artikeln zur „türkischen Gradwanderung“ war ich beeindruckt von Ihrem sanften, unagressiven Stil, der Recherche und der Tiefe der Artikel. Seitdem habe ich auch alle Artikel gelesen, leider fehlt einem die Zeit sich auf Ihrem Niveau zu vielen Inhalten zu äussern. Deshalb eher stiller Mitleser.
Aber gut zu hören, dass Sie die Energie haben uns weiterhin mit faszinierenden Artikeln zu beglücken!
Danke an Sie und das Team für all die Arbeit und ein gesundes 2025! 🙂
Auch ich wünsche Ihnen und allen Lesern ein gesundes Neues Jahr!
Vielen Dank für die sehr fundierten Artikel – mögen Sie weiterhin genug Inspiration finden (in uns Lesern ganz eigensüchtigem Interesse..)
Grüsse aus dem Südschwarzwald ins heimatliche Dresden