Ein weiteres prägnantes Beispiel, das zeigt, wie Ereignisse im Mainstream umgeschrieben werden.
Umgeschrieben bedeutet, dass ein real geschehenes Ereignis passend gemacht wird, um für den Konsumenten sozusagen verbindliche Narrative nicht zu gefährden. Das wachsende kriminelle Gebaren von EU- und NATO-Staaten im Ostseeraum wird durch Propaganda quasi „weggeschrieben“. Ein „heikler Vorfall“ in der Ostsee möchte deshalb kurz näher beleuchtet werden.
Öffentlich-rechtliche Desinformation zum Seerecht
Am dreistesten manipulierten einmal mehr die öffentlich-rechtlichen Sender ihr Publikum:
„Estland hat vor einer militärischen Auseinandersetzung rund um Russlands Schattenflotte gewarnt. Moskau scheine bereit zu sein, diese Tanker, die internationale Sanktionen umgehen, auch mit militärischer Gewalt zu verteidigen, sagte der estnische Außenminister Margus Tsahkna.“ (1)
Das mit der militärischen Gewalt ist ein wichtiger Punkt. Vor allem weil die Anwendung militärischer Gewalt in solchen Fällen durch das Völkerrecht gedeckt ist — dazu später noch etwas mehr.
Die fetteste Täuschung in der Nachricht finden sie hier: „internationale Sanktionen“. Ja, Sanktionen der USA, Großbritanniens und der EU-Staaten gegen andere Staaten sind naturgemäß international. Doch hier greift eine politische Kabale mit dem Anspruch globaler Herrschaft vor. Spätestens die Anmaßung, Russland den Warenverkehr, die politische und militärische Zusammenarbeit mit Drittstaaten zu verbieten, entspringt dem Wahn von Globalisten, welche sozusagen als Verteidiger einer Weltordnung antreten, die so gar nicht existiert. Eine Anmaßung, die folgerichtig durch kein Völkerrecht gedeckt ist.
Nicht minder desinformierend ist der nächste aus der ARD-Meldung entnommene Nachrichtenabschnitt:
„Er [Estlands Außenminister] verwies darauf, dass vor wenigen Tagen ein russischer Kampfjet in estnischen Luftraum eingedrungen war, nachdem die Marine seines Landes eines dieser russischen Schiffe gestoppt hatte. Tsahkna sagte am Rande eines NATO-Treffens im türkischen Antalya, das Schiff namens ‚Jaguar‘ sei gestoppt worden, weil es ohne Flagge und offenbar auch ohne Versicherung unterwegs gewesen sei.“ (1i)
In der Meldung wurde moniert, dass ein russisches Kampfflugzeug kurzzeitig estnischen Luftraum verletzt hätte. In Folge eines angeblichen Stopps eines russischen Schiffes durch die estnische Marine. Was uns verschwiegen wurde: Wo hat denn die estnische Marine versucht, diesen Stopp zu erzwingen? In einer Entschließung des Europäischen Parlaments vom November 2024 wurde gefordert:
„Die Abgeordneten fordern außerdem die systematische Sanktionierung von Schiffen, die ohne bekannte Versicherung durch EU-Gewässer fahren, und fordern die EU auf, ihre Überwachungskapazitäten, insbesondere die Drohnen- und Satellitenüberwachung, zu verbessern und gezielte Inspektionen auf See durchzuführen.“ (2)
Was verstehen die EU-Abgeordneten unter EU-Gewässern? Sind internationale Gewässer in der Ostsee inzwischen auch zu EU-Gewässern ernannt worden? Der Versuch, das Schiff aufzubringen, erfolgte nämlich in internationalen Gewässern. Dort, wo weder EU- noch NATO-Behörden ein solches Recht zusteht. Es wurde also internationales Seerecht durch einen NATO-Staat verletzt. Aber groß ist das Geheule, wenn das Objekt der übergriffigen Begierde sich mit handfesten Werkzeugen diesen Übergriffen erwehrt (a1).
„Schattenflotte“ — ein Elixier aus dem Baukasten der Propaganda
Dann gibt es Versatzstücke, ob deren Verwendung sich die Schreiber bei öffentlich-rechtlichen Sendern offenbar sowieso keine Gedanken machen. Denn diese Versatzstücke sitzen, sie sind fest im Gehirn verdrahtet. Und sie sind manipulativ. „Schattenflotte“ ist ein manipulativer Begriff. Einer, der dem emotional angesprochenen Konsumenten das Gefühl zu vermitteln sucht, dass eine „russische Schattenflotte“ etwas Halblegales, mindestens etwas Schmuddliges verkörpern würde.
In der deutschen Wikipedia wurde der Begriff „Schattenflotte“ 2024 erstmals in einem Artikel aufgeführt. Genauer gesagt war das am 27. Mai 2024 um 13:07 Uhr. Die Uhrzeit ist deshalb interessant, weil faktisch zur gleichen Zeit der Artikel „Shadow fleet“ (englische Entsprechung zu „Schattenflotte“) in der englischsprachigen Wikipedia auftauchte (3, 4). Es ist offensichtlich, dass es sich um die Lancierung eines Kampfbegriffes in den zu veröffentlichenden Informationsraum handelt — und zwar zur Verwendung im Propagandakrieg gegen Russland. Fleißig hantieren seitdem die Systemmedien mit diesem Begriff.
Auch Deutschland hat übrigens eine „Schattenflotte“ — und was für eine!
„Die Schiffe deutscher Reedereien sind ganz überwiegend in deutschen Seeschiffsregistern registriert, sie führen aber nur zu einem kleineren Teil die deutsche Flagge und fahren ansonsten unter verschiedenen außereuropäischen Qualitätsflaggen — insbesondere unter der Flagge von Antigua und Barbuda sowie Liberia.“ (5)
Tatsächlich handelt es sich um das Fahren von Schiffen im Seeverkehr unter sogenannten Billigflaggen. Wobei es um die Erreichung wirtschaftlicher Vorteile geht:
„[Billigflagge ist ein] Begriff für Länder, unter deren Flagge ausländische Reeder ihre Schiffe fahren lassen, um in den Genuss besonderer wirtschaftlicher Vorteile zu gelangen: niedrige Steuern, Löhne und Sozialabgaben; Umgehung internationaler Abkommen und nationaler Schutzmaßnahmen. Der Begriff Billigflagge wird heute auch auf andere Verkehrsmittel ausgedehnt.“ (6)
Aber hier geht es nicht um das durchaus diskussionswürdige Thema der Billigflaggen, sondern um billige antirussische Propaganda. Man vermittelt den Eindruck, dass bei westlichen Schiffen unter Billigflaggen selbstredend alles seine beste Ordnung hätte, und trifft eine Unterscheidung mittels des kreierten Begriffs „Schattenflotte“. Schiffe dieser extra geschaffenen Kategorie seien schlecht gewartet, unterversichert und marode. Kein Witz: Die ARD bemühte ein ukrainisches Institut, um diese allgemeinen Unterstellungen zu stützen:
„Experten warnen vor den hohen Risiken der schlecht gewarteten und unterversicherten Tanker für die Umwelt. Im Schnitt seien die eingesetzten Tanker 18 Jahre alt, schätzt die Kyiv School of Economics. Angesichts der Regulierungslücken und der wachsenden Bedeutung der ‚Schattentanker‘ im russischen Ölhandel sei »eine große Umweltkatastrophe nur eine Frage der Zeit«, warnt das ukrainische Institut.“ (7)
Das ist schon ziemlich plump. Und es ist Nonsens. Wie lange werden denn Öltanker betrieben?
„Im Durchschnitt haben Öltanker eine Lebensdauer von etwa 20 bis 30 Jahren, wobei Wartung, Regularien und wirtschaftliche Überlegungen eine entscheidende Rolle spielen. Nach Ablauf dieser Zeit werden sie in der Regel verschrottet oder umgebaut. Moderne Schiffe mit fortschrittlicher Technik und guter Wartung können jedoch auch länger in Betrieb bleiben.“ (8, 9)
Auch die Information, das Schiff sei flaggenlos und unversichert gewesen (6i), ist nicht haltbar. Der 2005 in Betrieb genommene Tanker fährt unter der Flagge Gabuns, was man auch beim Online-Tracking-System VesselFinder einsehen kann (10). Das Schiff wäre unversichert gewesen? Erstens ist das nicht belegt und zweitens lässt die ARD in ihrer geframten Berichterstattung noch weitere Wahrheiten mehr oder weniger verschämt aufblitzen:
„Die Sanktionen verbieten insbesondere westlichen Unternehmen, den russischen Ölexporteuren Schiffe, Finanzierung und Versicherungsleistungen zu gewähren, sofern das Öl nicht mit einem deutlichen Abschlag zu den Marktpreisen verkauft wird.“ (7i)
Man moniert also fehlende Versicherungen, während diese gleichzeitig für russische Schiffe immer mehr durch Sanktionen unmöglich gemacht werden. Das gilt wohlgemerkt für den westlichen Versicherungsmarkt. Den man auf diese Weise nachhaltig schädigt. Denn es gibt auch andere Möglichkeiten, Haftungen für Schäden durch Seeschiffe zu übernehmen, und die nutzt Russland (11). Außerdem glaubt man offenbar ernsthaft, Russland die Preise für sein Öl auf dem Weltmarkt dauerhaft erfolgreich diktieren zu können.
Doch selbst wenn all die Vorwürfe der Wahrheit entsprechen würden — was nicht der Fall ist —, hätte weder die NATO noch der NATO-Staat Estland das Recht, diese Schiffe aufzubringen. Diese Methoden sind auch durch das Seerecht in keiner Weise gedeckt.
Der Piratenakt
Ein seriöses Medium wird mit dem Begriff „Schattenflotte“ in seinen Berichten nicht hantieren. ARD und ZDF tun es. Doch kehren wir zum Vorfall mit dem russischen Tanker zurück. Was genau war geschehen? „Der Feind“ berichtet Folgendes:
„Am 13. Mai versuchten estnische Militärschiffe, unterstützt von NATO-Flugzeugen, den unter gabunischer Flagge fahrenden Tanker Jaguar mit russischer Besatzung, der mit einer kommerziellen Ladung auf dem Weg zum russischen Hafen Primorsk war, gewaltsam festzuhalten. Das Schiff befand sich in internationalen Gewässern, doch die estnischen Behörden versuchten unter Berufung auf EU-Sanktionen und nationale Rechtsvorschriften, das Schiff abzufangen.“ (a2, 12)
Vor einem Monat war Estland damit noch erfolgreich, als es den russischen Öltanker Kiwala festsetzen konnte (13) — nun nicht mehr. Weiter im „Feindbericht“:
„Besatzungsmitglieder berichteten, dass sich die estnischen Patrouillenboote ‚Rajuu‘ und ‚Kurvits‘ sowie die Flugzeuge PZL M28 und MiG-29 dem Tanker näherten und ihn aufforderten, anzuhalten und den Anker zu werfen. Als sich die Besatzung weigerte, drohten die estnischen Streitkräfte damit, das Schiff zu rammen, und versuchten, bewaffnetes Personal per Hubschrauber einzusetzen. Trotz der Einschüchterungsversuche hielt der Kapitän des Tankers den Kurs. Die Situation eskalierte, bis ein russischer Su-35S-Kampfjet vor Ort eintraf, woraufhin sich die estnischen Schiffe und [NATO-]Flugzeuge zurückzogen.“ (12i)
Obige Abbildung (b1) zeigt, dass sich das Schiff in internationalen Gewässern aufhielt. Es sei ein Film hinzugefügt, der von der Besatzung des Tankers gedreht wurde und die oben beschriebenen Sachverhalte bestätigt (v1):
Was dort geschehen ist, zeichnet sich durch eine Reihe von Merkmalen staatlich organisierter Piraterie aus. Juristisch wird Piraterie vom Grundsatz her in etwa so beurteilt:
„Piraterie ist als Verbrechen gegen die Menschheit gedacht, deshalb gemeinsame Angelegenheit aller Staaten und — völkergewohnheitsrechtlich anerkannt — universeller Jurisdiktion unterworfen.“ (14)
Piraterie und das Seerecht
Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen (SRÜ), dem sich 167 Staaten, darunter alle EU-Staaten, nicht aber die USA, angeschlossen haben (15), stellt Piraterie als ein „völkerrechtliches Delikt“, sprich eine Verletzung des Völkerrechts, dar:
„Nach Art. 101 SRÜ umfasst Piraterie im Wesentlichen jede rechtswidrige Gewalttat durch die Besatzung oder die Fahrgäste eines privaten Schiffes oder Luftfahrzeugs, wenn sie sich gegen »ein anderes Schiff oder Luftfahrzeug oder gegen Personen oder Vermögenswerte an Bord dieses Schiffes oder Luftfahrzeugs« richtet, überdies zu privaten Zwecken und auf Hoher See oder einem anderen Ort, der keiner staatlichen Hoheitsgewalt untersteht, begangen wird.“ (14i)
Im Falle des oben erläuterten Aktes der Piraterie von NATO-Staaten gegen ein Schiff aus Drittstaaten (wozu Russland wie auch Gabun zu zählen sind) war der Einsatz eines russischen Kampfflugzeuges durch das völkerrechtlichen Status genießende SRÜ vollständig gedeckt. Auf Hoher See haben Staaten nämlich weitreichende Interdiktionsrechte. Und zwar Interdiktionsrechte, um sich gegen illegale Interdiktionen zu wehren. Denn im westlichen Informationsraum wurde auch das Recht auf Interdiktion in das Gegenteil dessen verkehrt, wofür es gedacht ist.
Illegale Interdiktionen, wie sie von den NATO-Staaten gegen russische Schiffe inzwischen mindestens im Dutzend angewendet wurden, sind nichts anderes als Akte der Piraterie. Damit verletzen „wertewestliche“ Staaten systematisch das Völkerrecht, auf das sie so gern pochen, wenn es den eigenen politischen Zielen zum Nutzen gereicht.
Interdiktion (Interdikt) bezeichnet eine aus dem Römischen Recht entlehnte Begrifflichkeit und meint eine rasche administrative Reaktion, um einer akuten Gefahr zu begegnen. Im SRÜ taucht das Wort immer wieder auf. Nun wird in der westlichen Propaganda systematisch ein Bild aufgebaut, nachdem die NATO-Staaten ein Recht auf Interdiktion hätten, um russische Schiffe zu stoppen, zu kontrollieren, zu beschlagnahmen, die Ladung zu konfiszieren etc. Ohne es zu belegen, wird unterstellt, dass mittels russischer Schiffe die Umwelt bedroht sei, der „Wertewesten“ ausspioniert und kritische Infrastruktur sabotiert würde und der Ölhandel Russlands (auch über die Ostsee) in irgendeiner Weise illegal wäre. Nichts davon trifft zu, solange es nicht belegt ist.
Aber öffentlich-rechtliche Sender haben als Gleichstrommedien kein Problem, ihre Zuschauer und Leser hinter die Fichte zu führen. Russophobie scheint inzwischen verpflichtend in der Berichterstattung zu sein. Dabei sind die unten aufgeführten Behauptungen niemals mit prüfbaren Fakten unterlegt worden:
„Estland hatte nach mehreren mutmaßlich auf Sabotage zurückzuführenden Kabelbrüchen in der Ostsee damit begonnen, die Schiffe der sogenannten russischen Schattenflotte stärker zu überwachen. Mehr als 450 Schiffe wurden seit Juni laut Behördenangaben überprüft. Das zeige, dass die Schiffe der Schattenflotte nicht ungestraft davonkommen und gestoppt werden könnten, sagte Estlands Außenminister Margus Tsahkna.“ (16)
Da nichts belegt ist, greift dadurch mitnichten ein juristisches Recht. Allerdings verankert sich in der dadurch manipulierten Gesellschaft ein moralisches Recht, seinerseits illegales Handeln in legales verwandeln zu dürfen. Wir können es drehen und wenden, wie wir wollen — es handelt sich um Piratenakte:
„Das 2005 verabschiedete und 2010 in Kraft getretene Protokoll zum Übereinkommen zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschifffahrt von 1988 (SUA-Protokoll 2005) bestätigt den Grundsatz, dass Handelsschiffe unter fremder Flagge auf Hoher See nur mit dem Einverständnis des Flaggenstaats angehalten und durchsucht werden dürfen.“ (17)
Kriegsparteien
Was interessiert die Administrationen der EU, der NATO und der ihrer Mitgliedsstaaten schon Seerecht, also Völkerrecht? Praktisch befindet man sich im Krieg mit Russland. Wenn man sich im Krieg befindet, ist prinzipiell alles erlaubt, was machttechnisch durchsetzbar ist. Und hier beginnen ernsthafte Probleme. Denn das NATO-„Bündnis“, die EU und Großbritannien überreizen schon längst ihr Blatt. Und Russland weiß das. Russland weiß um die Stärken und Schwächen seiner Gegner. Russland wird auch früher oder später geeignete Trümpfe ausspielen, um der Piraterie des Westens zu begegnen.
Dass im Krieg die Schranken fallen, gilt für alle Seiten. Wenn die eine Seite sich nicht an verbindliche Abkommen hält, dann hält die andere Seite nichts davon ab, ihrerseits diese Abkommen auszusetzen oder zu kündigen. Wenn das passiert, wird die westliche Propaganda sicher einen erneuten Sieg einfahren, indem sie ekstatisch auf den „russischen Völkerrechtsverletzungen“ herumreitet. Aber in Wirklichkeit reitet sie ihren eigenen zunehmend klapprigen Gaul weiter zu Schanden.
Und in dieser Situation, in der man längst selbst Opfer der eigenen Propaganda ist, sieht man westlicherseits die einzige Möglichkeit zu punkten darin, Moskau durch Provokationen zu unüberlegten Handlungen zu verleiten.
Zum Abschluss — und mit der Absicht, dem Leser noch eine humorige Note zu spendieren — sei noch eine weitere Räuberpistole erwähnt, die sich auf den Versuch der Kaperung des russischen Öltankers bezieht. Estland hat sich doch tatsächlich beschwert und eine Protestnote an den russischen Botschafter übermittelt (13i). Um dann noch die folgende Geschichte nachzulegen:
„Die estnische Marine habe versucht, ein ziviles Schiff in der Ostsee aufzuhalten, weil es zuvor angeblich ‚Piratengebiete‘ im Roten Meer und im Indischen Ozean durchfahren habe, sagte der Chef des estnischen Generalstabs Vahur Karus. Als sich die estnischen Boote dem Tanker näherten und ihn zum Anhalten aufforderten, sei eine russische Su-35 am Himmel erschienen.“ (18)
Es fehlt eigentlich nur noch eine Geschichte, dass die Besatzungsmitglieder „Corona“ gehabt hätten und deshalb das Schiff unter Quarantäne gestellt werden musste. Aber jeder halbwegs aufmerksame Leser fragt sich, welchen Weg Schiffe denn nehmen sollen, wenn sie die Passage durch den Suez-Kanal nutzen. Dann fahren sie doch automatisch in „Piratengebieten“. Darf man die jetzt also alle mal so kapern, „nur zur Sicherheit“? Und dazu noch ein letzter Schenkelklopfer für heute:
„Das Kampfflugzeug aus Russland habe keinen Flugplan übermittelt, seine elektronische Kennung ausgeschaltet gehabt und auch keinen Funkkontakt mit der estnischen Flugsicherung gehalten.“ (19)
Ganz offensichtlich hat sich Russland beim jüngsten Versuch der NATO, ein russisches Schiff zu kapern, auf keine Spielchen eingelassen. Diese bösen Russen aber auch. Propaganda ist zwar wirksam, doch in vielen, wenn nicht gar den meisten Fällen ist sie eben auch idiotisch.
Bitte bleiben Sie schön aufmerksam, liebe Leser.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.
(a1) In der Mitte des Finnischen Meerbusens befindet sich eine sechs Meilen breite Freizone internationaler Gewässer, die russische Häfen mit dem offenen Meer verbindet. Das Problem ist jedoch, dass die geografischen Gegebenheiten des Finnischen Meerbusens im Widerspruch zum internationalen Seerecht stehen. Das Seerecht selbst ist das einzige stabile Element in der Weltrechtsprechung. Westlich der russischen Insel Gogland rücken die Wirtschaftszonen Estlands und Finnlands eng zusammen und blockieren die freie Durchfahrt zu russischen Häfen. In einem bilateralen Vertrag verpflichteten sich Estland und Finnland 1994, „auf ihre Rechte zu verzichten“ und genau den Sechs-Meilen-Korridor, der zu den russischen Häfen führt, der internationalen Nutzung zu überlassen.
Dabei existiert ein ungewöhnlicher Rechtskonflikt. Nach dem internationalen Seerecht waren Estland und Finnland bereits verpflichtet, den Zugang zu den russischen Häfen nach den Regeln der maritimen Dienstbarkeit zu gewähren, die der üblichen „Land“-Dienstbarkeit ähnelt. Der springende Punkt ist jedoch, dass die Gültigkeit der Grunddienstbarkeit durch einen Gerichtsbeschluss gesichert werden muss. Zu diesem Zweck musste Russland Anfang der 1990er Jahre bei der Maritime Arbitration in London einen Antrag stellen, um eine Dienstbarkeit im Finnischen Meerbusen festzusetzen. Dies ist zwar eine Formalität, wurde aber nicht getan.
Infolgedessen haben Estland und Finnland sozusagen unabhängig voneinander eine internationale Sechs-Meilen-Zone im Finnischen Meerbusen eingerichtet. Dies ist der größte ungelöste Widerspruch innerhalb des Seerechts. Im Jahr 2023 dehnte Estland seine maritime Wirtschaftszone einseitig auf 24 Seemeilen aus, was zu einer Überschneidung mit finnischen Gewässern führte. Infolgedessen erlangte Estland die Kontrolle über den Sechs-Meilen-Korridor und betrachtet ihn nun nicht als internationale Gewässer, sondern als seine eigenen. Und der Parlamentsbeschluss vom April dieses Jahres gab Tallinn die Möglichkeit, mit militärischer Gewalt gegen alle Schiffe vorzugehen, die die Esten für verdächtig halten (20).
(a2) Die Übersetzungen erfolgten unter Zuhilfenahme von DeepL.com.
(1, 1i) 15.05.2025; ARD-Tagesschau; Estland warnt vor Eskalation rund um russische Tankerflotte; https://www.tagesschau.de/newsticker/liveblog-ukraine-donnerstag-468.html#Eskalation
(2) 14.11.2024; Europäisches Parlament; Parlament fordert hartes Durchgreifen der EU gegen Russlands „Schattenflotte“; https://www.europarl.europa.eu/news/de/press-room/20241111IPR25341/parlament-fordert-hartes-durchgreifen-der-eu-gegen-russlands-schattenflotte
(3) https://de.wikipedia.org/w/index.php?title=Schattenflotte&oldid=251388113; abgerufen: 18.05.2025
(4) https://en.wikipedia.org/w/index.php?title=Shadow_fleet&oldid=1225896001; abgerufen: 18.05.2025
(5) Verband Deutscher Reeder; Von wegen „Billigflagge“; https://ausbildung.reederverband.de/de/schifffahrtswelt/von-wegen-billigflagge; abgerufen: 18.05.2025
(6) Wirtschaftslexikon24.com; Billigflagge; https://www.wirtschaftslexikon24.com/e/billigflagge/billigflagge.htm; abgerufen: 18.05.2025
(7, 7i) 14.01.2025; ARD-Tagesschau; Detlev Landmesser; Putins schwarze Tanker; https://www.tagesschau.de/wirtschaft/weltwirtschaft/russland-schattenflotte-102.html
(8) Feeddi; Wie alte werden Öltanker?; https://feeddi.com/wie-alt-werden-oltanker; abgerufen: 18.05.2025
(9) https://de.wikipedia.org/wiki/Tanker#%C3%96ltanker_2; abgerufen: 18.05.2025
(10) VesselFinder; Crude Oil Tanker; Jaguar, IMO 9293002; https://www.vesselfinder.com/vessels/details/9293002; abgerufen: 18.05.2025
(11) 13.06.2022; Versicherugswirtschaft Heute; Russlands staatlicher Rückversicherer übernimmt Haftung für Öltanker; https://versicherungswirtschaft-heute.de/politik-und-regulierung/2022-06-13/russlands-staatlicher-ruckversicherer-ubernimmt-haftung-fur-oltanker/
(12, 12i) 15.05.2025; Southfront; State-Sponsored Piracy? Estonia’s NATO-Backed Interception of Tanker Sparks Outrage; https://www.southfront.press/state-sponsored-piracy-estonias-nato-backed-interception-of-tanker-sparks-outrage/
(13, 13i) 14.05.2025; ntv; Russischer Kampfjet dringt in Estlands Luftraum ein — um Öltanker zu helfen?; https://www.n-tv.de/politik/Russischer-Kampfjet-dringt-in-Estlands-Luftraum-ein-um-Oltanker-zu-helfen-article25768432.html
(14, 14i) 08.06.2022; Staatslexikon online; Markus Kotzur; Piraterie; https://www.staatslexikon-online.de/Lexikon/Piraterie
(15) 22.12.2014; Umweltbundesamt; Das Seerechtsübereinkommen der Vereinten Nationen; https://www.umweltbundesamt.de/themen/nachhaltigkeit-strategien-internationales/arktis/rechtlicher-institutioneller-rahmen-der-arktis/das-seerechtsuebereinkommen-der-vereinten-nationen#seerechtsubereinkommen-sru
(16) 27.04.2025; ARD-Tagesschau; Estland lässt festgesetzten Öltanker weiterfahren; https://www.tagesschau.de/ausland/oeltanker-estland-russland-100.html
(17) 2011; Bundesministerium für Bildung und Forschung; Doris König, Tim René Salomon, Thilo Neumann, Andreas S. Kolb; Piraterie und maritimer Terrorismus als Herausforderungen für die Seesicherheit; https://d-nb.info/1013880013/34; S. 56
(18) 16.05.2025; Reporter; „They wanted to check documents, but the Russian Air Force arrived“: Estonia explains the attempt to seize a tanker with a Russian crew on board; https://en.topcor.ru/59923-hoteli-proverit-dokumenty-no-prileteli-vvs-rf-jestonija-objasnila-popytku-zahvata-tankera-s-rossijskim-jekipazhem-na-bortu.html
(19) 18.05.2025; Merkur.de; Gregor-José Moser; Ostsee-Vorfall: Kampfjet Russlands im Luftraum von NATO-Staat; https://www.merkur.de/politik/ostsee-vorfall-kampfjet-russlands-im-luftraum-von-nato-staat-93733468.html
(20) 19.05.2025; RT deutsch; Estland eilt zur Tat: Russland wird das Problem der Ostsee lösen müssen; https://freedert.online/europa/245410-estland-eilt-zur-tat-russland/
(b1) Russischer Tanker, Route; 13.05.2025; Southfront; https://s5.cdnstatic.space/wp-content/uploads/2025/05/jag.jpg
(v1) Versuch von NATO-Kräften, russischen Tanker zu kapern; 13.05.2025; https://s5.cdnstatic.space/wp-content/uploads/2025/05/jag.mp4?_=1
(Titelbild) Tanker, Öltanker, Meer; 03.05.2020; Mohamed Aly (Pixabay); https://pixabay.com/photos/tanker-ship-vlcc-vessel-oil-industry-5117014/; Lizenz: Pixabay License
Da sich Geschichte zwar nicht wiederholt, aber reimt, ein Blick auf das Mare nostrum romanum: Es konnte erstmalig als solches bezeichnet werden mit der Angliederung von Ägypten an das Reich im Jahre 30 v. Chr. unter Caesar Augustus. Im Jahre 117 n. Chr. erlangte das Römische Reich unter Trajan seine größte Ausdehnung, die Teilung in Ostrom und Westrom im Jahre 395 n. Chr. nach dem Tode von Theodosius I. kann als Ende des Mare nostrum betrachtet werden (man hatte zwar zunächst nicht die Teilung des Reiches, sondern nur die der Herrschaft beabsichtigt, dennoch entwickelten sich die Teile fortan auseinander). Sein Bestand währte also 425 Jahre.
Im Jahre 2023 n. Chr. trat Finnland der NATO bei, im Jahre 2024 n. Chr. Schweden, ab diesem Zeitpunkt kann man wohl die Ostsee als Mare nostrum NATOum bezeichnen, insbesondere auch deshalb, da der Strategie gemäß der russische Zugang ab 2023 n. Chr. nicht mehr über internationales Gewässer möglich ist.
Wie lange wird die Ostsee in diesem Status verharren?
Das Römische Reich bestand mit seinen verschiedenen Phasen 1228 Jahre (Gründung 753 v. Chr., Untergang 476 n. Chr., das Jahr Null wurde übergangen), davon war das Mittelmeer ca. 35% der Zeit das Mare nostrum.
Die NATO ist nun 76 Jahre alt, davon ein Jahr mit der Ostsee als Mare nostrum. 75 Jahre NATO entsprechen gemäß obiger Rechnung 59% ihrer Zeit ohne jenes, mithin hat die NATO eine Gesamtlebensdauer von 127 Jahren, das Mare nostrum NATOum besteht bis kurz vor deren Ende.
(Eine vergleichbar absurde Rechnung hat auch der brave Soldat Schwejk einem Kameraden gegenüber in Jaroslav Haseks gleichnamigem Roman aufgemacht, er kam dabei auf eine Kriegsdauer von 15 Jahren, ausgehend vom Dreißigjährigen Krieg.)
Herzlich, Steffen Duck!
Vielen Dank Ped für deinen unermüdlichen Einstz für Frieden und Aufklärung, einen Blog wie deinen gibt es kein zweites Mal. Leider. Es fehlt die Reichweite damit die Bevölkerung die Lügen erkennen kann. Die Eskapaden der der EU, NATO und unserer neuen, noch traurigeren Regierung werden immer unerträglicher, ich hätte vor 20 Jahren, als ich die dunklen Pläne erfuhr, nie gedacht, dass die Methoden der Propaganda und des Faschismus so stark sind. Pass blos auf dich auf, nicht das du als Dissident auch verboten wirst, wie Lipp und Röper.
Gesundheit, Frieden und ein langes Leben Dir!
Dazu ein Artikel mit ergänzenden Informationen bei RT von Jewgeni Krutikow:
https://de.rt.com/europa/245410-estland-eilt-zur-tat-russland/
Auch hier stirbt einmal mehr die Hoffnung zuletzt, die Herr Krutikow mit dem letzten Satz zum Ausdruck bringt: „Und ich hoffe wirklich, dass sich früher oder später der gesunde Menschenverstand durchsetzen wird.“
Wie wir sehen, ist der „gesunde Menschenverstand aus dem Baltikum“ in Brüssel bestens repräsentiert. Die baltischen Kläffer provozieren auf Geheiss wo es geht. Vermutlich angestachelt von der wertewestlichen Kokser-Koalition, bauen sie bei einer massiven Reaktion seitens Russlands auf den NATO-Bündnisfall. Absehbar machen sie diese Rechnung aber ohne Trump.
Die kleinen Köter wollen unbedingt mit den grossen Hunden schiffen gehen und wundern sich, wenn ihre Ohren nass sind.
Was will man auch von einer Macht erwarten, deren Aufstieg zur Welt beherrschenden Supermacht im eben hier beschriebenen Verhalten, dem der Piraterie, begründet ist? Gemeint ist hier natürlich das inzwischen anglo-amerikanische „Imperium der Lügen“ (W. Putin), das bis heute aus den noblen britischen Clubsesseln heraus maßgeblich gesteuert wird.
Das Fundament wurde von Francis Drake gelegt, indem er die Schiffe der damaligen Supermacht, Spanien, plünderte. Natürlich wurde der zum „Sir“ geadelt. Er verhalf der ersten Elisabeth zu den Mitteln, mit denen dann die „Glory Royal Fleet“ gebaut werden konnte. „Britannia rules the waves“ ist der hochnäsige Ausdruck hierfür. So konnte das British Empire erst entstehen.
Das ursprüngliche Prinzip wird bis heute durchgezogen. Schwächere niederwerfen und sie bis zum Geht-nicht-mehr auszupressen.
Wie kann der russische Untermensch da nur so wenig Verständnis dafür aufbringen?