Dass hinter Krediten Leihgeschäfte stehen, ist auch für Jene, die sich nicht zu den sogenannten Experten zählen, keine sonderliche Neuigkeit. Was aber genau bei der Vergabe eines Kredits passiert, ist vielen nicht bekannt und soll im folgenden Artikel erläutert werden.


Ein Kauf steht an, aber die finanziellen Mittel stehen nicht zur Verfügung, also geht man zu einer Bank um sich bei dieser die notwendige Geldsumme zu borgen. Und wenn die Bank den Interessenten als kreditwürdig einstuft, wird sie ihm die  gewünschten Mittel verleihen – so hoch sie auch sein mögen. Danach ist man Schuldner, im Bankenwesen auch Debitor (von lat. debere – schulden) und über einen definierten Zeitraum verpflichtet, die Schulden zurück zu zahlen, in der Regel mit Zins und Zinseszins. Denken wir bei dieser Betrachtung (und den folgenden) daran, dass wir uns mit dem gesetzlich verordneten Schuldgeldsystem befassen, wissend, dass es keineswegs alternativlos ist. Nach gerade Skizziertem stellen sich nun zwei Fragen:

  • Woher hat die Bank als der Gläubiger, im Bankwesen Kreditor genannt (lat. credere – vertrauen, anvertrauen) das Geld? Von wem, über welche Prozesse und in welcher Form wird das Geld im derzeit weitestgehend verbindlichen (weil staatlich verordneten!) Geldsystem erzeugt?
  • Woher bekommt der Schuldner (Debitor) das Geld, einschl. der zu leistenden Zins -und Zinseszinsen für die Rückzahlung?

Wenn sich uns bei der Beantwortung dieser Fragen manche Logik nicht erschließt, Logik im Sinne von Gemeinnutz – denn darum, so meine ich sollte es ja eigentlich in einem Geldsystem gehen – dann liegt das nicht am fehlenden Intellekt sondern daran, dass dieses System den Fokus eben NICHT auf Gemeinnutz legt. Vielmehr liegt seine ideologische Basis und die entwickelten Wirkmechanismen in einem nur auf Eigennutz bedachten sogenannten homo oeconomicus und die Vorteile für die Gesellschaft fallen – nach Meinung der das vertretenden Wirtschaftsideologen – quasi nebenbei ab. Deren Interpretation des Wortes Vorteil bezieht sich dabei auf Mehrung von Wohlstand, in Form von persönlichem (privaten) Eigentum. Ob das wirklich erstrebenswert und von Vorteil ist, muss sehr ernsthaft in Frage gestellt werden und das wird im Artikel Unser Finanzsystem – Was es ist und was es nicht ist näher untersucht.

Noch eine weitere Bemerkung: Bewusst wird hier auf die das Wesentliche (absichtlich?) verbergende und den Interessenten abschreckende „Fachsprache“ des Bank- und Finanzwesens so weit als möglich verzichtet. Sprache muss verständlich sein und das kann sie auch in Bezug auf das Geldwesen.

Wann eine Bank Kredit geben darf

Bis heute wird vielfach – auch von nicht wenigen Wirtschafts- und Finanzexperten regelmäßig behauptet, dass die Einlagen der Kunden (Sparguthaben, Anlagen u.ä.) von den Geschäftsbanken genutzt werden, um sie als Kredite auszugeben. Die sogenannte finanzielle Intermediationstheorie wird teilweise sogar bis heute gelehrt, wurde allerdings niemals bewiesen und es ist erstaunlich, dass sie bis in die heutige Zeit überlebt hat. Selbst große Zentralbanken geben ohne wenn und aber zu, dass die Intermediationstheorie keinerlei Anwendung bei der Ausgabe von Krediten findet. 

Es gibt dazu sogar ein (nicht nur für Schulen geeignetes) aufklärerisches Büchlein der Deutschen Bundesbank [1], nebst einer weiteren ausführlicheren, sehr zu empfehlenden Dissertation für den Bildungsbereich (Schülerbuch für die Sekundarstufe II) [2] und auch die Bank of England hat frei weg erklärt: Geld wird per Bilanzverlängerung geschaffen [3] (dazu w.u. mehr). Das Kreditgeschäft findet, dass lässt sich festhalten, definitiv nicht mit Einlagen der Kunden statt.

Ist es dann eher richtig, dass solche Einlagen für die Bereitstellung der sogenannten Mindestreserve benötigt werden? Eine Voraussetzung die jede Geschäftsbank nach dem sogenannten fraktionalen Reservesystem erfüllen muss, um Kredite auszureichen. Die Mindestreserve muss eine Geschäftsbank danach auf ihrem Girokonto bei der Zentralbank des jeweiligen Staates als Guthaben vorhalten. Die Kontonummern der Geschäftsbanken kennen wir gut, es sind die Bankleitzahlen der jeweiligen Kreditinstitute. Über den von der Zentralbank definierten Mindestreservesatz errechnet sich die Höhe der Kredite, die eine Geschäftsbank ausgeben kann. Ein Beispiel:

Liegt der Mindestreservesatz für die Geschäftsbank bei einem Prozent und sie beabsichtigt Kredite in Höhe von einer Million Euro auszugeben, dann muss sie auf ihrem Konto bei der Zentralbank zehntausend Euro hinterlegen.

Man spricht hier von einem sogenannten Kredithebel und ein Prozent ist übrigens tatsächlich der seit 2012 bis heute (Stand: Juli 2015) gültige Mindestreservesatz der Deutschen Bundesbank [4], wie auch der Europäischen Zentralbank [5]. Zum Vergleich: Eine chinesische Geschäftsbank muss derzeit (Juni 2015) immerhin umgerechnet zweihundert Tausend Euro bei der chinesischen Volksbank (so heißt die Zentralbank in China) hinterlegen, um die gleiche Menge Kredit erteilen zu können. Woraus sich ein Mindestreservesatz von 20 Prozent ergibt [6]. Verfügt eine Geschäftsbank nicht über eine ausreichende Mindestreserve kann sie  sich – bei vorhandenen Sicherheiten – den Betrag übrigens auch bei der Zentralbank leihen und trotzdem das Kreditgeschäft durchführen.

Aber! Nicht ohne Grund wurde das fraktionale Reservesystem eingangs mit einem Fragezeichen versehen. Oben genannte Regelungen sind unbestreitbar aber werden sie auch tatsächlich angewendet? Das wird w.u. noch beantwortet.

Zusätzliche Voraussetzung für die Kreditvergabe ist das Vorhandensein einer gesetzlich festgelegten Eigenkapitalquote. Im Bankenwesen wird das Kernkapitalquote genannt und bezeichnet den Anteil des Eigenkapitals am Gesamtkapital (der Bilanzsumme) der Bank. Für deutsche Geschäftsbanken gilt eine Kernkapitalquote von sechs Prozent (seit 2015), ab dem Jahre 2019 soll sie um einen Prozentpunkt steigen. Wikipedia gibt hierzu eine bemerkenswerte Schlussfolgerung:

„Dies bedeutet, dass bei einer Kernkapitalquote von z. B. 7 % innerhalb eines Geschäftsjahres insgesamt 7 % der risikotragenden Aktiva ausfallen müssten, bevor das haftende Eigenkapital des betroffenen Kreditinstituts vollständig aufgezehrt ist und somit akute Insolvenzgefahr bestünde. [7]

Das ist interessant, ist doch die Erzeugung des Kredits ein reiner Buchungsvorgang (s.w.u.). Und dass die geliehene und schlicht aus dem Nichts geschöpfte Kreditsumme nun in den Aktiva und Passiva der Bank auftaucht, wo geht die Bank da ein Risiko ein?  Risiken hat eine Bank natürlich, aber denn auch im Zusammenhang mit der Kreditvergabe? In den Wirkmechanismen des Interbankensystems (was in diesen Artikel nicht beleuchtet wird) gibt es schon ein Risiko, aber nicht gegenüber dem Kunden, dem Kreditaufnehmer. Dies hier ist nichts anderes als ein wilkürliches Prozedere um dem Nullsummenspiel der doppelten Buchführung genüge zu tun.

Man könnte meinen, die doppelte Buchführung sei genau dazu geschaffen worden. Des weiteren darf nicht verschwiegen werden, dass Kreditinstitute heutzutage einen bemerkenswerten Freiraum zur Gestaltung ihrer Bilanzen haben (insbesondere der Bewertung eben ihrer Vermögensgegenstände), womit es ihnen möglich ist, die Bilanz – salopp gesagt – ganz legal zu „frisieren“, also die Eigenkapitalquote künstlich hoch zu treiben. Das übrigens ist (auch) einer der Gründe, warum nach der im Jahre 2008 ausgebrochenen Finanzkrise nur wenige Jahre später fast alle Banken wieder „Schwarze Zahlen“ schrieben.

Noch eine weitere Voraussetzung soll hier aufgeführt werden, ein annähernd ausgeglichener Saldo von Überweisungen von und zur Bank, bzw. ausreichend Mittel um einen negativen Saldo ausgleichen zu können. Dieser Fakt wird in einem Artikel zum Zentralbanken-System ausführlicher behandelt, an dieser Stelle sei nur gesagt, dass es eine wichtige Funktion innerhalb des sogenannten (und w.o. bereits erwähnten) Interbankensystems absichert.

Fiat-Money – Es werde Geld

Der Begriff Kreditinstitut wird heutzutage mit dem Begriff Bank faktisch gleichgesetzt, was schon ein wichtiger Hinweis darauf ist, dass Geld heutzutage (und nebenher gesagt auch schön früher) per Kredit erzeugt wird. Wie schon erwähnt, geschieht das über einen schlichten Buchungsvorgang, Geld wird aus dem Nichts erzeugt. „Fiat“ ist lateinisch und steht für „es werde„, abgewandelt aus dem göttlichen Spruch „fiat lux“ (es werde Licht), so Gott voll erschien offenbar Einigen diese Art der Geldschöpfung, dass sie Buchgeld (heute auch Giralgeld – grob übersetzt kreisendes Geld) mit dem Synonym Fiat-Money belegten. Was genau bei der Buchgeld-Schöpfung geschieht, erfordert einen kurzen Blick in die doppelte Buchführung.

Buchgeld entsteht bei der Kreditvergabe von Banken durch eine Buchung (daher der Name), genauer gesagt eine Bilanzverlängerung (ohne hier weiter darauf einzugehen, sei erwähnt, dass Buchgeld auch durch die Einzahlung von Bargeld auf Konten und Transfers verschiedener Währungen entsteht). Das bedeutet ein Eintragen der Kreditsumme sowohl auf der Aktiv- als auch auf der Passivseite des Geschäftskontos der Bank. Damit erhöht sich die Menge an Buchgeld (die sogenannte Geldmenge M1) um den Kreditbetrag.

Bilanzverlängerung bei Kreditvergabe
Aktiva Passiva
100T€ Forderung gegenüber Kreditnehmer 100T€ Verbindlichkeit gegenüber dem Kreditnehmer

Grundsätzlich bezeichnet Passiva die Herkunft einer Geldsumme und Aktiva deren Verwendung. Daneben gibt es noch eine weitere Klassifizierung: Aktiva (die linke Seite) beschreibt die Vermögen, Passiva (die rechte Seite) die Schulden.

Buchgeld auf der Habenseite eines Kundenkontos ist eine Forderung (auf Bargeld) gegenüber einer Bank. Das ist ein Risiko für den Kunden, da die Bank insolvent (zahlungsunfähig) werden kann, nicht weil Kredite ein Risiko für die Bank wären, sondern weil die Bank aus dem Kreditgeschäft mglw. nicht ihre stetig wachsenden Geschäftskosten bezahlen könnte. Die Sicherheiten für den Kredit werden vom Kreditnehmer gestellt, nicht von der Bank. Das  Geschäft macht sie aber mit den Zinsen, die dann später in deren Bilanz auftauchen:

Das Geschäft aus Zinsen in der Bilanz der Bank
Aktiva Passiva
1000€ Forderung gegenüber Kreditnehmer 500€ Zinserträge
  500€ Rückzahlung Darlehen

Die Darlehensrückzahlung führt zur Löschung von Buchgeld, sie verkürzt die Bilanz, sagt man. Die Zinsen aber wurden bei der Kreditvergabe nicht mit geschöpft und die entsprechenden Summen müssen anderen Wirtschaftsteilnehmern im Wettbewerb abgejagt werden! Wenn uns bewusst wird, dass die Geldschöpfung initial durch Kreditvergabe stattfindet (übrigens auch Zentralbanken können, neben Bargeld, Buchgeld schöpfen), muss einem unwohl werden. Denn unweigerlich erfordert die Notwendigkeit, Kredite samt Zinsen zu bedienen, für eine große Zahl von Kreditnehmern die Aufnahme neuer Kredite. Es ist einfach immer zu wenig Geld im Wirtschaftskreislauf – und das ist leider nicht alles. Da es sich um ein Zinseszinssystem handelt, wächst die Schuldenmenge (die Kreditmenge) ab einem bestimmten Zeitpunkt rasch, exponentiell an.

Entwicklung einer Geldmenge mit Zins und Zinseszins [8]
Jahre 10% 5% 2% 2% ohne Zinseszins
0 1000,00 1000,00 1000,00 1000,00
1 1100,00 1050,00 1020,00 1020,00
2 1210,00 1102,50 1040,40 1040,00
3 1331,00 1157,63 1061,21 1060,00
4 1464,10 1215,51 1082,43 1080,00
5 1610,51 1276,28 1104,08 1100,00
10 2593,74 1628,89 1218,99 1200,00
15 4177,25 2078,93 1345,87 1300,00
20 6727,50 2653,30 1485,95 1400,00
25 10834,71 3386,35 1640,61 1500,00
30 17449,40 4321,94 1811,36 1600,00

Wie sich aus der Tabelle ersehen lässt, wächst die Geldmenge bei der Anwendung des Zinseszins im Laufe der Jahre immer schneller an und je höher der Zinssatz, desto dramatischer der Effekt. Und noch einmal: Wie man im vereinfachten Beispiel aus der doppelten Buchführung ersehen konnte (s.o.), wird deutlich:

Zinsen spielen buchungstechnisch bei der Krediterstellung und damit verbundenen Buchgeldschöpfung keine Rolle. Sie tauchen wundersamer Weise erst in der Bilanz auf, wenn Tilgung PLUS Zinszahlung für den Kreditnehmer anstehen. Von Beginn an ist nicht genug Geld vorhanden, um alle Zinsen zu bezahlen, wobei die Diskrepanz gesamtwirtschaftlich ab einem bestimmten Zeitraum durch den Exponentialeffekt des Zinseszinses dramatisch zunimmt!

Noch ein paar Bemerkungen zur doppelten Buchführung und Bilanzbuchhaltung, schreckt doch ihre abgehobene Sprache viele Interessenten ab und hindert sie so, wichtige Erkenntnisse zu sammeln. Wunderbar veranschaulicht hat die Bilanz-Begrifflichkeiten Aktiva und Passiva der Schweizer Prof. f. Volkswirtschaftslehre Mathias Binswanger, er erläutert es so:

„Die Kreditvergabe ist ein Vorgang, der nur im Kontext von Bilanzlogik verständlich wird, hier der Bankbilanz. Links steht das Vermögen der Bank (Aktivseite). Rechts die Herkunft des Vermögens, also ihr Kapital, das sind die Schulden der Bank, darunter ihr Eigenkapital, worunter man solche „Schulden“ verstehen kann, die sie bei sich selbst macht und nicht irgendwann zurück zahlen muss (Passivseite). Beide Seiten sind im Vermögen angelegt, das Vermögen repräsentiert die Schulden. Analog könnte ein Wohnungseigentümer bilanzieren: Links der Wert der Wohnung, die sein Eigentum ist und sein Vermögen bildet, rechts der schon abgezahlte Teil des Hypothekarkredits [Hypothekenkredits] (Eigenkapital) plus das noch Abzuzahlende (Fremdkapital).“ [9]

Mangel durch Zinsen  und eine Notiz zum Ex Nihilo

Mit der Zinseszinsproblematik wird das Dilemma unseres aktuellen Schuldgeldsystems offenbar, dass sowohl in wirtschaftlicher, wie auch in sozialer und ethischer Hinsicht gewaltige Probleme geschaffen hat. Ideologisch gestützt und manipulativ auf die Menschen angewandt, wurden diese in einen Handlungszwang versetzt, der sie um treibt, die künstlich verknappte Ressource Geld zu beschaffen.

Das ganze Leben wurde nun auf diese Fiktion ausgerichtet und um dem künstlich erzeugten und erwiesenermaßen unstillbaren Geldmangel beizukommen, werden schrankenlos Ressourcen ausgebeutet, die Natur, die Rohstoffe und vor allem die Menschen selbst. Dadurch, dass die Menschen in geistiger(!) Abhängigkeit vom Schuldgeldsystem gehalten werden, bewegen sie sich in ihm egotistisch, eigennützig. Sie müssen es tun – und es geschieht Tag für Tag auf dieser Welt, mit ungeheuren Konsequenzen. Dieses System ist nicht gefährlich aufgrund seiner reinen Funktionalität, sondern weil es tief im Unterbewusstsein der Gesellschaften verankert ist. Damit wirkt es wie eine Scheuklappe und verhindert den Blick auf die wirklich erstrebenswerten, lebenswerten Aspekte menschlichen Daseins.

Damit ist auch die Antwort eher simpel, warum in unseren Gesellschaften an allen Ecken und Enden das Geld fehlt. Nun ja, es ist das nicht geschöpfte Geld für die Zinsen. Dass durch Kredite geschöpfte Geld ist aber mitnichten verschwunden, es ist nur ungleich – und damit ungerecht verteilt. Und nun werden auch Motive sichtbar, die ein Zinseszinssystem lukrativ machen – für Einzelne, auf Kosten der Gesellschaft.

Der Begriff „Geldschöpfung aus dem Nichts“ wird oft und gern verwendet (der Autor macht da keine Ausnahme), ist zum Selbstläufer geworden – aber eigentlich nicht ganz korrekt, warum? Nun, weil in der Regel jeder Debitor eine erbrachte Leistung als Sicherheit vorweisen muss, das lässt sich am Beispiel eines Hypothekenkredits sichtbar machen. Denn hier wird die Immobilie zum geschätzten Kreditbetrag gepfändet und geht erst nach vollständiger Begleichung der Kreditsumme tatsächlich in den Besitz des Debitors über. Basis der Geldschöpfung war also eine vorher erbrachte dingliche und nachfolgend veräußerliche Leistung, eben die der zuvor geschaffenen Immobilie, die außerdem mit einem Wert taxiert wurde. Dieser Aspekt sollte bei Nutzung des Ex nihilo – Begriffs im Hinterkopf behalten werden.

Wenn ein Kredit platzt

Kann ein Kreditnehmer den mit der Bank geschlossenen Kreditvertrag nicht mehr einhalten, ist er also zahlungsunfähig, kann die Bank die bei Vertragsabschluss vereinbarten Sicherheiten einfordern. Das ist für diese in mehrfacher Hinsicht komfortabel. Zwar muss sie geplante Einnahmen aus Zinsen streichen (was keinesfalls mit Verlusten gleich zu setzen ist), jedoch kommt sie in den Besitz materieller Werte, für die sie zuvor keinerlei adäquate Leistungen erbracht hat – außer der Buchgeldschöpfung, der Eingabe einiger Werte in einen Computer. Die (z.B.) Immobilie erhöht nun ihr Kapital und diese Wertsteigerung ist geradezu greifbar, im Gegensatz zum inflationären Buchgeld. Und zusätzlich bleibt sie auch im Besitz der zuvor vom Kreditnehmer geleisteten Zinszahlungen, deren Beträge von ihm in der Realwirtschaft mittels tatsächlicher realer Wertschöpfung (z.B. durch Arbeit) eingeholt werden musste. Damit ist sämtliches Risiko auf Seiten des Kreditnehmers und trifft ihn im Erlebensfall mit voller Härte.

In der Bilanz bucht die Bank den Kreditausfall als Forderung aus, was bilanztechnisch ihren Gewinn schmälert. Jedoch nur scheinbar; eben genau durch diesen buchhalterischen Trick. Würde nämlich auch die Sichteinlage des Kreditnehmers, also dessen Girokonto auf welchem ihm der Kredit bereitgestellt wurde (sprich das dahinter stehende Buchungskonto) aufgelöst, wäre der Kreditausfall für die Bank erfolgsneutral. Das Ergebnis wäre für sie nicht anders als bei einer vollständigen Kreditrückzahlung (abzüglich natürlich der ausgefallenen Zinsen).

Die Konsequenzen  dessen sind zweierlei: Erstens wirkt der „Verlust“ für die Bank steuermindernd für selbige, ein schöner Nebeneffekt und des weiteren bleibt damit das einmal geschöpfte Kreditgeld lebendig, erhöht die Buchgeldmenge und kreist weiter im Bankensystem. Das Schuldgeldsystem kann sich ja eines gerade nicht leisten, die Rückzahlung aller Schulden, würde das geschehen, gäbe es kein Geld mehr! Das wäre also das Ende eines gigantischen Pyramidenspiels und so darf die Geldmenge niemals sinken, womit gesagt ist, dass dieser buchhalterische Trick (s.o.) schlicht System sichernd ist.

Das fraktionale Reservesystem – Geschickte Täuschung?

Setzen wir hinter das fraktionale Reservesystem ein Fragezeichen, ändert das nichts an der Tatsache, dass die Geldschöpfung aus dem Nichts (ex nihilo) mittels Buchung bei einer Kreditvergabe vonstatten geht und dass die geforderten Zinsen nicht Teil der Geldschöpfung sind. Wie aber steht es um die Theorie der Mindestreserve als Voraussetzung der Geldschöpfung. Bekanntlich ist immer die Praxis das Kriterium der Wahrheit, die empirische Untersuchung einer Theorie auf ihren Wahrheitsgehalt. Werden also veröffentlichte Gesetze zum Vorhalten einer Mindestreserve auf den Konten der Zentralbanken tatsächlich angewandt? Prüft jemand diesen Sachverhalt, irgendein Kontrollorgan bzw. die Bank selbst, eben z.B., wenn sie einen Kredit vergibt?

Genau das prüfte der im englischen Southampton lehrende deutsche Professor Richard A.Werner. Zwei Jahre suchte er nach einer Bank, die seine empirische Studie akzeptieren und mit ihm kooperieren würde, bis er bei einer kleinen deutschen Genossenschaftsbank, der Raiffeisenbank von Wildenberg fündig wurde. Hier nahm er für die Studie einen Kredit von 200 Tausend Euro auf, dessen Werden in den Büchern penibel dokumentiert und analysiert wurde. Das Ergebnis war verblüffend, denn ein Abrufen des Konto´s bei der Zentralbank (Deutsche Bundesbank) zur Prüfung der Mindestreserve gehörte zu keinem Zeitpunkt in den Kreditierungsprozess – und nachfolgend wurde das so getätigte Verfahren ausdrücklich von den Bankvorständen bestätigt. Die Bank schöpfte das zugehörige Buchgeld tatsächlich aus dem Nichts – und war dabei keinerlei Beschränkungen unterworfen. [10][11][12]

Die sich daraus herleitende Schlussfolgerung ist außerordentlich bedeutsam. Denn damit kann jedes Kreditinstitut, welches pleite geht, ohne Weiteres durch andere Banken ersetzt werden. Es gibt kein too big to fail (zu groß, um den Konkurs zu zulassen), Banken müssen nicht mit Steuergeldern gerettet werden!

Von was Banken leben

Wenn Banken so ohne weiteres Geld schöpfen und dafür auch noch Zinsen verlangen können, faktisch in beliebiger Höhe, fragt man sich unwillkürlich, wie denn eine Bank überhaupt pleite gehen kann. Welches Risiko trägt sie denn tatsächlich? Nun, die Antworten sind doch eher simpel. Klar dürfte wohl sein, dass ohne Kreditvergabe eine Kreditbank auf Dauer nicht bestehen kann. Sie benötigt sowohl das reine, durch Kredit geschöpfte Buchgeld, als auch die einhergehenden Zinsen und Gebühren (Anm.: Gebühren werden übrigens gleich den Zinsen ebenfalls nicht als Geld geschöpft.) Die meisten Banken haben einen ziemlich aufgeblähten Personalbestand, der dauerhaft enorme Kosten verursacht – das es auch anders geht, dazu s.w.u. Kreditbanken verbriefen außerdem (langfristig) angelegte Gelder ihrer Kunden, um Profit zu schöpfen, auch dieser Handel muss unentwegt florieren, damit das Bankgeschäft betrieben werden kann.

Das entscheidende Risiko jedoch liegt in der maßlosen Gier, die sich in dieser Finanzwelt inzwischen ungehindert entfalten kann und sich in dem extrem aufgeblähten Finanzsektor widerspiegelt. Beschönigend und für den einfachen Bankmitarbeiter gar nicht lustig, kann man es auch mit dem Begriff „Zu hohe Personalkosten“ zusammenfassen, wenn der Egoismus, die Arroganz und Größenwahnsinn von Managern und bestimmten Angestellten diese zu Hasardeuren macht, weil sie genau dafür mit exorbitanten Gehältern und Boni belohnt werden. Dieses unverantwortliche und rücksichtslos auf Eigennutz getrimmte Handeln hat durch die Liberalisierung der Finanzmärkte Ende des vergangenen Jahrtausends ungeahnte Freiheiten gewonnen und Banken damit zu fragilen Gebilden gemacht.

Würde denn ein maßvolles, der Verantwortung gegenüber dem Kunden gerecht werdendes Geschäftsgebaren dieser die notwendigen finanziellen Freiräume zur Deckung der Kosten ermöglichen? Ließe sich das Kreditgeschäft, welches der Leser nach Studium dieses Artikels als eher banal ansehen könnte, nicht mit viel, viel geringeren Kosten und dabei auf viele Jahrzehnte stabil gestalten? Selbstverständlich! Was möglich ist zeigt dieses Beispiel:

„Die 1890 gegründete Raiffeisenbank Gammesfeld ist eine der kleinsten Banken Deutschlands. Sie wird von einer einzigen Person betrieben und besaß im Jahr 2009 noch keinen Computer, was sich mittlerweile geändert hat, und das Telefon war noch ein Wählscheibentelefon.

Ende der 1980er-Jahre entzog ihr die Bankenaufsicht die Betriebserlaubnis, da mit nur einer Person als Vorstand und Kassier das Vier-Augen-Prinzip nicht umgesetzt werden konnte. Fritz Vogt, dem Enkel des Gründers und damaligen Vorstand der Bank, drohte eine dreijährige Gefängnisstrafe, wegen illegalen Bankbetriebs. Das Bundesverwaltungsgericht Berlin entschied im Jahr 1990 jedoch, dass der Betrieb der Bank ohne die üblichen zwei hauptamtlichen Mitarbeiter rechtens sei.

… Bis heute ist die Bank nicht online an die genossenschaftlichen Rechenzentralen angeschlossen. Überweisungen werden handschriftlich oder via Schreibmaschine auf Papier ausgefüllt und per Post zur Rechenzentrale geschickt. Die Onlineanbindung an die GAD eG oder die Fiducia IT AG [Anm.: IT-Unternehmen die für die Genossenschaftsbanken tätig sind] würden laut Aussage von Peter Breiter jährlich 50.000 € kosten. Diese zusätzlichen Ausgaben würden die Erträge der Kunden unverhältnismäßig schmälern.“ [13]

Zur Verdeutlichung: Diese Bank hat eine Bilanzsumme von annähernd 30 Millionen €, über 300 Mitglieder, verwaltet Einlagen (vorrangig Sparguthaben) von etwa 28 Millionen € und ihr Kreditvolumen liegt bei über 10 Milionen €. [14] Und hat wieviel Mitarbeiter?

EINEN!

Es ist der Geschäftsführer und gleichzeitig sein einziger und eigener Angestellter. Und diese Bank ist über 120 Jahre alt [15], DAS ist ein echtes Erfolgsmodell – im Rahmen eines Zinssystems, dessen Probleme es natürlich trotzdem nicht löst. Und zeigt, dass unser Finanzsystem die Akteure keinesfalls zwingt, den von der Politik in den vergangenen 30 Jahren frei gelassenen Neoliberalismus auszuleben. Die Menschen haben selbstverständlich über die Wahrnehmung ihrer Verantwortung die Möglichkeit, auch in diesem Schuldgeldsystem kooperativ zu handeln.


 Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen – insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors – kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

[1] Kinderbuch: Dem Geld auf der Spur; Deutsche Bundesbank; Januar 2014; https://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Schule_und_Bildung/kinderbuch_dem_geld_auf_der_spur.html

[2] Geld und Geldpolitik; Deutsche Bundesbank; Januar 2014; http://www.bundesbank.de/Redaktion/DE/Downloads/Veroeffentlichungen/Buch_Broschuere_Flyer/geld_und_geldpolitik.html

[3] Informationsblatt der Bank of England; http://www.bankofengland.co.uk/publications/Documents/quarterlybulletin/2014/qb14q101.pdf

[4] http://www.bundesbank.de/Navigation/DE/Aufgaben/Geldpolitik/Mindestreserven/Zinssaetze_Reservesaetze/zinssaetze_reservesaetze.html#doc1662bodyText4

[5] http://de.wikipedia.org/wiki/Europ%C3%A4ische_Zentralbank#Mindestreserve

[6] Online-Präsenz der chinesischen Volksbank; http://www.pbc.gov.cn/

[7] http://de.wikipedia.org/wiki/Kernkapitalquote#Hintergrund

[8] Ein Finanzsystem, das zum scheitern verurteilt ist; Alexis Schmidt; 13.6.2014; http://alexisschmidt.com/zinseszins-ein-finanzsystem-das-zum-scheitern-verurteilt-ist/

[9] Zu viele Kredite; Michael Jäger; 29.6.2015; https://www.freitag.de/autoren/michael-jaeger/zu-viele-kredite/

[10] Can banks individually create money out of nothing? — The theories and the empirical evidence; Richard A.Werner; 16.9.2014; Centre for Banking, Finance and Sustainable Development, University of Southampton, United Kingdom; http://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S1057521914001070

[11] Gestern Gaga – heute Mainstream; Norbert Häring; 27.4.2015;  Handelsblatt

[12] Wird Geld wirklich aus dem Nichts erschaffen?; Konrad Hausener; 15.10.2012; http://www.theintelligence.de/index.php/wirtschaft/finanzen/4932-wird-geld-wirklich-aus-dem-nichts-erschaffen.html

[13][14] http://de.wikipedia.org/wiki/Raiffeisenbank_Gammesfeld

[15] http://www.monetative.de/wie-entsteht-giralgeld-und-wie-kommt-es-in-umlauf/

http://www.cashkurs.com/kategorie/gesellschaft-und-politik/beitrag/das-zweistufige-geldsystem-bar-und-giralgeld-helmut-reinhardt/

http://www.miprox.de/Wirtschaft_allgemein/Aktiva_und_Passiva.html

https://vollgeld.wordpress.com/faq/was-passiert-bei-der-kreditvergabe-durch-banken/

Von Ped

4 Gedanken zu „Kredite – Der Hebel zur Geldschöpfung“
    1. Quellen stimmen und funktionieren, habe ich gerade geprüft.
      Schauen Sie bitte auf meine Beiträge. Im Schnitt sind es 20 bis 40 Links pro Artikel. Alle Artikel aus den Links auf den Server zu laden, frisst Speicher (da ja keine Ablage in einer Datenbank) und erzeugt erheblichen Mehraufwand, den ich mir derzeit nicht leisten kann. Eine Reihe von (aus meiner Sicht) sehr wichtigen Beiträgen sichere ich lokal.
      Danke trotzdem für Ihren Ratschlag und eine gute Woche!
      Freundliche Grüße
      ped43z

      PS: Jetzt habe ich verstanden, Sie haben mir die korrigierten Links gesendet. Ich pflege das ein. Vielen Dank!

  1. Vielen Dank für diesen und die damit verlinkten Artikel, lieber Ped.

    Habe ich ein Kernproblem richtig verstanden (weshalb die Banken keine Verluste machen können), nämlich, dass die Sicherheiten der Kunden bei der Geschäftsbank dem tatsächlich „verliehenem“ Buchgeldwert in etwa gleichkommen, der Eigenanteil (also die dingliche Sicherheit der Geschäftsbank gegenüber der Zentralbank) der Geschäftsbank für den Erwerb weiteren Zentralbankgeldes im Falle von Ausgleichsnotwendigkeit auf einem IBKK aber nur einen geringen Prozentsatz darstellen (dabei klammer ich den Kreditrahmen den die Banken untereinander aufgrund der andauernden Zirkulation auf den IBKKs ausmachen mal aus, obwohl der natürlich auch noch hinzukommt)? Weil ansonsten könnte man ja den Kreis schließen und mal ganz pauschal sagen, dass die Sicherheit, die Bank 1 für den Kreditausfall des Kunden X bei Bank 1 bekommt von ihr ja wieder eingesetzt werden muss, um Zentralbankgeld zu beschaffen, welches es dem Zentralbankkonto von Bank 2 überweisen kann (da diese Bank 2 ja, wenn Kunde X das von Bank 1 geliehende Geld an Kunde Y bei Bank 2 überwiesen hat, nun diesen Betrag, als nicht selbst geschöpftes und damit nicht durch Verbindlichkeit gegenüber einem Kunden gedecktes, dennoch aber Anspruch auf tatsächliches Bargeld darstellendes Geld, quasi zu viel in ihrer Bilanz hat (als Forderung des Kunden Y gegenüber der Bank 2 auf seinem Girokonto) und, um dem Geld von Bank 1 zu vertrauen, dementsprechend eine Überweisung auf ihr Zentralbankkonto fordert).
    Also andersrum ausgedrückt: Wenn die Quote an zu leistenden Sicherheiten seitens der Zentralbank an die Geschäftsbanken zur Gewährung von Guthaben auf deren Zentralbankkonto genau so groß wäre wie die Quote an zu leistenden Sicherheiten seitens der Geschäftsbank an ihre Kunden zur Gewährung von Guthaben auf deren Girokonto bei der Geschäftsbank – wäre der Kreis dann geschlossen? Also ich meine im Fall von Ausfall der Rückzahlung des Geschäftsbankkunden, also ohne, dass Zinsen anfallen. Weil dann würde ja e.g. das Haus, dass der Geschäftsbankkunde nach Ausfall der Rückzahlung seines Kredits an die Geschäftsbank gibt von der Geschäftsbank direkt eingesetzt werden müssen, um Zentralbankgeld zu bekommen, welches sie derjenigen Geschäftsbank überweisen muss, bei der der Geschäftsbankkunde sein Giralgeld zum Kauf von Produkten verwendet hat (natürlich über einen Kunden der anderen Geschäftsbank, der bei dieser ein Girokonto führt). Das hieße, wenn die Quoten gleich sind besteht das Risiko der Geschäftsbanken darin, dass sie keinen Gewinn machen, aber trotzdem ihre laufenden Betriebskosten bezahlen muss.
    Ich weiß nicht ob ich mich verständlich ausgedrückt habe… aber ist es also so, dass (jetzt nur im Fall von Kreditausfall und dementsprechender nicht-Zahlung der Zinsen) die niedrigere Sicherheitsleistung der Geschäftsbank bei der Zentralbank als die SIcherheitsleistung des Kunden bei der Geschäftsbank dazu führt, dass die Geschäftsbank einen Teil des gepfändeten Hauses des Kunden behalten kann und das ihren Gewinn darstellt?

    liebe Grüße, gris

    1. […] dass die Sicherheiten der Kunden bei der Geschäftsbank dem tatsächlich „verliehenem“ Buchgeldwert in etwa gleichkommen

      dem aus dem Nichts geschöpften Buchgeldwert. Wie die Sicherheiten „bewertet“ werden, ist logischerweise subjektiv, oft willkürlich und spiegelt also Macht. Die Bewertung ist emotional nicht rational.

      der Eigenanteil (also die dingliche Sicherheit der Geschäftsbank gegenüber der Zentralbank) der Geschäftsbank für den Erwerb weiteren Zentralbankgeldes im Falle von Ausgleichsnotwendigkeit auf einem IBKK aber nur einen geringen Prozentsatz darstellen

      Nicht ganz. Eigenkapital (EK) wird zum ersten für die Geschäftstätigkeit der Bank vorgeschrieben – theoretisch. In der Praxis sieht das anders aus, denn WIE bewertet wird, ist subjektiv (s.o.). EK kann außerdem jederzeit zum Kauf von Zentralbankgeld (ZBG) verwendet werden. Dieses ZBG wird dann auf dem ZB-Konto der Geschäftsbank als Haben gebucht und füllt die sogenannte Mindestreserve. Die Mindestreserve dient also neben ihrer Funktion im Interbanken-Kreislauf „eigentlich“ (wieder theoretisch!) als Kredithebel.

      (dabei klammer ich den Kreditrahmen den die Banken untereinander aufgrund der andauernden Zirkulation auf den IBKKs ausmachen mal aus, obwohl der natürlich auch noch hinzukommt)?

      Richtig, Kredite im Interbanken-System haben nichts mit der Kreditschöpfung auf der Geschäftskunden-Ebene zu tun.

      Doch ist jeder Kredit eine Forderung auf Bargeld; auf Zentralbankgeld! Buchgeld ist Schuld der Bank. Wird Buchgeld zu einer anderen Bank transferiert, wird Schuld abgewälzt (ist das nicht herrlich, das Gleichnis zum Wirken anderer gesellschaftlicher Prozesse zu erkennen?). Das lässt die Empfängerbank nicht zu und so pocht sie auf Bares als Wahres; gegen Zinsen. Dahinter steckt der Leitzins. So die Theorie. Leider bilden die meisten GB einen Trust. Deshalb auch der Begriff der kooperativen Geldschöpfung, über den die Banken (über denen sie sich über alle Maßen gegenseitig immense Kredite gaben) ihre Kreditschöpfung anheben können.

      Also ich meine im Fall von Ausfall der Rückzahlung des Geschäftsbankkunden, also ohne, dass Zinsen anfallen. Weil dann würde ja e.g. das Haus, dass der Geschäftsbankkunde nach Ausfall der Rückzahlung seines Kredits an die Geschäftsbank gibt von der Geschäftsbank direkt eingesetzt werden müssen, um Zentralbankgeld zu bekommen, welches sie derjenigen Geschäftsbank überweisen muss […]

      Und das muss die GB eben nicht. Es ist wie beim Pfandleiher; das Gepfändete wird zum Eigentum, wenn der Schuldner nicht mehr einlösen kann. Die GB wird also die Immobilie, sofort wieder auf dem Markt anbieten, um einen neuen Kredit (respektive der erwarteten Zinsen) generieren zu können. Geschaut wird (theoretisch!) nur, ob EK und Mindestreserve in vorgeschriebener Höhe vorhanden sind.

      Das kreisende Giralgeld (mit dem korrespondierenden ZB-Geld(!) im Interbanken-System haben mit dem Kreditschöpfungs-Prozess selbst erst einmal nichts zu tun.

      Was völlig bei der Betrachtung der GB unterschlagen wird: Sie halten ihre Geschäftstätigkeit eben nicht nur über generierte Zinsen aufrecht, sondern immer mehr über Gebühren.

      dass die Geschäftsbank einen Teil des gepfändeten Hauses des Kunden behalten kann und das ihren Gewinn darstellt?

      Jein. Es ist buchungstechnisch kein Gewinn, sondern sogar das Gegenteil. Da im Soll keine Löschung erfolgt, ist ein solcher Vorgang steuermindernd. Und es erhöht die EK-Quote, aber auch die Kosten. Deswegen wird die Bank versuchen, so schnell wie möglich das Haus wieder „abzustoßen“; natürlich über einen neuen Kredit mit den entsprechenden Zinseinnahmen.

      Viele (gute!) Fragen und sicher noch nicht vollständig zufriedenstellend beantwortet 😉
      Aber ein Anfang ist ja gemacht.
      Herzliche Grüße von Ped

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