Entwurzelt und benutzbar
Bevor Adolf Hitler hochoffiziell zum „Führer“ des Deutschen Reiches ernannt werden würde, mussten unter anderem zwei grundsätzliche Phänomene eintreten: Adolf Hitler musste selbst daran glauben, dass er eine gottgewollte Eignung zum Führer in die Wiege gelegt bekommen hatte. Und diese Eignung galt es zu entdecken. Oder auch: Diejenigen, welche Hitlers Talent zum Führer glaubten entdeckt zu haben, sorgten auch dafür, dass in Hitler selbst dieser Glaube erweckt wurde.
Nach dieser in Hitler angestoßenen Erweckung würden in dem stillen, gehorsamen Mitläufer die Potenziale eines politischen Aktivisten, eines eifernden Demagogen und, nicht zu vergessen, die eines Machtmenschen freigelegt werden. Nach außen hin war es bis dahin nicht offensichtlich, dass in Adolf Hitler etwas in dieser Art schlummern könnte.
Doch so demoralisiert und entwurzelt sich Adolf Hitler bei Kriegsende auch zeigte, so günstig war dies für seine Neuprägung in den kommenden Monaten. Die Psyche Hitlers bot sich an wie ein Feld, das es zu bestellen galt.
„In dieser Zeit war Hitler bereit, sich mit jedem einzulassen, der ihm freundlich gesinnt war. […] Er hätte für einen jüdischen oder französischen Arbeitgeber genauso gern gearbeitet, wie für einen Arier. Als ich ihn das erste Mal traf, glich er einem müden streunenden Hund, der nach einem Herrn suchte. Wie immer ihn phantasievolle Publizisten jetzt beschreiben mögen — zu jener Zeit war er gegenüber dem deutschen Volk und seinem Schicksal vollständig gleichgültig.“ (1)
Diese Aussage stammt von Karl Mayr, einem Hauptmann des damals gerade neu gegründeten Übergangsheeres — gleichzeitig Kern der im Aufbau befindlichen Reichswehr. Karl Mayr sollte im Jahre 1919 direkter Vorgesetzter Adolf Hitlers werden. Das hochspannende Thema um Mayrs Rolle bei Hitlers Politisierung wird im Späteren noch ausführlich behandelt.
Zur Psyche Hitlers, gleich der Millionen anderer deutscher Soldaten, gesellte sich die damalige, verworrene gesellschaftliche Lage in Deutschland:
„Die politische Landschaft war gespalten und in die unterschiedlichsten Lager zersplittert. In München hatte sich Ende 1918 eine sozialistische Räterepublik etabliert. In dieses München kehrte Adolf Hitler nach seinem Lazarettaufenthalt zurück. Eine bürgerliche Existenz schien ihm nicht vorstellbar, und so verblieb er als Soldat in der Münchener Kaserne, wo er bald zum Vertrauensmann und damit zum Kontaktmann zur Räteregierung gewählt wurde. Nach dem Mord an deren jüdischem Ministerpräsidenten Kurt Eisner sah man Hitler als Teilnehmer des Trauerzuges. Kurz danach begann er für die neu gebildete Propagandaabteilung der Reichswehrverwaltung mit der Beobachtung verdächtiger politischer Gruppierungen.“ (2)
Der Autor hält das Zitat vor allem deshalb für bemerkenswert, weil es Raum für Interpretationen lässt. Denn in vielen historischen Bewertungen wird Hitlers Teilnahme an Eisners Beerdigung in einer Weise gedeutet, dass Hitler in jener Zeit mit der Bewegung Eisners, gar mit den deutschen Kommunisten sympathisiert hätte. Dem steht einiges entgegen.
Dass die Propagandaabteilung der Reichswehrverwaltung erst nach Eisners Tod gegründet wurde, schließt auch nicht aus, dass Hitler bereits in jenen Tagen im Auftrag der Reichswehr Informationen sammelte. Es bot sich im Gegenteil geradezu an, weil Hitler als Vertrauensmann auch einen formalen Kontakt zur Räteregierung übertragen bekommen hatte und deshalb sozusagen per Mandat Eisners Beerdigung beiwohnte (a1). Daher deutet der Autor Hitlers Besuch des Trauerzuges für Kurt Eisner eher als erste Episode seiner nun rasant an Fahrt aufnehmenden politischen Laufbahn.
Im Übergangsheer
Das Übergangsheer wurde so genannt, weil es jene deutsche Armee beschreibt, die in der Zeit von Ende 1918 bis 1921 vom Kaiserlichen Heer zur Reichswehr transformiert wurde. Das kann leicht den Eindruck einer unpolitischen Formalie erwecken, was allerdings der Rolle dieser Struktur ganz und gar nicht gerecht würde. Denn im Übergangsheer, gleichzeitig ein intern und extern verbundenes, feinmaschiges Netzwerk, wurde aktiv Politik betrieben. Und wir werden erfahren, dass das Übergangsheer eine Kaderschmiede darstellte, in der auch Adolf Hitler seine ersten, radikalen politischen Schritte quasi unter Anleitung wagen durfte.
Die folgenden Fakten können als sicher gelten: Wie seine Kriegsstammrolle ausweist, meldete sich Hitler nur elf Tage nach der für ihn niederschmetternden Botschaft, dass das Deutsche Heer die Waffen gestreckt hatte, am 21. November 1918 bei der 7. Ersatzkompanie des 2. Bayerischen Infanterieregiments (IR 2) in München zum Dienst zurück. Danach, und möglicherweise auf eigenen Wunsch, wurde er umgehend in das Lager Traunstein versetzt — einem zentralen Internierungslager für Zivilisten und Kriegsgefangene. Dort fungierte er bis Ende Januar 1919 als Militärangehöriger zur Überwachung der Einrichtung. Am 12. Februar 1919 schließlich wurde er der 2. Demobilisierungskompanie (2. DK) des IR 2 zugeteilt und kehrte mit dieser kurz darauf nach München zurück (3, 4).
Das korreliert in etwa mit seiner Erzählung in „Mein Kampf“, wobei er den Beginn seiner politischen Aktivitäten mit dem März 1919 datiert:
„Noch Ende November 1918 kam ich nach München zurück. Ich fuhr wieder zum Ersatzbataillon meines Regiments, das sich in der Hand von »Soldatenräten« befand. Der ganze Betrieb war mir so widerlich, dass ich mich sofort entschloss, wenn möglich wieder fortzugehen. Mit einem treuen Feldzugskameraden, Schmiedt Ernst, kam ich nach Traunstein und blieb bis zur Auflösung des Lagers dort. Im März 1919 gingen wir wieder nach München zurück.” (5)
Wie bereits erwähnt, weilte Hitler zur Zeit der Ermordung des damaligen bayerischen Ministerpräsidenten Kurt Eisner in München. Darauf weist die über ihn angelegte Kriegsstammrolle hin. Was ein Fehlschluss sein könnte. Zwar existieren Filmaufnahmen, die mit hoher Wahrscheinlichkeit und interessanterweise ihn als Zuschauer — nicht zwingend als Teilnehmer — einer Trauerkundgebung für Eisner zeigen (6, 7). Es ist aber eingängiger, dass Hitler damals noch nicht dauerhaft in München weilte und extra aus dem knapp einhundert Kilometer entfernten Traunstein anreiste, um der Kundgebung beizuwohnen — und zwar auf Befehl:
„[…] beschloss doch der Vollzugsausschuss des Landessoldatenrates am 25. Februar 1919, dass auch Hitlers Demobilmachungseinheit 25 Mann zur Trauerparade abstellen sollte.“ (7i)
In jener Zeit könnte Hitler trotzdem noch immer in Traunstein stationiert gewesen sein. Auch, wenn er zu jener Zeit bereits der 2. DK zugeteilt worden war. Er dürfte dann auch beileibe nicht der einzige „Traunsteiner“ bei Eisners Beerdigung gewesen sein. Das Kriegsgefangenenlager in Traunstein wurde wohl erst am 7. März 1919 offiziell aufgelöst. Das passt zu Hitlers Aussage, erst im März wieder (dauerhaft) nach München zurückgekehrt zu sein (siehe weiter oben, 8). In Traunstein waren knapp 3.000 Kriegsgefangene aus vornehmlich Russland, Italien und Frankreich inhaftiert (9). Und es ist bekannt, dass sich auch eine Gruppe russischer Kriegsgefangener unter den Teilnehmern des Trauerzuges für Kurt Eisner befand (10, a2).
Das Historische Lexikon Bayerns zeigt in seiner Recherche zu den Trauerfeierlichkeiten für Eisner unter anderem ein Bilddokument, in welchem russische Kriegsgefangene zu sehen sind (10i). Es hat den Autor verblüfft, als er auf ein weiteres Bilddokument stieß, das ebenfalls diese russischen Kriegsgefangenen zeigt — und direkt hinter diesen im Demonstrationszug laufend augenscheinlich Adolf Hitler (11).
Aber was macht diese Details in Hitlers Biographie so wichtig?
Hitler als „linker“ Revolutionär?
Wie auch immer es sich im Einzelnen abgespielt haben möge, so lässt sich doch sagen, dass Hitler im Februar 1919 im Auftrag seiner Vorgesetzten in München tätig war. Dass Hitler in jenen Tagen mit den Ideen der Räterepublik oder gar mit denen der Kommunisten kokettiert hätte, hält der Autor für abwegig.
Hitler selbst äußert in „Mein Kampf“, dass er in diesen Tagen noch nicht politisch aktiv gewesen wäre:
„In dieser Zeit jagten in meinem Kopfe endlose Pläne einander. Tagelang überlegte ich, was man nur überhaupt tun könne, allein immer war das Ende jeder Erwägung die nüchterne Feststellung, dass ich als Namenloser selbst die geringste Voraussetzung zu irgendeinem zweckmäßigen Handeln nicht besaß.” (5i)
Das mag stimmen. Denn aktiv bedeutet, mehr oder weniger aus eigenem Antrieb zu handeln. Aktiv wurde Hitler auch nicht urplötzlich im Sinne einer Erleuchtung, sondern im Rahmen eines Prozesses. Eines Prozesses, den er sicher nicht annähernd vollständig selbst in der Hand hatte.
Erinnern wir uns an die Jugenderfahrungen, die Hitler im ersten Teil von „Mein Kampf“ niederschrieb — vor allem seine Wiener Zeit. Aus diesen entwickelte er Vorstellungen einer für ihn idealen, hierarchisch aufgebauten Gesellschaft, die von oben her ausgesprochen sozial(istisch) und außerdem extrem national gelebt sein musste. Die dafür erforderliche politische Bewegung mündete letztlich in der programmatisch so genannten Nationalsozialistischen Arbeiterpartei. Wobei „Arbeiter“ noch einmal die soziale Komponente unterstreicht, die bei Hitler immer eine außerordentlich starke Rolle spielte. Dies wurde mir wieder bewusst, als ich auf die folgende Interpretation von Hitlers Wirken im Jahre 1919 stieß:
„Hin- und hergerissen zwischen sozialistischen und rechtsnationalistischen Verheißungen, diente Hitler zunächst als gewählter Soldatenrat der bayerischen Räterepublik, ehe er nach deren Scheitern die Seite wechselte und als V-Mann einer Untersuchungskommission zur Räterepublik mehrere Revolutionskameraden ans Messer lieferte.” (12)
Die Interpretation erscheint nicht plausibel. Interessant ist, dass sie zwei Schlüsselbegriffe enthält, die Hitler in seiner Ideologie miteinander verband und verinnerlichte: sozialistisch und nationalistisch. Aber sein Sozialismus hatte wenig mit dem zu tun, den ein Teil der republikanischen Kräfte in der Räteregierung als erstrebenswert erachtete. Hitler wechselte mitnichten die Seiten. Dass er in den Soldatenrat gewählt wurde, widerspricht dem nicht.
Es ist offensichtlich, dass Hitler auf dem Weg in den politischen Aktivismus war. Gerade einmal drei Tage nach Zuteilung zur 2. DK des IR 2 wurde er am 15. Februar zu deren Vertrauensmann gewählt (13). Wie lässt sich das erklären? Adolf Hitler war eher bekannt als in sich gekehrter Einzelgänger. Worauf baute dieses plötzliche Vertrauen in Hitler? Und außerdem: Wie glaubhaft ist es, dass mit der zeitweiligen Übernahme der Macht durch die Räte auch das Wesen des auf dem Kaiserlichen Heer basierenden Übergangsheeres wie durch ein Wunder republikanisch geworden wäre?
Zwei Monate später, am 19. April 1919, wurde er mit 19 Stimmen zum Ersatzbataillonsrat der 2. DK des IR 2 gewählt (14). Auch das ist eine Funktion, über die man dem Fehlschluss unterliegen könnte, dass Hitler zu jener Zeit „ein Linker“ gewesen sei. Aber es weist darauf hin, dass er Wege suchte, um politisch aktiv zu werden — oder auch nicht. Denn an jenem 19. April war er wahrscheinlich längst Teil eines Apparates. Und nicht nur das: Er war sich auch dessen bewusst.
Die Ausrufung der Bairischen Räterepublik — knapp zwei Wochen vor Hitlers Wahl zum Rat (15) — war übrigens von führenden Funktionären der Kommunistischen Partei Deutschlands vehement abgelehnt worden. Die Arbeiter- und Soldatenräte waren in ihren Ideologien und Zielen außerdem beileibe nicht homogen und im Allgemeinen weit davon entfernt, kommunistische Ideale zu vertreten. Einige von ihnen, so die in Fürth, opponierten sogar umgehend nach Gründung der Räterepublik gegen dieselbe (16 bis 18).
In Hitlers Biographie findet sich eine Grauzone, die sich von Anfang März bis Mitte April 1919 erstreckt und auch in „Mein Kampf“ nur diffus ausgefüllt wird:
„Die Lage [ab März 1919] war unhaltbar und drängte zwangsläufig zu einer weiteren Fortsetzung der Revolution. Der Tod Eisners beschleunigte nur die Entwicklung und führte endlich zur Rätediktatur, besser ausgedrückt: zu einer vorübergehenden Judenherrschaft, wie sie ursprünglich den Urhebern der ganzen Revolution als Ziel vor Augen schwebte.” (5iii)
Was hat Hitler in jener Zeit getan?
In „Mein Kampf“ berichtet Hitler von dem Versuch, ihn — kurz vor dem Sturz der Räterepublik — durch Beauftragte „des Zentralrats“ zu verhaften. Wen genau er am 27. April 1919 da — seinen eigenen Worten nach — schließlich unter Androhung des Gebrauchs seiner Waffe wieder abziehen ließ, hat er nicht offenbart. Am gleichen Tag war der „Aktionsausschuss“ der Räterepublik auf einer Versammlung der Betriebs- und Soldatenräte zurückgetreten. Auf dieses Thema kommen wir später noch einmal zurück, doch können wir bereits jetzt festhalten:
Bereits Mitte April — noch vor seiner Wahl zum Ersatzbataillonsrat — war Hitler von seinen Kameraden als Konterrevolutionär wahrgenommen worden. Es spricht einiges dafür, dass er zu jenem Zeitpunkt längst als Informant für die Reichswehr tätig war (19, 20).
Denn die Bewaffneten vor Hitlers Tür dürften Angehörige der Roten Armee gewesen sein, die angesichts des sich abzeichnenden Scheiterns der Räteregierung zur Selbstjustiz übergegangen waren und ausgemachte Gegner der Räterepublik festzusetzen versuchten. Einen Tag vor der Episode, von der Hitler in „Mein Kampf“ berichtet, verhafteten sie eine Reihe von Mitgliedern und Informanten der Thule-Gesellschaft. Sieben Mitglieder wurden vier Tage später erschossen (21). Wir werden uns im Späteren noch detailliert damit befassen, dass man für Hitler beizeiten indirekte wie direkte Kontakte zur Thule-Bewegung organisierte, was für die sich anbahnende politische Karriere des Weltkriegsgefreiten von allergrößter Bedeutung war.
Eine in Wochen vollzogene innere Wandlung vom kommunistisch angehauchten Sozialrevolutionär hin zum überzeugten Antibolschewisten und Antisemiten halte ich für ausgeschlossen. Auch deshalb, weil es allem widersprechen würde, was über das Wesen des Adolf Hitler bis dahin berichtet wurde. Hitler war bedingungslos Soldat gewesen (22). Er taugte nicht dazu, gegen das Heer, das ihm sozialen Halt und seiner Weltanschauung dienliche Aufgaben verlieh, zu revoltieren. Er taugte eher dafür, diese Strukturen zu verteidigen.
In all dieser Zeit, sowohl im Kaiserlichen Heer als auch im Übergangsheer, blieb Hitler Gefreiter und hatte natürlich Vorgesetzte. In deren Blickfeld er nach Kriegsende mehr und mehr geriet. Zumal er sich dabei auffällig veränderte, ja profilierte. Unter anderem Verdienste als Informant könnten dafür eine hilfreiche Rolle gespielt haben. War er tatsächlich ein V-Mann und wurde eben deshalb in die Soldatenräte geschleust? Das wird uns noch weiter beschäftigen. Aber um all das nachvollziehen zu können, müssen wir die gesellschaftlichen Verhältnisse im Deutschland jener Zeit etwas mehr unter die Lupe nehmen.
Turbulente Zeiten
Nachdem in Deutschland die Novemberrevolution insgesamt unblutig über die Bühne gegangen war, änderte sich das spätestens um den Jahreswechsel 1918/1919 dramatisch. Allein bei den Januaraufständen 1919 in Berlin starben über eintausend Menschen in Folge gewaltsamer Auseinandersetzungen. Ähnlich hohe Opferzahlen forderte die Niederschlagung der Bairischen Räterepublik, in die Adolf Hitler zumindest indirekt verwickelt war. Die Märzkämpfe in der deutschen Hauptstadt forderten weitere bis zu zweitausend Menschenleben. Mitte des Monats war der Aufstand niedergeschlagen worden. Wir können davon ausgehen, dass Hitler sowohl diese Ereignisse als auch deren Konsequenzen bekannt waren (23 bis 25).
Insgesamt stellte sich die Lage als desaströs dar. Es herrschte soziale Not, Hunger und ein Klima der Gewalt im Deutschen Reich. Die revolutionäre Situation, so wie sie klassenbewusste Arbeiter und deren Führer von Spartakusbund und KPD in jener Zeit wahrnahmen und lebten, wurde von der Gesellschaft als Ganzes nicht mitgetragen, von einem Großteil sogar offen abgelehnt. Außerdem begann bereits vor dem Ende des Weltkrieges unter den deutschen Eliten eine Diskussion über die Schuldigen der sich anbahnenden militärischen Niederlage. Innerhalb dieser Gemengelage drangen unweigerlich die Ressentiments nach oben, die bereits seit langem in der Gesellschaft schwelten.
Die Kriegsgewinner — die es auch in Deutschland reichlich gab — lenkten geschickt die Aufmerksamkeit von dieser, ihrer Rolle, weg. Sie nutzten die radikalen Vorstellungen, welche aus Sowjetrussland nach Deutschland hinüberschwappten, um Ängste vor einer kommunistisch-bolschewistischen Diktatur zu schüren. Und nun „lohnte“ es sich auch, den Antisemitismus als Trumpfkarte auszuspielen. Lange vor Hitlers ausuferndem Rassenwahn wurden in den politischen Institutionen des Deutschen Reiches sehr offen repressive Maßnahmen gegen Juden diskutiert (26, 27).
Dabei gelang es im Prinzip vollständig, eine ehrliche Diskussion über die Verantwortung des Deutschen Reiches für millionenfachen Tod, Zerstörungen und soziale Not zu unterbinden.
Die Sozialdemokratische Partei Deutschlands (SPD), welche ab November 1919 an die Fleischtöpfe der politischen Macht rückte, agierte mehr oder weniger offen wie aktiv im Sinne der nicht wirklich entthronten Machteliten aus Wirtschaft, Militär und Politik. Die Tausenden von Toten bei den bürgerkriegsähnlichen Unruhen bis Mitte 1919 waren das Ergebnis einer rücksichtslosen Unterdrückungspolitik, geführt von einem sozialdemokratischen Reichspräsidenten und einem sozialdemokratischen Reichswehrminister. Das Blutbad, welches die Reichswehr in den Märzkämpfen 1919 unter den Berliner Arbeitern anrichtete, wurde — man ist geneigt, zynisch zu sagen: nach bewährtem Rezept — mit angeblichen Gräueltaten an Polizisten legitimiert. Der Opportunismus sozialdemokratischer Führer war sowohl gegenüber den Eliten im Deutschen Reich als auch gegenüber denen fremder Mächte Grundlage ihrer Politik (28, 29).
Während also Sozialdemokraten die Drecksarbeit für den Systemerhalt betrieben, konnten sie parallel dazu als Feindbild aufgebaut werden. Von Anfang an waren sie Mittel zum Zweck und gleichzeitig der Buhmann für die deutsche Weltkriegsniederlage. Erich Ludendorff — General und Stellvertreter des Chefs der Obersten Heeresleitung (OHL) Paul von Hindenburg, als der er bis zum Herbst 1918 mit enormer politischer Macht ausgestattet war — sprach es offen aus:
„Ich habe aber Seine Majestät gebeten, jetzt auch diejenigen Kreise an die Regierung zu bringen, denen wir es in der Hauptsache zu verdanken haben, dass wir so weit gekommen sind. […] Sie sollen nun den Frieden schließen, der jetzt geschlossen werden muss. Sie sollen die Suppe jetzt essen, die sie uns eingebrockt haben.” (30, 31)
Das lässt einen tiefen Einblick zu, wie es um das Selbstverständnis in den Spitzen des Kaiserreiches bestellt war — eines ohne jede Wahrnehmung von und Ausübung in Verantwortung.
Prägend für die gesellschaftlich vorherrschende Stimmung im Deutschen Reich jener Tage waren die Angst vor einer „bolschewistischen Diktatur“ und ein latenter Antisemitismus, mittels dem bequem die Schuld an der Weltkriegskatastrophe auf die Juden gelenkt werden konnte. Das paarte sich mit einer intensiv gepflegten Opferrolle, was im Narrativ der sogenannten Dolchstoßlegende mündete.
Antikommunismus, Antisemitismus und das fortwährende Zeigen auf äußere und innere Feinde, die es konsequent und rücksichtslos zu bekämpfen gilt, hatten das Klima im Deutschen Reich bereits ausgezeichnet, lange bevor Adolf Hitler überhaupt seine erste dokumentierte öffentliche Rede hielt.
Hitlers Wirken setzte damit auf einer bereits vorherrschenden gesellschaftlichen Stimmung im Land auf, ja, wurde von dieser regelrecht getragen. Wenn auch keinesfalls ausschließlich, so erklärt es uns, warum er zumindest auf lokaler Ebene bald rasch zu Popularität gelangen sollte. Schlicht gesagt redete er den Leuten nach dem Mund. Er bestätigte ihre und sie bestätigten ihm seine Instinkte. In der „Dolchstoßlegende“, die Hitler später intensiv weiterleben lassen würde, spiegelt sich das alles wider, weshalb wir auch auf diese kurz näher eingehen.
Die Dolchstoßlegende
Diese Legende wurde bereits 1918 — kaum dass die Waffen ruhten — in die Gesellschaft lanciert und fortan intensiv gepflegt (32, 33). Die im Sinne der Legendenbildung entscheidenden Passagen aus der Rede Paul von Hindenburgs vor dem Reichstag am 18. November 1919 lauteten:
„Wo die Schuld liegt, ist klar erwiesen. […] Ein englischer General sagte mit Recht: »Die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden« […]. Bedurfte es noch eines Beweises, so liegt er in dem angeführten Ausspruch des englischen Generals und in dem maßlosen Staunen unserer Feinde über ihren Sieg.” (32i)
Hindenburg hatte diese Rede zuvor mit dem gerade erwähnten Erich Ludendorff sowie dem deutschnationalen Politiker Karl Helfferich abgestimmt. Der englische General hat übrigens stets dementiert, eine solche Aussage — „die deutsche Armee ist von hinten erdolcht worden“ — getroffen zu haben. Sinn aber ergeben Hindenburgs Ausführungen, wenn wir sie als schließende Klammer zur öffnenden Klammer — das ist Ludendorffs Aussage vom 1. Oktober 1918, die Sozialdemokraten in die Regierung zu bringen (siehe weiter oben) — in Beziehung setzen. Die sozialdemokratische Politikergilde bekam das, was sie „verdient“ hatte (32ii, a3).
Ausgerechnet die auf deutscher Seite größten Scharfmacher für den Ersten Weltkrieg, die „Alldeutschen“, spitzten die Dolchstoßlegende weiter zu, indem sie nicht nur dediziert Politiker angriffen — stigmatisiert als „Vaterlandslose“ und „Erfüllungspolitiker“. Darüber hinaus erweiterten sie die „den Dolch Stoßenden“ auf gesellschaftliche Gruppen, so auf „Marxisten“ und „Juden“. All das integrierte Adolf Hitler in sein Weltbild. Aber eben nicht nur er. Was auch der Grund ist, warum ihm später so viele folgen würden. Denn sie folgten viel weniger dessen Charisma, sondern viel mehr seiner Ideologie, in der sie die ihrige wiedererkannten. Freilich ohne sich bewusst zu werden, wohin das führen könnte.
Bereits am 3. Oktober 1918 griff der Vorsitzende des Alldeutschen Verbandes, Heinrich Claß, der späteren Partei Hitlers vor. Forderte er doch die Gründung einer
„großen, tapferen und schneidigen Nationalpartei und rücksichtslosesten Kampf gegen das Judentum, auf das all der nur zu berechtigte Unwille unseres guten und irregeleiteten Volkes abgelenkt werden muss.” (34)
Mittels der Dolchstoßlegende ein Feindbild im Lande selbst aufzubauen, fand man eine neue Möglichkeit, die Bevölkerung tief zu spalten und so ein weiteres Mal das gesellschaftliche Denken von den tatsächlichen Ursachen des Weltkrieges wie auch dessen Nutznießern wegzuführen. Dabei kamen den Spaltern der Inhalt wie auch die Umstände der Unterzeichnung des sogenannten Friedensvertrages von Versailles sehr gelegen.
Versailles, Recht und Unrecht
Bis zum heutigen Tage wird auch zum Ersten Weltkrieg regelmäßig die Schuldfrage aufgeworfen. Nur, wie hilfreich ist das?
Schuld ist eine ethisch-moralische Kategorie, welche auf Andere zeigt und diese mit mindestens psychologischem Zwang zu Handlungen verpflichtet. Schuld ist auch eine Frage der Perspektive. Der Sieger eines Krieges sieht sich auch ethisch-moralisch stets überlegen. Ja, er sonnt sich geradezu selbstgefällig in dieser Überlegenheit. Auch heute schiebt man Moral in das öffentliche Bewusstsein, um Kriege zu rechtfertigen. Aber darum geht es gar nicht. Wer Kriege vorbereitet, auslöst, führt und unterstützt, denkt in Kategorien der Macht und versucht innerhalb dieser, Änderungen in den Kräfteverhältnissen zu erwirken. Änderungen, die ihm als real umsetzbar im Sinne des Machtanspruchs erscheinen.
Diesbezüglich gab es am Vorabend des Ersten Weltkrieges einiges zu klären: für das Deutsche Reich mit seinen Expansionsgelüsten, aber gleichermaßen für das britische Weltreich, das sich einem rasch an Stärke gewinnenden Konkurrenten auf dem Festland gegenüber sah und dies zu „korrigieren“ suchte.
Zu allen Zeiten haben sich die Sieger von Kriegen beim Unterlegenen die Beute geholt. Wer sich bei wem bedient, ist eine Frage der Machtverhältnisse. Im Verlaufe eines vierjährigen blutigen Ringens imperialistischer Mächte hatte das Deutsche Reich aus vielfältigen Gründen am Ende die schlechteren Karten. Bei Kriegen gilt die Regel, dass der Verlierer zahlt. Deutlicher: Gerade Angriffskriege werden niemals geführt, um Menschenrechte zu schützen und Demokratie zu exportieren, sondern schlicht zu dem Zweck, Beute zu machen.
Das Deutsche Reich hätte die Franzosen kaum geschont, wäre es Sieger des Ersten Weltkrieges geworden. Schaut man sich den Vertrag von Brest-Litowsk an, den es im Mai 1918 mit Russland abschloss, erkennt man, dass dieser nicht minder räuberisch war als das, was man später im sogenannten Versailler Vertrag beweinte (35).
Welcher Sinn steht hinter Verträgen? Verträge werden von den Seiten unterzeichnet, um sich nach außen hin gegenseitig zu dokumentieren, dass man die zum Zeitpunkt etablierten Verhältnisse als gegeben und verbindlich anerkennt. Für Systeme, die auf Macht und Herrschaft ausgerichtet sind, ist damit rein gar nichts in Stein gemeißelt. Treten Veränderungen ein, welche die im Vertrag dargestellte Machtbalance nicht mehr widerspiegeln — was wird dann wohl geschehen? Genau: Mit den vielfältigen Methoden, die Macht vorhält, wird man versuchen, „nachzujustieren“ — zur Not mit Gewalt, am Ende auch mit Krieg.
Die Macht hat das Recht auf ihrer Seite und wenn nicht, dann schafft sie sich dieses Recht. Die Moral ist der Lack auf dem Rechtsanspruch der Macht.
Mit dem längeren Hebel im Machtspiel und der moralisch gefütterten Gerechtigkeit auf seiner Seite sieht sich der Überlegene einem Unterlegenen gegenüber, der genau das als Unrecht verurteilt. Aber beide — Sieger wie Besiegte — beanspruchen die Moral für sich, beteuern, die Guten zu sein, welche nur auf das Böse im Außen zeigen, aber nie auf die eigenen Defizite. Jeder spricht dem Anderen die Legitimität ab und versucht, das Publikum auf seine Seite zu ziehen. Aber nicht etwa um der Gerechtigkeit Genüge zu tun, sondern zum Zwecke, die Machtverhältnisse im eigenen Sinne wieder geradezurücken oder eben auch zu zementieren.
Der Versailler Vertrag war kein Vertrag. Vertrag kommt von vertragen, vom ehrlichen Ausräumen eines Zwists. Deutschland durfte nicht einmal an der Ausarbeitung des „Vertrages“ teilhaben, seine Vertreter wurden regelrecht erpresst. Am 7. Mai 1919 wurde der Vertragsentwurf der deutschen Seite und der Öffentlichkeit zugestellt — und löste Entsetzen aus. Ende Juni unterschrieben die deutschen „Verhandlungs“-Führer den „Vertrag“. Bis dahin wurde die Handelsblockade — man nennt so etwas heute Sanktionen — gegen Deutschland vollständig aufrecht erhalten, was zu einer Hungersnot mit Tausenden Toten führte (36, 37).
Im Zuge des Vertrages von Versailles wurden absichtsvoll Minen ausgelegt. Sie dienten dazu, dem nächsten Konflikt ausreichend Zündstoff zu liefern. Einem Konflikt, der primär die langfristigen Interessen ausländischer Mächte bedienen würde. Das beginnt bereits bei der territorialen Neuordnung durch die Siegermächte. Sie sorgten dafür, dass Danzig und Ostpreußen gebietsmäßig vom deutschen Kernland abgetrennt wurden. Schauen wir uns dazu die folgende Karte an (b1):
Polen wurde nach dem Willen der Siegermächte als politisches Konstrukt 123 Jahre nach seiner vollständigen Aufteilung neu gegründet. Man sollte nicht so naiv sein, diese Neugründung als respektvolle Anerkennung des polnischen Nationalismus durch die Siegermächte zu verstehen. Natürlich ging es um die Fragmentierung der größten und mächtigsten Kontinentalstaaten (Frankreich als Siegermacht ausgenommen). Damit einhergehend wurde die Saat für territoriale Streitigkeiten gelegt. Spaltpilze also, die einer Politik des „Teile und herrsche“ dienlich sein würden.
Das neue, letztlich durch einen Rechtsakt fremder Mächte geschaffene Polen sollte auch einen Zugang zur Ostsee erhalten. Obige Karte zeigt deutlich, dass es auch Möglichkeiten gab, das wirtschaftliche und in seiner großen Mehrheit von Deutschen bewohnte Gebiet um Danzig mit einer direkten Landverbindung nach Deutschland — das war Ostpommern — zu belassen und Polen einen Korridor zur Ostsee östlich von Königsberg zu bieten. Schließlich war auch Litauen als Staat per Verwaltungsakt der westlichen Siegermächte gerade erst neu geschaffen worden. Dazu kommt die unsinnige Regelung, das im Prinzip deutsche Danzig unter polnische Verwaltung zu stellen.
Nur als Vorgriff: Wenn wir die noch zu beweisende These, dass das Deutsche Reich auf einen neuen Krieg im Osten präpariert werden sollte, aufgreifen, dann war mit dieser territorialen Neuordnung die Zerschlagung des polnischen Staates praktisch mit dessen in Versailles verordneter Gründung vorprogrammiert worden.
Dieser Vorgriff ist deshalb angebracht, weil Adolf Hitler in „Mein Kampf“ — und dessen Buch ist der Kern, um den sich alles in dieser Artikelreihe dreht — den Krieg im Osten wiederkehrend thematisiert hat. Seine im Jahre 1924 postulierten Ideen passten erstaunlich gut in die geostrategischen Konzepte Londons.
Die spätere sogenannte Beschwichtigungspolitik („Appeasement“) Großbritanniens gegenüber dem Deutschen Reich erscheint so in einem anderen Licht (38). Sie stellte eben keinen später als naiv und unverantwortlich gebrandmarkten Pazifismus dar (39), sondern eine aktive Politik zur Vorbereitung des nächsten großen Krieges in Europa. Und dieser Krieg sollte in Richtung Osten zeigen.
Zwischenbilanz
Dass ab dem Jahre 1918 die deutschen Politiker und mit ihnen ein Großteil des deutschen Volkes dominant die zugedachte Opferrolle lebten, war ein dunkles Omen für die Zukunft, und es war im Sinne jener, die Deutschland für ihre eigenen geopolitischen Ziele zu benutzen trachteten.
Aus dieser selbstredend von Unschuld geprägten Opferrolle heraus nährte sich auch der Hass und das einseitige Weltbild des Adolf Hitler. Die Ereignisse um den Versailler Vertrag fanden bezeichnenderweise zu jener Zeit statt, als Hitler in das Licht der Öffentlichkeit treten würde — im Mai/Juni 1919. Diese haben mit Sicherheit den zukünftigen „Führer“ bei seiner Radikalisierung und Aktivierung gefördert.
Im Juni 1919 wurde Adolf Hitler von seiner Einheit zur Teilnahme an einem Rednerkurs für ausgewählte „Propagandaleute“ an der Universität München vorgeschlagen, und er zeichnete sich dabei als talentierter Redner aus. Eben dieses Talent muss bereits zuvor zum Vorschein gekommen sein und wurde von seinen Kameraden in der Reichswehr seit April 1919 zunehmend gewürdigt (40, 41).
Denn seine Vorgesetzten beauftragten ihn mit der politischen Schulung von Frontheimkehrern. Außerdem würden sie ihn bald als Beobachter zu Parteiveranstaltungen in München entsenden (42). Der Untergang der heilen kaiserlichen Welt vollzog sich etappenweise, und jede dieser Etappen profilierte das Streben des Adolf Hitler, sich dieses märchenhafte Bild zurückzuholen.
Am 14. August 1919 trat die Weimarer Verfassung und mit ihr die repräsentative Demokratie als Gesetzeswerk in Kraft. Wenige Wochen zuvor unterschrieben die Vertreter dieser repräsentativen Demokratie — mit dem Begriff Fassadendemokratie deutlicher beschrieben — den „Friedensvertrag“ von Versailles (43). In jenen Tagen nahm die politische Karriere des Adolf Hitler mächtig an Fahrt auf.
Wie das geschah, damit befassen wir uns im nächsten Teil.
Bleiben Sie bitte schön aufmerksam, liebe Leser.
Hier geht es zu den bisherigen Teilen der Artikelreihe:
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (1) — Kinder- und Jugendzeit
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (2) — Hitlers Sozialisierung und Parallelen zur Gegenwart
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (3) — Prägung durch Armut
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (4) — Ursachen für Hitlers Hass auf Andersdenkende
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (5) — Hitlers für alle erkennbarer Judenhass
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (6) — Antisemitismus in der Habsburger Monarchie
- >>> Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht (7) — Hitler als Soldat im Ersten Weltkrieg
- Der nächste Teil erscheint im August.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung — Nicht kommerziell — Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen — insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors — kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei internen Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.
(Allgemein) Die Artikelreihe „Hitlers Kampf und sein Weg zur Macht“ fußt auf der vor Jahren veröffentlichten Reihe „Lesungen aus einem verbotenen Buch“. Die ursprünglichen Texte, bestehend aus acht Artikeln, wurden umfassend überarbeitet — sowohl inhaltlich als auch redaktionell. Außerdem fanden sie ihre Fortsetzung in weiteren Artikeln, die letztlich in eine unter einer Creative-Commons-Lizenz verfügbaren Buchedition (online) münden werden.
(a1) Wann genau Adolf Hitler von seiner Einheit als Kontaktmann zu Eisners Räteregierung auserwählt wurde und unter welchen Umständen dies geschah, liegt im Dunkeln. Fakt ist, dass Hitler damit zum ersten Mal an Macht sozusagen schnuppern durfte und das seinen Appetit auf mehr geweckt haben könnte.
(a2) Schwer nachprüfbare Quellen geben an, dass Hitler am 25. Januar 1919 nach München zurückkehrte. Danach wurde er am 15. Februar Vertrauensmann beim Demobilisierungsregiment und fünf Tage später zur Bahnhofswache im Münchner Hauptbahnhof abkommandiert. Den Kasernendienst in München trat er am 8. März an — also genau einen Tag nach Auflösung des Kriegsgefangenenlagers in Traunstein (13i).
(a3) Bezeichnenderweise stand Erich Ludendorff Jahre später beim sogenannten Bierkellerputsch vom 9. November 1923 in München an der Seite Hitlers.
(1) November 1941; Current History; Spencer Brodney; I was Hitler’s Boss. By a Former Officer of the Reichswehr; S. 193.; https://marcuse.faculty.history.ucsb.edu/projects/hitler/sources/40s/41currhist/41vCurrHistHitlersBoss.htm; Übersetzung entnommen bei: https://www.bpb.de/shop/zeitschriften/apuz/282410/das-moskau-unserer-bewegung/
(2) 2023; Was War Wann?; Adolf Hitler — Zwischen den Weltkriegen; https://www.was-war-wann.de/personen/adolf_hitler_zwischen_den_weltkriegen.html
(3) 1959; Rudolf von Albertini und weitere; Hitlers Eintritt in die Politik und die Reichswehr; IfZ München, Vierteljahreshefte; https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/1959_2_4_deuerlein.pdf
(4) 01.12.1918; Traunsteiner Tagblatt; Gerd Evers; Kriegsende und Revolution; https://www.traunsteiner-tagblatt.de/das-traunsteiner-tagblatt/chiemgau-blaetter/chiemgau-blaetter-2018_ausgabe,-kriegsende-und-revolution-_chid,1834.html
(5 bis 5ii) Mein Kampf, Erster Band — Eine Abrechnung; Adolf Hitler; Zwei Bände in einem Band; ungekürzte Ausgabe; Zentralverlag der NSDAP., Frz. Eher Nachf., G.m.b.H., München; 851.–855. Auflage 1943; (5) S. 227; (5i, 5ii) S. 226
(6) 23.03.2021; Welt; Sven Felix Kellerhoff; Wie links war Adolf Hitler im Jahr 1919?; https://www.welt.de/geschichte/zweiter-weltkrieg/article116867129/Wie-links-war-Adolf-Hitler-im-Jahr-1919.html
(7, 7i) 14.12.2018; bpb; Andreas Wirsching; Das „Moskau unserer Bewegung“. München zwischen Eisner und Hitler; https://www.bpb.de/apuz/282410/das-moskau-unserer-bewegung-muenchen-zwischen-eisner-und-hitler
(8) Bernhard Straßers Chiemgauseiten; Adolf Hitler und Eva Braun — Verbindungen nach Traunstein; https://www.chiemgauseiten.de/chiemgau/heimatgeschichte/adolf-hitler-und-eva-braun-verbindungen-nach-traunstein/; abgerufen: 11.06.2025
(9) Kritische Online-Edition der Nuntiaturberichte Eugenio Pacellis (1917-1929); Kriegsgefangenenlager in Traunstein; https://www.pacelli-edition.de/schlagwort.html?idno=11134; abgerufen: 11.06.2025; Primärquelle: DOEGEN, Wilhelm (Hg.), Kriegsgefangene Völker, Bd. 1: Der Kriegsgefangenen Haltung und Schicksal in Deutschland, Berlin 1919, S. 18 f.
(10, 10i) 16.08.2006; Historisches Lexikon Bayerns; Bernhard Grau; Beisetzung Kurt Eisners, München, 26. Februar 1919; https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Beisetzung_Kurt_Eisners,_M%C3%BCnchen,_26._Februar_1919; (10i) https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Beisetzung_Kurt_Eisners,_M%C3%BCnchen,_26._Februar_1919#/media/Datei:Russische_Kriegsgefangene_Trauerzug_Kurt_Eisner.jpg
(11) raete-muenchen; Thule, der Tiefe Staat in der Revolutionszeit Bayern; https://raete-muenchen.de/thule-der-tiefe-staat-in-der-revolutionszeit-bayern; abgerufen: 11.06.2025
(12) 01.05.2009; Ralph Georg Reuth; https://ef-magazin.de/2009/05/01/1164-vergangenheitsbewaeltigung-sozialdemokrat-adolf-hitler
(13, 13i) Metapedia; Adolf Hitler im Ersten Weltkrieg (Chronologie); https://de.metapedia.org/wiki/Adolf_Hitler_im_Ersten_Weltkrieg_(Chronologie); abgerufen: 11.06.2025
(14) 15.4.2019; Sven Felix Kellerhof; Wie links war Adolf Hitler im Jahr 1919?; https://www.welt.de/geschichte/article191925515/Raeterepublik-1919-Hitlers-politische-Karriere-begann-im-Linksextremismus.html
(15) Literaturportal Bayern; Die Republik der Literaten: Die Münchner Räterepublik; https://www.literaturportal-bayern.de/themen?task=lpbtheme.default&id=638; Primärquelle: Michaela Karl; Die Münchner Räterepublik — Porträts einer Revolution; 2008, Patmos Verlag, Düsseldorf; abgerufen: 11.06.2025
(16) Die Revolution in Bayern 1918/19; Hans Beyer; Berlin 1982, S. 68
(17) 09.11.2018; Klaus Latzel; „Es gehorcht ja kein Mensch mehr“; https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2018/06/revolution-1918-1919-freiheitsbewegung-berlin-aufstand/komplettansicht
(18) Die Revolution 1918/1919 in Fürth. Erster Weltkrieg-Revolution-Räterepublik; DGB-Geschichtswerkstatt Fürth (Hrsg.); Verlag L. Berthold, Fürth 1989, ISBN 3-927347-15-9, S. 38
(19) bavarikon; Rücktritt des Aktionsausschusses der kommunistischen Räterepublik, 27. April 1919; https://www.bavarikon.de/object/bav:BSB-CMS-0000000000003667?lang=de; abgerufen: 12.02.2020
(20) Hitler. 1889–1936; Ian Kershaw; Stuttgart 1998, S. 159 ff.; Hitlers München, Aufstieg und Fall der Hauptstadt der Bewegung; David Clay Large; München 2001; S. 159
(21) 17.06.2025; Historisches Lexikon Bayerns; Hermann Gilbhard; Thule-Gesellschaft, 1918-1933; https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Thule-Gesellschaft,_1918-1933
(22) Familie Tenhumberg; Kriegskameraden Hitlers 1914-1918/19; http://www.tenhumbergreinhard.de/taeter-und-mitlaeufer/dokumente-hitler-adolf/kriegskameraden-hitlers-1914-1918-19.html; abgerufen: 11.03.2025
(23) 13.01.2020; classless Kula; 13. Januar 1920: Massaker an der Rätebewegung; https://www.classless.org/2020/01/13/13-januar-1920-massaker-an-der-ratebewegung/; entnommen aus: Axel Weipert “Die zweite Revolution”, Berlin 2015, S. 160-189
(24) 13.09.2018; Alexander Gallus; Die deutsche Revolution 1918/1919; https://www.bpb.de/geschichte/deutsche-geschichte/weimarer-republik/275865/revolutionen
(25) 01.09.2014; Lemo; Die Märzkämpfe 1919; https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/revolution/maerzkaempfe/
(26) Antisemitische Kriminalität und Gewalt. Judenfeindschaft in der Weimarer Republik; Dirk Walter; 1999, Bonn; S. 54f., 246f.
(27) 31.05.2006; Historisches Lexikon Bayerns; Rainer Sammet; Die Dolchstoßlegende; https://www.historisches-lexikon-bayerns.de/Lexikon/Dolchsto%C3%9Flegende
(28) 13.03.2019; https://www.swr.de/swr2/wissen/archivradio/Berliner-Maerzkaempfe-1919-Noske-laesst-Aufstaendische-niederschiessen,aexavarticle-swr-19936.html
(29) https://weimar.bundesarchiv.de/WEIMAR/DE/Content/Virtuelle-Ausstellungen/maerzunruhen_1919.html; abgerufen: 17.02.2020
(30) http://www.deutschegeschichten.de/zeitraum/themaplus.asp?KategorieID=1001&InhaltID=1555&Seite=2; entnommen: 15.02.2020
(31) Generalstabsdienst an der Front und in der O.H.L., Aus Briefen und Tagebuchaufzeichnungen 1915-1919; Albrecht von Thaer; 1958; Herausgeber: Siegfried A. Kaehler, Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen; S. 234f. (Tagebucheintrag zum 01.10.1918)
(32 bis 32ii) 18.11.2017; Alexander Gallus; https://www.zeit.de/zeit-geschichte/2017/03/dolchstosslegende-erster-weltkrieg-nationalsozialismus; Artikel hinter Werbeschranke
(33) 14.09.2014; Arnulf Scriba; https://www.dhm.de/lemo/kapitel/weimarer-republik/innenpolitik/dolchstoss/
(34) Geschichte des Westens, Zeit der Weltkriege 1914-1945; Heinrich August Winkler; 2011; C.H.Beck; ISBN 978-3-406621864; S. 77
(35) Österreichisches Staatsarchiv; http://wk1.staatsarchiv.at/diplomatie-zwischen-krieg-und-frieden/friede-mit-russland-der-vertrag-von-brest-litowsk-1918/; abgerufen: 21.02.2020
(36) 28.06.2019; Robert Probst; https://www.sueddeutsche.de/politik/versailles-vertrag-weltkrieg-1.4501451-0#seite-2
(37) 14.10.2018; Deutsche Schutzgebiete; Versailler Vertrag; https://deutsche-schutzgebiete.de/wordpress/versailler-vertrag/
(38) 15.05.2025; German History; „Frieden für unsere Zeit“ (1938); https://germanhistorydocs.org/de/deutschland-nationalsozialismus-1933-1945/frieden-fuer-unsere-zeit-1938
(39) 12.10.1998; Daniel Wosnitzka; https://www.dhm.de/lemo/biografie/adolf-hitler
(40) 2010; Frühe biografische Texte zu Hitler; Othmar Plöckinger; IfZ München, Vierteljahreshefte; https://web.archive.org/web/20201029170705/https://www.ifz-muenchen.de/heftarchiv/2010_1_4_pl%C3%B6ckinger.pdf; S. 94
(41) 04.10.2024; Holocaust-Enzyklopädie; Beschwichtigungspolitik der Briten gegenüber Hitler und dem NS-Regime; https://encyclopedia.ushmm.org/content/de/article/neville-chamberlain
(42) Vgl. Hitler — Eine Biografie; Joachim Fest; 1973; Frankfurt a. M./Berlin/Wien; S. 167f
(43) 03.01.2004; documentArchiv.de; Friedensvertrag von Versailles; http://www.documentarchiv.de/wr/vv.html
(b1) Karte des Deutschen Reiches, »Weimarer Republik/Drittes Reich« 1919–1937; Originalquelle: Putzger – Historischer Weltatlas, 89. Auflage, 1965; https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Karte_des_Deutschen_Reiches,_Weimarer_Republik-Drittes_Reich_1919%E2%80%931937.svg; Lizenz: GNU Free Documentation License 1.2
(Titelbild) Volksempfänger, Mein Kampf; Spengler Museum Sangerhausen; 06.08.2007; Autor: Giorno2 (Wikimedia); https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Spengler_Museum_Sangerhausen_4.jpg; Lizenz: Creative Commons 4.0