Etwas über politische Rollenspiele


Schauspielerei ist in der Regel ein Beruf, idealerweise auch eine innere Berufung. Wenn sich die gespielten Dramen allerdings in der Realpolitik abspielen, dann wird es heikel.


Donald Trump ist kein gelernter Schauspieler. Aber er weiß, dass er eine Rolle spielt. Aus der er sogar aussteigen könnte. Was er nicht will. Inzwischen sticht er im Rahmen eines realpolitischen Dramas den ukrainischen Präsidenten aus. Wolodymyr Selenskyj ist ein, nun ja, gelernter Schauspieler. Aber Selenskyj ist sich nicht bewusst, dass er auch jetzt nur eine Rolle spielt. Was er ahnt, ist, dass er nicht mehr aussteigen kann. Er ist eine tragische Figur. Ein Happy End wie in der Fernsehserie, in der er die Hauptrolle vortrug (1), ist für seine Rolle als ukrainischer Präsident nicht vorgesehen. Für ihn selbst war das kitschig schöne, für den Hauptdarsteller erfolgreiche Ende der Fernsehserie der Beginn seiner politischen Karriere. Doch gefangen im Erfolg, gestreichelt vom entgegengebrachten Beifall und wohlwollender Aufmerksamkeit, war er unfähig, die Konsequenzen zu erkennen, sie auch nur zu erahnen. Gescheitert an seinem eigenen Ego, das konterkarierend, was er in seiner Fernsehserie bewarb — nämlich den Sumpf der ukrainischen Korruption auszutrocknen (1i) —, schlittert Wolodymyr Selenskyj seinem eigenen unschönen Untergang entgegen und wird bis dahin gnadenlos von seinen falschen Freunden ausgenutzt.

Bitte bleiben Sie achtsam, liebe Leser.


Anmerkungen und Quellen

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(1, 1i) 23.01.2024; Focus; Jacob Ludwig; Ukraine-Krieg: Wolodymyr Selenskyj — Vom Fernsehstar zum Präsidenten; https://www.focus.de/politik/ausland/ukraine-krise/ukraine-krieg-wolodymyr-selenskyj-vom-fernsehstar-zum-praesidenten_id_259601340.html

Von Ped

Ein Gedanke zu „Peds Gedankensplitter (2)“
  1. Uhhhh ein Tageswitz – schönes Ding, das du da ausgegraben hast. Ich bin fast versucht, beim RND nachzuschauen, ob die auch eine Version haben. Jedenfalls hab ich ein wenig drin und dran rumgestöbert, und ich finde es hat sich gelohnt.
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    Konkret steht im Focus: „Über 10.000 ukrainische Zivilisten sind durch die Auswirkungen des Krieges ums Leben gekommen. Die „New York Times“ berichtet von mehr als 120.000 gefallenen russischen Soldaten und 70.000 gestorbenen ukrainischen Soldaten.“
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    Ich dachte im ersten Moment – ohne die Zahlen richtig gelesen zu haben, die hätten wieder die Phantasiezahlen ausgepackt, wie in einem ähhh nicht-grundsätzlich-anderem Zusammenhang.
    Aber selbst wenn wir die obige angebliche Zahl der ermordeten (1) ukrainischen Soldaten anschauen, ist die immer noch näher an der Realität, als Zahlen zu Demonstrationsteilnehmern in Berlin. Ja wie kommt das denn? Das finde ich schon spannend.
    Dann der Blick auf die im Konflikt angeblich direkt getöteten Zivilisten. Zehntausend.
    Mehr haben die westlichen Lügenerzähler und Kriegstreiber nicht gefunden? Ernsthaft? Bei Covid haben sie mehr geschafft! 10x mehr! (2i)
    Also bei einem ‚russischen Angriffskrieg‘ stirbt – nach offiziellen westlichen Zahlen (!?!) ein Zivilist auf 7 getöte Soldaten – also etwa 0,14 Zivilisten pro Soldat. Zwei ‚historische‘ Angaben zum Vergleich. In ihrem Vernichtungskrieg im Osten hat es die Wehrmacht auf 7 Millionen ermordete sowjetische Soldaten gebracht und auf – ich bin nicht mehr ganz sicher – 18 oder 25 Millionen tote Zivilisten (weil ich nicht mehr sicher bin, ob die Gesamtzahl der ermordeten Sowjets 25 Millionen oder 32 Millionen lag – sorry mein Geschichtsunterricht ist lange her). Das ist ne Quote von 2,5 bis 3,5 Zivilisten pro Soldat, also 20 mal mehr als beim ‚russischen Angriffskrieg‘. Persönlich bin ich immer wieder erstaunt, dass die Wehrmacht trotz absolutem und ungezügeltem Vernichtungswillen nicht mehr geschafft hat, was vermutlich an der mangelhaften Ausrüstung der roten Armee lag, die man mit einer enormen Zahl an Soldaten ausgeglichen hat. In einem weniger existenziellen Krieg hätte die Rote Armee einfach niemals 7 Millionen Soldaten aufbringen können um zu sterben, und viele davon wären statt dessen als Zivilisten gestorben. Es handelt sich also gewisser Maßen auch um eine Um-Etikettierung.
    Und auch zum Vergleich die USA haben es zum Beispiel geschafft 500.000 irakische Kinder (von 1990 – 1996) zu ermorden, ohne einen einzigen Schuss abgefeuert zu haben. (3)
    Denn speziell die Kinder sind im wesentlichen an Hunger durch Sanktionen gestorben. Von einer Quote wollen wir da lieber nicht anfangen – man könnte eine ausrechnen, aber die Zahl der ‚an Hunger verstorbenen‘ Regierungssoldaten, dürfte extrem überschaubar sein – gar nicht davon anzufangen, dass das ja die Basis war um auch im Nahen Osten die von den USA gesteuerten Terrororganisationen zu etablieren, von denen man dann einige wieder loswerden musste, weil einige ‚Terroristen‘ Waffen aus US-Finanzierung eingesackt und nicht bestimmungsgemäß verwendet haben. (4)
    Und dann bin ich vom Hocker gefallen. 120.000 ermordete russische Soldaten. Verdammt bin ich schlecht informiert? Die mir bekannte Zahl ist grob 100.000, wobei ich mich in einer unübersichtlichen Datenlage wie einem Krieg um +- 50% nicht schere, wohl aber um eine 0 mehr oder weniger. Warum stimmt die Zahl der ermordeten russischen Soldaten grob mit meiner überein? Ich finde das erklärungsbedürftig.
    Ich vermute mal die Zahl ermordetet russischer Soldaten hat einerseits gewissen Konsequenzen – wenn man behaupten würde, es wären Millionen russischer Soldaten ermordet (also sie sagen ‚getötet‘ oder gefallen worden) dann könnte man den Kriegsverlauf nicht mehr schlüssig erklären. Zu viele Fragen. Die ganzen vermeldeten Einzelerfolgs- und Siegmeldungen der Ukraine verschwinden zuverlässig aus dem kollektiven Gedächtnis und spielen in einer medialen Gesamtschau kaum eine Rolle. Der Konsument müsste sich erinnern, und das schafft ja nicht einmal ein Bundeskanzler. Aber eine kumulative Zahl (2ii ach es ist genial) lässt sich zu leicht verwenden, kopieren, nachplappern. Die wird man nicht mehr los. Also muss sie ungefähr stimmen? In diesem Kontext in dem wir eine ungefähre Vorstellung von Folgen haben! Wenn wir diese Vorstellung nicht haben, was in einem anderen Kontext offenbar der Fall war, dann ist die Zahl medial frei wählbar.
    Möglicherweise muss man noch darauf achten, dass die Summe der ukrainischen Erfolgsmeldungen nicht (bedeutend) höher ausfällt, als die Gesamtschätzungen der Dienste. Aber das scheint im Endeffekt keine Probleme gemacht zu haben.
    Ein Aspekt noch – soweit ich weiß, ist die Zahl der russischen Verluste aus realen (US-amerikanischen) Strategie- und Einsatzdokumenten in den Medienraum gesickert. Dort MÜSSEN sie stimmen, reine Phantasiezahlen kann sich da niemand leisten. Das ist ganz ähnlich wie die Zahl die er Einsatzleiter der Polizei in Berlin den Demonstrationsveranstaltern mündlich genannt hat: 800.000 bis 1.000.000. Der brauchte eine realistische Zahl, weil seine Einsatzplanung darauf aufbaut. Aber dessen Einschätzung hat es nicht in die Medienblase geschafft.
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    Also landen wir bei russischen Verlusten die ungefähr der Realität entsprechen? Oder bin ich schlecht informiert? Könnte auch sein. Nehmen wir ersteres an, fragt sich noch, warum die Zahl der ermordeten ukrainischen Soldaten näher an den Tatsachen liegt als die Zahl von Demobesuchern in Berlin – die sich doch eigentlich viel einfacher überprüfen lassen müsste – und trotzdem völlig falsch ist.
    Meine Vermutung ist, dass die Zahl der ukrainischen Verluste auch nichts mit irgend welchen Tatsachen zu tun hat, sondern eine mediale Zahl ist, die sich aber an einer Vorgabe ausrichten muss: den russischen Verlusten. Wenn man nur 19.000, oder vielleicht nur 7.000 gefallene Ukrainer vorweisen würde, stellt sich der eine oder andere Konsument (zusätzlich!) vielleicht doch die Frage, warum die ‚Ukrainer‘ mit unseren Leos nicht schon in Moskau stehen. Das die Ukraine mehr Soldaten verloren haben könnte als Russland, möchte man jetzt aber doch nicht eingestehen. Das Verhältnis (!) zu den russischen Verlusten ist also entscheidend und muss sich in einem gewissen Rahmen – der medial vorgegeben wird – bewegen. Die Zahl selbst ist unerheblich.
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    Sorry für die langen Ausführungen. Sie bleiben freilich meine persönlichen Spekulationen und wenn ihr andere habt wäre ich sehr neugierig.
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    Abschließend wieder aus dem oben genannten Focus:
    „Die Ukraine blickt einer unsicheren Zukunft entgegen, wobei die Chancen auf bedeutende Rückeroberungen aktuell gering scheinen. Experten der „Financial Times“ glauben nicht an einen baldigen Durchbruch in dem Konflikt.“
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    Ich hau mich wech.
    Man sieht sehr deutlich, dass auch der Focus vor allem seine Rolle spielt. Spannend bleibt die Tatsache, das dem Komiker Selenskyj die tragische Rolle zufällt, während die beruflichen Tragiker (a1) die Komödie aufführen. Irgend was ist da durcheinander gekommen.
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    (1) https://gutezitate.com/zitat/198388
    (2i – ii) https://de.wikipedia.org/wiki/COVID-19-Pandemie_in_der_Ukraine
    Die Seite ist übrigens genial – ganz runter scrollen, da sind über den Quellen 2 Diagramme, die das toll zusammen fassen. 1. In der Ukraine gab eine Fallsterblichkeit von 2%, das ist 4 mal höher als in Deutschland. 2. Man beachte die erste Welle im März 2020 – das ist die, über die sich auch die ganzen Berichte aus den Medien im Wiki-Artikel auslassen. Einfach wirken lassen. 😀
    3. Die Ukraine hatte eine ‚5. Welle‘ im März 2022. Wenn ich mich nur erinnern könnte, was da war (und ganz nebenbei passt die ‚Fallsterblichkeit‘ in dieser ‚Welle‘ nicht zusammen mit dem Rest, sie war in dieser Zeit – ausgerechnet! – bedeutend niedriger; gab’s da Arbeitsverweigerungen durch Krankmeldungen??)
    (3) https://www.youtube.com/watch?v=xYXK7uh93Uo
    und hier eine besonders geniale ‚as long as it takes‘-Variante
    https://www.youtube.com/watch?v=1T5JRVR53Eo
    (4) https://de.wikipedia.org/wiki/Osama_bin_Laden
    Und nein das soll nicht heißen, das er hinter den Sprengungen steckt. Was immer die USA ihm an Geld und Waffen geliefert haben, für die Ermordung von US-Bürgern in New York durch Hochhaussprengung ist es relativ ungeeignet. Für Flugzeugentführungen oder Zaubertricks wie in Pennsylvania eignet es sich auch nicht. Für den Beschuss von Botschaften im Nahen oder Mittleren Osten (oder Flugzeugentführungen DORT), könnte es funktionieren. Und schon das macht einen freilich unbeliebt bei den ‚Financiers‘, wenn die sich was anderes von ihrer Geldanlage versprochen haben.
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    (a1) Ihre Themen sind (unser) Sieg, der (gerechte und der abscheuliche) Krieg, Hunger (naja manchmal, wenn es gerade gelegen kommt um einem ‚Diktator‘ ‚Korruption‘ anzuhängen – kommt nur bei denen vor) und Krankheit (Nur einen Pieks, mehr wolln sie nicht von mir…) – man könnte sie auch als die Chronisten der apokalyptischen Reiter bezeichnen, also als Tragiker von Amtswegen.

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