Ein Paradebeispiel, wie man die öffentliche Meinung manipuliert.


Zwei Drittel der deutschen Bevölkerung (spontane Hochrechnung des Autors) wissen nicht einmal, wer Julian Assange ist, geschweige denn, warum er in einem Hochsicherheitsgefängnis gefangen gehalten wird. Aber 90 Prozent der Bevölkerung wissen, dass es Proteste im Iran gibt (wiederum spontane Hochrechnung durch den Autor). Das Unrecht im Herzen der Wertegemeinschaft ist unsichtbar, böse iranische Mullahs und armes, unterdrücktes iranisches Volk dagegen gefestigtes Wissen.


Für die Mehrheit der Bevölkerung gibt es also Julian Assange gar nicht, weil es nicht in ihr Unterbewusstes und somit auch nicht in ihr Bewusstsein gefunden hat. Die gleiche Mehrheit lebt in der Matrix, dass die Führung des Iran aus einem klerikalen Regime mit Revolutionsgarden besteht, gegen die ein ganzes Volk aufbegehrt.

Aber es geht noch mehr. Über eine geschickt gesteuerte, wie konzertierte Berichterstattung kann man innerhalb kürzester Zeit ein relevantes Thema von der medialen Bildfläche verschwinden lassen. Das ist jüngst im Falle des Iran geschehen und nur einer Minderheit der Medienkonsumenten ist dieses Phänomen überhaupt aufgefallen.

Wie ist das möglich?

Das Pflegen der Matrix – vorstellbar als eine kompakte Sammlung unermüdlich gepflegter Narrative – hat folgender Kommentar in der ARD-Tagesschau beschrieben:

Angelegenheit des iranischen Volkes

Wir bekommen über die Stimmungslage im Iran nur winzige Schnipsel zu Gesicht. Daraus eine Gesamtstimmung abzuleiten, ginge an der Realität vorbei. Besonders amüsant finde ich die Erwartungen einiger westlicher Pressevertreter, das iranische Volk würde sich mehrheitlich das westliche Lebensmodell wünschen. Sie berufen sich dabei auf ein paar Interviews mit Studenten und Bildungsbürgern aus Teheran. Aber sprechen diese Leute auch für die Landbevölkerung und für die übrigen Unterprivilegierten im Land? Diese Sorte Journalisten hat vor Jahren auch vom arabischen Frühling fabuliert. Die Entscheidung über das künftige Gesellschaftsmodell im Iran hat das iranische Volk als Ganzes zu treffen, niemand sonst. […]“ (1)

Völlig richtig und sehr schön ist auch die Metapher der winzigen Schnipsel – davon vielleicht sogar immer dieselben? Es handelt sich bei der ARD-Tagesschau um den größten, reichweitenstärksten Nachrichtensender in Deutschland und er berichtet reichlich über den Iran – quantitativ reichlich. Berichtet er aber auch differenziert und unvoreingenommen? Schauen Sie sich diese Meldungen – aufgefunden über Stichwortsuche „Iran“ und zeitlich geordnet (2) – einmal weitestgehend unvorbereitet, sozusagen blauäugig und mit etwas Geduld, an (Unterstreichungen durch Autor, Erläuterungen nachfolgend):


→ Meldung 13.01.2020 13:17 Uhr

Nach Abschuss des Flugzeugs – Iran bestreitet Vertuschung

Die iranische Führung ist nach dem irrtümlichen Abschuss des Passagierflugzeugs im Rechtfertigungsmodus. Die Wut im Land kann sie offenbar nicht besänftigen. Es gibt Berichte über neue Proteste – und über Polizeigewalt.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-139.html

→ Sendung vom 13.01.2020 09:00:00
Tagesschau

Vor gezielter Tötung des iranischen Generals Soleimani …
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35141.html

 

→ Video vom 13.01.2020 09:05:00
Nach Abschuss iranischer Passagiermaschine: Weiter Proteste in Teheran
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645593.html

 

→ Video vom 13.01.2020 09:05:00
Proteste gegen die Regierung im Iran halten an
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645595.html

 

→ Meldung vom 13.01.2020 07:58:34
Proteste im Iran: Voller Wut auf die Machthaber

Nach den falschen Angaben zum Abschuss des ukrainischen Passagierflugzeugs …
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-mitteilung-iran-111.html

 

→ Sendung vom 12.01.2020 23:15:00
Tagesthemen

Proteste im Iran nach Flugzeugabschuss …
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-7251.html

 

→ Meldung vom 13.01.2020 00:17:19
US-Verteidigungsminister Esper: Keine konkreten Belege für Anschlagspläne

Laut US-Präsident Trump waren konkrete Anschlagspläne auf amerikanische Botschaften der Grund für die Tötung …
https://www.tagesschau.de/ausland/esper-anschlag-hinweis-geheimdienste-101.html

 

→ Video vom 12.01.2020 23:23:00
Nach Abschuss von Flugzeug: Iraner protestieren gegen eigene Regierung
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645477.html

 

→ Video vom 12.01.2020 23:23:00
Proteste im Iran nach Flugzeugabschuss
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645475.html

 

→ Sendung vom 12.01.2020 20:00:00
Tagesschau (20 Uhr)

Proteste im Iran nach Flugzeugabschuss
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35139.html

 

→ Meldung vom 12.01.2020 20:47:03
Iraner protestieren gegen Regierung

Die iranische Führung gerät wegen des Abschusses eines ukrainischen Flugzeugs
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-mitteilung-iran-109.html

 

→ Video vom 12.01.2020 20:12:00
Demonstrationen in Teheran gegen die iranische Führung
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645409.html

 

→ Video vom 12.01.2020 16:06:00
Demonstrationen im Iran: Proteste und Trauer nach Flugzeugabsturz
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645321.html

 

→ Sendung vom 12.01.2020 13:30:00
Tagesschau

Buschfeuer in Australien: Ministerpräsident Morrison räumt erstmals Zusammenhang zum Klimawandel ein, Trump solidarisiert sich mit regierungskritischen Protesten im Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35135.html

 

→ Video vom 12.01.2020 11:36:00
Nach Abschuss von Flugzeug: Trump unterstützt Proteste im Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645221.html

 

→ Sendung vom 12.01.2020 11:20:00
Tagesschau

Buschfeuer in Australien: Ministerpräsident Morrison räumt erstmals Zusammenhang zum Klimawandel ein, Trump solidarisiert sich mit regierungskritischen Protesten im Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35133.html

 

→ Meldung vom 12.01.2020 09:27:25
Trump solidarisiert sich mit Protesten im Iran

Die Proteste gegen die Regierung im Iran kommen der US-Administration sehr gelegen …
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-trump-proteste-101.html

 

→ Sendung vom 12.01.2020 09:05:00
Tagesschau

Trump warnt den Iran via Twitter vor gewaltsamer Beendigung der Proteste
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35131.html

 

→ Meldung vom 12.01.2020 00:57:15
Trump sichert Demonstranten im Iran Unterstützung zu

Nach dem versehentlichen Abschuss eines Passagierflugzeugs nahe Teheran ist es im Iran zu Protesten gekommen. Der britische Botschafter wurde kurzzeitig festgenommen. Unterstützung für die Proteste kam von US-Präsident Trump
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-proteste-101.html

 

→ Sendung vom 11.01.2020 23:40:00
Tagesthemen

Flugzeugabschuss: Die Verantwortung des Iran, Putins Macht …
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/tt-7249.html

 

→ Video vom 11.01.2020 23:55:00
Iran gibt Flugzeug-Abschuss zu: Wut und Enttäuschung auf Teherans Straßen
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645131.html

 

→ Video vom 11.01.2020 23:50:00
Proteste in Teheran nach iranischem Bekenntnis zu Flugzeugabschuss
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645125.html

 

→ Video vom 11.01.2020 23:50:00
Natalie Amiri, BR, zur Protestbewegung im Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645123.html

 

→ Meldung vom 11.01.2020 23:00:54
Nach Flugzeugabschuss: Der Ruf nach Konsequenzen wird lauter

Nach dem versehentlichen Abschuss eines ukrainischen Passagierflugzeugs werden international Forderungen nach Aufklärung und Entschädigungen gegen den Iran gestellt. Auch im Land selbst gibt es Proteste.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-mitteilung-iran-105.html

 

→ Sendung vom 11.01.2020 20:00:00
Tagesschau (20 Uhr)

Iran räumt versehentlichen Abschuss von ukrainischem Flugzeug ein, Reaktionen auf Eingeständnis des Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35129.html

 

→ Video vom 11.01.2020 20:50:00
Eingeständnis Irans löst Proteste gegen Regierung aus
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645101.html

 

→ Video vom 11.01.2020 20:13:00
Absturz bei Teheran: Iran räumt Abschuss von Passierflugzeug ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645077.html

 

→ Video vom 11.01.2020 20:12:00
Nach dem Eingeständnis Irans: Reaktionen aus den USA und Kanada
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645073.html

 

→ Video vom 11.01.2020 20:09:00
Reaktionen auf Irans Eingeständnis
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645065.html

 

→ Video vom 11.01.2020 20:07:00
Iran räumt Abschuss von Flugzeug ein: N. Amiri, zzt. ARD München, mit Details
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645061.html

 

→ Sendung vom 11.01.2020 17:55:00
Tagesschau

Iran räumt Abschuss von Passagierflugzeug ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35127.html

 

→ Video vom 11.01.2020 18:02:00
Absturz bei Teheran: Iran räumt Abschuss von Passierflugzeug ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645041.html

 

→ Meldung vom 11.01.2020 17:40:46
Nach Flugzeugabschuss: „Die Menschen sind unglaublich wütend

Nach dem Eingeständnis der iranischen Führung, den ukrainischen Passagierjet abgeschossen zu haben, ist die Wut im Land groß. In Teheran protestieren Menschen
https://www.tagesschau.de/ausland/amiri-iran-103.html

 

→ Video vom 11.01.2020 16:46:00
Absturz bei Teheran: Iran räumt Abschuss von Passierflugzeug ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-645009.html

 

→ Video vom 11.01.2020 15:10:00
Iran räumt versehentlichen Abschuss von ukrainischer Passagiermaschine ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644979.html

 

→ Meldung vom 11.01.2020 13:17:18
Flugzeug-Abschuss: Folgenschwerer „Fehler“ der Revolutionsgarden

Der Iran hat den versehentlichen Abschuss der ukrainischen Passagiermaschine eingeräumt und sich entschuldigt. Die Empörung ist dennoch groß.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-mitteilung-iran-103.html

 

→ Meldung vom 11.01.2020 12:49:54
Iran und der Flugzeugabschuss: „Vertuschung nicht mehr möglich

Die Hinweise auf einen Abschuss des ukrainischen Passagierjets im Iran waren offenbar zu deutlich: Deshalb habe das Land den Beschuss zugegeben, meint ARD-Korrespondentin Amiri. Im Iran sei die Wut nun groß.
https://www.tagesschau.de/ausland/amiri-iran-101.html

 

→ Video vom 11.01.2020 12:12:00
Flugzeugabsturz in Teheran: Iran räumt Abschuss von Maschine ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644937.html

 

→ Video vom 11.01.2020 11:57:00
Flugzeugabsturz in Teheran: Iran räumt Abschuss von Maschine ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644929.html

 

→ Video vom 11.01.2020 11:56:00
Zum Eingeständnis des Iran: ARD-Korrespondentin Amiri mit einer Einschätzung
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644927.html

 

→ Video vom 11.01.2020 10:08:00
Flugzeugabsturz in Teheran: Iran räumt Abschuss von Maschine ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644885.html

 

→ Meldung vom 11.01.2020 09:36:08
Iran räumt „unbeabsichtigten“ Abschuss ukrainischer Maschine ein

Die abgestürzte ukrainische Passagiermaschine ist laut iranischem Militär „unbeabsichtigt“ von Teheran abgeschossen worden. Präsident Rouhani entschuldigte sich. Der ukrainische Präsident forderte eine vollständige Untersuchung.
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-mitteilung-iran-101.html

 

→ Video vom 11.01.2020 09:34:00
Flugzeugabsturz in Teheran: Iran räumt Abschuss von Maschine ein
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644865.html

 

→ Audio vom 11.01.2020 06:50:00
Iran gibt zu: Flugzeug wurde abgeschossen
https://www.tagesschau.de/multimedia/audio/audio-83143.html

 

→ Sendung vom 11.01.2020 00:58:39
Tagesschau

Flugzeugabsturz bei Teheran: Hinweise auf Abschuss verdichten sich
https://www.tagesschau.de/multimedia/sendung/ts-35119.html

 

→ Meldung vom 10.01.2020 22:10:07
Iran kündigt Bekanntgabe der Absturzursache an
https://www.tagesschau.de/ausland/iran-flugzeugabsturz-137.html

 

→ Video vom 10.01.2020 21:54:00
Flugzeugabsturz bei Teheran: Hinweise auf Abschuss durch Iran
https://www.tagesschau.de/multimedia/video/video-644735.html

und so weiter und sofort …


Es gibt noch mindestens 50 weitere Nachrichten ähnlichen Inhalts. Die Analyse umfasst einen Zeitraum von weniger als vier Tagen.

In diesen vier Tagen hat das Medium ARD-Tagesschau gewollt, ungewollt, beauftragt oder gehirngewaschen – wir können es uns heraussuchen – vollständig aus dem öffentlichen Bewusstsein verdrängt, in welchem Zusammenhang der Abschuss des ukrainischen Zivilflugzeuges, kurz nach dessen Start vom Internationalen Flughafen in Teheran, zwingend zu setzen ist. So etwas nennt man Dekontextuierung beziehungsweise Fragmentierung.

Mehr noch wurde durch das systematische Befeuern der Konsumenten mit der immer gleichen Geschichte ein neues Bild, ein Narrativ konstruiert. Der Abschuss des Flugzeuges steht nun nicht mehr in Verbindung mit einem militärischen Krisenfall, sondern plötzlich mit einer empörten Opposition. Es wurde eine revolutionäre Situation herbeigeschrieben, ja regelrecht herbeigeschrien (3). Allein das ruft in mir allergrößte Zweifel über eine spontane Empörung in der iranischen Gesellschaft hervor. Die Vorgänge um den britischen Botschafter im Iran verstärken diese Zweifel nur noch (4,5). Auch die Öffentlichkeit in Deutschland ist durch die umfassende Verbreitung dieses Narrativs, ausgesprochen erfolgreich von den eigentlichen Problemen im Mittleren und Nahen Osten weggeführt worden (6,a1).

Die Sachinformation wurde also auch bei der Tagesschau umgehend überdeckt von Empörung, Empörung und nochmals Empörung. Über den Vorfall kritisch aber trotzdem unvoreingenommen zu berichten, war ihr unmöglich. Eine unverkennbar parteiische Rolle spielt dabei die aus dem Iran berichtende Journalistin des Bayerischen Rundfunks, Natalie Amiri (7). Diese Solidarisierung mit der „Opposition“, die einer Frontberichterstattung ähnelt, haben wir seitens der Massenmedien – die ARD eingeschlossen – zuvor zur Genüge anderswo erfahren dürfen, so in Russland, Ungarn, Syrien, Hongkong und Venezuela.

Natalie Amiri unterstellte den iranischen Behörden wiederholt moralisch-ethische Defizite. Sie sprach von Vertuschung einerseits und Wut und Enttäuschung andererseits. Sie generalisierte die Demonstrationen in Teheran als landesweite Bewegung, was in keiner Weise der Realität entspricht. Bei der ARD wird ganz offensichtlich überhaupt nicht mehr wahrgenommen, wie man sich selbst permanent in der Berichterstattung solidarisiert, beziehungsweise „die Anderen“ dämonisiert.

An dieser Stelle ein harter Vergleich: Auch Joseph Goebbels war mit dem von ihm geführten Propagandaministerium auf der Seite der Guten – subjektiv auf der Seite der Guten! Der Subjektivität nicht zu viel Raum zu geben, ist die Herausforderung. Wohin die Selbstüberhöhung führt, hat uns die Geschichte eigentlich ausreichend gelehrt. Selbstüberhöhung beinhaltet eine Selbstermächtigung, welche meint zu wissen, was gut und richtig ist, für andere gut und richtig. Was dem höheren Zweck dient. Die ständige Auf- und Abwertung, das sich wiederholende Einstreuen emotionaler Befindlichkeiten, ist letztlich Symptom des eigenen, geformten Egos. In dieser emotionalen Grundverfassung ist das Fenster der Wahrnehmung auch nur noch auf eben diese Verfasstheit fokussiert und entsprechend schmal. Man kann damit auch sagen, dass das ARD-Nachrichtenformat sich in gewisser Weise berufen fühlt, zu missionieren.

So gesehen suggeriert eine Natalie Amiri nicht nur eine „revolutionäre Situation“ im Iran, sondern sie ist auch tief in dieser eigenen Handlung verstrickt. Amiri ist nicht nur Teil der Matrix, sondern sie formt diese auch.

Kritik und Fragen

Keine Zweifel: Seitens der iranischen Militär- ja Staatsführung handelt es sich bei dem versehentlichen Abschuss der ukrainischen Boeing, am frühen Morgen des 8. Januar 2020, um einen katastrophalen Fehler. So katastrophal, dass man auch vorsichtig die Frage in den Raum stellen darf, ob hier ein „Maulwurf“ im iranischen Militär Drecksarbeit geleistet hat.

Es stellen sich noch mehr Fragen, doch das für mich größte Rätsel ist:

Wie konnte es sein, dass in einer Situation, in der sich der Iran auf massive Angriffe seitens US-amerikanischer Luftstreitkräfte einstellte und mit höchster Alarmstufe seinen Luftraum überwachte, überhaupt Zivilflugzeuge abheben durften? Der Iran befand sich in jener verhängnisvollen Nacht im Kriegszustand! Eine nicht näher genannte Anzahl von Flugzeugen der US-Luftwaffe bewegten sich ganz in der Nähe des iranischen Luftraums (8,9).

In solch einer Situation zivilen Flugverkehr zuzulassen – so meine Sicht – hätte nie und nimmer geschehen dürfen.

Interessanterweise wird aber diese, auf der Hand liegende Frage, im Mainstream kaum aufgeworfen. Es betrifft deshalb mittelbar auch das hier erneut angerissene Thema. Nämlich, dass die Massenmedien völlig einseitig berichten, nicht nur einseitig im Sinne von Parteilichkeit, sondern auch im Sinne des Blickwinkels. Wobei Ersteres eine Rolle für das Zweite spielt. In einem Minimum an Perspektiven tobt sich der Mainstream auf immer die gleiche Art und Weise aus, wie man sehr schön an der obigen Auflistung ersehen kann.

Ein reiches Betätigungsfeld für Journalismus

Die oben angesprochene Natalie Amiri hat in ihrer Berichterstattung wiederholt den Eindruck beim Publikum gestärkt, dass die iranische Regierung und deren Militär versucht hätten, die Ursachen des Flugzeugabsturzes zu vertuschen. Aus meiner Sicht ist das mit Nichts belegt. Zwischen dem Vorfall und der offiziellen Veröffentlichung seitens der iranischen Behörden lagen drei Tage. Natürlich kann man jederzeit Jedem unterstellen, dass er versucht, etwas zu vertuschen. Doch nur plump das Gerücht zu streuen, ohne es belegen zu können, ist einfach unredlich. Der Iran hat von Beginn an betont, transparent und kooperativ mit allen Betroffenen in die Untersuchungen zu den Ursachen zu gehen und dies über diverse diplomatische Kanäle kommuniziert (10,11).

Die iranische Luftfahrtbehörde informierte darüber, dass der Teheraner Flughafen an einen Triebwerksschaden glaubte. Dazu passte, dass das Fluggzeug scharf abdrehte, um zurückzukehren und notzulanden. Es ist für die Kontrollaufsicht am Teheraner Flughafen ein logischer Schluss gewesen, als sie annahmen, das Flugzeug wäre aufgrund dieses Triebwerksschadens auch abgestürzt (12). Warum der Funkkontakt vollständig zusammenbrach, konnten sie sich nur dadurch erklären, dass die Crew um die Rettung des Flugzeuges kämpfte (13).

Eine Stellung der Luftverteidigung ihrerseits, wird ganz sicher nicht zuerst zivile Behörden davon informieren, dass sie einen vermeintlichen Marschflugkörper abschoss, sondern ihre militärischen Vorgesetzten. Ein Ministerium wiederum wird, je nach Eingang der Information, den Kenntnisstand der vorhanden ist, weitergeben und das taten die Behörden des Iran auch. Dabei betonten sie aber auch, dass die Unglücksursache genau untersucht und dazu Experten aus den betroffenen Staaten eingeladen worden sind. Im vorliegenden Fall handelt es sich vor allem um die Ukraine, Kanada und die USA, letztere weil dort der Hersteller Boeing ansässig ist. Aber da gibt es noch mehr.

Normalerweise wird vor dem Start einer jeden Maschine mittels Checkliste eine technische Kontrolle durchgeführt und abschließend durch die Techniker des Flughafens signiert. Diese Abarbeitung war im Falle der Boeing 737-800 nicht vollständig abgeschlossen und so auch nicht unterschrieben worden. Doch bestand die ukrainische Seite darauf, trotzdem abzuheben – und zwar auf eigenes Risiko und Verantwortung (14). Wie kann das sein?

Weitere Berichte sprechen davon, dass das Flugzeug, nur wenige Kilometer nach dem Start bereits zwei Kilometer von der vorgeschriebenen Flugroute PS752 abgekommen war, was wiederum auf einen technischen Defekt schließen lässt.

Ich meine, das ist doch interessant, oder nicht? Die ukrainischen Verantwortlichen für das Flugzeug setzen – obwohl die Checkliste für ihren Passagier-Jet nicht vollständig abgearbeitet und signiert worden ist – den Start der Maschine durch und kurz nach dem Start kommt diese stark von ihrer Flugroute ab. Sie nähert sich gefährlich einer Raketenbasis der IRGC (Iranische Revolutionsgarden), die sich 19 Kilometer entfernt vom Internationalen Flughafen in Teheran befindet. Das in einer krisenhaften Situation, in der ernsthaft mit US-Attacken auf die iranische Luftabwehr zu rechnen ist.

Als der iranische Generalstab am 11. Januar den Abschuss des Verkehrsflugzeuges einräumte, erklärte er unter anderem:

In einer so sensiblen und kritischen Situation bewegte sich der Flug 752 der Ukraine Airlines, der vom Imam Khomeini International Airport gestartet war, bei einem Looping sehr nahe auf einen sensiblen militärischen Ort zu, der den Streitkräften des IRGC gehört. Die Höhe und die Bewegungsrichtung des Fluges ließen auf ein feindliches Ziel schließen, so dass das Flugzeug aufgrund menschlichen Versagens unbeabsichtigt angegriffen wurde, was leider den Märtyrertod einer Reihe von iranischen Staatsangehörigen zusammen mit einer Reihe von Ausländern verursachte.“ (15)

Die „sensible und kritische Situation“ beschrieb der Generalstab so (sinngemäße Übersetzung durch Autor):

Stunden nach den iranischen Raketenangriffen [auf zwei von den US-Streitkräften betriebene Militärbasen im Irak] wurde eine wachsende Anzahl von Flugbewegungen der terroristischen US-Streitkräfte rund um den Iran registriert, deren Radar iranische Verteidigungsziele anvisierte. Auch wurden unzählige Fälle verdächtiger Objekte auf den Radarbildschirmen der iranischen Luftverteidigung registriert.“ (16)

Neueste Verlautbarungen hoher iranischer Militärs bestärken den Verdacht eines umfassenden US-Angriffs auf Radarsysteme der Luftverteidigung des Iran (17). Der militärische Verantwortliche in der iranischen Raketenbasis hatte maximal zehn Sekunden Zeit, um eine Entscheidung zu treffen – er traf die falsche (18).

Zu gerade Zitiertem sei hinzugefügt:

Die Teheraner Universität ließ verlauten, dass Cyber-Attacken auf Radarsysteme die Luftverteidigungssysteme „gelähmt“ hätten (19). „Gelähmt“ klingt überzogen, aber eine Störung der Systeme erscheint möglich. Denn nach Aussage des Verantwortlichen der Luftabwehrbasis war nicht zu erkennen, ob es sich bei dem Flugobjekt um eine Passagiermaschine oder einen Marschflugkörper handelt. Eine Passagiermaschine fliegt außerdem mit einem aktiven Transpondersignal – einem für jedes Flugzeug eindeutigen Identifikations-Code. Warum konnte die Abwehrstellung dieses Signal nicht empfangen?

Für eine Cyber-Attacke spricht auch das (Hervorhebung durch Autor):

Nachdem von dem Luftverteidigungssystem die Passagiermaschine als Marschflugkörper in 19 Kilometern Entfernung erkannt wurde, wurde versucht, gemäß den militärischen Richtlinien mit einer höheren Stelle Kontakt aufzunehmen, aus bisher nicht bekannten Umständen war dies nicht möglich, das Kommunikationsgerät funktionierte nicht. Aber er musste eine Entscheidung treffen.“ (20)

Man muss dazu wissen, dass es neben diesem primären Kommunikationskanal auch noch eine Notfallfrequenz gibt, auf die umgeschalten werden kann. Aber auch diese war offenbar ausgefallen.

Private Ermittler aus Deutschland und den USA haben diesbezüglich eine weitere Hypothese in den Raum gestellt. Danach wurde der Passagier-Jet von zwei Raketen getroffen, und zwar in einem Abstand von 23 Sekunden. Bereits beim ersten Treffer fiel der Transponder des Fliegers aus. So dieser erste Treffer aber NICHT aus einem Angriff der iranischen Revolutionsgarden herrührte, sondern von terroristischen Gruppen, dann macht das erklärbar, warum die Raketenbasis das Transpondersignal nicht empfangen konnte und ihrerseits das Flugzeug angriff (21,22).

Der Knackpunkt bleibt also diese Frage:

Wie konnte in solch einer Situation ein ziviles Verkehrsflugzeug zu einem Linienflug starten? Es gehört zur Tragik der Ereignisse, dass ausgerechnet Jener, welcher die Entscheidung zum Abschuss gab, zuvor einen Flugstopp für zivile Maschinen gefordert hatte (!) (23).

Schlussfolgerung bei Peds Ansichten, die keinesfalls als endgültig betrachtet werden darf:

Den zivilen Flugverkehr, ob der krisenhaften Situation in jener Nacht, nicht landesweit zu stoppen, war der fatale Fehler innerhalb der politischen – und militärischen Führung des Iran. Das erweiterte die Schwachstellen im iranischen Luftverteidigungssystem. Eine erfolgreiche, komplexe Cyber-, beziehungsweise Jamming-Funk-Attacke der US-Streitkräfte, welche die operative Kommunikation innerhalb der iranischen Luftabwehr zumindest zeitweise lahmlegte, führte mittelbar zum Abschuss des Zivilflugzeuges.

Der folgende, in den westlichen Massenmedien verbreitete Spin einer „revolutionären Situation“ im Iran, welche durch den versehentlichen Abschuss ihre Initialzündung erhielt, ist eine andere Geschichte. Sie setzte unmittelbar auf dem katastrophalen Ereignis auf und ist – Propaganda.

Bitte bleiben Sie schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. Bei Verlinkungen auf weitere Artikel von Peds Ansichten finden Sie dort auch die externen Quellen, mit denen die Aussagen im aktuellen Text belegt werden.

(a1) Wie sich eine objektive Berichterstattung darstellen könnte, fand ich in einem ZDF-Beitrag von Nils Metzger am 9. Januar. Bis auf die Schleichwerbung für die „investigative Enthüllungsplattform“ Bellingcat, war dessen Beitrag in der Nähe dessen, was ich von einem öffentlich-rechtlichen Sender erwarte (24).

(1) 13.01.2020; https://meta.tagesschau.de/id/144591/proteste-im-iran-voller-wut-auf-die-machthaber#comment-4039644

(2) 13.01.2020; Stichwortsuche „Iran“ bei ARD-Tagesschau; https://www.tagesschau.de/suche2.html?page_number=28&query=Iran&sort_by=date&dnav_type=

(3) 14.01.2020; Ellza MackIntosh; https://edition.cnn.com/2020/01/13/world/iran-protest-analysis-intl/index.html

(4) 14.01.2020; https://www.n-tv.de/politik/Teheran-droht-Botschafter-mit-Ausweisung-article21507125.html

(5) 13.01.2020; https://en.irna.ir/news/83632961/Iran-condemns-British-officials-immature-statements

(6) 11.01.2020; Ibn Riad; https://twitter.com/IbnRiad/status/1216217853449379845?ref_src=twsrc%5Etfw%7Ctwcamp%5Etweetembed%7Ctwterm%5E1216217853449379845&ref_url=https%3A%2F%2Fsouthfront.org%2Fboeing-incident-in-iran-summing-up-facts-and-consequences%2F

(7) https://www.tagesschau.de/suche2.html?query=Amiri&sort_by=date; abgerufen: 14.01.2020

(8) 11.01.2020; https://en.irna.ir/news/83628876/General-Staff-of-Iran-Armed-Forces-releases-statement-on-Ukrainian

(9) 08.01.2020; Hana Levy Julian; https://www.jewishpress.com/news/us-news/breaking-us-warplanes-leave-uae-air-base-after-iran-fires-ballistic-missiles-at-us-forces-in-iraq/2020/01/08/

(10) 12.01.2020; https://parstoday.com/de/news/iran-i50476-versehentlicher_flugzeugsabschuss_pr%C3%A4sidenten_irans_und_der_ukraine_telefonieren

(11) 10.01.2020; https://en.irna.ir/news/83628081/Iran-go-vt-issues-statement-on-Ukrainian-airline-plane-crash

(12) 10.01.2020; https://www.sueddeutsche.de/politik/iran-das-raetsel-um-flug-ps-752-1.4751895

(13) 10.01.2020; https://en.irna.ir/news/83628298/Iran-stresses-no-missile-hit-Ukrainian-passenger-plane

(14) 13.01.2020; https://southfront.org/how-and-why-iran-shot-down-ukrainian-boeing/

(15,16) 11.01.2020; https://en.irna.ir/news/83628876/General-Staff-of-Iran-Armed-Forces-releases-statement-on-Ukrainian

(17) 15.01.2020; https://www.tehrantimes.com/news/444219/Iran-probing-possible-U-S-disruption-in-radar-system-that-caused

(18,20,23) 11.01.2020; https://parstoday.com/de/news/iran-i50471-hajizadeh_wir_%C3%BCbernehmen_die_volle_verantwortung_f%C3%BCr_den_absturz_der_ukrainischen_passagiermaschine

(19) 14.01.2020; https://en.irna.ir/news/83633185/Iran-s-sky-safer-for-all-flights-than-ever-before-Iran-s-Army

(21) 15.01.2020; Florian Rötzer; https://www.heise.de/tp/features/Ukrainische-Maschine-wurde-von-zwei-Raketen-getroffen-4637694.html

(22) 14.01.2020; https://www.nytimes.com/2020/01/14/world/iran-plane-crash-video.html

(24) 09.01.2020; Nils Metzger; https://www.zdf.de/nachrichten/heute/flugzeugabsturz-teheran-faq-was-wir-wissen-100.html

(Titelbild) Rakete; Angriff; Autor: geralt (Pixabay); 29.8.2017; https://pixabay.com/de/photos/nordkorea-rakete-krieg-usa-angriff-2692779/; Lizenz: Pixabay License

Von Ped

5 Gedanken zu „Das Feilen an der Iran-Matrix“
  1. Lieber Ped,
    Schon wieder ein wunderbares Sprungbrett.

    „Über eine geschickt gesteuerte, wie konzertierte Berichterstattung kann man innerhalb kürzester Zeit ein relevantes Thema von der medialen Bildfläche verschwinden lassen… Wie ist das möglich? … Das Pflegen der Matrix….“ – Ja, aber das ist nichts neues, ist sogar uralt. Heutzutage beziehen sich Leute gelegentlich auf Platons Höhlengleichnis im „Staat“-Dialog, dann aber trivialisierend, als ob die unmittelbar-angesprochenen sich sicherlich damit auskennen. Ich weise auf ein kleines Detail (nur im Moment, da ich nicht vorhabe ein Buch zu schreiben) hin: Die „Gefangenen“, diejenigen deren Köpfe so angekettet sind, dass sie stracks geradeaus nur auf die künstlich erzeugten Schatten auf der Rückwand einer Höhle schauen können (die Schatten, erzeugt und geworfen von einem künstlichen Feuer, symbolisch das Gegenteil der natürlichen Sonne und des natürlichen Lichts), die genauso künstlich hin und her bewegt werden von irgendwelchen Bediensteten eines irgendwie gearteten Regimes, konkurrieren miteinander um zu erraten, welche Schatten welchen vorhergehende Schatten folgen werden. Diejenigen Gefangenen schätzen sich klug ein, die ein Muster der Schatten-Sequenzen der Vergangenheit ausmachen und damit versuchen sie die Zukunft vorauszusagen. Solch ein aus der Vergangenheit abgeleitetes Muster wäre eine Art „Gesetzmäßigkeit“.

    In diesen Passagen des Dialogs scheint Sokrates die Befreiung des einzelnen Gefangenen als eine mysteriöse Angelegenheit darzustellen, wobei „mystikos“ auf Griechisch nicht „mystisch“ heißt, sondern nur „geheim“. Und es ist dann wiederum kein „Geheimnis“ für denjenigen der sich die Frage stellt, angesichts dieses Medien-Matrix Stusses, „na, gut, und was nun, was kommt denn jetzt, was folgt wenn diese Darstellung richtig wäre?“ Die Matrix-Manager sollen uns sagen was folgt, dann können wir urteilen ob sie recht haben oder nicht. Entweder können wir im Voraus wissen, dass sie nicht recht haben, ob deren „Muster“ stimmt oder nicht, oder wir warten einfach ab bis die Darstellung sich selbst ins Knie schießt. Das ist doch eine einfache Frage, „was nun?“… Hallo, Herr Gefangener, Sie haben soeben wie im Lotto den Schlüssel zu dem Schloss gewonnen womit Sie sich von den Ketten befreien können.

    Sokrates sagt es nicht so, und damit wird erklärt warum es so viele dumme Gelehrten gibt, die meinen, Platon hätte eine „Geheimlehre“ die er nie niedergeschrieben hätte. Es fällt den Gelehrten nie ein, in ihren eigenen Köpfen nach der Lösung zu suchen, oder sie leben in der Fantasie des platonischen Werkes ohne den Bezug zur Realität zu erkennen. So klug sind sie also doch nicht.

    Um den Punkt etwas plakativ zu übertragen, müssten wir von den Matrix-Anstalten verlangen, dass sie bei jeder Sendung eine Haftungssauschlusserklärung anheften: „Nur für die private Belustigung / Unterhaltung – Machen sie davon keinen Gebrauch bei Investitionsentscheidungen, Eheverträgen oder sonstigen astrologischen Voraussagen die Ihr persönliches Vermögen oder Lebensverhältnisse beeinträchtigen können. Wir haften nicht für die Konsequenzen“. Sonst können wir über einige andere Punkte sicher sein: Was Sie hier darstellen, ist eine „Nachrichten-Zyklus-Welle“ (news-cycle wave“), und die Welle kommt immer aus den USA. Eine „Gesetzmäßigkeit“. Konsequenz: Man müsste die Herkunft der Welle belegen und dokumentieren. Die Welle wird aber vergehen, wie sie immer vergeht. Auf jeden Fall, Fokus erweitern, nicht alleine auf Deutschland schauen, zum einen weil weder die deutschen Matrix-Anstalten, noch das anvisierte Publikum, noch die deutsche Regierung irgendwelchen Einfluss oder eine Akteurs-Rolle haben.

    Aber trotzdem, können wir fragen ob die Regierung in Berlin irgendwelche Zeichen von sich gibt, dass sie einen Kollaps Irans erwartet, und dass sie in Panik gerät wegen den zu erwartenden Folgewirkungen im ganzen Nah Osten. Ich sehe keine Panik. Viele kritisieren die Bundesregierung weil sie, zusammen mit Frankreich und Großbritannien, den Schlichtungsmechanismus von JCPOA ausgelöst hat. Das ist eine kalkulierte Entscheidung. Die Regierung weiß möglicherweise etwas was ich nicht weiß: interessant. Leute die keine Verantwortung tragen, werden die Tatsache nicht sehen wollen (sie ist ein „unerwarteter Schatten“ in der Höhle), die Entscheidung zielt aber auf neue Verhandlungen. Man zielt nicht auf neue Verhandlungen mit dem Iran wenn man davon ausgeht, dass die Regierung in Teheran bald zusammenbricht. Die Matrix-Anstalten können Mist spucken wie sie möchten, das wird aber die Regierung in Berlin nicht verwirren (genauso wenig wie ein Mord in Berlin die Regierung verwirrt hat) – meine Voraussage. Aha! Trump will neue Verhandlungen, die Bundesregierung spielt also Trump in die Hände? Moment mal! Erinnern Sie sich kurz… wo war die Frau Bundeskanzlerin zuletzt? In Washington erinnere ich mich nicht…. (Ich gestehe, dass auch ich weiß, dass es in Deutschland ein Volkssport ist, die Regierung bei jeder Gelegenheit ans Bein zu pinkeln, als ob einfach alles schief ginge, von daher weiß ich auch, dass ich nur wenige „Freunde“ habe wenn ich eine Appel lanciere, dass man etwas Respekt aufbringen sollte. Respekt hieße nur Fakten nicht ausschließen und darüber nachdenken.)

    Eine kurze Anekdote: Im Frühling letztes Jahr war ich mit einem 13-jährigen griechischen Freund in der Leonardo Da Vinci Ausstellung in Athen. U.a. waren die Skizzen von Wellen ausgestellt. Wir standen davor, 5-6 Skizzen. Ich fragte Niko, Was siehst du da? Na, Wellen, klar. Nein, nein, ich möchte wissen was du genau siehst. Feine Strukturen, eine ganze Reihe von verschiedenen, feinen Strukturen. Sehr komplizierte Strukturen. Ok, und woher kommen die Strukturen?, wollte ich wissen. Na, ja, eine Welle ist „gebrochen“, das Wasser wurde aufgewühlt, rollt und springt über sich selbst, erzeugt eine Art Schaum. Na, ja, es sieht aus wie Schaum aus einigen Metern Entfernung, aber näher dran, aus der Perspektive von Leonardo, da ist kein Schaum zu sehen, nur die komplizierten Strukturen. Aber gut, und wie sah das Wasser vorher aus? Relativ ruhig, flach, eine regelmäßige auf und ab Bewegung. Richtig, sagte ich, und mit relativen einfacher Mathematik kann man auch die Bewegungen darstellen und berechnen, … bis die Welle bricht. Dann gelten die Gleichungen, womit man die Bewegungen berechnete, nicht mehr. Nachdem die alte Mathematik nicht mehr stimmt, ist da Chaos? Nein, das ist nicht Chaos, das sind nur andere Strukturen. Es ist „komplizierter“ als vorher, aber da ist kein Chaos.

    Was ich an Ihnen, lieber Ped, hoch schätze ist, dass Sie Themen gründlich recherchieren und auch gründlich durchdenken. Das Thema ist, erstens, die „empörte Opposition“ in Iran. Wenn man mit „Skripten„ bzw. nachrichtendienstlichen Drehbuch-Szenarien zu tun hat, könnte man grinsend fragen ob der Venezolaner Guaido plötzlich Iraner geworden ist. Fies, fies, werden die Moralisten sagen, nur bitte ich darum, nicht zu vergessen, dass der Guaido nur eine Medien-Matrix-Puppe war, die Puppe wurde als Regimewechsel-Fliegenpapier aufgestellt und fing nur ganz wenige Fliegen. Schon wieder ein Bolton-Versager: Bravo. Maduro wurde mit ihm fertig, säuberte die Geheimdienste und das Militär, leitete auch wirtschaftliche Maßnahmen ein, die viel zu lange hinausgeschoben worden waren (mit Beratern aus Russland). Feststellung: diese „empörte Opposition“ im Iran hat bislang keinen „Kopf“, kein Aushängeschildchen, keine Schatten-Puppe.

    Eine Sache ist jedoch im Krieg nicht erlaubt: sich als Maus hin zu stellen und sich zu beschweren wenn die Katze auf der Jagd ist. Alles was der Gegner macht, ist ein Ansporn und eine Herausforderung sich selbst zu stärken. Haben wir aus dem Iran gehört, dass der Präsident Rohani sich über einen Regimewechsel-Versuch beschwert? – Ich nicht. Dass Trumps „maximum pressure“ Sanktionen weh tun, keine Frage… alles drängt auf Verhandlungen.

    Auch nicht zu vergessen: Es hat große Proteste auch im Libanon in letzter Zeit gegeben, das Land ist wirtschaftlich unter Wasser, das Bankensystem völlig lahmgelegt. Nicht aber wegen Sanktionen. Alle erkennen die eingebaute Korruption. Die Regierung ist nicht verschwunden. Es schreit nach Lösungen, libanesische Politiker haben ihre Konten in den USA. Das gleiche ist im Irak zu sehen: rasende Korruption, einfache Wirtschaftsreformen werden nicht durchgesetzt usw. Angesichts der Unfähigkeit im Irak die Fraktionen zusammenzubringen zum Wohle des Landes, würde ich es nicht ausschließen, wenn Trump-Pompeo nicht einfach weggehen möchten um kein politisches Chaos entstehen zu lassen, und von daher wäre der „weitere Kampf gegen ISIS“, den Trump für völlig besiegt erklärt, nur vorgeschoben. Und die Iraner haben zwar Wirtschaftsprojekte in Irak, sind aber für die Uneinigkeit nicht verantwortlich.

    Fazit: Ihre Skepsis über die Gewichtung der „empörten Opposition“ teile ich voll und ganz. Sieht man aber die Matrix-Kampagne als echt an, landet man z.B. bei Jens Berger, der sich überzeugte, dass „die USA“ absolut auf ein Regime Change aus ist https://www.nachdenkseiten.de/?p=57729#more-57729 „Regime Change – die USA spielen im Iran einmal mehr mit dem Feuer“. – Zu Herrn Berger sage ich: „Die USA“ sind in einem Bürgerkrieg, und sind es verschärft gewesen mindestens seit der Ermordung von JF Kennedy, und dieser Bürgerkrieg greift auf Israel über, auf den Iran und auf viele andere Plätze auf der Welt, und sie wollen mir Angst machen mit aktuellen Aussagen als ob Aussagen sich einfach durchs Denken oder Träumen in die Realität versetzen, und sie wollen mir sagen, dass das Feuer erst jetzt ausgebrochen ist? Sorry, ich kann Ihnen nicht folgen. Wenn sie Trump nicht genau zuhören möchten, fein, das tun sie aber auf eigenes Risiko.

    Ich möchte auf einen mMn genialen Artikel von Thierry Meyssan von gestern hinweisen, https://www.voltairenet.org/article208867.html „Hinter den Kulissen der Beziehungen zwischen den USA und dem Iran“. (Achten Sie bitte auch auf die Hinweise für eine „geheime, kodierte Kommunikation“ seitens Trump.) Das tue ich als Rahmen für ihre Überlegungen über die möglichen Eloka (Elektronischen Kampf) Maßnahmen, die die Radar-Systeme der Iraner gestört haben könnten. – MMn haben sie die entscheidenden Belege dafür aufgeführt, aber sie erwähnen nicht, dass die Iraner selbst geprahlt hatten, dass sie Eloka eingesetzt hatten bei den Schlägen auf die US Basen im Irak. Sie haben nämlich die Aufklärungsdrohnen gestört, so dass die Amerikaner im Unklaren waren, wie schwerwiegend die Schäden unmittelbar waren. – Siehe http://en.farsnews.com/newstext.aspx?nn=13981020000251. Somit waren die Amerikaner einerseits doch in der „Deeskalations-Schleife“ aber mit „tit for tat“, Wie du mir, so ich dir. Ich habe hier alle Pentagon Erklärungen und Transkripte zu dem Thema, und unter dem Strich geht es immer um die „Wiederherstellung der Abschreckung“. Es geht also im Iran nicht um eine Angriffspolitik, es geht den USA auch nicht um eine Angriffspolitik. Der Iran hat die Verantwortung für den Abschuss übernommen: korrekt, die Entscheidung ehrt den Iran.

    Stellen wir eine Landkarte auf: Das Abschreckungsgeflecht ist dicht. Iran kann nicht offensiv um sich schlagen, und besonders nicht gegen Israel, denn da stehen die USA und Russland hinter Israel. Israel kann nicht offensiv angreifen, strategisch so wie so nicht gegen Syrien oder Irak, auch nicht gegen Iran, denn dann stünden Russland und China gegen Israel, zusammen mit der ganzen „Axis of Resistance“. Alle verstehen, dass die USA keinen Selbstmord begehen werden um irgendwelchen Verrückten auf den Leim zu gehen. Russland hat die gleiche Politik und den gleichen Standpunkt. Solange Russland und USA nicht gegen einander Krieg führen wollen, haben die anderen prinzipiell nur die Chance „Verhandlungen“. Wer angreift, begeht Selbstmord. Das ist eine geniale Geometrie der Politik, sozusagen die Voraussetzung für den Spruch von Putin, den ich immer wieder zitiere: Was heute unmöglich erscheint, kann morgen unvermeidlich werden. Um so etwas auch nur zu denken, darf sich der Kopf nicht in der Höhle befinden, gekettet, nur auf Schatten-Gespenster schauend. Vladislav Surkov bezeichnet es als „vorseherischen Realismus“. Es kann allerdings etwas dauern bis die entscheidenden Kräfte – Innenpolitik gibt es auch überall – das kapiert haben und sich auch durchsetzen können. Aber nicht so lange wie das sanfte Rollen der Wellen auf dem Meer. Die Welle ist gebrochen. Das Wasser schäumt wie wild und neue Strukturen entstehen.

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