Derzeit werden jüngere Generationen massiv in Schuld gebracht – gegenüber den Alten.
Zu den schlimmsten Auswirkungen einer unter dem Vorwand der „Seuchenbekämpfung“ betriebenen Notstandspolitik zählt die Polarisierung zwischen unterschiedlichen Schichten in der Gesellschaft, so auch zwischen den Alten und Jungen. Auffällig ist, wie man die Generation über 70 vorschiebt, um so die Einschränkung von fundamentalen Menschenrechten mit dem angeblich notwendigen und über deren Köpfe hinweg verfügten Schutz der Betagten zu rechtfertigen. Das verfängt — und es isoliert die Menschen.
Denn die Menschen ließen sich über Schuldgefühle schon immer hervorragend disziplinieren. Damit einher ging die Aufgabe von Solidarität zu Lasten eines egoistisch geprägten Konkurrenzdenkens. Was nun geschieht und letztlich alten Menschen ihren Lebensabend verkümmert, ja möglicherweise in Isolation und Sicherheitsverwahrung sogar verkürzt, hat jedoch eine Vorgeschichte. Das ist das Eine. Das andere bildet sich in der derzeitigen Coronahysterie ab — aufgestellt gegen eine über viele Generationen erfolgreich erprobte, natürliche Herdenimmunisierung der Menschen und über Angsttriger geradezu marktschreierisch für globale Impfkampagnen werbend. Hierzu ein Kommentar von Ruben Schattevoy.
Die Kündigung des Generationenvertrags zieht Handlungsbedarf nach sich!
Den Begriff des Generationenvertrages nutzen wir bevorzugt im Zusammenhang mit der umlagefinanzierten Altersversorgung. Die Jungen zahlen in einen großen Topf ein und die Alten erhalten daraus eine auskömmliche Rente. Irgendwann sind die ehemals jungen Menschen selbst alt und wechseln von der Rollen des Gebenden in die des Nehmenden. Die Alten sterben irgendwann und machen neuen kleinen Wunderwesen Platz. Der natürliche Lauf der Dinge halt. Man könnte sagen, dass wir mit unserem Tod den letzten Teil des Handels vollziehen, dem wir zum Zeitpunkt unserer Menschwerdung ungefragt zugestimmt haben.
Der Generationenvertrag ist eine intergenerationale Lastenteilung, die darauf beruht, dass jede Generation ihre besonderen Stärken und Schwächen hat und sich diese transgenerational gut kompensieren lassen. Das Zustandekommen des Generationenvertrags setzt Vertrauen in seine Mitmenschen, setzt ein positives Menschenbild voraus.
Mit dem Erstarken des neoliberalen Wahns gewann ein anderes Menschenbild die Oberhand. Das Vertrauen schwand, die umlagefinanzierte Rente verlor an Bedeutung und die kapitalgedeckte Rente kam auf. In Bezug auf die Altersversorgung wurde der Generationenvertrag teilweise aufgekündigt.
Ich persönlich gebe übrigens nichts auf den kapitalgedeckten Anteil meiner Altersvorsorge. Ich gehe davon aus, dass sich dieser — nicht auf Vertrauen und Solidarität fußende — Teil vor meinen Augen in Nichts auflösen wird, sobald die Babyboomer massenweise ins Rentenalter eintreten. Das neoliberale Menschenbild ist einfach kein Fundament, auf das man bauen kann, die unsichtbare Hand wird es gewiss nicht für mich richten.
Schaut man sich im Zusammenhang mit der um sich greifenden Coronamanie offenen Auges um, entdeckt man viele weitere unausgesprochene Generationenverträge, die gerade aufgekündigt werden. Davon handelt der Rest dieses Artikels.
Unser Generationenvertrag erstreckt sich auch auf den Aspekt der Herdenimmunität. Die Population hat für die gängigen Pathogene eine Immunität entwickelt, so dass sie sich nicht mehr exponentiell ausbreiten, sondern nur noch langsam durch die Population diffundieren können. Die Population hat darüber hinaus aber auch die Kompetenz entwickelt, neue oder geänderte Pathogene in sich aufzunehmen, eine Immunantwort zu entwickeln und schnell wieder Herdenimmunität herzustellen. Die meisten Pathogene sind für Kinder und Jugendliche harmlos und werden nur Menschen mit Vorerkrankungen und/oder geschwächtem Immunsystem gefährlich. Letzteres korreliert naturgegeben mit dem Alter.
Dieses Spiel geht jetzt schon so lange, wie Menschen auf engem Raum leben. Die Jungen nehmen mehr oder wenige jedes neue Pathogen mit, trainieren ihre Immunabwehr und entwickeln eine passende Immunantwort. Die Alten werden dabei so gut es geht aus der »Schusslinie« genommen. Natürlich gibt es dabei auch bedauernswerte Unfälle. Ganz selten erliegt ein junger Mensch einem Pathogen. Der eine oder andere alte Mensch steckt sich an und stirbt, obwohl seine Zeit vielleicht noch nicht gekommen war. Die Jungen aber haben eine starke Immunkompetenz und trainieren diese mit jedem neuen Pathogen. Sie sind sozusagen absolut fitte Immunsportler.
Die alten Menschen profitieren von der Herdenimmunität und von ihrer in jungen Jahren erworbenen Immunkompetenz. Die heute sehr alten Menschen, die Hochrisikogruppe für Corona, wäre vermutlich schon längst an einer anderen Wald-und-Wiesen-Infektion gestorben, wenn sie nicht in jungen Jahren selbst zu fitten Immunsportlern geworden wären. Dass sie damals so fleißig trainieren konnten, lag daran, dass sie ihrer Altengeneration auch ein gewisses Risiko aufgebürdet haben, sich bei ihnen anzustecken.
Nun kommt wieder dieser neoliberale Wahn mit seinem kaputten Menschenbild und kündigt diesen Teil des Generationenvertrags. Man meint, in diesen natürlichen und transgenerational eingespielten Prozess eingreifen zu müssen. Weil man es eben kann! Weil man ohnehin unter einer Sozialphobie leidet und gar kein Sensorium dafür hat, um zu ermessen, was anderen Menschen soziales Abstandhalten bedeuten könnte. Weil sie die Mimik ihres Gegenübers nicht lesen können, vermissen sie auch nichts, wenn sie in lauter Gesichtsmasken gucken müssen.
Weil man von seinen Ängsten getrieben ist und sich auf gar keinen Fall mit dem Gedanken an die eigene Endlichkeit befassen will. Weil man sich daher nicht vorstellen kann, dass andere Menschen das Leben in seinem natürlichen Gang akzeptieren und genießen könnten. Stattdessen treiben wir auf eine Populaton von Immunsupressiven zu, nur noch überlebensfähig, wenn Herr Tore die Impfstoffe schneller auf den Markt bringt, als uns die Globalisierung die Pathogene in die Bude trägt.
Unser Generationenvertrag erstreckt sich auch auf den Aspekt des zivilisatorischen Prozesses. Unsere westliche Gesellschaft (nur für die kann ich hier sprechen) hat sich unter größten Opfern und trotz vieler Rückschläge einiges an zivilisatorischen Errungenschaften erarbeitet. Auch hier ist ein Generationenvertrag am Werk. Jede Generation nimmt ein bisschen vom Überschuss aus der Zivilisationsdividende und investiert in den weiteren Ausbau der Zivilisation. Auf dass es die nächste Generation einmal besser haben soll.
Aktuell erleben wir einen unfassbaren zivilisatorischen Regress, wieder getrieben aus dem neoliberalen Wahn und dessen leistungsschwacher Ideologie. Binnen sechs Wochen haben wir das Äquivalent von mehr als hundert Jahren zivilisatorischen Aufbaus verprasst. So wie es aussieht, werde wir der nächsten Generation nicht mehr, sondern weniger Zivilisation hinterlassen als wir das unverdiente Glück hatten vorzufinden.
Ehrlich gesagt, kann ich mich nur wundern, dass die junge Generation noch so ruhig ist und zuschaut, wie wir mittlere Generation sie gerade über den Löffel barbieren. Jedenfalls sehe ich hier Handlungsbedarf. Wir sollten die junge Generation nach Kräften unterstützen, endlich aufzuwachen und für die Einhaltung des Generationenvertrags zu streiten. Ich tue das in meinem Umfeld jedenfalls.
Ehrlich gesagt, wundere ich mich auch, wieso sich die alte Generation kaum rührt. Wobei allerdings schon auffällt, dass die Kritiker mit Rang und Namen vornehmlich älter und vielfach bereits im Ruhestand sind. Hier sehe ich auch Handlungsbedarf. Wir sollten diesen Menschen, die wir bisher gar zu gern aufs Abstellgleis gestellt haben und ihnen dadurch sicher auch einen Teil ihres Lebensmuts geraubt haben, mehr achten und einbeziehen. Auch hier greift der Generationenvertrag. Diese Menschen haben viel Erfahrung und gleichzeitig einen hohen Grad an Unabhängigkeit erreicht, da sie nicht mehr den Systemzwängen unterliegen. Wenn wir hier mehr Rückkopplung annehmen würden, mehr in die Interaktion gingen, käme das auch dem zivilisatorischen Prozess zu gute.
Schließlich frage ich mich, welche Rolle eigentlich die Generation 80 Plus gerade einnimmt. Der Schutz dieser Generation wird doch gerade als Abrissbirne für unsere zivilisatorischen Errungenschaften missbraucht. Soweit wir noch Eltern oder Großeltern oder anderen Kontakt zu Menschen in dieser Altersgruppe haben, sehe ich hier einen weiteren Handlungsbedarf. Wollen diese Menschen, die das Dritte Reich noch als Kind erlebt haben, wirklich dafür herhalten, ihren Enkeln oder Urenkeln das Vierte Reich zu bereiten? Wollen diese Menschen ihre Kinder, Enkel und Urenkel wirklich nie wieder sehen und statt dessen lieber (wenn überhaupt) ein oder zwei Jahre älter werden? Wollen diese Menschen auf den Rest ihrer altersbedingt ohnehin schwindenden Autonomie verzichten und sich von Soziopathen, Blockwarten und Platzanweisern bevormunden lassen?
Man stelle sich vor, eine Hand voll Über-80-Demos mit entsprechend aussagekräftigen Plakaten würden durch unsere Städte ziehen. Ich denke, der Spuk wäre instantan zu Ende.
Anmerkungen und Quellen
(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen – insbesondere der deutlich sichtbaren Verlinkung zum Blog des Autors – kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden.
(Titelbild) Generation, Alte, Junge; Gerd Altmann (Pixabay); 07.04.2008; https://pixabay.com/de/illustrations/alter-jugend-gegensatz-alt-jung-2804726/; Lizenz: Pixabay License
Hallo,
ich finde es ja auch merkwürdig, dass vor kurzem noch der Narrativ „Die Alten leben auf Kosten der Jungen“ medial öffentlichkeitswirksam massiv befeuert wurde.
Die gleichen Medien mutieren auf einmal zu fürsorglichen Empathieträgern gegenüber alten Menschen, die ja so hoch gefährdet sind durch Covid-19. Überhaupt gewinne ich den Eindruck, dass weltweit die Empathie „ausgebrochen“ ist bei denjenigen, denen es ansonsten aufgrund eines radikal zweckrationalen Menschenbildes ziemlich schnuppe ist, wie es um Schwächere bestellt istz..
Um mal das Vokabular von Voltaire zu bemühen: Bigotte Heuchlerei trifft es wohl ziemlich gut.
Bezugnehmend auf den aktuellen Kurzbericht des Coronaausschusses bzw. das folgende Zitat aus diesem Bericht: „Untersuchungen von Blutkonserven aus der Zeit von vor Covid-19 legen nahe, dass über 80% der Menschen gegen das neuartige Coronavirus wegen seiner Verwandtschaft zu anderen Stämmen von Coronaviren bereits immun sein dürften bzw. eine zelluläre Kreuzimmunität aufweisen, die sie auch vor den jetzt zirkulierenden Coronaviren weitestgehend schützt. Kinder, Jugendliche, Eltern, Erziehende und Lehrkräfte frischen diese Kreuzimmunität offenbar jedes Jahr auf, ohne ernstlich krank zu werden, so Dr. Wolfgang Wodarg. Lediglich Menschen ohne solch ein jährliches Virusupdate, also alleinlebende ältere Menschen oder Menschen mit einem durch Krankheit oder Behandlung geschwächten Immunsystem sind anfälliger für Komplikationen. Sie gelte es zu schützen.“
Alte Menschen sind vor allem dann gefährdet, wenn sie sich in den letzten Jahren selbst isoliert haben, weil ihr Körper bzw. ihre Immunabwehr bzgl. der aktuellen Entwicklungen bei den Viren dann nicht mehr up-to-date ist.
Es mag oft gute Gründe für diese Selbstisolation geben. Irgendwann ist der Körper bzw. die Immunabwehr altersbedingt oder aufgrund anderer Krankheiten nicht mehr in der Lage, adäquat mit Infektionen umzugehen. Dann kann eine Selbstisolation tatsächlich lebensverlängernd wirken. Trotzdem ist diese Selbstisolation schon Teil des erweiterten Sterbeprozesses.
Diese alten Menschen leben schon jenseits ihrer individuellen natürlichen Lebensspanne und können jederzeit das Opfer äußerer Umstände werden, ohne dass dem Überträger ein Vorwurf gemacht werden könnte. Wenn diese alten Menschen nun von den jungen Menschen erwarten, dass sie ihr ganzes Leben umkrempeln, sich in der Entfaltung ihres eigenen Lebens massiv einschränken, nur um ihnen noch ein bisschen mehr Lebenszeit zu verschaffen, empfinde ich das als abgrundtief egoistisch. Dies um so mehr, als es dabei auch um die eigenen Nachkommen geht. Aber auch deshalb, weil diese alten Menschen, als sie selbst einmal jung waren, vergleichbare Opfer ihrer Eltern- und Großelterngeneration gegenüber nicht erbracht haben.
Das Tragische an der aktuellen Entwicklung ist, dass wir uns alle seit einem halben Jahr in der Zwangsisolation befinden und somit einen künstlichen erweiterten Sterbeprozess angestoßen haben. Selbst wenn es jetzt einen großen Knall gäbe und der ganze Coronawahnsinn gestoppt würde, wäre eine große kollektive Kraftanstrengung notwendig, um diesen Sterbeprozess wieder umzukehren. Folgenlos würde das halbe Jahr Zwangsisolation trotzdem nicht bleiben.
Auf Demonstrationen und auch in den Foren ist die junge Generation absolut unterrepräsentiert. Weil hier die Nöte objektiv am größten sind, sehe ich hier aber auch das größte Potential. Die junge Generation macht gerade die Erfahrung, dass sich ihre Eltern und Großeltern auf Kosten ihres eigenen Lebensglücks ein paar schöne zusätzliche Tage bei Gevatter Tot stibitzen.
Wobei ich darauf aufmerksam mache, dass so gut wie alle betagten Menschen, diese zweifelhafte Art einer quantitativen Lebensverlängerung mehr oder weniger strikt ablehnen. Man benutzt sie vielmehr – ungeachtet dessen und ohne sie zu fragen – trotzdem, um eine „neue Normalität“ in fadenscheiniger, moralgeschwängerter Solidarität zu legitimieren.
Herzlich, Ped
Ich will das gerne glauben und kann das aus meinem engstes familiären Umfeld auch bestätigen.
Ich kenne aber leider zu viele »Risikokandidaten« in meinem weiteren Umfeld, die sich nicht nur selbst isolieren, sondern das gleiche auch von allen anderen Mitmenschen erwarten. In manchen Fällen sogar in Kombination damit, dass sie es bei der einen oder anderen Gelegenheit, wenn sie sich nicht im Rampenlicht wähnen, mit der Einhaltung der Vorschriften selbst nicht so genau nehmen.
Jedenfalls habe ich bisher, entgegen der Erwartung, die ich ursprünglich mit diesem Artikel verbunden hatte, noch nicht wahrgenommen, dass sich die Großelterngeneration laut und vernehmlich gegen diesen ganzen Coronawahnsinn positioniert hätte. Ich glaube auch nicht, dass die Großelterngeneration beispielsweise bei der nächsten Wahl massenweise eine der neuen Anticoronaparteien wählen wird – sollte ein öffentlichkeitswirksamer Protest aus gesundheitlichen Gründen schon zu beschwerlich sein.
Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Eltern- und Großelterngeneration ihre Chance hatte und sie hundertprozentig vergeigt hat. Es wird der Tag kommen, an dem die Kindergeneration erkennt, dass die Eltern- und Großelterngeneration (einschließlich der eigenen Eltern und Großeltern) von ihnen ernsthaft erwartet, ihre eigene Zukunft und die ihrer noch nicht geborenen Kinder zu opfern.
An dem Tag wird es ungemütlich werden. Es wird auf einen offenen Konflikt mit (weiten Teilen) der Eltern- und Großelterngeneration hinauslaufen. Eine beklemmende Vorstellung. Die Vorstellung, dass die Kindergeneration (einschließlich meiner Kinder) keine gute Zukunft haben sollen, ist aber noch viel beklemmender.
Wenn das so ist, was kann man tun? Weiter auf die Solidarität zwischen den Menschen und den Generationen setzen! Sich aber verstärkt der Kindergeneration zuwenden. Umso früher die Kindergeneration aufwacht und aufbegehrt, umso weniger drastisch muss deren Reaktion ausfallen. Umso eher besteht eine Chance, dass die Eltern- und Großelterngeneration (mehrheitlich) wieder zur Besinnung kommt.