Der Krieg hat einen kongenialen Partner – die Passivität. Die, die mit sich machen lassen, sind nicht raus aus der Verantwortung.


Man muss sich fragen, wem es nützt, einen britisch-russischen Doppelagenten russischer Herkunft in Großbritannien mit einem endlos langsam wirkenden Gift öffentlichkeitswirksam umzubringen. Zu interessieren scheint das offenbar nur wenige in Politik und Medien, angesichts des hasserfüllten Kriegstrommelns gegenüber dem selbsterklärten Todfeind. Doch andere Fragen erscheinen mir wichtiger.


Und diese Fragen richten sich nicht auf das abstoßende Schauspiel selbst, welches sich derzeit wieder einmal in der westlichen Politik und ihren Gazetten abspielt; und es dabei schafft, jedesmal noch etwas grotesker daherzukommen. Wir erleben eine Demonstration gegenseitiger Abhängigkeit und Abhängigkeit von Dritten.

Innerhalb dieser Abhängigkeit treten die Akteure auf allem herum, was Anstand und Fairness ausmacht.

Warum tun die das?

Was führt einen Politiker, wie Omid Nouripour aus der Partei der Grünen dazu, dermaßen auf allen Vieren und mit dem Hinterteil als höchsten Punkt, sich der britischen Regierung anzudienen und gleich noch „eine europäische Antwort“ einzufordern (1)? 

Ist das Ideologische Verblendung?

Vielleicht.

Die Selbstgefälligkeit, gepaart mit dem gekitzelten Ego der gehobenen Position auf der Seite „der Guten“ zu stehen?

Sicher auch das.

Doch bei allem was recht ist. Das allein kann es nicht sein. Was ist es noch?

Ich tippe schwer auf Angst. Mehr noch tippe ich auf einen Cocktail von Ängsten, der vor allem bestimmte Politiker und verantwortliche Redakteure mehr als je zuvor wie Hampelmänner agieren lässt. Eine Mischung aus materiellen Verlustängsten, der Angst vor dem Verlust der gesellschaftlichen Stellung und der Angst vor dem Herrn, dessen Wohlwollen man als so Sicherheit gebend und berauschend findet.

Ich mach mich über diese Hampelmänner nicht lustig. Dafür gibt es keinen Grund. Die Folgen sind viel zu desaströs, als das man sie mit zynischem Lächeln in der Satire-Ecke verarbeiten könnte.

Weil nämlich diese devote Abhängigkeit uns derzeit Stück für Stück näher an einen heißen Krieg bringt.

Betreiben doch diese Hampelmänner – von ihrer Angst getrieben – eine abgrundtiefe Kriegsrhetorik.


Eine Kriegsrhetorik, die ankommt und sich immer weiter in das Unterbewusstsein der Bevölkerung hineinbohrt. Dabei ist es ganz und gar nicht so, dass wir nichts dagegen tun könnten. Nur sind wir als Gesellschaft – in ihrer Gesamtheit – in der Angst dieser Leute „da oben“ genauso gefangen.


Sind wir nicht? Dann möge mir jemand erklären, warum nicht längst jede Woche Hunderttausende auf die Straße gehen und ein Ende dieses Krieges fordern. Denn wir sind ja schon im Krieg.

Wir sind in einem medialen und politischen Krieg, in einem psychologischen, einem geistigen Krieg. Wir verlernen immer mehr das Zuhören und gefallen uns in der Bequemlichkeit, andere nicht verstehen zu müssen. Weil wir ja die Guten sind.

Diejenigen, die wir mit unserer Paranoia angreifen, haben das inzwischen auch begriffen. Sie wissen, wie unberechenbar, wie gefährlich Paranoia ist.

Auf diese Irrationalität, Hysterie und Hybris bestimmter, immer noch die westliche Politik dominierender Kreise, welche auf ihrer „einzigen Weltmacht“ um jeden Preis bestehen. Darauf haben sie reagiert, hat Russland reagiert. Die geradezu kriegsgeile Polit- und Medienprominenz, welche sich über die Atlantikbrücke verbunden sieht, ist blind dafür, dass Russland auf den Fall vorbereitet ist, falls irgendein Politiker oder Militär im superdemokratischen Westen die Nerven verliert.


Denn das ist das Ultragefährliche an der gegenwärtigen Situation. So wie sich eine Menschenmasse unaufhaltsam, weil rein von Instinkten gesteuert, in Bewegung bringen lässt, so kann das auch Gesellschaften als Ganzes passieren. Dann, wenn Vernunft, Besinnung, Reflexion im Sturm der Emotionen niedergebrüllt werden. Wenn die Gesellschaft zum Mob entartet, ihre zivilisatorische Hülle abwirft und ohne Skrupel auf alles losgeht, was sie als Feind ortet.


Auf diesen Punkt bewegen wir uns zu. Und jeder, wirklich jeder, darf sich fragen, inwieweit er diese Bewegung aus einer Paralyse, einer Bewegungslosigkeit heraus wahrnimmt. Auch der intellektuell geschmeidig daher kommende Kenner der Politik, der sie durchdringt und dabei fundierte Prognosen abgibt, auch er ist in dieser Paralyse gefangen, wenn er sich verhält, als wäre er nicht Teil der Nummer und daher meint, das Schauspiel weiter aus der Sesselposition betrachten zu können.

Keiner sollte sich Illusionen hingeben. Wenn alle aus der emotionalen Schockstarre erwachen, wird es jeden Sessel mitreißen.

Der Traum von der heilen Welt sollte längst ausgeträumt sein. Doch außerdem ist es an der Zeit, dass sich auch ein paar mehr von den „Aufgewachten“ endlich den Schlaf aus den Augen reiben und beginnen, aktive Friedensarbeit zu leisten.

Bleiben Sie schön aufmerksam.


Quellen

(1) 13.3.2018; https://www.welt.de/politik/ausland/article174493635/Sergej-Lawrow-Russland-weigert-sich-auf-Mays-Ultimatum-zu-antworten.html

(Titelbild) Brennendes Europa; Autor: geralt (Pixabay); Datum: 19.7.2014; Quelle: https://pixabay.com/de/europa-feuer-brennen-politik-396834/; Lizenz: CC0 Creative Commons

 

Von Ped

29 Gedanken zu „Hingenommene Kriegsrhetorik“
  1. Ehrlich gesagt glaube ich, dass das tiefer geht. Die Erklärung „Angst“ scheint mir bei vielen unzutreffend oder nicht weitreichend genug. Ich glaube längst, dass größere Teile des deutschen Politpersonals knallhart für die USA arbeiten (CIA, NSA, Öl Industrie, I.M.C, Deep State oder wer auch immer…).

    Merkel allen voran. Die halten nicht aus Schreckstarre inne oder kriechen denen aus Angst in den After, die arbeiten für die.

    Und am WWIII. Der Europa zerstören wird. Hat eigentlich mal jemand recherchiert, wer aus dem politischen Berlin ein Grundstück in Patagonien, Neu Seeland, Südafrika etc. besitzt? Bestimmt aufschlussreich. Auch, wer dafür bezahlt hat.

    Für mich als Auslandsdeutsche sieht die BRD und Zentraleuropa aus der Ferne immer mehr wie das Haus eines gewissen Herrn Biedermanns aus, der sich noch nicht einmal wundert, warum man Benzinfässer hoch in seinen Dachstuhl bringen muss.

    PS. Dass Merkel so „am Amt klebt“ ist auch so ein Missverständnis. Die hat noch eine Aufgabe zu erfüllen. Und wenn an meinen düsteren Befürchtungen etwas dran sein sollte, dann spielen ein paar Ministerposten mehr oder weniger für die SPD nun wirklich keine Rolle mehr.

    1. @Elisabeth

      Sie haben die Sicht aus der Sesselposition ausgezeichnet beschrieben, danke dafür.

      Freundliche Grüße, Ped

  2. Oh ja Ped, Du hast den Nagel auf den Kopf getroffen. Viele stellen sich diese Frage. Warum schweigen Intellektuelle, Künstler, Prominente…? Was ist mit der dt. und internationalen Linken, gibt es sie noch?
    Warum gibt es keine Friedens-Sammlungsbewegung?
    Du hast die Situation treffend beschrieben, allein es fehlt die Aktion!

      1. „Die Philosophen haben die Welt nur verschieden interpretiert, es kommt darauf an, sie zu verändern.“ KM in Thesen über Feuerbach …

  3. @Ped: »wenn Vernunft, Besinnung, Reflexion im Sturm der Emotionen niedergebrüllt werden… die Gesellschaft … ihre zivilisatorische Hülle abwirft … auf alles losgeht, was sie als Feind ortet.«
    Hallo Ped, danke für Deine Beiträge, lese ich immer ganz gerne 🙂
    Was mir bei meiner Arbeit mit Menschen und auch bei der Eigenbeobachtung immer wieder auffällt: oft werden uns unsere Gefühle (z.B. Wut, Ärger, Angst, Ungeduld usw.) zwar bewußt und wir handeln dann aus einem Reiz-Reaktion-Schema (ohne Innehalten), was uns aber dann nicht bewußt ist, ist die Entstehung der Gefühle.
    Wenn wir dem nachgehen, entdecken wir zumeist, daß die Gefühle durch Situationsinterpretationen entstanden sind: das Wegschauen eines Menschen interpretiert mein Verstand beispielsweise als persönliche Mißachtung. Und erst DIESE INTERPRETATION läßt dann das Gefühl z.B. Ärger entstehen.

    Auf diesem Mangel an Eigenbeobachtung basiert letztendlich Kriegsrhethorik, sie möchte über den Vestand „Gefühle“ erzeugen!

    Weiter zu dem zitierten Satz: »zivilisatorische Hülle«. In der Tat verpassen wir uns durch »Erziehung und Bildung« usw. eine Hülle und leiten aus diese Anpassungsform Rollen, Verhalten und Funktionen ab, ohne zu spüren, wer denn wirklich (also ich selbst) in der Hülle steckt.
    Im Gegenteil: wir lernen um der Hülle wegen, gegen das Eigene anzugehen (also eine Art Autoagression!).
    Der Druck im Inneren steigt weiter an (Passive Variante: kann auch zur Depression führen – sehr konsumförderlich!), um so mehr muß die Hülle gepanzert werden (immer wieder bestätigt und belohnt).
    Die Mächtigen wissen natürlich darum, daß auf diese Weise die Menschen nach und nach wie wandelnde Pulverfässer (oder Schläfer) herumlaufen und man nun gezielt einen Zündfunken (Trigger, „Losung“) einsetzen kann durch den die Gesellschaften sich selbst zerstören, um so einen Reset zu schaffen in dem nur mehr an tierische Überlebensfunktionen gedacht werden kann und die Macht wieder gesichert ist.

    Der Feind im außen ist also auch hier nur die Projektion der eigenen Unterdrückungen, der Gewaltanwendung gegen sich selbst.

    Deshalb fängt einerseits Friedensarbeit immer bei sich selbst an: Achtsamkeit, Wahrnehmen, Aufmerksamkeit: was ist das Wesen, das Sein – echte Bedürfniserkundung und Kommunikation.
    Doch das reicht bei weitem nicht aus. Es fehlt eine weitere AKTION.

    Gemeinschaftsbildung, »Graswurzelrevolution«: das Schaffen von eigenen Organisationsstrukturen lokal aber auch bis hin zum Volksganzen!

    Ja und dazu muß der Mensch dann aber auch wieder von eigenen »Befindlichkeitsstörungen« absehen, unterscheiden können. Und das kann nur unser Herz: OK, wir haben eine andere Meinung, OK da gibt es Antipathien, OK das Wichtigste stimmt:
    Das ehrliche Bemühen um Wahrheit, um Verantwortung, um Respekt und Anerkennung eines jeden Lebewesens. Und dann kann ich ja vielleicht einmal von meinen Meinungen und Befindlichkeitsstörungen absehen und dann kommen wir gemeinsam in eine AKTION!!

    Üben wir das, hat nicht nur Kriegsrhethorik keine Angriffsfläche mehr …

  4. „Dann möge mir jemand erklären, warum nicht längst jede Woche Hunderttausende auf die Straße gehen und ein Ende dieses Krieges fordern. Denn wir sind ja schon im Krieg.“

    Die Frage ist reine Rhetorik, oder Ped?

    Jemand wie Du, der mit so einer feinen Feder die Themen der Zeit auf den Punkt analysiert, hat die Antwort auf so eine Frage doch längst parat.

    Meine Antwort: Propaganda wirkt! Wir sind verloren!

    Die Massenverblödung der Schlafschafe oder soll ich Konsumenten sagen oder lieber Verbraucher oder Fußballfans oder Wiedervereinigungsverlierer hat ein Höchstmaß erreicht.

    Die wenigen Menschen mit „Durchblick“ werden diffamiert, isoliert oder gar gemeuchelt.
    Hinzu kommen persönliche Befindlichkeitsstörungen, wie von Jürgen Elsen beschrieben.

    Genau darauf haben die Eliten, ihre Erfüllungsgehilfen (die ganzen Politikerclowns) und die Medien, jahrzehntelang hingearbeitet.
    Sie haben es geschafft die Gesellschaft zu „atomisieren“.

    Ich sage, das war´s. Und nein, das ist keine Resignation sondern die reflektierte Wirklichkeit.

    1. @Himbeertoni
      Nein, die Frage war keine Rhetorik.

      Ich sage, das war´s. Und nein, das ist keine Resignation sondern die reflektierte Wirklichkeit.

      Ihre Wirklichkeit, toni, Ihre. Ich beneide Sie nicht. Sind Sie schon mit nem Kälberstrick zur Kanalbrücke unterwegs?

      Propaganda wirkt! Wir sind verloren!

      Wo ist die Logik?
      Ich denke, Himbeertoni, dass Sie ein Zyniker sind. Wenn Sie das möglicherweise auch so sehen, dann fragen Sie sich, warum das so ist.

      Freundliche Grüße, Ped

      1. „Ihre Wirklichkeit, toni, Ihre. Ich beneide Sie nicht. Sind Sie schon mit nem Kälberstrick zur Kanalbrücke unterwegs?“

        Zunächst einmal bitte ich Sie, meinen Fauxpas, Sie zu duzen zu entschuldigen.
        Ich wollte keine ungebührliche Vertraulichkeit walten lassen.

        Nein, Kälberstrick und Kanalbrücke sind keine Alternative, jedenfalls nicht für mich!

        Vielmehr hat nach meinem „Erweckungserlebnis“ Maidan und unter anderem Ihre Bestandsaufnahme aus Ihrem Artikel „Der Krieg in den Köpfen“ von vor fast genau 2 Jahren, meine Beobachtungen für die Entwicklungen in der Gesellschaft sensibilisiert.
        Sie schreiben einleitend: „Gruppen unserer Gesellschaft haben sich in Schützengräben positioniert und führen einen kompromisslosen Kampf um die Meinungsführerschaft. Politische – und ideologische Gegner werden stigmatisiert und rethorisch über die Grenzen der grundlegenden Regeln menschlichen Anstands weit hinaus niedergemacht. Es herrscht ein Klima tiefen Misstrauens, ein konfliktorientiertes Denken, in dem das eigene Ego an erster Stelle steht. Alle (!) Teilnehmer dieses geistigen Krieges nutzen dabei die Register der Propaganda. Woher kommt nur dieses das friedliche menschliche Zusammenleben gefährdende Klima?

        Und ich beobachte, dass die Gräben immer tiefer, die Ego´s immer größer und die Propaganda immer perfider werden.

        Sagen Sie mir, ist es besser geworden? Hat sich trotz Ihrer Anstrengung, Aufklärung zu leisten, trotz der Bemühungen vieler Aktivisten irgend etwas verändert?
        Entspannt sich die Lage? Hat die Friedensbewegung spürbaren Zulauf? Sind Hunderttausende bei den Mahnwachen in Berlin oder in Ramstein?

        Und nein, ich bin kein Zyniker, ich entziehe mich der Propaganda, nur ist das nicht immer möglich.

        Druschba!

        1. @Himbeertoni
          Ersteinmal: Gute Parade! 😉
          Zum Zweiten: Ob Sie mich Duzen, habe ich nicht zu erlauben. Es ist Ihre autonome Entscheidung und Sie müssen sich dafür keinesfalls entschuldigen; also alles gut. Das Stichwort Vertraulichkeit nannten Sie schon, bei mir dauert es etwas, bis ich zum Du übergehe und ich meine, der Diskussionskultur im Blog hat es insgesamt gut getan; die den Foristen entgegen gebrachte und mit einer gewissen Distanziertheit verbundene Achtung. Es ist wirklich sehr wohltuend, zu spüren, wie die Gäste des Blogs miteinander umgehen. Dafür danke an Sie und alle, die sich hierher verlaufen und ihre Gedanken äußern.

          Zum Dritten: Lassen Sie sich nicht herunter ziehen. Das Gefühl, das Sie da beschreiben, das kenne ich sehr wohl. Aber das ist ein wertvolles Zeichen dafür, dass unser Inneres nach einer Veränderung strebt. Es strebt nach einer Veränderung durch uns selbst. Wenn Sie für sich erkennen, dass Sie eben nicht die wertlose Nummer in einem Spiel großer Mächte sind, sondern Freiheitsgrade besitzen, Dinge zu verändern – und zwar positiv zu verändern, werden Sie übrigens auch anders wahrgenommen.
          Denn was Sie wahrnehmen ist immer auch ein Spiegel Ihrer selbst.
          Sie fragten: „Sagen Sie mir, ist es besser geworden?“
          Darauf kann ich für mich klipp und klar sagen: Ja, das ist es!
          Schauen Sie auf sich und nicht auf die Schlange. 😉

          Herzliche Grüße, Ped

  5. Hallo Ped,

    zunächst möchte ich mich bedanken, dass Sie in letzter Zeit einige sehr inspirierende Artikel zu einem Themenkreis veröffentlicht haben, der mich auch sehr beschäftigt.

    Ich würde gerne einzelne Aspekte in Ihrem Artikel aufgreifen und in einen Gedankenaustausch mit Ihnen und anderen Lesern einsteigen, weiß aber gar nicht, ob das überhaupt Ihrer Intention entspricht. Daher greife ich im Folgenden zunächst nur einen Aspekt aus Ihrem Artikel auf und schau mal, was passiert…

    Wie Sie bin auch ich zu dem Schluss gekommen, dass Angst ein zentraler Aspekt ist. Ich glaube, dass wir alle aufgrund unserer Sozialisation eine Art unwillkürlichen Reflex entwickelt haben, uns in Krisensituationen zu einer Hierarchie zu formieren. Um so größer unsere Angst, um so mehr neigen wir dazu, die uns innewohnende Macht über hierarchische Strukturen an Führer abzugeben. Unsere Führer sind ebenfalls getrieben von Ängsten und Defiziten. Sie behaupten sich an der Spitze der Hierarchien indem sie uns zwar einerseits durch die Krisen führen. Anderseits sorgen sie aber auch dafür, dass unser Empfinden einer krisenhaften Situation erhalten bleibt, um ihre Machtposition abzusichern. Dieser Mechanismus der Machtkonzentration hat sich in den letzten Jahrtausenden tief in die menschliche Kultur eingegraben. So sehr, dass wir uns überhaupt keine andere Lösung mehr vorstellen können.

    Ich gebe zu, dass ich mich selbst auch immer wieder dabei ertappe, andere Menschen an meiner persönlichen Gut-Böse-Skala zu messen. Ich versuche aber, nicht von »Hampelmännern« zu reden und auch nicht mehr so zu denken. Wenn ich genauer darüber nachdenke, bin ich mir nämlich nicht mehr sicher, ob ich nicht vielleicht genau so ein »Hampelmann« geworden wäre, wenn meine Lebensumstände andere gewesen wären. Vielleicht war ich früher sogar auch so ein »Hampelmann«? Vielleicht erscheine ich anderen auch heute noch als so ein »Hampelmann«? Wie soll ich das wissen! Wir sind jedenfalls alle Menschen und das, was uns im Kern ausmacht (manche nennen es den »Freien Willen«) ist ein verborgenes kleines Pflänzchen. Ich kann diesen Wesenskern schon bei mir selbst nicht direkt beobachten von anderen ganz zu schweigen. Wie will ich ihn da beurteilen? Ich habe nur meine persönliche aktuell-gültige Gut-Böse-Skala. Woher nehme ich das Recht, anderen daran zu messen? Am Ende handeln wir alle aus empfundenen Ängsten und erlernten Defiziten heraus.

    Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass schon der Ansatz falsch ist, andere Menschen überhaupt an einer Gut-Böse-Skala zu messen. Vielleicht sollten wir besser von unterschiedlichen Graden des Verstehens und der Resonanz sprechen. Der Feindgedanke löst sich dann jedenfalls auf. Das wäre zumindest ein Ansatz, der von dem abweicht, was die Menschheit über die letzten Jahrtausende an den Punkt gebracht hat, an wir nun stehen.

    Mir fallen viele Dinge ein, die uns aus der Angststarre und der Sesselposition herausbringen würden. Die Friedensbewegung könnte beispielsweise den Anfang machen und sich auf ihr gemeinsames Ziel besinnen, statt sich in inneren Kämpfen selbst zu zerlegen und unglaubwürdig zu machen. Wenn wir es schaffen würden, miteinander so umzugehen, wie ich es oben beschrieben habe (keine Überhöhung über andere, Denken in Gemeinsamkeiten statt argwöhnischer Suche nach Trennendem, keine Panik und keine Flucht in Hierarchien, Aushalten von Ängsten, Auseinandersetzung mit den eigenen Defiziten), wäre ein großer Schritt getan. Die Friedensbewegung könnten mit alternativen Ansätzen – beispielsweise mit dem Ansatz »Führen ohne Macht« – experimentieren, Erfahrungen sammeln und dadurch ein positives Beispiel vorleben.

    Ich kann mir lebhaft vorstellen, dass meine Gedanken auf viele befremdlich wirken. Wir haben doch keine Zeit mehr, wir müssen handeln und zwar jetzt, wir müssen unsere Kräfte bündeln, wir müssen gegen die anderen kämpfen, wir brauchen einen Führer! Das ist genau der Reflex, den ich meine. Ich möchte dazu sagen: Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es offensichtlich wird, dass uns ein »Weiter so« ins Verderben führt. Genau nur in solchen Situationen kann Neues entstehen. Wir haben keine Chance mehr, lasst sie uns nutzen! In diesem Sinne: Nur keine Panik.

    Viele Grüße

    Ruben

    1. Danke Ruben! Wir sind uns hier gedanklich sehr nah.
      Was die „Hampelmänner“ betrifft, ging es mir im Artikel nicht um eine Abwertung von Menschen sondern um Bildhaftigkeit von Verhaltensweisen.

      Mehr noch tippe ich auf einen Cocktail von Ängsten, der vor allem bestimmte Politiker und verantwortliche Redakteure mehr als je zuvor wie Hampelmänner agieren lässt.

      Ein Hampelmann ist einer, der sich wie ein Hampelmann verhält. Einer, dem man den freien Willen genommen hat, an dem man bestimmte Fäden zieht und er daraufhin in gewünschter Weise reagiert – und zwar auch dann, wenn er es „eigentlich“ nicht will.
      Und Sie haben vollkommen recht: Jeder von uns kann in diese Situation geraten. Es ist ein Kapitel Psychologie und wir sollten uns niemals über andere Menschen überheben. Auch wenn wir deren Handlungen verurteilen.

      Wir sind an einem Punkt angelangt, an dem es offensichtlich wird, dass uns ein »Weiter so« ins Verderben führt. Genau nur in solchen Situationen kann Neues entstehen. Wir haben keine Chance mehr, lasst sie uns nutzen! In diesem Sinne: Nur keine Panik.

      So sehe auch ich das, nochmals danke.

      Herzliche Grüße, Ped

      1. »dass uns ein »Weiter so« ins Verderben führt
        in solchen Situationen kann Neues entstehen
        lasst sie [Chance] uns nutzen!«
        Ja, das lese ich immer öfter, nur: wo sind denn konkrete Ansätze? Die können ja nicht aus der »Atomisierung«, also daß da jeder seine Lösung als Vorstellung hat, geschehen, sondern nur dadurch, daß eine GEMEINSAME Aktion unternommen wird.
        Wo gibt es solche Aktionen? Das wäre doch einmal schön, wenn es eine Seite hier oder wo anders geben würde, wo einfach Links zu solchen Aktionen/Intitiativen sind. Das interessiert mich: wo finde ich die Menschen, die diese neuen Ansätze umsetzen ???

        Da fallen mir nach jahrelangen Recherchen nur ZWEI ein:
        1.
        https://www.verfassunggebende-versammlung.com
        wobei das „nur“ ein Formalismus ist, aus dem allerdings viel Neues und Gutes sich entwickeln könnte …

        2.
        http://koenigreichdeutschland.org/de/
        hier sind alle gesellschaftrelevanten Strukturen schon ansatzweise umgesetzt und in praktischer Anwendungs(forschung) – wie z.B. soziale Absicherungsstrukten (Rente/Gesundheit).
        Denn die meisten Menschen brauchen ja eine Sicherheit, die ihnen das alte System (zumindest noch vielen von ihnen – wobei die Sanduhr da kurz vor Ablauf ist) gibt.

        Da es immer um eine neue Form der Gemeinschaftsbildung geht, hier noch ein Link, der Hürden, Prinzipien, Bedingungen und Chancen von Gemeinschaftsbildung aufzeigt:
        http://gemeinschaftsbildung.com/was.html

        noch ein etwas „Exotisches Beispiel“ neuer Gemeinschaftsbildung mit Ansatz für Volks-/Staatsebene
        http://www.modelhof.ch/avalon

        WordPress macht´s möglich: falls hier weitere Beispiele eingehen sollten, könnte es sich ja lohnen, daß Ped dafür (als Anlaufstelle im Web) einen wp-Beitrag oder gar eine wp-Seite dazu vergibt ???

      2. @Jürgen Elsen (#comment-2221)

        Wo sind denn die konkrete Ansätze?

        Hallo Herr Elsen,

        ich hatte einen konkreten Vorschlag gemacht, nämlich, dass die Friedensbewegung versuchen könnte, ihrem Namen gerecht zu werden und dabei als ersten Schritt damit aufhören könnten, sich gegenseitig zu bekriegen.

        Ich kann gerne konkreter werden. Meiner Meinung nach muss es aufhören, dass die Mitglieder der Friedensbewegung über jedes Stöckchen springen, dass ihnen hingehalten wird. Wenn sich zum Beispiel jemand Vorwürfen wie Querfrontler, Verschwörungstheoretiker oder Schlimmerem ausgesetzt sieht, braucht er unsere Solidarität statt ein besorgtes Abtasten aller seiner Äußerungen durch diejenigen, die sich dem Verdacht einer möglichen Kontaktschuld ausgesetzt fühlen.

        Mitstreiter wie Ken Jebsen oder Daniele Ganser nehmen ziemlich was auf sich und zeigen keine Machtallüren. Trotzdem erfahren sie eine nach meiner Wahrnehmung nur eingeschränkte Solidarität durch andere Friedensbewegten. Viele scheinen eher darauf bedacht, keine allzu große Nähe aufkommen zu lassen. Lieber beteiligt man sich daran, das Gesagte zu atomisieren und einzelne Aspekte zu kritisieren, die den Menschen überhaupt nicht gerecht werden. Man muss schon ein ziemlich dickes Fell haben, ein zweistündiges Interview zu produzieren, wenn man weiß, dass jede einzelne unbedachte Moment herauspräpariert und einem später vorgehalten werden könnte.

        Ich empfinde dieses Verhalten der Friedensbewegung als Gewalt gegen die eigenen Mitstreiter. Bei solchen Freuden braucht man keine Feinde. Bei einem solchen Verhalten untereinander kann man nicht ernsthaft Strahlkraft nach außen erwarten.

        Ich kann gerne weitere Beispiele geben, wenn meiner Ausführung den Kern Ihrer Frage getroffen haben.

        Viele Grüße

        Ruben

    2. „Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass schon der Ansatz falsch ist, andere Menschen überhaupt an einer Gut-Böse-Skala zu messen.“

      Da muss ich Ihnen leider vehement widersprechen.
      Hier ein paar Beispiele für Menschen für die Gut-Böse-Skala:

      Julian Röpke Bild
      Claus Kleber ZDF
      Golineh Atai ARD
      Cem Özdemir Grüne

      Diese unsäglichen Atlantikbrücken-Propagandisten, Kriegshetzer und Geschichtsfälscher haben alle eins gemeinsam, sie sind abartig böse Menschen.

      1. Hallo Himbeertoni,

        Redakteure der Bild-Zeitung kenne ich gar nicht 😉 Die anderen drei sind tatsächlich auch für mich spontan keine Sympathieträger. Trotzdem fände ich es total spannend, mich mit ihnen zu unterhalten, wenn sich die Gelegenheit dazu ergäbe. Mal angenommen, man wäre mit einer dieser Personen alleine auf einer einsamen Insel gestrandet und müsste nun zusehen, dass man ein oder zwei Wochen überlebt. Meinen Sie nicht auch, dass das total spannend werden könnte, wenn beide sich darauf einließen, ehrlich über sich und ihre Beweggründe zu sprechen und die Reaktionen des anderen auszuhalten? Ich denke, danach wäre der andere, aber auch man selbst nicht mehr der Gleiche. Wie kann der andere dann aber ein „abartig böser Mensch“ sein, wo man sich doch offenbar nur zu wenig ausgetauscht hat?

        Mich beunruhigen diese tiefen Gräben und diese Feindbilder sehr. Genau deshalb meine ich, dass die Friedensbewegung zuerst einmal selbst friedliebend werden muss, bevor sie Strahlkraft entwickeln kann.

        Viele Grüße

        Ruben

        1. »Böse« ist für mich ein System, welches sich selbst bewußt ausklinkt und trotzdem nur von Fremdenergie leben kann. Es saugt gewissermaßen nur Energie ein und gibt nichts davon ab.
          Dies kann es aber nur in Umgebungen tun, die sich täuschen lassen z.B. durch Schein, durch Lüge.
          Den Umgebungen selbst fehlt also ein gewisser „Wahrheitssinn“ – denn würden sie diesen haben, so würden sie das falsche Wesen durchschauen und es hätte keine Chance.
          Mit anderen Worten: das Böse schafft Leid, um den Erkenntnisprozeß anzukurbeln.

          Das Fatale am Bösen ist, es muß sich zuletzt selbst verzehren, denn es braucht immer den Widerspruch, immer eine Spaltung, um sich von dem Anderen abzusetzen zur Bildung seiner Eigenheit und so weiter ein Gefälle schafft mehr Leben einzusaugen.
          Wir können hier z.B. auch auf der biologischen Ebene an Lebenwesen denken, die ihren eigenen Wirt zerstören.
          Hier ein passender Zeichentrickfilm dazu:
          https://youtu.be/HglhtiK3K5c

          Das meiste allerdings, was der Mensch als Böse aburteilt, erfüllt diesen energetischen Tatbestand nicht. Ich denke, da will Ruben darauf hinweisen – bzw. könnte man sagen, in dem die Menschen solche Urteile fällen, vollziehen sie selbst böse Handlungen.

          Unabhängig davon gibt es aber „wirklich böse“ Menschen, wie oben charakterisiert.
          Das sind Energien, die braucht man gar nicht zu interpretieren usw. sondern die wirken unmittelbar auf die Seele, die saugen unmittelbar …
          Und ehrlich gesagt, würde ich mich nicht gerne mit einem solchen Menschen auf einer Insel abgebildet sehen …

      2. Hallo Ruben,

        Leo N. Tolstoi, der große russische Schriftsteller, schrieb vor über 100 Jahren:
        „Man könnte die Unterordnung eines ganzen Volkes unter wenige Leute noch rechtfertigen, wenn die Regierenden die besten Menschen wären; aber das ist nicht der Fall, war niemals der Fall und kann es nie sein. Es herrschen häufig die schlechtesten, unbedeutendsten, grausamsten, sittenlosesten und besonders die verlogensten Menschen. Und dass dem so ist, ist kein Zufall.“
        Aus: „Eines ist not“, 1905

        Die von mir beispielhaft angeführten Personen (es gibt noch viele mehr) sind Angstschürer, wie von Ihnen in Ihrem Thread beschrieben.

        Mit einem von denen auf einer einsamen Insel… glauben Sie mir, ich würde nicht das Gespräch suchen sondern den von Ped kolportierten Kälberstrick.

        Auch kann ich das Entstehen einer starken Friedens- oder gar neuen Graswurzelbewegung nicht erkennen, sosehr es mein Wunsch ist.

        Es sind nicht nur die Gräben und Feindbilder. Es ist die verblödete Masse.

        Zuerst müssten die weitgehend sedierten, gehirngewaschenen, lethargischen Schlafschafe die Zusammenhänge durchschauen.
        Und dann auch noch zur Tat schreiten? Für was oder wenigstens gegen was? Wie soll das gehen? Außerdem: Uns geht´s doch gut. (was absolut und relativ noch nicht mal vollkommen falsch ist)
        Der mit „The German Angst“ ausgestattete BRD-ling ist viel zu feige zum Kämpfen und viel zu fett zum weglaufen. Was bleibt dann noch?
        Mit einer Eintrittskarte bei Schramm und Pispers sich als „Widerständler“ fühlen?
        Dann doch lieber in der Komfortzone solange es noch geht, angstfrei alternativlos konsumieren, gerne auch mal auf Kosten anderer !!!

        Ruben, vergessen Sie es!

        Der Schlafmichel ist als Stimm-und Konsumvieh vollkommen
        untauglich zum Widerstand. Er wird sich mittel- bis langfristig in die gesellschaftliche Ordnung einfügen und funktionieren, egal wie repressiv das System wird.

        Auf die Befriedung der Friedensbewegung und die Entfaltung Ihrer Strahlkraft zu warten, dafür ist keine Zeit mehr.

        Dazu abschließend ein Zitat von Dirk C. Fleck aus seinem Buch „99NOTES“:

        „Hallo! Ja, ihr da in den Großraumbüros des Mainstreams, die ihr uns zu Bewohnern eines anderen Planeten machen wollt: eure wie unsere Zeit ist bald um, wenn ihr so weiter macht. Aber natürlich müßt ihr so weiter machen. Na gut, dann hätte ich hier noch etwas für euch: Der US-Oberst Leutnant Steven Gventer bestätigte die Dringlichkeit des NATO-Aufmarsches an der russischen Grenze. Wörtlich sagte er: „WIR SIND BEREIT, TÖDLICH ZU WERDEN!“ Ist doch okay, oder?“

        Freundliche Grüße
        Himbeertoni

        1. @Himbeertoni

          Zuerst müssten die weitgehend sedierten, gehirngewaschenen, lethargischen Schlafschafe die Zusammenhänge durchschauen.

          Müssen? Toni, wo stehen Sie?

          Der Schlafmichel ist als Stimm-und Konsumvieh vollkommen untauglich zum Widerstand. Er wird sich mittel- bis langfristig in die gesellschaftliche Ordnung einfügen und funktionieren, egal wie repressiv das System wird.

          Sie sind kein Zyniker? Wirklich? Sind SIE denn tauglich zum Widerstand? Widerstand gegen was, gegen wen?

          Auf die Befriedung der Friedensbewegung und die Entfaltung Ihrer Strahlkraft zu warten, dafür ist keine Zeit mehr.

          Dann tun Sie! Ihr auf die Anderen zeigen – nehmen Sie mir das jetzt nicht krumm – es ist billig. Die Welt ist so, wie Sie sie sehen wollen. Das ist genau solch eine Illusion wie „die heile Welt“. Entsprechend werden sich Ihre Visionen jeden Tag aufs Neue für Sie erfüllen. Oder sie wagen den Blick in sich selbst und fassen Mut.

          Herzliche Grüße, Ped

        2. Hallo Himbeertoni! Dein Name ist ja süß-romantisch verspielt 😉
          Naja, wenn ich den als Einleitung zu Deinen Kommentaren lese, klingen diese für mich nicht mehr ganz so „zynisch“ 😉
          Wo wir schon beim Zitieren sind und als Ergänzung zu „WIR SIND BEREIT, TÖDLICH ZU WERDEN!“:

          Wer nicht stirbt, eh’ er stirbt, der verdirbt, wenn er stirbt. (Angelus Silesius)

          Meint: niemand kann sich wirklich entwickeln, wenn er nicht bereit ist, Überkommenes zu erkennen und loszulassen – also sterben zu lassen. Und manchen fühlt sich dabei auch an wie ein „innerer Tod“. Das ist also nicht bequem, da muß man aus der Komfortzone raus.

          Und wenn der Mensch das nicht macht, dann müssen andere ihm tödliche A-Tritte verpassen.
          Denn das Universum ist an Entwicklung interessiert und hat DESHALB auch im Menschenreich, in dem die Freiheit zur Entwicklung der LIebe hineingewebt ist, das sogenannte Böse dort funktional integriert.

          Was die sogenannte Friedensbewegung anbetrifft, kann ich dort keine wirkliche Vision erkennen aus der sich konkrete Handlungsschritte ableiten könnten.
          Ihre Handlungsweisen verstehe ich zumeist als REaktionen – oft auch als WIDERstand.

          Klar geht es manchmal um Widerstand. Der definiert sich aber immer als REAKTION aus Unstimmigkeiten und beinhaltet keine Vision.

          Ohne eine Vision als Leitstern, als Orientierung und Fokus können Kräfte nicht gebündelt werden und es kann nichts Großes entstehen.
          Ohne Vision zerreibt man sich in Kleinigkeiten, denn diese geben einem dann den vermeintlichen Inhalt – der eigentlich durch die Vision gegeben werden sollte.

          Eine AKTION ist jedoch etwas aus einem eigenen Inhalt Geschöpftes, um genau diesen Inhalt zu verwirklichen.

          Eine Vision wird z.B. hier: https://www.youtube.com/watch?v=XvTB4BIqCek
          geschildert.
          Und seit 2012 umgesetzt …

          Wie gesagt – es muß ja nicht unbedingt diese sein – aber wo gibt es noch andere?
          Für Hinweise bin ich dankbar!

      3. @ Ped

        „Dann tun Sie? Ihr, auf die Anderen zeigen – nehmen Sie mir das jetzt nicht krumm – es ist billig. Die Welt ist so, wie Sie sie sehen wollen? Das ist genau solch eine Illusion, wie „die heile Welt“. Entsprechend werden sich Ihre Visionen jeden Tag aufs Neue für Sie erfüllen. Oder sie wagen den Blick in sich selbst und fassen Mut.“

        Ich sehe Faschismus.

        Geschichte wiederholt sich nicht 1:1 sondern ähnelt sich in fraktalen Zyklen.
        Die derzeitige Lage würde ich mit einer Mischung aus der von 1913-14 und 1929-34 beschreiben.
        Allerdings verorte ich faschistische Umtriebe nicht nur bei der CDU/CSU (Zentrumspartei) – sondern in totalitärem Gedankengut auch und gerade bei der SPD und den Olivgrünen (gerade was political correctness, Querfront-Denunzierung und Kungelei mit Wirtschaft und Militärmacht betrifft).
        Faschist ist man eben nicht, wenn man was gegen Ausländer hat, sondern, wenn man politische Macht mit wirtschaftlicher, militärischer und ideologischer (da gehören die Medien mit dazu) bündelt.
        Fascia = Rutenbündel.

        Dass sich Linke ebensogut aufhetzen lassen und (insbesondere durch dialektische Ideologie) spalten lassen – ist für eine Gesellschaft nicht minder gefährlich, wie das Aufhetzen der rechten „Dumpfbacken“…auf beiden Seiten geschieht das durch externe Führung/Manipulation.

        Mein Tipp, mein Tun:

        „Kümmert Euch im positiven Sinne um Euch selber und um Eure Familien, Menschen Eurer Umgebung – die werdet ihr nämlich brauchen, wenn es soweit ist…“

        1. @Himmbeertoni: „Kümmert Euch im positiven Sinne um Euch selber und um Eure Familien, Menschen Eurer Umgebung – die werdet ihr nämlich brauchen, wenn es soweit ist…“

          Kann ich nur unterstreichen – sehr konstruktiv !!!

          1. @Himbeertoni@Jürgen:

            „Kümmert Euch im positiven Sinne um Euch selber und um Eure Familien, Menschen Eurer Umgebung – die werdet ihr nämlich brauchen, wenn es soweit ist…“

            Mal ganz abgesehen davon, dass es nicht nur in der Zukunft sondern – das ist sogar wichtiger – schon in der Gegenwart glücklich macht; sich selbst zuerst und „nebenbei“ andere.

            Herzliche Grüße, Ped

      4. An alle hier Beteiligten!

        Vielen Dank für diesen Gedankenaustausch.

        Der Sammelnussfrucht-Romantiker

      5. @Jürgen Elsen (#comment-2225)
        @Himbeertoni (#comment-2228)

        „Wirklich böse“ Menschen

        Ungern mit solchen Menschen auf einer Insel abgebildet sehen

        Nicht das Gespräch suchen, sondern einen Strick

        Hallo Jürgen Elsen, Hallo Himbeertoni,

        wenn ich anfange einen Groll gegen Exponenten des Systems zu hegen, habe ich mir angewöhnt, mir diese beim sonntäglichen Frühstück mit der Familie vorzustellen. Deren jugendliches Kinder hat sie die Woche über im Fernsehen gesehen und von seinen Klassenkameraden Kommentare erhalten, wie Sie sie hier geäußert haben. Das Kind sucht Orientierung und hat gerade gefragt, was da eigentlich los ist. Glauben Sie wirklich, dass dieser Mensch seinem Kind nun sagt, dass er böse ist, dass er auf Kosten anderer reich und glücklich werden will, dass er auf einen Krieg spekuliert oder gar hinwirkt? Glauben Sie, dass er seine Kinder anlügt? Glauben Sie, dass er heimlich Ihre Sicht der Dinge teilt?

        Ich glaube, dass jeder in einer Welt lebt, die er sich so gestaltet hat, dass er seinen Kindern jederzeit erklären kann, dass er selbst gut und manche andere böse sind.

        Sich für so gut und manche anderen für so böse zu halten, dass man mit ihnen nicht einmal mehr in einen ehrlichen Gedankenaustausch einsteigen will, ist meiner Meinung nach ein fundamentales Problem. Für mich hat das mit den eingangs erwähnten Ängste und Defiziten zu tun. Gewalt gegen einzelne – jemanden grundsätzlich vom Diskurs auszuschließen und dadurch zu entmenschlichen, ist für mich Gewalt – schwächt das System nicht etwa, es stärkt es sogar noch. Wie sollen denn die derart angefeindeten Menschen reagieren? Sie sind doch quasi gezwungen, sich weiter in ihre Art der Problemlösung zu versteigen? Ich glaube nicht, dass die einzelnen Menschen das Problem sind. Die Probleme, die wir beobachten sind systemischer Natur. Das System gilt es zu bekämpfen und nicht die Menschen. Das System ist im Grunde leicht zu bekämpfen, wir müssen nämlich nur aufhören, ihm unsere Macht hinzugeben. Somit liegt es wieder an uns und nicht an den anderen oder dem System.

        Schlafmichel ist als Stimm- und Konsumvieh

        Schlafmichel vollkommen untauglich zum Widerstand

        Die verblödete Masse

        Ich habe ein positives Menschenbild. Ich glaube, dass der Wesenskern der Menschen gut ist – zumindest so vieler Menschen, dass es sich bei dem Rest um seltene Ausnahmen handelt. Ich sehe keinen anderen Weg, als auf die Menschen zu setzen. Die Menschen sind die Quelle von Macht, von Weisheit, von Freiheit und allem. Welche Zukunftsversion machen Sie Sich, wenn Sie das Gros der Menschen für verblödet halten?

        Viele Grüße

        Ruben

      6. Hallo Ruben,

        Sie lassen wohl nicht locker, mich alten Zyniker (Achtung Ped!) zu bekehren?!
        Das Gute zuerst.
        Ich gratuliere Ihnen -wirklich ernst gemeint- zu Ihrem positiven Menschenbild.
        Ich respektiere Ihren Glauben an den guten Wesenskern des Menschen und dazu, dass Sie auf Menschen vertrauen und sich an diesen als Quell aller Macht, Weisheit und Freiheit laben.
        Mir allerdings fehlt dieser Glaube. Für mich kommt zu wissen vor glauben.

        Selbst ein Lehrbuch des Glaubens, die Bibel, sagt ich zitiere Ezechiel 25,17 :

        „Der Pfad der Gerechten ist zu beiden Seiten gesäumt mit Freveleien der Selbstsüchtigen und der Tyrannei böser Männer. Gesegnet sei der, der im Namen der Barmherzigkeit und des guten Willens die Schwachen durch das Tal der Dunkelheit geleitet. Denn er ist der wahre Hüter seines Bruders und der Retter der verlorenen Kinder. Und da steht weiter ich will große Rachetaten an denen vollführen, die da versuchen meine Brüder zu vergiften und zu vernichten, und mit Grimm werde ich sie strafen, dass sie erfahren sollen: Ich sei der Herr, wenn ich meine Rache an ihnen vollstreckt habe.“

        Also ich finde, das ist ein ziemlich kaltblütiger Spruch und relativiert das Bild vom guten Menschen.

        Was ich meine, selbst wenn ich morgen in der Fußgängerzone mit einem kleinen afghanischen, blinden Mädchen, dass einen angefahrenen Bernhardiner auf dem Arm hält „Ein bisschen Frieden“ singen würde, würde das die Welt nicht ein bisschen besser machen.

        „Die Probleme, die wir beobachten sind systemischer Natur. Das System gilt es zu bekämpfen und nicht die Menschen.“

        Wenn das so zutrifft, frage ich Sie warum wir heute Menschen bestrafen, die anderen Systemen gedient haben obwohl diese Systeme schon längst obsolet sind?
        Nein Ruben, es gibt gute Menschen, ich aber glaube nicht, dass alle Menschen gut sind.

        PS: Und mir Cem Özdemir beim sonntäglichen Frühstück vorzustellen, wie er seiner Tochter Zöpfe flechtend erklärt warum die Nato-Osterweiterung und die damit verbundene Aufrüstung notwendig ist, weil sonst der Russe im Keller steht… nein danke!

        Da finde ich den lieber doof.

        Venceremos!

      7. @Himbeertoni (#comment-2250)

        Hallo Himbeertoni,

        da ich nicht religiös bin, kann ich mit diesem Bibelzitat eher wenig anfangen

        Ped hatte den Giftanschlag in Großbritannien zum Anlass genommen, um über die systemischen Ursachen von Gewalt und Krieg nachzudenken. Peds Aussage war, dass wir als Menschheit auf eine Katastrophe zusteuern. Seine Frage war, wie wir die Sesselposition verlassen können, um da noch gegenzusteuern. Ped hat seine Aussage und seine Frage auf das Thema Krieg bezogen und die Friedensbewegung adressiert. Jedenfalls fasse ich Peds Artikel so auf.

        Ich erlebe oft, dass die Zustände beklagt und nach Möglichkeiten gefragt wird, wie man ins Handeln kommen könnte. Ich habe hierzu ein oder zwei konkrete Vorschläge gemacht. Ich meine, dass meine Ausführungen konkret und spezifisch waren, also unmittelbar handlungsleitend sein könnten. Inhaltlich haben Sie mir auch gar nicht widersprochen. Sie haben aber gesagt, dass Sie es dennoch vorziehen, weiter die Zustände zu beklagen, Mitmenschen auszugrenzen und weiter in den Kampf für die gerechte Sache zu gehen.

        Ich konnte ich Sie also bislang noch nicht überzeugen. Die Situation ist nun aber dennoch eine andere. Sie können sich nun nicht mehr so leicht hinter der Frage nach der konkreten Handlungsanleitung verstecken. Eine mögliche Antwort liegt nun nämlich vor: Die Komfortzone verlassen und an sich selbst und seiner Friedfertigkeit arbeiten, um Gewalt aus dem System zu nehmen.

        Ped hat mit seinem Artikel »nur« auf einen möglichen Aufschlagpunkt abgezielt, auf den wir derzeit wie besessen zusteuern. Ich sehe weitere solche Aufschlagpunkte. Welchen davon wir als ersten erwischen, vermag ich nicht zu sagen. Ich halte eine bei den einzelnen Menschen ansetzende Systemänderung aber nicht für optional. Ich verweise nochmal auf den letzten Absatz meines ursprünglichen Kommentars.

        Viele Grüße

        Ruben

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