Achtung und Respekt lässt die Waffen schweigen – mehr erst einmal nicht.


Das sich vorbehaltlose Öffnen gegenüber anderen Menschen – geht über die erstgenannten Normen hinaus. Normen sind rational. Der Frieden mit uns selbst kommt ohne diese Normen aus. Doch da muss man erst einmal hinkommen und unserer Gesellschaft wäre schon sehr geholfen, galten Achtung und Respekt als tatsächlich anerkannte Normen. Unsere Gesellschaft befindet sich aber im Krieg, weil die Mehrzahl ihrer Mitglieder im Krieg ist – und schafft es nicht einmal zum Waffenstillstand, eben Achtung und Respekt.


Eine naive Gesellschaft, eine von tatsächlich groß gewordenen Kindern, die einander vertrauen und Konflikte mit Liebe lösen, ist eine wunderbare Vision. Damit meine ich auch, dass Naivität etwas sehr Schönes ist, etwas, dass man den meisten von uns allerdings beizeiten ausgetrieben hat. Stattdessen hat man uns beigebracht, zu berechnen und misstrauisch zu sein, den Ellbogen auszufahren, Konkurrenten zu bekämpfen.


Naivität und Empathie – Liebe und Verstehen

In dieser Gesellschaft leben wir. Das gibt uns natürlich trotzdem die Möglichkeit, freie Entscheidungen zu treffen, also Verantwortung wahrzunehmen. Verantwortung ist keine Last, sondern eine Chance. Das steckt hinter der freien Entscheidung. Der Prozess, dahin zu kommen, überhaupt die Möglichkeit der freien Entscheidung für sich selbst zu sehen, ist allerdings nicht trivial. Denn er fordert uns heraus, das Woher unserer Verletzungen zu untersuchen. Die Ursache, warum wir nicht naiv sein können.

Der Prozess fordert uns im weiteren auch deshalb heraus, weil wir unsere Freiheit im Umfeld einer Gesellschaft zu entdecken haben, die als Ganzes ihre Freiheit nicht sieht und so in Normen gefangen ist. Normen, die ihr verbieten, auf das Herz zu hören. Normen, die Naivität durch Cleverness ersetzten, statt sie mit Empathie zu bereichern.

Wenn eine Gesellschaft permanent im Krieg ist, hat es der Frieden und das Herz schwer. Doch wie wechselt man vom Kriegsmodus in den Herzmodus? Indem man seinen Feind – oder jenen der einen selbst als Feind betrachtet – in die Arme schließt? Ist das überhaupt Herzmodus?

Das ist nicht einmal Naivität. Die Indianer Nordamerikas – sie waren tatsächlich naiv und vertrauten in dieser Weise Fremden, die in ihr Land kamen. Sie bezahlten es mit der fast vollständigen Auslöschung. (1)

Es ist auch nur eine vermeintliche Empathie, die das – subjektiv so gesehene – eigene Gute ohne jede Differenzierung im Anderen auch sehen will. Empathie bedeutet für mich nicht, jeden Menschen als gut zu begreifen. Weil andere Menschen dann nur reine Spiegel sind, aber auch nicht mehr. Menschen sind nicht gut.

Menschen sind auch nicht schlecht.

Empathie ist die Gabe, Menschen so zu verstehen, wie sie wirklich sind. Menschen sind alles und gut wie böse subjektive Bewertungen, die wir für unser eigenes Handeln als mehr oder weniger verbindlich sehen. Ob wir uns an die Elle, die wir bei anderen anlegen, auch selbst halten, steht auf einem anderen Blatt.

Damit darf man aber einen Menschen der sich im Kampf wähnt, sich in seinem kleinen Krieg verstrickt, auch genau so verstehen. Verstehen heißt nicht, das Gute im Menschen zu erkennen. Verstehen heißt, mit einem anderen Menschen so umzugehen, dass dessen Konflikt nicht auch noch die eigenen Konflikte befeuert. Verstehen bedeutet also auch, Distanzen einzuschätzen.

Elefanten sind sehr empathische Tiere. Doch wenn eine Elefantenmutter ihr Kalb beschützen möchte, ist es einfach nur anmaßend, ihr zu nahe zu kommen. Es ist nicht naiv und keineswegs ist es empathisch. Überhaupt ist es ein sehr interessantes Phänomen, zu welchen psychologischen Tricks Menschen bei Tieren greifen – auch und gerade bei Haustieren -, um sie für die eigene „Liebe“ zu gewinnen. Natürlich ist das keine Liebe und es ist auch keine Empathie. Empathie ist ein sozialer Lernprozess, der unsere Naivität veredelt und „ganz nebenbei“ unsere Überlebensfähigkeit erhöht. Weil wir auf diese Weise auch lernen, feine Signale wahrzunehmen und richtig zu deuten.

Wenn jemand meine Tür eintreten will, kann ich dieses klare Signal natürlich gern ignorieren und so anmaßend sein, ihn in seiner ganzen Aggressivität trotzdem zu lieben. Das darf jeder selbst entscheiden. Doch ist es im Großen so wie im Kleinen. Er sollte nicht enttäuscht sein, wenn seine Friedensbemühungen gegenüber dem Aggressor nach hinten losgingen. Höchstens von sich selbst könnte er enttäuscht sein und davon, dass er das, was er für sich selbst als die Lösung für soziale Konflikte sieht, konsequent auf andere Menschen adaptiert hat. 

Was er da selbst als Hineinfühlen, als Empathie versteht, ist ja vielleicht gar nicht das, was diese Art von Liebe ausmacht. Ist eine so verstandene Liebe nicht eher kopflastig? Eine Liebe, die man meint, systemisch entwickeln zu können, um sie dann – wie nach einem Rezept – verbreiten zu können, ist eine des Egos, nicht des Herzens.

Liebe kann man – so meine Sicht – nur entdecken, man kann sie wahrnehmen und fühlen. Keinesfalls ist sie beliebig anwendbar oder gar steuerbar. Empathische Liebe – als Ausprägung unseres inneren und äußeren Friedens – ist zudem auch eine ganz andere Ebene als die des auf Vernunft basierten Verstehens. Das macht letzteres nicht schlechter, doch halte ich es für wichtig, den Unterschied festzuhalten. Daraus resultiert auch die Frage:

Wo erreicht man einen Trollenden: auf der Ebene des auf Vernunft basierten Verstehens oder auf jener der Emotionen?

Was meint der Leser?

Bevor wir uns alle ganz doll lieben, halte ich es für eine gute Idee, erst einmal die Grundlagen, das Umfeld dafür zu schaffen.

Für mich ist es zum Beispiel wichtig, immer wieder in die Arbeit zu gehen, wenn ein Kommentar im Blog in mir ein Gefühl auslöst, dass da etwas nicht stimmt. Dieses Gefühl ist authentisch, ich habe gelernt, diese Gefühle immer besser zu verstehen (!) und sie ernst zu nehmen. Ich glaube meinen Gefühlen. Das ist Dissonanz im Herzen, nicht im Ego. Nicht – aus meiner Sicht falsche – Sachargumente sind es, sondern die empfangenen und in mir ausgelösten Emotionen, die ich gefordert bin zu verarbeiten!

Die Aufgabe besteht danach für mich darin, zu versuchen den Menschen hinter dem Kommentar zu verstehen. Es bleibt ein Versuch, eine vorsichtige Annäherung, bei trotzdem deutlicher Distanzierung. Da es hier um psychologische Mechanismen, um das Ausleben existenzieller Gefühle oder auch dessen Vortäuschen geht, greifen Versuche eines sachlichen Diskurses in der Regel nicht. 

Mein Wissen über den Aggressor bleibt begrenzt, hat er doch mitnichten vor, sich zu öffnen. Vor allem versuche ich mir immer, ein Bild über den Grad seiner emotionalen Verfasstheit zu machen und wie wahrhaftig sie ist. Diese seine Emotionen kann ich zudem nicht einfach ersetzen. Ich kann allenfalls dafür sorgen, sie nicht weiter zu füttern, muss dabei aber meinen eigenen Fundus an Möglichkeiten realistisch einschätzen. Vor allem bin ich gefordert, mich nicht in den Strudel dieser Emotionen verführen zu lassen.

Auf jeden Fall bin ich hier an dem Punkt, in dem mein Großhirn mir Regeln vorgibt, die ich selbst dort rein geschrieben habe und an die ich mich halte. Klingt komisch, funktioniert aber.

Die Regeln lauten Achtung und Respekt. Damit gestalte ich aktiv ein Umfeld, indem der Trollende bessere Möglichkeiten bekommt, aus dem Kriegsmodus zu entweichen. So wie ich mir selbst eine Hilfe gebe, nicht in diesen zu geraten. Da ich ein Mensch bin, werde selbstredend auch ich von meinem Ego getrieben und gekitzelt. Das ist normal, unser Ego ist nichts Schlechtes. Deswegen lege ich die Elle für mich auch nicht zu hoch. Was ich konsequent zu beherzigen suche sind: keine persönlichen Angriffe, keine Beleidigungen, keine unangemessene Vertrautheit.

Natürlich kann man auch intellektuell in den Kampf gehen und ich tue das auch. Es ist übrigens recht und billig, dort, wo der Kampf tatsächlich notwendig erscheint, diesen zu führen – mit den eigenen zur Verfügung stehenden Waffen. Dabei bewegen wir uns jetzt aber bereits auf einer sehr subtilen Ebene. Wenn das unser Problem hierzulande wäre, könnten wir kollektiv den guten Roten öffnen …


Trolle – heiße Krieger

Begegnet mir ein Troll – bezahlt oder unbezahlt, opportunistisch, missionarisch, wie auch immer – dann lässt sich das erkennen. Ein Troll ist ein Mensch, der eine bestimmte Rolle ausfüllt. Er ist nicht böse, nichtdestotrotz ist er ein Träger von Propaganda. Propaganda hat ganz klar erkennbare Merkmale – unabhängig davon, ob sie kleinen oder großen Zielen dient.

Ein Troll ist ein roter – ein heißer Krieger!

Wie gesagt – wer es mag – kann sich auch gern heißen Kriegern öffnen und sich so in deren Konflikte verstricken, deren tatsächliche oder auch bedacht vorgegebene. Das ist Selbstaufgabe. Verstehen ja, aber Selbstaufgabe steht für mich nicht zur Debatte. Für mich ist es wichtig, dem Angreifer Achtung und Respekt entgegen zu bringen – das ist eine ganze Menge. Ja, es ist ein Vertrauensvorschuss. Denn ein Krieger ist eben ein Krieger, er ist im Angriffsmodus und ich überhebe mich nicht, solche manipulativen Fähigkeiten zu besitzen, ihn aus diesem Modus herauszuholen. Das möchte ich auch gar nicht, denn dann wäre ich bereits in dessen Krieg verwickelt. 

Doch achten kann ich ihn, womit ich ihn auch nicht unterschätze – und mich nicht überschätze. Das ist meine Art des Umgangs und das lebe ich hier bewusst vor.

Ich habe nicht vor, Trolle zu missionieren, mich aufzureiben, um einen Zugang zu ihnen zu finden, weil ich meine, dass das eine Anmaßung wäre.

Ein Troll ist eine Rolle. In dieser Rolle kann ein Mensch sich nicht öffnen, er kann nicht reflektieren und er kann auch nicht Verständnis zeigen – nicht aus meiner Sicht. Ein Troll ist ein Krieger und daher gefährlich. Trolle sind Kriegstreiber. Sie arbeiten emsig und zerstörerisch in den Foren auf der unteren Ebene während die Meinungsführer, wie die öffentlich-rechtlichen Sendeanstalten zum Krieg treibende Nachrichten des Wahrheitsministeriums auf der höheren Ebene vermitteln.

Was mache ich, wenn ein Krieger vor meiner Tür steht?

Meine Tür ist hier gemeint als Zugang zum Bereich meiner Autonomie, jenem Bereich, in dem ich meine Entscheidungen tatsächlich selbstbestimmt treffe. Die Tür stellt jene Schwelle, jene Grenze dar, ab der jeder Mensch in Dissonanz gerät, wenn durch sie von außen ein Einfluss schimmert, der Gefahr signalisiert. Selbstverständlich hat auch mein Blog eine Tür und die Entscheidung, wen ich durch diese Tür gehen lasse, ist allein die Meine.

Mit Machtmissbrauch hat das überhaupt nichts zu tun. 

Menschen, die meine Autonomie – auch im Blog – trotzdem verletzen, indem sie sich das Recht herausnehmen, ihre ganz eigene egozentrische Freiheit durchsetzen zu dürfen, um in mein Wohnzimmer zu gelangen, geht Achtung und Respekt vor anderen ab. Liebesfähig, im Sinne des Erfühlens der Befindlichkeiten des Gegenüber sind sie schon gar nicht. 

Propaganda ist in ihrem Machtanspruch ja nichts weiter als eine Sprache des Krieges, des verbalen, visuellen, auf Reize getrimmten Krieges, des Krieges um die Unterwerfung der Hirne. Im Krieg ist Propaganda auch völlig legitim. Sie ist für den Propagandisten legitim, auch für den, der in ferne Länder zieht und diese angreift. Was aber, wenn er vor meiner Tür steht? Soll ich ihn hereinbitten, mich in seine Sorgen hineinfühlen, um seine Probleme zu erfahren, die ihn in den Kriegsmodus gelangen ließen?

Das ist gefährlich und es ist nicht naiv. Es ist überheblich und zeugt von mangelnder Empathie gegenüber genau diesem Menschen.

Ein Mensch im Kriegsmodus ist nicht für Verstehen oder gar Liebe affin. Das kann und darf er auch nicht, denn das würde sein Lebenserhaltungssystem, was ja in dem Kriegsmodus steckt, außer Kraft setzen. Womit wir – wieder einmal – zur Macht kommen.

Denn auch für die Macht gilt: Sie ist weder gut, noch ist sie böse. Sie ist Teil unserer Genesis und hat der Spezies Mensch das Überleben gesichert. Und selbstverständlich wende ich auch Methoden der Macht an, schließlich bin ich ein Mensch.

So wende ich auch Macht an, wenn ein Mensch mit destruktiven Absichten – was ein Merkmal des Kriegers ist – vor meiner Tür steht und trollt, also Krieg gegen Köpfe betreiben will. Dafür wurde ich mal als blauer Krieger betitelt. Ulf ist ein roter Krieger. Ein roter Krieger führt Krieg um seiner selbst willen – dem Selbst des Kriegers. Er führt ihn vollständig fokussiert auf die Gegner, zombifiziert und blind vor Hass. Für ihn gibt es kein Atemholen mehr, keinen Abstand zum eigenen missionarischen Tun. Er führt seinen Krieg ganz und total.

Nein, einen roten Krieger nehme ich nicht in die Arme. Das sagt mir schon das Herz. Um darauf hören zu können, muss ich aber auch gelernt haben, dem Herz zu vertrauen. Bin ich unterworfen, ist es gut möglich, dass mir alles aus dem Ego – dem das durch Ideologien gekapert wurde – souffliert wird.

Trolle kritisiere ich in ihrem Tun, weil sie den Krieg in der Gesellschaft befeuern. Erst wenn ein solcher Mensch in einer Situation ankommt, die ihn halbwegs frei von Angsttriggern sieht, ist er auch in der Lage, Achtung und Respekt zu leben. Dann ist er aber auch nicht in der Rolle des Trolls.

Trolle suchen Opfer und sie suchen sich Plattformen, wo sie mit ihren Opfern – im wahrsten Sinne des Wortes – spielen können. Trollen ist pathologisch. Zu pathologischem Verhalten sollte man die größtmögliche Distanz aufbauen. Mit einem Troll führe ich auf meinem Blog keine Diskussion. Was ich ihm signalisiere ist, dass ich sein Spiel verstanden habe, die Mittel die er dabei benutzt – und dass dieses Spiel hier keinen Platz findet. Das passiert auch nicht jedes Mal, sondern nur dann, wenn ich meine, eine positive Essenz für mich und andere aus dem Wirken des Trolls ziehen zu können.

Trolle knüppeln in unzähligen Foren andere Meinungen nieder. Sie machen dort Menschen mutlos, für die es schon eine große Überwindung bedeutete, überhaupt die eigene Sicht öffentlich zu machen. Trolle versuchen, den Mut zu nehmen. Sie sehen sich selbst als Meinungsherrscher.


Deshalb stehen Trolle immer vor fremden, statt vor den eigenen Türen. Sie wollen überall Zugang und Aufmerksamkeit, denn das verschafft ihnen die Möglichkeit zur Erlangung der Kontrolle über ihre Opfer. Das ist pathologisches Verhalten.


Trolle beschreiben Menschen in einer Rolle, in der sie zwar – weil Menschen – Achtung und Respekt von mir erfahren. Aber auch Macht, die Macht meiner Autonomie.

Mir scheint es sehr kurz gesprungen, wenn ich dann zum Thema höre: „Der macht ja auch nichts anderes“. Der – also ich – mache auch nur Propaganda und ich würde arrogant mit den „Argumenten“ des Trolls umgehen. Die Kritiker verstehen nicht, dass der Troll diese „Argumente“ ganz gezielt als Mittel zum Triggern unseres Egos benutzt, um dann auf einer ganz anderen Ebene Fuß zu fassen.


Nicht ich stehe vor der Tür des Trolls, er steht vor der Meinen. Er steht ganz nah an dem Raum, den jeder Mensch benötigt, um ein Mindestmaß an Sicherheit zu fühlen. Er nutzt skrupellos mein Angebot aus. Er greift in die Autonomie anderer Menschen ein.


Vor etwa zehn Jahren habe ich einen Troll in Echtzeit erlebt. Er tobte sich in Foren aus und hatte gar keine Fokussierung auf ein Thema. Am Anfang fand ich das, was er da tat, noch irgendwie lustig, doch mir wurde ziemlich schnell der Zynismus klar, mit dem dieser, mir im Grunde sympathische Mensch sein Spiel betrieb. Er betrieb es der Kontrolle wegen. Er manipulierte andere Foristen und bekam sich vor Ergötzen kaum noch ein, weil „seinen Puppen“ ihre Rolle nicht bewusst war. Er berauschte sich an Macht, holte sich Kicks und hatte begeisterte, passive Mitteilnehmer. Er tobte rücksichtslos sein Ego aus, was mich aus der heutigen Perspektive noch mehr erschreckt. Wer sich in den Foren Zugang zu diesem Troll ersehnte, dem wurde er gewährt – um benutzt zu werden.


Im Großen wie im Kleinen

Was ich hier im Kleinen beschreibe, können wir auf der gesellschaftlichen Ebene genauso erfahren.

Es ist eben ein Unterschied, ob die syrische Armee im eigenen Land  gegen ausländische Söldner kämpft oder ausländische Söldner – das sind Trolle mit Waffen – in einem fremden Land gegen die syrische Armee Krieg führen. Propaganda verwischt diesen Unterschied und suggeriert den Menschen, dass „da unten“ doch alle das Gleiche machen. Dahinter steckt auch das Narrativ vom „Bürgerkrieg“ und so werden Menschen in die Ausweglosigkeit des „man weiß nicht, wem man glauben soll“ geführt. Dabei wird das Opfer immer weiter gepresst und ihm gleichzeitig mangelnde Offenheit vorgeworfen. Es sind die gleichen pathologischen Prinzipien wie weiter oben beschrieben.

Es spielt in diesem Kontext keine Rolle, inwieweit in Syrien selbst sozialer Konfliktstoff bestand und besteht sowie wer dort welches Unrecht begangen hat. Propaganda holt sich aber genau bei den Schwachstellen des anzugreifenden Systems die Argumente, bläst sie emotional auf und versucht so Menschen vor den eigenen Karren, vor den eigenen Krieg zu spannen. Man überschreitet Grenzen, die syrischen Grenzen – vergleiche die von mir beschriebene Tür, über die wir als Menschen eine Hoheit benötigen. Zuvor rechtfertigt man nach Belieben den eigenen Machtanspruch – fertigt sich also das Recht. Das macht der Troll im Internet ganz genauso. Er testet Schwachstellen der Menschen aus und hat er die sensible Stelle eines Egos getroffen, erfährt er die erhoffte Aufmerksamkeit.

Es ist auf dieser viel größeren Ebene ebenso absurd, ausländische, sektiererische, mit Ideologie und Drogen vollgepumpte Kampfmaschinen in die Arme zu nehmen. Das ist kein Verstehen, es ist Anmaßung. Es hat mit Achtung und Respekt nichts zu tun. Weil diese Menschen darauf abgerichtet sind, zu töten, muss man möglicherweise in den Kampf – den der blauen Krieger gegen rote Krieger – und nein, es ist nicht zulässig, einfach diese Rollen umzukehren. Es sei denn, man möchte selbst Propaganda betreiben.

Das berücksichtigend, werden die Dinge in Syrien doch schon sehr viel einfacher.

Nichts anderes war das Ansinnen des Artikels zum Wirken eines Trolls auf meinem Blog. Trolle bekommen bei mir keine Plattform und ich bin auch nicht lieb zu ihnen. Weil das auch gar nicht funktionieren kann, weder vom in der Trollerei Gefangenen noch vom Angegriffenen. Die emotionale Verfasstheit eines Menschen im Trollmodus dominiert ihn und macht ihn für den Diskurs immun. Er muss aus den Trollmodus heraus, dann kann er sich auch öffnen.


Wir können uns übrigens zwar vornehmen, ab morgen lieb und verständnisvoll zu allen anderen Menschen zu sein. Nur wird das nicht funktionieren – eben wegen auch unserer emotionalen Verfasstheit, die oft nicht so weit von der eines Trolls zu orten ist. Aber wir können Regeln des Zusammenlebens einhalten und so jeden Tag das Feld dafür bereiten, dass tiefes Verstehen im Fühlen, wenn wir es erfahren, dann überleben kann.


Man kann das auch einfach Liebe nennen. Es ist die wahrhaftige, energetische Kraft, die den kleinen Frieden in sich trägt. Jener kleine Frieden, der dann den großen Frieden erst möglich macht. Doch dafür ist ein energetisches Feld unabdingbar. 

Daher führe ich sie vor – die Trolle, nicht die Menschen dahinter! Weil – wie mir erneut bewusst geworden ist – ein Großteil ihrer Opfer überhaupt nicht weiß, wie wirksam die Manipulationstechniken sind, die Trolle ausspielen, um Macht über ihre Mitmenschen zu erlangen. Natürlich tue ich das auch, weil wir allesamt selbst in der Lage sind zu trollen. Die Grenzen sind fließend. Üben wir uns also in Achtung und Respekt, im reflektierenden Verstehen, in Empathie – was noch lange nicht mit der Interaktion zwischen Kopf und fühlendem Herzen vergleichbar ist. Wenn aber auf diesem gepflegten Terrain dann plötzlich unser Herz mit uns spricht, dürfen wir das als großes Glück erfahren.

Abschließend sei gesagt – und da gebe ich so einigen Foristen auch hier im Blog völlig recht – dass man pathologisches Denken nicht bekämpfen kann. Aber man kann es austrocknen, kaltstellen, bewusst nicht würdigen. Ein Trollender, der sein Angebot zu kämpfen einfach nicht mehr gewürdigt bekommt, hat damit auch günstigere Bedingungen, diesen Modus zu verlassen.

Bleiben Sie in dem Sinne schön aufmerksam.


Anmerkungen und Quellen

(Allgemein) Dieser Artikel von Peds Ansichten ist unter einer Creative Commons-Lizenz (Namensnennung – Nicht kommerziell – Keine Bearbeitungen 4.0 International) lizenziert. Unter Einhaltung der Lizenzbedingungen kann er gern weiterverbreitet und vervielfältigt werden. 

(1) 19.11.1979; http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-39686045.html

(Titelbild) Schrei, Gesicht; 21.9.2016; Autor: geralt (Pixabay); https://pixabay.com/de/schrei-person-gesicht-abstrakt-1682140/; Lizenz: CC0 Creative Commons     

Von Ped

15 Gedanken zu „Trolle und die Spiele der Macht“
  1. Hallo Ped,

    Zitat: “Für mich ist es wichtig, dem Angreifer Achtung und Respekt entgegen zu bringen – das ist eine ganze Menge.“

    Damit habe ich schon Schwierigkeiten. Der Duden definiert Respekt als eine “auf Anerkennung, Bewunderung beruhende Achtung vor jemandem“ und “aufgrund seiner höheren, übergeordneten Stellung empfundene Scheu, die sich in dem Bemühen äußert, kein Missfallen zu erregen“. Bei Wiki ist es auch “anerkennende Berücksichtigung des Wertes“.

    So sehr ich mir auch das Hirn zermarter, ich finde kein Schlupfloch, um so einem Troll Achtung und Respekt entgegenzubringen. Sicher kann man krampfhaft einen gewissen Wert an so einem finden, abschreckendes Beispiel oder ähnliches, aber keinen im Sinne des Wortes. Einen ehrenhaft kämpfenden Gegner kann ich respektieren und achten, aber nicht so eine Kanaille (ein Geusenwort, über das sich ein Ulf sicher freut). Verständnis kann ich ihm entgegenbringen, mehr aber auch nicht.

    Herzliche Grüße

    1. @Till Sitter

      Auch wenn ich offensichtlich nicht angesprochen bin, möchte ich gern den Hinweis loswerden, dass der zu zollende Respekt á lá Wikipedia (anerkennende Berücksichtigung des Wertes) dem Menschen an sich zu gelten hat, selbst wenn dieser sich als Troll betätigt.
      Ohne diesen Respekt vor und für den Mitmenschen wird friedliches Zusammenleben schwierig.

      1. Hallo Paleene,

        ganz egal wer angesprochen ist, hier kann jeder reingrätschen und ich freue mich über den Kommentar. Nur so kommen wir weiter.

        Wie Ped oben schon schrieb, ist der Ulf ein “roter Krieger“. Es sind Typen wie Ulf, die ein friedliches Zusammenleben unmöglich machen (wollen). Wenn er auch ein Mensch ist, so betrachte ich ihn doch nicht als Mitmenschen. Egal wie ich es drehe und wende, Achtung und Respekt kommt bei mir nicht auf. Im Grunde ist es mir ziemlich egal, was Menschen tun, wenn sie jedoch gemeingefährlich werden, gehören sie ausgeschaltet, wie auch immer. Es mag nicht so dramatisch scheinen, was der Ulf schreibt, aber die Seite, die er vertritt, ist eine Gefahr für die ganze Menschheit. Mir ist schon klar, was Ped damit beabsichtigt, wenn er solchen Leuten mit Achtung und Respekt begegnen will, mein Weg ist das nicht. Vielleicht kommen ja Argumente, die mich anders denken lassen, der Hinweis auf den Menschen an sich und ein friedliches Zusammenleben tut es nicht. Trotzdem danke für den Kommentar. 🙂

    2. Lieber Till Sitter,

      jemanden Achtung und Respekt entgegen zu bringen, der dies aufgrund seines Verhaltens nicht verdient hat, ist die hohe Kunst. Stellen Sie sich vor einen Spiegel und sagen Sie Ihrem Spiegelbild, was sie Ulf sagen wollen. Wenn Ihr eigenes Spiegelbild so mit Ihnen spricht, dass Sie sagen können, dass hier ein Mensch angemessen mit Ihnen spricht, haben Sie die Wortwahl gefunden, die Sie wählen sollten.
      Oder einfacher gesagt, gehen Sie mit anderen Menschen so um, wie Sie es für sich selbst erwarten. Sie werden, bzw. fühlen sich angegriffen. Kämpfen Sie mit Ihren Mitteln, nicht mit denen des Angreifenden. Ulf erwartet keinen höflichen oder respektvollen Umgang. Seine Wortwahl ist entsprechend gewählt. Ihre Stärke ist Ihre Selbstachtung, die Sie auf andere, die diese mglw. nicht haben, projizieren können. Ulfs Angriffe verpuffen, wenn seine Waffen kein Wirkung zeigen. Ped stellt Ulf auf eine Bühne, auf der er vermutlich nicht stehen wollte. Diese Möglichkeit haben Sie nicht. Sie können „nur“ Sie selbst bleiben. Ein würdevoller Mensch, der es nicht nötig hat, sein Anspruchsniveau an sich selbst und an Andere herabzusenken, um in den Kampf zu ziehen. Somit vermeiden Sie eine Verrohung der Sprache und Ulf bleibt eine Ausnahmeerscheinung (hier im Blog), dessen Gift keine Wirkung zeigt.

      Viele Grüße


      Ein Hammer – oder auch: Voll den Nagel auf den Kopf getroffen. Genau darum geht es mir. Großes Dankeschön für Ihre Reflexion, Björn! Herzlich, Ped

      1. Lieber Björn,

        es ist wohl so, dass mich die Worte Achtung und Respekt stören. Ein gewisses Maß an Höflichkeit so einem Typen gegenüber ist zu bewahren, aber doch nicht aus Achtung Respekt vor dem Troll, sondern um jene nicht vor sich selbst zu verlieren. Achtung und Respekt impliziert doch auch immer Anerkennung, die ich wohl einer Meinung, die ich nicht teile, entgegenbringen kann, nicht jedoch der Propaganda eines Trolls. Aber Ihre Worte haben mich sehr nachdenklich gemacht und ich hoffe gerade, dass ich nicht zu einem werde, der auch noch die andere Wange hinhält.

        Herzliche Grüße

      2. Was Achtung und Respekt angeht, haben Sie recht. Es ist in diesem Fall wirklich nicht leicht.
        Aber sehen Sie, was Ulf erreicht hat. Er hat sie wütend gemacht. Er hat Sie emotional getriggert und Sie wollen ihm entsprechend emotionsgeladen entgegentreten. Das war sein Job. Den hat er gut gemacht. Respekt (im negativen Sinne)! Schreien Sie ihre Wut darüber hinaus. Ulf wird es nicht hören, es sei denn, er ist Ihr Nachbar . Schreiben Sie diese Wut nieder und zeigen Sie auf, mit welchen Techniken Ulf Sie triggern konnte. Es wird sicherlich ein interessanter Artikel daraus entstehen. Und Sie werden herausfinden, dass Ulf es beabsichtigte, dass gegen ihn angekämpft wird, mit Wut im Bauch und Schaum vorm Mund. Am Thema vorbei, die Diskursethik zerstörend. (Funktioniert bei Twitter übrigens hervorragend, da dort jegliche Moderatorin fehlt.) Lassen Sie Ulf als negatives Einzelexemplar im Regen stehen.

        Viele Grüße und einen guten Rutsch ins neue Jahr

        1. Ulf hat mich gar nicht wütend gemacht. Verachtung hat hervorgerufen, aber daran arbeite ich auch noch. 😉

  2. Lieber Ped, von Herzen Dank für diese ausführliche Erörterung eines Phänomens, das wie beschrieben auf allen Ebenen zu finden ist.
    Dieser Artikel ist mir Bestätigung und Aufforderung zu gleich. Besser können Worte zum ausgehenden Jahr nicht sein!

    Allen einen berührenden Altjahresabend und einen gelungenen Start in ein friedliches neues Jahr!

  3. Trolle versuchen den Feind zu vernichten . Jedes unlautere / unfaire Mittel ist recht . Der Troll an sich ist entweder Opfer einer Ideologie , die ihn fanatisiert hat oder er macht seinen Job gegen Bezahlung . Beides setzt eine ausgesprochene Charakterlosigkeit voraus . Auch ich habe vor ca. 10 Jahren in einem sozialen Netzwerk , das es nicht mehr gibt , entsprechende schlechte Erfahrungen mit solchen Menschen gemacht , die mich zu oben geäusserter Meinung veranlassen . Da waren ganze Troll – Armeen unterwegs , verstärkt auch noch durch eigen kreierte Fakes , die nur einen Willen hatten : Zerstörung oder Lächerlichmachung von Personen , die im Sinne positiver Veränderung für den Mitmenschen unterwegs waren , die Lügen und Heuchelei politischer Kreise ins Visier nahmen und benannten und diese kritisierten . Sie erinnern mich irgendwie an die sog. Antifa , die sich ohne weiteres vor einen Karren spannen lässt und das auch noch gegen Bezahlung . Ich kann diesen Menschen nichts abgewinnen , möchte zu solchen Individuen keinerlei Kontakt und werde sie , wenn Begegnung unvermeidlich , völlig ignorieren . Jegliche Auseinandersetzung mit einem Troll ist verlorene Zeit . Ich respektiere , dass sie zur Gattung Mensch gehören . Mehr ist nicht drin .

    LG ,
    RC

  4. Das Meiste was ich zum Umgang mit diesen Menschen beitragen würde ist im Beitrag und den meisten Kommentaren schon gesagt aber einiges möchte ich noch hinzufügen.
    „Das Leben/Lebewesen als solches ist immer zu respektieren!“
    Die Taten von Trollen, Psychopathen und Gewalttätern sind es die Angesprochen, ins Licht gerückt und jedem vor Augen geführt werden müssen.
    Diese, gehören wie auch wir, zur Gattung Mensch und es gibt kein Lebewesen auf diesem Planeten welches nicht immer den gleiche Respekt vor seinem Leben verdient hätte, welchen wir uns auch für unser eigenes Leben wünschen und einfordern.
    Es macht niemanden zum Troll oder Psychopathen nur wenn es jemand behauptet, aber seine/ihre Taten sprechen für sich und an denen muss sich jeder messen lassen und die Verantwortung dafür tragen.
    Leider ist es in der menschlichen Psyche und Realität noch sehr verankert dass der Faktor Macht diesen so sehr gebrauchten repektvollen aber auch alles aussprechenden Umgang verzerrt und in der großen Masse unterdrückt. Egal ob das im Freundeskreis, Familie, Arbeit oder Politik ist, die, die Macht haben, benutzen diese entweder sofort oder nach dem sie von dieser „angefixt“ und süchtig gemacht wurden, fast nur noch um ihre Gelüsste auszuleben und zu befriedigen, ob sie dies aus Wissenheit, Überzeugung oder gar Unwissenheit machen spielt für das Resultat welches sie damit der Menschheit antun keine Rolle, sonder es zählen nur ihre Taten an denen wir uns orientieren müssen und in der Zukunft in der großen Massen lernen müssen diese ans Licht zu bringen und unseren Mitmenschen vor Augen zu führen um sie dafür zu sensibilisieren solches in der Zukunft nicht mehr zu zu lassen.
    An das Innere des Menschen kommt, wenn überhaupt nur das Individum selbst heran, weder Gott, das Schicksal oder gar andere Menschen, niemand außer man selbst kann, so man den gewillt ist, sein eignes Inneres erkennen, realisieren und ggf. versuchen die schädlichen Charaktereigenschaften auszuschalten, und aus diesem Grund bringt es garnichts sich mit dem „Ulf“ als Person einzulassen, denn da kommt nur er dran und uns bleibt nur seine Taten zu realisieren, zu analysieren und indem wir sie ans Licht holen, auch zu entkräften und unschädlich zu machen.
    Ich muss zugeben dass ich selber auch „warme“ Momente in meinem Inneren spüre, an denen ich Emphatie für diese Mitmenschen spüre und glaube dass die Meisten im Grunde wirklich wenig bis garnichts dafür können dass ihnen die Natur und das Schicksal einen so sehr bösen Streich spielt, und sie durch das Glaubenmachen dass sie Täter und nicht selber Opfer sind koplett verführt, nur, in letzer Zeit habe ich erkennen müssen dass diese empathischen Gefühle nur Opium für mein eigenes Innere ist und weder dem Gegenüber etwas bringt, oder ihn dazu bewegen kann sein für die Gesellschaft schädliches Handeln zu erkennen oder gar zu ändern. Leider haben sie sich für einen empathischen Umgang mit ihnen selber mit ihren Taten disqualifiziert und verdienen diesen auch nicht. Das einzige welches ich noch empatisch sehe und fühle ist der Schmerz den sie in dieser Welt anderen Menschen antun und das ist auch der größte Grund für mich persönlich warum ich nie zu Trollen, Psychopathen und ihren Taten schweigen werde, egal wer oder was sie selber glauben zu sein, denn ihre Opfer verdienen den Schutz derer die die Kraft und den Mut aufbringen die Täter ins Licht zu holen, auch wenn die meisten Opfer dies weder so ekennen oder gar würdigen können da sie selber auf der gleichen Ebene oder sich in der gleichen Matrix befinden wie ihre Peiniger.
    Allen ein guten Rutsch ins neue Jahr und viel Glück& Gesundheit!!!

  5. Empathie hat immer zwei Aspekte, einen kognitiven und einen emotionalen. Der Psychopath beherrscht den kognitiven, bzw. ist darauf reduziert. Wie sonst könnte er seine Opfer manipulieren? Die emotionale Seite der Empathie, das Fühlen im Sinne eines Mitschwingens dank der Spiegelneuronen, ist ihm fremd, es ist ihm völlig egal, wenn es seinem Gegenüber schlecht geht. Da spiegelt nichts, da schwingt nichts, reine Egozentrik.
    Da hilft dann dem Gegenüber nur der kognitive Aspekt der Empathie.

  6. Hallo allerseits,

    Die Überführung des Trolls aus der nordischen Mythologie finde ich ungeeignet, wiewohl das nicht mehr zu ändern ist, bis die nächste Sau durchs Dorf getrieben wird und dieser Begriff durch übermäßige Verwendung für alles und jeden abgenutzt sein wird.
    Fast noch wichtiger als den Umgang mit echten Trollen finde ich den Umgang mit Diskussionen, in denen man selbst als Troll bezeichnet wird – was nichts weiter ist als die Weigerung, zu diskutieren und sich auf die Argumente einzulassen. (So es welche gibt – Ihren Ausführungen zu Ulf, dass es da keine Argumente gab, stimme ich zu). So wie auch das immer wieder gebrachte Mem der MSM mit der „Petersburger Trollfabrik“, der nicht passende Kommentare gern zugeordnet werden. Wenn man also die Bedeutung des Wortes Troll über die Breite der Sprecher verallgemeinert, kommt man eher zu „jemand, der die Position der Gegenseite nachdrücklich vertritt und die eigene Position angreift/hinterfragt“.
    Leute, die sich in der B-Story behaglich eingerichtet haben, empfinden ein Hinterfragen, sei es noch so argumentiert, als schwere Störung und wehren sich dagegen indem der Gesprächspartner als Troll (oder wahlweise Verschwörungstheoretiker) eingestuft und die Diskussion damit beendet wird.

    Herzliche Grüße,
    Bernd

  7. Ich bin froh, dass Peter Frey uns mit und in seinem Blog ein Forum bietet, in dem wir uns alle gegenseitig helfen, unsere jeweils eigene Meinung herauszubilden und auch immer wieder einmal umzubauen. Ich habe den Eindruck, dass die jeweiligen Meinungen durch unseren offenen Austausch immer klarer werden, ohne dass sie auf einen gemeinsamen Fixpunkt zustreben. Wir lernen die Standpunkte der anderen immer besser verstehen, ohne dass wir dem Zwang unterliegen, uns immer weiter annähern zu müssen. Ich danke Peter Frey, dass er das dafür notwendige Biotop aufgebaut hat und sich schier unermüdlich darum kümmert, dass die Vitalität in seinem Biotop erhalten bleibt. So verstehe ich auch sein Bemühen um eine Hausordnung und deren Durchsetzung. Also auch von mir nochmal vielen Dank Peter – auf das das Jahr 2019 mindestens so spannend und produktiv wird wie das vergangene Jahr!

    Ich schwimme zeitlebens am Rand immer wieder anderer Schwärme. Ich bin ein Grenzgänger, schwimme mal an den Rand dieses, mal an den Rand jenes Schwarms. Ich finde überall interessante Ideen und wertvolle Menschen und bringe im Gegenzug Kunde vom Rand fremder Schwärme. Obwohl ich auch gerne mal die wohlige Geborgenheit und Wärme in der Mitte eines Schwarms spüren würde, bin ich nicht bereit, die dafür notwendigen Kompromisse einzugehen und das Wandern zwischen den Schwärmen zu lassen. In der Mitte eines jeden Schwarms herrscht eine falsche Loyalität gegenüber der Mehrheitsmeinung, dem Narrativ und dem Anführer. Wann immer ich bisher der Mitte eines Schwarms zu nahe gekommen bin, wurde ich von dem Schwarm wieder herausgeeitert. Das hat manchmal geschmerzt, hat mich bisher aber immerhin zuverlässig davor bewahrt den bequemen Wärmetod zu sterben. Ich habe gelernt, dass ich mit Menschen, die in die Mitte eines Schwarms leben können nicht auf Dauer zurecht komme. Ich bin zu dem Schluss gekommen, dass die Mitte des Schwarms ein Problem derer ist, die nur dort leben können. Ich mache mir deren Problem nicht zu eigen. Vermutlich komme ich auf Dauer nur mit Menschen zurecht, die selbst auch nur am Rande von wechselnden Schwärmen leben wollen und offen sind für andere Sichtweisen und Erfahrungen. Ich würde mich freuen, wenn wir Foristen auch im Jahr 2019 in diesem Sinne zusammenarbeiten könnten. Vielleicht können wir uns ja auch mal irgendwo für ein Wochenende treffen? Am Ende geht nichts über persönliche Kontakte.

  8. Sehr geehrter Herr Frey, lieber Ped,
    zunächst erst einmal die besten Wünsche für das Jahr 2019.
    Ich mache um den Jahreswechsel, so ab 20.12. bis Anfang Januar jedes Jahr eine Art „Internetpause“, d.h. ich nehme mir Zeit für Dinge, die weitestgehend analog funktionieren. Daher auch mein verspäteter Kommentar.

    Die Bezeichnung „Troll“ ist ein Totschlagargument, im Sinne von Ketzer, Ungläubiger, Häretiker, Trotzkist, Kommunist, Hetzer (…). Im konkreten Fall Ulf sicherlich angebracht, das pdf mit seinen „kritischen Kommentaren“ ist schon eine Wucht. Trotzdem sollte man aus meiner Sicht immer versuchen, den Dialog auf der Sachebene zu führen. Dies wird in diesem Blog auch konsequent gemacht. Auf anderen Blogs oder Foren ist jemand ein schon ein Troll, wenn die Zeichenkombination WTC7 im Kommentar auftaucht. Wovor wir uns alle hüten sollten, in intellektuelle Selbstgerechtigkeit zu verfallen, und jeder konträren Ansicht Trollerei zu unterstellen. Dies würde eine Diskussion unmöglich machen.

    Interessant finde ich den Bogen vom „Troll“ zum Söldner, das ist sauber gedacht, es sind vermutlich dieselben Mechanismen.

    Viele große Medien bringen immer wieder bis zum Erbrechen emotionalisierte Beiträge, wenn hierfür Quellenbelege notwendig sein sollten, kann ich die gern liefern. Es ist ein interessantes Erlebnis, die Tagesschau mal im Radio zu hören, mußte dies in den letzten Tagen dies mehrmals machen, da ich der Situation nicht ausweichen konnte (Autofahrt als Beifahrer im fremden Wagen). Mit dem Fehlen der Bilder merkt man sehr schnell, wann sachliche Information endet und emotionalisierende Vereinnahmung beginnt. War hier ja auch mehrfach schon Thema. Die Wichtung ist schon erstaunlich, es ist auch etwas anderes, es schon immer gewußt zu haben und es am eigenen Leib relativ unangenehm zu erfahren, da die visuellen Bilder fehlen, achtet man automatisch stärker auf Tonlage, Tonfall usw. Ein echtes Damaskuserlebnis!
    Vielleicht steckt hinter mancher Trollerei auch einfach nur mit passenden Emotionen verquicktes oberflächliches Wissen und der Drang vieler Menschen, mitreden zu müssen, denn wir sind eine staatenbildende Spezies.

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