Der Norweger Christian ist ein Weltenbummler, der schon viele Gegenden dieser Welt bereist hat. Auf seiner Seite Unusualtraveler veröffentlicht er seit einigen Jahren Fotodokumente seiner Reisen. Im Herbst 2017 besuchte er Syrien und brachte eindrucksvolle Bilder aus den größten Städten dieses Landes (Damaskus, Aleppo, Homs) zurück. Chris hat mir die Veröffentlichung seiner Aufnahmen auf meiner Seite gestattet, wofür ich mich sehr herzlich bei ihm bedanke. 


Für Außenstehende haben Christians Bilder etwas Surreales. Das hat damit zu tun, welche und in welcher Form wir Kenntnisse über das Land erhalten, was uns ein dystopisches Bild Syriens aufdrängt. Diese Art und Weise Informationen zu verbreiten, ist übrigens typisch für die Berichterstattung der Massenmedien und nicht ohne Folgen für unsere Psyche.

Natürlich: Viele zehntausend Menschen sind dort in einem mörderischen, von außen in das Land geschleppten Konflikt gestorben, Syrer und Ausländer. Als die Medien und ihre Kriegshetzer wie Christoph Sydow sich vor einem Jahr fast überschlugen ob des – so wörtlich – „Falls von Aleppo“ (1), kannte die Heuchelei über das Mitgefühl um die Zivilbevölkerung dort keine Grenzen. Nach dem „Fall“, also dem Verschwinden der Islamisten aus der Stadt, wurde es allerdings rasch ruhig, was den Aufruf der Medien „an die Weltgemeinschaft“ angeht, den Menschen dort unbedingt helfen zu müssen. Der Ruf nach „humanitären Korridoren“ schallt mir noch heute in den Ohren. (a1)



Aleppo hat zwei Gesichter, ein weitgehend Unzerstörtes, in dem der Alltag, bei allem Mangel der Syrien aktuell auch prägt, rasch wieder Einzug gehalten hat. Auf der anderen Seite gibt es stark zerstörte Stadtviertel in Ost-Aleppo, in denen sich die Kämpfe mit den Milizen der FSA (Freie Syrische Armee) anfangs und den salafistischen Milizen von al-Nusra und Co. nachfolgend abspielten. Doch zuerst muss man erstmal nach Aleppo kommen; Christians Weg führte über die Khanasser Road.



Sie ist eine Lebensader Syriens und verbindet die beiden größten Städte des Landes, die Hauptstadt Damaskus im Süden sowie Aleppo im Norden miteinander. Lange Zeit war die Khanassar Road eine der gefährlichsten Straßen Syriens (2) und bis heute ist sie nicht vollständig sicher vor Beschuss durch Extremisten, welche Gebiete in den Provinzen Hama und Idlib nah der Straße nach wie vor besetzt halten.



Sehr wohl ist die Millionenstadt im Norden Syriens vom Krieg gezeichnet, so wie die stark beschädigte Große Moschee (Almayyadin Moschee):



oder der historische Basar (Souq). Von alters her ist Aleppo ein bedeutende Wirtschafts- und Handelsmetropole gewesen.



Auch Monate nach Ende der Kämpfe findet man immer wieder alte Munition, wie diese hier aus sogenannten Höllenkanonen islamistischer Milizen:



In Ost-Aleppo liegen ganze Straßenzüge in Trümmern. Über Monate tobten dort erbitterte Auseinandersetzungen:



Doch die Stadt lebt; Zerstörtes und Unzerstörtes liegen eng beeinander:



Die meisten kulturhistorischen Bauwerke wie hier die (im Prinzip unzerstörte) alte Zitadelle sind bereits wieder zugänglich:



Dem Innenbereich der Großen Moschee dagegen sieht man die Kriegsspuren deutlich an. In diesem Bereich fanden viele Kampfhandlungen statt; selbst zwischen verfeindeten islamistischen Gruppen:



Die Situation in Syrien schön zu reden, taugt ebenso wenig, wie das Bild dieses Landes nur in düsteren Farben zu malen. Die Menschen dort nehmen die Herausforderung an und suchen die Rückkehr in ein normales Leben. Auch davon kann Chris berichten:



Obwohl der Krieg aus Teilen des Landes noch nicht verbannt ist, kehrt das Land Schritt für Schritt zur Normalität zurück. Aleppo nimmt langsam wieder den Rhythmus der früheren pulsierenden Millionenstadt an. Immer mehr Händler öffnen ihre Geschäfte und die Straßen sind voller Betriebsamkeit.



 

 

Sei noch notiert, dass sich Deutschland Tag für Tag seiner Chancen mehr beraubt, eine Rolle beim Wiederaufbau dieses Landes zu spielen. Es ist gut zu wissen, dass Syrien echte Solidarität anderer Staaten erfahren kann, auch wenn die sich nicht großspurig als alternativlose Wertegemeinschaft preisen.

 

 

Danke noch einmal an Sie, Chris.

Bleiben Sie alle in dem Sinne schön aufmerksam.


Anmerkungen

(a1) Die Lügen um den „Fall von Aleppo“ hat der Blog Propagandaschau in mehreren Artikeln hervorragend festgehalten. Beispielhaft dafür >>> dieser zu empfehlende Artikel.

Quellen

(1) 1.12.2016; http://www.spiegel.de/politik/ausland/syrien-die-schlacht-um-aleppo-und-ihre-folgen-a-1123759.html

(2) 22.2.2016; https://www.almasdarnews.com/article/syrian-army-recaptures-shilala-al-kabeera-along-the-khanasser-ithriyah-road/

(Bildmaterial) Alle Bilddokumente (einschließlich Titelbild) vom Oktober 2017; Autor: Christian; Quelle: http://unusualtraveler.com/aleppo/; Lizenz: k.A.; Veröffentlichung mit persönlicher Genehmigung des Autors

Von Ped

Ein Gedanke zu „Aleppo – zurück zum Frieden“

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